Warum ich [NICHT] gerne ein Powergamer bin?
Ganz einfach:
Weil man als Powergamer hingestellt wird, als sei man der letzte Neanderthaler -
unfähg, eine Rolle zu verkörpern, sondern nur blutberauscht und machtgeil,
und man wolle ja nur sein Defizit im realen Leben durch Erfolgserlebnisse im
Rollenspiel ausgleichen...
Ohnehin sind Powergamer ja auch nur die pickligen 13 jährigen, die ihre
feuchten Träume damit kompensieren, dass sie eben Rollenspiel machen
und da Hulk den Schlächter aus der 13. Dimension darstellen.
Richtige Rollenspieler (tm) wissen natürlich worauf es ankommt.
Schauspielerische Leistungen die der british royal Shakespearecompany
würdig sind, dramatische Schicksale, Realismus, dass man die Blümchen am
Wegesrand riechen und artgerecht bestimmen (und auch pflegen) kann.
Ernste Rollenspiele. Das ganze ist ja schließlich nicht zum Spaß!
Sarkasmus beiseite:
Warum Powergamer?
Weil man (ich) dann aus der anonymen Masse heraussticht.
Weil man (ich) dann etwas besonderes ist / kann.
Weil man (ich) gerne cool ist, so wie Trinity am Anfang von Matrix (Teil 1).
Die Motive sind doch nicht schwer zu finden...
Viel schwerer ist es heute, in der Rollenspielgemeinschaft, wo alles nach "intellektuellem ActorStancing", "Realismus" und "gutem Rollenspiel" schreit, sich dazu zu bekennen.
Powergamer werden meist hingestellt wie Neanderthaler. Wer stellt sich denn dann schon hin und bekennt sich, einer zu sein...? (gut, wir, jetzt hiermit, aber das ist ne andere Geschichte...)
Die Frage nach der Motivation finde ich uninteressant...
Die Fragen, die sich mir stellen:
Warum wird es als "schlechtes Rollenspiel" hingestellt, wenn man versucht, einen wirklich coolen Charakter zu spielen?
(Wieso ist Powergaming minderwertig? Im Gegensatz dazu haben Filme, die sowas beinhalten [Matrix, HdR, etc.] riesige Erfolge)
Warum versuchen Spielleiter das Spielen von coolen Charakteren durch "Realismus" zu drücken? Warum lassen sie den Wunsch der Spieler etwas besonderes zu sein nicht Raum und gestalten die Abenteuer so, dass es Situationen gibt, die genau sowas ermöglichen? Warum machen Kaufabenteuer das nicht?
(Eines der schönsten Szenen die mir einfallen stammt auch wieder aus Matrix. Neo und Trinity gehen ins Gebäude um Morpheus rauszuboxen. Die Drehtür geht auf und dann geht die Post ab. Absolut cool. Mein Gedanke dabei: "Das will ich auch.." Mein nächster Gedanke: "Wenn ich das versuchen würde, würde mir der Spielleiter 120 Proben auf Akrobatik, Coolness und was weiß ich abverlangen. Damit unmöglich... MIST!")
Welche Rollenspiele unterstützen sowas? Mir fallen Fang SHui, Exalted und ein paar andere ein. Aber selbst Earthdawn, bei dem man ja auch "larger-than-life" Charaktere spielt, pushed das nicht, sondern behandelt das "cool sein" einfach nicht.
Auch Vampire kümmert sich um den Kampf gegen den Sabbath, das Gehenna oder sonst was. Wie der Spielleiter die Coolness der Untoten berücksichtigt oder forciert, ist aber Nebensächlich. Und wenn man sich mal umschaut, dann merkt man, dass die Vampir NSC's supercool sind, und die Vampir SC's auch wieder kramphaft bemüht, cool zu wirken, aber ständig auf noch coolerer NSC's (der 4., 3., 2. oder -1. Generation natürlich
) stossen, die das Coolsein wieder zur Farce werden lassen...
Shadowrun - genau das gleiche - Eigentlich ist SR die Inkarnation des Coolism Rollenspiel. Was passiert? Die (Kauf- [!!!])Abenteuer handeln von Drachen, unsterblichen Elfen, Deltacyberware und Cyberzombies, Atombomben auf Chikago und weitere Dinge, bei denen sich die Charaktere alles fühlen können, nur nicht cool... Als Bonus gibt es dann noch die "Wie hart ist das Leben auf der Straße" Lehrgänge für den Spielleiter. Warum kann nicht einfach eine Ares Predator ein cooles Loch in der Stirn des Gegners hinterlassen und sich mein Runner einfach mal gut fühlen lassen... Nein der Gegner würfelt einen dermassen absurden Widerstand dagegen, dass die Kugel abprallt und mich als Querschläger ernsthaft verletzt. Ach so, es war ein Vampir-Ghoul-Drachen-Cyberzombie... Na dann...
Und was mir echt dan Spaß verdirbt ist die allein die Vorstellung, dass man sowas probiert und der Spielleiter dann erstmal 100.000 Proben verlangt. Und beim Scheitern die Sache ins absurd Lächerliche rutschen lässt.
Warum berücksichtigen nur so wenige Systeme den Wunsch, einen besonderen Charakter zu spielen?
(Ja, ich weiss, es gibt ein paar wenige, die es machen, aber die fristen oft ein Schattendasein [unverdient])
Warum trauen sich so wenige Spieler zu sagen, dass sie eigentlich coole Charaktere spielen wollen?
Ich glaube, wenn man ein Rollenspiel rausbringt, das gleich klarmacht, dass man den obercoolen "Arschtreter" spielen kann, und das System so forciert, dass es genau das hält, was der Umschlag verspricht (denn die meisten Systeme, versprechen ja, dass man obercoole Vampire / Shadowrunner / helden spielen kann, halten es aber nicht.), verdrängt man glaat D&D von Platz eins der Rangliste...
Die Frage ist nicht "Warum?", sondern vielmehr "Warum wird das so stiefmütterlich behandelt?"!!!
Das ist aber ein anderes Thema. Darf man gerne öffnen...