Autor Thema: [DSA] "Der Unersättliche" oder Pleiten, Pech und Pannen mit DSA4  (Gelesen 24748 mal)

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Offline Sha'Wush

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Vorhang auf für den nächsten überaus dramatischen Akt:

Unsere Runde traf sich erneut am darauffolgenden Abend und es konnte weitergehen. Der Spieler von Bolotonongo teilte mir mit, dass er seinen Helden beim nächsten Arenakampf gegen einen Malmer (das ist so'n krasser über drei Meter langer Riesenhummer) antreten lassen möchte. Gute Wahl - das Biest macht einiges her und ist in puncto Verfügbarkeit für die Arena plausibel.
 
Es schien so, als würde ganz  Mendena der nächsten großen Show in der Arena entgegenfiebern, um erneut den Unglaublichen Utulu in Aktion zu erleben. Da der Spieler von Bolotonongo ohnehin einen auf Russel Crowe in "Gladiator" machte und zudem der gleichnamige Soundtrack im Hintergrund lief, wollte ich einen besinnlichen Moment  einbauen, bevor das Spektakel begann.

In der Nacht vor seinem nächsten Auftritt hatte Bolotonongo eine(n) Traum / Vision / Rückblende / whatever...  von seinem Bruder.
Schon vorher im Abenteuer hatte ich Bolotonongos Spieler durch Rückblenden (sowieso erfreuen sich aus irgendeinem Grund bei allen Spielern dieser Runde Rückblenden-Szenen allergrößter Beliebtheit) vermittelt, dass Bolotonongo einen Bruder hatte, den es einst zu den Warunker Menschenjägern verschlagen hatte, um dort "unter dem Zeichen des Großen Schwarzen Geisterdrachen die einzige Beute, die eines großen Jägers wirklich würdig ist", zu jagen. Er verachtete Bolotonongo, der "für alberne Glasperlen minderwertiges Wild" jage. Und eben jener Bruder wurde in einem früheren Abenteuer getötet. Ja, ihr lest richtig!
Dieser Sachverhalt erklärt sich dadurch, dass ich beim Leiten gerne auf Gastauftritte und Figurenrecycling zurückgreife.
Ich hatte mal zuvor ein Abenteuer geleitet, das im Jahr des Feuers spielte und an dem auch ein Held von Bolotonongos Spieler beteiligt war. In diesem Abenteuer gab es eine Szene, in welcher sich die Helden ein brutales Gefecht mit einem Trupp Warunker Menschenjäger geliefert hatten, von denen einer ein mit Kriegsbemalung versehener Utulu gewesen war (bei der Darstellung dieser Truppe hatte ich mich von "Borbarads Erben" anregen lassen, in dem die Warunker Menschenjäger als eine kunterbunte Truppe beschrieben wurde, wobei auch Utulu-Kopfjäger als konkretes Beispiel genannt wurden).
Also beschloss ich nachträglich, dass genau jener Warunker Menschenjäger Bolotonongos Bruder gewesen war. Irgendwie finde ich den Gedanken interessant, dass du im ach so kleinen und überschaubaren Aventurien auch ruhig mal damit rechnen musst, dass der Gegner, den dein Held umnietet, durchaus jemand sein könnte, der wiederum einem anderen Helden nahesteht.
Eigentlich hatte ich um das Schicksal von Bolotonongos Bruder herum einen kleinen Sub-Plot geplant, aber daraus wurde nichts mehr, weil - wie schon mehrfach angedeutet - das Abenteuer letztendlich doch arg anders verlief als geplant.  

Bolotononongo hatte nun nachts diesen Traum (oderwasauchimmer...), in dem er seinen Bruder blutüberströmt auf dem Boden liegend verrecken sah. Auf einmal wandte er Bolotonongo sein Gesicht zu und flüsterte: "Auch du wirst irgendwann zur Beute werden!"
Eine geradezu prophetische Behauptung, wie sich im weiteren Verlauf des Abenteuers leider herausstellen sollte.

Mit diesem kleinen Vorgeschmack von kommendem Unheil marschierte Bolotonongo am nächsten Tag unter frenetischem Gejubel in die Arena ein. Die Leute auf den brechend vollen Zuschauerrängen waren gut angeheizt und allerbestens gelaunt: In einem der Vorkämpfe war abermals der Königstiger, der diesmal eine Horde bewaffneter Goblins in Stücke gerrissen hatte, aufgetreten, und jetzt freuten sich alle auf Bolotonongos Auftritt und das eine oder andere Freibier, dass ja angeblich auf dem Marktplatz ausgeschenkt werden sollte, im Anschluss an die Veranstaltung. Auf der anderen Seite der Arena wurde ein Gatter hochgezogen und ein furchterregender Malmer krabbelte in ein seichtes Badebecken. Der Kampf begann. Bolotonongo lieferte der begeisterten Menge, unter der sich wieder Käpt'n Horathio, Tsafried und die Crew der "Flinken Flunder" befanden, eine mitreißende Darbietung, in der er den Malmer mit seinem Stoßspeer spektakulär zerstach, verprügelte und in Stücke hackte. Die Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen. Nachdem Jubel und Applaus allmählich abebbten, rief Bolotonongo zu den Zuschauerrängen hinauf: "Habt Dank, meine Freunde! Und jetzt lasst uns alle gemeinsam auf dem Marktplatz an dem köstlichen Freibier erfrischen!"  
Darauf strömte die nach Freibier johlende Menge aus der Arena zum Marktplatz.

Währenddessen schickte Käpt'n Horathio Großmaul und einige seiner Mannschaftsmitglieder zum Hafenviertel, wo sie heimlich ein Feuer legen sollten. Großmaul würde mithelfen, indem er aus dem Flug brennende ölgetränkte Lunten auf einige Dächer fallen lassen würde. Die Spieler sagten, die Brandstiftung solle dazu dienen, die Stadtwache zu beschäftigen.
Nicht, dass es bei dem, was jetzt folgen sollte, großartig vonnöten gewesen wäre...

