Autor Thema: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken  (Gelesen 3931 mal)

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Offline Skaeg

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #125 am: 28.09.2025 | 12:44 »
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.
Für mich ist ein Problem, dass auch der Umkehrschluss naheliegt. Wenn eine Rollenspielrunde mit "Sicherheitstechniken" angekündigt wird, schreckt mich das rein instinktiv erst einmal ab - weil ich davon ausgehe, dass da irgendwelches abgefuckte Zeug vorkommt, weswegen sowas nötig ist. 
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Online Zed

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #126 am: 28.09.2025 | 13:22 »
Wenn eine Rollenspielrunde mit "Sicherheitstechniken" angekündigt wird, schreckt mich das rein instinktiv erst einmal ab - weil ich davon ausgehe, dass da irgendwelches abgefuckte Zeug vorkommt, weswegen sowas nötig ist.

Gilt das denn auch für die anderen üblichen Sicherheitstechniken wie zB die Session Null, in der ihr Erwartungen und Grenzen absteckt?

Würde ich mit einer neuen Gruppe eine neue Kampagne starten, dann wäre mir zB wichtig zu sagen, dass Sexualität bei mir nicht ausgespielt würde und dass selten, aber dann doch Gewalt auch mal expliziter vorkommt.

Derartige Absprachen sind ja auch Sicherheitstechniken.

Offline Maarzan

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #127 am: 28.09.2025 | 13:26 »
Die Diskussion ist doch wieder so weit, dass es mehrheitlich gar nicht um x-card oder nicht geht, sondern in welcher Form.

Und da sehe ich einen potentiellen Nutzen für die Basisform, aber keinen weiteren Nutzen für die autovetoform sondern ab da nur noch Risiken.
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Online Smoothie

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #128 am: 28.09.2025 | 13:27 »
Für mich ist ein Problem, dass auch der Umkehrschluss naheliegt. Wenn eine Rollenspielrunde mit "Sicherheitstechniken" angekündigt wird, schreckt mich das rein instinktiv erst einmal ab - weil ich davon ausgehe, dass da irgendwelches abgefuckte Zeug vorkommt, weswegen sowas nötig ist.

ich habe in dem persönlichen Beispiel, dass ich geteilt habe weiter oben im Thread eigentlich versucht zu zeigen, dass es gerade nicht nur um krasses abgefucktes Zeug geht, sondern, dass eigentlich harmlose bzw. übliche Dinge, die im Rollenspiel vorkommen, persönliches aufwühlen können. Und dann Sicherheitstechniken sinnvoll sind.
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Outsider

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #129 am: 28.09.2025 | 13:46 »
ich habe in dem persönlichen Beispiel, dass ich geteilt habe weiter oben im Thread eigentlich versucht zu zeigen, dass es gerade nicht nur um krasses abgefucktes Zeug geht, sondern, dass eigentlich harmlose bzw. übliche Dinge, die im Rollenspiel vorkommen, persönliches aufwühlen können. Und dann Sicherheitstechniken sinnvoll sind.

Hier im Forum ja, das entwertet aber nicht die Wahrnehmung die man haben kann, wenn man auf Fremde trifft und angekündigt wird "wir spielen mit Sicherheitsmechanismus Dingenskirchen".

Da kann man schon zu dem Schluss kommen: Möchte ich überhaupt wissen warum die Gruppe Sicherheitsmechanismen braucht?
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Offline Skaeg

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #130 am: 28.09.2025 | 13:55 »
Gilt das denn auch für die anderen üblichen Sicherheitstechniken wie zB die Session Null, in der ihr Erwartungen und Grenzen absteckt?
Machen sowas nicht bzw. wenn überhaupt nur sehr informell. Alle meine Runden der letzten Jahre fallen in eine von zwei Kategorien:
a.) Komplett aus Rollenspielveteranen bestehend, die durch die Genreankündigung ausreichend informiert sind und die man maximal bei wirklich außergewöhnlich kritischen Thematiken (Kindermord und sowas), die ich selber aber eh meide, extra vorwarnen müsste.
b.) Anfängerrunden mit Minderjährigen, bei denen man als SL schon von sich aus extrem zurückhaltend mit problematischen Inhalten ist. (Und dann regelmäßig feststellt, dass die Teenager abgebrühter sind als man selber).
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Offline Darius der Duellant

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #131 am: 28.09.2025 | 13:57 »
Darius, nimm es gerne genau mit dem, was andere schreiben und was Du „zitierst“:

Ich jedenfalls habe nicht geschrieben „Lies es halt nicht“ sondern „Refreshe nicht, wenn Du die Dynamik gerade nicht aushältst“.

Vielleicht hältst Du die Dynamik ja morgen aus.

