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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Feuersänger am 13.09.2025 | 18:01

Titel: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 13.09.2025 | 18:01
Die Idee für diesen Thread kam mir eigentlich schon vor ein paar Tagen, ausgehend von der ganzen Welle hier:
DCC Funnel (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131309.msg135302995.html#msg135302995)
Rahmenbedingungen von Abenteurergruppen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131326.0.html)
Abenteurergilden (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131325.0.html)

Da wurde zum Ende hin auch moniert, dass Abenteurer (also SC) oft nicht in die Gesellschaft eingebunden seien oder zumindest (angeblich) sich so verhalten.
Da sollte man vielleicht erstmal fragen: Was denn für eine Gesellschaft? Wie sieht sie aus? Wer hat das Sagen? Welche Schichten gibt es? Wie sehen die internen Macht- und Abhängigkeitsstrukturen aus?

Beispielsweise:
Gibt es Unfreiheit und wenn ja, in welcher Ausprägung? Leibeigenschaft, Hörigkeit, Sklaverei, Schuldknechtschaft..? Was bedeutet das für den Betroffenen? Wie kommt man da rein und wie wieder raus?

Okay ich muss zugeben, es ist bei mir schon länger her, dass ich offizielle Weltenbände verschlungen und mir jedes Detail gemerkt habe. Ich habe eine vage Erinnerung, dass auf solche Themen in einigen FR-Büchern eingegangen wurde, aber an die konkreten Inhalte kann ich mich nicht erinnern. :/

Ich bin sowohl an Infos über offizielle Settings / Welten interessiert, zB also Forgotten Realms, Golarion, Lorakis, als auch an Homebrews und Heartbreakern. =)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Boba Fett am 13.09.2025 | 18:22
Ich finde die Frage nach den Gesellschaftsstrukturen bei der Kritik, dass sich die Spielercharaktere ausserhalb der Gesellschaft befinden, eigentlich irrelevant.
Zunächst einmal, weil die möglichen Gesellschaften in Rollenspielwelten höchst divers sind. Von den klassichen Monarchistischen oder absolutistischen Formen, über Demokratie, Theurgischen, kann es ja unendlich viele andere Formen geben und immer kann die Kritik greifen oder nicht.

Der große Unterschied ist meistens, dass die meisten Menschen seßhaft leben und arbeiten, während „Abenteurer“ nomadisch leben und eben keinen Beruf haben, sondern ihren Lebensunterhalt mit dem Ausüben von (meist rechtschaffener) Gewalt bekommen.

Ich würde insofern eher zwei Dinge Fragen: Wer sorgt normalerweise für Recht und Ordnung? Und Wie gerecht ist die Ordnungsmacht. Vielleicht auch noch: Wie sicher ist das Leben?

Wenn die meisten Wesen einem Beruf nachgehen, seßhaft sind und es staatliche Organe gibt, die Recht und Gesetz durchsetzen, dann sind Charaktere, die nicht seßhaft sind und sich ihren Lebensunterhalt mit Gewaltausübung verdienen eindeutig nicht integrierter Teil des Gesellschaft.
Und da spielt es keine Rolle, ob die Gesellschaft eine Demokratie, eine Monarchie oder eine andere Struktur inne hat.

Es geht viel mehr darum, dass die „Abenteurer“ ein vollkommen anderes Leben führen, andere Bedrüfnisse und Sorgen haben und sich im Notfall vielleicht auch einfach mal „absetzen“ während der normale Bürger eben Alltagssorgen hat und nicht so einfach seinen Heimatort zurückläßt.

Abenteurer sind vielleicht so etwas wie eine „Rockband“, die davon lebt, durch die Lande zu ziehen und mit Musik ihr Geld zu verdienen. Auch die haben andere Sorgen (Instrument ist kaputt…). Auch die entziehen sich vieler Probleme durch weiterziehen und auch die kennen ganz viele Alltagssorgen nicht mehr und haben dafür andere, die den normalen Wesen fremd sind.
Auch die sind vielleicht beliebt, solange ihr Wirken gefällig ist, aber eben auch nicht mehr, wenn sie Probleme bereiten.
Auch die Rockband kann in der Woche in der Kneipe die Nacht zum Tage machen, weil sie nächsten morgen eben nicht früh aufsteht, arbeiten oder die Familie versorgen muss. Auch die Rockband prellt vielleicht die Zeche, wenn die Kasse nicht stimmt und kommt im nächsten Dorf mit leeren Taschen an und hofft, dass sich ihre Eskapaden nicht rumgesprochen haben.
Und all das ist unabhängig vor der Gesellschaftsschicht. Weil die übliche Gesellschaft eben arbeitet und seßhaft ist, während andere ein Nomadenleben führen.

Und genau genommen, ist es diese Entfremdung - keine gemeinsamen Sorgen, unterschiedliche Vorstellung, wie man das Leben führt, unsteter Lebenswandel und keine langen Beziehungen durch nomadisches Umherziehen, die dafür sorgen, dass man nicht Teil der Gesellschaft sein kann.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Zed am 13.09.2025 | 18:41
Hatten wir im letzten Jahr nicht auch schon über (DnD-)Gesellschaftszusammensetzung gesprochen, als es um Klerus (Verfügbarkeit von magischer Heilung) und Magiekundige (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128557.msg135229372.html#msg135229372) ging?

Vielleicht ließe sich auf dem Thread aufbauen...
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: flaschengeist am 13.09.2025 | 18:52
Abenteurer sind vielleicht so etwas wie eine „Rockband“, die davon lebt, durch die Lande zu ziehen und mit Musik ihr Geld zu verdienen. Auch die haben andere Sorgen (Instrument ist kaputt…). Auch die entziehen sich vieler Probleme durch weiterziehen und auch die kennen ganz viele Alltagssorgen nicht mehr und haben dafür andere, die den normalen Wesen fremd sind.
Auch die sind vielleicht beliebt, solange ihr Wirken gefällig ist, aber eben auch nicht mehr, wenn sie Probleme bereiten.
Auch die Rockband kann in der Woche in der Kneipe die Nacht zum Tage machen, weil sie nächsten morgen eben nicht früh aufsteht, arbeiten oder die Familie versorgen muss. Auch die Rockband prellt vielleicht die Zeche, wenn die Kasse nicht stimmt und kommt im nächsten Dorf mit leeren Taschen an und hofft, dass sich ihre Eskapaden nicht rumgesprochen haben.
Und all das ist unabhängig vor der Gesellschaftsschicht. Weil die übliche Gesellschaft eben arbeitet und seßhaft ist, während andere ein Nomadenleben führen.

Diese Analogie gefällt mir :d.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 13.09.2025 | 18:59
Ich denke, ich stimme Boba da weitgehend zu...vielleicht mit der einen Einschränkung, daß Abenteurer bei der allgemeinen Bevölkerung gar nicht unbedingt so viel populärer sein müssen als anderes fahrende Volk (https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrendes_Volk) auch. Immerhin sind gerade sie ja ausgesprochene Leute, die Ärger schon regelrecht suchen (und sei es auch nur, um sich um ihn zu kümmern) und damit leicht in den Ruf geraten können, ihn auch entsprechend anzuziehen und womöglich genau den Leuten aufzuhalsen, in deren Gegend sie sich gerade aufhalten...

Wobei auch das natürlich selbst im schlechtesten Fall nur das allgemeine Verhältnis sein kann, denn individuelle herumziehende Gruppen können durch gute Beziehungen und einen passenden Ruf logischerweise viele Vorurteile zumindest gegen sich selbst "als Ausnahme" außer Kraft setzen. Oder sie auch vollauf bestätigen und verstärken und so einen noch schlechteren Leumund genießen, als es andere Herumtreiber vielleicht schon tun...das liegt zumindest mit an ihnen.

Was die Fantasygesellschaft an sich angeht, kann die aus meiner Sicht in der Tat so gut wie alle Formen annehmen, die wir aus der Geschichte schon kennen, und potentiell gleich noch ein paar rein fiktive (wie z.B. ein irgendwie vermutlich durch Magie entstandenes Schwarmbewußtsein oder ein tatsächlich mal funktionierendes quasi-kommunistisches Utopia), wobei sich einzelne Kulturen dann wieder wenigstens zum Teil drastisch voneinander unterscheiden können. Da gibt's aus meiner Sicht eigentlich keinen definitiv verbindlichen "Standard", egal, wieviele Settingschreiber trotzdem versuchen, ihre Welten ein vages Gefühl von europäischem Mittelalter oder zumindest dem, was sie sich selbst spontan darunter vorstellen, verströmen zu lassen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.09.2025 | 19:02
Diese Analogie gefällt mir :d.

Ihr kennt "Kings of the Wyld"?
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: flaschengeist am 13.09.2025 | 19:07
Ihr kennt "Kings of the Wyld"?

Ich nicht.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Eismann am 13.09.2025 | 19:14
Ich finde es auch jenseits der Frage nach der Stellung von Charakteren in der Gesellschaft interessant, sich bei der Erschaffung fiktiver Welten über Gesellschaftssysteme Gedanken zu machen. Alleine schon, um eben nicht wieder irgendwo zwischen pseudo-mittelalterlichem Feudalismus und Disneykönigtum zu landen.
Daher aus meiner Praxis:
Die Katzen von DSK sind Anarchisten, die Herrschaft beispielsweise durch Abstammung ablehnen. Sie bilden zwar immer wieder Zweckbündnisse aus, die Anführern folgen, aber nur, wenn die ihren Anhängern ausreichend Versprechungen nach Wohlstand und Ansehen machen und diese dann idealerweise auch einlösen. Ansonsten werden die Anführer ausgetauscht oder die Anhänger wechseln zu anderen Gruppen. Neben diesem Wechselspiel breiten sich aber auch mafiöse Strukturen aus, und auch Familienverbände, meist über die weibliche Verwandtschaftslinie, spielen eine wichtige Rolle.
Die Hunde wiederum lehnen sich etwas einem leicht klischeeartigen Bild der japanischen Edo-Periode an. Loyalität und Ehre werden als besonders wichtig hochgehalten, man folgt jeweils einem Anführer, auch bis in den Tod. Die verschiedenen Anführer geben oft genug nur vordergründig etwas auf das ganze Loyalitätsthema, solange es ihnen nützlich ist. Es ist aber nur ein Mittel zum Zweck, genauso wie Auftragsmorde, Korruption und Betrügereien. Über allem stehen ein religiöser Anführer, der nominell der Chef ist, aber defacto wenig zu melden hat, und dessen militärischer Stellvertreter, der die eigentlichen Fäden zieht.
Die Wüstenfüchse wiederum sind Manchester-Kapitalisten, die gegenüber allen, die nicht zur direkten Familie gehören, keinerlei Skrupel kennen. Bereicherung ist Selbstzweck und religiös überhöhtes Ziel. Ein bisschen wie die Ferengi, nur mit stärkerem Familienbild.
Als Nebenschauplatz gibt es noch eine größere Gruppe an intelligenten Käfern, die Individualisten sind, weil sie mit Kollektiven schlechte Erfahrungen gemacht haben. Als Individualisten ringen sie entsprechend stark mit den Fragen, wie eine Gesellschaft funktioniert, wie Entschlüsse gefasst werden und wie man mit Minderheitsmeinungen umgehen sollte.