Die Menschenmenge erreichte den Marktplatz, auf dem sich bereits weitere Leute, die durch die Freibierverkündung angelockt wurden, eingefunden hatten.    
Doch auf dem Marktplatz wurde gar kein Freibier ausgeschenkt.
Als den anwesenden Menschenmassen diese Erkenntnis dämmerte, schlug die gute Laune erst in Verwirrung dann in Verärgerung um. Bolotonongo ließ sich darauf von einigen kräftigen Leuten hochheben, stellte sich auf deren Schultern und hielt vor der versammelten Menge eine Rede, die so dermaßen grandios und pathetisch war, dass ich sie nur äußerst unzureichend wiedergeben kann:
"Ihr Bürger Mendenas! Man hat uns FREIBIER versprochen! Aber es gibt kein FREIBIER! Das ist ein SCHÄNDLICHER SKANDAL! Diese Stadt musste so vieles erdulden! Xeeran und seine feisten Handlanger pressen die Stadt bis auf's Blut aus. Sie erdrücken uns unter Steuern, Zöllen und Abgaben! Selbst jetzt noch, wo Haffax und seine blutdürstigen maraskanischen Legionen vor den Toren stehen, bereichern sie sich weiter auf unsere Kosten! Aber die Herrscher dieser Stadt halten es nicht mal für nötig, uns gegenüber ein einfaches Versprechen einzuhalten! Man will uns keine Sicherheit, keinen Reichtum, ja nicht einmal FREIBIER gönnen! Xeeran und seine geizigen Lakaien hocken dort in ihrem Goldenen Palast und horten dort unermessliche Reichtümer und unser FREIBIER! Aber wir lassen uns unser Gold und unser FREIBIER, das uns rechtmäßig zusteht, nicht mehr länger vorenthalten! Ich sage euch: Stürmen wir Xeerans Goldenen Palast und holen wir uns unser Gold und unser FREIBIER!!!"
Die Rede verfehlte ihre Wirkung nicht. (Für alle Fälle hatte ich von Bolotonongo eine Überreden-Probe verlangt, die ich angesichts der großartigen Rede mit einem deftigen Bonus versah. Sie gelang mit phänomenalem Erfolg.)
Jetzt gab es kein Halten mehr. Angeführt von Bolotonongo, marschierte der tobende zornerfüllte Mob zu Xeerans Palast. Unaufhaltsam stürmte die wutentbrannte Menge das Goldene Haus und drang, alles auf der Suche nach dem Freibier auf den Kopf stellend, bis zur Unermesslichen Schatzkammer im Inneren vor.

Doch das, was die Menge schließlich in der Schatzkammer vorfand - oder vielleicht auch was sie dort nicht vorfand - sollte sowohl den Plänen der Helden als auch dem Mendener Freibieraufstand einen herben Dämpfer versetzen...
Fortsetzung folgt...


(EDIT: Habe Bolotonongos Rede ein wenig erweitert, obwohl sie vermutlich immer noch
         meilenweit von der Originalversion entfernt sein dürfte.)  
« Letzte Änderung: 5.05.2010 | 00:09 von Sha'Wush »

Offline Chaosdada

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Mendener Freibieraufstand!  :cheer:  ;D :cheer: Ich hoffe so geht es in die Geschichtsbücher ein.
Das erklärt wohl auch die Verzerrung der Rede zum Freibier hin. Bolotonogo hat durchaus auch über Gold geredet. Dass der nimmersatte Xeraan und seine feisten Handlanger die Bürger ausbluten lassen, aber alle Steuern, Abgaben und Bestechungen wertlos sein werden, wenn erst mal Haffax die Stadt übernommen hat. Und dass dort drüben auf dem Hügel unermessliche Reichtümer auf uns warten, wenn wie sie uns nur nehmen. Aber das Freibier war natürlich der Ausgangspunkt, um die Leute in die richtige wütende Stimmung zu bringen und zu zeigen, dass die Herrschaften ihre Versprechen nicht einhalten.

Offline Sha'Wush

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Das sind so ziemlich die Worte aus der Rede, die mir zwar im Hinterkopf rumrauschten, ich aber nicht mehr so richtig fassen konnte, als ich versuchte, Bolotonongos Rede halbwegs korrekt aus meinem Oberstübchen abzurufen und niederzutippen.

Hast meinem Gedächtnis ordentlich auffe Sprünge geholfen, Chaosdada!

(Ich werde meinen letzten Diary-Beitrag beizeiten editieren und die Rede noch etwas erweitern.)   

Offline Das Phantom

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Offline Sha'Wush

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Bühne frei für das tragische Finale:

