Autor Thema: [Erklärt mir] wie weit Ihr geht, wenn Ihr "böse" SC spielt oder leitet  (Gelesen 1102 mal)

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Offline Maarzan

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Wahrscheinlich ist es sinnvoller davon zu sprechen "Was ist der Reiz daran den Antagonisten zu spielen?" denn die "was ist böse" Diskussion gibt es ja schon zur Genüge und die Feinheiten moralischer Dilemma sind auch schon zur Genüge breit gewälzt.

Trotzdem unterscheiden sich die Geschichte des Protagonisten und dessen Gegenspieler ja nicht nur moralisch, sondern auch in ihrer Erzählweise und Struktur.

Und darüber kann man eigentlich rollenspielerisch viel generieren, alles was man dafür tun muss ist es sich ein Abenteuer der guten nehmen und zu überlegen "wie sähe dies aus Perspektive des Bösewichtes aus?"

Bei dem Teil der Bösen, welche sich für gut halten, müssen die Ziele zu den typischen Protagonisten aka dem Rest der Gruppe ja gar nicht so sehr divergieren. Was sich unterscheidet wären die benutzten Methoden und ggf Detaileinschätzungen.

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline nobody@home

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Wahrscheinlich ist es sinnvoller davon zu sprechen "Was ist der Reiz daran den Antagonisten zu spielen?" denn die "was ist böse" Diskussion gibt es ja schon zur Genüge und die Feinheiten moralischer Dilemma sind auch schon zur Genüge breit gewälzt.

Trotzdem unterscheiden sich die Geschichte des Protagonisten und dessen Gegenspieler ja nicht nur moralisch, sondern auch in ihrer Erzählweise und Struktur.

Und darüber kann man eigentlich rollenspielerisch viel generieren, alles was man dafür tun muss ist es sich ein Abenteuer der guten nehmen und zu überlegen "wie sähe dies aus Perspektive des Bösewichtes aus?"

Na ja, den Punkt "Schurken agieren, Helden reagieren" beispielsweise hast du ja selbst schon angesprochen. :) Wobei auch das nicht unbedingt sein müßte -- wo beispielsweise der Status Quo übel genug ist und die "Bösen" die sind, die sich darauf ausruhen, weil's ihnen ja gut geht, könnte es auch umgekehrt so sein, daß die "Guten" eben in die aktive Rolle schlüpfen müssen, weil sich sonst wohl nie was verändert (oder jedenfalls nicht zum Besseren). Aber die Spielwelten, in denen (a) das der Fall ist und (b) die Protagonisten auch tatsächlich Änderungen bewirken können sollen, sind gegenüber den Klassikern Marke "Hier haben wir was Gutes, das vor Bedrohungen von innen und außen beschützt werden muß -- ihr Helden da, macht das!" schon einigermaßen in der Unterzahl.

Offline Arldwulf

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Bei dem Teil der Bösen, welche sich für gut halten, müssen die Ziele zu den typischen Protagonisten aka dem Rest der Gruppe ja gar nicht so sehr divergieren. Was sich unterscheidet wären die benutzten Methoden und ggf Detaileinschätzungen.

Lustigerweise würde ich dir dahingehend zumindest für den Fall einer Gruppe von Antagonisten widersprechen.

Damit man eine Kampagne mit einer bösen Gruppe durchführen kann sollten sich die Ziele sogar unterscheiden, genau in diesem Punkt liegt das Hauptunterscheidungsmerkmal. Meiner Meinung nach natürlich.

Denn erst dadurch erhält man die andere Erzählstruktur und eine offene Begründung für zwielichtige bis böse Taten.

Nimm mal die klassische Heldenreise bei der ein unerfahrener Niemand in ein Abenteuer stolpert, sich darin beweist und am Ende daraus gestärkt in einer neuen Rolle erscheint.

Vom Sklave zum Barbarenkönig, vom Wüstenjungen zum weisen Meister voller mächtiger Fähigkeiten.

