Interessanter Punkt. Es gibt ja einige Systeme, die halten Munition als abstrake Ressource nach (z.B. bei 1 auf dem W6 verlierst du eine Einheit). In der Narration könnte hier "misslunger Angriffswurf auf Ziel im Nahkampf ohne Munitionsverbrauch" als "gar nicht erst geschossen" interpretiert werden.
Ja, hier ist das tatsächlich sehr stimmig, dass es entweder keine Gelegenheit gab oder zumindest keine, die man sich wahrzunehmen zugetraut hat.
Abseits vom Schießen in den Nahkampf ist das einer der wenigen rundum glaubwürdigen Tropes in Actionfilmen und Krimis, wenn der Protagonist einem Flüchtigen nachzielt und dann nach einigen Sekunden frustriert absetzt, weil er gemerkt hat, dass eine saubere Schussabgabe nicht mehr drin ist.
Den guten Schützen unterscheidet vom schlechten u.A. der Faktor, dass er die unsauberen Schüsse bewusst
nicht abgibt

- Variante 1: Abzug und man kann den Eigenen nicht treffen. Unbefriedigend, da das möglich sein sollte.
- Variante 2: Abzug und man trifft den Eigenen wenn knapp vorbei. Das kann wiederum zu 2 Problemen führen:
- Bei Systemen wie Traveller, bei denen eine Pyramidenverteilung vorliegt, kann es sein, dass diese Verteilung dazu führt, dass es wahrscheinlicher ist, den eigenen zu treffen als den Gegner.
- Bei Systemen wie DnD mit Linearer Verteilung ist die Wahrscheinlichkeit, den eigenen Mann zu treffen bei Legolas und einem Goon gleich groß.
Das ist ja ein recht weit verbreiteter Ansatz, dass man doch den Eigenen trifft, wenn man den Wurf genau innerhalb des zugehörigen Abzugsbereiches nicht schafft. Da ist es dann auch egal, ob man eine Glockenkurve hat oder eine lineare Verteilung - wenn der Abzug passend dimensioniert ist, kommt das schon hin. Bei der Glockenkurve hat er nur ggf. noch größere Auswirkungen bzw. kommt eher zum Tragen.
Da sieht man aber auch den Vorteil der Methode, das Ganze als "normalen" Deckungsmalus zu gestalten anstatt als eigenständigen Abzug "Schießen in den Nahkampf". Denn wenn der eigene Mann den zu beschießenden Gegner großflächig verdeckt, bekomme ich einen fetten Deckungsabzug. Den kann ich aber gerade
nicht vermeiden, indem ich auf den eigenen Mann ziele - der steht ja frei und damit fällt für den Schuss auf ihn der Deckungsabzug folgerichtigerweise weg. Da kommt man also nicht in die undankbare Situation, dass auf den eigenen Mann angehalten wird, um eher den Gegner zu treffen.
Ist der Nahkampf ein Ringkampf oder steht zwischen Schützen und Ziel der Verbündete, würde ich keinen Wurf erlauben[/li][/list]
Njoah...da muss und kann man sich die Schussmöglichkeit erlaufen. In den Konstellationen, wo ein Kamerad in einen Ringkampf verwickelt wird, ist man ja meist auch nicht so weit weg als dass man nicht mit wenigen Schritten und in kurzer Zeit den passenden Winkel aufmachen könnte*. Da geht es dann je nach System auch nur um eine einzige Kampfrunde, d.h. da kann man den Wurf auch noch in der selben Runde freigeben - dann eben ggf. mit Erschwernis wegen Schießen aus der Bewegung und eventueller Restdeckung durch den eigenen Mann.
Speziell mit Kurzwaffen wird stellenweise ausgebildet, mit in den Ringkampf zu gehen (!), um die Schussabgabe kontrollierbarer zu machen.
Das ist übrigens etwas, das Traveller ganz entspannt und simpel "organisch" mit seinen Grappling-Regeln abbildet

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Im Netz findet sich noch ein Video aus Israel von vor knapp 10 Jahren, wo das lehrbuchmäßig abgearbeitet wird. Verlinke ich hier mal selbsterklärenderweise nicht direkt; ggf. auf Anfrage per PN.
Ein guter Schütze unter nicht allzu widrigen Umständen riskiert also in erster Linie, gar nicht zu treffen, aber bei einem Anfänger oder jemandem mit situationshalber verringerter Grunderfolgschance sieht das ggf. schon etwas anders aus...
Ja, wenn es mit der Streukreisgröße wacklig wird, hält man eben nicht mehr in die Mitte der verfügbaren Zielfläche, sondern Richtung Rand auf der vom "Nicht-Ziel" abgewandten Seite. Dann geht es eben eher daneben, aber dafür trifft man sicherer nicht den Falschen.
Lässt sich auch wunderbar bei den dynamischen Schießsportarten (IPSC & Co.) betrachten bzw. selbst erleben, wenn ein sog. No-Shoot eine zu beschießende Scheibe weitestgehend verdeckt - da hält jeder bewanderte Schütze vom No-Shoot weg, weil er lieber den Fehlschuss riskiert als den Punktabzug für die No-Shoot-Scheibe. Und wenn die No-Shoot-Scheibe kein Stück Pappe ist, sondern ein Unbeteiligter oder ein Kamerad, macht man das erst recht.