Autor Thema: Was wäre wenn ... der SL nicht die SC-Werte kennt .. oder so  (Gelesen 9259 mal)

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Santa

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In meinen bisherigen Runden war es unausgesprochen üblich, dass der SL die Werte der SC kennt, während die Spieler "angehalten wurden" sich die Werte von offiziellen Monstern oder die der anderen SC sich nicht unbedingt anzuschauen. Das sollte halt dazu dienen, dass die Spieler nicht immer wissen, wie stark ihre Gegner oder die SC der Mitspieler sind. Jedenfalls waren dabei nackte Zahlen nicht gerne gesehen, Sprüche wie: "Ich kann nicht so gut schwimmen ..." waren hingegen in Ordnung.
Davon abgesehen hatten die SC natürlich auch keine Einsicht in die Werte von NSC.
Das Ziel der inoffiziellen Regelungen war im Grunde: Spieler sollen nur ihre eigenen SC-Werte kennen und der SL halt alle Werte.

Das macht sicherlich Sinn, wenn man als SL den Spielern einen ausgewogenen Kampf bieten möchte oder hier und da "ein Auge zudrückt, um das Spiel am laufen zu halten" (= nette Umschreibung für schummelnde SL, die die SC nicht während einer Runde töten wollen).  ;)

Bei DnD3/3.5 gibt es doch aber z.B. (keine Ahnung, ob das bei anderen System auch so ist) jede Menge Tabellen für Monster, Zufallsbegegnungen und magische Gegenstände usw. sowie Encounter Level/Challenge Rating/Difficulty Class für Fallen, Monster und Proben etc., die jedenfalls einen ausgewogenen Kampf ermöglichen.
Gibt es da noch einen guten Grund (auf schummlende SL stehe ich nicht so), warum der SL die Werte der SC kennen sollte?

Unabhängig vom Regelsystem: Seht ihr da ein gravierendes Problem, wenn der SL die Werte der SC nicht kennt, wie die auch die Werte der NSC und anderen SC nicht kennen bzw. wenn einfach jeder alle Werte kennt?
Auf die erste Weise, könnte man doch eine recht nette Welt aufbauen, in der man gegenseitig einfach mal antesten muss, wie stark ein Gegner so ist, bevor man sich vorschnell in einen ausweglosen Kampf stürzt. Das Spiel könnte dann dadurch auch realistischer oder spannender werden.

Wie seht ihr das und wie macht ihr das so mit den bekannten/unbekannten Werten von SC oder NSC in euren Runden und habt ihr dafür bestimmte Gründe?

Edit: Es gab da Missverständnisse, deshalb sei noch einmal gesagt, dass ich unter Spielwerte nur Regelwerte (Fertigkeiten, Attribute, etc.) verstehe und nicht Hintergrund oder Aussehen des Charakters.
« Letzte Änderung: 27.04.2010 | 06:28 von Santa »

Offline Ingo

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Gibt es da noch einen guten Grund (auf schummlende SL stehe ich nicht so), warum der SL die Werte der SC kennen sollte?
Jepp. Er könnte die Gegner sonst viel zu stark machen und nicht merken, daß die Gruppe schon halb tot ist - vor der Begegnung.  :ctlu:
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Santa

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Jepp. Er könnte die Gegner sonst viel zu stark machen und nicht merken, daß die Gruppe schon halb tot ist - vor der Begegnung.  :ctlu:
Danke für die sehr schnelle Reaktion!
Bei vielen Regelsystemen mag das so sein, aber bei dem als Beispiel angeführten DnD mit seinen beschriebenen Möglichkeiten stelle ich mir das nicht so kritisch vor ... außerdem hat man als SL ja grob im Blick wieviel XP o.ä. man den SC schon so gegeben hat, wie stark sie also theoretisch sein dürften und das ja auch unabhängig vom System.

Offline Imion

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Nicht jeder spielt D&D. Ausserdem kann der SL ohne die Werte der Spieler zu kennen IMO seine Planung bis zu einem gewissen Grad in die runde Ablage geben, da er sonst die Gefahr läuft, dass zB eine während des Bossfights hervorgezauberte ihm bislang nicht bekannte Fähigkeit zum 'Gamebreaker' wird. Dann kann man genausogut Begegnungstabellen rauf und runterkämpfen.