Die gleiche Geschichte wandelt sich wenn die Charaktere darin von Anfang an bewusst diese Ziele verfolgen. Weil ihre Motivation dann diesen entspricht und auch im Moment in denen sie Entscheidungen treffen zum Vorschein kommt.

Ein Held der für seinen Einsatz bei der Aufdeckung der Verschwörung gegen den König und beim besiegen des hinterhältigen Grafen dessen Titel und Burg erlangt wusste als er diesen Weg beschritt noch nichts vom möglichen Ziel.

Erzählt man die gleiche Geschichte aber gibt dem Niemand von vornherein das Ziel den Titel und Besitz des Grafen an sich zu bringen so wird dies nicht nur ein moralisch anderer Charakter. Es verändert auch die Art der Geschichte, beispielsweise ist die Chance das der Charakter dann selbst hinter der Intrige steckt viel größer und das diese zu gestalten einen Großteil des Abenteuers ausmacht.

Ziele sind für böses Spiel essenziell.


Offline Arldwulf

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Na ja, den Punkt "Schurken agieren, Helden reagieren" beispielsweise hast du ja selbst schon angesprochen. :) Wobei auch das nicht unbedingt sein müßte -- wo beispielsweise der Status Quo übel genug ist und die "Bösen" die sind, die sich darauf ausruhen, weil's ihnen ja gut geht, könnte es auch umgekehrt so sein, daß die "Guten" eben in die aktive Rolle schlüpfen müssen, weil sich sonst wohl nie was verändert (oder jedenfalls nicht zum Besseren).

Gerade letzteres ist dort die Möglichkeit die Geschichte so zu erzählen, dass sie dennoch eine Heldengeschichte bleibt. Eben, dass der Status Quo nicht stabil ist und es schlimmer wird.

Star wars ist da ein gutes Beispiel. Auf den ersten Blick hat man dort das mächtige Imperium gegen das die Helden etwas tun müssen. Aber auf den zweiten ist es eigentlich das Imperium in einer aktiven Rolle.

Erst die Auflösung des Senats hin zu (noch) mehr autoritärer Regierung und die Zerstörung eines ganzen Planeten (sowie die Drohung dies wieder und wieder zu tun) bringt den Helden in den Widerstand.

Der auch nicht ohne Grund so heißt.

Natürlich hat man hier ein gewaltiges Machtdefizit auf Seite der schwachen Rebellion und in dem Bauern als Protagonisten kulminiert diese Darstellung sich.

Aber auch diese Geschichte wäre anders, weniger heroisch wenn es stattdessen Lukes Ziel wäre den Imperator zu stürzen und selbst aktiv nach der Macht zu greifen.

Oder wenn der Imperator nicht weiter aktiv wäre und seine bösen Pläne verfolgen würde.
« Letzte Änderung: Gestern um 11:32 von Arldwulf »

Offline Zed

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Ziele sind für böses Spiel essenziell.

Da möchte ich zustimmen. Mir fallen noch zwei Differenzierungen ein:

Nach oben auf der „Böse“-Skala geht es obendrein, wenn das gewalttätige Umsetzen der Ziele auch noch Spaß für die Figur bedeutet (Sadismus).

Wer sich für ein hehres Ziel einsetzt, zB als Söldner, dabei jedoch keinerlei Rücksicht auf Kollateralschäden nimmt, kann auch als „Guter“ „Böse“ sein.

Offline Boba Fett

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Und selbst das ist mir persönlich schon ein Stück weit zu propagandistisch, denn in der realen (und daraus abgeleitet auch einer halbwegs "realistischen" Wildnis) gibt's ja diese Art des "Bösen" ebenfalls nicht. Tiere jagen aus Hunger oder fühlen sich bedroht und teilen aus, Pflanzen wachsen, so gut sie können, weil die Alternative auch für sie der Tod wäre...das einzige, was wirklich "unmotiviert" zerstört, sind Naturgewalten wie Feuer, Sturm, Überschwemmung und dergleichen mehr, und die sind schon wieder viel zu groß und unpersönlich, um sie ernsthaft als "Monster" zu betiteln.

