Autor Thema: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg  (Gelesen 1400 mal)

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Offline Feuersänger

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Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« am: 28.09.2025 | 12:54 »
Kryptischer Titel, ich weiß, aber mir fiel keine prägnantere Formulierung ein, darum nun im Detail:

Wenn sich die ganze Gruppe (oder die meisten davon) mit einem NSC unterhalten, wer würfelt dann irgendwann fällige Proben auf soziale Skills?

Situation: die Gruppe befindet sich im rollenspielerischen Gespräch mit einem NSC. Man unterhält sich, bespricht ein Thema, dann kommt der Fighter als Erster auf einen heiklen Punkt zu sprechen. Und der SL sagt: "Würfle mal Diplomatie". Darin ist der Fighter natürlich erbarmungswürdig schlecht und liefert ein entsprechendes Ergebnis ab. NSC mauert. Face kann es vielleicht nochmal probieren, aber hat jetzt natürlich einen schwereren Stand, nach dem Motto "Es gibt keinen zweiten ersten Eindruck".
 
So geschehen in unserer letzten Sitzung. Ich habe nach der Sitzung mit dem SL gesprochen und ihn gebeten, solche Diplo-Proben doch dann bitte auch die Charaktere mit den entsprechenden Skills machen zu lassen, und nicht sofort den Erstbesten der das Stichwort genannt hat.
Mein erstes Argument war: wir freuen uns gerade, dass der Fighter-Spieler sich allmählich mehr ins RP einbringt. Wenn er jetzt merkt, dass jede Äußerung sofort in einen Check resultiert, den er nicht schaffen kann, zieht er sich vielleicht wieder zurück, um nichts kaputt zu machen. Bzw wenn er so weitermacht, würden vielleicht wir als Mitspieler ihm früher oder später den Mund verbieten wenn wir merken, dass er mit seiner "vorlauten" Art die Interaktionen zerschießt. Denn dann kann sich das Face auch sparen, Punkte in Diplomatie zu investieren.

Ich würde daher folgendes Vorgehen empfehlen: man führt die Unterhaltung zwischen Gruppe und NSC eine Weile, wägt die Qualität der Argumente ab und gibt  ggf einen Bonus, lässt dann aber eben den wertetechnisch prädestinierten Wortführer etwaige Proben würfeln. So können sich alle einbringen, ohne fürchten zu müssen mit seinen "Diplomatie -1" etwas kaputt zu machen.

Wie seht ihr das?
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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #1 am: 28.09.2025 | 13:09 »
Ich stelle es der Gruppe in solchen Situationen in der Regel frei wer würfelt und meistens haben Systeme Regeln für Unterstützung. Dann können diejenigen welche den fraglichen Skill auch haben (wenn vielleicht auch nicht so gut) sich mit einbringen.

Wohlgemerkt, das ganze nur wenn sich die Gruppe auch gemeinschaftlich an der fraglichen Aktion beteiligt. 

Sprich, der Krieger redet und das Face ist gerade am anderen Ende des Marktes am Feilschen, geht das natürlich nicht. Es muss schon eine räumliche Nähe vorhanden sein.
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Offline Maarzan

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #2 am: 28.09.2025 | 13:21 »
Ich denke den ungehobelten Fighter das erste Wort haben zu lassen ist genauso ein taktischer Gruppenfehler wie den schwachen Magier in die Frontlinie zu setzen.
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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #3 am: 28.09.2025 | 13:24 »
Wenn sich die ganze Gruppe (oder die meisten davon) mit einem NSC unterhalten, wer würfelt dann irgendwann fällige Proben auf soziale Skills?
Wenn sich die Gruppe unterhält, würfelt derjenige aus den beim Gespräch Anwesenden, der möchte - in dem Sinne, derjenige war der "Redensanführer". Wenn es um Einzelgespräche geht, würfelt jeder Einzeln.
Wobei der "Redensanführer" in dem Sinne nicht derjenige sein muss, der am meisten gesprochen hat. Aber er hat halt zu den richtigen Stichworten genickt, bedeutungssschwer mit dem Kopf geschütteln usw. Und deshalb darf sich die Gruppe aussuchen, wer würfeln darf.
Und wenn der Krieger das Stichwort dem Face geliefert hat (oder ähnl.), dann darf (aber nicht muss) der Krieger auch Hilfsprobe machen, um den Face zu unterstützen. (Wobei wir das bei uns noch lockerer handhaben und unterstützen kann jeder, der möchte, im Spiel sind wir nicht ängstlich, wenn die Würfel rollen.)
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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #4 am: 28.09.2025 | 13:30 »
Was Maarzan sagt.

