Autor Thema: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion  (Gelesen 8048 mal)

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Offline Fredi der Elch

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[Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« am: 25.08.2005 | 12:37 »
Hallo zusammen,

ich wollte einfach mal etwas loswerden. Ich habe letztens einen Satz gelesen, der mein Rollenspielgefühl sehr gut auf den Punkt bringt (von Andrew Norris auf The Forge - wo sonst ;) ):
Zitat
Don't try to make me feel like I live there, make me care about it.

Ich weiß noch nicht genau, wohin dieser Thread eigentlich führen soll, aber der Satz hat bei mir einen Nerv getroffen und ich wollte einfach mal über das gesamte Thema reden. Vielleicht ergibt sich ja irgendwie eine interessante und produktive Diskussion daraus.

Was sagt der Satz nun genau? Der Punkt, der mein Spielgefühl so wunderbar trifft, ist folgender: Ich möchte nicht zwingend in der fiktiven Welt leben. Ich möchte mich nicht unbedingt zu fühlen, als ob ich wirklich eine andere Person wäre, die sich wirklich in einer anderen Welt aufhält. Ich möchte vielmehr eine emotionale Bindung zu den Charaktereren und Konflikten der Geschichte haben. Das Ganze soll mir etwas bedeuten!

Und ich würde nun eben behaupten, dass diese beiden Arten von emotionaler Bindung wenigstens zum Teil unabhängig voneinander sind.

Das heißt, dass man eine gewisse Bindung zu einem Charakter oder einer Welt haben kann, weil man dieses Gefühl von Immersion hat. Man hat also tatsächlich das Gefühl in eine andere Welt einzutauchen und bezieht seine Nähe zum Geschehen und vielleicht auch gewisse Emotionen daraus. Dazu ist allerdings eine spezielle persönliche Bedeutung der Konflikte innerhalb der Geschichte nicht zwingend nötig. Man kann sich einem Charakter also einfach nur verbunden fühlen, weil man "in ihn eintaucht" man sozusagen in seiner Haut steckt. Dies allein führt bereits zu einer gewissen Vertrautheit mit und Verbindung zum Charakter. Er muss dafür nicht unbedingt mit Konflikten, Problemen oder Persönlichkeitseigenschaften ausgestattet seien, die dem Spieler besonders wichtig sind.

Auf der anderen Seite ist eine emotionale Identifikation mit einer Figur in einer Geschichte (einem Buch oder einem Film) durchaus auch möglich ohne tatsächlich das Gefühl zu haben, dass man diese Figur sei oder in der Welt der Geschichte lebe. Dasselbe würde ich fürs Rollenspiel behaupten. Ich kann durchaus in gewisser Weise distanziert von einem Charakter oder einem Konflikt im Rollenspiel sein und dennoch eine große emotionale Bindungen zu eben diesem Charakter oder dem Konflikt haben. Eine klassische Immersion ist für mich nicht nötig um mich mit einem Charakter zu identifizieren.
Allerdings ist absolut nötig, dass Konflikte, Probleme oder Eigenschaften des Charakters oder der Geschichte einen persönlichen Bezug zu meinem eigenen Leben oder mein momentanen Interessen haben. Ich muss also den Charakter oder dem Konflikt auf einer persönlichen Ebene interessant und emotional ansprechend finden. Dann erreiche ich einen hohen Grad an emotionaler Bindung ohne tatsächlich vollständig in den Charakter einzutauchen.

Dementsprechend brauche ich keine besonders ausführlichen Beschreibungen, die mich dazu bringen sollen, nicht tatsächlich in einer bestimmten fiktiven Welt zu Hause zu fühlen. Mich können diese Beschreibungen sogar stören. Was mir allerdings wichtig ist, ist der persönliche Bezug zu Figuren und Konflikten in der Geschichte. Ohne diesen Bezug kann die Geschichte noch so schön und atmosphärisch beschrieben sein, sie wird für mich immer schal bleiben.

Was will uns Fredi damit sagen? Ich weiß auch nicht genau. Ich vermute allerdings, das es dementsprechend zwei verschiedene Arten von emotionaler Bindung im Rollenspiel gibt: zum einen die Bindung durch Eintauchen in eine fiktive Welt, zum anderen die Bindung durch bestimmte Eigenschaften der Geschichte, die direkt auf die Persönlichkeit des Spielers abzielen. Ob man nun die eine oder andere Form von Bindung (oder vielleicht beide) bevorzugt, ist dabei sicher Geschmackssache.

Ich weiß nicht genau, ob euch dazu etwas einfällt. Ich würde mich allerdings über konstruktive Beiträge freuen. Die Diskussion ist eröffnet. :)
« Letzte Änderung: 25.08.2005 | 14:11 von Fredi der Elch »
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Zitat von: 1of3
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Offline Raphael

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #1 am: 25.08.2005 | 12:41 »
Ich stimme zu!  :)

Allerdings ist das für mich ein alter Hut ... ich mein ... schon die klassische Charakterwahl "Zauberer oder Kämpfer" geht doch sozusagen genau darum - was bedeutet mir mehr? Was ist der Bezug zwischen mir und Charakter?

Jede Charaktererschaffung, jede Attributs-Punkt-Wahl zielt darauf ab, persönliche Bindung zu stärken.

Oder warum sind Vorgefertigte Charaktere so unheimlich beliebt?  ;)
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Offline Suro

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #2 am: 25.08.2005 | 12:43 »
So, ich kann dazu nur was aus meiner Videospiel-Erfahrung sagen:

Das was du hier als Immersion siehst, gibt es z.B. bei Resident Evil. Da versetze ich mich in die Rollle des Charakters rein, und tauche ein den Horror ein.

Das was du hier als emotionale Bindung bezeichnest, habe ich teilweise bei Final Fantasy. Ich bin immer sehr depressiv, wenn ich mich nach 80 Stunden von den Charakteren trennen muss, die ich doch auch irgendwo lieb gewonnen habe.

Und nicht nur bei Videospielen ist das so:
Auch bei Büchern gibt es manche, wo man sich am Ende nur schwer abkappen kann, von den ganzen Leuten "da drin" und manche, wo man einfach liest, weil es spannend ist (Krimi´s etc.)

Also ist es nicht verwunderlich, dass es bei Rpg´s auch so etwas gibt....zumindest meiner Meinung nach.
Suro janai, Katsuro da!

Preacher

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #3 am: 25.08.2005 | 12:54 »
Ich bin nicht sicher, ob man diese beiden Formen der emotionalen Bindung immer so scharf voneinander trennen kann.
Ich meine - woher kommt denn die emotionale Nähe aufgrund persönlicher Interessen? (heilige Wildsau- was für ein fürchterlicher Ausdruck. Das nenn ich ab jetzt EB-Typ2 und die Bindung aufgrund von Immersion EB-Typ1. Punkt.)

