Autor Thema: Method Acting vs. Meta Gaming  (Gelesen 10510 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #50 am: 9.12.2009 | 18:59 »
@Ein: Exzentrische Charakterkonzepte sind ein Greuel. Die Charaktere werden im Spiel schon noch exzentrisch genug. Ehrlich gesagt ist ein exzentrisches Charakterkonzept sogar eher widersinnig - häufig haben diese Charaktere die interessanteste Entwicklung ihres Lebens schon hinter sich, und alles, was im Spiel passiert, ist ein Nachgedanke. Leute mit solchen Konzepten sind genauso verkappte Autoren wie SLs, die nur ihre Story durchprügeln wollen.

@Pyro: Nä. Das ist ja das, was der MA eigentlich nicht will - einen Haufen Meta-Zeug definieren müssen.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #51 am: 9.12.2009 | 19:09 »
Ich denke bei vielen MAs ist dabei dann halt das Problem, dass sie immer neue, exzentrischere Konzepte brauchen, weil sich die alten nach und nach abnutzen. Dasselbe kennt man ja auch von den anderen Spielertypen. Das erleichtert natürlich nicht gerade das Zusammenspiel.

Pyromancer

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #52 am: 9.12.2009 | 19:12 »
@Pyro: Nä. Das ist ja das, was der MA eigentlich nicht will - einen Haufen Meta-Zeug definieren müssen.

Ich dachte, der Witz bei DRASTIC sei, dass man eben in character ist - ohne Meta.

Offline Feuersänger

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #53 am: 9.12.2009 | 19:30 »
Ich denke bei vielen MAs ist dabei dann halt das Problem, dass sie immer neue, exzentrischere Konzepte brauchen, weil sich die alten nach und nach abnutzen.

Da ist sicher was dran. Aber das ist sowieso ein Phänomen, das ich gerade hier im :T: schon oft beobachtet habe -- manche Leute sind "overgamed". Sozusagen komplett abgestumpft gegen "klassische" Rollenspielthemen. Da müssen es dann mindestens pelzige Kraken vom Mars sein, die mittels Farbstrahlen kommunizieren und sich grundsätzlich nur per Teleportation fortbewegen. Drunter machen sie's nicht, weil das sonst wär wie'n Heroinjunkie dem du ne Mentholzigarette anbietest.
« Letzte Änderung: 9.12.2009 | 19:33 von Feuersänger »
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

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Offline Beral

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #54 am: 9.12.2009 | 19:32 »
Eine Umdeutung oder Aufweichung der Definition bringt uns derweil nicht weiter, da es nicht nur die Argumentation erschwert, sondern es darüber hinaus erschwert, den Method Actor gegenüber anderen Spielertypen abzugrenzen (wie zB dem Storyteller).
Da bin ich anderer Meinung. Die Metaspieler hier im Thread definieren den MA nur über seine extremste Ausprägung und begründen damit die Nachteile. Das entspricht aber nicht der Realität am Spieltisch. Der normale Charakterdarsteller ist flexibel in der Formung seines Chars. Er passt den Char so an die Gruppe an, dass die authentische Darstellung zu keinen unlösbaren Gruppenkonflikten führt. Er krempelt zur Not im Spielverlauf den Char etwas um, wenn er merkt, dass dieser sonst unspielbar wird.

Es wird zu keinem Konsens führen, wenn wir den Charakterdarsteller als Charakter-Nazi darstellen, der sich immer einen gruppenuntauglichen Char bastelt und diesen möglichst konsequent ausspielt. Ach was, das macht er auch noch absichtlich, um seine Mitspieler zu nerven.  ::)  
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Offline Bad Horse

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #55 am: 9.12.2009 | 19:38 »
Denen kann man nur raten: Spielt möglichst einfache, unaufregende Charaktere. Die werden schon noch spannend, wenn SL und Mitspieler etwas taugen. "Plüschkrake vom Mars, die bei einer Verfolgungsjagd mit Polizisten am Steuer saß" klingt... naja, albern. "Russischer Mafiaspross mit schwerer Kindheit, der bei einer Verfolgungsjagd mit Polizisten am Steuer saß" klingt nach Standard und nicht so, als wäre das aufregend für den Char gewesen. "Umweltbewußte Soccer-Mom, die bei einer Verfolgungsjagd mit Polizisten am Steuer saß" klingt so, als wäre es zumindest für sie ziemlich spannend gewesen.

