Weil die Faktoren, die man bei einem Simulations-Rollenspiel berechnen will, wesentlich unschärfer sind, vor allem Reaktionen von Lebewesen.
"Reaktionen berechnen" ist eine Betrachtung, die IMHO das Ziel verfehlt.
Im Falle von aktiven motorischen Reaktionen geht es ja um Entscheidungen und "Ausführungskomplexitäten" von bestimmten Aktionen und Reaktionen - also Handlungen - nicht um die Reaktion an sich. Diese Handlungen können singulär experimentell betrachtet werden (sofern sie Realität abbilden) und somit auch anhand von statistischen Modellen modelliert werden - d.h. im Endeffekt würden Erfolgswahrscheinlichkeiten von Handlungen gemessen. Einen so großen Detail-Aufwand treibt beim RPG natürlich niemand, aber das ist das theoretische Ideal, dem man sich mehr oder weniger annähert, in dem man z.B. auf aggregierte Daten zurückgreift (bspw. Militärstatistiken) bzw. bestimmte Abstraktionen und Vereinfachungen vornimmt.
Was "soziale Reaktionen" angeht sind ja die Spieler schon mal außen vor, da diese selbst Entscheidungsträger sind und viele SLs spielen auch die NPCs völlig frei aus. Randomisiert man die NPC-Reaktionen kommt dabei ein psycho-soziales Modell zum Einsatz, welches gewisse Wahrscheinlichkeiten sozialer Reaktionen unterstellt, was auch wiederum ein völlig legitimer Ansatz zur Modellierung der Realität ist. Selbstverständlich kannst Du das spezifische Modell anzweifeln - und es ist ja auch ohne Frage jeweils stark vereinfacht und natürlich auch statischer als normal - aber nichtsdestotrotz vom Ansatz her für eine Simulation adäquat.
Weil im Simulations-Rollenspiel Zusammenhänge und keine statischen Objekte berechnet werden.
Weil ein Ingenieur jeweils nur einen recht kleinen Ausschnitt der Realität in ein Modell abbildet, während ein Simulations-Rollenspiel die gesamte alternative Realität modellieren muss.
Du hast natürlich Recht, dass statische Objekte einfacher zu modellieren sind... Aber den Simulations-Ansatz aufgrund der Dynamik der Zusammenhänge, bzw. auch des größeren Gesamtrahmens des Modells, zu verneinen ist IMHO nicht haltbar.
Was würdest Du z.B. zu metereologischen Simulationen sagen, bzw. gar solchen zur Klimaerwärmung über Jahrhunderte? Oder z.B. die Simulation von bemannten Weltraumflügen? Sind das statische Objekte...? "Kleiner" Ausschnitt der Realität? Wohl kaum...
Im Grunde ist das bei einem simulativen RPG also vom Ansatz her tatsächlich nichts anderes als bei Modellen, die von Ingenieuren oder Wissenschaftlern erstellt werden... Natürlich ist der Anspruch i.d.R. deutlich niedriger und es wird auch deutlich mehr vereinfacht und abstrahiert, weil man es sich leisten kann ohne Katastrophen zu riskieren, Spieleentwickler viel weniger finanzielle Ressourcen haben und zuviel Komplexität der Spielbarkeit auch schaden würde - d.h. hier werden natürlich dem Designziel entsprechend viel mehr Kompromisse gemacht - dennoch machen an anderer Stelle die Ingenieure auch Kompromisse, z.B. aus Zeit- oder Kostengründen. Letztlich ist aber alles eine Form von Simulation, nur mit unterschiedlicher Zielsetzung und unterschiedlicher Detailliertheit bzw. Komplexität etc.