Allgemein finde ich Fantasysettings auch deswegen spannend, weil man mal andere Gesellschafssysteme skizzieren und "simulieren" kann.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 13.09.2025 | 19:25
Diese Analogie gefällt mir :d.

schließe mich dem an

zum Thema:

Aventurien/DSA bildet das über ein Sozialstatussystem mit Punkten ab. Von einem persönlich freien "Herumtreiber von Habenichtse" bis zum verwöhnten horasischen Adligen kann hier skaliert werden.
Sobald man tiefer drin ist im Setting, weiß man, dass das horasische Adelsprädikat im Mittelreicher "etwas" weniger Wert ist als im Lieblichen Feld.
Im stolzen Gareth hat ein "nichtblaublüter" Altstädter (Stichwort Rat der Helden - quasi die Teaparty des Mittelreiches im Kampf gegen Horas-Despotie) ein anderes Standing als im feudalistisch-ritterlichen Weiden.
Das lässt sich dann bei Proben mit plus/minus einrechnen.

ebenso gibt es ganz viel Aventurien-deep-lore dazu.
ein Phexgeweihter auf Schattenmission mag ja einen hohen Sozialstatus als 12G-Geweihter haben, doch praktisch kommt nur der Sozialstatus seiner "Tarnung" zum Tragen.
Im Gegenzug würde eine Praiosgeweihte (12 Götter) mit zusätzlichem Amt "Inquisitorin" und Missionsbrief des Großinquisitors im Mittelreich alles niederwalzen, was an einem Stadttor auch nur eine blöde Frage nach dem geweihten Streitkolben und Recht auf Waffentragen stellt...

magische Orden wie die Grauen Stäbe senden Expeditionen aus, der hesindegeweihte Orden der Draconiter erforscht alte Geheimnisse, die Kaiserin braucht Babysitter...

wer will, kann natürlich auch als zunftloser Zuckerbäcker auf die Walz gehen und sich im nächstbesten Kerker wiederfinden, weil er mit seinem freiharster Löffel in einer zünftigen Zuckerdose erwischt wurde...
was für Galgenvögel er dort wohl antreffen würde  :think:
...und würde das nicht ein Flucht-in-Ketten-Buddy-Movie geben, dem Kerker dann entflohen zu sein...  :think:
...und dann verstecken die sich im nächstbesten Erdstall vor den Bluthunden und... WAIT!!!  ~;D
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.09.2025 | 19:39
Ich nicht.

Ok. Dachte, das wäre hier recht bekannt, weil mir das hier viele Leute bei der Suche nach Lesestoff mal nahegelegt haben.

Kurzfassung:
Der Roman tut genau das mit den Rockbands: Abenteurer schließen sich zu sogenannten Bands zusammen. Die heißen dann auch wie Rockbands und touren durch das Land, um in den Arenen für Geld gegen gefangene Monster zu kämpfen. Eigentlich töten sie die Monster, die aus dem "Wyld" - ein monsterverseuchter, verfluchter, den Kontinent dominierender Urwald - in die Reiche eindringen. Oder sie gehen selbst in den Wyld, um Schätze zu finden. Aber das ist vielen Bands zu gefährlich, die kämpfen lieber vor Publikum gegen die in der Regel vorher verkrüppelten Monster.

Bands werden von drn Leuten gefeiert. Gute Bands sind globale Prominente. Die Bands benehmen sich aber auch öfter mal daneben und sorgen für Ärger.

Das zweite Buch (Blody Rose) beleuchtet das dann zunehmend gesellschaftskritisch...
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Yney am 13.09.2025 | 19:50
Da es in Feenlicht den „Beruf“ des Abenteurers nicht in dem Sinne gibt, hat sich neben der Lust an einer konsistenten Welt (so weit das halt geht) auch dadurch die Notwendigkeit ergeben, dass die Welt Struktur besitzt. Denn nur wenn das neben der physischen Konsistenz vorhanden ist, gibt es eine Struktur, die der Begegnung mit den Spielerfiguren (bewusst nicht „Helden“) aushält und sich stimmig anfühlt. Allein daraus erwachsen dann auch Geschichten (natürlich gibt es aber auch genügend Ansätze für Erlebnisse).

Die Figuren haben da also meist ihren Platz in der Gesellschaft wie jede andere Person auch. Sie tendieren natürlich eher dazu, die Welt zu erkunden und herum zu kommen (einen Bäcker jeden Tag beim Brotbacken auszuspielen ist nicht sooo spannend).

Wie Boba Fett es ja formuliert kann da alles vorkommen. Da gibt es ein Matriarchat (kirchlich) an der Westküste, ein Königreich nahe der Berge (so richtig mit:„Ich allein bin hier der Chef!“), ein Reitervolk, die ihren obersten Anführer zwar König nennen, ihn aber wählen und bei schlechter Leistung schlicht samt Holzthron in den Fluss kippen (er überlebt das, aber eine Schmach ist es dennoch), ein Großmagierreich (nein, Magier lassen hier nicht die Erde wackeln, das ist gänzlich unmöglich) mit teilweise demokratischen Strukturen usw. usw.

Und die Abwechslung macht neben anderen Dingen Lust auf Entdeckung zu gehen. Eine meiner liebsten Gruppen formulierte mehrfach: „Ui, gehn wir da hin, da warn wir noch nicht!“
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 13.09.2025 | 19:55
Zunächst mal:
Zitat
Ich finde die Frage nach den Gesellschaftsstrukturen bei der Kritik, dass sich die Spielercharaktere ausserhalb der Gesellschaft befinden, eigentlich irrelevant.

Wie kann das eine für das andere irrelevant sein? Wie soll man denn einen SC als Teil oder nicht-Teil der Gesellschaft darstellen, wenn überhaupt nicht erklärt wird, was es für eine Gesellschaft _ist_?

Zitat
Wer sorgt normalerweise für Recht und Ordnung? Und Wie gerecht ist die Ordnungsmacht. Vielleicht auch noch: Wie sicher ist das Leben?

Das sind zweifelsohne legitime Fragen. Da kommt es halt drauf an, ob man eine bestimmte vor-moderne Epoche der Weltgeschichte emulieren will - zB sagen wir mal Spätmittelalter - oder ob man auf Historisierung pfeift und halt gleich vom Start weg sein Fäntel-Ding macht.

Dass wir oft eine viel zu moderne Vorstellung von solchen mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Gesellschaften haben, kam ja schon im anderen Thread auf. "In echt" gab es halt keine Polizei, und auch wenn man das Recht auf seiner Seite hatte, durchsetzen musste man es meistens selber. (Das war ja, soweit ich das verstanden habe, durchaus attraktiv an der Unfreiheit, weil da dein Herr verpflichtet war, dein Recht für dich durchzusetzen ; EDIT: _und_ auch die Mittel dazu hatte.)

Zitat
vielleicht mit der einen Einschränkung, daß Abenteurer bei der allgemeinen Bevölkerung gar nicht unbedingt so viel populärer sein müssen als anderes fahrende Volk auch.

Oh, ihr springt sofort wieder zu dem Thema, wie die Abenteurer in dieser Welt wahrgenommen werden.

Da wäre mal mein erster Eckpunkt: Kleider machen Leute.
Wenn eine Truppe in einem Ort eintrudelt, und der eine trägt eine schimmernde Ritterrüstung mit einem juwelenbesetzten Schwert an der Seit, der andere reich verzierte Roben, alle sind behängt mit kostbarem Schmuck bei dem man die Magie förmlich knistern hört, dann dürfte das auch den Dörflern und ihrer Obrigkeit einigen Respekt einflößen. Das mag auf Level 1 noch alles etwas anders aussehen. Es lascht mich aber wirklich dermaßen an, wenn ungeachtet solcher Kennzeichen jegliche noch so offensichtlich gestandene Abenteurer grundsätzlich als Herumtreiber und Tagediebe behandelt werden.

Zitat
Hatten wir im letzten Jahr nicht auch schon über (DnD-)Gesellschaftszusammensetzung gesprochen, als es um Klerus (Verfügbarkeit von magischer Heilung) und Magiekundige ging?

Ja, da ging es ja u.a. um die Prävalenz von Magiebegabung, und wie langwierig und schwierig es für einen NSC ist, Level zu machen. Also zumindest ich gehe über diesen Winkel an diese Frage heran. IIRC hatten wir damals in dem von dir referenzierten Thread erarbeitet, dass man schon allermindestens einen Ort mit 1000 Einwohnern braucht, um eine Chance auf einen (1) 5.-stufigen Zauberwirker (nach D&D-Maßstäben) zu haben, und das ist dann wahrscheinlich der Priester.

Da kann man wie gesagt auch noch einiges an Überlegungen anstellen: wie gründlich wird nach magiebegabten Kindern gesucht? Welche Konsequenzen hat das für dessen Familie?
Bspw in meinem Homebrew-Setting sieht das - zumindest im zentralen Imperium - ganz klar so aus, dass von den entsprechenden Institutionen sehr eifrig nach geeignetem Nachwuchs gesucht wird, und es den Eltern mit einem Haufen Geld versüßt wird, ihren Spross an eine Akademie, einen Tempel oder dergleichen in die Ausbildung zu geben.

--

Edit 2:
Zitat
Aventurien/DSA bildet das über ein Sozialstatussystem mit Punkten ab.

Das klingt so nach chinesischem Sozialpunktesystem. xD
Ist ja jetzt nicht so, dass da die Stadtwache den Abenteurer anpflaumt "Unter Sozialstatus 3 kommt hier keiner durch. Zeigen Sie mir erstmal Ihren Sozialausweis." Das wäre selbst für DSA zu beamtig.  ;D
Aber klar, so als Abstraktion kann man sowas freilich einbauen. D&D 5E macht sowas ein klein bisschen mit den Hintergründen, wo es aber eben keinen Punktwert gibt sondern je nach HG genau aufgedröselt ist: bist du "Noble", wirst du vermutlich in der Zivilisation generell mit Respekt behandelt (solange man das auch an deinem Verhalten und deiner Kleidung erkennen kann). Bist du "Soldier", hast du bei militärischen Strukturen einen Fuß in der Tür. Und so weiter.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: flaschengeist am 13.09.2025 | 20:02
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Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.09.2025 | 20:06
Da wäre mal mein erster Eckpunkt: Kleider machen Leute.
Wenn eine Truppe in einem Ort eintrudelt, und der eine trägt... [...]

Ich würde erwarten, dass das nur für kulturell ähnliche Formen gilt. Respekt vielleicht, wenn die krassen Teile eben auch als krass erkannt werden. Sonst sind es einfach nur furchteinflößende Fremde.

@Thema: Unfreiheit ist imo in der 0815 Fantasy nicht der Fall. Meistens scheinen mir die Leute generell frei.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 13.09.2025 | 20:27
@Thema: Unfreiheit ist imo in der 0815 Fantasy nicht der Fall. Meistens scheinen mir die Leute generell frei.