Der Spaß beim Charakterspiel ist die Entwicklung des Charakters. Wie geht er mit einer unvertrauten Situation um? Wofür entscheidet er sich, wenn es drauf ankommt? Das ist mit weniger abgebrühten Charakteren einfach häufig interessanter.

Wenn es das Besondere am Charakter offensichtlich ist, dann muss es niemand mehr entdecken. Auch ich als Spieler nicht.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #56 am: 9.12.2009 | 19:39 »
Naja, etwas Meta gibt es schon in DRASTIC, zB Plotpunkte. Es ist sehr nah am Improvisationstheater angelehnt, aber besitzt bereits grundlegende Plot-Regeln, wie man sie später auch aus Forge kannte. In dieser Hinsicht ist es sicherlich etwas zwiespältig, weil es selbst betont IC zu sein.

@Feuersänger
Absolut.

@Beral
Nun, da möchte ich dann gerne betonen, dass man sich doch bitte überlegen möge, ob man von *dem* Method Actor und *dem* Metaspieler sprechen möchte (was der Kinski-Verweis nahelegt) oder nur über "S" vs. G/N. Das Problem ist nämlich, dass MA wie zB auch der Ruleslawyer oder der Powergamer schon lange im Wortgebrauch üblich ist.

Und ich sehe da auch keinen Anlass auf ach so sensible Rollenspieleregos Rücksicht zu nehmen.

Offline Beral

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #57 am: 9.12.2009 | 19:57 »
Und ich sehe da auch keinen Anlass auf ach so sensible Rollenspieleregos Rücksicht zu nehmen.
Ich sehe keinen Anlass für überspitzte, unrealistische Darstellungen, die am Ende immer darauf hinauslaufen, einen Spielstil, den man selbst nicht präferiert, schlechtzureden. Wir haben alle etwas davon, wenn wir die Unterschiede in den Spielweisen erkunden, entdecken und analysieren. Dabei sollten wir wertneutral bleiben.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #58 am: 9.12.2009 | 20:11 »
Ich bin wertneutral, ich bevorzuge es nur zu pointieren, weil polarisierende Aussagen idR fruchtbarer für Diskussionen sind als politisch korrekter Weichsprech.

Offline Kermit

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #59 am: 9.12.2009 | 20:32 »
Also, ich hab ja diesen Thread gestern eröffnet. Nach dem Lesen heute sehe ich, dass beide Gruppen sich tatsächlich sehr polarisiert gegenüber stehen. Ich denke, dass ich mich tatsächlich ausschließlich im Method Acting Stil wiederfinde.
Allerdings würde ich nicht, wie andere hier, die andere Seite irgendwie dämonisieren.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #60 am: 9.12.2009 | 20:35 »
Wenn es das Besondere am Charakter offensichtlich ist, dann muss es niemand mehr entdecken. Auch ich als Spieler nicht.

Ich definiere für meine Charaktere schon von vorneherein Motivationen und innere Konflikte. Und unsere Unknown Armies-Runde besteht z.B. nur aus exzentrischen Charakteren, was bei dem System auch nicht zu vermeiden ist.

Also, ich hab ja diesen Thread gestern eröffnet. Nach dem Lesen heute sehe ich, dass beide Gruppen sich tatsächlich sehr polarisiert gegenüber stehen. Ich denke, dass ich mich tatsächlich ausschließlich im Method Acting Stil wiederfinde.
Allerdings würde ich nicht, wie andere hier, die andere Seite irgendwie dämonisieren.

