Autor Thema: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe  (Gelesen 56780 mal)

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Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #325 am: 22.06.2025 | 18:45 »
Session 123: Teil 3

Im Verlauf des nächsten Tages passiert der Konvoi die Stelle, an welcher die Gefährten auf Hartan und seine Begleiter getroffen waren. Von den Zelten der Flüchtlinge aus Karn Ord ist jedoch nichts mehr zu sehen, und es sieht so aus, als seien sie bereits weitergezogen. Auch jetzt reagiert Avgan noch immer genervt und gereizt, wenn Arrohir das Gespräch mit ihm sucht. Diese Einstellung ändert sich erst am Abend, als der Anführer des Konvois mit zwei Bierkrügen zu Arrohir kommt und ihm mit den Worten: "Da man Euch ja offenbar nicht los wird, muss ich mich wohl mit Euch arrangieren" einen davon übereicht, bevor er fortfährt: "Aber dazu muss ich wissen, wer Ihr seid und von wo Ihr kommt." Der junge Dunadan erwidert, dass es ihm mit Avgan ebenso gehe, er ihm aber gerne Auskunft über sich und seine Begleiter erteilen werde. Doch schon nachdem er dem Mann erklärt hat, dass sie der Heren Calatirnoron, der Orden der Wächter des Lichts, seien, fällt ihm Avgan ins Wort und sagt, dass Arrohirs Akzent in Ostron zu schrecklich sei, als dass man ihm zuhören könne. Da die Gefährten Avgan noch immer nicht wissen lassen wollen, dass Tinulin die gemeinsame Sprache des Ostens perfekt beherrscht, übernimmt Mo die Aufgabe, zwischen Arrohir und Avgan zu übersetzen. Der junge Dunadan erklärt Avgan darauf, dass sie aus dem fernen Westen stammen, den König Rallah von Chey Sart mit Krieg überziehen wolle. Er selbst stamme von einem Volk, das in der Sprache des Ostens als "Pfurz" bekannt sei, auch wenn diese Bezeichnung schrecklich klinge. Zu ihrer Gemeinschaft würden neben den Menschen sodann auch zwei "Oarschs" und zwei Zwerge gehören. Sie hätten am Steppenturnier von Chey Sart teilgenommen, wobei es zu einem Konflikt mit König Rallah gekommen sei. Anschliessend hätten sie die Schlange von Cyan in der goldenen Stadt Skad besucht und seien nun in die Heimat von Ubbe und den anderen Wettstreitern von Ubain gekommen.
Avgan hört sich Arrohirs Geschichte mit zunehmender Verwunderung an und sagt schliesslich: "Ihr seid kein sonderlich guter Geschichtenerzähler, denn Eure Erzählung klingt viel zu fantastisch, als dass sie der Wahrheit entsprechen könnte. Sagt mir deshalb, wieso ich Euch glauben sollte?" Arrohir erwidert darauf ganz ruhig, dass er ihm wirklich glauben könne, da er die Oarschs und Zwerge ja mit eigenen Augen sehen könne. Während er Avgan auch noch einige seiner Narben von vergangenen Kämpfen präsentiert, sagt Arrohir schliesslich mit einem anerkennenden Schmunzeln: "Das grösste Wunder aber ist, dass Mo trotz der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit der Nacht noch immer hier draussen bei uns weilt."
Auf Avgans Frage, weshalb König Jubaba sie mit der Begleitung des Konvois beauftragt habe, erklärt Arrohir, dass der Wagenzug eine wertvolle und für Ubain wichtige Fracht transportiere, welche es sicher nach Ramsarin zu bringen gelte. Dies führt Avgan zur Frage, was der König Arrohir und seinen Begleitern bezahlt oder versprochen habe, worauf der junge Dunadan antwortet, dass er ihre Spesen für die Reise nach Ramsarin decke. Er fügt an, dass der Heren Calatirnoron das Kollektiv der Schlange von Cyan unterstütze, auch wenn der Tribut des Stollendienstes der Ausrichtung des Ordens widerspreche, weshalb sie sich in einem gewissen Dilemma befinden würden. Auf Avgans Frage, was sie überhaupt in den Osten verschlagen habe, erklärt Arrohir, dass sie zunächst einfach nur Bóins II. Heimat im Eisengebirge hatten besuchen wollen. Bóins II. Fürst habe sie dann aber ans Steppenturnier nach Chey Sart entsandt, wo sie auf viele Reiche des Kollektivs der Schlange von Cyan gestossen und von der Grösse und Vielfalt des Osten überrascht worden seien.