Den Eindruck habe ich allgemein auch -- von einzelnen speziell gekennzeichneten und daher besonderen "Villain States" mal abgesehen. Stichwort Bornland, Thay...
Da schlägt halt - bei der "alle sind frei und können hingehen wo sie wollen" mal wieder der Wildwest-Stallgeruch durch. Ist ja auch an sich okay. Ist vielleicht auch an sich besser, als wenn man eine Gesellschaft mit Unfreien automatisch als absolute Horrorshow darstellt.

Wie gesagt: wenn man Mittelalter simulieren will -- auch das ist ja nicht verwerflich -- sollte man sich zumindest vergegenwärtigen, woher im europäischen MA diese Strukturen kamen und wie sie gewachsen sind. Und dass es eben ganz eindeutig _nicht_ eine einseitige Beziehung darstellt, bei der der Herr alle Rechte und der Knecht alle Pflichten hat. Das mal "historisch korrekt" dargestellt zu bekommen, wäre vielleicht auch mal ganz reizvoll.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 13.09.2025 | 20:38
DSA kennt den "Kriegerbrief" für die Absolventen der "Kriegerakademien", welcher dann zum Führen von Zweihänder berechtigt  :korvin:
Schwertgesellen können ebenfalls auf die Gesellenschaft pochen
in Ehren entlassener Soldat der Reichsarmee geht auch,
im Süden von Aventurien stehen Söldner ja zumeist im Dienst von Boronkirche und Granden, da regelt sich das über die Brötchensponsoren.

nur der BergarbeiterVeteranenGladiator mit breitgefächerter Bildung fällt da etwas durchs Raster...ist für den die Knappschaft zuständig?  ~;D

Gildenmagier haben ihre magisch eingebrannten Gildensiegel und Weiße Gilde ist stramm reichstreu, was da ebenfalls viele Türen öffnet.
Graue Gilde ist angesehen und Schwarze Gilde...zumindest gefürchtet  >;D
Druidenzirkel haben etwa in Andergast das Ansehen von Gilden
Elfen und Zwerge haben ihrer Völkerbund-Verträge mit dem Mittelreich
In Aranien sitzen Hexen (Töchter Satuarias) mit in der Regierung

einige Crossover mit Kirchen helfen da ebenfalls, etwa wenn der Hesindeorden "Schwesternschaft der Mada" auch Hexen aufnimmt.

es gibt also schon Möglichkeiten, als angesehenes (zumindest respektiertes) Mitglied der DSA-Gesellschaft(en) auf Abenteuer auszuziehen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 13.09.2025 | 20:56
@Thema: Unfreiheit ist imo in der 0815 Fantasy nicht der Fall. Meistens scheinen mir die Leute generell frei.

Es gibt beim einen oder anderen "klassischen" System zumindest für einige Settings (z.B. ein paar Basis-D&D-Gazetteers oder Midgard 2 scheinbar allgemein für ganz Magira) schon Würfeltabellen, die andeuten, daß Unfreiheit oder zumindest Armut, die dem praktisch gleichkommt, in den dazugehörigen Welten existiert und auch für Spielercharaktere zumindest anfangs relevant sein kann -- wie das nach ein paar Stufen als "Profi-Abenteurer" in der jeweiligen Klasse aussieht, ist natürlich ggf. wieder eine andere Frage, aber eine quasi-jugendliche Statusprägung findet da schon statt und die Implikationen für die Welt als ganzes sind auch da.

Nichtsdestotrotz bilden natürlich auch da die "typischen" SC keinen repräsentativen Querschnitt durch die Gesamtgesellschaft, sondern betonen in erster Linie die sozialen Klassen, die die Mittel und Freiheit zum unbeaufsichtigten Abenteuern einigermaßen plausibel haben können. Oder zumindest ist mir persönlich noch kein Trupp aus 4-6 reinen Sklaven und Leibeigenen untergekommen. :)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 13.09.2025 | 21:06
Würfeltabellen, die andeuten, daß Unfreiheit oder zumindest Armut, die dem praktisch gleichkommt

Das sind ja historisch ganz verschiedene Paar Stiefel.
Du konntest ein freier Bettler sein oder ein qua Definition unfreier Ministerialer.
Klar schwelgten sicherlich die meisten Unfreien nicht im Luxus, aber dass sie generell in bitterer Armut gelebt haben ist halt ein blödes Klischee.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Skaeg am 13.09.2025 | 21:26
Den Eindruck habe ich allgemein auch -- von einzelnen speziell gekennzeichneten und daher besonderen "Villain States" mal abgesehen. Stichwort Bornland, Thay...
Hm, da du das Bornland erwähnst: In Aventurien sind auch im Mittelreich die Mehrheit der Leute Leibeigene. Und an Gesellschaften, die genuine Sklaverei betreiben, gibt es einige: Kalifat, Tulamidenlande, Al'Anfa (natürlich!)
Ich würde schon eher sagen, bei DSA sind die Kulturen, in denen es keine Form von Unfreiheit gibt, in der Minderheit.

Ich glaube tatsächlich auch, dass DSA damit unbefangener umgeht, weil es eben kein amerikanisches Spiel ist. Man mache sich bewusst: Sklaverei überhaupt nur als Konzept im Hintergrund zu haben, wurde z.B. Pathfinder zu heikel, so dass Sklaven und Sklaverei einfach nicht mehr vorkommen bzw. nicht mehr erwähnt werden. Und andere Formen der Unfreiheit im Detail auszwälzen, wird man dann eher auch nicht machen, weil das zu sehr an Sklaverei erinnert. Liegt natürlich daran, dass das nicht welthistorisch eingeordnet, sondern einfach durch das Prisma der US-Geschichte die rassistisch basierte Südstaatensklaverei projiziert wird.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 13.09.2025 | 22:19
Das sind ja historisch ganz verschiedene Paar Stiefel.
Du konntest ein freier Bettler sein oder ein qua Definition unfreier Ministerialer.
Klar schwelgten sicherlich die meisten Unfreien nicht im Luxus, aber dass sie generell in bitterer Armut gelebt haben ist halt ein blödes Klischee.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: wer arm genug ist oder war, hat(te) von seiner nominellen "Freiheit" bestimmt nicht viel.

Daß es auf der anderen Seite in historischen sklavenhaltenden Gesellschaften insbesondere auf dieser Seite des Atlantiks auch Sklaven gegeben hat, die bei allem "Du bist eigentlich nur persönliches Eigentum von X" geradezu im Luxus schwelgen konnten, tut dem ja keinen Abbruch. (Inwieweit die dann wieder zum Abenteurer taug(t)en, ist wieder eine andere Frage. Theoretisch könnte ein hinreichend großzügiger und hoher Herr, dessen Status auch auf seinen Diener ausstrahlt, diesem die Erlaubnis dazu schon geben -- das schlichte Recht dazu hätte er ja.)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 13.09.2025 | 22:51
während „Abenteurer“ nomadisch leben und eben keinen Beruf haben, sondern ihren Lebensunterhalt mit dem Ausüben von (meist rechtschaffener) Gewalt bekommen.

kommt darauf an Seefahrer, Kauffahrer, Nomaden etc dürften sich auch bewegen während auch SCs sozial und ggf örtlich eingebunden sein können und sich dann ggf in Richtung vom Ritter des Barons zum Champion des Königs hocharbeiten.

@nobody@home
Ministeriale waren Ritter
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 14.09.2025 | 09:11
Ministeriale waren Ritter

aufgrund der Länge des Mittelalters, den mal mehr, mal weniger römisch durchtränkten Regelungssystemen, den mal mehr, mal weniger dünnen Erobererschicht, ist dass ganze extrem unübersichtlich gewachsen bis gewuchert

Allgemein finde ich Fantasysettings auch deswegen spannend, weil man mal andere Gesellschafssysteme skizzieren und "simulieren" kann.

 :d

die Völkerwanderungsgermanen koppelten "Freiheit" an "Selbstversorgerbodenbesitz"
und kannten dann noch die Gefolgstreue der verschworenen Krieger zu ihrem "Ringegeber", der sie zu bewirten hatte

dann gab es heeresdienstpflichtige karolingsche Panzerreiter auf angewiesenen Grund&Boden und wenn die Panzerreiter zu schlechte Verwalter waren, gab man den Grund&Boden samt der galloromanischen Beackerer an ein Kloster, die dann 10 Panzerreiter mit 12 Pfeilen, einen Bagagewagen mit gefetteten Lederunterschurz zum Furten und 12 Troßknechte mit Sax zu stellen habe.

In den Augen eines nur sich selbst und höchstens dem LanghaarKönig noch verpflichteten fränkischen Großbauerns waren das Dienstmänner/Knechte.
Die militärische Macht lag aber bei den Panzerreitern.

Später putschten dann die erste Generation an Dienstmannpanzerreitern gegen die Königsmacht und okkupierte den verliehenen Grund&Boden als Eigenbesitz. Quasi Speergewonnenes Land. Wer damit durchkam, wurde zum freien Ritter.

und der König? setzte neue Dienstmannen mit Panzerzeugs auf Grund&Boden und jetzt schauten die emanzipierten PuschistenRitter auf diese knechtenden Ministrale...

wieviele Generationen PuschistenDienstmannen später dann sich der Ritterstand dank Masse&Größe als Klasse konstituieren konnte?
in welchem Winkel von Teutonistan?
im vornormannischen Saxenengland? im nachwilheminischen Normanistan?
nach dem Aufstand der Barone gegen die englische Krone?
in Burgund als die französische Krone schwach war?
In Frankreich, als die Panzerreiter tot vom Schanzpfahle in Acincourt hingen?

ist alles verschwommen und verwoben

im alten Sachsenspiegel war das Waffentragen eher Pflicht für Halb und Viertelfreie, als dass sie rechtsfähig wurden.
als die Winkinger das Rheinland verheerten, verboten die untätige Frankenobrigkeit der geschundenen Bevölkerung die Bewaffnung, weil sie ihre eigenen Untertanen mehr fürchtete als den äußeren Feind von den Drachenbooten.
Wie daraus ein konsistentes Bild von Heerfolge und Waffendienst schnitzen?
eine Seite fällt halt runter und wie Eismann schon sagte: die zum Zuge kommende Seite designt man sich selbst als Settingdemirug

Leibeigenschaft&Sklaverei haben viele juristische Facetten (und es bleibt immer fraglich, welche Paragraphen aus verschimmelten Lederhaufen wirklich gelebtes Recht waren  ;)) und die bankster-Zinsknetchschaft wurde dann ab Renaissance "erfunden"

wo soll die Funktion im Spiel sein?
Duckmäuser-NSC darstellen, die ihren finsteren Kultistengrafen nicht an durchziehenden Abenteurer verraten, weil sie seine Leibeigenen sind?
einen "tritt den Hund Sklaven" Trop im Grandenpalast darstellen, damit die Party nicht ganz so locker&flockig den Job von Jabba the Hut annimmt?

möchte es ein Settingdemirug auf sich nehmen, dass plötzlich in einem Forum per BWL-Judo sein generisches Sklavenpreiskapitel zu einem
"wir plündern nicht mehr Dungeons, sondern verticken billige Sklavenmädchen aus Sansibad nach Dubaistan, wo sie mehr Gold bringen, als uns der Transport mit dieser letztens eroberten Dschunke kostet?!"
dieses-Spiel-befördert-Mädchen-als-Ware-denken-Gate führt?  >;D

bei Shadowrun gab es ja das Durchrechnen, dass Autoklauen und per hochkompetenten Runnerdekker waschen lukrativer war als in eine Kon-Einrichtung einzusteigen.
Und für einen Shitstorm&verbrannte-Marke braucht es (SJW-Empörungsboots steigern den Hebel&Reichweite) dass das nicht mal als "echt" ausgespielt wird, sondern als reiner "in dem Forum wurden die Texte aus den Publikationen korrekt zusammengstellt" aufploppt.