Konsequentes Method Acting und konsequentes stakebasiertes auf den Plot fokussiertes Spiel schließen sich aus. Das heißt aber nicht, dass man nicht an beidem Spaß haben kann. Ich muss zugeben, die PtA-Runden, die ich bisher hatte, empfand ich als sehr chaotisch. Aber bei Polaris oder Western City hatte ich großen Spaß.
« Letzte Änderung: 9.12.2009 | 20:38 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #61 am: 9.12.2009 | 21:30 »
Ich definiere für meine Charaktere schon von vorneherein Motivationen und innere Konflikte. Und unsere Unknown Armies-Runde besteht z.B. nur aus exzentrischen Charakteren, was bei dem System auch nicht zu vermeiden ist.

Exzentrisch vielleicht, aber das sind alles keine super-ungewöhnlichen Leute mit einem ausgeklügelten und raffinierten Hintergrundgeschichte, die unglaublich anders sind.
Als Beispiel: Ich kannte mal einen Spieler, der musste bei WoD immer einen Charakter von einer unglaublich verrufenen Linie (Setiten, Baali, Black Spirals) spielen, der aber gut war. Es dachten immer nur alle, er wäre pöse und dyster, weil alle Dunkelelfen übernatürlichen Wesen seiner Blutlinie das nun mal sind. Beim Vampire Life hatten wir solche Typen auch zu hauf, die nicht einen "normalen" Vampir spielen konnten, sondern aus irgendeiner obskuren Blutlinie stammen mussten.

Alle diese Charaktere trugen ihr Anders-sein plakativ vor sich her; da hatten sie dann etwas, weswegen sie sich mißverstanden fühlen konnten. Eure Charaktere sind zwar exzentrisch, aber nicht exotisch.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #62 am: 9.12.2009 | 21:39 »
Man kann auch Exoten gruppentauglich spielen oder scheinbar normale Charaktere bedarforientiert in Psychopathen verwandeln.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #63 am: 9.12.2009 | 22:14 »
Kann man. Ich bin nur ein gebranntes Kind, was "Huh, guck mal, mein Charakter ist der letzte der Mohikaner"-Charaktere angeht. Häufig wird da Charakterisierung durch Exotik ersetzt.

Nicht immer, klar. Ich meine, ich spiele selbst einen einhändigen Halbindianer (der aus reinen Powergamer-Gründen als Halbindianer definiert wurde, weil wir eben grade einen weisen indianischen Großvater brauchten und meine vage Charakterskizze ganz, ganz vage indianisch hätte aussehen können  ;) Einhändig wurde er erst im Lauf der Kampagne).  :)
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Offline Kermit

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #64 am: 10.12.2009 | 07:54 »
Kann man. Ich bin nur ein gebranntes Kind, was "Huh, guck mal, mein Charakter ist der letzte der Mohikaner"-Charaktere angeht. Häufig wird da Charakterisierung durch Exotik ersetzt.

Nicht immer, klar. Ich meine, ich spiele selbst einen einhändigen Halbindianer (der aus reinen Powergamer-Gründen als Halbindianer definiert wurde, weil wir eben grade einen weisen indianischen Großvater brauchten und meine vage Charakterskizze ganz, ganz vage indianisch hätte aussehen können  ;) Einhändig wurde er erst im Lauf der Kampagne).  :)

Kann man. Ich bin nur ein gebranntes Kind, was "Huh, guck mal, mein Charakter ist der letzte der Mohikaner"-Charaktere angeht. Häufig wird da Charakterisierung durch Exotik ersetzt.