Oh Gott, ist dir ein "Äkschully!" nicht zu blöde?
Wenn du es nicht aktualisierst, liest du es auch nicht.
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Offline Prisma

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #132 am: 28.09.2025 | 14:52 »
Also verstehe ich das richtig, die X-Card ist schädlich, weil der Getriggerte dadurch private Informationen von sich preisgibt, die dazu führen, dass andere schlecht von ihm reden/denken könnten? Stattdessen empfiehlst du, dass die betroffene Person vorher ein klärendes Gespräch mit der Runde führt, wo sie darauf hinweist, welche Probleme es geben könnte?
Aber damit gibt sie doch noch viel mehr Details preis. Und zudem auf jeden Fall, während es bei der X-Card nur durch Gebrauch bekannt geworden wäre (und wahrscheinlich nicht so detailliert). Wäre das dann nicht noch schlimmer für den eigenen Ruf?

Entweder man schweigt, hält seine Trigger geheim und erträgt diese, falls sie aufkommen sollten. Dann sind diese Informationen sicher, weil sie keiner kennt. Oder die Vermeidung der Trigger ist einem persönlich so wichtig, dass man diese kommunizieren muss. Für diesen Fall stehen X-Card und Vorgespräch als Verfahren im Raum. Ich habe dargelegt warum ich in der X-Card keinen "Schutz" sehe. Schützen kann nur das Vorgespräch, aber dann müssen die Trigger natürlich kommuniziert werden.
Wenn man schon die Entscheidung getroffen hat mit seinen Triggern an die "Öffentlichkeit" zu gehen, dann doch wenigstens mit einem Verfahren welches nützt. Wie weit man ins Detail geht, bleibt einem selbst überlassen. So könnte man z.B. sagen: "Bitte nichts mit Spinnen und grausamen Wunden." Das wäre relativ wenig Information aber klar genug um die Exposition zu verhindern. Und die Gruppe könnte antworten: "Alles klar!" oder "Äh... aber wir spielen doch 40K und metzeln uns heute durch den Space Hulk der Chaosspinnen."
Zwar hast du recht, dass bei der X-Card die Informationen erst durch Nutzung bekannt werden, aber dann hat man ja trotzdem keinen Schutz, weil die Exposition nicht verhindert werden kann. 
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Offline Boba Fett

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #133 am: 28.09.2025 | 17:52 »
... Oder die Vermeidung der Trigger ist einem persönlich so wichtig, dass man diese kommunizieren muss. Für diesen Fall stehen X-Card und Vorgespräch als Verfahren im Raum. Ich habe dargelegt warum ich in der X-Card keinen "Schutz" sehe.

Ja, aber es geht nicht um Schutz, sondern um Vermeidung. Und die ist nicht binär aufteilbar in "voll umfänglich" oder "gar nicht existent".
Es geht auch darum, eine (möglicherweise unvorhersehbar) unangenehme Situation nicht ins unerträgliche entwickeln zu lassen. Dass jemand merkt, dass sich das Spiel möglicherweise in eine Richtung bewegt, die über das, was man bereit ist zu ertragen hinausgehen wird.
Und klar kann man dann aufstehen und "das geht mir hier gerade zu weit" sagen und den Spieltisch verlassen. Das ist nichts anderes, als eine X-Card zu legen. Wobei man da hinterfragen muss, ob die getriggerte Person in dem Fall noch so kommunikativ sein kann (je nach Trigger und Folge) und ob die Mitspielenden dann in der Lage sind, richtig und angemessen zu reagieren.

Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.

Abgesehen davon geht es auch nicht um die absolute Vermeidung der Ängste, Schwächen und Emotionen einer triggerbaren Person. Auch das ist nicht binär!
Es geht auch darum, dass manche lieber vermeiden möchte, Dinge zur Sprache zu bringen, weil es einem unangenehm ist - vielleicht unangenehm, dass andere das wissen, unangenehm, darüber zu sprechen oder unangenehm, später darauf angesprochen zu werden.
Bevor man aber sich einer Situation konfrontiert wird, wo man damit konfrontiert wird, sagt man aber trotzdem lieber "STOP!" - weil das Stop und die damit verbundene Offenbarung weniger unangenehm ist, das das weitere Ertragen der Situation.
Und eigentlich haben alle anderen dann auch nicht zu fragen, warum, wenn man das Spiel unterbrechen möchte - sich zu erklären muss hier optional sein. Und auch das ist nicht binär. Die Person, die die Notbremse zieht kann sich beruhigen und ohne ein Wort nach Hause gehen. Oder sich bringen lassen. Oder in kurzen Andeutungen sagen, was nächstes Mal vielleicht nicht zum Content gemacht werden sollte. Oder sich eine Person anvertrauen. Oder mehrere. oder allen.