Oder die Situation, die mein Vorredner schilderte. Ein TPK im ersten Kampf-Encounter ist meiner Erfahrung nach nicht unbedingt dem Spielspass zuträglich.
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Offline Ingo

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Bei vielen Regelsystemen mag das so sein, aber bei dem als Beispiel angeführten DnD mit seinen beschriebenen Möglichkeiten stelle ich mir das nicht so kritisch vor ... außerdem hat man als SL ja grob im Blick wieviel XP o.ä. man den SC schon so gegeben hat, wie stark sie also theoretisch sein dürften und das ja auch unabhängig vom System.
Na, dann muß ich aber zumindest die XP kennen und wissen wie viel sie jeweils verlieren. Also kenne ich dann doch einen Teil der Werte.
Was machst Du denn wenn Du mit fünf Charakteren der Stufe 8 beginnst, von denen Du gar nichts weißt? Ich fände das schwierig, das Abenteuer an diese Gruppe anzupassen. Schwierig - nicht unmöglich.

Oder die Situation, die mein Vorredner schilderte. Ein TPK im ersten Kampf-Encounter ist meiner Erfahrung nach nicht unbedingt dem Spielspass zuträglich.
Die neuen Charaktere erstmal ohne Namen ausfüllen, fotokopieren und dann einfach immer vom Block abreißen - das hätte doch was  ~;D

Beste Grüße,
Ingo
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Offline Genesis

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Da ist jeder SL (ev auch Systemabhängig) sicher verschieden,

wenn ich mal von mir und unserem Gruppen-Hauptspiel Midgard ausgehe:

Was will ich nicht wissen:
- Kampfwerte meiner Spieler
- Zauber meiner Spieler (Ich liebe es auch selbst überrascht zu werden)
- Überlebensfertigkeiten wie schwimmen, klettern, etc...
- und auch sonst noch einige Dinge (meine Gruppe achtet da schon selbst drauf, das keiner besche*ßt)

Was will ich wissen:
- Grad/Stufe der Chars (wegen Schwierigkeit des Abenteuers)
- Werte für Wahrnehmung, Suchen, sechster Sinn, Menschenkenntnis und ähnliches
Warum? Hier würfele ich verdeckt für die Chars, damit sie nicht wissen ob nun wirklich nichts im Raum zu finden war, oder ob sie nur nichts gefunden haben. Gerade auch bei Menschenkenntnis erhöht dies doch sehr den Nervenkitzel und Spielspaß unter den Spielern.

Grüsse Genesis
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Da ich nichts auf die SC zuschneide, interessieren mich - außer der Gruppenstufe - ihre Werte überhaupt nicht. Die Spielwelt ist wie sie ist, d.h. meine Vorstellungen von Plausbilität bestimmen das Sein. Ich vertraue darauf, daß meine Gruppe mündig genug ist, ihre SC so aufeinander abzustimmen, das nichts unlösbar wird. Sie wissen auch, daß Begegnungen nicht zwangsweise "schaffbar" sind. Du willst ein Spotlight? Bau es Dir, ich reagiere stets auf Deinen Input, wobei mein Output nicht unbedingt das sein wird, was Du willst. Nimm Dir, was Du brauchst von uns allen und gib uns, was Du kannst.

Was den möglichen TPK angeht: Wieso sollte der SL den vermeiden? Es ist Verantwortung des Spielers, daß der SC überlebt. Du gehst mit Eßbesteck in Stufe 1 mal eben auf der Ebene der Drachen picknicken? Dein Bier, Spieler, nicht meins, die Einheimischen haben Dich gewarnt.

Wer eine einigermaßen clevere Gruppe hat, die weiß, daß der SL weder für sie noch gegen sie ist, der wird auch keine SC vom Abreißblock benötigen. Geht bei uns sehr gut, bis auf einen Spieler, der glaubt "Helden" zu spielen, aber Trottel führt.