Nicht immer, klar. Ich meine, ich spiele selbst einen einhändigen Halbindianer (der aus reinen Powergamer-Gründen als Halbindianer definiert wurde, weil wir eben grade einen weisen indianischen Großvater brauchten und meine vage Charakterskizze ganz, ganz vage indianisch hätte aussehen können  ;) Einhändig wurde er erst im Lauf der Kampagne).  :)

Aber Exoten oder Normalos, diese Frage hat doch nun fast gar nichts mit dem Topic Method Acting oder Meta Gaming zu tun. Mir zum Beispiel macht es auch sehr viel Spaß, relativ normale Charaktere voll auszufüllen, denn auch diese tragen jede Menge innere Konflikte und Kämpfe in sich. Ich muss doch als Method Actor nicht immer nach dem Extrem greifen. Zugegeben, das ist oft eine andere (ich will nicht sagen: größere, denn das stimmt nicht) Herausforderung.
Wichtig ist letztlich, einen konsistenten und in sich geschlossenen Charakter so darstellen zu können, wie er auch angelegt wurde, und seine Entwicklungen intensiv zu erleben. Nach meiner Auffassung ist es dann Aufgabe der Spielleitung, den Charakteren eben die Situationen und Möglichkeiten zur Entwicklung und Entfaltung zu liefern.
Wie ich schon sagte, abseits vom Spieltisch ist es meines Erachtens sehr wichtig, dass Spieler und Spielleiter über gewünschte Thematiken des Spiels und die Richtung, in die sich die Dinge entwickeln könnten, einig werden. Diese Meta-Ebene sehe ich am Spieltisch aber als Problem, und offensichtlich bin ich damit nicht allein.
Mir ist aber auch wichtig, dass klar ist, dass es gewisse Grenzen gibt. Wo ein Spieler mit der Situation überlastet ist (weil es ihm jetzt vielleicht zu nahe geht), muss er die Chance und das Recht haben, einen Stopp zu fordern. Wo die Spielfreude aller unter der Exzentrik eines Einzelnen leidet, muss dieser je nach Härte der Störung sofort oder nach dem Spielabend darauf verwiesen werden und Anpassungen an seinem Stil vornehmen. Wenn ich im Theater Method Acting betreibe, wie ich es ja beruflich getan habe, kann ich dem Regisseur auch nicht unbedingt kommen mit: "Deine Regieanweisung interessiert mich nicht. Meine Figur ist eben so." Ich kann es diskutieren, klar, aber der Regisseur hat das letzte Wort, da er das Gesamtbild des Stückes im Auge haben muss.
Und hier sehe ich im Method Acting eben auch die große und großartige Verzahnung von Spielleitern und Spielern. In vielen Threads in diesem Forum wird argumentiert gegen Spielleiterwillkür und andere Dinge, die den Spielleiter fast dämonisch wirken lassen. Aber der Spielleiter ist der beste Freund des Spielers, er ist der Dienstleiter, ohne den der Spieler nicht spielen kann. Er ist das Ganze, ohne das jeder Charakter zu einer bedeutungslosen Existenz außerhalb eines Konstruktes verdammt ist. Wenn man Method Acting betreiben will, ist es ganz wichtig, eine positive Atmosphäre auf der Zwischenmenschlichen Ebene zwischen SL und Spieler zu haben, denn ich liefere mich als Spieler dem Spielleiter sehr weit aus.
In den MetaGaming-Spielen scheint dies nicht so zu sein, was das Erleben eben nicht so unmittelbar erscheinen lässt.
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Offline Grey Ice

