Autor Thema: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken  (Gelesen 3920 mal)

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Online Maarzan

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #150 am: Gestern um 10:13 »
Hypothetischer geht's kaum noch. Schon die Beispiele, wo jemand die X-Card genutzt (d.h. angetippt oder hochgehalten) hat, sind rar gesät. Eine Nutzung, wo das tatsächlich ein Problem war (und nicht etwa hätte sein können), wurde noch nicht berichtet.

Und jetzt machst Du dir Sorgen, wie es wäre, wenn das jemand (a) öfters tut und (b) sich dabei nicht erklärt?

Woher kommt diese riesige Angst der Gegner der X-Card?

Stellt euch vor, jemand erleidet wirklich einen Nervenzusammenbruch - ich kenne eine einzige entsprechende Story von einem Kumpel mit My Life with Master, wo ein Spieler geheult hat -, was dann?

Dann sind doch der kostbare Plot, der gerade so schöne Flow am Spieltisch usw. auf einmal völlig egal. Jedem von uns. Da sitzt dann nämlich einen Meter entfernt ein Mensch, der fix und fertig ist.

Verhindert die X-Card so etwas? Möglicherweise. Wie ein Airbag eben (wie Zed schon sagte).

Verhindert die X-Card so einen Nervenzusammenbruch? eher nein.
Wenn, dann ist die Schonpause und ggf Revsion, wenn das so klar ist, auch mit einer X-Card-Light erreicht.
Ist der dann wieder "fit", wenn die Szene dann mit einer X_Card_Voll revidiert wird? Ziemlich sicher Nein.
Also gibt es keinen Grund für eine X-Card-Voll, und bringt vermutlich nichts, kann aber auch nicht sehr schaden für die X-Card-light.

Und ob eine X-Card für jemanden in der Runde bei Anwendung ein Problem gewesen ist, wird doch erst einmal überhaupt nicht sichtbar, es wird schließlich erst gar nicht nach deren Meinung mehr gefragt.
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Online Zed

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #151 am: Gestern um 11:31 »
Ob die X-Karte für die Person, die sie einsetzt, etwas bringt, kann doch wohl nur die Person selbst sagen.

Ich bin erstaunt, mit welchem Selbstbewusstsein Menschen, die die X-Karte nutzen würden, abgesprochen wird, dass die Nutzung sinnvoll sei, ohne diese Menschen zu kennen.

Maarzan, Du weißt ja, dass Du die X-Karte in einer Runde, in der sie ausliegt, niemals nutzen müsstest - das steht Dir völlig frei. Dass Du das für Dich beurteilen kannst, ist ja klar und selbstverständlich.

Nicht selbstverständlich ist, denjenigen, die von der Extrasicherheit einer X-Karte profitieren würden ohne sie zu missbrauchen, abzusprechen, dass sie für sie sinnvoll wäre.

Offline First Orko

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #152 am: Gestern um 11:34 »
Ja, aber es geht nicht um Schutz, sondern um Vermeidung. Und die ist nicht binär aufteilbar in "voll umfänglich" oder "gar nicht existent".
Es geht auch darum, eine (möglicherweise unvorhersehbar) unangenehme Situation nicht ins unerträgliche entwickeln zu lassen. Dass jemand merkt, dass sich das Spiel möglicherweise in eine Richtung bewegt, die über das, was man bereit ist zu ertragen hinausgehen wird.
...
Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.
...
Ich finde es ziemlich falsch, wenn diese Sachen so "ENTWEDER" oder "ODER" dargestellt werden. Das menschliche Miteinander bietet unendlich viel Optionen.
Und ich frage mich gerade, warum das nicht offensichtlich ist.

 :d Genau so seh ich es auch und exakt so habe ich es auch erlebt. Bezugnehmend auf diese Situation:

Tja. Wenn zwischenmenschliche Situationen immer so schön klar eindeutig und eindimensional wären.
Die Realität sieht aber anders aus, und so ist man auch mal plötzlich der Arsch, wenn man eine Situation die ganz klar scheiße für ein Mitspieler war, anspricht - mir genauso passiert. Einer der Akteure war Partner der SL und hat mit Mitspieler einen dritten Mitspieler quasi ingame "gebullied" auf ner Weise, das der Betroffenen schon Tränen in den Augen standen. Habs zweimal 'durch die Blume' ingame versucht und dann ne klare Am Tisch-Ansage gemacht.
Boah war die Stimmung dann gut...
Da hättest die Luft schneiden können.
Brauchten locker 30 min Unterbrechung weil die zwei Divas mit der Ansage nicht umgehen konnten.

