Minor Spoilers Ahead
War heute drin. Ich fand ihn Durchschnittlich unterhaltsam. Nicht, weil er nicht niveauvoll war (wer das erwartet hat keine Ahnung von Filmen und sollte der Kinos verwiesen werden), sondern weil er nicht richtig funktioniert.
Ich bin mit der Haltung da rein gegangen ihn mit der Mumie zu vergleichen, oder zumindest Scorpion King. Das ist die einzige Herrangehensweise mit der der Film funktioniert hätte.
Beiden Vergleiche kann er leider nicht standhalten und zwar aus nur drei Gründen knapp verfehlt:
- Er nimmt sich überwiegend viel zu ernst. Manchmal schimmern wunderbar selbstironische Szenen durch, die große Abenteuerfilme wie Indiana Jones erst zu Klassikern gemacht haben, aber leider viel zu selten.
Das Drehbuch ist ausserdem sehr dialogarm, also gar kein Platz für "quotable Quotes"
- Sam Worthington: Nicht nur, daß er als Schauspieler eine absolute Nulpe ist, auch ER nimmt das Thema viel zu ernst, wie gesagt, bis auf wenige Stellen, und die VERSAUT er dann auch noch. Ich konnte auch in KEINER der Szenen erkennen, daß er überhaupt Spass an der Sache hatte.
- Es gibt sonst keine Identifikationsfiguren oder Figuren mit Charakter. Lediglich der Hauptmann der Soldaten konnte überzeugen aber was nützt es, daß sie eh alle sinnlos verheitzt werden.
Die Weltdarstellung verdient wirklich Respekt. Den Schmuh so kackendreist uneigenständig durchzuziehen ist mutig. Dabei wird bei der Darstellung der Welt aus den vollen Klischeekiste geschöpft. Fast keine der Locations oder Bauten lässt auch nur den Ansatz von eigener Kreativität erkennen. Es sieht genau so aus, wie sich Ottonormalgucker das mythische Comicgriechenland seit Kampf der Titanen vorstellt. Dabei kommen aber gerade Hades Unterwelt oder die Fährfahrt eben auch ziemlich langweilig und
billig studiohaft rüber: nix Neues. Dafür fand ich die Überflüge der Vulkanlandschaften (unter anderem unverkennbar Nordafrika) sehr gut, da selten, aber das fällt anderen wahrscheinlich gar nicht auf.
Trotzdem hat Leterrier da eine nette Fantasywelt geschaffen, die ab und zu in gravierende Albernheit verfällt (Stichwort Make-Up), in die z.b. Skorpionreiter einfach hineinpassen, mich seltsamerweise etwas an Earthdawn erinnert hat und in der ich auch gerne mal Rollenspiel spielen würde (am Besten mit Savage Worlds).
Das Tempo des Films ist gut und sogar die wackeligen Actionszenen haben mir gefallen (ausser bei den Hexen, da konnte ich GAR NICHTS erkennen). Leider kann man aber nur wenig Mitfiebern, weil man ja keinen Bezug zu den "charakteren" hat.
Der Film ist sehr szenenhaft, was an älte Macharten (80er, Mitte 90iger) erinnert, eben das Gefühl irgendwo in einen Film hineinschalten zu können und sich einzelne Szenen anschauen zu können, und flutscht nicht ohne Pause so flüssig durch wie "moderne" Filme, daß man gar nicht weiss, was man gerade gesehen hat, bevor der Film schon zuende ist (Stirb Langsam4 fand ich komischerweise GANZ extrem).
kurzum: Die technische Qualität des Films war in Ordnung aber die Mentalität stimme nicht. Wären sie an die Sache gegangen, wie damals the Last Legion (der Handwerklich leider gar nicht überzeugen konnte aber inhaltlich sehr unterhaltsam war), eben ein gute Laune Abenteuerfilm, dann wäre die Rechnung sicherlich aufgegangen.
Tja, Chance verpasst.
Ich hoffe nun, daß Prince of Persia dieses Versprechen einlösen kann, denn es sieht sehr vielversprechend aus.