Wenn überhaupt, dann gibt's die "richtigen Monster" tatsächlich eher in der Zivilisation, weil ihr tägliches Überleben dort besser gesichert ist und sie somit mehr Zeit und Spielraum für entsprechend monströse Impulse und Verhaltensweisen haben. Aber auch die muß ich halt nicht spielen.
Meinen Beitrag oben nicht falsch verstehen - ich bin kein Fan von Monster-böse…
Aber im Rollenspiel gibt es den halt, so wie bei Tolkien auch.

Bei Earthdawn ernähren sich die “Horrors” beispielsweise von Furcht und Angst der normalen Wesen und in sofern ist da dann die Motivation, eben jene Angst zu erzeugen…

Meine These, dass solche Kreaturen eher ausserhalb der Gesellschaft existieren, ist eine Beobachtung. Ausserdem sind zerstörungswütige Wesen auch schnell “draussen” wenn sie einmal entlarvt werden. Sie müssen schon sehr clever sein, ihre Zerstörungswut zu beherrschen und zu tarnen.
« Letzte Änderung: Gestern um 12:09 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline nobody@home

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Gerade letzteres ist dort die Möglichkeit die Geschichte so zu erzählen, dass sie dennoch eine Heldengeschichte bleibt. Eben, dass der Status Quo nicht stabil ist und es schlimmer wird.

Star wars ist da ein gutes Beispiel. Auf den ersten Blick hat man dort das mächtige Imperium gegen das die Helden etwas tun müssen. Aber auf den zweiten ist es eigentlich das Imperium in einer aktiven Rolle.

Erst die Auflösung des Senats hin zu (noch) mehr autoritärer Regierung und die Zerstörung eines ganzen Planeten (sowie die Drohung dies wieder und wieder zu tun) bringt den Helden in den Widerstand.

Der auch nicht ohne Grund so heißt.

Natürlich hat man hier ein gewaltiges Machtdefizit auf Seite der schwachen Rebellion und in dem Bauern als Protagonisten kulminiert diese Darstellung sich.

Aber auch diese Geschichte wäre anders, weniger heroisch wenn es stattdessen Lukes Ziel wäre den Imperator zu stürzen und selbst aktiv nach der Macht zu greifen.

Oder wenn der Imperator nicht weiter aktiv wäre und seine bösen Pläne verfolgen würde.

Na ja, zumindest das Ziel der Rebellen als Ganzes ist ja irgendwie schon, den Imperator und sein Regime zu stürzen, und irgendwer wird offensichtlich im Anschluß die Zügel in die Hand nehmen müssen. ;) Der Hauptunterschied besteht da aus meiner Sicht noch am ehesten darin, daß Luke und seine Freunde nie der Ansicht sind, daß das ausgerechnet sie selbst sein müßten (auch wenn sie sich vermutlich ein Mitspracherecht bei der Auswahl vorbehalten wollen würden).

(In meiner AD&D-Zeit war das tatsächlich mal meine Hauptinterpretation der Gut/Böse-Gesinnungsachse: Altruismus auf der einen Seite, Egoismus auf der anderen, und Neutralität findet sich als einigermaßen offensichtlicher "Normalzustand" dazwischen.)

Offline Arldwulf

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Na ja, zumindest das Ziel der Rebellen als Ganzes ist ja irgendwie schon, den Imperator und sein Regime zu stürzen, und irgendwer wird offensichtlich im Anschluß die Zügel in die Hand nehmen müssen. ;) Der Hauptunterschied besteht da aus meiner Sicht noch am ehesten darin, daß Luke und seine Freunde nie der Ansicht sind, daß das ausgerechnet sie selbst sein müßten (auch wenn sie sich vermutlich ein Mitspracherecht bei der Auswahl vorbehalten wollen würden).

Ja, definitiv. Und um das noch weiter zu bestätigen: in dem Moment in dem einer der Rebellen von Anfang an aktiv das Ziel einer persönlichen Machtübernahme hätte würde dieser weniger heroisch werden.