Hätte mir da sehe ne X-Card gewünscht, rückblickend. Und wenn nur, um solche Knalltüten rauszufiltern durch die Vorstellung der XCard.

kann ich nämlich noch was ergänzen: Mit einem von beiden hatte ich später noch viele gute Runden und auch privat regen Kontakt. Die Situation war ein typischer Fall von "zwei Leute + etwas Alkohol schaukeln sich hoch". Das müssen eben nicht zwei komplette Idioten sein - Gruppendynamik bringt mitunter Seiten hervor, die sonst gut versteckt sind.
Ich selbst habe die Situation zunächst etwas überrumpelt und baff mit angeschaut, dann zur SL geguckt die nicht reagiert hat, dann etwas unbeholfen ingame was versucht zu retten und dann bin ich innerlich so hochgekocht, dass meine "klare Ansage" schon sehr viel schärfer rüber kam, als es vielleicht nötig gewesen wäre. Natürlich sorgt das für eine mindestens kurzfristige Eskalation! Wäre zu vermeiden? Wenn ich in der Situation ein komplett gefühlloser, anayltischer Roboter mit immer perfekt funktionierenden Kommunikationsskills gewesen wäre: Vielleicht.
Warum glaube ich, dass eine X-Card in der Situation etwas geändert hätte? Weil ich das Eskalieren der Siutation schon früh gemerkt habe, mich aber mangels Optionen und Ausblieben der Reationen der Anderen völlig hilflos gefühlt und dann in eine emotionale Überreaktion gefallen bin.
Vorausgesetzt, beide hätten sich mit allen Anderen vorher auf ein entsprechendes Werkzeug geeinigt (an der Stelle vermute ich, Kandidat #2 wäre da raus gewesen... daher meine Aussage zum "Filtern") dann hätte ich VOR dem Eskalieren schon eingreifen können, als wir uns alle drei noch nicht hochgeschaukelt haben mit der Option nach der Runde nochmal zu fragen "Du was war'n vorhin los?" - was zumindest für mich bei X-Card-Einsatz eine völlig legitime Nachfrage wäre!

Da ist also eine Bandbreite von ersten Anzeichen bis Eskalation innerhalb derer man einen Handlungsrahmen hat und die Anwendung eines klar beschriebenen Mechanismus greifen kann bevor es zu spät ist.

Ich bin immer wieder überrascht, dass sowas wie menschliche Zwischentöne, Grauzonen, emotional völlig normalen Reaktionen (aufgrund der Tatsache, wie wir Menschen nunmal funktionieren, bzw manchmal eben auch nicht so gut), Eskalationsstufen und Wechselwirkungen bei einem so sozialen Hobby in der Diskission aber völlig weg ignoriert werden zugunsten von (teilweise auch absichtsvoll, davon gehe ich aus) übertriebenen Extrempositionen und hypotethischen Situatioen zur Unterstreichung der Validität (ernsthaft?  wtf?) dieser Positionen. Da denk ich manchmal, dass hier Mathematiker mit typischen 0-1-Unendlich-Extrempunkten über sozio-psychologische Vorgänge schwadronieren  ::)

Ich mein, wie aufgrund EINER EINZIGEN bekannten Anekdote direkt Regel-0 an eine völlig fremde Gruppe herbeifabuliert und erstmal unterstellt wird, dass es sich ja offenbar um Idioten handeln muss...  :o
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Online Maarzan

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #153 am: Gestern um 11:42 »
A) Ob die X-Karte für die Person, die sie einsetzt, etwas bringt, kann doch wohl nur die Person selbst sagen.

Ich bin erstaunt, mit welchem Selbstbewusstsein Menschen, die die X-Karte nutzen würden, abgesprochen wird, dass die Nutzung sinnvoll sei, ohne diese Menschen zu kennen.

B) Maarzan, Du weißt ja, dass Du die X-Karte in einer Runde, in der sie ausliegt, niemals nutzen müsstest - das steht Dir völlig frei. Dass Du das Dich beurteilen kannst, ist ja klar und selbstverständlich.

C) Nicht selbstverständlich ist, denjenigen, die von der Extrasicherheit einer X-Karte profitieren würden ohne sie zu missbrauchen, abzusprechen, dass sie für sie sinnvoll wäre.