Wozu genau sollte ich die Spielerwerte wissen? Ich weiß, daß viele SL das wollen, hat sich mir nie erschlossen. Oooooh, nächsten Abend stelle ich das geringe Charisma des Priesters auf die Probe. Jesus, sowas kriegt man am Tisch mit und nützt es, das muß man doch nicht vorher wissen.
I'm not nice. I'm on medication.

Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Eulenspiegel

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Werte interessieren mich als SL weniger. (Da reicht mir die Stufe/XP-Anzahl aus.) Was ich aber für besonders wichtig empfinde, ist das Beziehungsgeflecht. (Sowohl zwischen den Spielern als auch zwischen Spieler und NSCs.)

Santa

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Nicht jeder spielt D&D.
Sicher, aber gerade da - wie ich ja schon geschrieben habe - wird des dem SL ja sehr einfach gemacht, die beschriebenen Probleme zu umgehen. Bei den anderen Systemen ist das natürlich ein Problem. Kann man das durch Erfahrung zumindest teilweise ausgleichen?

Ausserdem kann der SL ohne die Werte der Spieler zu kennen IMO seine Planung bis zu einem gewissen Grad in die runde Ablage geben, da er sonst die Gefahr läuft, dass zB eine während des Bossfights hervorgezauberte ihm bislang nicht bekannte Fähigkeit zum 'Gamebreaker' wird. Dann kann man genausogut Begegnungstabellen rauf und runterkämpfen.
Das trifft dann vielleicht für ein paar Kämpfe zu und gibt dem Spieler auch nur realistische Möglichkeiten. Ich würde mir da als Spieler leicht verarscht vorkommen, wenn der SL die Gegner auf meine beste Fertigkeit abstimmt, um gewissermaßen den Spieler an seiner Wunden stelle zu treffen und seine beste Fertigkeit zu umgehen.
"Oh, du machst Feuerschaden? ... Im nächsten Raum seht ihr keine Wasserelemetare, sondern ...  äh ... Feuerelementare!" :o

Na, dann muß ich aber zumindest die XP kennen und wissen wie viel sie jeweils verlieren. Also kenne ich dann doch einen Teil der Werte.

Was machst Du denn wenn Du mit fünf Charakteren der Stufe 8 beginnst, von denen Du gar nichts weißt? Ich fände das schwierig, das Abenteuer an diese Gruppe anzupassen. Schwierig - nicht unmöglich.

Die Stufe sollte man da vielleicht wirklich ausnehmen, die ist ja - aus guten Gründen - auch bei dem DnD-Design ausgenommen, denn sie dient ja eben gerade zum Abstimmen des Schwierigkeitsgrades. Auf eine bestimmten Stufe sollte man doch aber dann auch bei entsprechender Ausrüstung erwarten können, dass die SC eine gewisse Stärke haben.

Die neuen Charaktere erstmal ohne Namen ausfüllen, fotokopieren und dann einfach immer vom Block abreißen - das hätte doch was  ~;D
Besonders tragisch, wenn es mehrfach zu Verlusten in einem Abenteuer kommt. Einen zufällig im Dungeon herumirrenden SC kann man ja noch erklären, aber ... Und plötzlich wurde der lange vergessene Magierturm im Wald zu einem Wallfahrtsort von Kriegern und Magiern ...

EDIT: Jetzt dürften Zitate und Antworten stimmen ...
« Letzte Änderung: 22.04.2010 | 18:46 von Santa »

alexandro

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Der Charakterbogen ist Sache des Spielers, der beeinflusst mein Leiten so gut wie überhaupt nicht (natürlich kriege ich mit Fortlaufen der Kampagne unweigerlich mit, wo die "Kernkompetenzen" der Charaktere liegen, aber ich lege es nicht darauf an).

Pyromancer

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Unabhängig vom Regelsystem: Seht ihr da ein gravierendes Problem, wenn der SL die Werte der SC nicht kennt, wie die auch die Werte der NSC und anderen SC nicht kennen bzw. wenn einfach jeder alle Werte kennt?
Auf die erste Weise, könnte man doch eine recht nette Welt aufbauen, in der man gegenseitig einfach mal antesten muss, wie stark ein Gegner so ist, bevor man sich vorschnell in einen ausweglosen Kampf stürzt. Das Spiel könnte dann dadurch auch realistischer oder spannender werden.

