Autor Thema: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?  (Gelesen 12572 mal)

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #50 am: 8.11.2009 | 14:59 »
Was man im Übrigen nicht vergessen darf, in Deutschland hängt formelle Bildung (Schulabschluss etc.) immer noch vornehmlich von der Herkunft der Eltern und nicht etwa von der Intelligenz der Schüler ab.

Daher kann die wirkliche Bildung eines Arbeiterkindes weit höher liegen, als man es rein von seinem Schulabschluss vermuten möge.

Und weiterhin ist Wohlstand absolut nicht direkt an Bildung gekoppelt, in dem Sinne wie man sich das gerne mit Studium und akademischer Laufbahn vorstellt. Es gibt genug Studien, die zeigen, dass es wirtschaftlich vernünftiger ist eine Ausbildung zu machen und sich anschließend hochzuarbeiten, da der Verdienstausfall während des Studiums kaum durch die minimal höheren Gehälter eines Akademikers auszugleichen sind.

Wenn wir uns dann noch solche Fälle angucken, wie der Hauptschüler, der eine Handwerkslehre absolviert, und nach 5-10 Jahren seinen Meister macht und in der Folge weit mehr verdient als der durchschnittliche Akademiker, sieht man eigentlich ganz schnell, dass das was gerne impliziert unter Wohlstand verstanden wird, im Grunde sehr stark durch das Prestigedenken einer kleinen selbst erkorenen Elite geprägt wird.


Online tartex

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #51 am: 8.11.2009 | 15:05 »
Ich sehe auch keine sonderliche Anforderung für Bildungsnähe. [...]
Wäre auch lächerlich wenn dem so wäre, denn die Nähe des Rollenspiels zur Trivialliteratur ist enorm stark ausgebildet. Da nicht nur alle Rollenspieler, die ich bisher kennengelernt habe, in großem Maße Trivialliteratur (angefangen bei HdR) verschlungen haben, auch die Autoren haben einen enormen Drang zum trivialen.

Ich denke, das ist einer der interessantesten Punkte, die hier bis jetzt angesprochen wurden.
Wer wirklich viel Geld hat, muss Eskapismus nicht in/mit Büchern ausleben. Ich denke, man kann sich schon darauf einigen, dass Rollenspiel ein Eskapismus-Hobby ist. Und die Frage ist wohl: welche gesellschaftlichen Schichten (bleiben wir halt einfach Old School, wenn wir schon so begonnen haben) hat diese Form von Eskapismus nötig?

Unabhängig davon ein Filmtipp zum Thema:
Gamerz the Movie
Dreht sich um einen schottischen RPG-Geek und seinen ehemaligen Chav/Proll-Freund, der irgendwie dann doch zum Rollenspielen kommt.
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Offline Heinzelgaenger

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #52 am: 8.11.2009 | 15:32 »
...im Grunde sehr stark durch das Prestigedenken einer kleinen selbst erkorenen Elite geprägt wird.
Das ist Quatsch.
Von welcher Elite redest du?
Dem Adel? Allerhöchstens den Medien, die sind aber keine Elite.

Ausserdem:
Du wirst in Deutschland deinen Schulabschluss machen, wenn dus willst. Da hast es definitv schwerer, wenn du männlich bist, und einen Migrationshintergrund aufweist oder pigmentsmässig dunkler ausgestattet bist, aber das ist (leider) überall so.  

Ein

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #53 am: 8.11.2009 | 15:37 »
Äh, Mittelschicht ist 70-150% des Äquivalenzeinkommens. Das sind dann rund 25.000 - 55.000 Euro.

Für überdurchschnittlich anspruchsvoll halte ich Rollenspiel für die Unterschicht absolut nicht. Was genau soll daran die Unterschicht überfordern? Die schlechten Kurzgeschichten?

@Einzelgänger
Nein, wirst du nicht. Denn in einigen Bundesländern hängt die weiterführende Schule auf der ein Schüler landen wird, allein von der Lehrerempfehlung ab. In den anderen Bundesländern wird diese Empfehlung immer noch zur Mehrheit nicht angezweifelt.