EB-Typ2 muss doch auch irgendwie hervorgerufen und geweckt werden - das funktioniert doch nur über den SL (oder allgemein die andereren Mitspieler) und deren Beschreibungen - oder? Klar, sie können Themen aufbringen, die dich persönlich berühren - aber die Emotion hervorrufen können sie NUR durch die Auswahl der Thematik nicht - das muss auch über die Art ver Vermitlung eben dieser Thematik geschehen.
Irgendwie krieg ich es nicht hin, auf den Punkt zu kommen - ist trotzdem einigermaßen klar geworden, worauf ich hinaus will?

Offline Suro

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #4 am: 25.08.2005 | 13:56 »
Du meinst dass diese emotionale Bindung nur entstehen kann, wenn eine Immersion durch die Beschreibungen des SL´s stattfindet?
Nunja, die Personen müssen für den, der zu ihnen eine emotionale Bindung entwickelt natürlich einigermassen realistisch wirken, und dafür muss man wohl schon ein wenig in die Illusion eintauchen - allerdings ist eine Bindung wie sie Fredi beschreibt von der normalen Immersion, bei der man in die Spielwelt abtaucht, denke ich etwas losgelöst, da der Charakter zu dem die Bindung besteht diese wohl auch in einem völlig anderen Setting, zu einer völlig anderen Begebenheit auslösen kann.

Will heissen, man kann den Charakter auch so "mögen" oder "hassen" auch losgelöst von der Handlung und dem Setting, auf einer persönlichen Metaebene.
Die Persönlichkeit des Bezugscharakter ist hier hauptsächlich wichtig, und seine Probleme, etc.

Von daher denke ich, dass dies schon von der normalen Immersion abgegrenz werden kann.

Aber ich hab ja auch keien Ahnung ;)
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wjassula

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #5 am: 25.08.2005 | 14:04 »
Fredi, ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Der Satz trifft bei mir ebenfalls einen Nerv. Mir geht es auch bei Büchern, Filmen usw. nur sehr selten so, dass ich wirklich eintauche, mich identifiziere, mich in Gedanken in die fiktive Welt versetze. Mich öden zum Beispiel Romane mit ausführlichen, barocken Beschreibungen unendlich an. Aber mich müssen die Probleme interessieren, ich muss wissen wollen, wie sich das weiter entwickelt. Alles andere stört nur, bitte nur 100 Seiten, auf denen es ausschliesslich um den zentralen Konflikt geht, statt 600 Seiten, die mir alles über die Farbe der Rotbauchügel im Herbstlicht sagen. Ich kann also deinem Posting gar nichts mehr hinzufügen. Danke für den Satz.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #6 am: 25.08.2005 | 14:33 »
Ich wollte noch mal etwas genauer erläutern, was ich mit dem Typ emotionaler Bindung meine, der für mich wichtig ist (also nicht Immersion).

Meiner Meinung nach geht die Entscheidung ob man einen Krieger oder einen Zauberer spielt an dieser Art emotionaler Bindung vorbei. Dabei geht es schließlich mehr darum, wie es ist, mal ein Zauberer zu sein - also darum, in die Haut eines Charakters zu schlüpfen. Das wäre meiner Meinung nach eher auf Immersion abzielende Bindung.

Meine Lieblingsform von Bindung (verdammt da fehlt noch ein Name) ist eine andere. Um mal bei Spieler aus der Literatur zu bringen: Wenn ich Die Verwandlung von Kafka lese, und mich von der Problematik des Außenseiters, des Ausgestoßenen berühren lasse oder bei Faust die Suche des Wissenschaftlers nach des Pudels Kern, die daraus resultierende Verzweiflung und den Schritt, die eigene Seele zu verkaufen, nachvollziehen kann - das ist dann die Art von emotionaler Bindung, um dies mir geht.

Dementsprechend finde ich das Beispiel Resident Evil gut, das Beispiel Final Fantasy trifft es meiner Meinung nach nicht so ganz.

Und natürlich kann jegliche Art von Bindung nur über Beschreibung entstehen. Das ist einfach dem Medium "Rollenspiel" inhärent. ich kann nur von etwas persönlich berührt werden, was verändert und jemandem im Spiel auch gesagt wird.
Allerdings gibt es meiner Meinung nach schon Unterschiede in den Beschreibungen bzw. in dem Ziel, das mit dem Beschreibungen angestrebt wird. Ich werde versuchen ein Beispiel zu bringen:

"Die Sonne senkte sich langsamen und blutrot über der Stadt, deren Türme wie schwarze, krallenartige Finger in den düsteren Himmel emporragten. Der Wind seufzte kalt und man konnte ihn ihm beinahe die Stimmen der vielen gefallenen Krieger hören, die sich vor 200 Jahren auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden. Ein eisiger Griff umfasste das Herz des Kriegers als er langsam in die Stadt ritt."
Das wäre eine Beschreibung, die sehr stark darauf abzielt, dass die Spieler die Stimmung in der fiktiven Welt nachvollziehen können. Sie sollen sich persönlich in die Welt und vielleicht auch in den Charakter, um den es in dieser Geschichte geht, einfühlen.

"Er wagte es nicht, seinem Freund in die Augen zu sehen. 'Es tut mir Leid ... aber ich liebe sie. Ich hoffe du kannst mir verzeihen.' Mit zitternden Fingern drückte er ab."
Das wäre eine Beschreibung, die meiner Meinung nach darauf ab zielt, die persönliche Ebene zu betonen. Es geht darum, dass der Spieler den Konflikt, in dem der Charakter sich befindet, gut nachvollziehen kann. Und genau diese Art von Beschreibungen ziehe ich vor.


@Jasper
Genau das ist auch meine Meinung. Ich empfinde uferlose Beschreibungen, die sicherlich sehr atmosphärisch und sprachlich ausgefeilt sind, oft auch als störend, da sie von dem eigentlichen Konflikt (also dem was mich wirklich interessiert) ablenken. Deswegen meine ich auch, dass die beiden Formen wenigstens zu einem Teil voneinander unabhängig möglich sind. Viele Leute mögen an diesen unglaublich atmosphärischen Beschreibungen durchaus ihren Spaß haben - ich leider nicht.
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Minne

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #7 am: 25.08.2005 | 14:48 »
ich habe deinen post gelesen, fredi, und ich muss sagen... ich weiss nicht. Keine ahnung. Wirklich nicht.
Ich habe versucht zurück zu denken, wo meine identifikation mit meinem charakter am stärksten war... und das war tatsächlich meistends dann, wenn es irgend einen Konflikt gab. Aber was hatte dieser konflikt mit mir persönlich zu tun? Wenig. Und hätten detaillierte "athmosphäre" beschreibungen mich gestört? Nein, ausser die würden meiner vorstellung des Ganzen zuwieder laufen.
Ich stelle fest, dass ich mich am stärksten mit charakteren in emotional hoch geladenen sitouationen identifiziere. Ob das jetzt zu typ eins oder zu typ zwei passt, weiss ich nicht. Vielleicht ist die unterscheidung für mich garnicht so relevant und muss an anderer stelle getroffen werden?

wjassula

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #8 am: 25.08.2005 | 14:55 »
Zitat
uferlose Beschreibungen, die sicherlich sehr atmosphärisch und sprachlich ausgefeilt sind

Wobei, sprachlicher Ausdruck kann auch auf einer anderen Ebene Konflikte ansprechen. Naja. Wir wissen schon, was wir meinen.

Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #9 am: 25.08.2005 | 15:54 »
Ich kann die Unterscheidung der beiden Bindungsformen gut nachvollziehen. Und weil ich anscheinend das Gegenteil von Fredi bin, geht es mir bei Beobachtung dieser Bindungen genau umgekehrt: ich will die Identifikation mit der Figur (oder wollte sie in den wenigen Fällen, wo ich als Spieler unterwegs war, am allerliebsten bin ich SL). Warum?

Nun, mir geht es bei Büchern und Filmen grundsätzlich so, dass ich eben keine Immersion empfinde. Ich identifiziere mich niemals mit irgendwelchen Charakteren, ich finde sie vielleicht interessant und mag sie, ledie mit ihnen, aber das ist auch schon alles - Bindung Nummer 2 eben. Das Rollenspiel ist für mich das Medium, mit dem ich auch mal Bindung Nummer 1 erreichen kann, selber leiden, selber moven und shaken, und genau deshalb will ich Rollenspiele auch auf diese Bindung hin spielen. Von Bindung 2 kriege ich in anderen Medien schon genug.

Robin
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Offline Arbo

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #10 am: 25.08.2005 | 21:28 »
@ Fredi:


Also, meine 5 Oiro Fuffzig ... mit zwei Vorbemerkungen ;)

***

|:((

Erstmal ... der Ausspruch „Don't try to make me feel like I live there, make me care about it.„ ist für sich (allein) genommen erstmal ziemlicher Quatsch, weil generalisierender Charakter.

So und nun die Überschrift ... „Emotionale Bindung und Immersion“.
Statt Immersion hätte in einem offenen Thread besser „eintauchen“ oder „abtauchen“ (vielleicht auch „abgleiten“) geschrieben werden sollen. Dann hätte sich nämlich schon ein kleiner logischer Pferdefuss offenbart. Wir reden nämlich nicht von einem „physischen“ Abtauchen, z.B. in real existierendes Wasser. Wir reden vom Rollenspiel. Da stelle ich mir – irgend – etwas vor. Wenn ich dann dort „abtauchen“ möchte, ist das ganz zwangsläufig mit Emotionen verbunden. Wie soll also „Immersion“ im Rollenspiel OHNE Emitionen (oder emotionale Bindungen) funktionieren?

So, genug im Vorfeld gemotzt - weiter im Hauptfeld ;D

***

Zitat
Was sagt der Satz nun genau? Der Punkt, der mein Spielgefühl so wunderbar trifft, ist folgender: Ich möchte nicht zwingend in der fiktiven Welt leben. Ich möchte mich nicht unbedingt zu fühlen, als ob ich wirklich eine andere Person wäre, die sich wirklich in einer anderen Welt aufhält.

Also, indirekt unterstellst Du, das es möglich ist, 100%ig zwischen Spieler und Figur zu unterscheiden bzw. zu 100% abzutauchen. ;)

Zitat
Ich möchte vielmehr eine emotionale Bindung zu den Charaktereren und Konflikten der Geschichte haben. Das Ganze soll mir etwas bedeuten!

Die Frage ist, ob man dafür vielleicht nicht erstmal in den Charakter „schlüpfen“ muss. Zumindest könnte man einwenden, dass man ja die Charaktere verstehen muss, bevor Konflikte überhaupt möglich sind. Insofern stellt sich mir auch die Frage, ob „das Gefallen“ an einem Konflikt nicht auch mit einem gewissen Grad an Identifikation mit dem Charakter einher geht. Empfinde ich die tragische „Liebessituation“ eines Charakters deshalb so tragisch, weil ich das irgendwie auch auf mich beziehe?

Wenn ja, dann kann man wohl schlecht „aus dem Charakter“ fahren ...

Zitat
Er muss dafür nicht unbedingt mit Konflikten, Problemen oder Persönlichkeitseigenschaften ausgestattet seien, die dem Spieler besonders wichtig sind.

Dafür hätte ich jetzt gerne mal ein Beispiel. Ich vermute nämlich, dass Du einen kleinen – aber aus meiner Sicht wichtigen – Punkt nicht beachtest. Wenn ich einen Charakter baue, der nicht irgendwelche „Konflikte“ mit sich herumschleppt, dann muss der SL im Spiel für die Konflikte sorgen. Das heißt, ich schlüpfe dann erst im Spiel in den Charakter, weil ich erst da die Konflikte mit dem Charakter erlebe. Die Probleme des Charakters entstehen dann erst im Spiel.

Nicht sonderlich anders wäre es, wenn der Charakter im Vorfeld bei der Charaktererschaffung Konflikte mitbekommen hat. Das kann mir im Vorfeld helfen, mich mit dem Charakter zu identifizieren oder mir fiktive Situationen auszudenken, die dramatisch bzw. konfliktreich sein können. Der wirklich einzige Unterschied ist aber nur, dass dies im Vorfeld gemacht wurde. Man kan also „vor“ dem Rollenspiel „abtauchen“. Außerdem muss es nicht zwangsläufig so sein, dass die Konflikte des Charakters die Gruppe oder die erlebte Geschichte berühren. Sie können „stumm“ im Hintergrund laufen. Theoretisch sogar, ohne je „ans Licht“ zu treten.

Zitat
Auf der anderen Seite ist eine emotionale Identifikation mit einer Figur in einer Geschichte (einem Buch oder einem Film) durchaus auch möglich ohne tatsächlich das Gefühl zu haben, dass man diese Figur sei oder in der Welt der Geschichte lebe.

Da hätte ich auch gerne mal ein Beispiel. Ich bezweifle nämlich, dass dies vollständig möglich ist. Ich meine: Klar, man muss nicht sprichwörtlich mit einem Charakter mitfiebern. Aber ohne irgend einen Grad von Bindung aufzubauen, glaube ich nicht, dass sich Konflikte erleben lassen. Da gehört schon ein gewisses Maß an „Hineindenken“ oder „Mitgefühl“ dazu. Ohne das wäre der Konflikt ja uninteressant. Warum sollte ich mir auch einen Kopf um einen Konflikt machen, der sich um einen Charakter dreht, welcher mich wenig oder gar nicht berührt? In gewisser Weise ist ja auch DAS der Grund dafür, warum man den Spielern ein paar Minuten „Rampenlicht“ gönnen sollte.

