Autor Thema: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe  (Gelesen 57403 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline torben

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 368
  • Username: torben
Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #325 am: 22.06.2025 | 18:45 »
Session 123: Teil 3

Im Verlauf des nächsten Tages passiert der Konvoi die Stelle, an welcher die Gefährten auf Hartan und seine Begleiter getroffen waren. Von den Zelten der Flüchtlinge aus Karn Ord ist jedoch nichts mehr zu sehen, und es sieht so aus, als seien sie bereits weitergezogen. Auch jetzt reagiert Avgan noch immer genervt und gereizt, wenn Arrohir das Gespräch mit ihm sucht. Diese Einstellung ändert sich erst am Abend, als der Anführer des Konvois mit zwei Bierkrügen zu Arrohir kommt und ihm mit den Worten: "Da man Euch ja offenbar nicht los wird, muss ich mich wohl mit Euch arrangieren" einen davon übereicht, bevor er fortfährt: "Aber dazu muss ich wissen, wer Ihr seid und von wo Ihr kommt." Der junge Dunadan erwidert, dass es ihm mit Avgan ebenso gehe, er ihm aber gerne Auskunft über sich und seine Begleiter erteilen werde. Doch schon nachdem er dem Mann erklärt hat, dass sie der Heren Calatirnoron, der Orden der Wächter des Lichts, seien, fällt ihm Avgan ins Wort und sagt, dass Arrohirs Akzent in Ostron zu schrecklich sei, als dass man ihm zuhören könne. Da die Gefährten Avgan noch immer nicht wissen lassen wollen, dass Tinulin die gemeinsame Sprache des Ostens perfekt beherrscht, übernimmt Mo die Aufgabe, zwischen Arrohir und Avgan zu übersetzen. Der junge Dunadan erklärt Avgan darauf, dass sie aus dem fernen Westen stammen, den König Rallah von Chey Sart mit Krieg überziehen wolle. Er selbst stamme von einem Volk, das in der Sprache des Ostens als "Pfurz" bekannt sei, auch wenn diese Bezeichnung schrecklich klinge. Zu ihrer Gemeinschaft würden neben den Menschen sodann auch zwei "Oarschs" und zwei Zwerge gehören. Sie hätten am Steppenturnier von Chey Sart teilgenommen, wobei es zu einem Konflikt mit König Rallah gekommen sei. Anschliessend hätten sie die Schlange von Cyan in der goldenen Stadt Skad besucht und seien nun in die Heimat von Ubbe und den anderen Wettstreitern von Ubain gekommen.
Avgan hört sich Arrohirs Geschichte mit zunehmender Verwunderung an und sagt schliesslich: "Ihr seid kein sonderlich guter Geschichtenerzähler, denn Eure Erzählung klingt viel zu fantastisch, als dass sie der Wahrheit entsprechen könnte. Sagt mir deshalb, wieso ich Euch glauben sollte?" Arrohir erwidert darauf ganz ruhig, dass er ihm wirklich glauben könne, da er die Oarschs und Zwerge ja mit eigenen Augen sehen könne. Während er Avgan auch noch einige seiner Narben von vergangenen Kämpfen präsentiert, sagt Arrohir schliesslich mit einem anerkennenden Schmunzeln: "Das grösste Wunder aber ist, dass Mo trotz der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit der Nacht noch immer hier draussen bei uns weilt."
Auf Avgans Frage, weshalb König Jubaba sie mit der Begleitung des Konvois beauftragt habe, erklärt Arrohir, dass der Wagenzug eine wertvolle und für Ubain wichtige Fracht transportiere, welche es sicher nach Ramsarin zu bringen gelte. Dies führt Avgan zur Frage, was der König Arrohir und seinen Begleitern bezahlt oder versprochen habe, worauf der junge Dunadan antwortet, dass er ihre Spesen für die Reise nach Ramsarin decke. Er fügt an, dass der Heren Calatirnoron das Kollektiv der Schlange von Cyan unterstütze, auch wenn der Tribut des Stollendienstes der Ausrichtung des Ordens widerspreche, weshalb sie sich in einem gewissen Dilemma befinden würden. Auf Avgans Frage, was sie überhaupt in den Osten verschlagen habe, erklärt Arrohir, dass sie zunächst einfach nur Bóins II. Heimat im Eisengebirge hatten besuchen wollen. Bóins II. Fürst habe sie dann aber ans Steppenturnier nach Chey Sart entsandt, wo sie auf viele Reiche des Kollektivs der Schlange von Cyan gestossen und von der Grösse und Vielfalt des Osten überrascht worden seien.
Als Avgan fragt, weshalb die Gefährten dem Kollektiv der Schlange von Cyan helfen, erwidert Arrohir, dass sie das Kollektiv als einen Verbund von Reichen unterstützen würden, der nicht daran interessiert sei, den Westen zu überrennen. Avgan gibt indessen zu bedenken, dass der von den Reichen dem Kollektiv zu leistende Tribut offenbar dem Geist des Ordens widersprechen würde, worauf Arrohir sagt: "Ihr habt Recht, was diesen Punkt betrifft. Im Westen würde der Zusammenhalt eines solchen Kollektivs eher auf der Grundlage von Treue und Liebe sowie Bruderschaft aufgebaut werden." Avgan erwidert darauf, dass diese Grundprinzipien der Schlange von Cyan nichts bedeuten würden, zumal sie kein Erbarmen kenne.
Nach einer kurzen Pause sagt Arrohir, dass beim Kollektiv eine Generation von Menschen in die Stollen gehen müsse, während bei Rallahs Allianz ein ganzes Volk in den Krieg mit dem Westen ziehen müsse, aus welchem es keine Widerkehr gebe. Avgan entgegnet darauf halb wütend und halb traurig, es wäre zutreffender zu sagen, dass eine Generation von Menschen in den Tod geschickt werde statt in die Stollen, denn nichts anderes erwarte sie dort. Frustriert fügt er an: "Noch ganze 12 Jahre! Und Jubaba unternimmt nichts gegen dieses Unrecht!", wobei er mit der Faust in den Schnee schlägt. Arrohir erwidert, dass der König an dieser Situation leider auch nichts ändern könne, zumal auch seine eigene Tochter, Prinzessin Jubara, eine Geisel der Schlange von Cyan sei und durch den langen Aufenthalt in Skad auf eine eigene Familie verzichten müsse. Erschöpft entgegnet Avgan, dass Jubara am Ende des Dienstes aber zumindest noch leben werde, während diejenigen, die in den Minen arbeiten müssen, zu Tode kommen. Als Arrohir dem Mann zu bedenken gibt, dass die jetzige Situation immer noch besser sei, als wenn der König seine Untertanen frei nach Belieben in einen Vulkan werfen würde, erwidert Avgan, dass der Tod in den Minen keinesfalls als eine Erlösung betrachtet werden könne. Auf diese Antwort fragt Arrohir, ob in den Minen ein Siegel gebrochen worden sei, und erklärt, dass sie an den versiegelten Toren zu Utumno, der alten Festung des Feindes der Welt, gestanden hätten. Er möchte von Avgan auch wissen, ob es in den Minen Dämonen gebe. Als Mo diese Worte von Arrohir hört, hält sich sich entsetzt die Ohren zu und sieht nur noch starr ins Feuer, ohne weiter zu übersetzen, weshalb Avgan mit Arrohirs begrenzten Ostronkenntnissen Vorlieb nehmen muss. Mit unheilvoller Stimme fügt Arrohir an, dass ein Anschluss an die Allianz von König Rallah zweifelsfrei noch schlimmer wäre. Sie hätten mit Rallah gegessen und seinen Fluch hautnah miterlebt. Eindringlich appelliert er an Avgan, sich von Rallah abzuwenden, da er nicht die Lösung sei, worauf der Mann fragt, was Arrohir denken lasse, er sei an einem Bündnis mit Chey Sart interessiert. Arrohir erklärt darauf, er habe dies gesagt, weil es nur diese beiden Bündnisse gebe. König Jubaba setze alles daran, damit die Tortur seines Volkes nach 12 Jahren ein Ende habe. Mit einem spöttischen Blick entgegnet Avgan, so wie Arrohir das sage, klinge es, als glaube er, dass er, Avgan, ein anderes Ziel verfolgen würde. Arrohir erwidert, dass er das nicht hoffe, zumal man nicht einfach aus dem Kollektiv der Schlange von Cyan ausscheiden könne. Der junge Dunadan fügt indessen an, dass er gerne dabei behilflich wäre, sich alternative Lösungen auszudenken. Avgan entgegnet auf dieses Angebot jedoch nur: "Kommt mir auf dem Weg nach Assadin einfach nicht in die Quere, denn dieser Konvoi muss sein Ziel erreichen, aber das mache ich auf meine Art." Arrohir stimmt seinem Gegenüber zu, dass der Wagenzug ankommen müsse, und sagt, dass die Calatirnor ihn im Schmerz und in der Weisheit unterstützen werden, nicht aber im Hass und im Wahnsinn.
Nachdem Arrohir und Avgan ihr Gespräch beendet haben, bemerkt Arrohir, dass Mo seit der Erwähnung von "Dämonen in den Minen" nicht mehr gesprochen, sondern nur noch starr ins Feuer geblickt hat. Als er sie leicht anstösst und sie total verängstigt sagt, dass sie nun kein Auge mehr zumachen könne, redet ihr Arrohir gut zu und verspricht, vor ihrem Zelt Wache zu halten.

