Eine Frage zum Thema "Compelling of Aspects":
Hier initiiert meist der Spielleiter eine Situation, in der dem Spieler nur ZWEI Entscheidungsmöglichkeiten bleiben:
Entweder er nimmt den angebotenen Fate-Punkt und macht, was der Spielleiter meint, daß sein Charakter machen soll, oder er ZAHLT einen seiner EIGENEN Fate-Punkte, um das nicht machen zu müssen, was der Spielleiter ihm hier vorgeschlagen hat.
Habe ich das soweit richtig wiedergegeben?
Ich setze mal auf mein obiges Verständnis des Compels auf.
Als Spieler habe ich eine gewisse Vorstellung von dem Charakter, den ich spiele. Die Aspekte habe ich mir so ausgesucht, daß ich sie spielenswert, interessant und MEINER VORSTELLUNG ENTSPRECHEND empfinde.
Nun hat ein Spielleiter mit Sicherheit eine ANDERE Vorstellung davon, was die Aspekte meines Charakters betrifft. - In normalen Rollenspielen wäre das kein Problem, weil er NICHTS MACHEN KANN, da mein Charakter unter MEINER Bestimmungsgewalt steht.
In Fate kann er aber einen ZWANG ausüben: Entweder ich mache, WAS er will (gerade für für passend hält) und WANN er es will (das Timing des Aspekteinsatzes liegt beim üblichen Compel allein beim Spielleiter), oder ich MUSS eine meiner KRITISCHEN RESOURCEN ausgeben. - Es gibt KEINEN "Mittelweg"!
So oder so unterliege ich also einem ZWANG. - Einem Zwang, der mir jetzt AUFNÖTIGT zu einem Zeitpunkt, der mir als Spieler vielleicht nicht paßt, und mit einem Aspekt, den ich ganz anders sehe als der Spielleiter, irgendwas zu tun, ODER einem Zwang, der mir eine kritische Resource entziehen wird.
Also allein in dieser "theoretischen" Form, d.h. ohne Spielerfahrung damit, würde ich das als wirklich MASSIVES No-Go für mich als Spieler auffassen. - Ich möchte NICHT in solch einer Lage dem Spielleiter mit meinem Charakter völlig AUSGELIEFERT sein!
Der Spielleiter greift hier für mich OHNE WIRKLICHE ENTSCHEIDUNGSFREIHEIT ALS SPIELER ein. - Ich werde GEZWUNGEN so oder so etwas zu tun, was mir der Spielleiter vorgibt.
Mich stört hier weniger, daß man durch ein "Angebot" sich einen Fate-Punkt zu verdienen, wenn man jetzt einen bestimmten Aspekt ins Spiel bringt, einen ANREIZ bekommt, dieses Angebot wahrzunehmen. - Mich stört daran, daß es KEIN ANGEBOT ist, sondern einfach nur Skylla und Charybdis - eines von zwei Übeln, die MIR als Spieler die Kontrolle über meinen Charakter und dessen Resourcen entziehen, und zwar völlig willkürlich durch den Spielleiter ausgelöst.
Es ist kein "Offer" sondern ein COMPEL!
Was spräche denn dagegen, daß man im Spiel das "sich herauskaufen aus der Nötigung" durch Bezahlen eines Fate-Punkts einfach wegläßt?
Also sähe die Alternative so aus: Entweder man verdient sich den angebotenen Fate-Punkt durch Nachkommen dem Wunsch des Spielleiters einen bestimmten Aspekt des SC gerade jetzt ins Spiel zu bringen, oder man macht das eben nicht, zahlt aber auch nichts, sondern nach diesem ANGEBOT ist es im Falle der Ablehnung so, als hätte man nie das Angebot unterbreitet bekommen.
Diese Alternative halte ich für eine mit der bei mir NOTWENDIGEN Entscheidungsgewalt der Spieler über ihren eigenen Charakter vereinbare Variante trotzdem immer noch via Aspekten die Fate-Punkte in Umlauf zu bringen.
Die obige ZWANGS-Regel wäre nur dann akzeptabel, wenn die angebotenen Fate-Punkte des Spielleiters KRASS BEGRENZT wären. Wenn also der Spielleiter - ähnlich wie die Fate-Chips in Deadlands - eine BEGRENZTE Menge Fate-Punkte hätte, die er eben bei zuviel Compel-Ausübung irgendwann mal aufgebraucht haben wird, dann wäre auch die reine Zwangs-Alternative in Ordnung, da man ja mit dem Nachgeben gegenüber einem Compel dem Spielleiter wichtige und begrenzte Resourcen herausziehen könnte, die er schon nicht mehr später gegen die SCs verwenden können wird. - Deadlands Classic arbeitet ja exakt so. Hier gibt es zumindest für die Harrowed auch so etwas wie einen Compel. Der kostet den Spielleiter sich nur selten mal auffrischende Fate-Chips. Das bedeutet, daß der Spielleiter solche Compels mit BEDACHT und nicht leichtfertig oder gar STÄNDIG macht.
Wie sähen denn die Seiteneffekte dieser beiden Lösungsansätze aus?
1. Keine ZWANGS-Zahlungen mehr, sondern nur noch ein resourcenkostenfreies Ablehnen eines Compels möglich.
2. Klar begrenzte Spielleiter-Resource Fate-Punkte. Die kann er anbieten - wird das Angebot angenommen, dann ist der Spielleiter einen Fate-Punkt los.