Dank des von ihnen ausgelösten Mendener Freibieraufstandes hatten es die Helden also endlich geschafft, in Xeerans Unermessliche Schatzkammer in seinem Palast vorzudringen. Die Helden und der um sein Freibier geprellte Mob standen staunend vor den zu zahlreichen riesigen Haufen aufgetürmten Reichtümern in der Schatzkammer. Als die ersten ihre Fassung wiedergewannen stürzten sie sich sofort auf die Schätze. Doch kaum hatte sich der erste die Taschen gefüllt, da zog ihn irgendetwas ruckartig in den Haufen und spie kurz darauf seine blutigen Knochen wieder aus.
Unter all den Schätzen lauerte nämlich ein extrem mächtiger Dämon, Balkha'bul, der Wächter der Schatzkammer.
Nicht alle Anwesenden ließen sich in ihrer Goldgier davon abschrecken, aber jeder der versuchte, sich etwas von den Reichtümern anzueignen, erlitt ein ebenso grausames Schicksal. Einige standen immer noch ratlos oder entsetzt herum, während andere die weiteren Räumlichkeiten des Goldenen Hauses plünderten. Käpt'n Horathio, Tsafried und Bolotonongo indessen durchwühlten hektisch die aufgetürmten Schätze - solange sie nur suchten, ohne dabei etwas einzustecken, blieben sie von Balkha'bul unbehelligt - auf der Suche nach dem Wunderkrug. Leider hatte Tsafried die kühne Idee, mal zu überprüfen, ob der Dämon wirklich so krass gefährlich sei, und steckte sich kurzerhand ein Goldstück ein. Prompt wurde er von Balkha'bul in den Schatzberg gezogen und sehr übel zugerichtet, bevor seine Kameraden mit vereinten Kräften den schwerverletzten Tsafried rausziehen konnten. Sah so aus, als hätte Tsafried "Die Kreatur, die ich nicht jagen und erlegen kann, gibt es für mich nicht" der Großwildjäger seinen Meister gefunden.
Nichtsdestotrotz erweckten die Helden, die offensichtlich nicht herkamen um zu plündern sondern etwas Bestimmtes zu suchen schienen, Balkha'buls Neugier. Als Bolotonongo gerade dabei war, sich durch den Inhalt einer Truhe zu wühlen, erschien ihm plötzlich der Dämon in Gestalt eines golden schimmernden fies grinsenden Eichhörnchens (Jawohl! Ein Eichhörnchen! Stand so im Abenteuer.), das ihn fragte, ob er bei irgendetwas Hilfe bräuchte. Unser Utulu erlebte so was auch nicht alle Tage, also teilte er dem Balkha'bul mit, dass er einen ganz bestimmten Krug suche, und fragte an, ob der Dämon wisse, wo er sich befände, ob er ihn vielleicht rausrücken würde, da so ein unscheinbarer Krug doch eh keinen materiellen Wert haben würde. Balkha'bul erwiderte, dass sich der besagte Krug leider nicht mehr in seinem Besitz befände, weil er kürzlich von einem dazu bevollmächtigten Trupp der "Schwerte Borbarads" abgeholt wurde, um ihn in Xeerans Heerlager zu transportieren. Diese Nachricht löste bei den Helden, die sich ja nun soviel Mühe gegeben hatten, in die Schatzkammer reinzukommen, natürlich große Bestürzung aus. Aber der Balkha'bul hatte Mitleid mit den Helden (Was ist mit den DSA-Dämonen heutzutage überhaupt los? Früher wollten die dich einfach nur möglichst brutal zerfetzen, aber seit DSA3, spätestens seit DSA4, wollen die auf einmal deine Freunde sein. Heute haben die nur dein Bestes im Sinn - deine Seele. >;D ). So verwies er auf eine Truhe direkt neben Bolotonongo, in der sich eine beinahe perfekte Fälschung des gesuchten Wunderkruges befände. Er würde sie ihm überlassen, wenn er im Gegenzug alles Geld, das Bolotonongo gerade mit sich führe, erhalte. Ein gefälschter Wunderkrug ist schon mal besser als gar keiner, dachte sich Bolotonongo und ging auf den Handel ein.
Bolotonongos Spieler schaute auf sein Heldendokument, um rauszufinden, wieviel er dem Dämon denn jetzt löhnen müsse, da stellten er und seine Mitspieler fest, dass sich niemand das mitgeführte Vermögen seines Helden notiert hatte. Wir realisierten, dass wir bisher alle finanziellen Aspekte des Abenteuers überhaupt nicht ausgespielt hatten, nicht einmal bei den Tavernenbesuchen. Wenn wir die vielumjubelte Spielhilfe "Handelsherr und Kiepenkerl" zur Verfügung gehabt hätten, hätten wir sicherlich mal eben nachschauen können, was beispielsweise ein prächtiger Dschungeltiger in Mendena einbringt und wie hoch der Standardtarif für einen Gladiator ist. Daraus hätte ich dann ableiten können, wieviel Geld Bolotonongo mit sich geführt hätte, aber so musste ich etwas improvisieren. Ich würfelte hilf- und planlos herum, ließ auch die anderen Spieler würfeln, multiplizierte ein wenig hier und addierte ein wenig da. Letztendlich staunte Bolotonongos Spieler nicht schlecht, als ich ihm verkündete, dass er die Summe von knapp 100 Dukaten mit sich führte.
Tja, wie gewonnen so zerronnen! Bolotonongo drückte das Geld sodann an den Balkha'bul ab und durfte dafür den gefälschten Wunderkrug an sich nehmen.
Die Helden verließen das Goldene Haus und wurden Zeuge, wie sich draußen allmählich Teile der Stadtgarnisonen organisiert hatten und versuchten, den Mendener Freibieraufstand niederzuschlagen. Eile war geboten. Die Helden wollten nicht länger in der Stadt verbleiben, denn sie wollten nicht darauf warten, dass die Fahndung nach Bolotonongo als Rädelsführer des Mendener Freibieraufstandes aufgenommen werden würde. Einer der Helden informierte sich bei dem zuvor geknüpften Kontakt zum tobrischen Widerstand über den genauen Standort von Xeerans Heerlager, in der Zwischenzeit wurde wieder mit Großmauls Hilfe in Windeseile die Besatzung der "Flinken Flunder" zusammengetrommelt.   

Als die Sonne des nächsten Tages am Himmel stand, war die "Flinke Flunder" bereits ausgelaufen. Xeerans Heerlager lag im Landesinneren am Nordufer der Tobimora, während die Streitkräfte aus der Fürstkomturei Maraskan unter dem Kommando von Helme Haffax am Südufer lagen. Um die Reisedauer zu verkürzen, hatte Käpt'n Horathio befohlen, mit der "Flunder" soweit wie möglich den Fluss aufwärts zu segeln. Während der kurzen Fahrt fand der schwerverletzte Tsafried zumindest Gelegenheit zum Schlafen und konnte ein paar Punkte regenerieren. Als der Tiefgang keine Weiterfahrt flussaufwärts mehr zuließ, gingen die Helden am Nordufer des Flusses an Land, um den Rest des Weges zu Fuß fortzusetzen. Hier gab es eine leicht sentimentale Abschiedsszene zwischen Käpt'n Horathio und seiner ersten Offizierin Jadwiga. Horathio übergab Jadwiga das Kommando über die "Flinke Flunder" und gab Anweisung, binnen einer Woche Ilsur anzulaufen, um dort ihn und die beiden anderen Helden wiederzutreffen. Jadwiga schüttelte ihm zum Abschied die Hand und sagte: "Wir sind noch nie ohne Euer Kommando gesegelt, Käpt'n. Ich habe irgendwie das ungute Gefühl, dass wir Euch niemals wiedersehen werden." Eine weitere geradezu prophetische Behmerkung!