Wenn man Diplomatie auswürfelt, dann richtig.

Nachteil: Der Fighter wird sich in Zukunft wohl gar nicht mehr in Gespräche einbringen, und das wäre für den Spielenden doof.

Damit das nicht passiert: Man könnte die Diplomatie-DC um grundsätzlich 5 erhöhen und dazu noch etwas kombiniertes machen: Was der Fighter (und jeder andere SC sagt) sagt, gibt The Face einen kumulativen Bonus zwischen +0 und +2 (GM‘s choice) auf seinen Diplomatiewurf.

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #5 am: 28.09.2025 | 13:37 »
Ein bißchen stellt sich mir in solchen Fällen ja die Gegenfrage: soll es wirklich allein Spielerentscheidung sein, wer sich mit wem unterhält, oder können da auch die NSC ein Wörtchen mitreden? Ich meine, vielleicht wollen die ja ihrerseits gar nicht alle an ein und denselben Typen weiterverwiesen werden, während sich der Rest ihrer Gegenüber in mehr oder weniger unfreundliches Schweigen hüllt, oder fühlen sich umgekehrt schon bei dem Gedanken unwohl, daß jetzt eine ganze Gruppe auf einmal auf sie einlabern (und mechanische Teamboni o.ä. abgreifen) will... :think:

Und natürlich ist da auch noch der Punkt, wie oft und kleinteilig überhaupt gewürfelt werden soll, denn je öfter, desto höher ist automatisch auch die Chance, daß mindestens ein Wurf großartig katastrophal scheitert. Allerdings stehe ich in Sachen Patentlösungen im Moment ein wenig auf dem Schlauch, zumal soziale Fertigkeiten und Regeln sich dann doch wieder vom einen System zum nächsten gerne im Detail etwas voneinander unterscheiden.

Offline Outsider

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #6 am: 28.09.2025 | 13:41 »
Was Maarzan sagt.

Wenn man Diplomatie auswürfelt, dann richtig.

Ich glaube Maarzan hat den Beitrag nicht richtig gelesen oder nicht richtig verstanden. Der Fighter war aus dem Gespräch der Gruppe heraus nur der erste welcher (möglicherweise) zufällig den Punkt angesprochen hat welcher die Probe ausgelöst hat.

Das hat mit dem "richtigen" auswürfeln oder einem taktischen Fehler nichts zu tun.
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Offline Maarzan

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #7 am: 28.09.2025 | 13:46 »
Ich glaube Maarzan hat den Beitrag nicht richtig gelesen oder nicht richtig verstanden. Der Fighter war aus dem Gespräch der Gruppe heraus nur der erste welcher (möglicherweise) zufällig den Punkt angesprochen hat welcher die Probe ausgelöst hat.

Das hat mit dem "richtigen" auswürfeln oder einem taktischen Fehler nichts zu tun.

Aber das ist doch das, was dann passend verpackt werden muss. Wenn noch während des öffnenden. Smalltalk jetzt einer reinfällt mit "und bekommen wir nun was wir wollen" dann ist das relevant
 In einem Gang mit Fallen wird das vorsichtige Vorgehen des diebs sich hinfällig wenn der Kämpfer dann sagt "ich stuerm da mal rein"
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Offline Ainor

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #8 am: 28.09.2025 | 13:50 »
Kommt immer drauf an was der Wurf genau repräsentiert. Bei einem steifen Hofzeremoniell kann es schon sein dass der der es nicht kennt schneller baden geht als ein Nichtschwimmer im Sturm. Aber bei eher normalen Begegnungen ist es eher die Frage ob so ein berechenbarer Wurf überhaupt hilfreich ist.