Nach einer ruhigen Nacht zieht der Konvoi weiter und erreicht am Abend des 6. Februar 2789 3Z den Fuss des Vorgebirges. Unterwegs hat Arrohir mit Bóin II. über seine Unterredung mit Avgan gesprochen und ihm gesagt, er glaube, dass in den Tiefen der Minen ein oder mehrere Siegel durchbrochen worden seien und sie es mit Dämonen zu tun haben könnten. Beim Abendessen kommt Avgan zu Arrohir und sagt ihm, dass zwei Wagen des Konvois eine andere Route über das Vorgebirge nehmen werden. Dies sei indessen nicht das Problem der Gefährten, welche den Hauptzug zu begleiten und beschützen hätten. Als Avgan Arrohir die Ladung der beiden Wagen auf dessen Nachfrage nicht offenlegen möchte, informiert der junge Dunadan Tinulin und Bóin II. über diese Neuigkeit. Die beiden Anführer der Calatirnor beschliessen darauf, die zwei Wagen zu begleiten, was Arrohir Avgan wenig später mitteilt, verbunden mit der Anmerkung, dass auch sie nicht alles an der Grenze zu Jendiar verzollen möchten. Als er anfügt, dass er nicht nochmals nach der Ladung der beiden Wagen fragen werde, erwidert der Mann, dass dies die Calatirnor auch nichts angehe. Bevor sich Tinulin und Bóin II. von den übrigen Gefährten verabschieden, sagt ihnen Arrohir, er glaube, dass Avgan irgendetwas ganz Übles in den Minen plane, wovon er ihn gerne abbringen würde.

Als am Morgen des 7. Februar 2789 3Z der Aufbruch naht, macht sich Avgans berittener Helfer Kuna bereit, um die beiden Sonderwagen zu begleiten. Den Gefährten sagt er nochmals unmissverständlich, dass der Inhalt der Wagen Tinulin und Bóin II. nicht zu interessieren habe. Avgan noch immer vorgaukelnd, er könne kaum Ostron verstehen oder sprechen, lässt sich Tinulin die Worte des Mannes übersetzen und erwidert darauf, er solle von seinem Plan ablassen, der Ubain ins Elend stürzen werde. Sie würden ihm dafür gerne bei der Suche nach anderen Lösungen behilflich sein. Gleichwohl bekräftigt der Noldo, dass sie der Inhalt der Wagen nicht interessiere. Als Avgan nicht auf Tinulins Angebot eingeht, sondern lediglich sagt, dass sie sich auf der anderen Seite des Vorgebirges wiedersehen werden, lässt der Noldo Mo übersetzen, dass er dann hoffentlich weiser sein werde.

Die nächsten Tage reisen Tinulin und Bóin II. zusammen mit den beiden Wagen und Kuna einen gewundenen und häufig sehr ausgesetzten Schmugglerpfad entlang hinauf ins tief verschneite Gebirge, bis ihre Reise am 10. Februar 2789 3Z von einigen Wegelagerern jäh unterbrochen wird. Während Kuna den Wagen vorausgeritten war, befinden sich Tinulin und Bóin II. an deren Ende und können sie nicht passieren, als sie an einer sehr ausgesetzten Stelle angehalten werden. Während Tinulin hört, dass Kuna mit einigen der Banditen ein Gespräch auf Linerin beginnt, entdecken er und Bóin II. ein ganzes Stück oberhalb des Weges eine gut versteckte Terrasse, von welcher aus einige weitere Wegelagerer auf sie herabschauen. Als Tinulin zu seinem Bogen greift, um sich die Räuber vorzuknöpfen, deuten diese jedoch nur auf ein paar dicke Baumstämme zu ihren Füssen und drohen damit, sie auf die Wagen und ihre Begleiter hinunterdonnern zu lassen, wodurch sie sicherlich alle in die Schlucht zu ihrer Linken gestürzt würden. So können die Gefährten nur abwarten, bis sich die Banditen nach einiger Zeit plötzlich wieder zurückziehen und die Wagen weiterfahren können. Als sie bald darauf zu einer breiteren Stelle gelangen, kommt Kuna zu den Gefährten und fragt sie auf Ostron, ob alles in Ordnung sei, was Tinulin und Bóin II. bejahen. Auf Tinulins Frage, ob bei ihnen auch alles gut sei, entgegnet der Mann aus Ubain, dass sie sich keine Sorgen machen müssten.
Noch bevor an diesem Tag die Sonne untergeht, haben sie einen kleinen Pass hinter sich gebracht und richten weniger später ihr Nachtlager ein. In der Nacht schleicht Tinulin etwas näher an die beiden Wagen heran und prägt sich ihre Eigenheiten gut ein, um sie später unter den übrigen Wagen des Konvois aufspüren zu können. Auf dem weiteren Weg zur Ebene südlich des Vorgebirges prägen sich Tinulin und Bóin II. auch noch die Gesichter der Wagenlenker ein.