Ich finde es ziemlich falsch, wenn diese Sachen so "ENTWEDER" oder "ODER" dargestellt werden. Das menschliche Miteinander bietet unendlich viel Optionen.
Und ich frage mich gerade, warum das nicht offensichtlich ist.
« Letzte Änderung: 28.09.2025 | 17:58 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Luxferre

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #134 am: 28.09.2025 | 19:12 »
Geht es hier eigentlich um Erfahrungen oder ein Sammelsurium absurder Möglichkeiten potenzieller Unsinnigkeiten basierend auf einem unfundiert negativistischen Bild?

Luzi ist verwirrt. Sehr verwirrt.
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Offline Metamorphose

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #135 am: 28.09.2025 | 19:27 »
Die X-Karte steht als Sicherheitsmechanismus für den Schutz der Spielenden. Sie ermöglicht, unangenehme oder verstörende Szenen zu unterbrechen oder zu ändern. Der Zweck ist, eine inklusive Spielumgebung zu schaffen, bei dem sich niemand rechtfertigen muss, wenn er*sie die Szene nicht mehr ertragen kann. Es ist mitunter das einfachste, schnell erklärteste Sicherheitstool im Rollenspiel. Was soll daran verkehrt sein?

Ich habe sie bei jedem Rollenspiel dabei und sie wurde in zig Spielen bis anhin nur einmal benutzt. Mir fällt als SL kein Zacken aus der Krone wenn ich diese einfach bereit habe und gibt den anderen eine weitere Möglichkeit, ausser das Gespräch zu suchen. Klar wäre eine Dialog super, jedoch ist dies nicht immer Möglich. Bei diesem einen Mal ging die Person später auf mich zu, erklärte es mir und entschuldigte sich - was sie nicht hätte machen müssen. Über den Sinn und Unsinn der Karte zu sprechen würde mir irgendwie nicht in den Sinn kommen, da es für alle zu niederschwellig ist. Ich vermute aus diesem Grund ist sie auch so populär.

In der Session Zero rede ich meist über Themen, die wir nicht haben wollen, solche die wir angedeuted oder nicht ausgespielt haben wollen und allfällig Momente, die alle cool fänden. Ich möchte als SL natürlich, dass alle Spass haben. Auch mit dieser Art von Lines and Veils habe ich super Erfahrungen gemacht.
« Letzte Änderung: 28.09.2025 | 19:30 von Metamorphose »
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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #136 am: 28.09.2025 | 19:36 »
Ich habe sie bei jedem Rollenspiel dabei und sie wurde in zig Spielen bis anhin nur einmal benutzt.

Die eigentliche Frage ist doch, wie häufig die X-Karte nach Deiner Erfahrung missbraucht wurde.

Zum Beispiel dadurch, dass jemand seine Hypersensibilität vorschützt, um Deinen mit viel SL-Arbeit ausgearbeiteten Plot zu unterlaufen und auszubremsen, und Du darfst das laut Vereinbarung nicht einmal diskutieren, kurz: Dass jemand die eigenen Probleme auf Dich als Spielleitung abwälzt, anstatt selbst damit klarzukommen.

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #137 am: 28.09.2025 | 19:46 »
Die eigentliche Frage ist doch, wie häufig die X-Karte nach Deiner Erfahrung missbraucht wurde.

Zum Beispiel dadurch, dass jemand seine Hypersensibilität vorschützt, um Deinen mit viel SL-Arbeit ausgearbeiteten Plot zu unterlaufen und auszubremsen, und Du darfst laut Vereinbarung das nicht einmal diskutieren, kurz: Die eigenen Probleme auf Dich als Spielleitung abwälzt, anstatt damit selbst klarzukommen.
Warum sollte ich mit solchen Leuten spielen?

Schlussendlich kann man alles vortäuschen und Missbrauchen, auch ohne X-Karte. Das lässt einfach eher auf die Menschen mit denen ich spiele schliessen, als das der Sicherheitsmechanismus missbraucht wird. Für mich maskiert das einfach eine Angst vom SL oder ein anderes Problem der Mitspielenden, wenn sowas passieren würde. Ich vertraue meinen Mitspielenden, denn vertrauen ist der Grundpfeiler von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen.
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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #138 am: 28.09.2025 | 21:12 »
Warum sollte ich mit solchen Leuten spielen?

Schlussendlich kann man alles vortäuschen und Missbrauchen, auch ohne X-Karte. Das lässt einfach eher auf die Menschen mit denen ich spiele schliessen, als das der Sicherheitsmechanismus missbraucht wird. Für mich maskiert das einfach eine Angst vom SL oder ein anderes Problem der Mitspielenden, wenn sowas passieren würde. Ich vertraue meinen Mitspielenden, denn vertrauen ist der Grundpfeiler von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen.

Vielleicht ist das der Grund für die unterschiedlichen Auffassungen zu dem Thema, das Verhältnis zu anderen Menschen:

Einige haben vorerst das Vertrauen, dass Mitspielende ein Tool nicht missbrauchen. Andere haben zuerst die Befürchtung, dass ein Tool missbraucht werden würde.