Wie seht ihr das und wie macht ihr das so mit den bekannten/unbekannten Werten von SC oder NSC in euren Runden und habt ihr dafür bestimmte Gründe?

Im Großen und Ganzen sind mir die Werte der SCs egal. Wo es dem Spielfluß dient liegen die Werte i.d.R. offen, d.h. aus Parade- und Robustheitswerten mach ich kein großes Geheimnis.

Offline 1of3

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Wenn ich D&D leite, sind mir die Werte der SCs ziemlich Banane. Die Spieler werden mir schon sagen, was ich wissen muss.

Santa

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Was will ich wissen:
- Grad/Stufe der Chars (wegen Schwierigkeit des Abenteuers)
- Werte für Wahrnehmung, Suchen, sechster Sinn, Menschenkenntnis und ähnliches
Warum? Hier würfele ich verdeckt für die Chars, damit sie nicht wissen ob nun wirklich nichts im Raum zu finden war, oder ob sie nur nichts gefunden haben. Gerade auch bei Menschenkenntnis erhöht dies doch sehr den Nervenkitzel und Spielspaß unter den Spielern.
Das finde ich eine sehr gute Idee, also die Werte mit der Frage zu kombinieren wer auf eine SC-Probe würfelt und ob offen oder verdeckt gewürfelt wird, die zudem sehr gut mit meiner Vermutung, dass durch verdeckte Werte das Spiel realistischer bzw. spannender wird, harmoniert. Nur halt auf eine andere Weise, als ich bedacht habe.

Da ich nichts auf die SC zuschneide, interessieren mich - außer der Gruppenstufe - ihre Werte überhaupt nicht. Die Spielwelt ist wie sie ist, d.h. meine Vorstellungen von Plausbilität bestimmen das Sein. Ich vertraue darauf, daß meine Gruppe mündig genug ist, ihre SC so aufeinander abzustimmen, das nichts unlösbar wird. Sie wissen auch, daß Begegnungen nicht zwangsweise "schaffbar" sind. Du willst ein Spotlight? Bau es Dir, ich reagiere stets auf Deinen Input, wobei mein Output nicht unbedingt das sein wird, was Du willst. Nimm Dir, was Du brauchst von uns allen und gib uns, was Du kannst.

Was den möglichen TPK angeht: Wieso sollte der SL den vermeiden? Es ist Verantwortung des Spielers, daß der SC überlebt. Du gehst mit Eßbesteck in Stufe 1 mal eben auf der Ebene der Drachen picknicken? Dein Bier, Spieler, nicht meins, die Einheimischen haben Dich gewarnt.

Du vertraust damit ja nicht nur deinen Spielern, sondern sie auch dir, dass du sie nicht ungewarnt in den Tod rennen lassen wirst, ohne Ihnen dann auch die Möglichkeit zu geben, sich wieder zurückzuziehen?
Das mit dem TPK sehe ich dann übrigens auch so ... gehört halt dazu!

Hat es bei dieser Spielweise in deiner Runde schon einmal größere Probleme gegeben? Das ist eigentlich an alle gerichtet, die sich "nicht für die Werte der SC interessieren".

... Was ich aber für besonders wichtig empfinde, ist das Beziehungsgeflecht. (Sowohl zwischen den Spielern als auch zwischen Spieler und NSCs.)
Kannst du mir das bitte genauer erläutern? Oder meinst du das jetzt nicht auf Zusammenwirken der verbündeten Kräfte im Kampf, sondern erzählerisch/story-mäßig?

EDIT: Nachtrag zu Eulenspiegel #2
« Letzte Änderung: 22.04.2010 | 19:07 von Santa »

Eulenspiegel

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Kannst du mir das bitte genauer erläutern? Oder meinst du das jetzt nicht auf Zusammenwirken der verbündeten Kräfte im Kampf, sondern erzählerisch/story-mäßig?
Ich meine das erzählerisch/story-mäßig.