Sicherlich, Dickschiffe wie DSA haben Wege der Vereinigung aussitzen können, aber das war auch vor KI-assistiert&synchrosierter Shitstormtwisterrey.
dementsprechend kann ich die Amis verstehen, wenn sie das Thema in ihren Publikationen gar nicht erst groß auswalzen wollen.



Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: andymk am 14.09.2025 | 11:32
Ich finde die Frage sehr interessant, aber tatsächlich auch schwierig bis ein stückweit müßig. Es gibt aus meiner Sicht kein einziges Fantasy-System, was auch nur eine ansatzweise realistische Gesellschaftsstruktur nachzeichnen würde - was aber auch ok ist, denn das ist eine verdammt komplexe Frage, die die allermeisten Bedürfnisse der allermeisten Spielergruppen weit überschreiten würde.

Will sagen: Aus meiner Sicht muss ein Fantasy-Setting seine Gesellschaft nur so weit ausarbeiten, wie es aus narrativen Gründen sinnvoll ist. Wenn man spannende Abenteuer in der Welt erleben kann, ist sie gut genug beschrieben.

Wenn ein Setting hingegen wirklich in eine realisische Abbildung von Gesellschaftsstruktur eintauchen will, dann müsste man ja eine ganze Menge Variablen bedenken:

-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
-...aber mit Magie...
-...und real existierenden Göttern...
-...und häufig noch mit anderen intelligenten Spezies...
-...und zumindest einer gewissen Form von moderner Befindlichkeit (Stichwort Gleichberechtigung zB)...
-...und zumeist überhaupt keinem Interesse an den wirtschaftlichen und logisitschen Strukturen einer Gesellschaft, denn im Fokus steht die "Schwerter gegen Goldmünzen"-Ökonomie der Abenteurer.

Und alleine diese Aspekte sind in der Kombination schon hyperkomplex. From the top of my head:

-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen? Warum Königtum statt Magokratie? Es muss schon massig Narrativium eingesetzt werden, um zu erklären, warum der Lvl 5 Fighter das Land regiert und nicht der Lvl 20 immortal Archmage. - Und eine Magokratie käme natürlich ohne Feudalismus aus, da die Möglichkeiten der Kommunikation eine andere wären, man keine rivalisierenden Schwertadeligen mit Land versorgen muss... ab diesem Punkt verliert man sich in eine völlig unbekannte Gesellschaftsform, die aber mit dem europäischen Mittelalter gar nichts mehr zu tun hat.
-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich. Absolut jeder einzelne Mensch in dieser Welt wäre in einer Weise auf mindestens einen Gott bezogen, die wir uns gar nicht vorstellen können. Und was bedeutet die reale Existenz göttlicher Heilmagie für eine Gesellschaft? Wenn Wunden, Krankheit und Versorgung nicht mehr der Natur überlassen sind, dann sind wir plötzlich in einem sehr modernen Grundgefühl, nicht mehr im euroäischen Mittelalter, wo signifikante Portionen der Gesellschaft routinemäßig verhungert und an der Grippe verreckt sind, nicht mal ansatzweise.
-Wie kann Gleichberechtigung in einer Welt ohne funktionierende Geburtenkontrolle auch nur ansatzweise funktionieren? Wie in einer Welt, in der körperliche Gewalt der entscheidende Faktor für Herrschaft ist? - Genau, durch Narrativium oder Magie. Womir wir wieder weit weg vom europäischen Mittelalter wären.

Und das Thema mit verschiedenen Spezies, Kitchen Sink Settings, überfließenden Technologieleveln etc. fangen wir besser mal gar nicht an. Faerun, Aventurien, Golarion... da muss man nicht darüber diskutieren, warum der Bart des Norbarden genau diese Länge hat, wenn schon die fundamentalen Grundannahmen kompletter Kokolores sind.

Fazit: Aus meiner Sicht sollte man das Thema entweder bewusst flachj und rein auf die narrative Notwendigkeit bezogen halten - oder sich vom Gedanken des typischen Fäntelalters ganz weit verabschieden, und das ergebe dann automatisch sehr abgedrehte Settings.

Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Skaeg am 14.09.2025 | 11:40
Es muss schon massig Narrativium eingesetzt werden, um zu erklären, warum der Lvl 5 Fighter das Land regiert und nicht der Lvl 20 immortal Archmage.
Sowas hört man immer wieder, aber ich sehe da nicht das Problem. In realen auf Erbfolge basierenden Strukturen hat auch nicht der persönlich Stärkste regiert.

Um so mächtig zu sein, dass man allein durch seine Magie ganze Reiche unter Kontrolle haben kann, muss man in vielen, vermutlich sogar den meisten Spielen in sehr hohe Stufengefilde aufsteigen. Und dann ist noch die Frage: Will man das?

Unterhalb dieser Schwelle ist man als Magier genau so auf Legitimation und Zuarbeit anderer angewiesen wie jeder andere auch.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Raven Nash am 14.09.2025 | 12:30
-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
-...aber mit Magie...
-...und real existierenden Göttern...
-...und häufig noch mit anderen intelligenten Spezies...
-...und zumindest einer gewissen Form von moderner Befindlichkeit (Stichwort Gleichberechtigung zB)...
-...und zumeist überhaupt keinem Interesse an den wirtschaftlichen und logisitschen Strukturen einer Gesellschaft, denn im Fokus steht die "Schwerter gegen Goldmünzen"-Ökonomie der Abenteurer.
Deshalb hab ich das in meinem Setting alles umgestoßen.

- Ja, es gibt Magie. Aber die mächtigste Form ist korrumpiert und kann ihren Anwender massiv schädigen. Die Anzahl wirklich mächtiger Magiewirker ist daher sehr gering - und die hüten sich davor, mächtige Zauber unbedacht zu wirken.
- Nein, keine Götter. Man weiß, wer die "sentient species" geschaffen hat - und das waren eben keine Götter. Es gibt zwar eine Religion, die ist aber Fake und eigentlich nur eine politische Bewegung von Magiewirkern. So wirklich tief "gläubig" sind nichtmal die, die tatsächlich den Lehren folgen.
- Ja, zwei. Die einen haben sich aber komplett isoliert, die anderen tauchen vereinzelt mal wo auf.
- Gleichberechtigung ist in den meisten menschlichen Kulturen erzwungen. Aufgrund von mehreren Katastrophen hatte man schlicht keine andere Wahl. Ein Reich hat allerdings ein strenges Kastenwesen.
- In vielen Gegenden sind Münzen faktisch wertlos. Nahrungsmittel bringen einen da deutlich weiter. Erfolgreiche Jäger können schneller zu Wohlstand kommen als der Abenteurer mit schweren Geldbeuteln.

Hab ich ganz bewusst so gebaut, eben weil mir diese pseudo-feudale Gesellschaft auf die Nerven ging. So hat man sehr kleine Herrschaftsbereiche in den meisten Gegenden (Stadtstaaten und Umland), mit besagter Religion als Verbindungsglied (dennoch intern uneins) aber praktisch wenig Einfluss, und auch einem tatsächlichen Bedarf an "Abenteurern" als Leuten, die ihren Hals "da draußen" riskieren. Als positiver Nebeneffekt ist so auch ein Setting entstanden, in dem die SCs am Aufbau und der Entwicklung beteiligt sein können.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 14.09.2025 | 12:34
Sowas hört man immer wieder, aber ich sehe da nicht das Problem. In realen auf Erbfolge basierenden Strukturen hat auch nicht der persönlich Stärkste regiert.

Um so mächtig zu sein, dass man allein durch seine Magie ganze Reiche unter Kontrolle haben kann, muss man in vielen, vermutlich sogar den meisten Spielen in sehr hohe Stufengefilde aufsteigen. Und dann ist noch die Frage: Will man das?

Unterhalb dieser Schwelle ist man als Magier genau so auf Legitimation und Zuarbeit anderer angewiesen wie jeder andere auch.

Und das wieder kommt drauf an, was für Magie die Welt überhaupt hat, und das läßt sich im Prinzip beliebig festlegen. Es ist ja längst nicht alle Fantasy automatisch gleich D&D (wo dann ironischerweise allein die Regeln schon wieder stark in Richtung "Magie ist Spielzeug und Machtmittel für die reiche Obrigkeit" gehen).
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 14.09.2025 | 12:39
Da sollte man vielleicht erstmal fragen: Was denn für eine Gesellschaft? Wie sieht sie aus? Wer hat das Sagen? Welche Schichten gibt es? Wie sehen die internen Macht- und Abhängigkeitsstrukturen aus?

Für Birthright is das recht einfach. Die Gesellschaft ist eine mittelalterliche Gesellschaft mit unterschiedlichem regionalem Flair, und im wesentlichen ist das Setting so gewählt dass das trotz Fantasyelementen so passt.

Der Adel hat magische Macht so dass er in einer magischen Welt an der Spitze bleibt. Die SC entstammem dem Adel und machen was der Adel so macht: Regierungs- und sonstige Gewalt ausüben.

Da wurde zum Ende hin auch moniert, dass Abenteurer (also SC) oft nicht in die Gesellschaft eingebunden seien oder zumindest (angeblich) sich so verhalten.

Ist das wirklich die Gesellschaft in Fantasy-Settings oder einfach nur Versäumnisse der Spieler?

Gibt es Unfreiheit und wenn ja, in welcher Ausprägung? Leibeigenschaft, Hörigkeit, Sklaverei, Schuldknechtschaft..?

Sklaverei gibt es bei den Bösen. Der Rest spielt im wesentlichen keine Rolle. Der Grundgedanke ist dass die Normalbürger frei aber steuerpflichtig sind.

-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen?

Weil es mehr Krieger als Magier gibt.

Warum Königtum statt Magokratie? Es muss schon massig Narrativium eingesetzt werden, um zu erklären, warum der Lvl 5 Fighter das Land regiert und nicht der Lvl 20 immortal Archmage.

Herrschen kostet Zeit. Wenn man einmal damit anfängt wird man vielleicht nicht mehr Lvl 20.

- Und eine Magokratie käme natürlich ohne Feudalismus aus, da die Möglichkeiten der Kommunikation eine andere wären,

Genausogut könnte jeder Magier sein Feudalterritorium beanspruchen...

-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich.