Offline Prisma

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #139 am: 28.09.2025 | 21:30 »
Ja, aber es geht nicht um Schutz, sondern um Vermeidung. Und die ist nicht binär aufteilbar in "voll umfänglich" oder "gar nicht existent".
Es geht auch darum, eine (möglicherweise unvorhersehbar) unangenehme Situation nicht ins unerträgliche entwickeln zu lassen. Dass jemand merkt, dass sich das Spiel möglicherweise in eine Richtung bewegt, die über das, was man bereit ist zu ertragen hinausgehen wird.
Und klar kann man dann aufstehen und "das geht mir hier gerade zu weit" sagen und den Spieltisch verlassen. Das ist nichts anderes, als eine X-Card zu legen. Wobei man da hinterfragen muss, ob die getriggerte Person in dem Fall noch so kommunikativ sein kann (je nach Trigger und Folge) und ob die Mitspielenden dann in der Lage sind, richtig und angemessen zu reagieren.

Doch das ist binär. Entweder ist die Schwelle zum Trigger überschritten, oder nicht. Was du beschreibst ist ein Prä-Trigger-Zustand an dem die Person erkennt, dass es in Richtung Trigger geht oder gehen könnte. In diesem Zustand ist die Person in der Lage zu kommunizieren. Sätze wie "Das mag ich nicht. / Das will ich nicht. / Bitte nicht in diese Richtung. / Das geht mir zu weit." oder Handlungen wie aufstehen und gehen sind in der Prä-Trigger-Phase problemlos möglich. Wozu braucht es dann eine X-Karte?


Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.
Wozu braucht es dafür eine X-Karte? Das ist normales mitmenschliches Verhalten.


Bevor man aber sich einer Situation konfrontiert wird, wo man damit konfrontiert wird, sagt man aber trotzdem lieber "STOP!" - weil das Stop und die damit verbundene Offenbarung weniger unangenehm ist, das das weitere Ertragen der Situation.
Und wieder: wozu braucht es eine X-Karte, wenn man vor einer Situation "Stop!" sagen kann? 


Und eigentlich haben alle anderen dann auch nicht zu fragen, warum, wenn man das Spiel unterbrechen möchte - sich zu erklären muss hier optional sein. Und auch das ist nicht binär. Die Person, die die Notbremse zieht kann sich beruhigen und ohne ein Wort nach Hause gehen. Oder sich bringen lassen. Oder in kurzen Andeutungen sagen, was nächstes Mal vielleicht nicht zum Content gemacht werden sollte. Oder sich eine Person anvertrauen. Oder mehrere. oder allen.
Das ist in der Realität nicht so simpel rechtschaffen wie du es hier präsentierst. Wenn öfter in der Runde von einer Person die X-Card gezogen wird, sollte die wenigstes kommunizieren was stört, oder die Runde stellt sich irgendwann neu auf. Wer dann nicht mehr mit dabei ist, liegt auf der Hand. Das Zwischenmenschliche ist keine Einbahnstraße.
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Offline Darius der Duellant

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #140 am: 28.09.2025 | 21:53 »
Vielleicht ist das der Grund für die unterschiedlichen Auffassungen zu dem Thema, das Verhältnis zu anderen Menschen:

Einige haben vorerst das Vertrauen, dass Mitspielende ein Tool nicht missbrauchen. Andere haben zuerst die Befürchtung, dass ein Tool missbraucht werden würde.

Und dritte haben die Erfahrung(!) gemacht dass es im Hobbie schon ein paar ziemlich massive Persönlichkeiten gibt, weshalb sie nicht befürchten sondern davon ausgehen und stellen (gerade wenn ich mir einige der Anwendungsbeispiele ansehe dir mancher hier als legitim ansieht) die Vermutung dass es in Fällen in denen das Ding eingesetzt wird eher zu komische Dingen als zu hilfreichen kommt.
Dazu kommt: Selbst bei den Leuten hier die sie auch am Tisch haben, tendiert die Nutzung durch die Spieler zu verschwindend geringen absoluten Zahlen.

Ich sehe hier also für mich ein Werkzeug dass seinen ANGEDACHTEN Zweck mMn nicht wirklich gut erfüllt; dessen FAKTISCHER Effekt auch durchs Mund aufmachen und klar äußern was stört BESSER und vor allem NACHHALTIGER (weil dann auch jedem klar ist was das Problem ist) erreicht wird und das selbst bei ausliegen von ihm gegenüber positiv eingestimmten Leuten quasi nie genutzt wird, dessen realer BEDARF also ziemlich gering zu sein scheint. Demgegenüber eröffnet es aber ganz viel unnötiges Missbrauchspotenzial.