Wenn jemand Sonderrechte für sich in Anspruch nehmen will, sollte dieser auch den Nutzen belegen können, doppelt, wenn eine Ziwschenstufe als Kompromiss abgelehnt wird. Es wäre nämlich nun zu belegen, warum die X-Card light nicht reicht sondern die X-Card voll benötigt wird.

B) Warum sollte das Tragen von beliebigen Waffen nicht frei gegeben werden - du musst ja keine tragen ... .
Ich will aber auch von den negativen Begleiterscheinungen nicht betroffen werden.

C) Wenn deine Aussage A) stimmt, kannst du überhaupt nicht sagen, ob das sinnvoll sein kann. Dann spekulierst du genauso .
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Offline First Orko

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #154 am: Gestern um 12:02 »
An alle Vertreter der "Klare Ansage statt X-Card" - Position: Wäre eine Ansage "Hier versucht ein Mitspieler, eine Szene zu spielen, verdammt noch ein - könnt ihr bitte mal die kurz die Schnauze halten?" nachdem man es wiederholt freundlich versucht hat und ignoriert wurde:

a) eine klare Ansage, wie ihr sie euch wünscht
b) kein Grund zur weiteren Diskussion
c) hilfreich um zu verstehen, dass ihr euch evt gerade verrannt habt
d) geeignet um eure Aktion zu unterbrechen und zu erkennen, dass ihr zu zweit gerade aktiv die Szene eines Mitspielers kolportiert
e) genau das, was ihr bräuchtet um innezuhalten und Mitspieler erstmal machen zu lassen

?
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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #155 am: Gestern um 12:21 »
? Eine x-card eingesetzt gegen unterbrechebde Mitspieler, oder habe ich etwas falsch verstanden?
Und wenn sich das auf was spezielles hier bezieht vielleicht ein quote oder eine Beitragsnummer vielleicht?
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Offline First Orko

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #156 am: Gestern um 12:35 »
Na das ist ja der Witz, sowohl bei Klarer Ansage wie auch bei X-Card: Die Akteure wissen meist gar nicht, dass oder was sie falsch machen - bis jemand darauf hinweist.

Aus der Formulierung geht für die angesprochene Person ja nur hervor, dass man ohne es zu merken (sonst hätte man es ja wohl gelassen) die Szene des Mitspielers quasi kaputt macht. Und dann die Frage: Ansage und weiterspielen?
Ansage und Spielunterbrechung?
X-Card und weiter, bei Bedarf später Klärung?

Bei X-Card: ich hätte drauf gedeutet, auf die Beiden und dann auf Mitspielen und nur gesagt: "Stopp. Seine Szene grad"
(War durch SL Interaktion offensichtlich)
« Letzte Änderung: Gestern um 12:37 von First Orko »
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Offline tartex

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #157 am: Gestern um 13:24 »
Irgendwie habe ich den Eindruck, das das hier einfach nur Culture War Kapitel 573 ist.
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Offline DonJohnny

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #158 am: Gestern um 13:37 »
Ich bin fast ausschließlich Spielleiter und benutze so etwas nicht. X-Card finde ich nicht so hilfreich als dass ich darüber nachdenken würde eine einzuführen. Wenn ein Spieler so was mitbringen würde, fragen würde, ob wir es in der Runde nutzen könnten und er kümmert sich drum, dass das Teil auf dem Tisch liegt, hätte ich auch kein Problem damit.

SL: "Und damit wäre die Theorie, dass wir an einem Samstagabend weniger albern sind als an einem Freitagabend, widerlegt."
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Offline unicum

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #159 am: Gestern um 15:00 »
Wo wollen wir eigentlich überhaupt hin? Da war doch etwas wie:

Am Ende des Spielabends sollten alle Spass gehabt haben!

Ich glaube: Wenn während eines Spielabends irgendeine Sicherheitstechnik (welche auch immer, und sei es die uralte technik: "aus dem zimmer zu rennen") greifen musste ist das mit Spass haben zumindest mal "getrübt".

In dem Sinne halte ich Vermeidung für wichtiger als einen Eingriff im Spiel selbst.
Da bleiben dann aber noch solche 3 Dinge wie (1) "Ich wusste nicht das mich das so triggert", (2) "Ich würde schon getriggert werden wenn ich jemanden meine trigger anvertraue." oder (3) "Ich will garnicht das andere Leute meine Triggerpunkte überhaupt kennen".