Keineswegs. Man muss immenoch glauben dass die Ideale die Gott A vertritt besser sind als die Ideale die Gott B vertritt.

nicht mehr im euroäischen Mittelalter, wo signifikante Portionen der Gesellschaft routinemäßig verhungert und an der Grippe verreckt sind, nicht mal ansatzweise.

Stattdessen hat man menschenfressende Monster und fiese Priester/Dämonen die Krankheiten verbreiten.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 14.09.2025 | 13:28
@Skaeg: na das ist ja der Punkt: in realen Strukturen gibt es keine Archmages, die einen unbotmäßigen Konkurrenten in einen Fliegenpilz verwandeln können.

-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
-...aber mit Magie...
-...und real existierenden Göttern...
-...und häufig noch mit anderen intelligenten Spezies...
-...und zumindest einer gewissen Form von moderner Befindlichkeit (Stichwort Gleichberechtigung zB)...

QFT. Ist halt dann die Frage was man daraus macht. Ich persönlich mag es, die Konsequenzen und Implikationen möglichst stringent durchzuexerzieren.

Zitat
-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen? <snip>

Zum Einen Zustimmung: ich finde es auch recht erwartbar, dass in so einer Welt die realen Machtpositionen früher oder später von Magiekundigen besetzt werden, seien sie nun Göttlich oder Arkan, um bei der klassischen D&D-Dichotomie zu bleiben.
Dass es in einer Magokratie keinen Feudalismus gäbe, nunja denkbar aber nicht zwingend. Es kommt halt auch drauf an, wieviele Zauberer es gibt und was sie konkret auf der Pfanne haben. Unter Umständen gibt es schlicht nicht genügend von ihnen, dass sie das Land alleine regieren könnten. Dann müssen sie halt bis zu einer gewissen Ebene Verantwortung an die dirty mundane peasants delegieren.

Statt erblichem Feudalismus finde ich in so einer Welt eine Meritokratie plausibel. Somit dürfte dann auch durchaus die spielmechanische Stufe mit der gesellschaftlichen Stufe korrelieren.

Zitat
-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich.<snip>

Auch mein Reden seit immer. Wie ich zu sagen pflege: viele Leute (von Spielern bis Autoren) verinnerlichen sich nicht richtig, dass wir da nicht von einer realen Welt mit Phantasiegöttern reden sondern von einer Phantasiewelt mit realen Göttern.
Allerdings gilt für gängige Fantasywelten auch: die Götter sind nicht allwissend und erst recht nicht allmächtig. Deswegen benötigen sie ja andere Wesen, zB Sterbliche als Instrumente, um die materielle Welt zu beeinflussen. ABER grundsätzlich muss man über den Willen einer Gottheit nicht lange rätseln: einmal Commune gezaubert und man wird informiert.

Noch in dem Zusammenhang zu nennen:
Apotheose: vor allem in den FR, aber auch in Golarion ist es möglich bis üblich, dass Sterbliche zu Göttern werden, und ich weiß nicht in welchen Settings noch. In den FR sind soweit ich weiß etwa ein knappes Dutzend der Götter ehemalige Sterbliche, oft sogar Abenteurer.

Drolliges Tidbit am Rande: schon oft bin ich der Auffassung begegnet, sowohl von Spielern als auch Autoren, dass Priester, Paladine etc enthaltsam und zölibatär leben müssten. Das finde ich wirklich wirr wenn man bedenkt, dass es von all den Religionen und Konfessionen auf unserer Welt so ziemlich genau _eine_ gibt, die ihren Geistlichen das auferlegt. (Und selbst die katholische Kirche bezahlt für Pfarrerskinder ohne groß zu murren Alimente)

Zitat
Und was bedeutet die reale Existenz göttlicher Heilmagie für eine Gesellschaft? Wenn Wunden, Krankheit und Versorgung nicht mehr der Natur überlassen sind <snip>

Siehe dazu den weiter oben von Zed verlinkten Thread, der sich speziell mit dieser Frage beschäftigt.

Zitat
-Wie kann Gleichberechtigung in einer Welt ohne funktionierende Geburtenkontrolle auch nur ansatzweise funktionieren?

Wo steht denn geschrieben, dass es keine funktionierende Geburtenkontrolle gibt?
In den meisten mir geläufigen Settings wird das Thema in der Tat nur angedeutet, da ist mal hie und da vage die Rede von Kräutermischungen oder dergleichen.
In Golarion haben sie es endlich mal ausformuliert: Für die Damen gibt es "Night Tea", funktioniert bei regelmäßiger Einnahme wie die Pille und in hoher Dosis wie Mifepriston. Und für die Herren "Bachelor's Snuff", eine Dosis macht 3 Tage lang unfruchtbar ohne die Performanz zu beeinträchtigen, wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt auf Risa.

--

Um das mal mit zwei Beispielen aus meinem Homebrew-Setting zu unterfüttern:

- einerseits gibt es da "Das Imperium", welches unter der Schirmherrschaft einer Götterallianz steht, hat also leicht theokratische Züge. Posten und Ämter werden nach meritokratischen Prinzipien vergeben. Man erbt also nicht einen Grafentitel weil der Papa Graf war, sondern wenn man sich verdient gemacht hat, wird man zB in das Amt eines Exarchen befördert. Das tut natürlich der Sache keinen Abbruch, dass der Nachwuchs des Exarchen bessere Startbedingungen hat als Alrik Holzfällersohn aus dem nächsten Dorf, aber möglich ist alles. [vgl dazu auch diverse Karrieren im römischen Reich, wo eben auch durchaus Bauernkinder zu Imperatoren wurden]
Ganz oben stehen vier Tetrarchen, die so gut wie immer auch irgendeinen Zugang zur Magie haben, zB Kleriker, Magier, Paladin oder dergleichen. Die Amtszeit der Tetrarchen ist variabel; auf diesem Machtniveau ist die natürliche Lebenserwartung meist kein limitierender Faktor mehr, aber dennoch gehen sie halt zuweilen einfach in den Ruhestand, nachdem sie ihre Nachfolger benannt haben.
Das einfache Volk ist (weitgehend) frei und wird mit relativ moderaten Steuern belegt, daraus wird sogar eine Art Solidarsystem finanziert. Nach Magiebegabten wird aktiv gesucht und diese entsprechend gefördert. Also recht idyllisch-utopisch das Ganze.
Auf religiöser Seite gibt es zwei Dinge zu bemerken: erstens hat die Kirche jeder Gottheit eine Inquisition, deren Job es aber primär ist im eigenen Laden für Ordnung zu sorgen. Allerdings werden die Kulte Böser Gottheiten durchaus unterdrückt.

- andererseits haben wir als einen der führenden Antagonisten das "Drachenreich", welches wie der Name befürchten lässt von einem Großen Wyrm und einer Handvoll mächtiger Drachen beherrscht wird. Aber die Anzahl der Drachen ist halt sehr begrenzt, sodass da ab spätestens mittlerer Ebene eben auch an Sterbliche delegiert wird. Aber da Drachen faul sind  >;D und keine Lust haben, sich alle Furz lang um Nachbesetzungen zu kümmern, gibt es hier einen erblichen Adelsstand, der schalten und walten darf wie er will solange die Schätze in Richtung Drachenhort rollen. Das Volk muss das natürlich ausbaden.
Kulte von Guten Überzeugungstäter-Gottheiten à la Tyr werden unterdrückt, und dafür fürs gemeine Volk die Verehrung einer Mater Dolorosa toleriert bis gefördert - "ertrage dein Los auf Oerden, dann wird dir im Jenseits das Paradies zuteil", so in der Art. Wer Karriere machen will, hängt eher einer Bösen Gottheit an, die Ambition und Skrupellosigkeit belohnt.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 14.09.2025 | 15:43

-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
Nein ist es sehr selten
Midgards Alba aber dann....



Zitat
-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen? Warum Königtum statt Magokratie?


Ist Magie erblich?
Was kann Magie?
Warum keine Theokratie

 Kann man die Existenz von Göttern beweisen?
(DSA setzen durchgefallen 6 minus)

Zitat
-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich. Absolut jeder einzelne Mensch in dieser Welt wäre in einer Weise auf mindestens einen Gott bezogen, die wir uns gar nicht vorstellen können.

Welches Wissen welcher Glaube Bret Devereaux hat eine nette Artikelserie datrüber geschrieben, wenn man nicht sich auf die Abrahamitischen Religionsvarianten beschränkt
https://acoup.blog/2019/10/25/collections-practical-polytheism-part-i-knowledge/

Zitat
Und was bedeutet die reale Existenz göttlicher Heilmagie für eine Gesellschaft?
was bedeutet die Nichtgöttliche ?
Zitat
Wie in einer Welt, in der körperliche Gewalt der entscheidende Faktor für Herrschaft ist?
-Der Stilgar Kult, zeig mir eine Gesellschaft wo das der Fall war

btw diskutier das bitte mit Theophanu und ihrer Schwiegermutter - die Zänker haben es nicht zum Thron geschafft
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 14.09.2025 | 16:45
QFT. Ist halt dann die Frage was man daraus macht. Ich persönlich mag es, die Konsequenzen und Implikationen möglichst stringent durchzuexerzieren.

Das dürfte je nach Spiel recht unterschiedlich ausfallen. Auch wenn man bei D&D bleibt dürften sich die Konsequenzen und Implikationen mit jeder Edition ändern.

Statt erblichem Feudalismus finde ich in so einer Welt eine Meritokratie plausibel. Somit dürfte dann auch durchaus die spielmechanische Stufe mit der gesellschaftlichen Stufe korrelieren.

Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

ABER grundsätzlich muss man über den Willen einer Gottheit nicht lange rätseln: einmal Commune gezaubert und man wird informiert.

Klar, aber man hat stattdessen mehrere Götter zur Auswahl.

Drolliges Tidbit am Rande: schon oft bin ich der Auffassung begegnet, sowohl von Spielern als auch Autoren, dass Priester, Paladine etc enthaltsam und zölibatär leben müssten. Das finde ich wirklich wirr wenn man bedenkt, dass es von all den Religionen und Konfessionen auf unserer Welt so ziemlich genau _eine_ gibt, die ihren Geistlichen das auferlegt.

Budhisten, richtig?  :)

Aber im Grunde genommen ist es doch immer dasselbe Prinzip: Dinge sind in der Fantasywelt so weil sie im europäischen Mittelalter so waren. Natürlich ist das alles völlig beliebig. Das Problem ist nur: je mehr die Welt von einer bekannten Vorlage abweicht, destso mehr muss man kommunizieren damit alle beteiligten eine einigermassen kompatible Vorstellung von der Spielwelt haben. Der Rückgriff aufs Mittelalter ist in erster Linie ein Trick um sich das Leben einfacher zu machen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 14.09.2025 | 17:02
Aber im Grunde genommen ist es doch immer dasselbe Prinzip: Dinge sind in der Fantasywelt so weil sie im europäischen Mittelalter so waren. Natürlich ist das alles völlig beliebig. Das Problem ist nur: je mehr die Welt von einer bekannten Vorlage abweicht, destso mehr muss man kommunizieren damit alle beteiligten eine einigermassen kompatible Vorstellung von der Spielwelt haben. Der Rückgriff aufs Mittelalter ist in erster Linie ein Trick um sich das Leben einfacher zu machen.

Und selbst da würden sich diverse ernsthafte Geschichtskundler wahrscheinlich mit Schaudern von der anachronistischen Gemengelage abwenden, die im Fantasyrollenspiel gerne vollmundig als "mittelalterlich" bezeichnet wird. ;)

Aber okay, es geht halt in erster Linie wirklich nur ums Klischee zwecks Abkürzung. Das muß einen Settingdesigner nicht zwingend davon abhalten, den "Hauptspielteil" seiner Welt beispielsweise nach Fäntelafrika oder -ozeanien zu verlegen -- nur muß er dann eben in erster Linie mit anderen Klischees arbeiten. (Am Detailgrad insgesamt sollte sich dadurch eigentlich nicht viel ändern, denn auch bei "Eurofantasy" wollen die meisten Entwickler ihren einzelnen Reichen ja doch wenigstens ein Stück eigene Identität über "ist halt irgendwie 08/15-Mittelalter und paßt schon" hinaus verpassen und "sparen" also gar nicht ganz sooo viel ein.)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Skaeg am 14.09.2025 | 17:02
@Skaeg: na das ist ja der Punkt: in realen Strukturen gibt es keine Archmages, die einen unbotmäßigen Konkurrenten in einen Fliegenpilz verwandeln können.
Leute umbringen zu können (und das ist ja effektiv dasselbe) ist nicht wirklich etwas besonderes. Jeder im Gefolge eines Adligen kann ihn einfach im Schlaf erstechen, wenn er das unbedingt will.
In beiden Fällen wird dann eben zu sehen sein, wie das Umfeld darauf reagiert. Dass du ein sehr effektiver potenzieller Meuchelmörder von Herrschern bist, prädestiniert dich nicht unbedingt dazu, selber Herrscher zu sein.

Und wie gesagt: Bei den meisten Spielen musst du als Magier schon sehr mächtig sein, um dich nur durch deine magischen Fähigkeiten komplett abzusichern. Und bei solchen seltenen Figuren wäre dann die Frage: Wollen die das? Sich zum Tyrannen aufschwingen und allein durch persönlich verbreiteten Terror herrschen, in der Hoffnung, dass keiner eine Methode 'rauskriegt, dieser Schreckensherrschaft ein Ende zu setzen?

Gibt sicher ein paar Leute, die da "ja" sagen, aber das sind dann klassiche größenwahnsinnige Villains. Ohne Legitimationsbasis zu herrschen, nur durch Gewalt, die du persönlich ausübst, ist nicht unbedingt was für Leute, die noch alle beeinander haben.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: 1of3 am 14.09.2025 | 17:03

Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

Ich bin ja der Meinung, dass die Idee von D&D in einer typischen Xianxia-Welt besser funktioniert. Da macht auch Gold = XP Sinn, wenn man sich mit Tränken und Hilfsmitteln die Meditation auf die nächste Stufe erleichert und natürlich kriegen reiche Kinder das Zeug in den Arsch geblasen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 14.09.2025 | 17:05
...
Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

...

Zu Lebzeiten sicher, aber hier geht es ja um Vererbung und wenn die Macht begründende Zauberkraft nicht erblich ist, wird es eben schwierig.

Ansonsten: In vielen Fällen ist das Entwickeln von Magiekräften langanhaltend zeitaufwändig. Damit geraten "Politikermagier" gegenüber ihren Fachkollegen nominell ins Hintertreffen.

Andererseits ist "Politik" ja eine Kraft/Macht ganz eigener Art. Ich muss nicht der beste Schwertschwinger oder Zauberer sein, wenn ich verlässliche Kumpels/Geschwister habe, welche in die Kategorie gehören und an dem politischen Geschäft selbst eigentlich gar nicht so viel Interesse haben.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Alexandro am 14.09.2025 | 17:09
-Wie kann Gleichberechtigung in einer Welt ohne funktionierende Geburtenkontrolle auch nur ansatzweise funktionieren?

Nun, da unsere reale Gegenwart eine Welt ohne (100%ig) funktionierende Geburtenkontrolle ist...
Zudem gab/gibt es auch nicht-westliche Gesellschaften ohne christliche Sexualmoral, wo das auch irgendwie funktioniert/funktionierte (z.B. dass Kinder dann vom ganzen Dorf aufgezogen wurden).
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 14.09.2025 | 17:29
Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

Ganz grob gesagt: weil ein unfähiger Nepot eher mal von einem fähigen "Aufsteiger" von seinem Platz verdrängt wird. Es mag noch weitere Umstände geben, die das unterstützen oder hemmen können. Kommt aber natürlich drauf an, welchen Geschmack man gerne in seinem Setting haben will.

Zitat
Klar, aber man hat stattdessen mehrere Götter zur Auswahl.

Ja, so what?
Der Punkt ist, dass es IRL Schismen gab und gibt, weil sich Anhänger einer Religion über religiöse Fragen nicht einig werden können, also zB was die jeweilige Gottheit von ihnen will. Und aus einem naheliegenden Grunde wird hier in unserer Welt niemals eine Gottheit sich persönlich zu Wort melden und sagen "Ey ich habe gesagt KEINE SCHALENTIERE". Sollte es in Fantasyland der Gottheit hingegen so super wichtig sein, die Nahrungsgewohnheiten ihrer Anhänger zu micromanagen, könnte sie das persönlich klarstellen.

Naja, und dass Fantasy-Polytheismus eh quasi immer ganz anders funktioniert als RL Polytheismus, hatten wir ja auch schonmal das Thema.

Zitat
Aber im Grunde genommen ist es doch immer dasselbe Prinzip: Dinge sind in der Fantasywelt so weil sie im europäischen Mittelalter so waren.

Sagen wir lieber: wie sich heute viele Leute landläufig vorstellen, dass es im MA gewesen sei. Das ist ja auch eher öfter als nicht meilenweit von der Realität entfernt.

--

Generell, und in Bezug auf die letzten 5 Beiträge insgesamt: da könnte es sich lohnen, sich nochmal die Rules for Rulers (https://www.youtube.com/watch?v=rStL7niR7gs) von CGP Grey reinzuziehen; dies freilich auf unsere Welt bezogen, für Fantasy mit Magie und Bunt muss man freilich nochmal extrapolieren.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 14.09.2025 | 18:20
@Herrschaft
Hobbs (lang und akademisch breit, inklusive bewaffnete Propheten Teil für die Kirchenbetrachtung) und Machiavelli (kurz und Bewerberungsgespräch bündig) haben da ebenfalls einiges beizutragen, diverse neuzeitliche Sozialismusderivatsdikatoren mit Autorenallüren ebenfalls.

 >;D
manchmal hat man (als alter weißer ArchoMagus etwa) keine andere Wahl, als mühselig zu regieren, wenn nur die Alternative an regierungsgeilen Kirchen/Kultisten/Beamten/Adel/Konkurrenten/Revoluzzars (etc.pp.) schlicht zu furchbar ist...
 >;D

- die Weiße Gilde wäre anfällig für Regierungsgeilheit, weil sie alles nicht-konforme-in-ihren-Augen wegverbieten will
- die Graue Gilde fügt sich in die Pflicht zum Regieren, um das schlimmste zu verhindern und die Freiheit der magischen Forschung zu wahren. Subsidarien aus dem Steuereinkommen an Akademien werden wie selbstverständlich angesehen.
- die Schwarze Gilde würde am liebsten regieren um des Regierens willen, ist aber zu zerstritten, eigenwillig und verschroben, um so einen Machtergreifungsplan durchzuhalten

die Weiße Gilde würden mit Kirchenfanatiker mit selbem Brett vor dem Kopf Hand in Hand regieren und jeder mundane Wendehals würde sich bei ihnen Einschmeicheln durch artiges Runterbeten der jeweiligen Glaubenssätze. Mit "Paradies auf Erden" auf den Lippen schnurstrags in die brennende Fanatikerhölle, gewürzt mit Korruption, Verlogenheit, Meineiden und verwalterischer Inkompetenz...
...bester Nährboden für Borbardianer und Namenlose Kultisten als Regierungsalternative...
...was dann zu ewigen Ketzer-Ausrottungs-Kriegen, allgemeinen Chaos, wirtschaftlichen Niedergang, de facto Anarchie (jeder darf Töten wen er will, solange er die Tat vollziehen kann) führt. Regierung ist eigentlich was anderes als nur Kreuzugführen...

die Graue Gilde würde Eignungstest für Ämter und Beamte einführen, was ihr die tiefe Feindschaft aller korrupten und inkompetenten Wendehälse einbringt, die daraufhin die Herrschaft der alten stinkenden Magokraten zertrümmern wollen. Den Aufwieglern wäre es dabei vollkommen egal, wie viele zehntausend aufgehetzter Bauern&Bürger in FlächenFeuerbällen jämmerlich verbrennen. Mit anderer Leute Leib&Gut reiten sie skrupelos durch jedes Feuer. 
An der Frage nach der Verantwortbarkeit dieses Genozids an den eigenen Untertanen zerbricht dann der Graue Geist, so dass sie weltentsagend sich aus der Regierung davonstehlen und nur noch in abgelegenen Gebirgen ihre wohlverhellten Zirkel betreiben.
Jetzt können mundane Sonnenkönige mit Hofschranzenstaate wieder despotisch "durchregieren", sprich die arbeitende Bevölkerung bis aufs Blut ausplündern, ganz ohne magokratische Regierungskonkurrenz.

die Schwarze Gilde würde fulminat putschen, Angst und Schrecken verbreiten und danach aus faulem Desinteresse ein Verwaltungsvakuum hinterlassen, in welches bequem mundane Kriegsfürsten und Lokal-Govenors stoßen können. Nominell eine Magokratie, de facto eine balkanisierte Kleinstaaterei, wo nur der Anschein der Magokratie aufrechterhalten wird.     

enthält Spuren von Ironie, Sarkasmus und Satire  >;D
 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Runenstahl am 14.09.2025 | 19:04
Puh... zumindest für meine Homebrew-Kampagnen habe ich keine generelle Anleitung. Jede Kampagne ist anders und selbst in derselben Welt gibt es oftmals sehr verschiedene Kulturen mit sehr verschiedenen Formen der Gesellschaft. Ob und wie die SC's in Gesellschaftstrukturen eingebunden sind hängt dann auch wieder von der Kampagne und natürlich auch den SC's ab.