Es gibt allerdings einige Studien, die zeigen, dass Lehrer in dieser Hinsicht sehr vorurteilbehaftet sind, so dass Kinder aus bildungsfernen Haushalten bei gleicher Intelligenz eine weit geringere Chance haben, an das Gynasium empfohlen zu werden, als Kinder aus dem Bildungsbürgertum.

Offline Heinzelgaenger

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #54 am: 8.11.2009 | 16:01 »
Ich rede von einem Schulabschluss, Real oder Hauptschule.

Deine Studien zum Thema Gymnasial-Empfehlung zweifele ich nicht im Geringsten an.

Aber ich finde, du bist uns immer noch eine Erklärung zum Thema Eliten schuldig.

Online tartex

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #55 am: 8.11.2009 | 17:40 »
Ich muss sagen, nachdem ich meine geekige Landjugend hinter mir gelassen hatte, habe ich mich auch erst mal für beinahe ein Jahrzehnt den "Unterschichtshobbies" Saufen, Indie-Discos und (zweckentfremdete) Fortpflanzung gewidmet.
Erst nachdem ich schon so gut wie verheiratet war und mein Lebenswandel zunehmend spießig wurde, bin ich zu den Rollenspielen zurückgekehrt. Bei meiner Recherchedekade zu den Unterschichtenhobbies habe ich auch gar nicht so wenig Oberschichtler getroffen.
Auch ansonsten habe ich den Eindruck gewonnen, dass Menschen sich für Saufen und Fortpflanzung interessieren. Der Mittelstand zum Großteil auch.

Im Endeffekt bleibt dann doch nur die Frage, warum es Leute gibt, die lieber stundenlang Regeln wälzen, als einfach mit Leuten zu quatschen. Die lieber einmal die Woche dieselben Typen treffen, als irgendwohin zu gehen, wo man tatsächlich was abenteuerliches erleben könnten. Und die lieber für 4-5 Leute Kampagnen vorbereiten, anstatt irgendwelchen Gothic-Chicks zu verklickern, an welchem großartigen Fantasy-Epos sie als hoffnungsvolle Nachwuchsliteraten gerade basteln.

PS: Ich zähle mich zu dieser mysteriösen Gruppe.
« Letzte Änderung: 8.11.2009 | 17:45 von tartex »
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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #56 am: 8.11.2009 | 17:51 »
(zweckentfremdete) Fortpflanzung


 wtf?

Nein, ich frag jetzt besser nicht...

Offline Crimson King

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #57 am: 8.11.2009 | 17:52 »
Um ein Rollenspiel zu spielen, braucht es mehr, als die Fähigkeit zu lesen und die Regeln zu erfassen. Rollenspiel findet zu einem großen Teil in der Vorstellung statt, es bewegt sich aus der Realität, aus dem Faktischen hinaus in eine Ideenwelt, in der Möglichkeiten zählen. Es erfordert Konzentration und Kreativität, es sei denn, man läuft bloß mit. Es ist mehr als bloß "Spaß haben". Insofern stimmt die Aussage, Rollenspiel sei anspruchsvoll (ich finde fordernd passender).

Nimmt man gängige Persönlichkeitstest wie Big Five oder MBTI, werden Rollenspieler mehrheitlich eine überdurchschnittliche Openness bzw. einen hohen Wert bei intuitiver Wahrnehmung haben. Das korrelliert dann mit Bildung, weil solche Menschen generell neugieriger, offener sind und sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen.

Mit materiellem Wohlstand hat das wie gesagt eher nebenbei etwas zu tun. Der typische Manager ist in vielen Fällen eher ein faktenorientierter Typ, wohlstandsmäßig wird er aber gut mit dabei sein.


 wtf?

Nein, ich frag jetzt besser nicht...

Ich vermute: der Akt der Fortpflanzung, bei dem die Wahrscheinlichkeit der Fortpflanzung aber durch Hilfsmittel möglichst minimiert wird.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #58 am: 8.11.2009 | 17:56 »
Zitat
Erst nachdem ich schon so gut wie verheiratet war und mein Lebenswandel zunehmend spießig wurde, bin ich zu den Rollenspielen zurückgekehrt.