Offline Markus

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Ich muss sie nicht wissen, weiß sie auch meistens nicht, lasse mir aber ab und zu den Charakterbogen geben. Das fällt für mich auch unter Kommunikation zwischen Spieler und SL: ich weiß dann mehr über den Charakter und kann besser auf ihn eingehen, bin näher dran an der Vorstellung, die sich der Spieler von ihm macht. Das _kann_ dann so weit gehen, dass ich eine Fähigkeit, in die der Spieler investiert hat gezielt anspiele. Meistens ist es aber eher so, dass ich die Information nutze, um dem Spieler Informationen zukommen zu lassen, die sein Charakter hätte, die dem Spieler aber vielleicht gerade nicht so präsent sind. Meist bei Wissensfertigkeiten, wo der Kriegskundige zusätzliche Infos über Gegner erhält auch wenn er nicht gezielt danach fragt, weil sein SC das einfach "sieht". Oder jemand mit hoher Aufmerksamkeit, dem ich dann sage "Ihr seid vor 10 Minuten an einem Schusterladen vorbeigekommen" ohne dass er auf Gassenwissen würfeln muss.

Offline DasTaschentuch

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Ich kann auch gut leiten wenn ich die Werte meiner Spieler nicht kenne. Bei Conrunden kommt öfters mal ein Spieler mit fertigen Chara an,den ich aus zeitgründen bestenfalls kurz überfliegen kann und hatte damit noch nie Probleme. Und in meinen Scheibenweltrunden stehen nicht mal Zahlen auf den Charabögen der Spieler :-)

man kann das ganze nebenbei auch wunderbar umdrehen. In meiner alten DSA Runde hat die Meisterin sich die Hitpoints der Spieler aufgeschrieben und auch keine genauen Schadenzahlen gesagt. Wir wussten nur grob wie fit der Chara noch ist,das hat die Kämpfe viel dramatischer und weniger taktisch gemacht.

Offline Bad Horse

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Ich will als SL die Werte der Chars wissen. Warum? Na, erstmal bin ich neugierig, ich will ja auch als Mitspieler wissen, wie mein Kumpel seinen Char angelegt hat.

Das liegt u.a. daran, dass ich bei der Abenteuerplanung Spotlight-Möglichkeiten einplane ("hey, der kann mit Leichen reden, lassen wir doch den Zeugen schon hingerichtet sein") und auch generell wissen möchte, was den Spielern interessant und wichtig erscheint. Häufig steht das auf dem Char-Bogen drauf - ein Spieler, dessen Krieger Kämpfen, Krieg, im Krieg kämpfen und Schlachtenkunde als Fertigkeiten hat, will etwas anderes als einer, der Kämpfen, Backen, Konditor und Flirten als Fertigkeiten hat.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Edwin

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Ich will "Werte" insofern wissen, als sie "Schnittstellen" zur Welt sind.
Wenn jemand adlig ist wird er natürlich anders behandelt; als wenn er ein Ork ist oder so.

Interne Werte die nicht für die Umwelt offensichtlich sind brauche ich nicht wissen.

Manchmal will ich nur die Werte von unerfahrenen Spielern wissen, um noch ein paar Tipps geben zu können.

Zitat
("hey, der kann mit Leichen reden, lassen wir doch den Zeugen schon hingerichtet sein")
Um genau zu sowas GAR NICHT verführt zu werden, will ich möglichst wenig wissen.
Die Welt ist wie sie ist; und sie in einer solchen Art "reagieren" zu lassen entwertet die Entscheidungen der Spieler (in dem Fall eine bestimmte Fähigkeit zu lernen).

Eine meiner Grausvorstellungen ist der SL der sagt: "Ok, was hast du in Klettern? 10? Ok, dann mach mal ne Klettern-Probe mit Schwierigkeit 10!"
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline Bad Horse

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Inwiefern entwertet es die Entscheidung eines Spielers, wenn ich seine Stärken und Schwächen in das Abenteuer einbaue?  wtf? Welche Entscheidung wird da entwertet?