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #65 am: 10.12.2009 | 16:04 »
Und hier sehe ich im Method Acting eben auch die große und großartige Verzahnung von Spielleitern und Spielern. In vielen Threads in diesem Forum wird argumentiert gegen Spielleiterwillkür und andere Dinge, die den Spielleiter fast dämonisch wirken lassen. Aber der Spielleiter ist der beste Freund des Spielers, er ist der Dienstleiter, ohne den der Spieler nicht spielen kann. Er ist das Ganze, ohne das jeder Charakter zu einer bedeutungslosen Existenz außerhalb eines Konstruktes verdammt ist.
Imho ist es ein wenig fies, den SL zum Dienstleister der Spieler zu "degradieren". Klar, er hilft den Spielern dabei, das sie ihre Charaktere spielen können - weshalb er von begeisterten Method Actor wohl auch häufig darauf "reduziert" wird. Die meisten SL's, die ich kenne, leiten jedoch nicht aus Spaß daran, Method Actorn eine Möglichkeit zum spielen zu geben, sondern weil ihnen das Leiten an sich, die Entwicklung und das Erleben der gesamten Story am Herzen liegt. Das geht beim RPG nur mit Hilfe der Spieler, wenn die Spieler sich auch auf die Story des SL's einlassen. Für meinen Geschmack ist "Es passt halt nicht zu meinem Charakter" eine der Lieblingsausreden, wenn man keinen Bock hat, dem Plot zu folgen, den der SL angedacht hat. Klar sollte der SL seinen Plot auch auf die Spieler bzw. SC's ausrichten (bzw. mit den Spielern grob abstimmen), ein wenig entgegenkommen für den SL ist imho auch vonnöten, um zu verhindern, das zu schnell zu große Differenzen zwischen den "Kunden" Method Actor und dem "Dienstleister" SL aufkommt und das Spiel auf der Strecke bleibt. Daher tendiere ich dazu, das auch der größte Method Actor auch Rücksicht auf das Spiel nehmen soll, und seine Rolle als "Story Developer" wahrnehmen sollte - denn komplett ohne Fokus auf die Entwicklung der Story leidet diese, bzw. diese nunmal auf der Strecke bleibt. Was dann imho für die Spieler vielleicht noch irgendwie zu verkraften ist, wenn man den Alltag seines Chars ausspielen kann, für den SL aber vermutlich nicht sehr interessant werden dürfte.

Ja, wirklich Erfahrung mit Spielen wie "Western City" oder "PTA" habe ich noch nicht gesammelt, wie man an den Erwähnungen des SLs oben vielleicht sehen kann, ich selber sehe mich mehr als Method Actor, allerdings versuche ich, die Story und deren Entwicklung nicht aus dem Auge zu verlieren.

Offline Kermit

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #66 am: 11.12.2009 | 20:03 »
Imho ist es ein wenig fies, den SL zum Dienstleister der Spieler zu "degradieren".

Daher tendiere ich dazu, das auch der größte Method Actor auch Rücksicht auf das Spiel nehmen soll, und seine Rolle als "Story Developer" wahrnehmen sollte - denn komplett ohne Fokus auf die Entwicklung der Story leidet diese, bzw. diese nunmal auf der Strecke bleibt. Was dann imho für die Spieler vielleicht noch irgendwie zu verkraften ist, wenn man den Alltag seines Chars ausspielen kann, für den SL aber vermutlich nicht sehr interessant werden dürfte.


Absolut deiner Meinung. Ich selbst bin meistens Spielleiter und verstehe mich selber als Dienstleister in sofern, als dass es meine Aufgabe ist, den Spielern Spaß zu bringen und nicht gegen sie zu agieren, wie es hier manchmal dargestellt wird. Vielleicht habe ich den Terminus etwas unglücklich gewählt. Es ging mir ums Miteinander.

Ich sehe es auch so, dass keiner für sich allein spielt. Rollenspiel ist kooperativ. Wenn es auf Dauer nicht allen Beteiligten Spaß macht, sonder einer immer quer schießt, läuft was falsch.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #67 am: 11.12.2009 | 20:09 »
Ich sehe es auch so, dass keiner für sich allein spielt. Rollenspiel ist kooperativ. Wenn es auf Dauer nicht allen Beteiligten Spaß macht, sonder einer immer quer schießt, läuft was falsch.

...vollkommen egal, welchen Spielstil sie präferieren.

Zurück @Topic: Kermit, ich würde dir zu einem Versuch von Indie-Spielen mit starken Meta-Faktor raten. Es ist mal was anderes, und es könnte dir ja doch Spaß machen. Gerade wenn du auch ab und an mal gerne leitest, da agieren deine Charaktere ja auch mehr wie Spielfiguren als als ausgelebte Rollen (ich hoffe, du verstehst, was ich meine...).
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #68 am: 11.12.2009 | 20:23 »
...vollkommen egal, welchen Spielstil sie präferieren.