Zitat
Allerdings ist absolut nötig, dass Konflikte, Probleme oder Eigenschaften des Charakters oder der Geschichte einen persönlichen Bezug zu meinem eigenen Leben oder mein momentanen Interessen haben. Ich muss also den Charakter oder dem Konflikt auf einer persönlichen Ebene interessant und emotional ansprechend finden.

Jetzt frage ich mal ganz ketzerisch: Warum solltest Du einen Charakter bauen, der nicht Deine persönlichen Interessen tangiert, keine Bezüge zu Dir aufweist, uninteressant ist oder dich nicht emotional anspricht?

Oder ganz einfach und platt: Warum solltest Du einen Charakter bauen, der Dir keinen Spaß macht?

Zitat
Dann erreiche ich einen hohen Grad an emotionaler Bindung ohne tatsächlich vollständig in den Charakter einzutauchen.

Mit anderen Worten, Du willst hauptsächlich DICH spielen.

Zitat
Dementsprechend brauche ich keine besonders ausführlichen Beschreibungen, die mich dazu bringen sollen, nicht tatsächlich in einer bestimmten fiktiven Welt zu Hause zu fühlen. Mich können diese Beschreibungen sogar stören. Was mir allerdings wichtig ist, ist der persönliche Bezug zu Figuren und Konflikten in der Geschichte. Ohne diesen Bezug kann die Geschichte noch so schön und atmosphärisch beschrieben sein, sie wird für mich immer schal bleiben.


Ist ja klar; Du willst ja DICH spielen und nicht irgend einen dahergelaufenen Fantasy-Char. Ich glaube, da gibt es Berufszweige, die verdienen mit solchen „ganz persönlichen“ Rollenspielen ganz gut ;) Tja und im Papier-und-Bleistift-Rollenspiel sind solche Leute auch bekannt. Die bereiten manchen Spielgruppen eine besonders große Freude, wenn sie die einzigen sind, deren Chars ... unverletzlich, unendlich reich, unendlich schön usw. sind  >;D

Zitat
Ich vermute allerdings, das es dementsprechend zwei verschiedene Arten von emotionaler Bindung im Rollenspiel gibt: zum einen die Bindung durch Eintauchen in eine fiktive Welt, zum anderen die Bindung durch bestimmte Eigenschaften der Geschichte, die direkt auf die Persönlichkeit des Spielers abzielen. Ob man nun die eine oder andere Form von Bindung (oder vielleicht beide) bevorzugt, ist dabei sicher Geschmackssache.

Hey, da stimme ich Dir zu, würde es aber GANZ anders begründen.

Wie bereits ausgeführt: Ich glaube, dass man wohl immer irgendwie in seinem (oder in einem anderen!) Charakter steckt sowie seine eigenen Interessen bzw. Präferenzen (Vorlieben) wohl auch mit hineinprojeziert. Auf diese Weise ist es meiner Meinung nach überhaupt erst möglich, interessante Konflikte entstehen zu lassen. Ein Element im Rollenspiel ist ja gerade, sich „auf einer Spielwelt“ zu bewegen. „Reale“ Konflikte kann ich ja sonst gleich „real“ am „Stammtisch“ austragen (in Diskussionen usw.) - da muss ich nicht erst über das Rollenspiel gehen.

Es gibt also eine Art „vielschichtiges“ Abtauchen, was auf Charakter, Spielwelt und Persönlichkeit zurückgeht. Da gibt es also Bindungen. Wie weit dieses Abtauchen gehen muss, ist abhängig von den Spielpräferenzen (und ggf. anderen Sachen – die mir jetzt nicht einfallen ;) ).

Daneben gibt es aber sicherlich auch eine Art „losgelöstes“ Abtauchen. Etwas ohne tiefere Bindungen, die möglicherweise aus der Situation heraus entstehen. Typische Beispiele sind Rollenspielsituationen, die einfach komisch wirken. Da lacht dann jeder, wei man sich das vorstellen kann, ohne aber wirklich unbedingt „intensiv“ abgetaucht zu sein. Das Gleiche kann auch auf Nebenbemerkungen fußen ... ein Spielercharakter macht was, ein anderer Spieler kommentiert dies und alle lachen (Gruppenzwang mal ausgeschlossen ;) ).

Arbo

P.S.: Sorry, habe den Beitrag offline geschrieben und erst jetzt eingestellt ...

P.P.S.: Fredi nur kurz zu Deinem zweiten Beitrag. Die Beispiele sind m.E. nicht gut gewählt. Du willst ja eine Emotion oder ein Interesse hervor rufen, ohne direkt abtauchen zu müssen. Dann bring bitte Beispiele mit ähnlicher Situation,  welche die gleiche (oder ähnliche) Emotion ansprechen und nicht zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ferner vermute ich, dass es mehr die Anreize (!) sind, mit denen diese Emotionen geweckt werden. Während der eine vielleicht die Beschreibung braucht, hat der andere vielleicht schon bestimmte Bilder im Kopf. Aber auch da ... während der eine eintaucht, ist der andere schon längst „drin“ ... ;)
« Letzte Änderung: 25.08.2005 | 21:39 von Arbo Moosberg »
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NiceGuyEddie

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #11 am: 25.08.2005 | 22:20 »
Zitat
Fredi nur kurz zu Deinem zweiten Beitrag. Die Beispiele sind m.E. nicht gut gewählt. Du willst ja eine Emotion oder ein Interesse hervor rufen, ohne direkt abtauchen zu müssen. Dann bring bitte Beispiele mit ähnlicher Situation,  welche die gleiche (oder ähnliche) Emotion ansprechen und nicht zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Wenn Fredi von den zwei verschiedenen Arten von emotionalen Bindungen spricht, dann meint er vor allem das worüber hier schon oft und lang und breit gesprochen wurde: unterschiedliche Spielpräferenzen(in diesem Fall halt eher spezielle, wenn es nur um die "präferierte Art der emotionalen Bindung geht").
Und deshalb sind die Beispiele auch gut gewählt: Die beiden Spieler wollen einfach auf eine unterschiedliche Art Emotionen, und deshalb müssen sie auch unterschiedliche Szenen spielen und dann diese unterschiedlichen Szenen noch auf eine unterschiedliche Art und Weise spielen.

Außerdem finde ich deine Argumentation insgesamt etwas bemüht: Ersteinmal hat Fredi nur einen Satz gefunden der ziemlich exakt ausdrückt was er vom Rollenspiel will(und das gilt, btw., auch für mich) und muss sich deshalb auch überhaupt nicht rechtfertigen, wenn die Aussage generalisierend ist - es geht schließlich darum dass sie _nicht_ generalisierend ist, sondern nur für einen Spielstil zutrifft.