Am Abend des 14. Februar 2789 3Z trifft die kleine Gruppe an den südlichen Ausläufern des Vorgebirges schliesslich wieder auf die übrigen Wagen des Konvois sowie Avgan und den Rest der Calatirnor. Wie sie von Arrohir erfahren, war der Wagenzug ohne Hindernisse zum Pass von Jendiar gelangt, wo Avgan nach einem längeren, vermutlich nicht ganz obulusfreien Gespräch mit den Zöllnern die Durchfahrt aller Wagen erwirken konnte.

// Metageblubber:

In dieser Session haben die Spieler ihre Charakter sehr gut argumentieren lassen, weshalb ich mich veranlasst sah, möglichst genau mitzuschreiben. In der Session habe ich meist das Gefühl, ich könnte die relevanten Punkte vergessen, bis ich dazu komme den Sessionbericht zu schreiben, und dass ich dann die Logik nicht mehr richtig herbringe, weshalb sich die Charakter wozu entschieden haben.

Yuzukis Vorschlag, sich in Assadin über Avgan kundig zu machen, fand ich einen sehr guten, sinnvollen Zug. Sie hat damit auch umgesetzt, dass die Spieler selbst initiativ werden müssen, wenn ihnen die Informationen nicht einfach auf dem Tablett serviert werden. Dass sie dann aber so schnell "aufgegeben" haben, überraschte mich schon fast wieder. Immerhin konnten sie so schon ein paar Infos vorab erhalten, etwa dass der Konvoi vom König finanziert ist und Avgan und seine Leute einfach den Transport machen.

Mit Avgan selbst bin ich den Charaktern gefühlt auch ziemlich entgegengekommen. Er hätte eigentlich überhaupt keinen einzigen Grund gehabt, ihnen in irgendeiner Weise zu vertrauen, zumal sie sich mit dem Schreiben ihm gegenüber als "Spitzel des Königs" ausgewiesen haben. Da muss er ja eigentlich Repressionen und Einmischungen erwarten, die ihm nicht genehm sind. Warum also sollte er ihnen vertrauen oder irgendetwas erzählen? Trotzdem habe ich ihn nach einigen Tagen von sich aus auf Arrohir zugehen lassen. Vielleicht hat Avgan das getan, um die Gefährten besser einschätzen zu können bevor es zum Konvoi-Split am Fuss des Gebirges kommen sollte?

Gegen Ende der Session gab es noch eine Diskussion darüber, ob Tinulin und Bóin II. sich an die beiden Spezialwagen ranmachen würden oder nicht. Auslöser war dabei ein Missverständnis darüber, wie Tinulin sich Avgan gegenüber ausgedrückt hatte und ob er mit seinem geplanten Verhalten seinen Worten zuwider handeln würde. Im Nachgang zur Session konnte das aber problemlos aufgelöst werden.


Offline torben

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 368
  • Username: torben
Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #326 am: 10.07.2025 | 22:34 »
Weiter geht's mit dem Konvoi nach Ramsarin. Was die Gefährten wohl unterwegs noch so alles erfahren? Lest einfach selbst :)

Session 124: Teil 1
14.2. - 8.3.2789 3Z
Pass von Jendiar - Ramsarin

Nachdem sich die Gefährten begrüsst und sich die Wagen des wiedervereinten Konvois zu ihren nächtlichen Wagenburgen arrangiert haben, geht Arrohir ein weiteres Mal zu Avgan und sagt, er solle von seinem Plan ablassen. Der Mann entgegnet, dass Arrohir erstmal besser Ostron sprechen müsse, bevor er ihm, Avgan, sagen könne, was er zu tun oder zu lassen habe. Arrohir bleibt jedoch beharrlich und fährt fort, dass sie im Herzen gleich ticken würden. Da sieht ihn der Anführer des Konvois eindringlich an, bevor er fragt: "Was hat Euch dazu bewogen, Euch von König Jubaba anheuern zu lassen? Seid Ihr einfach nur Söldner oder geht es Euch noch um etwas Anderes?" Arrohir erwidert, dass er Avgan vor einer Dummheit bewahren und bei dieser Gelegenheit auch gleich noch die Minen von Burskadekdar sehen wolle. Seine Begleiter hingegen befänden sich auf der Suche nach den "Luchsmenschen". Avgan reagiert überrascht und fragt, was Arrohir mit "Luchsmenschen" meine. Nachdem Arrohir dem Mann erklärt hat, worum es sich nach Ansicht von Tinulin bei den Luchsmenschen handeln könnte, fügt er an, dass es ihm jedoch in erster Linie darum gehe, Avgan vor einer grossen und folgenschweren Dummheit zu bewahren. Avgan sieht sich Arrohir nochmals genau an, bevor er mit einem spöttischen Lächeln erwidert: "Die Dummheit liegt im Auge des Betrachters", wobei er mit den Fingern andeutet, Arrohir im Blick zu haben. Für diese Nacht errichten die Gefährten ihr Lager bei der hintersten Wagenburg, die dem Gebirge am nächsten ist.

Rund eine Woche später kommt Avgan am Abend des 21. Februar 2789 3Z auf Arrohir und Mo zu und sagt, er habe über die Worte des jungen Dunadan nachgedacht. Da er die Calatirnor bis Ramsarin wohl nicht loswerde, sondern sich mit ihnen arrangieren müsse, wolle er ihnen folgendes Angebot unterbreiten:

"Ihr habt gesagt, Ihr oder Eure Begleiter seien auf der Suche nach den sogenannten "Luchsmenschen". Ich kenne einen Mann namens Gorig, der in den Minen von Ramsarin seinen Dienst für Ubain verrichtet. Sein Vater ist als Händler weit herumgekommen und hat seinem Sohn von Wesen berichtet, die in den Orocarni leben und Eurer Beschreibung der Luchsmenschen entsprechen könnten. Wenn wir Ramsarin erreichen, werde ich dafür sorgen, dass Gorig sein Wissen über diese Wesen mit Euch teilt. Des Weiteren kann ich arrangieren, dass Ihr Zutritt zu den Minen von Ramsarin erhaltet, solange Ihr dabei den Anweisungen meines Sohnes Arang strikte Folge leistet. Damit würdet Ihr von mir bekommen, was Euch König Jubaba versprochen hat, nur dass Ihr bei mir sehr viel schneller zu Eurem Ziel gelangt. Im Gegenzug kümmert Ihr Euch nicht weiter um mich und lasst mich und meine Geschäfte in Ruhe."