D&D5 hat die Group checks wo jeder würfelt und die Hälfte der SC es schaffen müssen. Das klappt ganz gut solange alle SC dabei sind (hat natürlich seine statistischen Tücken bei variabler Gruppengrösse). 

Ich würde daher folgendes Vorgehen empfehlen: man führt die Unterhaltung zwischen Gruppe und NSC eine Weile, wägt die Qualität der Argumente ab und gibt  ggf einen Bonus, lässt dann aber eben den wertetechnisch prädestinierten Wortführer etwaige Proben würfeln. So können sich alle einbringen, ohne fürchten zu müssen mit seinen "Diplomatie -1" etwas kaputt zu machen.

Dann können sich alle anderen auch sparen, Punkte in Diplomatie zu investieren.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
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Offline Maarzan

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #9 am: 28.09.2025 | 13:53 »
Der Fighter könnte sich ja allgemein beteiligen, aber wenn er derjenige ist, der das eskaliert, dann war das eben äußerst ungeschickt.

Edith. Und im Idealfall hat man ein Spielsystem, wo der Fighter mit überschaubarem Einsatz davon lernen kann und so auch sich langsam entwickelt.
« Letzte Änderung: 28.09.2025 | 13:55 von Maarzan »
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Offline Outsider

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #10 am: 28.09.2025 | 13:56 »
Aber das ist doch das, was dann passend verpackt werden muss. Wenn noch während des öffnenden. Smalltalk jetzt einer reinfällt mit "und bekommen wir nun was wir wollen" dann ist das relevant
 In einem Gang mit Fallen wird das vorsichtige Vorgehen des diebs sich hinfällig wenn der Kämpfer dann sagt "ich stuerm da mal rein"

Also "muss" schon mal gar nicht, oder sind wir wieder bei der Frage welche Spielart die richtige ist? Ich denke nicht.

Eine Soziale Interaktion ist ein fließender Prozess und keine "Falle löst aus" vs. "Falle löst nicht aus" Situation.

Wenn der Krieger wie beschrieben sich als einer von vielen an der Diskussion beteiligt ist das ungleich -> ich stürme nach vorne.

Wenn du mir sagst, die Diskussion war konstruktiv bis der Krieger den NSC bewusst beleidigt hat dann wird es langsam vergleichbar, weil aus der Norm eine Extreme hinzukommt -> das stark abweichende Verhalten.

Das wurde so aber nicht beschrieben. Warum sollte ein SL die Gruppe dafür bestrafen, dass ausgerechnet der Charakter mit dem niedrigsten Wert im Rahmen einer von der Gruppe geführten Diskussion mit dem NSC zufällig den neuralgischen Punkt trifft.

Man sollte doch mit der Gruppe leiten und nicht gegen sie oder gegen einzelne Spieler?
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Offline Quaint

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #11 am: 28.09.2025 | 14:03 »
Das ist halt auch ne Frage von Spotlightverteilung und Nischenschutz. Idealerweise sollte der Fighter halt im Kampf glänzen und der Diplomat im Gespräch. Wenn aber im Kampf irgendwie alle (oder niemand) glänzen und der Diplomat dann nichtmal sein Gespräch haben darf sondern er ist nur Würfelknecht und alles relevante wird vom Fighter gemacht, dann sehe ich da auch Probleme.
Wenn ich jedenfalls nen Sozial Char baue, dann will ich auch nicht still daneben sitzen und halt nachher den Wurf machen.
Aber ich kann auch verstehen, wenn man den stillen Fighter etwas aus der Reserve locken möchte.

Bei mir würfelt aber normalerweise auch der Char, der den Kram macht. Wenn es da um kritische Unterredungen geht, schickt man halt den Fachmann. Der Sozialheini stellt sich ja auch nicht dem Drachen in den Weg und den Schaden nimmt dann der Fighter. Oder, ganz frech, man gibt dem Fighter auch soziale Fähigkeiten.
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Offline Sashael

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #12 am: 28.09.2025 | 14:07 »
Der Fighter könnte sich ja allgemein beteiligen, aber wenn er derjenige ist, der das eskaliert, dann war das eben äußerst ungeschickt.