Allerdings kannst natürlich die Schlussfolgerungen die er daraus zieht für Blödsinn halten: Dass es diese zwei Arten von Spielern gibt die auf verschiedene Arten eine Emotionale Bindung zur Handlung, den Figuren etc. aufbauen.
Zumindest scheinst du zu erkennen dass es verschiedene Vorlieben dies betreffend gibt, du reduzierst das allerdings allein auf den Umgang mit den Konflikten durch den Spieler: Der eine schafft seine Konflikte vorher selber, der andere schafft nur seinen Charakter und lässt dann Konflikte durch den SL auf sich zukommen. Dabei allein bleibt es aber nicht: Der Spieler der sich für die Konflikte sozusagen "selbst" interessiert, wird auch im Spiel einen ganz anderen Anspruch haben als der andere, dem es nämlich vorrangig um das Erleben (von Konflikten, oder auch einfach das Erleben einer Welt(so ganz ohne Konflikte)) geht. Bei ihm (dem ersten) entsteht die Idendifiikation (die emotionale Bindung) nicht allein aus dem Charakter, sondern aus vorrangig aus den Konflikten die er durchläuft. Dem anderen Spieler mag es auch wichtig sein das sein Charakter Konflikte durchläuft, aber eben nicht (primär) wegen den Konflikten sondern wegem dem Charakter, und dem Erleben der Konflikte (oder halt einer Welt).

NiceGuyEddie

  • Gast
Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #12 am: 25.08.2005 | 22:32 »
Wenn man erst mal davon ausgeht dass es diesen einen Typen gibt, bei dem eine emotionale Bindung speziell durch die Konflikte entsteht, die sein Charakter durchläuft, stellt sich natürlich die Frage wie diese Konflikte gestaltet sein müssen. Hier wurde schon die Antwort gegeben: Sie müssen irgendetwas mit dem Spieler zu tun haben um ihn zu interessieren. Und obwohl mir nichts besseres dazu einfällt, kann ich dem irgendwie nicht so ganz zustimmen. Spontan würden mir auch nur Allgemeinplätze wie "spannende Geschichte" oder "bewegende Konflikte" einfallen. Aber einfach nur Identifikation mit dem Charakter reicht mir irgendwie nicht(ich hab noch nie verstanden warum eine "Identifikationsfigur" in einem Buch oder Film so wichtig sein soll ;)).

Auf jeden Fall aber ein Dank an Fredi für Satz und Thread.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #13 am: 25.08.2005 | 23:18 »
Arbo,

ich habe nicht genau gewusst, wohin dieser Thread gehen sollte. Alle anderen Poster haben trotzdem produktive Beiträge gebracht. Bei dir kann ich leider nur destruktives Zerpflücken meines Beitrags erkennen, ohne dass du auch nur wirklich versuchst zu verstehen, was ich eigentlich sagen will. Du hängst dich allein an Formulierungen und Beispielen auf. Und wieder muss ich sagen: ich verstehe nicht, worauf du raus willst und will es in der destruktiven Form auch nicht verstehen.

Wenn du nochmal versuchen würdest ein konstruktives Posting zu schreiben, wäre ich froh und würde mich gerne damit befassen. Aber so bringt das weder mir noch sonstwem etwas. Also werde ich das einfach mal ignorieren.


An alle anderen,
erstmal danke für konstruktiven Beiträge. Zum einen scheinen einige nachvollziehen zu können, dass der Satz einen Nerv bei mir getroffen hat (ok, einige haben natürlich einen anderen Geschmack). Und vor allem stimmen mir einige bei den beiden Möglichkeiten der Bindung zu. Schön!

Genaueres gibts bald. :)
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Offline Skyrock

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #14 am: 25.08.2005 | 23:38 »
Wenn ich das richtig verstehe geht es darum sich mit einem Charakter über die "blanken" Konflikte, Beziehungen und anderen definierenden Merkmale zu identifizieren, ohne reines "Flavour"-Beiwerk.
Ein gutes populäres Beispiel (wenn ich es richtig verstehe) wäre die Identifikation mit Robin Hood durch die Konzentration auf seinen Konflikt mit den ungerechten, "bösen" Herrschern, seine Beziehungen zum unterdrückten, "guten" Volk und seine Handlung als Befreier und Rächer, ohne sich darum zu kümmern ob Prinz John nun der Prinz von Nottingham oder Uppsala ist und ohne große Naturaufnahmen oder die Klärung der Frage ob Robins Bogen nun aus Esche oder Eiche ist.

Um es kurz zu machen: Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
- Ludwig von Mises

flesh

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #15 am: 26.08.2005 | 00:29 »
Zur Emotionalen Bindung könnte einiges aus James Frey, Wie man einen verdammt guten Roman schreibt 2 nützlich sein.
Bei ihm gibt es verschiedene Arten der Bindung eines Charakters an den Leser: Sympathie, Identifikation und Empathie.
Sympathie heißt, der Charakter befindet sich in einer Notlage und ruft Mitleid hervor, so dass dem Leser die Gefühle des Charakters mitbewegen. Identifikation entsteht, wenn der Charakter neben Sympathie noch ein edles Ziel zu bieten hat.
Hat sich ein Leser mit einem Charakter identifiziert, kann der Autor durch gefühlsbetonte Beschreibungen und Symbole Atmosphäre schaffen.
Worauf ich hinaus will: Bei Frey fällt kein Wort von persönlichem Bezug (wie Interessen o. Ä.), ich glaube auch nicht, dass dies dann bei der (Character-)Immersion viel ausmacht, höchstens, wenn einem einige Gefühle des Charakters völlig fremd sind.

@Fredi, wegen der atmosphärischen Beschreibungen:
Was du sagen willst, ist wohl, dass du kein Spaß an World/Setting-Immersion hast, oder?

Preacher

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #16 am: 26.08.2005 | 01:41 »
Arbo,

ich habe nicht genau gewusst, wohin dieser Thread gehen sollte. Alle anderen Poster haben trotzdem produktive Beiträge gebracht. Bei dir kann ich leider nur destruktives Zerpflücken meines Beitrags erkennen

Zeigt immerhin, daß Du ihn gelesen hast. Ich hab nach nem knappen Drittel aufgegeben. ::)

Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #17 am: 26.08.2005 | 08:35 »
@ Flesh:

Da es sich um ein Buch über Schriftstellerei handelt, nehme ich an, dass Identifikation als Begriff da nicht so weit geht wie bei immersivem Rollenspiel. Wann hat man beim Lesen eines Romans schon ein Ich-Gefühl? Man kontrolliert nicht die Handlungen des Charakters, trifft nicht seine Entscheidungen usw. Beim Rollenspiel kann man das - nur deshalb ist Immersion und derart tiefgehende Identifikation überhaupt möglich.