Das muss nicht ganz bis zum richtigen Bösewicht gehen (kann es aber, man vergleiche mal nur die erste Starcraft Kampagne).


Offline fivebucks

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Anekdote

Spieler kommt neu in die Gruppe die mitten in der Kampagne sind.
SL(ich): "Du kannst auch einen von den bösen spielen."
Antwort: "Ne böse möchte ich nicht sein."

Später
Beschreibung durch SL: "HIer scheint es sich um Bekelel zu handeln, das ist die Gottheit der Vergewaltigung".
Neuer Spieler: "Dieser Religion gehört mein Held an!"
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Offline Raven Nash

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Sie attackieren zuerst immer den militärischen Arm des eindeutig bösen, unterdrückerischen Imperiums. Nie kämen sie auf die Idee, Zivilbevölkerung zu terrorisieren - das ist dem Imperium vorbehalten. Darum sind die Protagonisten im Star Wars Universum  k e i n e  Terroristen.
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Demnach wir das Imperium ausschließlich aus dem Blickwinkel der Rebellion präsentiert bekommen, sehen wir, was wir sehen sollen. Und das ist das Problem des Gut/Böse-Dualismus: Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Was für den einen gut ist, kann für den anderen böse sein - und umgekehrt.

Würde man also Bewohner eines imperialen Planeten spielen, die vor allem von der Ordnung profitieren die das Imperium gebracht hat, von stabiler Versorgung (also eben kein Outer Rim), usw. wären die Rebellen nichts weiter als Terroristen. Natürlich könnte sich dieser Blickwinkel ändern, wenn sie die andere Seite kennen lernen - oder auch nicht, wenn sie lieber "Law&Order" um jeden Preis haben.
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Offline Feuersänger

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Zitat
Altruismus auf der einen Seite, Egoismus auf der anderen

Ist im Ansatz auch brauchbar, aber da hat ja Wonko weiter oben den wichtigen Knackpunkt genannt: für die eigenen Ziele das Leid Anderer in Kauf nehmen bzw verursachen, das ist so etwa der Kern der Bösigkeit.

Es gibt halt darüber hinaus noch den Unterschied zwischen Böser Ideologie ("Empathie ist falsch und schlecht") und Böser Pragmatik ("warum soll ich mir das Leben unnötig kompliziert machen?").

Naja, und im D&D-Multiversum kommt halt noch hinzu, dass die Bösen sich nicht selber für Gut halten. Man folgt halt einer Auswahl kosmischer Prinzipien und hält diese jeweils für richtig und erstrebenswert, und die entgegengesetzten Prinzipien für falsch und verachtenswert.
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Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline Arldwulf

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Interessant daran ist ja auch vor allem wie sich das ganze auf Kampagnen auswirkt. Welche Mittel man nutzen kann um die Spieler einer "bösen" Kampagne bei der Stange zu halten und eine böse Gruppe zusammen zu halten.

Denn natürlich sind egoistische Ziele wesentlich weniger Gruppenfähig und das bedeutet auch: Als Spielleiter muss man stärker darauf achten die Ziele der Gruppe auszubalancieren.

Offline nobody@home

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Meinen Beitrag oben nicht falsch verstehen - ich bin kein Fan von Monster-böse…
Aber im Rollenspiel gibt es den halt, so wie bei Tolkien auch.

Bei Earthdawn ernähren sich die “Horrors” beispielsweise von Furcht und Angst der normalen Wesen und in sofern ist da dann die Motivation, eben jene Angst zu erzeugen…

Meine These, dass solche Kreaturen eher ausserhalb der Gesellschaft existieren, ist eine Beobachtung. Ausserdem sind zerstörungswütige Wesen auch schnell “draussen” wenn sie einmal entlarvt werden. Sie müssen schon sehr clever sein, ihre Zerstörungswut zu beherrschen und zu tarnen.

