Autor Thema: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."  (Gelesen 5092 mal)

Andropinis, Ainor, Weltengeist und 13 Gäste betrachten dieses Thema.

Online Ainor

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.843
  • Username: Ainor
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #200 am: Gestern um 17:48 »
Ein Teil des Problems mag sein, dass für viele ältere Semester D&D mehr oder weniger gleichbedeutend mit FR ist.

Wer das glaubt ist einfach nicht alt genug. Damals in Greyhawk  :korvin:
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline Tudor the Traveller

  • Karnevals-Autist
  • Legend
  • *******
  • (he / him)
  • Beiträge: 5.568
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Tudor the Traveller
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #201 am: Gestern um 17:55 »
Für mich ist das die wesentliche Erkenntnis:

Für mich machen Tonalität und Ästhetik das Setting aus. Also, im wesentlichen wie Hasgar schreibt.

Wenn man das so sieht, liest dich der OP auch nochmal anders. Wenn ich so darüber nachdenke, sind Tonalität und Ästhetik doch wichtiger, als ich anfangs glaubte.
NOT EVIL - JUST GENIUS

This town isn’t big enough for two supervillains!
Oh, you’re a villain all right, just not a super one!
Yeah? What’s the difference?
PRESENTATION!

Online tartex

  • Titan
  • *********
  • Freakrollfreak und Falschspieler
  • Beiträge: 14.665
  • Username: tartex
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #202 am: Gestern um 18:13 »
Ein Teil des Problems mag sein, dass für viele ältere Semester D&D mehr oder weniger gleichbedeutend mit FR ist.

Für irgendwelche 40jährigen Jungspunde vielleicht, die mit goldenen Boxen in ihren Gitterbetten aufgewachsen sind.  8]

Gerade für jeden, der mit AD&D2 sozialisiert wurde, war Forgotten Realms nur eine Option von vielen.

Ich glaube hauptsächlich die Generation Baldur's Gate sieht Forgotten Realms als Synonym für D&D. Eben gerade die Leute, die 5 Jahre jünger als ich sind und nur die Computerspiele kannten. Die kamen erst zum PnP als sie sich die 3.X-Regelbücher gezogen haben und gespielt haben sie oft erst viel später. Haben einige getroffen, die sich als alte AD&D-Hasen wahrnahmen, aber noch nie eine 20seitigen Würfel in der Hand gehalten hatten, bis ich ihnen eine Runde organisierte.
Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
Kumpel von Raven c.s. McCracken

Online Andropinis

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.347
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Andropinis
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #203 am: Gestern um 18:21 »
Und ich persönlich mag stereotypische Völker. Immerhin soll Fantasy ja nicht die Realität ablichten oder realpolitische und -kulturelle Probleme lösen. Für mich soll es Escapismus bleiben. Ich murkse lieber in der Fantasy mit meinem W20 ein paar Oger ab, als Samstag-Nacht im Szeneviertel echte Schlägereien zu suchen...

Geht mir ähnlich. Die "Mexikaner-Orcs" sind einfach nicht das, was ich mir unter Orcs vorstelle. In meinem Kopfkino sind die halt eher so:



Da können von mir aus auch vereinzelt gute oder ein paar graue Charaktere dabei sein aber die Masse sind für mich Monster. Analog die Drow - da gibt es auch mal einen Drizzt aber das Gros sollten doch eher böse und sadistische Wesen sein.

Und bei Computer RPG oder One-Shots ist es mir egal aber bei RPG-Settings für Kampagnen bin ich eher etwas bodenständiger und kein Freund vom Zoo. Da störts mich schon, wenn der Fantasy-Wikinger ein Fantasy-Samurai Schwert hat, auch wenn man das sicher irgendwie erklären könnte.
A reader lives a thousand lives before he dies. The man who never reads lives only one.

George R.R. Martin

Offline Drakon

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 263
  • Username: Drakon
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #204 am: Heute um 00:46 »
Es ist in dieser Diskussion sicher ein Nebenkriegsschauplatz, aber er treibt mich jetzt schon seit mindestens 4 Seiten um:
Verschiedenen Diskutanten haben immer wieder "Marvel" als ästhetische Kategorie genannt (z.B. "ist mir zu sehr Marvel", "ist mittlerweile mehr Marvel als Conan", "heutzutage immer mehr wie Marvel".
Und es scheint mir als ob zumindest eine Teil der hier Diskutierenden da auch ein ziemlich klares Bild vor Augen hat. Leider ist mir überhaupt nicht klar, welche Ästhetik damit gemeint sein soll.
Zum Hintergrund: Ich habe hier mehr als 15 Regalmeter Marvel-Comics stehen und nochmal ca. 8 DC und andere. Ich könnte jetzt nicht klar abgrenzen, was die Marvel-Ästhetik ist (narrative Tonalität schon etwas eher - aber auch das ist nicht so eindeutig). Man google nur mal Bilder von Steve Ditko, Jack Kirby, Gabriele Dell'Otto, Rob Liefeld, John Romita Jr., Chris Bachalo, Russel Dauterman, Jim Lee und sage dann, was "der Marvel-Stil" ist.
Oder noch allgemeiner: Ich könnte noch nichtmal eine allgemeine Comic-Ästhetik charakterisieren.
Offenbar können das aber andere oder haben da ein ziemlich klares Bild vor Augen.

