Erneut sensibilisiert durch dieses Thema, sind mir in den letzten Tagen online vermehrt Gesuche nach Spielleitungen aufgefallen, die mich mit Fragezeichen zurücklassen. Ich will hier niemanden bloß stellen und am Ende ist das alles eine Frage von Angebot und Nachfrage, deshalb verlinke ich jetzt keine Beispiele. Aber das geht dann ungefähr so:
"Hi, wir suchen für [System] noch einen Spielleiter. Melde dich gerne, ciao"
Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine Anfrage über Spielerzentrale.de, wo mich einige junge Leute gefragt haben, ob ich Ihnen eine Einstiegsrunde D&D leiten würde. Darauf habe ich Ihnen freundlich geantwortet, dass ich zwar kein D&D leite, aber Ihnen gerne eine Runde für ein anderes System zum Kennenlernen des Hobbys anbieten könne. Daraufhin haben sie - tadah! - schlicht nicht mehr reagiert. Also so wie in: gar nicht. Auch nicht "danke, aber passt für uns nicht". Sondern schlicht null.
Aber zum größeren Topic: Ich muss zugeben, dass dieser Thread in mir etwas ins Rutschen gebracht hat - so, als würde ich hier gerade so richtig aufwachen. Der Spielleiter kauft also die Sachen, liest sich alles durch, lernt die Regeln, bereitet Abenteuer oder ganze Kampagnen vor, investiert Geld und Stunden um Stunden. Und den Spielern ist häufig nicht einmal zuzumuten, eine zweiseitige Vorgeschichte ihrer Figur zu schreiben oder sich auch nur die Regeln oder die Grundlagen der Spielwelt zuzulegen geschweige denn, sie nach Jahren mal gelesen zu haben.
Irgendwo oben hat jemand sinngemäß geschrieben: Das Rollenspiel ist eigentlich das Hobby des Spielleiters. Er kann froh sein, wenn er ein paar Leute findet, die überhaupt mitspielen, denn die würden genauso gut auch einfach einen Film gucken oder eine Runde Mario Cart zocken.
Und ich sitze hier und frage mich: Ja spinne ich denn? Warum mache ich das? Bin ich irgendwie süchtig (und wenn ja, nach was)? Habe ich keine Alternativen? Bin ich (wie manchmal bei der Terminfindung unterschwellig angedeutet wird) der einzige, der sonst nichts zu tun hat?
Ganz ehrlich: Dieser Thread hat bei mir in den letzten Tagen ein paar ziemlich große Nägel in den Sarg des Hobbys "Rollenspiel" geschlagen. Es sind nicht die ersten, aber es könnten tatsächlich die letzten gewesen sein.