Es geht an der Stelle natürlich auch um "Vertrauen" beziehungsweise "Du vertraust mir nicht mir deine Triggerpunkte mir anzuvertrauen". Ich würde an der Stelle vieleicht - das hat sich mir noch nicht gestellt - auch etwas verschnupft (und nicht lösungsorientiert) reagieren "Wenn ich das gewusst hätte" - Ich hoffe das mir das nicht rausrutscht und ich stattdessen Blutdrucksenkende Methoden nehme um wieder selbst klar zu werden. 

Es gibt ja auch abstufungen von "Getriggert" sein und Menschen reagieren verschieden auf Trigger, manche eher agressiv die anderen eher depressiv. (Wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, wie oben auch schon mal erwähnt, wird es noch "interessanter")

Ich glaub für den Betroffenen ist das getriggert sein sicherlich schlimm genug, alle am Tisch nehmen es wahr das man gerade verlezt ist - das macht es sicher nicht besser. Ist die X-Card dafür das richtige Mittel? Kann sein,... aber ich möchte an der Stelle vieleicht mal sagen: Wir sind hier Rollenspieler und keine Psyciater und Psycologen.

Offline Megavolt

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #160 am: Gestern um 15:03 »
Irgendwie habe ich den Eindruck, das das hier einfach nur Culture War Kapitel 573 ist.

Ich vermute hier eher einen Fall von "wir nennen es zwar beide Rollenspiel, aber wir spielen nicht mal ansatzweise das gleiche Spiel".

Nervenzusammenbrüche und Weinen - ausgerechnet beim Rollenspiel? Ja klar, da brauchts freilich einen Stapel X-Cards und vermutlich noch so einiges mehr.

In meiner Welt ist Rollenspiel eine amüsante, tendenziell stabilisierende Freizeitbeschäftigung, wo man sich die kommunikativen Bälle zuzuflanken versucht, wo viel gelacht wird, wo am Ende nach Möglichkeit alle happy heimgehen, sich besser leiden können und sich aufs nächste Mal freuen.
« Letzte Änderung: Gestern um 15:07 von Megavolt »

Offline Boba Fett

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #161 am: Gestern um 15:08 »
In meiner Welt ist Rollenspiel eine amüsante, tendenziell stabilisierende Freizeitbeschäftigung, wo man sich die kommunikativen Bälle zuzuflanken versucht, wo viel gelacht wird, wo am Ende alle happy heimgehen und sich besser leiden können und sich aufs nächste Mal freuen.

In meiner auch... In meiner Welt ist das schauen eines Kinofilmes ähnlich unterhaltsam. Popcorn-Action mit dummen Sprüchen und ein bisschen Spannung - am Ende gewinnen die Guten.
Ich bin mir aber auch bewusst, dass andere Menschen auf Horrorfilme stehen, die mich wohl eher verstört im Kinosessel zurücklassen würden - oder auf französische Psychomelodramen...
Schon mal KULT oder unknown Armies gespielt? Oder kleine Ängste? My-life-with-master? ... Oder "damals" mal im Arcane Codex Kompendium geblättert, wo es die Charakterklasse Plünderer gab, die extra Erfahrungspunkte für das zum Spielinhalt von Plündern, Foltern und Vergewaltigen machen, bekam?
« Letzte Änderung: Gestern um 16:25 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline unicum

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #162 am: Gestern um 15:12 »
Fürs nächste mal wenn ein neuer Faden zu dem Thema aufgemacht wird, würde ich bitten eine Umfrage zu machen wie viele Personen ihr kennt die - ich möchte mal sagen "Harte Sicherheitstechniken" benutzt haben. Unter harten Techniken würde ich solche bezeichnen nach deren Einsatz erstmal ein Break steht, fragezeichen in den Gesichtern zu sehen sind usw. ich denke ihr wisst was ich meine.

Ach ja bei mir: 0, war zwar mal fast nahe dran aber trozdem 0

Weil ich glaub es wird hier über einen Elefanten diskutiert, der mengenmäsig eine Fliege ist.


Edith: Ah hat sogar schon wer,... manchmal bin ich zu langsam. ich bin jezt voll getriggert!