Zurück @Topic: Kermit, ich würde dir zu einem Versuch von Indie-Spielen mit starken Meta-Faktor raten. Es ist mal was anderes, und es könnte dir ja doch Spaß machen. Gerade wenn du auch ab und an mal gerne leitest, da agieren deine Charaktere ja auch mehr wie Spielfiguren als als ausgelebte Rollen (ich hoffe, du verstehst, was ich meine...).
Werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen.
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Offline GustavGuns

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #69 am: 13.12.2009 | 11:25 »
Ich halte beides für spaßig und denke man kann es miteinander kombinieren.
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Offline Jiba

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #70 am: 19.12.2009 | 10:42 »
Robin Laws hat iÜ Filmwissenschaften studiert.

Und Matthias Reim Germanistik...
Nur weil jemand etwas studiert hat, ist er nicht vor Irrtümern oder Fehldefinitionen gefeit. Es zeigt vielleicht, dass er ein gewisses wissenschaftliches Grundverständnis vom Medium des Films hat, aber das macht ihn noch nicht zu einem Experten auf dem Gebiet: man kann auch Filmwissenschaften studieren und sich dabei niemals mit Method Acting befasst haben...

Zitat
Das wiederum erschwert es Probleme im Rollenspiel richtig zu analysieren, womit unser ganzes mühevoll zusammengetragene Werkzeug zerstört wird.

Vielleicht taugt das Werkzeug dann auch einfach nichts... nein, im Ernst, es gibt Ausnahmefälle - wenn wir ständig bei irgendwelchen Extremdefinitionen bleiben, dann ist nichts mehr irgendwas, dann passt rein gar nichts mehr ins Laws'sche Schema. Vielmehr sollten wir die Kategorien vielleicht als Sammlungen bestimmter Merkmale verstehen, die für einen bestimmten Spieler zutreffen oder auch nicht. Kermit ist bei der Verwendung seines Begriffes "Method Actor" womöglich auch gar nicht von der Definition von Laws ausgegangen. Vielleicht sollten wir wirklich beim Begriff des Character Actors bleiben - um Missverständnisse zu vermeiden. Kategorien sind wissenschaftlich sicherlich notwendig, aber es ist genauso notwendig, zu begreifen, dass nicht alles grundsätzlich in ein zuvor angelegtes Schema passt und das Schema eventuell erweitert oder gar ganz aufgegeben werden muss, wenn es auf das spezifische wissenschaftliche Problem nicht anwendbar ist.

Allgemein wäre es vielleicht besser, sich an der Definition des Threadstellers zu orientieren und nicht über 2 Seiten zu diskutieren, warum er falsch liegt, ohne, dass irgendwer mal auf die Idee kommt zu fragen, was Kermit eigentlich genau mit Method Acting meint...

Meine 2 Cent dazu... (immerhin war ich derjenige, der den Thread indirekt angeleitet hat)

PtA ist etwas vollkommen anderes - ich hatte mich entschlossen, das spontan auf einem Kleincon zu leiten (und so auch meine spielerische erste Erfahrung mit dem Spiel überhaupt gemacht - Western City hatte ich nur einmal zuvor unter Jörg auf der RPC gespielt, also wirklich nur angerissen, nicht ausgiebig).
Zunächst habe ich erstmal an die 3 Stunden (!) mit den Spielern über den Rahmen diskutiert, wobei alle Spieler zuerst dasselbe wollten (eine Serie in Richtung: "Übernatürliches erforschen und verfolgen"), dann aber blöderweise auch alle partout dasselbe Charakterkonzept spielen wollten und sich nicht einigen konnten - außerdem hatten die Charakterkonzepte, die dann erschaffen wurden, meiner Meinung nach überhaupt nichts mit dem Urkonzept der Serie zu tun, wie ich es verstanden hatte.
Ergebnis: Nach 3 Stunden akribischer Besprechung eines Serienkonzeptes wieder zurück ans Reißbrett - dann in fünf Minuten eine College-Superhelden-Soap hochgezogen, die sich gegen Ende zwar prächtig entwickelte, insgesamt aber wohl niemanden so richtig zufriedengestellt hat.