Da haben wir endlich die Schicht , nach der wir gesucht haben: Rollenspieler = Spiessbürgertum!

@Crimson King:
das unterschreib ich glatt

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #59 am: 8.11.2009 | 17:59 »
Ich vermute: der Akt der Fortpflanzung, bei dem die Wahrscheinlichkeit der Fortpflanzung aber durch Hilfsmittel möglichst minimiert wird.


*stirnpatsch*

Ja ne, is klar jetzt  :D

Offline Arbo

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #60 am: 8.11.2009 | 18:02 »
@ Crimson King:

Ich kenne aber auch eine Reihe von "Akademiker|inne|n", die in Sachen Vorstellungsvermögen ... sagen wir mal gelinde ... etwas unterdurchschnittlich ausgestattet sind.

Dazu wäre zu beachten, dass die von Ein beschriebene Tendenz, Kinder nach Elternhaus auf die entsprechende Schuleart zu schicken, faktisch zu "elitärem Inzest" führt. Nur, weil jemand einen bestimmten Abschluss bekommt, sagt das noch nicht wirklich was über seine Fähigkeiten aus. Oder um es mal konkreter zu machen: Bisweilen werden einem die Abschlüsse auch hinterher geworfen. Jedenfalls ist das mein Eindruck.

Die typischen Prollo-Hobbies, die finden sich dann komischerweise auch dort. Da muss mensch sich nur mal in einem gepflegten BWL-Studiengang umsehen ...

Und ehrlich: Ich glaube, dass sich das mit dem Vorstellungsvermögen in gewisser Weise auch "erlernen" lässt. Da sehe ich keinen wirklichen Zusammenhang zwischen Bildung und Rollenspiel. Sonst gäbe es womöglich nur Schauspielerinnen und Schauspieler mit akademischen Hintergrund.

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Offline Crimson King

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #61 am: 8.11.2009 | 18:06 »
@ Crimson King:

Ich kenne aber auch eine Reihe von "Akademiker|inne|n", die in Sachen Vorstellungsvermögen ... sagen wir mal gelinde ... etwas unterdurchschnittlich ausgestattet sind.

Siehe mein Manager(=BWLer)-Beispiel. Auch im akademischen Sektor gibt es Zweige, die mehr oder weniger Phantasie, Erkennen von Mustern und Zusammenhängen, Abstraktionsvermögen und Querdenkertum benötigen, um richtig erfolgreich zu sein.
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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #62 am: 8.11.2009 | 18:21 »
Manche Dinge lassen sich erlernen, was aber nicht heißt, dass es einem Spaß macht, die erlernten Dinge auch anzuwenden.
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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #63 am: 8.11.2009 | 18:27 »
Meine Meinung:
Je nach Definition von "Wohlstandshobby" EINE Antwort auf DIE Frage: NEIN!
Und ich habe (berechtigte?) Zweifel, ob es überhaupt einen Begriff "Wohlstandshobby" gibt, der DIE Antwort "JA!" überhaupt ermöglicht.

- Nur wenige Leute invstieren groß in Rollenspielerei. Der ökonomische Ansatz ist also völliger Käse. Unterm Strich ist Rollenspielerei also recht günstig. Wurde hier auch schon eindrucksvoll vorgerechnet.
Und die wenigen, die groß investieren, sollten sich hüten, ein "Elitenkonzept" auf das Hobby "Rollenspielerei" anzuwenden. Das stinkt nämlich, indem von Ausnahmeverhalten allgemeingültige Regeln abgeleitet werden, die bei Lichte mit Verstand betrachtet völliger Mumpitz sind.

- Der Vergleich mit jedem anderen Hobby ist irrsinnig. Der Hobbyläufer braucht immer mal wieder Turnschuhe und Sportklamotten. Wenn er sich dabei die "edleren" Klamotten kauft, ist er dann ein Wholstandshobbyläufer? Wohl kaum! Und das gleiche Problem wird bei nahezu jedem anderen Hobby aufkommen.