Jepp -- ich habe auch nicht dir unterstellen wollen, daß ausgerechnet du hier bewußt Propaganda machen willst. :) Nur ist das Bild vom "Monster aus der Wildnis" eben schon recht stark von diversen "Wir die Guten hier drin, die die Bösen da draußen"-Geschichten eingefärbt, die sich Menschen schon immer meist ohne große Sorge um die Tatsachen erzählt haben; das dürfte mit Erzählungen spätestens am steinzeitlichen Lagerfeuer schon angefangen haben und setzt sich ja über die liebe Kolonialzeit, als die Weißen den "Wilden" die "Zivilisation" gebracht haben, und den kalten Krieg mit seinen Supermachtblöcken nahtlos bis heute mit beispielsweise dem ständigen Streit um unerwünschte Immigranten fort.

Entsprechend irritiert es mich denn auch gelegentlich etwas nachhaltiger, wenn ein Rollenspiel gar zu offensichtlich mit demselben alten Konzept hausieren geht. "Klassisches" D&D, in dem Spielercharaktere aus der "Zivilisation" ausziehen, um in der Wildnis "Monster" zu vermöbeln und "herrenlose" Schätze zu bergen, die natürlich heim ins Reich gehören (::)), ist da nur der offensichtlichste Kandidat.

Offline General Kong

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Die Kosmologie von Ordnung, Chaos und Baalsnce kannman tatsächlich ksm in Gt und Böse einteilen, denn eine alles diszipliniert, ja Kreativität ersticken Ordnung ist genauso "böse" wie ein jede Abartigkit und besinnungslose, willkürliche Grausamkeit goutierende Chaos - und Balance als Haltung von "Alles scheißegal" auch nicht.
Andersherum ist ein geordnetes Gemeinwesen, eine kreative, innovative Gesellschaft und eine auf Ausgleich bedachte Gemeinschaft "gut".

Der /gut/böse/ neutral-Zusatz beim D&D-Gesinnungssystemgeht fa eher on die "Wir sind GUT, weil das so ist" und "Lang lebe das BÖSE"-Stereotyp. Da ist dann nichts mit "Ich denke, wir sind die Guten ..."

Zum Thema: Böse Gruppen brauchen Spieler mit hoher Frustrationstoleranz, denn was ist an mir "böse", wenn ich nicht auch Freunde verraten, wenn ich das für mich von Vorteil erachte? Zumal, wenn es sich nur um Teilhabr bei Geschäften handelt, also keine Freunde oder Verwandte? Und selbst dann ...

Daher: okay für One-Shots/ Kurzkampagnen ("Wer wid de neue Don von Wanne-Eickel?"), aber. Auflänger: anstrengend, frustrierend. Dafür brauche ich kein Hobby, dafür geh ich zur Arbeit und werde bezahlt.
« Letzte Änderung: Gestern um 13:49 von General Kong »
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Offline Zed

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Forced perspective.
Und das ist das Problem des Gut/Böse-Dualismus: Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Was für den einen gut ist, kann für den anderen böse sein - und umgekehrt.

Bei aller Vielgesichtigkeit und Vielschichtigkeit der Rebellion vs des Imperiums gibt es doch so eindeutige Unterschiede im Vorgehen und den Zielen, dass die These, dass die Rebellion wie das Imperium sei nur andersrum oder schlimmer, leicht zu entkräften ist.

Aber klar: Innerweltlich gäbe es genügend Profiteure des Imperiums, die solchen Argumenten nicht folgen würden.

Offline Maarzan

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Die Trennlinie muß ja nicht zwischen ich und alle anderen verlaufen, sondern kann genauso gut zwischen wir und alle anderen liegen, mit durchaus auch  größerem Rahmen von wir, eine Familie, ein Stamm, eine Stadt, ein Reich ... . Intern kann man dann immer noch zivilisiert miteinander umgehen, nur halt nach außen dann eben nicht. 
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Offline Raven Nash

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Bei aller Vielgesichtigkeit und Vielschichtigkeit der Rebellion vs des Imperiums gibt es doch so eindeutige Unterschiede im Vorgehen und den Zielen, dass die These, dass die Rebellion wie das Imperium sei nur andersrum oder schlimmer, leicht zu entkräften ist.

