Spannendes Thema, da hat sicherlich jeder seine schlimmen Erfahrungen gemacht. Einen Spielleiter, ähnlich wie du ihn beschreibst, hatte ich auch einmal und habe da erst richtig gemerkt, wie sehr ich auch als Spieler angefressen war, so dass ich - leider - auch ein wenig aus seiner Sicht zu einem Problemspieler wurde. Als ich das gemerkt habe, habe ich das Gespräch gesucht (er hatte nur spielimmanent die "Daumenschrauben" angezogen) und wir konnten keinen grünen Zweig finden, nur eher so eine Zwischenlösung. Nach drei weiteren Sessions haben wir es bleiben lassen.
Hier sehe ich es auch wie ghoul: Hier und da selbst spielen, das ist ein sehr guter Rat!
Das Thema "Hybris" in unserem Hobby (und nicht nur dort) treibt mich schon länger um und ich möchte das gar nicht nur an diesem, oben stehenden Beispiel diskutieren.
Vielmehr bin ich gespannt auf Eure Erlebnisse und Erfahrungen.
Und vor Allem, wie ihr mit solchen Kalibern umgeht.
Und: darf man seine Freunde/Kumpel/Bekannten so hart kritisieren und mit ihnen so hart ins Gericht gehen?
Ich finde, man sollte seine Freunde/Kumpel/Bekannten und auch seine GMs, mit denen man nicht eng ist, immer fair und faktenbelegt kritisieren dürfen, solange man sachlich bleibt. Man muss es aber auch aushalten, wenn sie sich nicht anpassen wollen. Dann kann man aber auch einfach mit anderen Menschen spielen.
Und ich denke, bei mir liegt da tatsächlich eine gewisse Hybris vor.
Ich leite wie ich leite und spiele, was ich anbiete. Ich nehme Feedback und Wünsche von meinen Spieler*innen auf und an und passe da gerne das eine oder andere an, lerne dazu und werde kommunikativ besser, so dass es für die Gruppe passt. Ich beteilige sie an der Ausgestaltung der Welt (aber das letzte Wort habe ich) und frage NoGos ab. Aber: Ich werbe mit einem Kampagnenkonzept bei Freunden und wenn man mitspielt, weiß man bei mir in etwa, worauf man sich einlässt. Wer das nicht will, kann auch gerne gehen.
Beispiel 1: Dolmenwood. Die Kampagne ist eh schon weird und manchmal goofy, weil Dolmenwood halt manchmal so ist. Die Gruppe spielt das auch light-hearted. Ich habe den Purpurplaneten eingebaut, das ist dann schon nochmal eine Schippe weird mehr. Wenn das nicht gefällt, ist es okay: Spiel was anders mit jemand anderem, ich werde das nicht ändern, nur weil es ein paar Teilnehmenden nicht gefällt, auch wenn der Ton manche Stereotype der 70er und 80er aufgreift. Es ist mir schon ein bisschen wurst, ob es für manche zu viel ist. Dann spielen wir halt irgendwann was anderes zusammen.
Beispiel 2: Meine Against the Darkmaster Kampagne. Es war kommuniziert dass es in die Richtung Herr der Ringe meets Dark Fantasy mit Points of Light geht, es ist eine offene Welt, die auch mit den Spielenden entwickelt wurde. Habe ihre Ideen eingearbeitet und so eingewoben, dass es zu meinen Grundpfeilern passt. Das grundlegende Kampagnenkonzept wird aber nicht geändert und es gab Passagen, die manchen Spielenden nicht gefallen haben, man hat darüber gesprochen, dann sind wir eben ein Spieler weniger - und ich kann wunderbar mit derselben Person ein Bierchen trinken gehen.
Wenn es keinem gefällt, dann spiele ich das mit anderen Leuten weiter oder mach was Neues. Da ich mehr Zeit in Vorbereitung, Planung, Organisation, etc. stecke und auch mehr Geld investiere (auch wenn ich meine Spieler an Kosten beteilige), sehe ich persönlich das als vollkommen legitim an. Ich hatte schon Spieler, die mich gefragt haben, ob ich nicht xyz leiten wolle. Nein, mach ich nicht, wenn es nicht eh etwas ist, was ich auf dem Schirm habe. Ich leite, was mir in den Sinn kommt. Für sowas würde ich bezahlt werden müssen, aber da ich für mein Hobby nicht bezahlt werden will, weil es dann kein Hobby mehr ist, mache ich das nicht.
Man kann also sehr überspitzt formulieren: "Friss, oder Stirb." Ganz so krass ist es nicht, aber es hat Züge davon. Und da kann man natürlich auch Hybris sehen.
Ich halte mich aber tatsächlich nicht für einen besonders tollen GM, denke aber, dass ich zumindest gut genug bin, dass alle wiederholt Spaß am Tisch haben können.
Ich stecke schon eher gut Zeit in die Vorbereitung, da bin ich eigentlich sehr konsequent, ich würde mal schätzen 1 Stunde Vorbereitung gehen in 2-3 Stunden Spiel auf. Da gehören Karten dazu, Notizen zu NPCs, etc. Ich versuche mich an der Lazy DM Methode, die mir dann noch genügend Raum für Improvisation lässt, aber nach einem "Handlungsabschnitt" brauche ich eigentlich immer 1-3 Abende, um den kommenden vorzubereiten.
Ich bin bei den Regeln grundlegend firm, vergesse oft Details, lasse mich aber von Spielenden immer gerne eines besseren belehren.
Stimmen kann ich kaum, probiere es aber immer wieder. Am Ende kommen glaub ich immer dieselben 4 Stimmen raus. Ich bin zu faul, daran was zu ändern.