- Und ist der Prolet, der pro Jahre Hunderte und Tausende Teuronen in seinen VW Prolo steckt, etwa ein Wohlstandshobbyprolet - verglichen mit dem Vollzeitrollenspieler, der viel Rollenspielkram, wohl aber nicht das gleiche Investititionsvolumen hat wie ein Vollblut-Auto-Hobby-Bastler? Nee, bestimmt nicht.

- Dann dieses Bildungsgerede. Habt Ihr sie noch alle? Auf jedem größeren Con habe ich keineswegs eine Bildungselite beobachtet - sondern mehr die spinnerten Leute, die die literarisch gepimpten Hundertstelwahrheiten aus Rollenspielen auf das reale Leben 1:1 übertragen haben. Und schaue ich mir die Deppen an, die auf Gymnasien und Unis herumlungern, ja ... Da gibt es leuchtende Beispiele für "Bildungselite" oder sowas; aber die Regel ist auch das nicht. Gymnasium/ Uni als Status ... Bah!
Auch hier: Ausnahmen gibt es. Aber von diesen eine Regel abzuleiten?

Dieses Thema krankt an dem Begriff "Wohlstandshobby".

So, viel Spaß beim Weiterspinnen.

DER Rollenspieler
EIN Rollenspieler. Und?

----
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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #64 am: 8.11.2009 | 18:29 »
Die typischen Prollo-Hobbies, die finden sich dann komischerweise auch dort. Da muss mensch sich nur mal in einem gepflegten BWL-Studiengang umsehen ...

Du hast das auf den Punkt gebracht, was ich (extrem ungelenk) aussagen wollte. Bei einem meiner Ex-Arbeitgeber (ok, ich kannte eigentlich nur die Marketing- und PR-Abteilung) hatte jeder ein abgeschlossenes Studium. Verdient haben auch alle großartig. 80% der Gespräche handelten von Autos, Fußball oder Sex. Und das war ein noch ziemlich Geek-affines Unternehmen... (Aber die Sales-Leute waren als die echten Prolls verschrieen.  ;D)

« Letzte Änderung: 8.11.2009 | 18:33 von tartex »
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killedcat

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #65 am: 8.11.2009 | 18:31 »
Um ein Rollenspiel zu spielen, braucht es mehr, als die Fähigkeit zu lesen und die Regeln zu erfassen. Rollenspiel findet zu einem großen Teil in der Vorstellung statt, es bewegt sich aus der Realität, aus dem Faktischen hinaus in eine Ideenwelt, in der Möglichkeiten zählen. Es erfordert Konzentration und Kreativität, es sei denn, man läuft bloß mit. Es ist mehr als bloß "Spaß haben". Insofern stimmt die Aussage, Rollenspiel sei anspruchsvoll (ich finde fordernd passender).
Genau wie bei Scrabble. Ehrlich gesagt finde ich das ziemlichen Unsinn. Meine Erfahrung zeigt: Menschen ohne Ausbildung, ja sogar Kinder können Rollenspiele teilweise mit mehr Begeisterung spielen, als selbst mancher sozial kompetente Akademiker. Und nein - Rollenspiel ist nicht viel mehr, als bloß Spaß haben. Es ist einfach Spaß haben beim Spielen einer Rolle. Mehr ist nicht dran.

Nimmt man gängige Persönlichkeitstest wie Big Five oder MBTI, werden Rollenspieler mehrheitlich eine überdurchschnittliche Openness bzw. einen hohen Wert bei intuitiver Wahrnehmung haben. Das korrelliert dann mit Bildung, weil solche Menschen generell neugieriger, offener sind und sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen.
"...werden Rollenspieler..."
WOW! Die Studie wurde ausgewertet bevor sie gemacht wurde. Ich bin begeistert. Dazu muss man wohl Rollenspieler sein ;)

Fakt: ich kenne nicht weniger Rollenspieler aus der unteren als aus der oberen Bildungsschicht. Fakt: ich habe mit Kindern gespielt, die - Trotz Generation MTV - gerne und gut Rollenspiel gespielt haben. Verdammt, ich war selbst eines.