Ergo:
Kein realer MEHR(!)Nutzen, dafür ein mehr an potenziellem Geschiss.
Kann man gut drauf verzichten und die Energie in sinnvollere Dinge investieren.

Ich bin generell kein großer Fan von "safety tools" abseits einer intensiven Session 0, kann aber bei manchen dieser "Werkzeuge" durchaus anerkennen dass sie für spezifische Konstellationen taugen, auch wenn sie meinen Geschmack nicht treffen (z.B. Veils).
Aber wenn ich mir die umfangreiche Liste ebensolcher Werkzeuge aus dem Nebenthema ansehe kann ich mit Überzeugung sagen dass die X-Card mit großem Abstand eines der mechanisch (also Bewertung Funktionalität im Bezug auf Zielsetzung) schlechtesten Werkzeuge darauf ist. Getoppt wird sie nur noch von diesem Script Change Baukasten, den halte ich für ein Projekt das nur dazu dient Gruppen zu zerschießen.


. Das Zwischenmenschliche ist keine Einbahnstraße.

Danke, genau das.
« Letzte Änderung: 28.09.2025 | 21:56 von Darius der Duellant »
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Offline Yney

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #141 am: 28.09.2025 | 22:59 »
[…] dessen FAKTISCHER Effekt auch durchs Mund aufmachen und klar äußern was stört BESSER und vor allem NACHHALTIGER (weil dann auch jedem klar ist was das Problem ist) erreicht wird und das selbst bei ausliegen von ihm gegenüber positiv eingestimmten Leuten quasi nie genutzt wird, dessen realer BEDARF also ziemlich gering zu sein scheint […]
Der Sinn der X-Card ist, so wie ich sie "bereit lege" (sie tut das bei mir nicht physisch, sondern steckt in der Möglichkeit, jederzeit ohne Angabe von Gründen „Stopp“ oder eben „X“ sagen zu dürfen) ist für mich der, genau das vermeiden zu dürfen, Darius: Man kann in einer solchen Situation natürlich sagen, um was es geht und auf lange Sicht wäre es zwecks Vermeidung auch sinnvoll, die Quelle des Unwohlseins zu kennen. Aber es gibt Situationen, in denen das manchen Menschen eben nicht möglich ist. Wenn dir das im Gegensatz dazu leicht fällt, dann finde ich das gut für dich und auch die Mitspieler, weil es so, wie du ja richtig sagst, leichter ist, ein Problem aufzulösen. Für mich klingt es aber in deinen Anmerkungen immer wieder ein wenig nach „stellt euch nicht so an“. Sollte ich das schärfer gelesen haben, als du es meinst, dann bitte ich um Entschuldigung.
Wie bei allen anderen Dingen auch kann man sich ja bezüglich solcher Techniken vorher einigen oder eben nicht einigen und dann eben mit anders Gesinnten zusammen spielen.

Wenn aber die Anwendung der X-Card ohnehin (zum Glück) so extrem selten notwendig ist. Wo stiehlt sie dann Spielzeit oder wird zu mehr an „Geschiss“? Man kann doch ein Mittel ablehnen und zugleich akzeptieren, dass es für andere Menschen eine Hilfestellung sein könnte, ohne deren Befindlichkeiten abzuwerten (erneut: Entschuldigung, wenn ich das schärfer lese als gemeint).

Ich persönlich habe meist mit mir sehr vertrauten Freunden und Freundinnen gespielt. Die Notwendigkeit für einen solchen Mechanismus stolperte uns nie über den Weg. Aber ich habe auch schon mit guten Bekannten gespielt, die nach einer gruseligen Episode meinten, das sei ihnen schon sehr nahe gegangen. Ich war wohl sehr scharf an der Grenze. Hätte ich damals schon von solchen Ideen wie der X-Card gewusst, dann hätte ich das abdämpfen können. Und selbst bei engsten Freunden kann ich nicht alles wissen. Ich denke nicht, dass es irgendetwas sabotiert, sondern eher den Gruselfaktor auf ein erträglicheres Niveau hätte abfedern helfen.

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #142 am: 28.09.2025 | 23:09 »
Puh, Ignorieren von Fakten führt zu Wiederholung. Also noch mal:

• In Stresssituationen wird gesprochen und erklärt, was los ist. Ohne X-Karte, und meist auch mit X-Karte, wenn auf sie gezeigt wird, quasi als Einleitung für ein verbales "Time out - Ich habe da ein Problem..."

• Sollten aber jemandem die Worte fehlen aufgrund von Überwältigung, dann ist das Zeigen auf die X-Karte eine Handlung, die vorerst ohne Worte die überwältigende Situation stoppt. Klärung folgt dann später.

• Die X-Karte - sagen Leute, die sie nutzen - wird in der Realität sehr selten eingesetzt! Ihr Einsatz ohne sofortige Erklärung ist wohl  n o c h  seltener.