Nachdem sich Arrohir Avgans Vorschlag angehört hat und sagt: "Ich kann Euer Angebot leider nicht annehmen, denn dafür mag ich Euch zu sehr", erwidert dieser: "Überlegt es Euch nochmals in Ruhe und bedenkt dabei, dass Ihr ohne mich keinen Zugang zu den Minen von Ramsarin erhaltet." Arrohir entgegnet darauf, dass Avgan Abstand von seinem Plan nehmen müsse, zumal er, Arrohir, sich ihm näher fühle als König Jubaba. Schliesslich einigen sich die beiden darauf, dass sich jede Seite nochmals Gedanken machen wird.

Am Abend schlägt Calandin Tinulin vor, dass sie die beiden verdächtigen Wagen in einer Nacht- und Nebelaktion abladen könnten. Für Tinulin steht zwar fest, dass auf den beiden Wagen nichts Gutes transportiert wird, gleichwohl möchte er aber noch etwas abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. In der Nacht schleicht Calendin trotzdem mal zu den an fünften und neunten Position fahrenden und damit nachts in der zweiten und dritten Wagenburg eingestellten Wagen. Da er keinen einfachen Weg vorbei an den Wachen sieht, beschränkt er sich auf eine Beobachtung von aussen und kommt dabei zum Schluss, dass die Fracht der Wagen etwas leichter sein dürfte als jene der übrigen Wagen.

Nachdem Calendin die Calatirnor am nächsten Morgen über seine nächtliche Entdeckung unterrichtet hat, informiert Mo sie im Gegenzug über Avgans Angebot. Bóin II. findet Avgans Vorschlag grundsätzlich spannend, ist aber der Meinung, der Mann aus Ubain müsste zusätzlich noch 350 Goldstücke locker machen. In der folgenden Diskussion schlägt Calendin vor, Avgan aufzufordern, den Inhalt der beiden Wagen offenzulegen, ansonsten würden sie ihn nach Assadin bringen. Dies müsste allerdings noch vor der Ankunft in Ramsarin geschehen, da es danach zu spät wäre, noch eingreifen zu können. Bóins II. Interesse bei der ganzen Angelegenheit gilt in erster Linie dem in Aussicht gestellten Kopfgeld von 350 Goldstücken. Tinulin und auch Calendin sind demgegenüber vor allem daran interessiert, Informationen über die Luchsmenschen zu erhalten. Arrohir stellt derweil nochmals klar, dass ihm Avgan sympathischer sei als König Jubaba. Als Calendin vorbringt, dass es für die Calatirnor langsam an der Zeit wäre, ihre eigenen Interessen an die erste Stelle zu setzen, denkt Bóin II. darüber nach, ob sie sich ihr Gold nicht auch einfach in den Minen von Ramsarin beschaffen könnten. Der Waldelb redet ihm jedoch ins Gewissen und sagt, dass ein solches Vorgehen den Grundprinzipien des Heren Calatirnoron zuwiderlaufen würde. Im weiteren Verlauf der Beratung überlegen die Calatirnor auch, ob sie den Konvoi vielleicht einfach jetzt gleich verlassen und sich gleich auf die Suche nach den Luchsmenschen machen sollten. Mo wendet dagegen indessen ein, dass sie nicht akzeptieren könne, wenn Tinulin und Calendin beabsichtigen sollten, das ganze Rote Gebirge ohne konkrete Hinweise abzusuchen. Der Noldo sagt zwar, dass er niemals einen Schwur leisten würde, da ein Schwur seiner Ahnen sehr viel Unheil und Leid über die Welt gebracht habe, er ist aber immerhin bereit, Mo sein Wort zu geben, dass sie spätestens Ende September diesen Jahres nach Westen zurückkehren werden. Sollten sie in dieser Zeit wirklich belastbare Hinweise auf die Luchsmenschen finden, würde sich der Abreisetermin längstens bis Ende Oktober verschieben. Arrohir ist mit diesem Vorschlag einverstanden, und auch Yuzuki hat damit kein Problem, solange sie bei den Gefährten bleiben dürfe. Tinulin sagt der jungen Händlerin darauf, dass sie bei den Calatirnor bleiben dürfe, wenn sie in den Westen zurückkehren. Dies würde allerdings gleichzeitig bedeuten, dass ihr Vater Hamid für immer verschwunden bleibe und sie die Suche nach ihm endgültig ad acta legen müsste.

Am Morgen des 23. Februar 2789 3Z geht Tinulin zu Avgan und bittet den Mann in akzentfreiem Ostron um ein Gespräch. Sobald sie sich ausser Hörweite von allfälligen Zuhörern befinden, sagt Tinulin:

"Die Geschichten über die Minen von Burskadekdar sind voller Leid, und ich habe mit der empathielosen Schlange von Cyan über dieses Thema gesprochen. Sie ist erst gekommen und hat eingegriffen, als etwas ganz Übles in der Mine ausgegraben wurde. Sollte die Mine kein Gold mehr fördern, wird die Schlange von Cyan mit all ihrer Macht kommen, um den Aufstand der Arbeiter niederzuschlagen und sie für ihre Verweigerung büssen zu lassen. Arrohir mag Euch, Avgan. Ich hingegen kenne Euch nicht. Aber ich weiss, dass der Plan, den Ihr Euch ausgedacht habt, ein Desaster auslösen wird, das zu einem furchtbaren Fiasko führen wird. Die Schlange von Cyan wird über Euch kommen, und wenn nicht sie kommen sollte, so wird König Rallah von Chey Sart über Euch kommen, ein ganz übler Zeitgenosse, der seine eigenen Leute ohne zu zögern in einen Vulkan werfen lässt."

Avgan hört sich Tinulins Worte an, bevor er ruhig erwidert: "Wie ich sehe, sprecht Ihr meine Sprache entgegen Eurer früheren Darstellung doch sehr gut. Was sagt mir das nun über Euch? Ich will offen mit Euch sein und sage, dass ich die Vermutung hege, dass Euch König Jubaba als Söldner angeheuert haben könnte, um mich beseitigen zu lassen, sobald wir Ramsarin erreicht haben. Wenn ich damit richtig liegen sollte, sagt mir, weshalb sollte ich Euch vertrauen?" Tinulin entgegnet, dass Avgan zwar Recht habe, er doch aber gleichwohl auch erkennen können müsste, dass Arrohir und Mo dem Volk von Ubain helfen und ihn davor bewahren wollen, eine Untat zu begehen. Der Mann sieht Tinulin eine Weile direkt an, bevor er fragt: "Und was gedenkt Ihr nun zu tun? Ich vermute, Ihr könnt Euer Schwert erst gegen mich erheben, wenn wir in Ramsarin sind. Gleichzeitig glaubt Ihr aber, dass ich dann etwas Unheilvolles machen werde." Tinulin erwidert darauf, dass er sein Schwert immer genau dann ziehe, wenn es ihm beliebe, wobei er Luinmacil aus seiner Scheide holt und in die Höhe reckt, bevor die Klinge mit den Worten "und ich stecke es auch zurück, wann ich es will" wieder in die Scheide fahren lässt. Als er darauf nochmals erklärt, dass sie Avgan vor einer grossen Dummheit bewahren wollen, fragt ihn dieser, ob er dafür bereit sei, König Jubaba zu hintergehen. Tinulin erwidert, dass er das nicht sei und ihm den Inhalt der Abmachung mit König Jubaba erst offenlegen könne, wenn er wisse, was Avgan plane. Darauf entgegnet der Mann, dass sich in diesem Fall wohl in einem Dilemma befinden würden. Ihm würde es nämlich genau gleich gehen und er könne Tinulin erst über seinen Plan in Kenntnis setzen, wenn er wüsste, was Tinulins Auftrag sei. Der Noldo erklärt darauf, dass König Jubaba nicht nach Avgans Leben trachte und sie sich für eine solche Aufgabe ohnehin nicht anheuern lassen würden. Vielmehr würden sie ihn vor einer grossen Dummheit bewahren wollen.