Ich will als Spieler, dass der SL auf mich und meinen Charakter eingeht. Wenn die Welt nichts mit meinem Char zu tun hat, fühle ich mich jedenfalls mehr ignoriert und entwertet, als bei einem SL, der extra noch mal eine Szene einbaut, in der mein Char glänzen - oder fürchterlich versagen - kann.

Entwertet es nicht gerade meine Entscheidung als Spieler, meinen Char so und nicht anders zu bauen, wenn sich der SL überhaupt nicht damit beschäftigt?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Ich will als SL wissen, was den Charakter antreibt, was das Beste, was das Schlimmste in ihm hervor bringt, denn das ist das, womit ich arbeiten kann. Spielwerte dagegen sind mir schnuppe, die müssen die Spieler kennen, nicht ich. Grobe Dinge wie Klasse/Stufe reichen mir zum Spielen völlig aus.
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Offline Feuersänger

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Hier muss ich doch mal Bad Horse zur Seite springen: es ist doch toll, wenn der SL positiv auf die Fähigkeiten der SCs eingeht. Ich verstehe zwar auch, was Edwin meint, aber hier geht sein Beißreflex unnötig los.

Gut: "Ah, der Char kann mit Leichen reden, dann lassen wir doch den Zeugen einfach schon tot sein."
Schlecht: "Ah, der Char kann mit Leichen reden, dann lassen wir den Zeugen tot, kremiert und die Asche in alle Winde verstreut sein."
Letzteres ist eine Entwertung, weil der SL hier aktiv dafür Sorge trägt, dass der Spieler seine (vermutlich) teuer erkaufte Spezialfähigkeit _nicht_ einsetzen kann. Ersteres hingegen ist keine Entwertung sondern ein Spotlight, also das glatte Gegenteil.

Wenn der SL jedoch gar nicht weiß, dass der Char mit Toten reden kann, passiert erstmal gar nichts, weil einfach nie ein potentieller Informant bereits tot sein wird. Bis er dann eines Tages, nur so zum Beispiel, ein Whodunnit leiten will, dessen Plot 3 Minuten nach Entdeckung der Leiche gesprengt wird, weil der SC einfach das Mordopfer fragt, wer sein Mörder ist.

"Die Welt ist wie sie ist" mag ja grundsätzlich richtig und gut sein: der Berg da hat Schwierigkeitsgrad 4, ob der Char jetzt Klettern 1 oder 10 hat. Aber das hat nichts mit dem Thema Spezialfähigkeiten der Charaktere zu tun, die vom SL bewusst angespielt werden müssen um überhaupt zum tragen zu kommen.
« Letzte Änderung: 23.04.2010 | 09:46 von Feuersänger »
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

ChaosAmSpieltisch

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Mir reichts, wenn ein Spieler sagt, mein Char kann das und das gut. Wie gut, ist mir eigentlich egal. Hab irgendwie nie Lust mir das zu merken.

(Wobei ich teilweise mitschreibe, welche Leben, Energie, oder sonstigen verbrauchbaren Werte Spieler noch haben, immer dann, wenn ich jemanden in der Gruppe habe, der in der Hinsicht gerne nicht ganz ehrlich ist)

Pyromancer

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Gut: "Ah, der Char kann mit Leichen reden, dann lassen wir doch den Zeugen einfach schon tot sein."
Schlecht: "Ah, der Char kann mit Leichen reden, dann lassen wir den Zeugen tot, kremiert und die Asche in alle Winde verstreut sein."
Letzteres ist eine Entwertung, weil der SL hier aktiv dafür Sorge trägt, dass der Spieler seine (vermutlich) teuer erkaufte Spezialfähigkeit _nicht_ einsetzen kann. Ersteres hingegen ist keine Entwertung sondern ein Spotlight, also das glatte Gegenteil.

Wenn der SL jedoch gar nicht weiß, dass der Char mit Toten reden kann, passiert erstmal gar nichts, weil einfach nie ein potentieller Informant bereits tot sein wird. Bis er dann eines Tages, nur so zum Beispiel, ein Whodunnit leiten will, dessen Plot 3 Minuten nach Entdeckung der Leiche gesprengt wird, weil der SC einfach das Mordopfer fragt, wer sein Mörder ist.