Aber klar: Innerweltlich gäbe es genügend Profiteure des Imperiums, die solchen Argumenten nicht folgen würden.
Ein weiteres Problem an der Sache ist, dass wir das Imperium immer von außen sehen - wortwörtlich, denn wir sehen alles aus der Perspektive, die der entspricht, die 3. Weltstaaten auf solcher der 1. Welt einnehmen.

Ich fand die Aftermath-Romane in der Hinsicht recht gut, weil sie zeigen, dass a) nicht jeder imperiale Offizier ein sadistisches A*schloch ist und b) nicht jeder in der Rebellion/ New Republic ein Engel.

"Being the Good Guys often involves doing what is necessary."  Und genau da liegt IMHO das Problem von sog. "bösen" Gruppen. Was ist denn nun "notwendig"? Und was nicht? Oder sind es die Motive - die wiederum den Leidtragenden recht egal sein dürften?
Ich mochte ja Superman z.B. auch nie. Weil er zwar der "Gute" ist, aber grundsätzlich nur Zerstörung als Kollateralschaden hinterlässt. Und ihn das Null kümmert.
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Offline Zed

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Die Einen statuieren an Millionen von Zivilisten, ja an ganzen Planeten ein Exempel.

Die Anderen nehmen in Kauf, dass auch Zivilpersonal stirbt, wenn sie einen Militärstützpunkt zerstören.

Das ist qualitativ wie quantitativ ein deutlicher Unterschied.

Offline Raven Nash

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Die Einen statuieren an Millionen von Zivilisten, ja an ganzen Planeten ein Exempel.

Die Anderen nehmen in Kauf, dass auch Zivilpersonal stirbt, wenn sie einen Militärstützpunkt zerstören.
Hat nur was mit Resourcen zu tun. Gib dem Widerstand einen Todesstern, und die Sache sieht gleich anders aus.

Nein, der Mensch ist nicht "edel, hilfreich und gut", er handelt zuerst im Eigeninteresse. Und Moral muss man sich leisten können.
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Offline Feuersänger

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Böse Gruppen brauchen Spieler mit hoher Frustrationstoleranz, denn was ist an mir "böse", wenn ich nicht auch Freunde verraten, wenn ich das für mich von Vorteil erachte?

Da wiederum muss ich eine Lanze für die Bösen brechen:
Klar, "no honour among thieves", also dass Bösewichter sich gegenseitig jederzeit kaltlächelnd in den Rücken fallen bzw unter den Bus werfen ist ein Topos. Aber halt nicht die einzige, zwingende Möglichkeit. Es ist eben nicht so, dass die Bösen unfähig zu Freundschaften, Liebe oder generell loyalem Verhalten wären. Im Gegenteil können sie sich eine viel kompromisslosere Loyalität leisten, da sie ja auf die Außenwelt umso weniger Rücksicht nehmen (brauchen). Wie ich einmal an anderer Stelle zu einem ähnlichen Thema schrob: kann der Böse seine Freundin retten, indem er eine ganze Stadt in den Untergang stürzt, wird er das tun. Und sie reiten bereits glücklich in den Sonnenuntergang, während der Good Guy noch mit seinem Schicksal hadert und wieder mal nach der Win-Win-Situation sucht.
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Offline Arldwulf

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Da wiederum muss ich eine Lanze für die Bösen brechen:
Klar, "no honour among thieves", also dass Bösewichter sich gegenseitig jederzeit kaltlächelnd in den Rücken fallen bzw unter den Bus werfen ist ein Topos. Aber halt nicht die einzige, zwingende Möglichkeit.

Stimmt natürlich, trotzdem ist es etwas was man bei der Gestaltung böser Kampagnen als Spielleiter im Auge behalten sollte.


Offline Zed

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Hat nur was mit Resourcen zu tun. Gib dem Widerstand einen Todesstern, und die Sache sieht gleich anders aus.