Nachdem der Mann Tinulin nochmals eine Weile forschend angesehen hat, sagt er schliesslich: "Ich will Euch eine Geschichte erzählen. In der verzweifelten Situation, in der sich Ubain, unsere Heimat, befindet, habe ich einen Funken Hoffnung erhalten, einen Funken, der Freiheit für alle verspricht." Als Tinulin ihn mit dem Ausspruch "Der Feuermalasander!" unterbricht, sieht Avgan ihn überrascht an und fragt, woher er ihn kenne. Tinulin erklärt darauf, dass er schon viel vom Feuermalasander gehört habe und Avgans Geschichte sehr nach ihm klinge. Avgan fährt fort: "Der Feuermalasander ist zu mir gekommen und hat mir anheimgestellt, Ubain zu befreien, so dass alle frei und geeint sind und keiner einem anderen überstellt ist. Wenn das erreicht ist, wird der Feuermalasander zu uns kommen und uns in eine neue Ära der Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und des Einklangs führen, denn dies sind die Grundwerte dieser neuen Ära. Wenn es aber nicht gelingen sollte, so wird es das Ende sein, das Ende von uns, dem Kollektiv und von Allem." Mit leuchtenden Augen erklärt Tinulin, dass für ihn diese Idee sehr faszinierend klinge. Er gibt Avgan aber auch zu bedenken, dass der Feuermalasander bisher noch immer gescheitert sei. Der Mann erwidert darauf: "Und doch muss ich mein Volk befreien, denn sonst kehrt der Feuermalasander zurück und wir werden untergehen." Besorgt sagt Tinulin: "Dieser Teil der Aussicht klingt indessen gar nicht gut und hört sich genau nach dem Zwang an, den auch König Rallah und die Schlange von Cyan anwenden. Mir scheint, dass der Feuermalasander leider kein Deut besser als die beiden anderen ist und ich Euch zur Vorsicht mahnen muss. Ganz gleich wie verlockend und schön der erste Teil der Verheissung, der mir ehrliche Freude bereitet hat, auch klingen mag, der zweite Teil ist pure Unterdrückung und Zwang."
Gleichwohl wiederholt Avgan nochmals, dass sein Volk untergehen werde, wenn er keinen Erfolg haben sollte. Als ihn Tinulin nach dem Grund hiefür fragt, sagt der Mann: "Weil der Feuermalasander es mir gesagt hat. Allerdings ist Ubain nicht das einzige Reiche, welches der Feuermalasander aufgesucht hat." Avgan weiss indessen nicht, ob er auch Reiche besucht hat, welche nicht zum Kollektiv der Schlange von Cyan gehören. Auf Tinulins Frage, wie ein Reich in der neuen Ära funktionieren könne, wenn dessen König sich dagegen stelle, erklärt Avgan, dass in diesem Falle eine Unfreiheit bestehe, die beseitigt werden müsse. Der Mann fügt an: "Es ist kein Problem, jemandem von sich aus, aus freien Stücken, zu folgen, aber man kann nicht dazu gezwungen werden. Genauer kann ich es Euch nicht sagen, das müsstet Ihr den Feuermalasander schon selbst fragen."

Schliesslich holt Avgan aus einem unter seinem Wams verborgenen Beutelchen einen kleinen Edelstein hervor und hält ihn zwischen seinen Fingern. Obwohl die Strahlen der Sonne an diesem Tag von den Wolken sehr gestreut werden, bricht der Stein das Licht auf ganz wunderbare Weise und schillert dadurch in allen Farben gleichzeitig. Der farbenfrohe Anblick des Edelsteins erinnert Tinulin sogleich an den Mantel von Herrn Saruman, der aus einem Material gefertigt zu sein schien, welches das Licht der Sonne in allen Farben zurückwerfen konnte. "Dieser Stein", sagt Avgan, "ist ein Symbol und soll uns Kraft geben, unsere Aufgabe zu meistern. Und er geht an den Feuermalasander zurück, wenn ich mit meinem Auftrag Erfolg gehabt habe."
Avgans Beweggründe verstehend, erzählt Tinulin dem Mann von der Erschaffung der Welt und den Valar und stellt sie in Kontrast zu Morgoth und dem grossen Gesandten, die der Grund allen Übels in der Welt seien. Anschliessend gibt der Noldo Avgan folgende drei Ratschläge: Erstens solle er sich später immer fragen, ob das, was er sich jetzt unter "Freiheit" vorgestellt habe, wirklich eingetroffen sei. Zweitens solle er im Alltag und in der Natur nach den Valar suchen. Und schliesslich solle er drittens nie einem Volk Gewalt antragen, ausser es bitte geschlossen darum. Avgan nickt bestätigend, merkt aber gleichzeitig an, dass wenn der König seine Macht nicht freiwillig abgeben wolle, er zumindest gehen müsse.
Schliesslich fragt Tinulin, was es mit dem königlichen Edelstein auf sich habe. Avgan sieht den Noldo eine Weile fragend an, bevor ihm ein Licht aufzugehen scheint und er sagt: "Oh, den königlichen Edelstein meint Ihr? Hat Euch König Jubaba etwa gesagt, ich hätte ihm einen Edelstein abgenommen? Nun, ich kann Euch sagen, dass dies der Edelstein ist, den er für sich haben will, weil er seine Macht bedroht", wobei er auf das schillernde Kleinod in seinen Fingern deutet. Tinulin erwidert, dass Avgans Verrat an Jubaba in diesem Fall noch gefährlicher sein dürfte als er bis jetzt angenommen habe.
In Gedanken noch immer bei Herrn Saruman, sagt Tinulin, der Edelstein erinnere ihn an eine weisse Säule der Macht aus dem Westen, einen Weisen von Mittelerde. Immer wenn es um Macht, Magie und Weisheit gehe, brauche es Weisheit und Offenheit sowie offene und ehrliche Fragen an den eigenen Geist und das eigene Herz. Indem er Avgan direkt ansieht, sagt der Noldo: "Avgan, Ihr werdet nur Euch selbst gegenüber Rechenschaft ablegen müssen. Deshalb bitte ich Euch umso mehr, die drei Ratschläge, welche ich Euch gegeben habe, zu befolgen und umzukehren, wenn Ihr glauben solltet, falsch zu liegen." Nachdem er diese Worte gesagt hat, gibt Tinulin Avgan einen feurig rot leuchtenden Rubin und sagt dazu: "Dieser Stein ist von mir und von weit weniger Magie, aber er ist gross darin, Euch mit seiner roten Farbe an die Kraft Eures eigenen Herzens zu erinnern, in welchem Tapferkeit, Weisheit und Gerechtigkeit ruhen. Beim Licht von Vardas Sternen und Manwës heiligem Wind aus dem Westen!" Avgan nimmt den Stein dankend und mit einer kleinen Verneigung an, wobei er sagt, dass er nun sehen könne, dass die Gefährten ihm nicht im Weg stehen wollen. Er werde daher dafür sorgen, dass sie Zugang zu den Minen von Ramsarin erhalten und auch Gorig dazu bewegen, ihnen seine Kenntnisse über die Luchsmenschen zukommen zu lassen.
Auf Tinulins Frage, was sich in den Minen von Ramsarin befinde, sagt Avgan: "Wenn wir in Ramsarin sind, könnt Ihr selbst die schwarze Ebene aufsuchen, die der Grund dafür ist, dass wir weder die Schlange von Cyan noch König Rallah von Chey Sart fürchten. Aber seid gewarnt, dort lauert der Tod." Damit ist das Gespräch der beiden zu Ende und sie begeben sich wieder zurück zum Konvoi.