Als Avgan fragt, weshalb die Gefährten dem Kollektiv der Schlange von Cyan helfen, erwidert Arrohir, dass sie das Kollektiv als einen Verbund von Reichen unterstützen würden, der nicht daran interessiert sei, den Westen zu überrennen. Avgan gibt indessen zu bedenken, dass der von den Reichen dem Kollektiv zu leistende Tribut offenbar dem Geist des Ordens widersprechen würde, worauf Arrohir sagt: "Ihr habt Recht, was diesen Punkt betrifft. Im Westen würde der Zusammenhalt eines solchen Kollektivs eher auf der Grundlage von Treue und Liebe sowie Bruderschaft aufgebaut werden." Avgan erwidert darauf, dass diese Grundprinzipien der Schlange von Cyan nichts bedeuten würden, zumal sie kein Erbarmen kenne.
Nach einer kurzen Pause sagt Arrohir, dass beim Kollektiv eine Generation von Menschen in die Stollen gehen müsse, während bei Rallahs Allianz ein ganzes Volk in den Krieg mit dem Westen ziehen müsse, aus welchem es keine Widerkehr gebe. Avgan entgegnet darauf halb wütend und halb traurig, es wäre zutreffender zu sagen, dass eine Generation von Menschen in den Tod geschickt werde statt in die Stollen, denn nichts anderes erwarte sie dort. Frustriert fügt er an: "Noch ganze 12 Jahre! Und Jubaba unternimmt nichts gegen dieses Unrecht!", wobei er mit der Faust in den Schnee schlägt. Arrohir erwidert, dass der König an dieser Situation leider auch nichts ändern könne, zumal auch seine eigene Tochter, Prinzessin Jubara, eine Geisel der Schlange von Cyan sei und durch den langen Aufenthalt in Skad auf eine eigene Familie verzichten müsse. Erschöpft entgegnet Avgan, dass Jubara am Ende des Dienstes aber zumindest noch leben werde, während diejenigen, die in den Minen arbeiten müssen, zu Tode kommen. Als Arrohir dem Mann zu bedenken gibt, dass die jetzige Situation immer noch besser sei, als wenn der König seine Untertanen frei nach Belieben in einen Vulkan werfen würde, erwidert Avgan, dass der Tod in den Minen keinesfalls als eine Erlösung betrachtet werden könne. Auf diese Antwort fragt Arrohir, ob in den Minen ein Siegel gebrochen worden sei, und erklärt, dass sie an den versiegelten Toren zu Utumno, der alten Festung des Feindes der Welt, gestanden hätten. Er möchte von Avgan auch wissen, ob es in den Minen Dämonen gebe. Als Mo diese Worte von Arrohir hört, hält sich sich entsetzt die Ohren zu und sieht nur noch starr ins Feuer, ohne weiter zu übersetzen, weshalb Avgan mit Arrohirs begrenzten Ostronkenntnissen Vorlieb nehmen muss. Mit unheilvoller Stimme fügt Arrohir an, dass ein Anschluss an die Allianz von König Rallah zweifelsfrei noch schlimmer wäre. Sie hätten mit Rallah gegessen und seinen Fluch hautnah miterlebt. Eindringlich appelliert er an Avgan, sich von Rallah abzuwenden, da er nicht die Lösung sei, worauf der Mann fragt, was Arrohir denken lasse, er sei an einem Bündnis mit Chey Sart interessiert. Arrohir erklärt darauf, er habe dies gesagt, weil es nur diese beiden Bündnisse gebe. König Jubaba setze alles daran, damit die Tortur seines Volkes nach 12 Jahren ein Ende habe. Mit einem spöttischen Blick entgegnet Avgan, so wie Arrohir das sage, klinge es, als glaube er, dass er, Avgan, ein anderes Ziel verfolgen würde. Arrohir erwidert, dass er das nicht hoffe, zumal man nicht einfach aus dem Kollektiv der Schlange von Cyan ausscheiden könne. Der junge Dunadan fügt indessen an, dass er gerne dabei behilflich wäre, sich alternative Lösungen auszudenken. Avgan entgegnet auf dieses Angebot jedoch nur: "Kommt mir auf dem Weg nach Assadin einfach nicht in die Quere, denn dieser Konvoi muss sein Ziel erreichen, aber das mache ich auf meine Art." Arrohir stimmt seinem Gegenüber zu, dass der Wagenzug ankommen müsse, und sagt, dass die Calatirnor ihn im Schmerz und in der Weisheit unterstützen werden, nicht aber im Hass und im Wahnsinn.
Nachdem Arrohir und Avgan ihr Gespräch beendet haben, bemerkt Arrohir, dass Mo seit der Erwähnung von "Dämonen in den Minen" nicht mehr gesprochen, sondern nur noch starr ins Feuer geblickt hat. Als er sie leicht anstösst und sie total verängstigt sagt, dass sie nun kein Auge mehr zumachen könne, redet ihr Arrohir gut zu und verspricht, vor ihrem Zelt Wache zu halten.