In der Gesamtbetrachtung hat PtA Spaß gemacht, aber ich hatte es mir auch anders vorgestellt, spannender, kooperativer - ich glaube daher, dass man für solche Meta-Spiele die Mitspieler und ihre Vorstellung vom Rollenspiel schon sehr gut kennen sollte - besser wahrscheinlich als beim Standart-Spieler-Spielleiter-Geplänkel.

Ich persönlich mag Metagaming-Spiele hauptsächlich deshalb, weil ich als Spieler die Erfahrung gemacht, dass viele SLs die Wünsche der Spieler zugunsten eines Plots ignorieren. Ich persönlich denke beides übrigens zusammen: intensives Eintauchen in einen Charakter funktioniert bei einer starken Story am Besten, da der Charakter dann auch mit anderen interessanten Persönlichkeiten, Situationen und persönlichen Dilemmas konfrontiert werden kann. Das gehört für mich eigentlich zusammen.

Auch finde ich den Vorwurf, Method Actors seien gerade diejenigen, die ihren Charakter bis zur äußersten Konsquenz ausspiele, fraglich... wie schon von Teylen erwähnt: der Spieler entwirft den Charakter ja und entscheidet auch über dessen Reaktionen - es ist eben nur sein erklärtes Ziel, dass der Charakter (auch für ihn als Spieler selbst) möglichst plastisch, intensiv und emotional engagiert ausgespielt wird. Die Ausrede "ich spiele nur meinen Charakter" findet man bei Method Actor-Spielern, aber im Grunde auch bei anderen Spielertypen, nämlich dann, wenn ein Spieler irgendeine fadenscheinige Ausrede dafür braucht, warum er der Gruppe gerade den Spielspass durch seine Charakterreaktion vorsätzlich versaut... das kann aus Gründen einer bestimmten Storyentwicklung geschehen, die der Spieler unbedingt haben will, oder weil ein Spieler unbedingt dem Plot folgen will, die anderen aber nicht... man kann sich sogar vorstellen, dass ein Spieler versucht durch eine bestimmte Charakterreaktion einen bestimmten mechanischen Vorteil zu erlangen.

Metagaming kann übrigens vom Spiel abgekoppelt sein und trotzdem Method Acting ermöglicht: bei Western City könnte man die ganze Runde auch im Vorfeld planen inklusive Versteigerung von NSCs und und und... wenn die Metagaming Phase vorbei ist, wird danach einfach wie im regulären Rollenspiel ausgespielt - wenn es dann gelegentliche Metaausrutscher gibt, sind die mehr sowas wie gelegentliche Würfelwürfe, kurz und schnell vorbei. Bei PtA geht dasselbe, theoretisch. Metagaming und Method Acting sind keine unvereinbaren Extreme.
Ausprobieren lohnt trotzdem... in der entsprechenden Atmosphäre, denn eine Runde ist nur so gut wie ihre Mitspieler, egal welches Spiel man spielt...
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Chiungalla

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #71 am: 19.12.2009 | 11:07 »
Kategorien sind wissenschaftlich sicherlich notwendig, aber es ist genauso notwendig, zu begreifen, dass nicht alles grundsätzlich in ein zuvor angelegtes Schema passt und das Schema eventuell erweitert oder gar ganz aufgegeben werden muss, wenn es auf das spezifische wissenschaftliche Problem nicht anwendbar ist.

Das etwas nicht in eine Kategorie passt, heißt ganz sicher nicht, dass man die Kategorie erweitern sollte.
Das würde über kurz oder lang jede Kategorisierung unsinnig werden lassen, die Grenzen beständig in alle Richtungen weiter aufweichen und unschärfer werden lassen, bis der Begriff kaum mehr sinnvoll zu gebrauchen ist.