Weiter geht's bei Teil 2

Offline torben

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 368
  • Username: torben
Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #327 am: 10.07.2025 | 22:42 »
Session 124: Teil 2

Als Tinulin einige Zeit später mit Calendin alleine ist, erzählt er seinem Freund von seiner Unterredung mit Avgan. Dabei sagt er, dass er diese Dinge normalerweise zuerst mit Bóin II. besprechen würde, er aber der Ansicht sei, dass der Zwerg viel von den Dingen, an denen sie nun seien, anders als die Elben oder gar nicht verstehen würde. Er fährt fort: "Bei Dir, Calendin, ist das anders, denn Du bist aus Imladris fortgegangen und hast die Frau, die Du liebst, dort zurückgelassen. Weshalb hast Du das getan?" Der Waldelb erwidert, dass er Imladris verlassen habe, um Bóins II. Heimat zu sehen. Anschliessend seien sie in einen Strudel der Ereignisse geraten, der sie schliesslich hierher geführt habe. Nun da er hier sei, wolle er die Luchsmenschn ebenfalls sehen. Tinulin rät seinem Freund darauf, keine zu grossen Erwartungen an die Luchsmenschen zu haben, denn sie hätten sich weit in den Osten zurückgezogen. Die Schlange von Cyan sei zwar ein schrecklicher Herrscher, jedoch kein Lügner, weshalb an ihrem Rat "seid bei den Luchsmenschen auf alles gefasst" durchaus etwas dran sein dürfte.
Anschliessend erklärt Tinulin Calendin, dass Avgan ihnen Informationen über die Luchsmenschen zugänglich machen könne, und er, Tinulin, nach der Unterredung nicht mehr vorhabe, Avgan und seinem Plan im Weg zu stehen. Der Noldo fährt fort, dass er bei Avgan ein Kleinod gesehen habe, welches dieser vom Feuermalasander erhalten habe und das wie der Mantel von Herrn Saruman in allen erdenklichen Farben strahle. Dabei gelte es zu bedenken, dass Herr Saruman vor seiner Rückkehr nach Westen lange Zeit hier im Osten gewirkt und Mo für jeden der grossen Herrscher ein Schreiben mitgegeben habe. Nachdem Calendin kurz über die neuen Erkenntnisse nachgedacht hat, fragt er Tinulin, was Herr Saruman für ein Interesse am Untergang der Völker haben sollte, wenn Avgan mit seinen Umsturzplänen keinen Erfolg haben sollte. Der Noldo erwidert, dass er auf diese Frage auch noch keine Antwort gefunden habe. Anschliessend teilt Tinulin Calendin die drei Ratschläge mit, welche er Avgan gegeben hat.
Nach einer Weile sagt Calendin, dass König Rallah nicht erfreut gewesen sei, als Kargagis Ahar durch die Verbindung mit Alduryaknar an das Kollektiv der Schlange von Cyan gehen sollte. Dies lasse vermuten, dass es Ren, dem Feuerkönig, durchaus gelegen wäre, wenn die Schlange von Cyan geschwächt würde. Als Tinulin einwirft, dass der Feuermalasander auch schon in der Allianz von Chey Sart einen Umsturz bewirkt habe, entgegnet Calendin: "Wer sagt schon, dass es nicht noch schlechter kommen könnte, wenn das Kollektiv der Schlange von Cyan auseinanderfallen sollte? Ren jedenfalls könnte versucht sein, genau dies herbeizuführen." Gleichwohl ist Tinulin der Ansicht, dass man Avgan nicht im Weg stehen sollte. Da er nicht entscheiden könne, welcher Weg der Richtige sei, würde er bevorzugen, passiv zu bleiben und die Zukunft in die Hände des Schicksals zu legen. Calendins Einwurf, dass die Calatirnor schon viel zu oft und lange passiv gewesen seien, will Tiunlin nicht einfach stehenlassen und nennt seinem Freund mehrere Ereignisse, bei welchen sie aktiv den Lauf der Dinge beeinflusst hätten. Calendin konstatiert daher, dass es ihr aktiver Entschluss sein könnte, sich Avgan gegenüber passiv zu verhalten.
Nachdem dieser Punkt besprochen ist, sagt Calendin, dass er die Minen von Ramsarin nicht betreten wolle, zumal ihn nichts dorthin ziehe. Tinulin erklärt seinem Freund darauf, dass er zwar verstehen wolle, was sich in den Minen befinde, er aber auch nicht vorhabe, die schwarze Ebene zu betreten. Anschliessend wolle er so rasch wie möglich zu den Bergen aufbrechen, um nach den Luchsmenschen zu suchen. Das Geld, welches König Jubaba ihnen angeboten habe, sei nichts für die Calatirnor. Calendin stimmt ihm zu und sagt: "Der Schatten ist im Grab, nicht im Berg. Was sich im Berg befindet, ist älter als der Schatten." Schliesslich umarmt Tinulin Calendin und sagt: "Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger weiss ich, weshalb Du mir folgst, und desto dankbarer bin ich Dir dafür." Der Waldelb erwidert darauf: "Ich sollte lieber auch nicht zu viel darüber nachdenken."
Mit den Gedanken bei den Luchsmenschen, fragt Calendin: "Weshalb sind unsere Vorfahren nach Osten geflohen?" Tinulin erklärt darauf: "Nach dem Erwachen der Elben gab es grosse Schrecknisse in der Welt, vor denen viele Elben geflohen sind und sich dabei gegen das Licht des Westens entschieden haben. Es könnte daher durchaus sein, dass wir in den Bergen auf sehr entfernte Verwandte von Dir stossen werden. Dass die Sterne hier im Osten über dem Gebirge so hell am Himmel strahlen, sollte uns jedenfalls hoffnungsvoll stimmen. Vielleicht haben sie sich ein Refugium erschaffen, vielleicht sind sie aber auch verdorben. Wir müssen einfach in jedem Fall darauf achten, dass sie nicht unsere Zwerge erschiessen."
Auf Calendins Frage, wie sie ihren Entscheid den anderen beibringen sollen, sagt Tinulin: "Arrohir sollten wir möglichst wenig mitteilen, da er in die Mine will, obwohl sie gar nichts für ihn ist. Er trägt noch immer seine Wunde aus der Konfrontation mit dem mächtigen Schatten im hohen Norden, für die wir eine Heilung suchen müssten, und dies wohl am ehesten in Ithilien. Mo und Yuzuki werden leicht zu überzeugen sein, dass wir nicht in die Mine gehen. Und mit Bóin II. werde ich sprechen."