Nach einer ruhigen Nacht zieht der Konvoi weiter und erreicht am Abend des 6. Februar 2789 3Z den Fuss des Vorgebirges. Unterwegs hat Arrohir mit Bóin II. über seine Unterredung mit Avgan gesprochen und ihm gesagt, er glaube, dass in den Tiefen der Minen ein oder mehrere Siegel durchbrochen worden seien und sie es mit Dämonen zu tun haben könnten. Beim Abendessen kommt Avgan zu Arrohir und sagt ihm, dass zwei Wagen des Konvois eine andere Route über das Vorgebirge nehmen werden. Dies sei indessen nicht das Problem der Gefährten, welche den Hauptzug zu begleiten und beschützen hätten. Als Avgan Arrohir die Ladung der beiden Wagen auf dessen Nachfrage nicht offenlegen möchte, informiert der junge Dunadan Tinulin und Bóin II. über diese Neuigkeit. Die beiden Anführer der Calatirnor beschliessen darauf, die zwei Wagen zu begleiten, was Arrohir Avgan wenig später mitteilt, verbunden mit der Anmerkung, dass auch sie nicht alles an der Grenze zu Jendiar verzollen möchten. Als er anfügt, dass er nicht nochmals nach der Ladung der beiden Wagen fragen werde, erwidert der Mann, dass dies die Calatirnor auch nichts angehe. Bevor sich Tinulin und Bóin II. von den übrigen Gefährten verabschieden, sagt ihnen Arrohir, er glaube, dass Avgan irgendetwas ganz Übles in den Minen plane, wovon er ihn gerne abbringen würde.

Als am Morgen des 7. Februar 2789 3Z der Aufbruch naht, macht sich Avgans berittener Helfer Kuna bereit, um die beiden Sonderwagen zu begleiten. Den Gefährten sagt er nochmals unmissverständlich, dass der Inhalt der Wagen Tinulin und Bóin II. nicht zu interessieren habe. Avgan noch immer vorgaukelnd, er könne kaum Ostron verstehen oder sprechen, lässt sich Tinulin die Worte des Mannes übersetzen und erwidert darauf, er solle von seinem Plan ablassen, der Ubain ins Elend stürzen werde. Sie würden ihm dafür gerne bei der Suche nach anderen Lösungen behilflich sein. Gleichwohl bekräftigt der Noldo, dass sie der Inhalt der Wagen nicht interessiere. Als Avgan nicht auf Tinulins Angebot eingeht, sondern lediglich sagt, dass sie sich auf der anderen Seite des Vorgebirges wiedersehen werden, lässt der Noldo Mo übersetzen, dass er dann hoffentlich weiser sein werde.