• Von Missbrauch dieses Tools ist aus der Praxis heraus bislang noch nicht berichtet worden. Solange ist dieser Vorwurf nur ein "Strohmann geboren aus Albträumen", nicht aus Realität.

Offline Darius der Duellant

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #143 am: 29.09.2025 | 00:25 »

• Von Missbrauch dieses Tools ist aus der Praxis heraus bislang noch nicht berichtet worden. Solange ist dieser Vorwurf nur ein "Strohmann geboren aus Albträumen", nicht aus Realität.

Dein persönlicher Erlebnisraum und die Realität sind nur leider nicht Deckungsgleich.
Nachdem Alexandro hier bereits ein Beispiel gebracht und vehement Verteidigt hat das für mich klar unter Werkzeugmissbrauch fällt, ist diese Diskussion auch müßig.
Wenn jemand ankündigt dass er kein Problem damit hat Wasser zu verschütten wenn man ihm ein Glas in die Hand drückt, braucht man nicht abwarten bis er das dann auch wirklich durchzieht, bevor man davon absieht ihm das nötige Mittel zu reichen.



Zitat
Der Sinn der X-Card ist, so wie ich sie "bereit lege" (sie tut das bei mir nicht physisch, sondern steckt in der Möglichkeit, jederzeit ohne Angabe von Gründen „Stopp“ oder eben „X“ sagen zu dürfen) ist für mich der, genau das vermeiden zu dürfen

Und genau das ist eben der Punkt wo ich sage dass da die Probleme den Nutzen am Tisch für mich überwiegen.
Dazu kommt noch etwas ganz simples.
Der Mensch tendiert zu Bequemlichkeit. Wenn ich ein Werkzeug bereit lege das für weniger persönlichen Aufwand sorgt, wird das eher genommen, selbst wenn es möglicherweise gar nicht notwendig war.
Direkter formuliert:
Die x card eröffnet eine Option den eigenen Stress (ich muss was erklären) selbst dann zu vermeiden wenn es gar nicht notwendig war. Auf Kosten der restlichen Gruppe.
Ich bezweifle dass bei dem Einsatz der Karte "ich könnte es erklären, habe aber gerade keinen Bock darauf" nicht quantitativ " ich bin wirklich genuin unfähig es zu erklären" überwiegt.
Und in Fällen wo  letzteres wirklich zutrifft ist wohl eher eine professionelle Unterstützung als eine fortwährende Rollenspiel-Sitzung notwendig.
Wenn jemand z.B. so harte PTSD von einem Einsatz hat dass die in einer RPG Runde getriggert werden und so krass auslösen dass er noch nicht einmal mehr kommunizieren kann was gerade das Problem war, ist das schlicht außerhalb dessen was ich Willems und fähig bin, in meiner Freizeit abzufedern.

Was das stehlen von Spielzeit angeht:
Es sollte doch absolut offensichtlich sein dass es  ein einer Ablehnung nur um den Einsatz in  Runden gehen kann, wo man selbst dabei ist.
Was du in deiner Runde machst ist  mir komplett egal, das betrifft mich ja nicht, ich kann es aber trotzdem bewerten.
Wenn der Radlshop nebenan Wackelpudding in die Schläuche füllt betrifft mich das ja auch nicht, ich kann's aber trotzdem für ne Scheißidee halten und auch sagen warum, insbesondere wenn jemand in dem Forum das Thema anbringt.
Wenn du jetzt aber mit mir auf Tour gehst und dann mit deinen Wackelpuddingreifen ankommst, muss ich die gar nicht selbst nutzen um von ihrem Einsatz negativ betroffen zu sein weil's die gemeinsame Tour versaut.

Nun scheinen es manche hier nicht nachvollziehen zu können warum andere das Tool ablehnen. Ein Problem dabei ist wenn Leute den Unterschied zwischen Fakten und Thesen nicht kennen oder nicht nachvollziehen können dass ihre persönliche Sicht auf Dinge keiner universellen Bewertung gleich kommt.

Wenn du die Mechanik der x-Card angeschaut hast und für dich zu der Wertung gekommen bist "hey das funktioniert für dich" ist das ja toll und dann spricht ja nichts dagegen das zu nutzen wenn alle anderen in der Gruppe das ebenso sehen.
Nur geh halt nicht automatisch davon aus die Bewertung der einzelnen funktionalen Elemente und deren Konsequenzen durch dritte dem gleichen Ergebnis folgt das du hattest oder alternativ, dass deine persönliche Bewertung automatisch universell zutreffend ist.