Am Abend bittet Tinulin alle Gefährten zu einem Gespräch und eröffnet ihnen, dass er zur Überzeugung gelangt sei, dass sie Avgan in seinem Handeln nicht behindern und ihn auch nicht nach Assadin zurückbringen sollten. Auf Bóins II. Frage nach dem Grund hierfür erklärt der Noldo, er habe den Eindruck, dass sie ansonsten einen ganz grossen Fehler begehen würden und zudem keine Söldner wie etwa die "Äxte von Nargubraz" seien. Mit dem Geld, das ihnen König Jubaba angeboten haben, würden sie sich nur beschmutzen, und Bóin II. würde doch niemals seine Seele besudeln wollen. Nachdem der Zwerg in sarkastischem Tonfall erwidert hat, dass dies schon andauernd andere Leute machen würden, erkundigt er sich nach dem Inhalt der beiden Spezialwagen. Tinulin sagt ihm, dass er von Avgan erfahren habe, dass die Wagen mit Waffen beladen seien, welche Avgan vorerst wohl aber noch gar nicht einsetzen wolle. Er fährt fort, dass Nichtstun im vorliegenden Fall der beste der schlechten Wege sei. So würden sie ihr Wort gegenüber König Jubaba halten und gleichzeitig Avgan nicht behindern. Sodann würden sie über Avgan Informationen über die Luchsmenschen erhalten und könnten, mit Ausnahme von Arrohir, einen Blick in die Minen von Ramsarin werfen. Als der junge Dunadan gegen diese Worte aufbegehren will, fährt im Tinulin mit einem bestimmten: "Nein Arrohir, die Mine ist nichts für Dich!" in die Parade und bringt ihn gleich wieder zum Verstummen. Mo lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und sagt: "Für Dich, Tinulin, und auch für alle anderen ist diese Mine ebenfalls nichts, wenn zu befürchten steht, dass dort Dämonen ihr Unwesen treiben sollen." Bóin II. gibt zudem zu bedenken: "Wenn wir die Mine erstmal betreten haben, werden wir das Schicksal der Menschen, die dort ihren Dienst verrichten und sterben müssen, nicht mehr vergessen können und wir werden uns der Revolution gegen König Jubaba und die Schlange von Cyan anschliessen." Tinulin erwidert darauf: "Ich denke nicht, dass es soweit kommen wird, denn ich habe bereits eine Ahnung davon, was sich dort in der Mine befinden könnte, weshalb ich selbst darauf verzichte, die Mine zu betreten, was im Übrigen auch ihr anderen tun solltet." Nach diesen Worten lächelt Mo Tinulin so erleichtert an, als wäre ihr gerade ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.

Am nächsten Morgen geht Tinulin zu Avgan und teilt ihm mit, dass die Calatirnor ihm und seinen Plänen nicht im Weg stehen. Sie seien nach wie vor an allen Informationen über die Luchsmenschen interessiert und würden sich auch über eine allfällige Gebietskarte freuen. Auf einen Besuch der Minen von Ramsarin würden sie hingegen verzichten. Der Mann ist sehr erfreut über diese Mitteilung und sagt: "Es erleichtert mein Herz, dass Ihr von dem Wahnsinn Abstand nehmt, freiwillig die schwarze Ebene der Minen von Burskadekdar aufsuchen zu wollen. Wenn wir in Ramsarin angekommen sind, werde ich Gorig bitten, Euch die Informationen seines Vaters betreffend die Luchsmenschen mitzuteilen, wozu er sicherlich bereit sein wird. Eine Karte der Orocarni habe ich nicht, aber ich kenne einige Wege ins Gebirge, auch wenn Euch dies vermutlich kaum weiterhelfen wird."

Im weiteren Verlauf der Reise nach Ramsarin geht Arrohir noch mehrmals zu Tinulin und sagt ihm, dass er sehr wohl vorhabe, die Minen zu betreten und sich darin umzusehen. Tinulin stellt sich jedoch beharrlich gegen dieses Ansinnen und wird dabei auch in seinem Tonfall zunehmend autoritärer.
[An dieser Stelle lässt der Spielleiter alle Charakter 1W100 würfeln, ohne dass die Spieler den Hintergrund dieses Wurfes kennen. Die Ergebnisse sind: Khufur (31), Yuzuki (34), Mo (61), Calendin (66), Bóin II. (73), Tinulin (75) und Arrohir (86).]

Kurz der bevor die Wagenkolonne zu den Hügeln vor Ramsarin kommt, scheren eines Tages die beiden Spezialwagen plötzlich aus und folgen einem anderen Weg, bevor sie spät abends wieder zum restlichen Konvoi dazustossen. Als sie schon eine ganze Weile durch ein langgezogenes Tal zu einem Plateau hinauffahren, erklärt Avgan den sichtlich beeindruckten Calatirnor, dass der gesamte Hügel zu ihrer Rechten nur aus dem Abraum der Minen von Bursksadekdar bestehe. Bevor schliesslich die Stadtmauer von Ramsarin in Sicht kommt, erklärt Avgan den Gefährten, dass sein Sohn Arang und auch Gorig die Stadt nicht verlassen dürfen, da sie zum Dienst in der Mine eingeteilt sind. Als königlich beauftragter Geleitschutz der Wagenkolonne sei es hingegen den Gefährten gestattet, Ramsarin zu betreten. Dabei dürften sie allerdings unter keinen Umständen gegen die Anweisungen der Wachen von Burskadekdar oder der Ordner von Ubain verstossen. Es sei ihnen verboten, in der Stadt eine Waffe zu ziehen und sie dürften nichts aus der Stadt herausführen, was sie nicht bereits mit nach Ramsarin gebracht hätten.