Was man machen kann, ist natürlich einen weiteren Begriff einführen und dem eine weiter gefasste, aber immer noch klar umrissene, Kategorie zuweisen. z.B. das Character Acting das Du vorgeschlagen hast. Das könnte dann Method Acting durchaus einschließen, aber eben auch viele andere Ansätze.

Allgemein wäre es vielleicht besser, sich an der Definition des Threadstellers zu orientieren und nicht über 2 Seiten zu diskutieren, warum er falsch liegt, ohne, dass irgendwer mal auf die Idee kommt zu fragen, was Kermit eigentlich genau mit Method Acting meint...

Nur dann, wenn der Threadersteller im Ausgangspost eine klare Definition geliefert hat.
Ansonsten kann man nur mutmaßen, was er wohl darunter versteht oder aber, was mir viel sinnvoller erscheint, sich auf die allgemein akzeptierte Version des Begriffs berufen.
« Letzte Änderung: 19.12.2009 | 11:17 von Chiungalla »

Offline Kermit

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #72 am: 20.12.2009 | 12:19 »
Nur dann, wenn der Threadersteller im Ausgangspost eine klare Definition geliefert hat.
Ansonsten kann man nur mutmaßen, was er wohl darunter versteht oder aber, was mir viel sinnvoller erscheint, sich auf die allgemein akzeptierte Version des Begriffs berufen.
Ich habe im Rahmen der Diskussion hier meine Definition von Method Acting gegeben, wie ich sie aus meiner praktischen Schauspiel-Ausbildung im Theater kennengelernt habe. Für mich ist Method Acting das totale "Sich-Hinein-Fühlen" in eine Rolle bis zu einem Punkt, wo man für die gegebenen Spielsituatuionen sagen kann: "Ich spiele das nicht, ich bin das im Augenblick." Es ist ein Verlassen der eigenen Persönlichkeit um sich völlig der emotionalen und kognitiven Ebene der darzustellenden Person hinzugeben.
Das bedeutet aber nicht, dass man so auch die Verantwortung für das eigene Tun oder für das Gruppengefüge verliert. Das völlige Aufgehen im Charakter ist ein Ideal, das man mit gesundem Verstand ohnehin nicht erreichen kann. Wie bereits weiter oben erwähnt hat der Schauspieler, der seinen Zugang zur Rolle durch Method Acting findet, auch trotz allem den Regieanweisungen zu folgen, sonst wäre das äußerst abträglich für seinen Job. Ich definiere Method Acting daher aus der schauspielerischen Praxis, die ja auch die tatsächliche Wurzel der Technik ist. Ich empfehle zur weiteren Lektüre "Method Actors: Three Generations of an American Acting Style von Steve Vineberg" oder die Werke des großen Konstantin Stanislavsky. Die sind für mich eine deutlich wichtigere Richtschnur als irgendwelche Rollenspieler-Definitionen, muss ich zugeben. Damit möchte ich diese Definitionen nicht schmälern, sondern sie in ihrem Stellenwert für mich persönlich einordnen, damit meine Beiträge besser verstanden werden können.
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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #73 am: 20.12.2009 | 13:09 »
Ich definiere Method Acting daher aus der schauspielerischen Praxis, die ja auch die tatsächliche Wurzel der Technik ist.

Nur das Method Acting im Rollenspiel-kontext eben keine Technik ist, sondern ein entlehnter Begriff um eine bestimmte Spielweise zu umschreiben, von der sich der Spielende meist mehr Spaß verspricht.

Offline Crimson King

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Re: Method Acting vs. Meta Gaming
« Antwort #74 am: 20.12.2009 | 14:11 »
Nur das Method Acting im Rollenspiel-kontext eben keine Technik ist, sondern ein entlehnter Begriff um eine bestimmte Spielweise zu umschreiben, von der sich der Spielende meist mehr Spaß verspricht.

Konsequent gespielt führt diese Spielweise aber genau dahin, wo Method Acting in der Schauspielerei hin führt: der Charakter zu sein, anstatt ihn zu spielen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe