Der Einwand, dass Kommentkämpfe nicht auf alle Konfliktsituationen übertragbar sind, ist berechtigt. Das geht aber schon aus meinem eigenen Beitrag hervor, der den Kommentkampf erstmals ins Spiel gebracht hat!
Auch für Zerstörungskämpfe gilt jedoch: verbissen bis zum Tod zu kämpfen ist nicht die Regel. Im Krieg gibt es mehr Gefangene als Getötete. Und auch im Tierreich gibt es sehr viele Konflikte, die sich nicht um eine gruppeninterne Hierarchie drehen und trotzdem selten tödlich enden. Löwen und Hyänen rauben einander z. B. mit Freude die Beute weg. Das sind keine Rangkämpfe, sondern Überlebenskämpfe, bei denen es um die eigene Nahrung und damit um die Existenz geht. Schwere Verletzungen sind dabei selten, tödliche Folgen noch seltener.
Warum? Weil der Kampf für beide Seiten Konsequenzen hat. Auch wenn der Löwe eine Hyäne killen kann, dabei wird er selber verletzt und das hindert ihn ein paar Wochen an der Jagd und das ist wirklich kacke. Der Schaden, den der Löwe bei sich riskiert, wiegt den Tod der Hyäne nicht auf. Und so kommt es, dass sich die schwächere Partei zurückzieht, ohne dass es zum tödlichen Kampf kommt. Sie kämpfen, aber der Tod des Feindes ist dabei nicht das Ziel und wird auch selten erreicht. Der Kampf wird durch Rückzug des Unterlegenen beendet, sobald sich die Unterlegenheit abzeichnet.
Das ist bei menschlichen Kämpfen auch nicht viel anders. Ein Grund, warum das in Rollenspielen nicht berücksichtigt wird, sind stark verkürzte Heilzyklen. Was kümmert es meinen Char, dass er 90% seiner Lebenspunkte verloren hat, wenn er sie am nächsten Tag komplett wiederhat. Die Verletzungen aus einem Kampf haben keine langfristigen Konsequenzen. Spielen wir durch, was passiert, wenn wir sie einführen. Eine schwerwiegende Verletzung wäre z.B. ein gebrochener Knochen. Wenn es das Bein ist, ist der Char wochenlang gelähmt. Und es dauert Monate, bis er wieder voll einsatzbereit ist. Hoppla. Unter solchen Umständen überlege ich mir zweimal, ob ein Kampf bis zum Ende wirklich nötig ist, selbst wenn ich in der überlegenen Position bin. Der Tod des Räubers ist mir nicht so viel wert, monatelang gefechtsunfähig zu sein. Etweder werfe ich einen Goldbeutel rüber. Oder ich kämpfe, aber auf Sparflamme. Soll heißen, ich stelle klar, wer den Kampf gewinnen würde, wenn wir ihn weiterführen. Der Räuber wird dann einen Rückzieher machen und ich werde ihn nicht unbedingt in die Enge treiben, um mit dem Tod eine endgültige Entscheidung herbeizuführen.