Die nächsten Tage reisen Tinulin und Bóin II. zusammen mit den beiden Wagen und Kuna einen gewundenen und häufig sehr ausgesetzten Schmugglerpfad entlang hinauf ins tief verschneite Gebirge, bis ihre Reise am 10. Februar 2789 3Z von einigen Wegelagerern jäh unterbrochen wird. Während Kuna den Wagen vorausgeritten war, befinden sich Tinulin und Bóin II. an deren Ende und können sie nicht passieren, als sie an einer sehr ausgesetzten Stelle angehalten werden. Während Tinulin hört, dass Kuna mit einigen der Banditen ein Gespräch auf Linerin beginnt, entdecken er und Bóin II. ein ganzes Stück oberhalb des Weges eine gut versteckte Terrasse, von welcher aus einige weitere Wegelagerer auf sie herabschauen. Als Tinulin zu seinem Bogen greift, um sich die Räuber vorzuknöpfen, deuten diese jedoch nur auf ein paar dicke Baumstämme zu ihren Füssen und drohen damit, sie auf die Wagen und ihre Begleiter hinunterdonnern zu lassen, wodurch sie sicherlich alle in die Schlucht zu ihrer Linken gestürzt würden. So können die Gefährten nur abwarten, bis sich die Banditen nach einiger Zeit plötzlich wieder zurückziehen und die Wagen weiterfahren können. Als sie bald darauf zu einer breiteren Stelle gelangen, kommt Kuna zu den Gefährten und fragt sie auf Ostron, ob alles in Ordnung sei, was Tinulin und Bóin II. bejahen. Auf Tinulins Frage, ob bei ihnen auch alles gut sei, entgegnet der Mann aus Ubain, dass sie sich keine Sorgen machen müssten.
Noch bevor an diesem Tag die Sonne untergeht, haben sie einen kleinen Pass hinter sich gebracht und richten weniger später ihr Nachtlager ein. In der Nacht schleicht Tinulin etwas näher an die beiden Wagen heran und prägt sich ihre Eigenheiten gut ein, um sie später unter den übrigen Wagen des Konvois aufspüren zu können. Auf dem weiteren Weg zur Ebene südlich des Vorgebirges prägen sich Tinulin und Bóin II. auch noch die Gesichter der Wagenlenker ein.

Am Abend des 14. Februar 2789 3Z trifft die kleine Gruppe an den südlichen Ausläufern des Vorgebirges schliesslich wieder auf die übrigen Wagen des Konvois sowie Avgan und den Rest der Calatirnor. Wie sie von Arrohir erfahren, war der Wagenzug ohne Hindernisse zum Pass von Jendiar gelangt, wo Avgan nach einem längeren, vermutlich nicht ganz obulusfreien Gespräch mit den Zöllnern die Durchfahrt aller Wagen erwirken konnte.

// Metageblubber:

In dieser Session haben die Spieler ihre Charakter sehr gut argumentieren lassen, weshalb ich mich veranlasst sah, möglichst genau mitzuschreiben. In der Session habe ich meist das Gefühl, ich könnte die relevanten Punkte vergessen, bis ich dazu komme den Sessionbericht zu schreiben, und dass ich dann die Logik nicht mehr richtig herbringe, weshalb sich die Charakter wozu entschieden haben.

Yuzukis Vorschlag, sich in Assadin über Avgan kundig zu machen, fand ich einen sehr guten, sinnvollen Zug. Sie hat damit auch umgesetzt, dass die Spieler selbst initiativ werden müssen, wenn ihnen die Informationen nicht einfach auf dem Tablett serviert werden. Dass sie dann aber so schnell "aufgegeben" haben, überraschte mich schon fast wieder. Immerhin konnten sie so schon ein paar Infos vorab erhalten, etwa dass der Konvoi vom König finanziert ist und Avgan und seine Leute einfach den Transport machen.

Mit Avgan selbst bin ich den Charaktern gefühlt auch ziemlich entgegengekommen. Er hätte eigentlich überhaupt keinen einzigen Grund gehabt, ihnen in irgendeiner Weise zu vertrauen, zumal sie sich mit dem Schreiben ihm gegenüber als "Spitzel des Königs" ausgewiesen haben. Da muss er ja eigentlich Repressionen und Einmischungen erwarten, die ihm nicht genehm sind. Warum also sollte er ihnen vertrauen oder irgendetwas erzählen? Trotzdem habe ich ihn nach einigen Tagen von sich aus auf Arrohir zugehen lassen. Vielleicht hat Avgan das getan, um die Gefährten besser einschätzen zu können bevor es zum Konvoi-Split am Fuss des Gebirges kommen sollte?

Gegen Ende der Session gab es noch eine Diskussion darüber, ob Tinulin und Bóin II. sich an die beiden Spezialwagen ranmachen würden oder nicht. Auslöser war dabei ein Missverständnis darüber, wie Tinulin sich Avgan gegenüber ausgedrückt hatte und ob er mit seinem geplanten Verhalten seinen Worten zuwider handeln würde. Im Nachgang zur Session konnte das aber problemlos aufgelöst werden.