"Früher war ich auch ein Abenteurer, dann habe ich einen Pfeil ins Knie bekommen."
Jedes Regelsystem ist eine Abstraktion der einen oder anderen Art. Alle Auswirkungen von Kämpfen werden daher mal genauer, mal abstrakter erfasst und auf die unterschiedlichsten Arten repräsentiert. So weit so gut. Doch eine Sache, die ich bislang nur sehr sehr selten erlebt habe, ist das ein System die Konsequenzen von Projektilwaffen in irgendeiner Weise behandelt hat. Manche Systeme befassen sich in den Kampfregeln mit Blutverlust und besonders stark blutenden Wunden, aber Langprojektile, egal ob von Bogen oder Armbrust, als Plumbata geworfen oder von einer Handschleuder geschnellt, werden oft sehr stiefmütterlich behandelt.
Pfeile, besonders solche mit Widerhaken, bewirken ja nicht nur ihren unmittelbaren Schadeffekt. Sie sind ein Geschenk, dass fortlaufend weiter "Freude" bereitet. Mit jeder Muskelbewegung neue Schmerzen, mit intensiven Bewegungen mehr und mehr Blutverlust, Einschränkungen der physischen Mobilität, mitunter sogar die hinderliche Fixierung von Rüstung und Kleidung an den Leib. Und wenn da ein Widerhaken dran ist, kann man den Pfeil noch nicht einmal rausziehen. Und auch das brächte ja eigene Probleme mit sich, wenn es überhaupt funktioniert. Ein wenig Pech und der Schaft kommt raus, aber die Spitze bleibt einfach drin. Dann hat man das Maleur und mit großer Wahrscheinlichkeit bald Wundfieber. Ärzte sind je nach Zeitalter und Setting rar, Spezialwerkzeuge mitunter nicht vorhanden oder selten und dazu sind Pfeilwunden nicht selten ausgesprochen tiefgehend. Aber gut, Wunden an sich sind ja allgemein immer so ein Ding in Rollenspielen. Damit will sich ja niemand ZU detailliert befassen. Nicht einmal die meisten Simulationisten.
Ich frage unter anderem, weil Projektile eine ziemliche Problem-Niesche sind. Kampfsysteme können (und tun das auch) nicht selten dutzende Schläge, Stiche, Abwehr- und Ausweichmanöver mit einer Waffe in einem einzigen Angriffswurf (mit keiner, aktiver oder passiver Parade) und einem Schadenswurf (oder Schadenswert) abhandeln. Aber bei einem Bogen oder Wurfpfeil funktioniert das nicht. Wenn ich einen Plumbata Wurfpfeil besitze, dann ist ziemlich klar, was da abgewickelt wird. Genauso wenn ich einen Bogen und einen einzigen Pfeil habe. Ein Angriff und ein einziger Treffer mit welchen direkten Konsequenzen auch immer. Ein Großteil der Abstraktion fällt unter den Tisch und das erschwert es in der Systemabstraktion, die Folgen zu interpretieren. Ein Schwertangriff der 10 Punkte Schaden verursacht, kann aus einem gewaltigen Treffer bestehen oder aus 10 kleinen Kratzern, Schnitten, Prellungen und Zerrungen. Aber ein Pfeil der 10 Punkte Schaden verursacht ist nur dieser eine Pfeil. Daher verursacht er auch ziemlich direkt diese 10 Punkte Schaden in einem Treffer. Mal Systeme ausgenommen, die den Verbrauch von Pfeilen abstrahieren. Das geht natürlich auch.
Nichtsdestotrotz zu meinen eigentlichen Fragen:
1. Welche Systeme kennt ihr, in denen es signifikante (oder irgendeine) Beachtung findet, was für Probleme damit einhergehen, wenn einem ein Pfeil im Leib steckt? Angefangen im laufenden Kampf selbst, bis hin zur Nachsorge und gern auch Langzeitperspektive.
2. Wenn ihr einen Bogenschützen spielt, wie sehr erwartet bzw. vermisst ihr, die Implikationen und Folgen eurer spezifischen Waffengattung?