Edith. Und im Idealfall hat man ein Spielsystem, wo der Fighter mit überschaubarem Einsatz davon lernen kann und so auch sich langsam entwickelt.
Dann kann man sich das Rollenspiel sparen, wenn alles nur noch strikt nach Würfelprotokoll abgehandelt wird.

Das nervt z.B. hart bei Baldurs Gate 3, dass das Spiel kritische Würfelwürfe durch den Charakter durchführen lässt, der (teils zufällig) gerade am nächsten steht. Das macht im Tischrollenspiel noch weniger Spaß.

Zudem ignoriert diese Argumentation sämtliche Punkte Feuersängers zum betreffenden Spieler.
Da grenzt halt schon hart an Gatekeeping, wenn ein Spieler abgeschreckt wird, sich beim Rollenspiel einzubringen.
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #13 am: 28.09.2025 | 14:08 »
ich würde das als Gruppendynamik erst mal laufen lassen - nicht jeder NSC reizt die Gruppe zur Interaktion, daher begrüße ich so welches Interesse
(die melden sich bei mir schnell genug, um per Face-Probe an die Infos zu kommen und dann weiter zu machen im Plot und nicht im Tavernenspiel)

je nach Ausgangslage
- Shadowrun mit vergleichender Probe auf Einschüchtern, da MUSS der Streetsam schon liefern, damit dann das Face "böser Sam, gutes Face, oder brauchst du Maulschelle?" spielen kann
- höfische Intrige im Schnupftuchwedler, gepuderte Perücken-Reich des Horas ist für einen Wüterich von Gurgelbiss Fighter dann eine andere Nummer

dementssprechend kommen dann Boni oder Mali bei raus, je nachdem, wie die Szene auch durch aktiv angesagte Handlungen (Drohgebärden) gestaltet wurde. Aus einem Tischgespräch mache ich noch kein Ingame-Sprech. Sonst müsste ich ja ständig Klugheitsproben verlangen, ob der Abiturient so für seinen tumpen Schweinehirten die sherlockholmes-würdigen Fragen stellen dürfte  ;)

Offline Skaeg

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #14 am: 28.09.2025 | 14:12 »
Kryptischer Titel, ich weiß, aber mir fiel keine prägnantere Formulierung ein, darum nun im Detail:

Wenn sich die ganze Gruppe (oder die meisten davon) mit einem NSC unterhalten, wer würfelt dann irgendwann fällige Proben auf soziale Skills?
Das Problem kenne ich in genau der gleichen Form mit dem gleichen Effekt - die Spieler der Charaktere mit weniger sozialen Fertigkeiten werden abgeschreckt, sich einzubringen.

Mechanisch ganz charmant fand ich, was ich in einem japanischen Spiel (glaube Sengoku Ryouiden) mal gelesen hatte. Da wurden bestimmte "Gruppenskills" definiert, IIRC jeweils aus dem besten Wert aller Gruppenmitglieder - bei Sachen, bei denen mehr besser ist (Kraftakt und sowas) dann plus die Anzahl der Gruppenmitglieder. Bei denen, bei denen mehrere Köche den Brei verderben - wofür Heimlichkeit das klassische, aber Leute belabern auch ein mögliches Beispiel ist - hingegen minus die Anzahl der Gruppenmitglieder.

Ist simulatorisch vielleicht nicht komplett befriedigend, u.a. weil nur entweder a.) die höchste Fertigkeit oder b.) gar nicht haben relevant sind, aber ansonsten ganz gut, fand ich.
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Offline Sphinx

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #15 am: 28.09.2025 | 15:35 »
Ich nutzte grade das hier: Proben Schwierigkeitsgrad X. Jeder beteiligte Würfelt, jeder der unter X ist gibt -1 jeder der drüber ist +1. Im Endeffekt ist das Ergebnis dann nur ein Erfolg bei mehr als 1.
Daggerheart macht es ähnlich meiner Variante, aber das Ergebnis ist ein Bonus oder Malus auf den Wurf vom Hauptgesprächsführer.