Und so wanderten unsere drei Helden (nebst Großmaul) die Tobimora entlang Richtung Westen. Da sie sich unauffällig in Xeerans Heerlager einschmuggeln wollten, beschlossen Horathio, Tsafried und Bolotonongo sich eine passende Verkleidung zu organisieren. Horathio schickte Großmaul auf einen Erkundungsflug und dieser erspähte nicht weit entfernt tatsächlich einen fünfköpfigen Trupp xeeranischer Söldner, die auf einem Gehöft einige Lebensmittel requiriert hatten und nun auf dem Weg zum Lager waren, mit zwei beladenen Packtieren im Schlepptau. Die Helden bereiteten in einem Waldstück einen Hinterhalt vor, um sich der Uniformen, Ausrüstung und eventueller Dokumente der Söldner zu bemächtigen. Als die Söldner in Reichweite waren, feuerten die Helden ihre Schusswaffen auf die Söldner ab, zwei wurden sofort ausgeknipst, einer wurde verletzt. Dann stürmten Horathio, Tsafried und Bolotonongo aus ihrem Versteck und griffen die verbliebenden drei Söldner an...
... die Helden kämpften...
... sie kämpften sehr tapfer...
... und sie wurden einer nach dem anderen von ihren Gegnern getötet!

Die Helden waren tot, das Abenteuer war zu Ende.

Es wird vielleicht einige Leser freuen, dass zumindest Großmaul überlebt hatte. Und vermutlich hat er die Helden gerächt, indem er ihren Gegnern Gesichter und Hände mit seinem rasiermesserscharfen Schnabel zerhackt hat.

Nach diesem Ereignis blieb es am Spieltisch erschreckend ruhig.
Es schien fast so, als hätte jeder damit gerechnet, dass so etwas mit DSA4 geschehen würde - oder gar unweigerlich geschehen musste.
Auf jeden Fall haben wir uns nicht gegenseitig angeschrieen oder uns die Arme aufgeschnitten und bei unserem Blute einen heiligen Eid geschworen, nie wieder DSA4 zu spielen, oder "Der Unersättliche" und alle DSA4 und DSA4.1 Regelbücher (Ja! Wir haben sie alle dabeigehabt. Hätte also ein großes Feuer gegeben.) auf einen Haufen geworfen und angezündet.
Nein, wir waren alle gefasst und ruhig.

Auch jetzt, wo ich dies alles hier schreibe, bin ich gefasst und ruhig.
Und beizeiten, wenn ich noch etwas ruhiger und gefasster bin, werde ich diesem Bericht vielleicht noch ein ausführliches Fazit folgen lassen, in dem ich mich möglicherweise auch mit meinem schon vorher gestörten Verhältnis zu DSA(4) auseinandersetzen werde.

Soweit möchte ich erstmal allen danken, die dieses Diary durch ihre Beiträge und Feedback bereichert haben.
Ich hoffe, die Lektüre hat euch gefallen.                 

Offline Nachtfrost

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Ich habe eure Geschichte mit Genuss verfolgt. Allerdings war der Schluss etwas... abrupt.  >;D

Danke Sha'Wush für die super Schreibe  :d
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Offline Feuersänger

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Uff.
Danke für das Diary. Ist auch gut geschrieben.
Aber das Ende ist ja wohl mal sowas von Antiklimax, da hätten sie genausogut in einer Schlammpfütze ausrutschen und sich die Hälse brechen können.
Ich hab die ganze Zeit erwartet, dass sie im Kampf gegen den Schatzkammer-Dämon draufgehen würden, das hätte ja wenigstens noch irgendwo Stil gehabt. Aber gegen drei x-beliebige Schergen... das ist schon bitter.

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Zitat von: ErikErikson
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Offline Herr der Nacht

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schöner Bericht. Wie kam das denn das sie gegen gerade mal drei Söldner versagten?!

Kannst du das mal genauer beschreiben? Würfelpech? Mangelnder Manövereinsatz der Spieler? Schlechte Absprache bei den SC-Aktionen? ;)

Offline kaylon

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Hatte auch auf irgendeinen absurden Showdown gewartet. Aber der Charaktertod gegen eineige Namenlose Handlanger ist wenigstens mal was neues :D

Insgesammt ein amüsant zu lesender Spielebericht, danke dafür.

Offline Chaosdada

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Nichtsdestotrotz erweckten die Helden, die offensichtlich nicht herkamen um zu plündern sondern etwas Bestimmtes zu suchen schienen, Balkha'buls Neugier.[...]
Da sind deine Erinnerungen wieder ein bisschen kreativ. Bolotonongo hatte den Krug eigentlich schon gefunden, weil er eben nicht in Truhen suchte, sondern sich dachte dass der Krug sicherlich auf irgendeinem Podest steht als das dämonische Eichhörnchen auftauchte. Eine Fälschung hätte durchaus sehr nützlich sein können, um sie mit dem echten Krug zu vertauschen, aber eigentlich hatte ich eher den Verdacht, dass es doch der echte Krug sei. Deshalb ließen wir ihn während die Mannschaft zusammengetrommelt wurde auch noch von einer Travia-Geweihten untersuchen, die in Mendena eine Gaststätte Betrieb (bei der wir zuvor schon mal waren).
Mir war einfach nicht klar wie lieb und hilfsbereit Dämonen heutzutage sind - ich vermutete stark, dass der Dämon bezüglich des Kruges lügen würde. Möglicherweise ist er so begierig auf neues Gold, oder die Anwesenheit des heiligen Kruges macht ihm zu schaffen, oder er kann mich gar nicht angreifen, wenn ich den Krug nehme, weil der Krug mich schützt oder zumindest nicht zu "seinem Schatz" zählt, oder er hat einfach Angst vorm Schwarzen Mann (überdies sehr stattlichem) - so etwas ging mir durch den Kopf.
Auf jeden Fall macht es doch überhaupt keinen Sinn, dass er uns sagt, dass es eine Fälschung ist, wenn es wirklich eine ist. Würden wir es für den echten Krug halten und mit ihm zurückkehren, wäre unsere Mission doch ziemlich kläglich verlaufen (OK, ist sie so auch, aber Balkha'bul hat keine prophetischen Kräfte). Und auch wenn der Dämon vielleicht nicht wusste, dass dies letztendlich zum Untergang des bedeutendsten Peraine-Heiligtums Aventuriens führen könnte, so müsste ihm doch klar sein, dass es den Göttern und ihren derischen Vasallen schadet, wenn wir versagen.
Aber ich habe meine Lektion gelernt: Es kommt eben doch nur aufs Äußere an - und Eichhörnchen sind offensichtlich nett. Abgesehen von den gefürchteten Todeshörnchen natürlich.