Nein, der Mensch ist nicht "edel, hilfreich und gut", er handelt zuerst im Eigeninteresse. Und Moral muss man sich leisten können.

Wir rollenspielen ja Literatur inspired by life und nicht das wahre Leben, Eskapismus und so.

Im wahren Leben wird jede Kriegspartei Verbrechen begehen, da stimme ich Dir zu.

Offline Issi

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Kommt auf das Genre an

Bei Horror wollen die Konsumenten ja auf eine "unterhaltsame" Weise verstört und erschreckt werden.
Da sind die Bösen auch in der Regel Un- menschlich. Sprich: Untote, Monster etc.

Da muss ich auch nicht verzweifelt versuchen denen einen menschlichen Touch zu geben.

Auch da sollten die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschritten werden.
Denn zwischen zu Unterhaltungs Zwecken verstört und tatsächlich verstört gibt es einen Unterschied.

Ansonsten mag ich bei menschlichen Gegnern auch graue Figuren lieber.

Offline nobody@home

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Kommt auf das Genre an

Bei Horror wollen die Konsumenten ja auf eine "unterhaltsame" Weise verstört und erschreckt werden.
Da sind die Bösen auch in der Regel Un- menschlich. Sprich: Untote, Monster etc.

Da muss ich auch nicht verzweifelt versuchen denen einen menschlichen Touch zu geben.

Auch da sollten die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschritten werden.
Denn zwischen zu Unterhaltungs Zwecken verstört und tatsächlich verstört gibt es einen Unterschied.

Ansonsten mag ich bei menschlichen Gegnern auch graue Figuren lieber.

Ist halt die Frage, wie man seinen Eskapismus am liebsten mag. "Böse" ist für mich normalerweise eher etwas zutiefst Menschliches, während nichtmenschliche Wesen, die's einfach nicht anders wissen oder von vornherein gar nicht anders als zumindest scheinbar "böse" sein können, aus der Moralskala schon eher wieder einfach herausfallen. Gefährlich sein kann ja vieles, aber für richtige Gemeinheiten braucht es auch "richtige Leute"...und entsprechend finde ich auch meine "Monster" eher unter denen als unter anderen, fremderen Lebens- und sonstigen Daseinsformen. Was sich dann logischerweise auf meinen Leitstil und die Auswahl insbesondere meiner ausgesprochenen Fieslings-NSC auswirkt.

Offline Lichtschwerttänzer

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Aber sei's drum. Jedenfalls möchte ich auch im Fantasy-RPG keinen comicartigen Oberfiesling, der sich mit Gnihihi die Hände reibt und Bosheiten um der Bosheit Willen ausheckt.
auch nicht wenn er Warhammer/Cthulhu etc korrumpiert ist?
Aber auch diese Geschichte wäre anders, weniger heroisch wenn es stattdessen Lukes Ziel wäre den Imperator zu stürzen und selbst aktiv nach der Macht zu greifen.

wie Aragorn, der eigentlich nur dem Guten dienen will oder Rand der Macht braucht oder zu glauben braucht um zu tun was er tun soll

Haben die Rebellen Aldaran zerstört?

Grundsätzlich muss man wohl mal erkennen, dass man sich auch gerne mal in die Tasche lügt.
Der Dieb ist ein Krimineller. Punkt.
Beweis es mir?
GGF ist er einfach ein Archäologe der gut mit Sicherheitsvorkehrungen kann
Zitat
Der Assassine ist ein Auftragsmörder. Punkt.
Ist er das wirklich? James Bond ? Thufir Hawat?

Zitat
Jeder Söldner wird dafür bezahlt, Leute zu töten. Das ist sein Beruf.
Eigentlich wird er dafür bezahlt den Willen seines Auftraggebers durchzusetzen   

und es hängt davon ab was der ist und warum er welchen wählte
btw Law und Order um jeden Preis ist fast immer böse

Hatte die Republik in EPVII einen Todesstern?

@Zed

Zivilpersonal auf einem feindlichen Stützpunkt, Schiff etc ändert nichts an dem Status Feindliche Militärische Ressource
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”