Ich war nie mit den Lösungen zufrieden, wenn mehrere Beteiligt sind aber nur einer die Probe ablegt. Genauso wie mehrere legen die Probe ab und wenn es einer Schaft ist es für alle ein Erfolg. Von daher finde ich meine oder die DH Variante besser OK. Dann sollte der unsympathische Character evtl. einfach mal die Klappe halten damit er die Probe nicht mit anlegen muss.
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Offline Feuersänger

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #16 am: 28.09.2025 | 16:01 »
Ja, gemeinschaftliche Proben sind aus den genannten Gründen meistens nicht so befriedigend gelöst. Klar kann man für jeden Beteiligten einen Modifikator vergeben, aber es ist halt sehr grob.

Möglich wäre vielleicht, es als Anwendung von "Aid Another" durchzuführen: man würfelt gegen einen niedrigeren SG, und wenn man den schafft, gibt man dem Primär-Skilluser ein +2 auf dessen Wurf. Gerade für Pathfinder und Artverwandte gefällt mir diese Lösung gerade ganz gut, da es hier auch nicht völlig egal ist was für einen Wert der "Assistent" hat.

Wie gesagt, es ist halt einerseits (auch und gerade vom SL) gewünscht, dass sich jeder ins RP einbringt, und andererseits will man freilich auf Spielerseite die Proben schaffen. Sind beides legitime Anliegen, daher hilft "dann soll der Fighter-Spieler halt die Klappe halten" in diesem Fall nicht so richtig weiter.

Das Ganze zeigt natürlich wieder mal auf, was für ein Sonderfall Sozialskills sind. Bei anderen Fertigkeiten wie zB Fallen suchen/entschärfen würden sich solche Fragen ja gar nicht stellen. Wenn der Fighter ansagt "ich bewege mich von B2 nach B4" und auf B3 ist eine Falle, löst er die halt aus und (ich denke) niemand würde diskutieren, dass doch der Schurke zuerst einen Entschärfen Wurf bekommen sollte. Bei manchen anderen Aufgaben darf jeder gefahrlos würfeln und es reicht wenn einer es schafft (zB Wahrnehmung). Bei wieder anderen Aufgaben wäre es plausibel, dass jeder den Wurf schaffen muss, zB wenn die Gruppe irgendwo eine Steilwand hochklettern muss. (Immerhin kann man sich da auch wieder gegenseitig unterstützen usw.)
Aber sobald zwei vernunftbegabte Wesen miteinander reden, wird es auf einmal unscharf, und das ist ja auch so gewollt. Sonst könnte man sich das Ausspielen der Unterhaltung ja komplett sparen und es hieße nur "Ich versuche vom Sheriff dieses Zugeständnis zu erhalten" - "Würfle Diplo DC 20." - Szene zu Ende.
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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #17 am: 28.09.2025 | 17:03 »
Möglich wäre vielleicht, es als Anwendung von "Aid Another" durchzuführen: man würfelt gegen einen niedrigeren SG, und wenn man den schafft, gibt man dem Primär-Skilluser ein +2 auf dessen Wurf. Gerade für Pathfinder und Artverwandte gefällt mir diese Lösung gerade ganz gut, da es hier auch nicht völlig egal ist was für einen Wert der "Assistent" hat.

Ich finde den Vergleich mit Kampfsituationen und dem Spotlight, in dem dann die Kämpferin leuchten kann, legitim. Eben darum gefällt mir eine „Aid Another“-Lösung gut, denn auch in Kampfsituationen kann The Face einen versteckten Gegner entdecken und dem Frontschwein zurufen „Dort, der Beschwörer ist dort versteckt!“ und so zum Erfolg im Nahkampf beitragen.


Analog dazu sollte auch ein Warrior etwas in diplomatischen Situationen beitragen können.

Offline Darius der Duellant

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #18 am: 28.09.2025 | 17:13 »


Wenn sich die ganze Gruppe (oder die meisten davon) mit einem NSC unterhalten, wer würfelt dann irgendwann fällige Proben auf soziale Skills?