Und wieder einmal wird ein einfaches Hobby erhöht. Was hat man dem Rollenspiel in diesem (und dem Vorgänger-) Forum nicht schon alles angedichtet: den Anspruch auf Kunst, Wissenschaftlichkeit, Wohlstands- und jetzt auch Bildungshobby. Und wiedereinmal fühle ich mich unterqualifiziert. Aber ich bin ja auch (siehe Signatur) der Welt schlechteste Rollenspieler. Zumindest hoffe ich das, denn mit dem Bild, das hier vom Rollenspieler gezeichnet wird, möchte ich mich nicht identifizieren.

Danke.

Offline Crimson King

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #66 am: 8.11.2009 | 18:38 »
WOW! Die Studie wurde ausgewertet bevor sie gemacht wurde.

Falsch. Die ist gemacht worden, auf Basis des Big Five Tests. Habe jetzt keinen Bock, die zu suchen. Das Ergebnis war aber entsprechend. Rollenspieler hatten Mittelwerte, die in den Bereichen Extraversion, Offenheit und Verträglichkeit über dem Durchschnitt lagen, bei Gewissenhaftigkeit unter dem Durchschnitt, bei Neurotizismus weiß ich es nicht mehr.

Des weiteren sollte man Bildung nicht mit Ausbildung gleichsetzen.
« Letzte Änderung: 8.11.2009 | 18:40 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #67 am: 8.11.2009 | 18:52 »
Des weiteren sollte man Bildung nicht mit Ausbildung gleichsetzen.
Es gibt viele verschiedene Begriffe von "Bildung". Ich bin davon ausgegangen, dass Du mit Bildung die Allgemeinbildung meinst. Wenn Du eine ganzheitlichere, eventuell moralisch geprägte Form der Bildung meinst, möchte ich mich nur um so mehr von der Theorie distanzieren, dass diese wichtig für das Rollenspiel sei.

Danke.

Offline Crimson King

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #68 am: 8.11.2009 | 19:05 »
Es gibt viele verschiedene Begriffe von "Bildung". Ich bin davon ausgegangen, dass Du mit Bildung die Allgemeinbildung meinst.

Ich meinte schon Allgemeinbildung. Jedenfalls gehört dazu mehr als Wissen, und ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden. Mit Akademiker oder nicht hat das erstmal garnix zu tun. Ein wesentlicher Aspekt, der Bildung zugrunde liegt, ist Neugierde. Und vor allem Kinder haben davon in den meisten Fällen Unmengen. Nimm Phantasie dazu, was ich ebenfalls als unter Rollenspielern überdurchschnittlich weit verbreitete Eigenschaft ansehe, und du kommst ziemlich schnell auf den Trichter, dass Kinder Rollenspiel - sicherlich auf einer weniger abstrakten Ebene als viele Erwachsene - durchaus gut betreiben können.
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killedcat

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #69 am: 8.11.2009 | 19:26 »
Ich meinte schon Allgemeinbildung. Jedenfalls gehört dazu mehr als Wissen, und ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden.
Allgemeinbildung im Sinne des Bildungskanons (das, was man imho unter Allgemeinbildung versteht) ist fast ausschließlich Wissen.

Mit Akademiker oder nicht hat das erstmal garnix zu tun. Ein wesentlicher Aspekt, der Bildung zugrunde liegt, ist Neugierde. Und vor allem Kinder haben davon in den meisten Fällen Unmengen. Nimm Phantasie dazu, was ich ebenfalls als unter Rollenspielern überdurchschnittlich weit verbreitete Eigenschaft ansehe, und du kommst ziemlich schnell auf den Trichter, dass Kinder Rollenspiel - sicherlich auf einer weniger abstrakten Ebene als viele Erwachsene - durchaus gut betreiben können.
Deine Aussage: Kinder haben eine umfangreichere Allgemeinbildung als Erwachsene weil sie neugiereiger sind? Erkläre weiter! Ich bin gespannt zu welchem Begriff der Allgemeinbildung das führt. Sicher nicht zu dem, den die meisten hier im Forum darunter verstanden haben. 