Zusätzliche Anmerkung:
Ich spreche hier immer ganz explizit von meiner Freizeit.
Bei bezahlrunden kann man die Diskussion noch einmal anders angehen.
« Letzte Änderung: 29.09.2025 | 00:35 von Darius der Duellant »
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Offline Skaeg

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #144 am: 29.09.2025 | 01:54 »
Die X-Karte steht als Sicherheitsmechanismus für den Schutz der Spielenden. Sie ermöglicht, unangenehme oder verstörende Szenen zu unterbrechen oder zu ändern. Der Zweck ist, eine inklusive Spielumgebung zu schaffen, bei dem sich niemand rechtfertigen muss, wenn er*sie die Szene nicht mehr ertragen kann. Es ist mitunter das einfachste, schnell erklärteste Sicherheitstool im Rollenspiel. Was soll daran verkehrt sein? [...]

Ich vermute aus diesem Grund ist sie auch so populär.
Wie gesagt, für mich signalisiert ein "Sicherheitswerkzeug", dass es eine Gefahr gibt. Das ist ungefähr so, als wenn ich eingeladen werde, bei einer mir bis dato unbekannten Ballsportart mitzumachen und als erstes gesagt bekomme: "Okay, hier sind Helm, Schutzbrille und Hodenschutz! Und obwohl man ihn nur selten braucht, steht immer der erste- Hilfe-Kasten bereit."

Und populär? Ist sie das? Weder auf Cons noch in Hausrunden habe ich sie jemals im Einsatz gesehen.
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Offline Boba Fett

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #145 am: 29.09.2025 | 07:22 »
Wozu braucht es dafür eine X-Karte?

Um unsensiblen Menschen im Voraus mitzuteilen, dass sie nicht unsensibel reagieren sollen, wenn sowas passiert.
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Offline Megavolt

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #146 am: 29.09.2025 | 07:32 »
Und populär? Ist sie das? Weder auf Cons noch in Hausrunden habe ich sie jemals im Einsatz gesehen.

Ich würde auch eher das Gegenteil behaupten. Ich habe schon mehrfach mitbekommen, wie sich Leute abfällig über die Karte geäußert haben. Ich würde so weit gehen zu sagen, die Karte ist auffällig unpopulär.


Offline Maarzan

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #148 am: 29.09.2025 | 09:09 »
...

Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.

Abgesehen davon geht es auch nicht um die absolute Vermeidung der Ängste, Schwächen und Emotionen einer triggerbaren Person. Auch das ist nicht binär!
Es geht auch darum, dass manche lieber vermeiden möchte, Dinge zur Sprache zu bringen, weil es einem unangenehm ist - vielleicht unangenehm, dass andere das wissen, unangenehm, darüber zu sprechen oder unangenehm, später darauf angesprochen zu werden.
Bevor man aber sich einer Situation konfrontiert wird, wo man damit konfrontiert wird, sagt man aber trotzdem lieber "STOP!" - weil das Stop und die damit verbundene Offenbarung weniger unangenehm ist, das das weitere Ertragen der Situation.
Und eigentlich haben alle anderen dann auch nicht zu fragen, warum, wenn man das Spiel unterbrechen möchte - sich zu erklären muss hier optional sein. Und auch das ist nicht binär. Die Person, die die Notbremse zieht kann sich beruhigen und ohne ein Wort nach Hause gehen. Oder sich bringen lassen. Oder in kurzen Andeutungen sagen, was nächstes Mal vielleicht nicht zum Content gemacht werden sollte. Oder sich eine Person anvertrauen. Oder mehrere. oder allen.

Ich finde es ziemlich falsch, wenn diese Sachen so "ENTWEDER" oder "ODER" dargestellt werden. Das menschliche Miteinander bietet unendlich viel Optionen.
Und ich frage mich gerade, warum das nicht offensichtlich ist.

Weil die Darstellung so nicht stimmt. weil eine Menge Leute rumlaufen, die nicht ein Problem mit irgendwelchen konkreten Traumatisierungen haben sondern mit der Idee, dass die Welt nicht so läuft wie in ihrer idealvorstellung oder auch einfach mit dem Verlieren an sich und sich dann in Kombinationmit jede Menge Sendungs- und Anspruchsgefühl "unwohl" fühlen".

Und die brauchen dann auch den Trumpfmechanismus alles Xen zu könenn, as ihnen nicht passt.
Für "normale" Traumatisierte sollte die "Stop, und wir reden unter 4 Augen drüber"-Variante völlig reichen.

Die X-Karte steht als Sicherheitsmechanismus für den Schutz der Spielenden. Sie ermöglicht, unangenehme oder verstörende Szenen zu unterbrechen oder zu ändern. Der Zweck ist, eine inklusive Spielumgebung zu schaffen, bei dem sich niemand rechtfertigen muss, wenn er*sie die Szene nicht mehr ertragen kann. Es ist mitunter das einfachste, schnell erklärteste Sicherheitstool im Rollenspiel. Was soll daran verkehrt sein?