Die meisten Spiele die ich spiele erlauben Gruppenproben und das ist ein Paradebeispiel für den Einsatz.
Entweder der beste Redner ingame oder wer auch immer faktisch der Redeführer ist (hier kann ein Großmaul mit schlechten Sprachfähigkeiten natürlich problematisch sein) würfeln die Hauptprobe, der Rest unterstützt gemäß der Regeln.
Bei Shadowrun würden die Unterstützer z.B. ihre Proben zu erst würfeln und deren Erfolge modifizieren den Pool des Hauptprobenablegers.
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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #19 am: 28.09.2025 | 17:18 »
Ich finde den Vergleich mit Kampfsituationen und dem Spotlight, in dem dann die Kämpferin leuchten kann, legitim. Eben darum gefällt mir eine „Aid Another“-Lösung gut, denn auch in Kampfsituationen kann The Face einen versteckten Gegner entdecken und dem Frontschwein zurufen „Dort, der Beschwörer ist dort versteckt!“ und so zum Erfolg im Nahkampf beitragen.


Analog dazu sollte auch ein Warrior etwas in diplomatischen Situationen beitragen können.

Klingt für mich plausibel -- und dieses Etwas muß ja seinerseits nicht unbedingt ein besonders schön gedrechseltes diplomatisches Statement sein, sondern vielleicht nur so was wie eine dem "Face" kurz zugesteckte Beobachtung über die Gesamtsituation aus Sicht des Militärexperten, so daß ersteres besser argumentieren oder Fettnäpfchen vermeiden kann.

Offline unicum

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #20 am: 28.09.2025 | 17:46 »
Ich finde bei solchen Proben es auch etwas unbefriedigend wenn man im Vergleich zu einem Kampf mit einem Würfelwurf gleich alles verreisst. Bei wie vielen Kämpfen ist es denn so das etwa der erste Angriff den Kampf schon entscheidet - ja passiert, aber in der regel dauert ein kampf mehrere Runden bis er entschieden ist. Der Fighter würfelt also recht häufig, aber bei dem ganzen Sozialen - ein Wurf und die Entscheidung ist da.

Find ich immer etwas unbefriedigend.

Offline Quaint

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #21 am: 28.09.2025 | 17:57 »
Das wiederrum finde ich ok - man entscheidet ja viel auch mit dadurch, was man da so quatscht. Aber wer möchte kann natürlich sowas wie ne soziale Skill challenge machen. Das sieht man auch ab und an mal. OK kritische Überzeugungsprobe, du beeinflußt ihn dann um 2d8+3 Überzeugungspunkte, er hat aber noch etwas Willen übrig...
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Offline Boba Fett

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #22 am: 28.09.2025 | 18:12 »
Wenn mehrere an einer Situation beteiligte SC's existieren, dann würfelt bei mir inzwischen "der beste", wenn es ausreicht, dass einer erfolgreich ist. Verhandeln (einer bringt ein ausreichend gutes Argument), Wahrnehmung (einer sieht den Verfolger) zähle ich beispielsweise dazu. Wenn die Leute gezielt zusammenarbeiten bekommt der Würfelnde auch einen Unterstützungsbonus (zB +2 auf die Probe), wenn das in den Spielregeln legitim ist.

Wenn mehrere an einer Situation beteiligte SC's existieren und es reicht, wenn einer Scheitert (zB beim Schleichen), dann würfelt bei mir immer der mit dem schlechtesten Wert.
Scheitert der Wurf, heisst das nicht automatisch, dass dieser SC es vermasselt hat, sondern das jemand aus der Gruppe es vermasselt hat. Ist es relevant, würfel ich aus, wer das war.

Einen zweiten Wurf gibt es in den meisten Fällen nicht - es sei denn, die Situation erlaubt es.

Situationen, wo jemand einzelnes etwas versucht (Schlösser öffnen, Taschendiebstahl) wird auch nur einmal erwürfelt. Scheitert es, dann hat die Person alles versucht was geht und es nicht geschafft. Es gibt keinen zweiten Versuch, bis sich die Situation grundlegend verändert hat. Das gilt auch für einen anderen SC, die/der es vielleicht noch mal probieren könnte.