Offline DonJohnny

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #163 am: Gestern um 15:17 »
Ohne jetzt drüber zu urteilen, ob ne X-Card gut oder schlecht ist, ich denke mir oft, wenns die wirklich gebraucht hat, und ein Spieler nur deswegen keine unzumutbare Belastung erfährt, dann stimmt doch in der Gruppe von vornherein was nicht.
SL: "Und damit wäre die Theorie, dass wir an einem Samstagabend weniger albern sind als an einem Freitagabend, widerlegt."
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Online Zed

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #164 am: Gestern um 15:48 »
Wenn jemand Sonderrechte für sich in Anspruch nehmen will, sollte dieser auch den Nutzen belegen können, doppelt, wenn eine Ziwschenstufe als Kompromiss abgelehnt wird.

Rechte, die alle in Anspruch nehmen können, sind keine Sonderrechte.

Die X-Karte ist eine Zwischenzwischenstufe, die keine andere Stufe überflüssig macht.

Zitat
Dann spekulierst du genauso .

Uns eint, dass wir beide die Karte bislang nicht einsetzen.

Uns trennt, dass ich mir meine Meinung aufgrund der positiven Erfahrungsberichte derjenigen bilde, die die Karte einsetzen und die von keinen nachteiligen Effekten berichten - und dass für Dich diese Berichte weniger relevant sind als Deine Phantasien.

Offline Alexandro

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #165 am: Gestern um 16:18 »
Entweder man schweigt, hält seine Trigger geheim und erträgt diese, falls sie aufkommen sollten. Dann sind diese Informationen sicher, weil sie keiner kennt. Oder die Vermeidung der Trigger ist einem persönlich so wichtig, dass man diese kommunizieren muss. Für diesen Fall stehen X-Card und Vorgespräch als Verfahren im Raum. Ich habe dargelegt warum ich in der X-Card keinen "Schutz" sehe. Schützen kann nur das Vorgespräch, aber dann müssen die Trigger natürlich kommuniziert werden.

Wie Ludovico schon sagte: die meißten Rollenspielrunden sind eher keine sozialdarwinistischen Höllenszenarien, wo jedes kleinste Eingestehen persönlicher Dinge gleich zur Ächtung oder Ausbeutung führt. Ich denke sogar, dass es im Rollenspiel unmöglich ist, nicht zu einem gewissen Grad persönliche Dinge an den Spieltisch zu tragen. Mit der X-Card gibt man nicht mehr preis, als sonst im Spiel auch (wenn einem das wirklich wichtig ist, dass die Mitspielenden nicht den genauen Trigger erfahren, dann kann man natürlich auch auf eine Erklärung verzichten).
 
Das bedeutet, dass sich die Mitspielenden alle entgegenkommen müssen, wenn es darum geht was Teil des Spiels sein soll (und was nicht), damit alle das Spiel genießen können. Wenn jemand Phobien oder unangenehme Erfahrungen mitbringt, die ihnen das Spiel vermiesen könnten, dann wollen diese Personen auch nicht, dass das soweit eskaliert, dass ihre Stimmung komplett in den Keller kippt, und sie das Spiel verlassen müssen (oder, noch schlimmer, das Spiel mit einer langwierigen Erklärung, warum diese Sache sie negativ beeinflusst, zu unterbrechen). Sie kennen sich dabei in der Regel gut genug, um z.B. einschätzen zu können, ob eine unangenehme Situation im Spiel für sie noch zu ertragen ist, oder ob sie die "Reißleine" ziehen müssen, und sagen "nimm XY bitte aus dem Spiel raus".
 
Ich denke jede Person hat in dieser Hinsicht bestimmte Befindlich- und Empfindlichkeiten, die sie ungerne im Spiel verarbeitet sehen möchte, und jede Spielrunde ist ein Konsens der Dinge, welche die Teilnehmenden (nicht) im Spiel sehen wollen. Dass es Demokratisierungsprozesse gibt, damit nicht nur die lautesten und egozentrischsten Spielenden Gehör finden (oder das "in die Köpfe schauen" wieder auf den Schultern der SL abgeladen wird), sondern wirklich ALLE berücksichtigt werden.
 
Sogar komplette Empathiekrüppel, die mit psychopathischen Extrempositionen wie "Wenn du nicht SOFORT und unmittelbar erklären kannst, was genau das Problem ist, dann brauche ICH keine Rücksicht auf dich nehmen, egal wie unwohl du dich fühlst" [während besagte Personen gleichzeitig jeden Erklärungsversuch mit inhaltsleeren Worthülsen wie "Politikscheiße" oder "Mißbrauch der X-Karte" abblocken] wollen anscheinend ja auch, dass die anderen Spielenden ein Stück weit auf sie zukommen, und auf ihre Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Ohne dabei anzuerkennen, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt, und dass das was sie als "Entgegenkommen" betrachten anderen absolut Null weiterhilft (weswegen sie es pauschal als "Rücksicht auf andere Befindlichkeiten (auf Kosten meiner eigenen)" abkanzeln, weil sie das Entgegenkommen der anderen offensichtlich als selbstverständlich betrachten.
 