Theorie a)
Ich vermute(!), dass sie einen bestimmten Zeichner (oder eine ähnliche zeichnende Gruppe) vor ihrem inneren Auge haben und seine Bilder meinen, wenn sie von "Marvel-Ästhetik" sprechen. Ich würde gerne wissen, wen sie damit meinen oder die entsprechenden Bilder gezeigt bekommen, um einen Referenzpunkt zu haben.

Theorie b)
Es könnte auch sein, dass hiermit vor allem auf das MCU bzw. die Marvel-Kino- und -TV-Produktionen (am Anfang ja noch stark geteilt, seit Disney+ nicht mehr) verwiesen werden soll. Das macht es für mich nicht einfacher, da ich es zum einen sehr schwierig finde Illustrationen mit Realfilm-Ästhetik zu vergleichen und ich zum anderen auch hier eine große Bandbreite in der Ästhetik und Tonalität (man vergleiche Daredevil - Born Again mit She-Hulk oder Infinity War mit Ant-Man) sehe, die ich nur schwer auf eine konzise "Marvel-Ästhetik" runterbrechen kann. Ich habe in diesem Zusammenhang häufig den Eindruck, dass solche Vergleiche in erster Linie von Menschen verwendet werden, die einen gewissen Teil der Filme nicht (mehr) mögen und mit "dem Marvel-Stil" einen diffusen Mix aus allem, was sie an den betreffenden Filmen stört, meinen - gerne ergänzt durch "na gut, [Film A] mag ich noch, ja und [Film B] ist auch noch ok, na klar [Film C] ist ja totel untypisch, der ist auch gut, usw."

Ich finde es total spannend, dass trotzdem für viele absolut klar zu sein scheint, was DIE "Marvel-Ästhetik" ist, zumindest scheint es darüber keine Diskussionen zu geben und offenbar ist einem großen Teil der Diskutanten klar, was mit "zuviel Marvel" gemeint ist.

Wie gesagt: Eher ne Tangente und im Zweifelsfall abtrennen, aber es interessiert mich schon.

Online Fonzman

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 13
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fonzman
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #205 am: Heute um 07:09 »
Ich persönlich sehe in Marvel klar das MCU - bis zum Thanos-Finale.

Für mich ist es ein bunter Mix aus allen möglichen Charakteren, der während des Anschauens Tiefgang andeutet, ich mich 2 Tage nach einem Film aber nur noch diffus dran erinnern kann. Es bleiben nur 2-3 pathetische Szenen und dass es viel Action gab zurück.

Optisch sind vor allem die Arrangements einiger neuer Artworks sehr an diese slow-mo Action-Szenen orientiert, wo ganz viel auf einmal passiert.

Offline Alexandro

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 3.632
  • Username: Alexandro
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #206 am: Heute um 07:31 »
Man sollte auch nicht vergessen, dass viele der älteren D&D-Artworks, auf die sich viele hier beziehen, schlecht von Marvel Comics abgepauscht sind ( es gab im Netz sogar mal eine Gegenüberstellung der D&D "Plagiate" mit ihren Originalen).
Ohne Dramaturgie gibt es kein Drama.

Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Online Fonzman

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 13
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fonzman
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #207 am: Heute um 07:37 »
Dennoch waren die Artworks der 90er "entschleunigter" als heute.

Online Weltengeist

  • spielt, um zu vergessen
  • Mythos
  • ********
  • Kaufabenteueranpasser
  • Beiträge: 11.717
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Weltengeist
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #208 am: Heute um 08:16 »
Ich habe die Analogie zu Marvel zwar hier im Thread nicht gezogen (glaube ich... :think:), aber im Kopf hatte ich sie schon auch.