Verschiedene Kampagnen von mir:
Concordia
Die Charaktere sind Teil einer Expedition die einen neuen Kontinent besiedeln soll. Ich habe vor Spielbeginn verschiedene Organisationen / Reiche vorgestellt die diese Expeditionen auf die Beine stellen und die SC's konnten gemeinsam entscheiden welcher Expedition sie sich anschließen (da war alles dabei, sogar Kultisten die hoffen auf dem neuen Kontinent Wege zu finden ihre böse Gottheit wiederzubeleben). Die SC's haben sich letztlich für eine Art Seehandels-Gesellschaft entschieden. Die SC's waren meist schon seit längerem Teil der Organisation und sind aufgrund ihrer speziellen Talente mitgenommen worden um Probleme für die Siedler aus dem Weg räumen, das Land zu erkunden etc. Typische Abenteurer-Aufgaben halt, nur in diesem Fall als Angestellte.
Die Gesellschaft ist hierbei recht strikt nach Rängen sortiert. Es gibt den Kommandanten der Organisation, seine direkten Untergebenen (Offiziere) und dann kommen die SC's die ihrerseits dann über dem "Fußvolk" wie den Bauern und Wachen stehen. Einer der SC hatte aufgrund seines Hintergrundes einen Offiziersposten. Ein anderer war ein blinder Passagier auf der Fahrt und offenbarte sich als er einen Giftanschlag auf die Wasservorräte verhinderte. Aus Dankbarkeit bekam er die Chance sich zu beweisen und letztlich mit dem "Spezialtrupp" zu agieren.

Drachenreiter
Die Charaktere sind Auserwählte der Götter in einem griechisch inspirierten Setting die die Menschheit vereinen und ins Licht führen sollen (also dafür sorgen das die Menscheit sicher ist und kulturell Fortschritte macht). Die SC's sind also im wahrsten Sinne des Wortes Götter-Gegebene-Anführer und damit (zusammen mit anderen NPC-Auserwählten) an der Spitze der Gesellschaft und bestimmen selbst wie diese Gesellschaft aussehen soll. Hier sind die SC's quasi die Gründer der Gesellschaft. Grundsätzlich ist das Setting an die Antike angelehnt, es gibt also durchaus Sklaverei. Dazu kommen dann noch Einflüsse aus dem Mittelalter wie gehörnte Riesen (Minotauren) die auf Langschiffen die Küsten überfallen. Die SC's haben ihre Gesellschaft dabei etwas moderner ausgerichtet. Bei ihnen gibt es keine Sklaven und sie regieren als Rat gemeinsam. Gibt auch keine Gegenstimmen denn die SC's sind offensichtlich von den Göttern in diesen Posten gesetzt worden (erkennt man leicht an den Drachen die ihnen von den Göttern geschenkt wurden).

Legenden
Die Charaktere sind Leute mit verschiedensten Motivationen die einer Königin dabei helfen wollen ein Bündniss aus verschiedenen Königreichen auf die Beine zu stellen um eine drohende Invasion eines mächtigen Gegners abwehren zu können. Die verschiedenen Königreiche sind dabei ein "Kitchensink" aus verschiedenen Kulturen. Sklaverei ist weit verbreitet aber letztlich hat jedes Königreich seinen eigenen Flair. Die meisten sind Monarchien aber es gibt auch ein Magier-Reich das von einem Rat regiert wird und das Reich eines Nekromanten der schon etwas länger regiert und dank Unsterblichkeit auch keine Nachfolge geregelt hat. In dieser Kampagne sind die SC's eher Außenseiter die genau deswegen für die Königin nützlich sind (ihre eigenen Untertanen haben so ihre Vorurteile gegen viele der Nachbarreiche).

Ragnarök
Die Charaktere sind Überlebende in einer Welt die einen Krieg der Götter hinter sich hat. Sie versuchen den Überlebenden dabei zu helfen weiterhin zu überleben und vielleicht auch wieder eine neue Zivilisation aufzubauen. Dies ist quasi klassisches Mittelalter... aber der Adel ist im Krieg weitestgehend ausgelöscht worden und die Überlebenden regeln jetzt vieles selbst. Die SCs sind hier kurz nach den Ankunft in der "Startstadt" aufgrund ihrer Fähigkeiten mit in den Stadtrat berufen worden der mit vielen Dingen deutlich überfordert war. Die NSC's sind weiterhin im Rat und kümmern sich um ihre Bürger aber für Probleme wie Engel die durch den Tod ihrer Götter wahnsinnig geworden sind oder Anhänger der Spinnengöttin die einen Pakt mit der Stadt schließen wollen ist man äußerst dankbar wenn die SC Ratsmitglieder das Zepter schwingen. Die SC's kommen hierbei aus verschiedenen Hintergründen und Ecken der Welt haben jetzt aber durch ihre Funktion einen Platz in der Gesellschaft (an der Spitze) gefunden.

Um auf ein paar Fragen aus dem Thread zu antworten:
Warum regieren nicht Magier ?
Tun sie durchaus. Aber zumindest bei unserem System (D&D) sind Magier nicht automatisch unsterblich oder stärker als Krieger. Und wie schon erwähnt wurde ist die Frage wer nun regiert auch nicht automatisch eine Frage der Kampfstärke. Nicht alle Reiche sind so fortschrittlich wie Wakanda und Regeln die Herrschaft durch ein Duell ;)

Gibt es Leibeigentum oder Sklaverei etc. ?
Je nach Setting bzw Kultur innerhalb des Settings. Wie dies dann im Detail aussieht ist auch wieder von allen möglichen Faktoren abhängig. Selbst innerhalb derselben Kultur mag es starke Unterschiede geben wie es z.B. einem Sklaven geht. Der eine muß in den Minen schuften bis er tot umfällt, der andere führt ein ziemlich gutes Leben (nur eben nicht in Freiheit) als Leibdiener seines Herren. Gleiches gilt für Leibeigene. In Königreich A sind sie kaum besser als Sklaven, in Königreich B geht es ihnen gut, ihre Herren überlassen ihnen selbst den größten Teil der Ernte, sie haben viele Rechte und sie wissen das auch ihre Nachkommen ein Anrecht auf die Bewirtung des Landes haben werden.

Klerikale Organisationen
Nicht jeder Anhänger des Sonnengottes (als Beispiel) ist ein Priester der Wunder wirken kann. Da ist es schon Sinnvoll das es eine Organisation gibt die versucht im Namen ihres Gottes gutes zu tun und sein Wort zu verbeiten.
Ob und wie starke Zwistigkeiten es innerhalb einer Organisation gibt hängt auch stark davon ab wie sehr die Götter im jeweiligen Setting mit ihren Anhängern interagieren. Viele Götter glänzen gerne mal durch Abwesenheit und überlassen es ihren Anhängern selbst Antworten auf Fragen zu finden eben weil die Gottheit keinen Bock hat ihre Zeit und Energie darauf zu verschwenden die Ernährungsregeln ihrer Anhänger zu Mikromanagen.
Ansonsten gibt es in der Regel immer noch genug Stoff für Zwistigkeiten mit Anhängern anderer Götter, egal ob die eigentlich Verbündet oder offensichtlich feindlich sind.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 14.09.2025 | 19:51
Der Punkt ist, dass es IRL Schismen gab und gibt, weil sich Anhänger einer Religion über religiöse Fragen nicht einig werden können, also zB was die jeweilige Gottheit von ihnen will.

Also religiöse Eiferer wissen immer ganz genau was ihre Gottheit von ihnen will. Mit oder ohne Commune  :)
(Und strenggenommen können Kleriker auch nicht sicher wissen wer am anderen Ende der Leitung antwortet.
Als Trickery Gottheit würde ich definitiv die Communes der anderen Götter hacken....)

Aber ob man jetzt Monotheismus mit Schismen oder Polytheismus ohne hat: Das Ergebnis ist dasselbe. Man hat religiöse Gruppen die intern tendentiell konsistent sind aber aber eben alle andere Dinge vertreten.

Ein Fantasy Heinrich VIII gründet keine Angelikanische Kirche sondern tritt zu Gottheit X über (und erklärt seinen Untertanen dass sie das gefälligst auch tun.) Das Resultat ist aber vermutlich dasselbe.

Naja, und dass Fantasy-Polytheismus eh quasi immer ganz anders funktioniert als RL Polytheismus, hatten wir ja auch schonmal das Thema.

Joa, aber ich glaube Fantasy-Polytheismus wird relativ einheitlich verstanden. 

Sagen wir lieber: wie sich heute viele Leute landläufig vorstellen, dass es im MA gewesen sei. Das ist ja auch eher öfter als nicht meilenweit von der Realität entfernt.

"Die Realität" gibt es bei so einem grossen (Zeit)raum in weiten Teilen eh nicht. Trotzdem gibt es IRL jede Menge Charakteristika die das europäische Mittelalter recht gut von anderen (Zeit)räumen abgrenzen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Boba Fett am 14.09.2025 | 21:52
-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...

Das stimmt eben nicht.
Der größte Player im Raum - D&D mit den vergessenen Reichen als Spielwelt, ist kein Mittelalter mit seinen Gesellschafts- und Herrschaftsstrukturen.
Und auch bei ganz vielen anderen amerikanischen Settings trifft diese These zu.

Der technologische Level liegt irgendwo zwischen Mittelalter und früheste Neuzeit. Aber das war es doch auch schon.
Die Welten sind meistens irgendwo „Frontier“ also am Rande oder jenseits der Zivilisation.
Die für das Mittelalter klassischen Strukturen existieren nicht. Nationen gibt es nicht, höchstens Stadtstaaten (Baldurs Gate, Tiefwasser, …) und Regionen.
Kriege zwischen Nationen, gibt es nicht, ebenso keine direkten von einem König abgesegneten Erbadel.
Dafür lauern vor den Toren einer Stadt fast unmittelbar Wildnis, Monster und Reichtümer. Mächtig wird, wer Bedrohungen ausschaltet, deswegen aufsteigt und reich wird.
Das kann man doch nicht mit dem Mittelalter und seinen sehr starren Gesellschaftsstrukturen vergleichen, wo 85% der Bevölkerung Bauern auf dem Land (aka in der Wildnis) waren und es ein Leben lang blieben und wo Städte auch sehr starke Strukturen durch Gilden und Zünfte hatten. Und dazu kam eine Kirche, die predigte, dass das alles von Gott so gewollt war (Herrscher von Gottes Gnaden) und das jeder, der das auch nur anzweifelte posthum mit ewiger Verdammnis betraft werden würde…
Unfreie und Leibeigene existieren ebenso wenig in den meisten Settings - insbesondere aktuell, wo so viel Wert auf political Correctness gelegt wird.

Harnworld, Aventurien und einige andere Settings haben mittelalterliche Strukturen - ja, aber weltweit gesehen ist das absolut nicht die Mehrheit von dem was gespielt wird.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 14.09.2025 | 22:10
Also religiöse Eiferer wissen immer ganz genau was ihre Gottheit von ihnen will. Mit oder ohne Commune  :)

Mit Commune können sie ja eben nicht mehr einfach irgendwas erfinden, weil das dann umso leichter widerlegt werden kann. Wenn die Gottheit direkt _sagen_ kann "Lasst jetzt die armen Rothaarigen in Ruhe" hat die Gingers-Have-No-Souls Faction halt absolut keine Legitimation mehr.

Zitat
(Und strenggenommen können Kleriker auch nicht sicher wissen wer am anderen Ende der Leitung antwortet.