In einer Runde, wo jeder sagt "Ich spiele nur für mich selber, ohne irgendwie auf meine Mitspielenden zu achten - den persönlichen Kram sollen die mal schön zuhause lassen" würden solche Personen vermutlich auch nicht glücklich werden.

Zitat
Zwar hast du recht, dass bei der X-Card die Informationen erst durch Nutzung bekannt werden, aber dann hat man ja trotzdem keinen Schutz, weil die Exposition nicht verhindert werden kann.

Es gibt durchaus Grade der Exposition, das ist kein Schalter der nur auf "Aus" oder "An" steht. Wenn z.B. Spinnennetze beschrieben werden, dann ist das vielleicht noch nicht traumatisierende für eine phobische Person, aber es deutet an, dass es zu einer schwereren Exposition (detaillierte Beschreibung von Spinnen) kommen könnte, die dann zu echten Problemen führen könnte. Die betroffene Person kann in diesem Fall auf die Karte tippen, oder direkt sagen "bitte nicht weiter in diese Richtung".
 
Wie schon gesagt: die X-Karte ist quasi die "vorletzte Verteidigungslinie" (die wirklich letzte wäre die "Open Door Policy"), wenn fast alle anderen Sicherheitstechniken schon versagt haben. Wenn irgendetwas bei der Session 0 vergessen wurde (oder es keine Session 0 gab, z.B. auf einer Con), oder sich eine Person die am Spiel teilnimmt nicht vorstellen konnte, dass eine bestimmte Sache ein Problem sein könnt (jeder hat da "Blinde Flecken"), dann ist das eine Möglichkeit nochmal nachzujustieren, je nach Bedarf.
 
Das erfordert natürlich sowohl die Mitarbeit der Betroffenen (genau benennen können, wann ein Grenze überschritten wird oder werden könnte, bevor es zu spät ist), als auch des Rests der Gruppe (Bereitschaft zur Akzeptanz), damit das auch optimal funktioniert. Sicherheitstechniken sind kein Automatismus, sondern lediglich eine Erinnerung daran, dass man sich auf ein bestimmtes Verhalten geeinigt hat.
 
Wie schon angedeutet wurde, gibt es da durchaus mehr Möglichkeiten als die Extreme "Halt die Fresse und belaste uns nicht mit deinen Problemen!" (Darius) und dem Strohmann "Die X-Karte trumpft alles!" (Maarzan). Unabhängig ob man das jetzt X-Karte nennt oder "Sag bitte kurz, wenn du dich unwohl fühlst, dann finden wir sicher eine Lösung." ;)
Ohne Dramaturgie gibt es kein Drama.

Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline schneeland

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #166 am: Gestern um 16:29 »
Sogar komplette Empathiekrüppel, die mit psychopathischen Extrempositionen wie "Wenn du nicht SOFORT und unmittelbar erklären kannst, was genau das Problem ist, dann brauche ICH keine Rücksicht auf dich nehmen, egal wie unwohl du dich fühlst" [während besagte Personen gleichzeitig jeden Erklärungsversuch mit inhaltsleeren Worthülsen wie "Politikscheiße" oder "Mißbrauch der X-Karte" abblocken] wollen anscheinend ja auch, dass die anderen Spielenden ein Stück weit auf sie zukommen, und auf ihre Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Ohne dabei anzuerkennen, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt, und dass das was sie als "Entgegenkommen" betrachten anderen absolut Null weiterhilft (weswegen sie es pauschal als "Rücksicht auf andere Befindlichkeiten (auf Kosten meiner eigenen)" abkanzeln, weil sie das Entgegenkommen der anderen offensichtlich als selbstverständlich betrachten.
...

Der Tonfall in diesem Thread ist ja ohnehin ziemlich ruppig. Da muss man jetzt echt nicht nochmal 'ne Schüppe drauflegen und die Gegenseite als "komplette Empathiekrüppel mit psychopathischen Extrempositionen" zu bezeichnen. Ich mache hier mal zu, damit alle einmal durchatmen können und die Moderation Zeit hat, einen prüfenden Blick auf den Thread zu werfen.
All good things come to those who wait! ... like dual flamethrowers and beer.