Robin
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Offline 8t88

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #18 am: 26.08.2005 | 08:51 »
Ich habe keine Ahnung, wie weit diese kleine erkenntniss von Fredi reicht, und ob das was er schreibt nun zutrifft der nicht... so wie ich das verstandne habe sind das fast alles nur Vermutungen, und man kann sich damit beschäftigen, oder es sinnloserweise bashen....

Ich versuche mich aus meiner Sicht damit auseinander zu setzten....

Ein kleiner Vergleich aus der Computer-Spielwelt.

Final Fantasy 6 ist wesentlich schlechter von der Grafik her als FF7 aufwärts...
aber je mehr Grafik dazu kam, umso langweiliger werden die FF-Spiele für mich...

Ich habe das Gefühl, dass durch die Texte wirkich mehr stimmung aufgekommen ist als durch diese ganzen Grafikexplosionen undund und.

Deswegen kann ich nicht alles was Fredi gesagt hat als Unsinn abtun!
Was genau zutrifft, und was nciht, kann ich nicht sagen, weil ich mir da noch nie gedanken drum gemacht habe.

Seine Beispiele treffen das auch sehr gut.
Was ich persönlich jedoch nicht glaube, ist dass es diese beiden Dinge getrennt voneinander geben muss oder kann...

Das ganze erinnert mich an eine Schulung für Vorträge:

Stimulanz, Prägnanz... und noch 2 Punkte die ich vergessen habe...

Die Beidne Punkte hier sind wohl: Emotionale Aussage und Atmosphärische Beschreibung.
Ich denke die korrekte Mischung erziehlt ein besseres Gesamtergebnis.

Das so meine Gedanken auf die Schnelle
Live and let rock!

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NiceGuyEddie

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #19 am: 26.08.2005 | 13:25 »
Zitat
Genau das ist auch meine Meinung. Ich empfinde uferlose Beschreibungen, die sicherlich sehr atmosphärisch und sprachlich ausgefeilt sind, oft auch als störend, da sie von dem eigentlichen Konflikt (also dem was mich wirklich interessiert) ablenken. Deswegen meine ich auch, dass die beiden Formen wenigstens zu einem Teil voneinander unabhängig möglich sind. Viele Leute mögen an diesen unglaublich atmosphärischen Beschreibungen durchaus ihren Spaß haben - ich leider nicht.

Wie wäre es mit Dialogen? Ich denke ein dramatisches Spiel könnte sich zu großen Teilen in Dialogen abspielen, weil dort die Konflikte zwischen den Figuren am deutlichsten zu Tage treten. Klar - nur Gelaber ist langweilig, aber Dialaoge können sehr nützlich sein für so etwas.

Oder mal was anderes(wild drauf los brainstormend): Je nachdem mit welcher Erwartungshaltung man an den Charakter herangeht, werden dann ja auch andere Charaktere entstehen. Der erste Typ, der sich direkte Immersion wünscht, wird vielleicht einen sehr fühlbaren Charakter erschaffen, mit - wie heißt es doch so schön - eigenen Motiven, Zielen, Gefühlen, mit einer Vergangenheit und all dem Zeug, dass so einen Charakter greifbar machen. (Werte zum Beispiel auch.)

Wenn man jedoch den zweiten Ansatz verfolgt(wir brauchen Namen ;) ), dann kann man das meiste davon weglassen und sich auf das konzentrieren, was wichtig ist. Die Konflikte des Charakters, mit sich und der Umwelt und anderen Personen. Seine Beziehungen zu anderen Personen. Etwas, was die Handlung mit bestimmt, wie Kicks(oder Kicker? oder wie hießen die?) zum Beispiel. So ein Charakter wirkt dann künstlicher, ist aber besser geeignet mit ihm eine dramatische Handlung zu entwickeln, birgt mehr Potential für eine eigene Geschichte.

Was einem an all diesen Spielen auffällt, die Wert auf dramatische Geschichten legen, anstatt authentisches Erleben einer Rolle oder einer Welt, ist, dass sie sich natürlich auch auf so etwas begrenzen, d.h. wenig Wert auf Authenzität des Hintergrundes, des Settings oder der Personen legen, sondern all das nur zum Vehikel der Geschichte machen. Das Setting ist dazu da, um die Geschichte zu erzählen und nicht andersherum.
Zitat
Die Beidne Punkte hier sind wohl: Emotionale Aussage und Atmosphärische Beschreibung.
Ich denke die korrekte Mischung erziehlt ein besseres Gesamtergebnis.

Das ist es. Allerdings kann die Schlussfolgerung auch anders heißen: Je weniger Behinderung man vom einen hat, desto besser kommt das andere hervor.

flesh

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #20 am: 26.08.2005 | 15:37 »
@ Flesh:

Da es sich um ein Buch über Schriftstellerei handelt, nehme ich an, dass Identifikation als Begriff da nicht so weit geht wie bei immersivem Rollenspiel. Wann hat man beim Lesen eines Romans schon ein Ich-Gefühl? Man kontrolliert nicht die Handlungen des Charakters, trifft nicht seine Entscheidungen usw. Beim Rollenspiel kann man das - nur deshalb ist Immersion und derart tiefgehende Identifikation überhaupt möglich.

Robin

Dieser Meinung bin ich auch. Aber ich glaube, dass mit den im Buch angesprochenen Techniken Immersion zumindest sehr viel leichter ist.

Offline Arbo

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #21 am: 26.08.2005 | 15:41 »
@ Fredi:

Zitat
Bei dir kann ich leider nur destruktives Zerpflücken meines Beitrags erkennen, ohne dass du auch nur wirklich versuchst zu verstehen, was ich eigentlich sagen will. Du hängst dich allein an Formulierungen und Beispielen auf. Und wieder muss ich sagen: ich verstehe nicht, worauf du raus willst und will es in der destruktiven Form auch nicht verstehen. 

Sorry, aber ich bin konkret auf deinen Beitrag eingegangen. Ich arbeitete konkret am Text und habe genau da meine Einwürfe gemacht, wo ich es für richtig hielt. Offensichtlich bin ich hier der Einzige, der nicht nur „obeflächlich“ an etwas dranbleibt, sondern konkrete Punkte benennt.

Zitat
Wenn du nochmal versuchen würdest ein konstruktives Posting zu schreiben, wäre ich froh und würde mich gerne damit befassen. Aber so bringt das weder mir noch sonstwem etwas. Also werde ich das einfach mal ignorieren.

Gut, dann noch einmal die Kurzfassung.

Du schreibst, dass du nicht abtauchen willst, dir aber die emotionalen Bindungen zu den Charakteren und zu den Konflikten wichtig sind. Jetzt ergibt sich aber ein Konflikt erst aus den Charakteren. Und dafür sind dann die Eigenschaften des Charakers wichtig. Mit ihnen ordnet sich ein solcher in das Geschehen (Spielwelt) ein und der Konflikt entsteht im Zusammenprall der beiden Ebenen – Charakter und Spielwelt.