Zitat
Er würde sie ihm überlassen, wenn er im Gegenzug alles Geld, das Bolotonongo gerade mit sich führe, erhalte.
Dass Bolotonongo ein kleines Vermögen besitzt, war mir natürlich nicht klar. Ich dachte Tsafried speist ihn mit einer Hand voll Dukaten und ein wenig hübschem Kitsch ab - was die Entscheidung für den Handel erleichterte. Von der Auszahlung der Gladiatorengage war auch nie die Rede; wir hatten ja auch gar keine ausgemacht.

Zitat
... die Helden kämpften...
... sie kämpften sehr tapfer...
... und sie wurden einer nach dem anderen von ihren Gegnern getötet!
Nochmal in aller Deutlichkeit: Wir drei 10-stufigen Helden, die bei den Kampfwerten wirklich nicht gespart haben, greifen 3 leicht bewaffnete Standard-Söldner an - einer von ihnen hat auch noch einen Blasrohrpfeil abbekommen und nimmt nun jede Runde schaden durch Skorpionengift. Und die machen uns alle!
Die Gründe dafür sind einerseits Würfelpech, andererseits die ebenfalls ziemlich guten Werte der Söldner, aber auch ein großer Fehler den wir begangen haben. Wir verfolgten die "Treiben wir das Abenteuer voran"-Strategie, was beim behäbigen DSA-Kampfsystem zwangsläufig zur "gewagte Attacken"-Taktik führt. Ich denke trotz unseres Pechs und der starken Gegner, hätten wir gewonnen, wenn wir ganz auf Nummer sicher gegangen wären. Irgendwann. Wir wollten aber keine ewige Attacke/Parade-Orgie und machten dauernd Todesstöße und andere schwierige Angriffe (gezielter Stich + Finte), die oft Fehlschlugen, und unsere Verteidigung schwächten.

Zitat
Schlechte Absprache bei den SC-Aktionen?
Die war nicht wirklich nötig. Jeder schnappt sich einen und haut ihn zu Brei bzw. sticht ihn zu einem Schweizer Käse.

Zitat
Und beizeiten, wenn ich noch etwas ruhiger und gefasster bin, werde ich diesem Bericht vielleicht noch ein ausführliches Fazit folgen lassen, in dem ich mich möglicherweise auch mit meinem schon vorher gestörten Verhältnis zu DSA(4) auseinandersetzen werde.
Mein Fazit ist, dass ich von vorne herein Recht hatte, als ich sagte, wir sollten lieber Savage Worlds heranziehen. Damit hätte es ein solches Ende nicht gegeben. Und es hat meine Lust in Aventurien zu spielen wieder ein bisschen befeuert. Denn der Großteil des Abenteuers - in dem das Regelsystem eigentlich nur von geringem Interesse war - hat mir großen Spaß gemacht.

Zitat
Ich hoffe, die Lektüre hat euch gefallen.
Ja, fand ich klasse, obwohl ich das Ende schon kannte.  ;D
Den Mendener Freibieraufstand werde ich nie vergessen.
« Letzte Änderung: 10.05.2010 | 23:33 von Chaosdada »

Offline Jens

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Ja nee, moooment mal… also zumindest gefühlte 66% des Forums dürften das total toll finden, weil es einfach dazugehört, auch mal von einer unwichtigen Schlägertruppe weggewischt zu werden! Kann halt passieren! Das Spiel macht doch grade deswegen Spaß oder hab ich da was falsch verstanden?

Offline Feuersänger

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Zitat von: ErikErikson
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Offline Sha'Wush

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Wie kam das denn das sie gegen gerade mal drei Söldner versagten?!

Das sehe ich ähnlich wie Chaosdada:
Würfelpech spielte sicherlich eine Rolle, die Helden haben einige Manöver mit hohen Ansagen (Finten, Wuchtschläge, Gezielte Stiche, ...) versemmelt, was sich natürlich auf folgende Paraden auswirkte.
Hinzu kam, dass Tsafrieds Lebensenergie zu Kampfbeginn schon sehr niedrig war. (Bestenfalls 10 Punkte. Vielleicht kann sein Spieler hier die genaue Zahl benennen, sofern er sich noch daran erinnert.)
Außerdem - darüber hatte ich mich hier ja bereits ausgiebig beschwert - empfand ich die Werte von gewöhnlichen Söldnern in dem Abenteuer einfach als abartig hoch (im Schnitt AT/PA 15/14, LE:33). Auf Manövereinsatz seitens der Söldner habe ich sogar verzichtet, obwohl sie da mit so einigen Fertigkeiten aufwarten konnten.

Da sind deine Erinnerungen wieder ein bisschen kreativ.

Das sei mir hoffentlich verziehen, immherhin ist die Runde schon einen Monat her.
Was deine Überlegungen zu den Motiven von Balkha'bul angeht, da kann ich das Dunkel ein wenig erhellen. Dem Balkha'bul war es herzlich egal, was irdendwer irgendwo irgendwie für Pläne mit dem Wunderkrug haben könnte. Für Balkha'bul waren nur die von ihm bewachten Schätze wichtig. Als deren Eigentümer sah er eigentlich seinen erzdämonischen Herren an, Xeeran wurde von ihm bestenfalls als gegenwärtiger lästiger Verwalter der Schätze angesehen. Der gefälschte Krug wurde in der Tat auf Xeerans Anweisung in der Schatzkammer platziert, um etwaige Diebe in die Irre zu führen. Demnach sah Balkha'bul diesen Krug auch nicht wirklich als Teil des Schatzes an. So einen langweiligen Krug - zumal einen gefälschten - gegen Bolotonongos Gold einzutauschen, das er seinen Schätzen hinzufügen kann, war aus Balkha'buls Perspektive ein guter Handel.