Offline Crimson King

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #70 am: 8.11.2009 | 19:29 »
Allgemeinbildung im Sinne des Bildungskanons (das, was man imho unter Allgemeinbildung versteht) ist fast ausschließlich Wissen.

Einen Bildungskanon kenne ich nicht. Zu Allgemeinbildung gehört nach meinem Verständnis allerdings immer auch die Fähigkeit, das Wissen in den richtigen Kontext zu setzen und korrekt anzuwenden.

Deine Aussage: Kinder haben eine umfangreichere Allgemeinbildung als Erwachsene weil sie neugiereiger sind? Erkläre weiter! Ich bin gespannt zu welchem Begriff der Allgemeinbildung das führt. Sicher nicht zu dem, den die meisten hier im Forum darunter verstanden haben. 

Man kann sich wirklich Mühe geben, Dinge falsch zu verstehen. Ernster genommen wird man deshalb nicht.

Kinder verfügen über Eigenschaften, die richtig angewandt auf lange Sicht zu hoher (Allgemein)Bildung führen. Wenn man sich diese Eigenschaften erhält, hilft das generell ungemein.
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killedcat

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #71 am: 8.11.2009 | 19:34 »
Man kann sich wirklich Mühe geben, Dinge falsch zu verstehen. Ernster genommen wird man deshalb nicht.
Moment mal! Auf der einen Seite sagst Du, dass Allgemeinbildung Grundvoraussetzung für Rollenspiel ist. Auf der anderen sagst Du, dass Kinder aufgrund ihrer Phantasie gut Rollenspiel spielen können. Wo verstehe ich etwas falsch, wenn ich sage, dass dann Kinder aufgrund ihrer Phantasie wohl eine höhere Allgemeinbildung haben müssen? Ich will dich ja verstehen. Ich glaube nur, dass du dich da ein wenig mit ein paar Aussagen verhedderst.

Zitat
Ich meinte schon Allgemeinbildung. Jedenfalls gehört dazu mehr als Wissen, und ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden. Mit Akademiker oder nicht hat das erstmal garnix zu tun. Ein wesentlicher Aspekt, der Bildung zugrunde liegt, ist Neugierde.
Das ist ziemlich genau das: Kinder haben Bildung, weil sie neugierig sind.

(Sind wir eigentlich noch on topic?)
« Letzte Änderung: 8.11.2009 | 19:37 von killedcat »

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #72 am: 8.11.2009 | 19:37 »
Wo sage ich, dass Allgemeinbildung Grundvoraussetzung für Rollenspiel ist?

Meine Aussage war ganz klar: Rollenspiel zieht Menschen an, die einen Typ haben (z.B. gemäß Big Five), der Eigenschaften aufweist, die höhere Allgemeinbildung begünstigen. Ich habe sogar ganz klar gesagt, dass ich zwischen Bildungsniveau und Rollenspiel auch nur einen mittelbaren Zusammenhang sehe.
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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #73 am: 8.11.2009 | 19:42 »
Du hast Recht. Zu ziehst den Kehrschluss - wer Rollenspieler ist, neigt dazu, sich zu bilden. Ein Fakt, den ich an dieser Stelle
Zitat
ich kenne nur wenige Rollenspieler mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung (spontan fällt mir da nur ein Beispiel ein), während ich aber durchaus einige Rollenspieler kenne, die auf Ausbildungsebene eher schlecht abschneiden.
missinterpretiert habe. Sorry. Ich sollte die Aussage natürlich in den Kontext deiner vorherigen Posts sehen. Ich entschuldige mich.

Offline Crimson King

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Re: Ist Rollenspiel ein Wohlstandshobby?
« Antwort #74 am: 8.11.2009 | 19:45 »
Kein Problem. Es soll vorkommen, dass man was misinterpretiert. Sogar mir gelegentlich.  ;)
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