Find ich immer etwas unbefriedigend.

Noch unbefriedigender ist, wenn plötzlich jeder mal auf Wahrnehmung würfelt, um zu sehen, ob man beobachtet oder verfolgt wird.
Oder hey, der Dieb hat das Schloß nicht geknackt. Hat jetzt schon jeder einmal versucht, ob er es besser kann? Auch die 35 Henchmen? Was ist mit den 50 Söldner? Och kommt schon, eine 20 wird ja wohl gewürfelt werden... Hallo, Marketenderzug, wenn ihr fertig seid, nach Fallen zu suchen, könnt ihr mal zu dieser Tür kommen? Und hat irgendjemand auf diesem Marktplatz zufällig wahrgenommen, ob wir verfolgt werden? Ach kommt schon, sonst kleben eure Blicke doch auch auch immer auf unseren Geldbeuteln und im Ausschnitt unserer Elfe. Nun habt Euch mal nicht so!
Nee, there is no second try!

Ausnahme: Gummipunkte erlauben eine Wurfwiederholung - diese wird dann bei uns aber so interpretiert, dass der erste Versuch letztendlich doch gelungen ist.
« Letzte Änderung: 28.09.2025 | 19:01 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Quaint

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #23 am: 28.09.2025 | 18:45 »
Übrigens: ich nutze ja ganz viel Fanmail und sonstige "Gummipunkte"

Was es da also auch noch gibt: Der Fighter quatscht dazwischen, soll würfeln, hat die Fähigkeit schlecht, aber er (oder jemand aus der Gruppe) investiert die Punkte das es trotzdem gelingt. *Mal* Klappt das dann so, aber wenn der Fighter dauernd im Diplomatengebiet wildert, werden irgendwann die Punkte knapp. Das ist vielleicht auch noch sowas wie ein Kompromiss.
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Online Runenstahl

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Re: Roleplaying und Sozial-Proben-Privileg
« Antwort #24 am: 28.09.2025 | 21:19 »
Ich stimme hier Maarzan zu. Wenn ein Charakter etwas tut was außerhalb seiner Kompetenzen ist, wieso sollten dann andere für ihn würfeln dürfen ?

Ich verstehe auch Feuersängers Sicht das es natürlich toll ist wenn der Spieler des Fighters aus sich rauskommt und "Rollenspiel" für sich entdeckt. Wenn das dann gleich eine negative Erfahrung nach sich zieht ist das natürlich doof. Das man da gerne eine Lösung finden möchte mit der alle glücklich sein können ist verständlich aber vermutlich nicht einfach und vielleicht sogar unmöglich.

Es wurden hier ja einige Ideen in den Ring geworfen (z.B. Gruppenproben) aber ich möchte hier noch was in den Raum werfen was mMn auch nicht unwichtig ist: Konsistenz. Wenn der SL verläßlich regelt das der Charakter der etwas ansagt auch der ist, der darauf würfelt, dann ist das auch viel Wert. Diese Zuverlässigkeit (auch wenn sie manchmal negative Konsequenzen hat) ist mir selbst sehr wichtig. Gerade beim SL möchte ich niemanden der willkürlich Entscheidungen fällt sondern als Spieler wünsche ich mir das diese Entscheidungen nachvollziehbar und konsequent sind.

Das muss ja nicht ausschließen das der Fighter sich nicht an sozialen Dingen beteiligen kann. In vielen Situationen weiss die Gruppe ja im Vorwege das es eine soziale Interaktion geben wir. Da kann die Gruppe dann gemeinsam über gute Argumente sprechen und gemeinsam brainstormen was man sagen will. Und da darf jeder mitmachen. Wenn es dann darum geht das in die Tat umzusetzen sollte man jedoch das "Face" übernehmen lassen. Wenn ihm da dann reingequatscht wird und jemand wesentliche Teile der Gesprächsführung übernimmt... nun, dann ist es nur Konsequent wenn der dann auch Würfeln muss. Bestenhalls mit einem kleinen Bonus für die Hilfes vom Face.
"Reading is for morons who can't understand pictures"
   Gareth (aus der Serie "Galavant")