// Metageblubber:

Ich muss ganz ehrlich sagen, so spannend und intensiv wie bei der letzten Session habe ich es schon länger nicht mehr gefunden, und ich war auch danach noch recht lange ziemlich geflasht von der Session :-)
Ich habe mich schon am Tag vor der Session so richtig richtig fest aufs Spielen gefreut, spürbar mehr als bei den letzten Sessions. Und dann wurde es während der Runde so richtig cool :-)

Beide Spieler haben tolles und aktives Charakterspiel betrieben und auch schön zwischen den charakterlichen Einstellungen unterschieden, wirklich cool! Wie Tinulins Spieler fand auch ich, dass insbesondere Calendin einen tollen Weg gefunden hat, mit der Situation umzugehen, was auch den anderen Charaktern ein tolles Spiel ermöglichte.

Und das Spiel hat die Charakter und ihre Spieler mal wieder an einen Punkt gebracht, an dem sie verschiedenste Theorien aufstellen und sich den Kopf über die Geschehnisse und ihre Zusammenhänge können.

Der Entscheid der Charakter, die Minen von Ramsarin nicht zu betreten, hat mich ehrlich gesagt ziemlich überrumpelt. Sie haben das Ganze aber derart gut und passend hergeleitet, dasss ich der Sache zumindest vorerst keine Gegenmassnahmen ergreifen, sondern ihren Entscheid ernst nehmen wollte.

Zum Entscheid, die Minen nicht zu betreten:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Die kommende Session dürfte also ziemlich spannend werden und ich freue mich schon seeeeeehr darauf. Falls jemand der geneigten Leserschaft des Tanelorns den Charaktern ein bisschen Vorschuss-Mitleid spendieren möchte, wäre jetzt übrigens eine gute Gelegenheit... :)




Offline Namo

  • Adventurer
  • ****
  • Aure entuluva!
  • Beiträge: 885
  • Username: Namo
Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #328 am: 11.07.2025 | 09:05 »
Eure Truppe ist ja für mich der lebende Beweis dafür, dass es eben auch tolle Runden mit nur 2 Spielern geben kann. Ein Freund von mir spielt in einer Runde mit 6 Spielern und er ist quasi mit der einzige der da rollenspielmäßig etwas macht. Die anderen sitzen da eher passiv oder aus Angst, dass ihrem Charakter etwas geschieht. D.h. es hat nicht unbedingt immer etwas mit der Spielerzahl zu tun. Das ist bei euch echt cool und intensiv. Wir hatten früher auch eine zeitlang in einer solchen Konstellation spielen müssen und das hat uns dennoch auch viel Spaß gemacht.

Da euer Handlungsstrang inzwischen schon relativ tief geht, kann ich ehrlicherweise überhaupt nicht allen Handlungen und Szenen ganz folgen. Aber umso spannender, wie die Szene aktuell um die Entscheidung des Minenbesuchs sich ausgespielt hat. Egal wie sehr einem als SL das die ganze Vorbereitung und Planung sprengt - ich liebe so etwas auch total. Gefühlt befüllen die Spieler die Kampagne überhaupt erstmal mit echtem Leben und Problemen. Vorher ist das ein Szenario mit politischen Verhältnissen. Aber durch die Positionierung der Spieler kommt erst Bewegung in die Fronten und Geschichte. Wobei ein Minenabenteuer jetzt sicher auch eine schöne Abwechslung nach den ganzen Überlandreisen gewesen wäre.

Aber schön auch, dass dich das Abenteuer selbst revitalisiert hat. Auch dieses Gefühl ist spannend. Manchmal hat man ja das Gefühl man spielt eher vor sich hin - um nicht zu sagen es plätschert ein wenig vor sich hin - aber dann kommen eben diese Abende die einfach ein riesen pay off sind. Entweder weil es endlich zu einer besonderen Szene kommt die eine Handlung abschließt oder auf die nächste Stufe hebt. Oder eben weil Spieler und SL gerade richtig im Rollenspiel und der Welt drin sind. Quasi wie das runners high beim laufen - Manchmal erlebt man das Roleplay high in dem alle am Tisch nicht mehr am Tisch sitzen. Sondern im Karawanenwall in der Steppe stehen und diskutieren ob man nun in die Mine geht oder nicht. Toll:headbang:
« Letzte Änderung: 11.07.2025 | 09:10 von Namo »

Offline torben

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 368
  • Username: torben
Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #329 am: Gestern um 08:02 »
@Namo:
Ja, die Dreierkonstellation bringt viel Beteiligungsmöglichkeiten mit sich, und da jeder Spieler mehrere Charakter führt, kann man auch immer mal eine andere Persönlichkeit in den Vordergrund stellen und so Abwechslung schaffen. Ich finde diese Gruppengrösse sehr angenehm, es ist aber auch immer mal wieder eine tolle Abwechslung, wenn wir mal für ein paar Sessions einen Gastspieler dabei haben, denn das gibt mir die Gelegenheit, die "Eingespielten" nochmals anders mit der Aussenwelt und deren Ansichten konfrontieren zu können, so dass ich mich da auch ein bisschen mehr zurücklehnen und dem Spiel zuschauen kann  :)

Die letzten Sessions waren immer so ein bisschen "Füller", um zu den eigentlich wichtigen Stationen zu gelangen. Ich kann diesen Reisen einfach nicht besonders viel abgewinnen und habe häufig das Gefühl, wenn da was passiert, wirkt es schnell sehr konstruiert und soll nur als kleine Denkaufgabe dienen, bevor man die Reise wie geplant fortsetzen kann. Da diese Dinge aber eigentlich keine Plotrelevanz haben und auch zwischen den Charaktern nicht zu neuen Einsichten führen, könnte man sie eigentlich auch weglassen. Andererseits einfach zu sagen: "Gut, Ihr legt die 1'200 Kilometer von A nach B normalerweise in vier Wochen zurück. Meine Würfelwürfe haben nun ergeben, dass das Wetter aber nicht so ganz mitmacht, und drum benötigt Ihr fünf Wochen, habt danach keinen Proviant mehr und eines eurer Pferde hat ein verknackstes Bein. Aber jetzt seid Ihr angekommen. Was macht Ihr?" - das wird der Sache aus meiner Sicht auch nicht so ganz gerecht, zumal die Spieler dann vermutlich noch sagen würden: "Was können wir machen, um zu verhindern, dass sich das Pferd das Bein verknackst hat?"
Von daher war diese Session und sind vor allem diejenigen, die jetzt folgen werden (ich bin gerade schon wieder zwei Sessions hintendrein mit aufschreiben), schon deutlich konkreter und handfester  >;D

@all:
Echt jetzt? Kein Vorschuss-Mitleid für die Gefährten? Ihr seid ja vielleicht hart drauf  ~;D Die Spieler sind ja mittlerweile der Ansicht, dass ich die Geschichte hier nur rein schreibe, um mich zusammen mit Euch über ihre Unfähigkeit zu amüsieren. Dabei sind sie und ihre Charakter doch gar nicht unfähig, sondern freuen sich nur ab und zu mal ein bisschen Zuspruch von aussen  ;D ;D