Deshalb ließen wir ihn während die Mannschaft zusammengetrommelt wurde auch noch von einer Travia-Geweihten untersuchen, die in Mendena eine Gaststätte Betrieb (bei der wir zuvor schon mal waren).

Stimmt. Die Frau hieß Mutter Rotgunde. Und da wir die finanztechnischen Aspekte des Abenteurs ausgeblendet hatten, könnte ich mich jetzt fragen: Haben eure Helden eigentlich durch ihren hastigen Aufbruch die arme Frau um ihre vereinbarte Miete geprellt!  :D

Offline Chaosdada

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So einen langweiligen Krug - zumal einen gefälschten - gegen Bolotonongos Gold einzutauschen, das er seinen Schätzen hinzufügen kann, war aus Balkha'buls Perspektive ein guter Handel.
Wenn wir ihn für den echten Krug halten, sind wir doch viel eher bereit unser Gold herzugeben.

Zitat
Haben eure Helden eigentlich durch ihren hastigen Aufbruch die arme Frau um ihre vereinbarte Miete geprellt!  :D
Falls wir nicht im voraus gezahlt haben, fürchte ich schon.   :-[ Aber immerhin waren wir auf einer heiligen Queste unterwegs.
« Letzte Änderung: 11.05.2010 | 00:41 von Chaosdada »

Offline Adanos

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Zitat von: Sha'Wush
Außerdem - darüber hatte ich mich hier ja bereits ausgiebig beschwert - empfand ich die Werte von gewöhnlichen Söldnern in dem Abenteuer einfach als abartig hoch (im Schnitt AT/PA 15/14, LE:33).
Hm, das ist in DSA4 aber mittlerweile Standard. Diese Werte erreicht ein Schwertgeselle auf Stufe 1. Es sollte daher kein Problem für einen Söldner der Stufe 5 (oder so) sein, diese Werte zu erreichen, er ist immerhin auch ein Profi-Kämpfer. Also rein regeltechnisch ist das nicht so ungewöhnlich.

Offline Chaosdada

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Es sollte daher kein Problem für einen Söldner der Stufe 5 (oder so) sein, diese Werte zu erreichen, er ist immerhin auch ein Profi-Kämpfer.
Die Annahme, dass drei dahergelaufene Schergen so gut wie Helden der 5. Stufe sein sollen, halte ich durchaus für problematisch. In der ersten Stufe darf man also gegen Ratten und fußkranke Omas kämpfen, oder was?

Offline Hotzenplot

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Die Annahme, dass drei dahergelaufene Schergen so gut wie Helden der 5. Stufe sein sollen, halte ich durchaus für problematisch. In der ersten Stufe darf man also gegen Ratten und fußkranke Omas kämpfen, oder was?

Es gibt verschiedene Söldnereinheiten. Die Stufe-5-Einheiten gehören schon zu den besten auf Aventurien. Lange und gut ausgebildete Söldner eben, nicht dahergelaufene Schergen. Der Vergleich hinkt also möglicherweise ein bisschen.

EDIT: Bitte nicht als persönliche Beleidigung auffassen, ich lese aus diesen Beiträgen aber auch folgendes: Keine Lust, sich mit dem zu spielenden System auseinanderzusetzen und die Unfähigkeit, die Kampffähigkeiten der SCs richtig einzusetzen. Diese Gruppe wäre bei mir als Meister definitiv auch draufgegangen, wenn sie entsprechendes Würfelpech hatte (davon gehe ich zumindest ein wenig aus, wenn es 10Stüfler waren).
Wer mit 10 LeP (gehen wir mal von dieser Zahl aus) in einen Kampf geht, steht nur 5 LeP vor der Bewusstlosigkeit. Da kannst du auch gegen einen fußkranken Goblin verlieren, der vielleicht mit seinem Knüppel in der ersten Runde ne glückliche Attacke schlägt.
Wer im Kampf eins zu eins mit Manövern wie Todesstoß (der zunächst einmal nicht schwerer abzuwehren ist) auf seine Reaktion (Parade) verzichtet, ist gelinde gesagt selbst schuld.
Feuersänger kann da bestimmt etwas über Wahrscheinlichkeiten beitragen.
Bei einem 10stüfigen Kämpfer kommen leicht AT/PA-Werte von um die 18 zustande. Also könnten (je nach Steigerung, bei Kämpfern vermutlich auf den Kampf focussiert) die SCs den Söldern durchaus überlegen gewesen sein.
Was man bei DSA4 eben wissen sollte, ist, dass auch ein 10stüfiger Held nicht viel mehr LeP hat als ein 1stüfiger. Die Punktespanne kann da je nach Steigerung möglicherweise nur 2 oder 3 Punkte betragen. Aber wenn man das System spielt, sollte man diese essenziellen Punkte meines Erachtens schon kennen.

Wenn man darüber spricht (hey, wir wollen die nur schnell wegmoschen und dann im AB weiter machen), kann der SL ja auch entsprechend reagieren, völlig unabhängig vom System. Wenn die Spieler allerdings das nur denken und dem SL das nicht zu verstehen geben, ist ein Missverständis vorprogrammiert. Hatte ich auch letztens in einem Fall, als meine Spieler eine Gefahr völlig falsch einschätzten und ich wiederum offenbar nicht verstand, warum sie das taten. Missverständis -> SC-Tod.

Ich kenne z. b. SW nicht. Höre hier ja fast nur gutes im Forum davon. Aber wenn ich SW spiele und nicht richtig anwende, kann ich mich dann beschweren, dass mein Charakter drauf geht? Ich würde es jedenfalls nicht tun.

Ohne eure Runde genauer zu kennen, als hier beschrieben wurde tendiere ich also zu dem Fazit: Das elendige Ende der "Helden" hat ziemlich wenig mit DSA4 zu tun, sondern eher mit den offensichtlichen Missverständnissen in der Gruppe, u. a. was das System angeht.
Trotzdem würde ich euch raten, dann doch nächstes Mal einfach SW zu nehmen, wenn ihr besser damit klar kommt. Geht ja schließlich um euren Spielspaß, also warum quälen?