Das erinnert mich an eine Situation auf einer meiner ersten Con-Runden (ich war da Spieler), wo es darum ging, jemanden zu befragen, der sich etwas störrisch gebarte. Und eine Spielerin meinte: "Bringen wir ihn halt um, ich kann auch mit Toten reden." ;)

Santa

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"Die Welt ist wie sie ist" mag ja grundsätzlich richtig und gut sein: der Berg da hat Schwierigkeitsgrad 4, ob der Char jetzt Klettern 1 oder 10 hat. Aber das hat nichts mit dem Thema Spezialfähigkeiten der Charaktere zu tun, die vom SL bewusst angespielt werden müssen um überhaupt zum tragen zu kommen.
Muss man denn aber auch immer solche Sachen anspielen oder kommt es vielleicht für alle Parteien besser, wenn so etwas spontan geschieht. Sicher besteht dann die Gefahr, dass der SL aus seinen Ideen ein wenig rausgerissen wird (eventuell hat er einen Zeugen sterben lassen, damit die Chars auf eine andere Weise die Hinweise suchen), aber ein guter SL sollte doch dann imo in dieser Situation improvisieren können. Werden die Abenteuer eventuell sogar für alle spannender, wenn der SL nicht so sehr auf Sonderfertigkeiten Rücksicht nimmt und die Spieler damit gewissermaßen in eine riesige Sandbox wirft?
Setzt natürlich voraus, dass die Gruppe auch einmal gewillt ist ein Abenteuer vorläufig gegen die Wand zu fahren bzw. alternative Lösungswege zu suchen, z.B. wenn der einzige Zeuge getötet wurde vom SL und die Spieler doch nicht mit Toten reden können. So eine Situation wäre in manchen meiner Runden nie möglich gewesen (eben durch Abstimmen des Verhaltens) und das fand ich schon immer schade als Spieler.

--

Dieses bewusste Anspielen bzw. das Abstimmen der Schwierigkeiten auf die Werte der SCs durch den SL war bei unseren Spielrunden wohl auch die Rechtfertigung für die Kenntnis des SL von den Spielerwerten, jedenfalls habe ich da das Gefühl (war sehr lange Zeit Spieler und wenigen unterschiedlichen SLs und als SL selber hat mich nie so richtig gekümmert was die SC für Werte haben oder was bei der Charaktererschaffung jetzt rauskommt - abgesehen davon die Motivation der Spieler für das Spiel zu erkennen). Da war in unseren Runden selten bis nie mal ein unüberwindbares Hindernis oder viel zu mächtiger Gegner, wenn ich so auf manche Spielrunde zurückblicke und gerade das fand ich sehr schade. Hängt aber vermutlich auch damit zusammen, dass viele meiner SLs ungern das Risiko eingehen SCs sterben zu lassen.

--

Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht, wie viele SL wenig bis keinen Wert auf die Spielwerte der SC legen, das deckt sich nicht mit meinen bisherigen Erfahrungen. Die Überraschung ist aber positiver Natur.
Das zeigt mir nur, dass es mal sinnvoll ist über den Tellerrand hinaus zu schauen ...

Das erinnert mich an eine Situation auf einer meiner ersten Con-Runden (ich war da Spieler), wo es darum ging, jemanden zu befragen, der sich etwas störrisch gebarte. Und eine Spielerin meinte: "Bringen wir ihn halt um, ich kann auch mit Toten reden." ;)
:d

Santa

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Entwertet es nicht gerade meine Entscheidung als Spieler, meinen Char so und nicht anders zu bauen, wenn sich der SL überhaupt nicht damit beschäftigt?
Das ist mir Sicherheit richtig, wenn der SL dir keine Möglichkeit bietet deine Sonderfertigkeiten auch zu nutzen. Das Problem dürfte dann aber vielfach daher herrühren, dass der SL seine Abenteuer auf die SCs abstimmt und nicht einfach etwas geschehen lässt und schaut, wie die Spieler damit umgehen können. Dabei muss er dann wie auch die Spieler für alternative Lösungswege offen sein.