Insofern ist ein Mindestmaß an Abtauchen notwendig, um den Konflikt überhaupt erst zu bemerken. Wenn dir die Charaktere (mit ihren Problemen usw.) absolut egal wären und du sie entsprechend gar nicht sonderlich beachtest, dann frage ich mich, wo du Konflikte sehen möchtest.
Es ist also ein Widerspruch, einerseits überhaupt nicht abtauchen zu wollen und andererseits dem Wunsch trotzdem Konflikte zu erleben.

Dann behauptest du, dass das Abtauchen in den Charakter nicht nötig ist. Führst aber auch an, dass ein Charakter möglichst viel mit dir zu tun haben soll, damit er dir Spaß macht. Wenn der nun vollständig deckungsgleich mit dir wäre, spielst du nicht mehr einen Charakter, sondern DICH. Sich dann hinzustellen und zu behaupten, man müsste DANN nicht mehr abtauchen ist wirklich etwas albern, weil man dann nämlich bereits vollständig abgetaucht ist. Das ICH hat praktisch den „Charakter“ verdrängt; du brauchst nicht mehr abzutauchen, weil du der Charakter bist. Mit anderen Worten: Zwischen Dir und Charakter muss (kann) nicht mehr unterschieden werden.

Insofern also auch eine Art Widerspruch, nämlich nicht abtauchen zu wollen, dann aber formal doch „abzutauchen“, weil Charakter und ICH sehr nahe beieinander liegen.

Bezüglich der persönlichen Ebene, die du immer betonst, stellt sich mir folgende Frage: Wäre es nicht besser, direkt mit Leuten über bestimmte Dinge zu sprechen, als es über einen Char zu tun? Wenn du einen Char spielst, der praktisch all das in sich trägst, was du gerne diskutieren möchtest, läuft es nämlich auf diese Situation heraus.

Alle diese Punkte lassen die Annahme leichter Orientierungslosigkeit zu.

Ganz im Gegensatz zum letzten Absatz, in dem du deutlich und klar versucht hast, zwischen Spielbindung (Charakter und Spielwelt) sowie persönlicher Bindung zu unterscheiden.

Hättest du den ganzen Kram davor weggelassen, wäre dein Beitrag ungleich produktiver gewesen! In einem Theorie-Kanal hätte ich ohnehin auch mehr Sorgfalt erwartet. Dass du das als negativ empfindest, wenn man dann die Knackpunkte deines Textes heraussucht, mag verständlich sein. Aber konstrukiv ist es leider nicht.

Meine Meinung zum Thema.
(Hier beziehe ich mich aus den genannten Gründen konkret auf den letzen Absatz deines Beitrages!)

Wie von dir festgestellt gibt es sicherlich zwei Quellen, aus denen sich die Spielfreude bzw. Zufriedenheit speißen kann. Einmal aus der Spielebene (Charakter und Spielwelt) und andererseits aus der eigenen Persönlichkeit. Wie sehr das Rollenspiel zu einer der beiden Seiten tendieren soll, hängt – wie du auch schreibst – vom Geschmack ab. ABER ... meiner Meinung nach kannst Du nicht vollständig trennen. Die Konflikte, die du persönlich interessant findest, werden im Normalfall in der Rollenspielwelt dargestellt. Und da ist ein Abtauchen nötig, um die Konflikte überhaupt zu erkennen. Von daher sind auch auch bestimmte „Bindungen“ an den Charakter und die Spielwelt notwendig. Denn wenn Du einen „aalglatten“ Charakter hast, wird auch kaum Konfliktpotenzial da sein.

Angenommen letzeres ist aber der Fall, d.h. man hat keine großen Bindungen an den Charakter und er ist dementsprechend farblos. Dann kann eigentlich nur durch das „Abtauchen“ ein Konflikt zum Vorschein gebracht werden.

Und genau da kann nun auch wieder nicht genau getrennt werden, zwischen dem, was in der Spielwelt Konflikte verursachen kann und dem, was du als interessanten Konflikt empfindest. Praktisch wird der SL dann nämlich versuchen, einen Konflikt zu konstruiieren, der DICH anspricht. Das wird er aber für gewöhnlich über die Spielwelt machen.

Inwiefern da detailreiche Darstellungen notwendig sind oder nicht, hängt davon ab, wie sehr eure Vorstellungen voneinander abweichen. Genau das ist nämlich der Punkt vor allem bei deinen Beispielen im zweiten Beitrag. Einmal werden die Beschreibungen benötigt, um auf den Konflikt aufmerksam zu machen. Das andere Mal ist man dank persönlicher Bezüge schon so tief drin, dass keine weiteren Beschreibungen benötigt werden.

So gesehen können wir wieder mal von gemeinsamen Vorstellungsräumen sprechen. Und genau da wird es auch wieder etwas interessant. Denn du schreibst auch, dass im letzten Fall mehr Details sogar hinderlich sein können. Wenn ich das zu dem eben von mir geschriebenen in Bezug setze, habe ich folgenden Eindruck: Jeder besitzt eine eigene Vorstellung. Je näher die Vorstellungen beieinander liegen, desto weniger Beschreibungen sind nötig; man taucht „automatisch“ ab. Es scheint jedoch einen bestimmten Tabu-, Mikro- oder Intimbereich zu geben, durch den eine vollständige Anpassung aller Vorstellungen als unangenehm empfunden wird.

Dieses Unbehagen kann darauf zurückgeführt werden, dass (a) die Vorstellung im Groben, aber nicht auf Kleinen (Mikro) geteilt wird, oder (b) die offengelegten Details „Tabubereiche“ berühren. Je stärker ich mich in den Charakter projektiere, desto „intimer“ ist der Charakter und desto unangenehmer können Details empfunden werden (es sind ja auch im Grunde die eigenen, persönlichen Dinge, die dann da berührt werden).

Arbo
« Letzte Änderung: 26.08.2005 | 15:48 von Arbo Moosberg »
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flesh

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #22 am: 26.08.2005 | 16:20 »
@arbo:
Zitat
Du schreibst, dass du nicht abtauchen willst, dir aber die emotionalen Bindungen zu den Charakteren und zu den Konflikten wichtig sind. Jetzt ergibt sich aber ein Konflikt erst aus den Charakteren. Und dafür sind dann die Eigenschaften des Charakers wichtig. Mit ihnen ordnet sich ein solcher in das Geschehen (Spielwelt) ein und der Konflikt entsteht im Zusammenprall der beiden Ebenen – Charakter und Spielwelt.