Nein, sie ist in der Vollversion ein Mittel zum "Schutz" der Interessen EINES Spielers, desjenigen, der die Karte zieht. Alle anderen Interessen am Tisch sind dann hinfällig, X-Card gewinnt. 

Warum sollte ich mit solchen Leuten spielen?

Schlussendlich kann man alles vortäuschen und Missbrauchen, auch ohne X-Karte. Das lässt einfach eher auf die Menschen mit denen ich spiele schliessen, als das der Sicherheitsmechanismus missbraucht wird. Für mich maskiert das einfach eine Angst vom SL oder ein anderes Problem der Mitspielenden, wenn sowas passieren würde. Ich vertraue meinen Mitspielenden, denn vertrauen ist der Grundpfeiler von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen.

Was kann an einem Ermächtigungsgesetz schon falsch sein? Man muss es den Missbrauch/Dominanz-Suchenden ja auch nicht noch kinderleichter machen, auch wenn sie theoretisch noch andere Möglichkeiten hätten.

Puh, Ignorieren von Fakten führt zu Wiederholung. Also noch mal:

• In Stresssituationen wird gesprochen und erklärt, was los ist. Ohne X-Karte, und meist auch mit X-Karte, wenn auf sie gezeigt wird, quasi als Einleitung für ein verbales "Time out - Ich habe da ein Problem..."

• Sollten aber jemandem die Worte fehlen aufgrund von Überwältigung, dann ist das Zeigen auf die X-Karte eine Handlung, die vorerst ohne Worte die überwältigende Situation stoppt. Klärung folgt dann später.

• Die X-Karte - sagen Leute, die sie nutzen - wird in der Realität sehr selten eingesetzt! Ihr Einsatz ohne sofortige Erklärung ist wohl  n o c h  seltener.

• Von Missbrauch dieses Tools ist aus der Praxis heraus bislang noch nicht berichtet worden. Solange ist dieser Vorwurf nur ein "Strohmann geboren aus Albträumen", nicht aus Realität.

Die ersten drei Punkte gehen auch mit der X-Card light.
Beim letzten Punkt ignorierst du hier Beiträge.
Und wenn ei Tool bisher so selten benutzt wurde, ist auch die Zahl der akuten Missbrauchsmöglcihkeiten schon gering. Das ändert sich dann, wenn das tool tatsächlich und in unhomogenen Gruppen verstärkt zum Einsaatz käme.

Zu betrachten wären da denke ich Szenen an Tischen allgemein, wo jemand versucht hat kontrovers auf Spielinhalte Einfluss zunehmen, wo diese Person mit der X-Karte-Voll schlicht sich automatisch durchgesetzt hätte.

Wie gesagt, für mich signalisiert ein "Sicherheitswerkzeug", dass es eine Gefahr gibt. Das ist ungefähr so, als wenn ich eingeladen werde, bei einer mir bis dato unbekannten Ballsportart mitzumachen und als erstes gesagt bekomme: "Okay, hier sind Helm, Schutzbrille und Hodenschutz! Und obwohl man ihn nur selten braucht, steht immer der erste- Hilfe-Kasten bereit."

Nein, das ist so wie eine Regel im Fußball: wenn einer die Hand hebt weil er sich benachteiligt fühlt gibt es automatisch Elfmeter.


Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Johann

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Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
« Antwort #149 am: 29.09.2025 | 09:33 »
Wenn öfter in der Runde von einer Person die X-Card gezogen wird, sollte die wenigstes kommunizieren was stört[...]

Hypothetischer geht's kaum noch. Schon die Beispiele, wo jemand die X-Card genutzt (d.h. angetippt oder hochgehalten) hat, sind rar gesät. Eine Nutzung, wo das tatsächlich ein Problem war (und nicht etwa hätte sein können), wurde noch nicht berichtet.

Und jetzt machst Du dir Sorgen, wie es wäre, wenn das jemand (a) öfters tut und (b) sich dabei nicht erklärt?

Woher kommt diese riesige Angst der Gegner der X-Card?

Stellt euch vor, jemand erleidet wirklich einen Nervenzusammenbruch - ich kenne eine einzige entsprechende Story von einem Kumpel mit My Life with Master, wo ein Spieler geheult hat -, was dann?

Dann sind doch der kostbare Plot, der gerade so schöne Flow am Spieltisch usw. auf einmal völlig egal. Jedem von uns. Da sitzt dann nämlich einen Meter entfernt ein Mensch, der fix und fertig ist.

Verhindert die X-Card so etwas? Möglicherweise. Wie ein Airbag eben (wie Zed schon sagte).
« Letzte Änderung: 29.09.2025 | 09:57 von Johann »
Im Reich der Nibelungen ist eine Spielwelt mit eigenwilligen magischen Gesetzen für Swords & Wizardry Continual Light. Mehr dazu bei Blogger und DriveThruRPG (dank Fans auch auf Französisch & Englisch).
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