« Letzte Änderung: 11.05.2010 | 08:59 von Hotzenplotz »
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Offline Germon

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Insgesamt liest sich der Bericht überaus unterhaltsam.
Allerdings will sich mir das "Pleiten, Pech und Pannen mit DSA4" nicht recht erschließen.

Wenn ich das richtig sehe, sollten die Söldner Elite-Kämpfer sein oder nur "normale" ?
Ja gut, da kann man auch mal Pech haben und draufgehen, selbst gegen normale Söldner. Was ist daran so DSA4 spezifisch ? (Muß dazu erwähnen, daß ich mich mit DSA4 nicht wirklich auskenne).



...als ich sagte, wir sollten lieber Savage Worlds heranziehen. Damit hätte es ein solches Ende nicht gegeben.
Warum ?
Ich beschäftige mich ja seit kurzem mit SW. Da kann man sich doch nie sicher sein aus einem Kampf unbeschadet hervorzugehen, auch nicht gegen Statisten. Auch wenn natürlich ein TPK schon sehr unglücklich ist.
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Zu den Wahrscheinlichkeiten kann ich vielleicht heut abend was sagen, im Moment hab ich keine Zeit. Wobei ich freilich die Werte der SCs nicht kenne.

Eine DSA4-bezogene Ursache ist sicherlich die LE. In DSA3 hätte ein 10.stufiger weltlicher Abenteurer, ich weiß nicht mehr genau wieviel, aber so schätzungsweise 80LP, kommt das hin? Und ein 5.stüfiger Söldner vielleicht so 45. Damit wäre das Kräfteverhältnis trotz angeschlagenem Tsafried schonmal deutlich zugunsten der SC verschoben.

Ferner mussten die Spieler halt wohl dafür büßen, sich lustige Stimmicharaktere gebastelt zu haben - nen Kapitän, nen Großwildjäger und seinen Neger - statt durchoptimierte Kampfmonster. Vor allem haben sie wahrscheinlich keine gescheite Rüstung getragen (würd ich bei den Chars einfach mal so vermuten). RS ist bei DSA halt das A und O, erst recht bei Überzahlsituationen.

Bei SW wären die Söldner halt Extras gewesen. Das System funktioniert so, dass Extras zwar durchaus gefährlich sind - sie teilen potentiell genausoviel Schaden aus wie ein SC - aber sie stecken wesentlich weniger ein. Das ist halt für genau den "Wir wollen die rasch plattmachen und das AB vorantreiben" Spielstil zuträglich. Außerdem heisst es bei SW nie grundsätzlich "du bist tot" sondern erstmal nur "hast du mehr als 3 Wunden, bist du außer Gefecht / incapacitated", und dann kann der Chartod noch regelkonform abgewendet werden. (Ist jetzt stark vereinfacht)

Insgesamt stimme ich aber Hotzenplotz zu, dass es da vielleicht eher ein wenig an der Kommunikation zwischen SL und Spielern gehakt hat.
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Offline Hotzenplot

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Eine DSA4-bezogene Ursache ist sicherlich die LE. In DSA3 hätte ein 10.stufiger weltlicher Abenteurer, ich weiß nicht mehr genau wieviel, aber so schätzungsweise 80LP, kommt das hin? Und ein 5.stüfiger Söldner vielleicht so 45. Damit wäre das Kräfteverhältnis trotz angeschlagenem Tsafried schonmal deutlich zugunsten der SC verschoben.

80 LP wären nach DSA3 möglich gewesen, durchschnittlich hätte er auf der 10. Stufe aber eher 65 oder so gehabt. (1w6 LP pro Stufenanstieg, wenn ich mich recht entsinne, ist lange her ;)). Im Kern hast du recht. Ein Treffer in DSA4.1 hat zumeist stärkere Folgen und Tsafried wäre nicht schon kurz vor der Bewusstlosigkeit gewesen.

Ferner mussten die Spieler halt wohl dafür büßen, sich lustige Stimmicharaktere gebastelt zu haben - nen Kapitän, nen Großwildjäger und seinen Neger - statt durchoptimierte Kampfmonster.
Das gehört zumindest teilweise ja auch hierzu:
Insgesamt stimme ich aber Hotzenplotz zu, dass es da vielleicht eher ein wenig an der Kommunikation zwischen SL und Spielern gehakt hat.
Heißt: Wenn eine Gruppe aus "Stimmicharakteren" wie du sagst am Start ist, kann ich die nicht mit gut gesteigerten Söldnern beharken. Herausforderungen für maximierte SCs müssen eben anders aussehen wie die für "Bauern-SCs" (wobei man aus einem Kapitän, einem Großwildjäger und einem Utulukämpfer schon eine Menge rausholen kann, aber das kann und möchte ich hier nicht beurteilen).


Bei SW wären die Söldner halt Extras gewesen. Das System funktioniert so, dass Extras zwar durchaus gefährlich sind - sie teilen potentiell genausoviel Schaden aus wie ein SC - aber sie stecken wesentlich weniger ein. Das ist halt für genau den "Wir wollen die rasch plattmachen und das AB vorantreiben" Spielstil zuträglich. Außerdem heisst es bei SW nie grundsätzlich "du bist tot" sondern erstmal nur "hast du mehr als 3 Wunden, bist du außer Gefecht / incapacitated", und dann kann der Chartod noch regelkonform abgewendet werden. (Ist jetzt stark vereinfacht)

Interessant. Für solche Situationen benutze ich bei DSA 4.1 einfach schwächere Gegner (ohne das das Regelsystem natürlich die "Extras" speziell berücksichtigt). Ist natürlich schön, wenn das Regelsystem das berücksichtigt wie bei SW, zumal sich die Spieler dann vielleicht besser darauf einstellen können. Bringt mich zu der Frage: Wissen die Spieler bei SW, dass sie gegen "Extras" kämpfen?