Dabei hätte ich aber weniger an die Ästhetik gedacht, sondern vielmehr an die umfassende Beliebigkeit der Charaktere und Geschichten. Du hast gerade die Welt gegen die größte Bedrohung gerettet, der die Menschheit je gegenüberstand? Macht nix, nächste Woche gibt eine nächste, noch größere größte Bedrohung, der die Menschheit je gegenüberstand. Du findest doof, dass Wolverine oder Garmora tot sind? Hey, macht doch nix, im nächsten Film sind sie ja wieder da. Du störst dich daran, dass Spiderman ein weißer CIS-Mann ist? So what, es gibt ja so viele Parallelwelten, da gibt es alle Spider-Whatever-Varianten, von denen du träumen könntest. Und so weiter. Es ist einfach alles vollkommen EGAL, denn wenn alles irgendwo irgendwie ist, ist letztlich irgendwie nichts. Jedenfalls nichts, was noch Bedeutung hätte. Gestaltung ist die Kunst des Weglassens, und die ist da ziemlich aus der Mode gekommen.

Und so fühlen sich einige Rollenspielwelten eben auch an. Ständig muss es die größte Bedrohung EVER sein, und wenn man sie dann bewältigt hat, macht das ja gar nichts, weil nächste Woche die nächste größte Bedrohung EVER ansteht. Und auch sonst ist ja irgendwie alles wurscht. Wir haben Resurrection Spells (also natürlich nur wir, nicht etwa die Könige und Kaiser und Hohepriester und reichen Kaufleute, sondern nur die wirklich wichtigen Leute ;)), damit keiner wirklich sterben muss. Wir haben Wish Spells, um alles zu ändern, was sonst nicht mal die Götter hinkriegen. Wir haben nette Orks und goldige Tieflinge und ehrenhafte Drow und voll missverstandene Vampire, die eigentlich schon längst auf Tomatensaft umgestellt haben. Und wir haben in immer mehr Settings ein Multiversum mit tausenden Welten und Zeitlinien und Zeitsprüngen und Sphären und Globulen und Demiplanes und Planeten, damit man alles, wirklich alles haben und machen und sein kann - wenn es zur ursprünglichen Welt nicht passt, dann hey! wozu gibt es Dimensionstore?

Ich behaupte allerdings nicht, dass das wirklich neu oder auch nur von Marvel inspiriert ist. Es ist einfach nur etwas, was viele (gerade der großen) Rollenspielwelten und Marvel gemeinsam haben. Und was ich bei beiden nicht mag.
On Probation.

Online Gondalf

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 567
  • Username: Gondalf
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #209 am: Heute um 08:28 »
Ich fand es schon spannend (bin zu faul die Zitate aus dem endlosen Thema rauszusuchen), dass einige bei Orks und Tieflingen anfingen von Rassismus und die morden "wegen Ihrer Gene".. Herrje...  Wir reden aber immer noch über FR, Fantasy, ein Spiel und Monster/Kreaturen, die nicht existieren oder in was für Ecken will man die Leute schieben.
Derartige Argumentation finde ich schon unterirdisch..

Dann im selben Atemzug finden die es supi, dass Orks als Mexikaner verkleidet werden. Man ist kein Mexikaner dann passt das schon und in Lederhosen, mit Weißwurst und passendem Bier, würden die Orks ja auch zu lächerlich aussehen. ~;D

Oder Ork und Tieflinge waren schon immer so und schon immer da und super präsent (wer kenn nicht die Gruppen von 1993, wo man mit 5 Tieflingen und 6 Orks in der Gruppe spielte).. da hat sich nie was geändert, weil da in Dragon Magazin XY von 1820 mal was Stand oder Spielhilfe xy die vermutlich 20.000 Mal weltweit verkauft wurde, doch der Tiefling mal erwähnt wurde.

Man kann ja anderer Meinung sein, einen anderen Geschmack haben, aber man sollte auch mal etwas auf dem Teppich bleiben.


„Mir grinst die Sonne aus jeder Ritze - ich könnte Konfetti kotzen“

- Bernd Stromberg -

Online Leonidas

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 547
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Leonidas
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #210 am: Heute um 08:59 »
Ich fand es schon spannend (bin zu faul die Zitate aus dem endlosen Thema rauszusuchen), dass einige bei Orks und Tieflingen anfingen von Rassismus und die morden "wegen Ihrer Gene".. Herrje...  Wir reden aber immer noch über FR, Fantasy, ein Spiel und Monster/Kreaturen, die nicht existieren oder in was für Ecken will man die Leute schieben.
Derartige Argumentation finde ich schon unterirdisch..
(…)
Man kann ja anderer Meinung sein, einen anderen Geschmack haben, aber man sollte auch mal etwas auf dem Teppich bleiben.

„Auf dem Teppich bleiben“ ist dabei ein beidseitig gutes Stichwort: Hier im Thread ist doch glaube ich niemand in eine Ecke gestellt worden?
Die Neufassung der Orc und Drow ist von WotC vorgenommen worden, weil die bisherige Fassung *dort bei denen* als rassistisch wahrgenommen wurde.