Insofern ist ein Mindestmaß an Abtauchen notwendig, um den Konflikt überhaupt erst zu bemerken.
Ich sehe einen deutlichen Unterschied von "abtauchen"/Immersion zu "Emotionale Bindung"/Mitgefühl. Ich würde auch nicht sagen, dass man letzteres schon als eine Art des Abtauchens auffassen sollte (ich dachte bis jetzt auch, dass darin Klarheit besteht).

Zitat
Dann behauptest du, dass das Abtauchen in den Charakter nicht nötig ist. Führst aber auch an, dass ein Charakter möglichst viel mit dir zu tun haben soll, damit er dir Spaß macht.

Ich kann nicht für Fredi sprechen, aber so wie ich ihn gelesen habe, hat er nie behauptet, dass ihn nur Charaktere interessieren, die ihm in irgend einer Form ähnlich sind.

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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #23 am: 26.08.2005 | 16:54 »
Ich hatte den schönen Satz schon in Deiner Signatur gelesen und bewundert.
Ohne jetzt groß dikutieren zu wollen, kann ich sagen, dass er ganz wunderbar auf den Punkt bringt, was für mich im Rollenspiel (und in jeder anderen Form von 'Kunst') "die Dinge im Innersten zusammen hält."
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Re: [Offen] Emotionale Bindung und Immersion
« Antwort #24 am: 26.08.2005 | 17:01 »
So, ich probiere noch einmal, einige Punkte näher zu erklären.

Zum einen würde ich auch behaupteten, dass man zwischen den beiden Formen von Bindung nicht vollständig unterscheiden kann. Es ist natürlich so, dass man einen Charakter spielen muss wenigstens manchmal) um am Rollenspiel teilzunehmen und um Konflikte zu erleben. Dementsprechend ist ein gewisses Mindestmaß an Eintauchen natürlich immer notwendig. Allerdings ging es mir in meinem Beitrag vielmehr darum, dass ich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass bestimmte Maßnahmen, die zur Erhöhung der "live there"-Bindung gedacht sind, sich negativ auf die "care"-Bindung auswirken können (und vermutlich auch umgekehrt). Somit sind die bei den Bindungen sicherlich nicht vollkommen unabhängig, aber doch zum Teil unabhängig und mehr wollte ich erst einmal auch nicht behauptet haben.

Das soll jetzt auch nicht heißen, dass ich mit Immersion überhaupt nichts anfangen kann. Allerdings reicht mir Immersion eben nicht für ein erfülltes Rollenspielerlebnis und nicht nur das, in einigen Fällen kann sie eben für meinen Geschmack auch stören. Ich selber mag schon ein gewisses Eintauchen, allerdings nicht zu viel.
Was genau für den Einzelnen die korrekte Mischung beider Formen (bzw. der entsprechenden dazu passenden Techniken) ist und ab wann er sich von einer Form beim erleben der anderen Form gefördert oder gestört fühlt, das bleibt vermutlich individuelle Präferenz.

Arbo,
du überinterpretierst meine Aussagen extrem. Wenn ich mir deine Kritikpunkte so ansehe, dann resultieren sie meistens daraus, dass du dich an einzelnen Formulierungen aufhängst (wie ich es ja schon in meinem vorherigen Post gesagt habe) und eben nicht versucht zu verstehen, was ich eigentlich sagen will. Ich gebe ja zu, dass meine Punkte etwas besser hätten formuliert sein können, aber das Ganze ist ja ein Gedanke, der noch nicht vollständig entwickelt ist. Dementsprechend habe ich erst einmal versucht etwas aufzuschreiben und dann darüber zu diskutieren. Druckreif war das sicherlich noch nicht.

Wie ich bereits vorher gesagt habe, sehe ich auch keine völlige Unabhängigkeit zwischen den beiden Formen von Bindung. Ein Mindestmaß an Abtauchen ist meiner Meinung nach für jede Form von Rollenspiel zwingend nötig und schon allein deswegen kann darauf nicht völlig verzichtet werden. Allerdings möchte ich einmal ein kleines (schlechtes) Beispiel dafür bringen, wie man Konflikte entwickeln und auch persönlich und emotional mit ihnen verbunden sein kann, ohne dabei übermäßig Einzutauchen.
Meiner Meinung nach liegt der Vergleich zu klassischem und epischem Theater nahe. Beim epischen Theater sind durchaus Konflikte mit eingebaut, aus denen das Publikum auf moralischer Ebene etwas lernen soll. Eine Identifikation mit den Figuren wird aber eher als hinderlich angesehen. Somit ist zum entdecken von relevanten Konflikten und auch für die weitere Verarbeitung dieser Konflikte ein Eintauchen in bzw. eine Identifikation mit Charaktereren nicht wirklich notwendig. Das soll jetzt nicht heißen, dass die "care"-Bindung zwingend mit einer Distanz zwischen sich und den Charakter bzw. mit einer Rolle als Zuschauer einhergehen muss. Allerdings ist es durchaus möglich, eine gewisse Bindung zu einem Konflikt aufzubauen, ohne sich direkt in einen Charakter einzufühlen. Das Beispiel ist nicht besonders gut, mir ist aber auf Anhieb nichts Besseres eingefallen. Also bitte nicht überinterpretieren.

Weiterhin (und da hat Flesh recht) habe ich nie behauptet, dass ein Charakter in irgendeiner Form mir ähnlich sein muss. Es war vielleicht ungünstig formuliert. Ich dachte: "Ich muss also den Charakter oder den Konflikt auf einer persönlichen Ebene interessant und emotional ansprechend finden" sei als Beschreibung ausreichend gewesen. Es geht mir also weder darum mich selbst zu spielen noch zwingend Charaktere zu spielen, die einzelne Eigenschaften von mir besitzen. Es ist wichtig für mich, in irgendeiner Form eine emotionale Beziehung zu dem Konflikt, in denen sich der Charakter befindet, herstellen zu können. So kann ich mich zum Beispiel wunderbar in einen Soldaten ein fühlen, der zwischen Loyalität und Menschlichkeit entscheiden muss, obwohl ich selbst Zivi war. Es geht um die persönliche Relevanz von Konflikten und nicht darum, sich selbst zu spielen.

Als letztes möchte ich dich noch bitten, die Ebene persönlicher Angriffe aus deinen Beiträgen raus zu lassen.
Alle diese Punkte lassen die Annahme leichter Orientierungslosigkeit zu.
Solche Aussagen müssen meiner Meinung nach doch nun wirklich nicht sein.


parkaboy,
über einzelne Techniken, die man für die eine oder andere Form von Bindung verwenden kann, sollten wir uns vielleicht in einem anderen Thread unterhalten. Ich finde das Thema auf jeden Fall sehr spannend! :)
Where is the fun at? - The rules should tell me clearly - And how to get there
- Don't try to make me feel like I live there, make me care about it. -

Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.