« Letzte Änderung: 11.05.2010 | 10:42 von Hotzenplotz »
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Offline Feuersänger

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Faustregel: alle Gegner sind Extras, außer solchen, die eine tragende Rolle im Plot spielen. Letztere sind "Wild Cards", genau wie die SCs auch. Alle Wild Cards (also auch SCs) haben einen Wild Die ("Extrawürfel" der die Erfolgschancen enorm verbessert), können mehrere Wunden einstecken und verfügen über "Bennies" (Schicksalspunkte, mit denen man vergeigte Würfe wiederholen sowie Wunden abmildern kann).
Als Spieler merkt man sofort, wenn man es mit einer Wild Card zu tun hat: nämlich wenn der SL für den NSC einen Wild Die verwendet. Es ist wichtig, WCs nicht inflationär zu verwenden, aber z.B. der Anführer eines Söldnertrupps hätte ein WC sein können.
Extras haben dabei nicht unbedingt schlechtere Werte als WCs; sie können sogar besser sein - aber sie gehen halt immer bei der ersten Wunde zu Boden, haben keinen Wild Die und dürfen keine Würfe wiederholen.
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Offline Adanos

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Die Annahme, dass drei dahergelaufene Schergen so gut wie Helden der 5. Stufe sein sollen, halte ich durchaus für problematisch. In der ersten Stufe darf man also gegen Ratten und fußkranke Omas kämpfen, oder was?

Da bin hab ich wohl tatsächlich etwas danebengegriffen. In den DSA4 Basisregeln werden folgende Werte empfohlen:

Leibwächter: AT/PA: 13/8, LE: 30
Stadtgardist: AT/PA: 12/11, LE: 29
Ritter: AT/PA: 12/17, LE: 33
Zwergischer Söldner: AT/PA: 14/10, LE: 32

Stufe 5 ist tatsächlich etwas zu hoch gegriffen. Zudem hab ich bei AT/PA 15/14 auch nur an die Grundwerte gedacht, nicht aber an BE, Waffenmodifikator usw.

Offline Das Phantom

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Keine Lust hier zu zitieren, aber trotzdem ein paar Dinge:

Die drei Helden waren hochgezüchtete Kampfmaschinen!! (Tsafried hatte ein TaW von 22 bei Zweihandschwertern, ca. 24/18 2W+4 Schaden)
Nur die Rüstiung wurde vernachlässigt ;)

Der Grund warum der Kampf verloren ging: Viel Würfelpech. Ich habe mit Tsafired sehr zurückhaltende Attacken gemacht, da ich wusste, dass ich bei einem Treffer weg bin. Ich habe sogar jede Attacke geschafft Finte +5 war ungefähr Standard. Parade/Ausweichen-WErt lag bei 18, hat aber leider einmal nicht gereicht  >:( Da war Tsafried dann weg. Und beim Kampf 2 gegen 3 wirds dann halt schwierig (wenn auch noch Würfelpech dazukommt). Hätte Tsafried volle LE gehabt wäre der Kampf garantiert nicht verloren gegangen, aber so...
...musste wohl Großmaul den Krug besorgen und Aventurien vor dem Untergang bewahren ;)
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Offline Adanos

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Wobei es schon richtig ist, dass die LE in DSA4 zu niedrig ist. Der Grundgedanke war schon okay, die Kämpfe abzukürzen, aber dafür gibt es halt auch die Wunden im DSA4.

Es wäre also problemlos möglich gewesen gegen Überzahlkämpfe eine hohe LE zu behalten, die luschigen Gegner würden aber eine geringe LE haben.

In Duellsituationen (also gegen "Wildcards" im Savage Worlds Slang) wären dann bei der hohen LE die Wunden entscheidend. Das hätte auch den Vorteil, dass man in Duellen wohlmöglich anders kämpft, als in Überzahlkämpfen.

Und so hätte man das Problem nicht, dass Kämpfe mit hoher LE zu lange dauern.

Zitat von: Das Phantom
Die drei Helden waren hochgezüchtete Kampfmaschinen!! (Tsafried hatte ein TaW von 22 bei Zweihandschwertern, ca. 24/18 2W+4 Schaden)
Nur die Rüstiung wurde vernachlässigt Wink

Der Grund warum der Kampf verloren ging: Viel Würfelpech. Ich habe mit Tsafired sehr zurückhaltende Attacken gemacht, da ich wusste, dass ich bei einem Treffer weg bin. Ich habe sogar jede Attacke geschafft Finte +5 war ungefähr Standard. Parade/Ausweichen-WErt lag bei 18, hat aber leider einmal nicht gereicht  Angry Da war Tsafried dann weg. Und beim Kampf 2 gegen 3 wirds dann halt schwierig (wenn auch noch Würfelpech dazukommt). Hätte Tsafried volle LE gehabt wäre der Kampf garantiert nicht verloren gegangen, aber so...

Bei solchen Kampfwerten ist es auch in Ordnung hohe Ansagen zu nehmen. DSA4 hat sich nur leider nicht davon verabschiedet die Parade um die Ansage zu senken, wenn eine AT+ misslingt.
Diese Regel ist dermaßen idiotisch, dass sie die Kämpfe letztendlich doch wieder langweilig macht.

Offline Feuersänger

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Naja, wenn es bei DSA einerseits LE bis in den dreistelligen Bereich gibt, und man andererseits die LE komplett ignorieren kann indem man auf Wunden abzielt, werden über kurz oder lang alle Charaktere nur noch auf Wundverursachung skillen. (Nebenbei find ich ja so schon den "Gezielten Stich" extrem broken.)
Das Phänomen ist vom Wound/Vitality System in Star Wars D20 bekannt; da gehen normale Treffer von Vitality (die wie HP im normalen D20 weit über 100 steigen kann), und kritische Treffer direkt in Wound (was ans Konstitutionsattribut gekoppelt ist). Ergo: man skillt auf Crits, weil man sich mit einem Critical mal eben 100HP runterwürfeln spart.
So ähnlich auch bei Conan D20 zu beobachten, wo ab 20 Schaden ein Rettungswurf fällig wird, sodass es wesentlich attaktiver ist, einmal 20 Schaden zu verursachen als dreimal 10 Schaden.
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Zitat von: ErikErikson
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