Now you're just making shit up.
Ich weiss echt nicht, wo du das hernimmst. Die Zauberbeschreibung gibt das mit keiner, aber wirklich absolut keiner Silbe her. Die Beschreibung (PF und 5E jetzt mal nachgeschaut) betont sogar ausdrücklich, dass jede Antwort korrekt ist.

Zitat
Ein Fantasy Heinrich VIII gründet keine Angelikanische Kirche sondern tritt zu Gottheit X über (und erklärt seinen Untertanen dass sie das gefälligst auch tun.) Das Resultat ist aber vermutlich dasselbe.

<...>

Joa, aber ich glaube Fantasy-Polytheismus wird relativ einheitlich verstanden. 

Naja, dein erster Satz lässt mich am letzten zweifeln. So eine Art Monolatrie "Weil der König von Gnorkx zu Zempf übergetreten ist, müssen jetzt alle Untertanen auch zu Zempf übertreten" habe ich ehrlich gesagt noch in keinem Setting erlebt, und auch nicht dass _vor_ dem Übertritt alle ausschließlich Anhänger von Gnorkx waren. Mit vielleicht der einen Ausnahme von Razmiran, wobei da der Twist und Kicker ja ist, dass Razmir überhaupt kein Gott ist sondern nur so tut. (Und so richtig passt es dann auch nicht mehr zum Rest von Golarion so wie es sich entwickelt hat)

Zitat
"Die Realität" gibt es bei so einem grossen (Zeit)raum in weiten Teilen eh nicht. Trotzdem gibt es IRL jede Menge Charakteristika die das europäische Mittelalter recht gut von anderen (Zeit)räumen abgrenzen.

Es gibt aber dennoch jede Menge Quatsch, den die Leute über das MA glauben und der zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort wahr war.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 15.09.2025 | 10:18

Die für das Mittelalter klassischen Strukturen existieren nicht. Nationen gibt es nicht, 
Cormyr, Amn, Rashemen, Sembia , Aglarond und teilweise mit Adel wie Waterdeep auch
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Boba Fett am 15.09.2025 | 10:29
Ich finde die Frage nach den Gesellschaftsstrukturen bei der Kritik, dass sich die Spielercharaktere ausserhalb der Gesellschaft befinden, eigentlich irrelevant.
Zunächst mal:
Wie kann das eine für das andere irrelevant sein? Wie soll man denn einen SC als Teil oder nicht-Teil der Gesellschaft darstellen, wenn überhaupt nicht erklärt wird, was es für eine Gesellschaft _ist_

Naja, die Kritik, dass die Charaktere ausserhalb der Gesellschaft stehen, wird doch allgemein ausgesprochen und nicht gegenüber einem (oder wenigen) spezifischen Setting(s).
Und die Spielwelten sind hoch divers. Die vergessenen Reiche sind nicht Athas, ist nicht Ravnica, ist nicht ... (Beliebiges Setting einsetzten).
Und trotzdem wird die Kritik allumfassend ausgesprochen, was bedeutet, dass diese Rolle von Sonderlingen unabhängig von den Gesellschaftsstrukturen gilt und damit sind sie irrelevant.

Im übrigen kenne ich eigentlich nur eine einzige Spielwelt, wo die Charaktere von der Bevölkerung massiv akzeptiert werden und das ist Barsaive von Earthdawn. Und das resultiert letztendlich daraus, dass diese Spielwelt postapokalyptische Strukturen haben und die Charaktere die einzigen sind, die mit den Monstren und Dämonen aufräumen (können) und die Welt wieder bewohnbar machen.
Und klar, wenn ich befürchten muss, dass mich irgendwas frisst, werde ich den Monster-Töter eher dankbar sein und ihn in der Mitte willkommen heissen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 10:41
Die Idee für diesen Thread kam mir eigentlich schon vor ein paar Tagen, ausgehend von der ganzen Welle hier:
[snip]
Da sollte man vielleicht erstmal fragen: Was denn für eine Gesellschaft? Wie sieht sie aus? Wer hat das Sagen? Welche Schichten gibt es? Wie sehen die internen Macht- und Abhängigkeitsstrukturen aus?

Beispielsweise:
Gibt es Unfreiheit und wenn ja, in welcher Ausprägung? Leibeigenschaft, Hörigkeit, Sklaverei, Schuldknechtschaft..? Was bedeutet das für den Betroffenen? Wie kommt man da rein und wie wieder raus?

Okay ich muss zugeben, es ist bei mir schon länger her, dass ich offizielle Weltenbände verschlungen und mir jedes Detail gemerkt habe. Ich habe eine vage Erinnerung, dass auf solche Themen in einigen FR-Büchern eingegangen wurde, aber an die konkreten Inhalte kann ich mich nicht erinnern. :/

Ich bin sowohl an Infos über offizielle Settings / Welten interessiert, zB also Forgotten Realms, Golarion, Lorakis, als auch an Homebrews und Heartbreakern. =)

Wir diskutierten vor einigen Jahren über Plausibilität von Setting in Bezug auf Magie.
Ich sage einmal frei heraus, dass man kein realistisches Bild eines Settings aufbauen kann, in dem Magie halbwegs alltäglich ist.
Da stelle ich mir folgende Fragen:
- Prämisse: wie viele Magiekundige jedweder Couleur existieren im Setting? Und welche Machtgrade sind wie verteilt?
- warum sollten Herrscher (oder deren Gegenspieler) überhaupt Festungen bauen? Und wie lange dauert das, falls doch? Und welche Sicherungsmaßnahmen würde man vornehmen?
- wer herrscht überhaupt? Wenn die Voraussetzungen (Attribute und so halt) für Zauberwirker gleich hoch sind, wie für Krieger (AD&D huhu!), dann würden diese Klassen doch auch gleich stark verteilt sein, oder?
- was wäre eine plausible Reaktion der Mundanen auf Magiewirker?
- welche Mundanen Mittel wirken gegen Magie? Oder wie kann man mit mundanen Mitteln Magie nachweisen?
- wie sähe ein gesellschaftliches Moralbild aus, wenn theoretisch jede/r Magie nutzen könnte - und seien es Gegenstände? (Versuchung, Macht, ... wenn wir von circa 14% aller Menschen mit einer psychischen Störung ausgehen, und davon wiederum 10% zu irgendeiner Form der Magie befähigt wären ... oder geht das sogar miteinander einher? ... puh ...)
- eine wichtige Satzung müsste ja auch lauten, dass die technische, gesellschaftliche und soziale Entwicklung langsam bis gar nicht voranschreitet. "Alte" Settings machen realweltlich betrachtet doch gar keinen Sinn.

Ich weiß nicht, welches Fass wir hiervon als erstes aufmachen wollen  >;D  aber Plausibilisierung von Fantasysetting finde ich sehr, sehr spannend  :d
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 15.09.2025 | 11:56
Die Frage bei der Integration von Magie in eine Fantasygesellschaft, die sich mir als erste stellt, ist eigentlich: okay, welche Rolle haben Zauberer da überhaupt?

Werden die von allen bewundert, weil ihre magischen Kräfte beweisen, daß sie von höheren Mächten auserwählt sein müssen? Wie der letzte Dreck behandelt, weil magische Begabung im Setting eine kaum kontrollierbare Kraft und aus Normalo-Sicht schon ein regelrechter Fluch ist, der einfach grundsätzlich mehr Ärger macht, als es sich lohnt, jemanden damit länger als vielleicht ein paar Tage als Nachbarn zu dulden? Kann ein Zauberer mit seiner Magie seinen Lebensunterhalt bestreiten, d.h., sich entweder magischerweise direkt selbst versorgen oder mit seinen Fähigkeiten zumindest zuverlässig Geld verdienen, und wie ist es im letzteren Fall um die Nachfrage bestellt? Oder ist Magie letztendlich eine brotlose Kunst, der man überhaupt nur dann "hauptberuflich" nachgehen kann, wenn man entweder selbst schon unabhängig wohlhabend ist oder aber einen Gönner findet?

Alles Fragen, die sich ohne mehr Wissen um die Art, was "Magie" in der einzelnen Spielwelt nun eigentlich überhaupt its und welchen konkreten Regeln (Spiel- oder anderweitig) sie folgt, gar nicht recht beantworten lassen. Selbst wenn ich mich darauf einschieße, daß der "typische" Zauberer beispielsweise halt ein Einsiedler ist, der selbst dann halbwegs isoliert in seinem Turm wohnt und sich nur selten zeigt, wenn besagter Turm mitten in einer Großstadt steht -- okay, wie ist es dazu gekommen?
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Boba Fett am 15.09.2025 | 11:56
Frage: Geht es hier jetzt um die Gesellschaftsstrukturen in Fantasy Settings oder um die Frage, ob Charaktergruppen Außenseiter und in den jeweiligen Gesellschaften nicht integriert sind (und ggf. warum)?
Das Thema dieses Fadens beisst sich nämlich mit dem Eingangsbeitrag. 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 15.09.2025 | 12:01
Und die Spielwelten sind hoch divers. Die vergessenen Reiche sind nicht Athas, ist nicht Ravnica, ist nicht ... (Beliebiges Setting einsetzten).

Stimmt, und da habe ich mich vielleicht bei der Themenwahl und dem Eingangsbeitrag unklar ausgedrückt. Selbstverständlich ist mir klar, dass die Settings verschieden sind und somit auch die darin gezeigten Gesellschaften verschieden sein werden. Es geht mir genau nicht darum zu verallgemeinern, sondern möglichst viele einzelne dieser Settings zu beleuchten und Eigenschaften und Besonderheiten der jeweiligen Gesellschaften herauszustellen.

--

- Prämisse: wie viele Magiekundige jedweder Couleur existieren im Setting? Und welche Machtgrade sind wie verteilt?
- warum sollten Herrscher (oder deren Gegenspieler) überhaupt Festungen bauen? Und wie lange dauert das, falls doch? Und welche Sicherungsmaßnahmen würde man vornehmen?
- wer herrscht überhaupt? Wenn die Voraussetzungen (Attribute und so halt) für Zauberwirker gleich hoch sind, wie für Krieger (AD&D huhu!), dann würden diese Klassen doch auch gleich stark verteilt sein, oder?
- was wäre eine plausible Reaktion der Mundanen auf Magiewirker?
- welche Mundanen Mittel wirken gegen Magie? Oder wie kann man mit mundanen Mitteln Magie nachweisen?
- wie sähe ein gesellschaftliches Moralbild aus, wenn theoretisch jede/r Magie nutzen könnte - und seien es Gegenstände? (Versuchung, Macht, ... wenn wir von circa 14% aller Menschen mit einer psychischen Störung ausgehen, und davon wiederum 10% zu irgendeiner Form der Magie befähigt wären ... oder geht das sogar miteinander einher? ... puh ...)
- eine wichtige Satzung müsste ja auch lauten, dass die technische, gesellschaftliche und soziale Entwicklung langsam bis gar nicht voranschreitet. "Alte" Settings machen realweltlich betrachtet doch gar keinen Sinn.

Dann schauen wir doch mal. Auch hier natürlich wie meistens die Standardantwort "es kommt darauf an", aber dafür kann man sich ja nichts kaufen, also mal sehen was mir zu welchem Punkt für den Anfang einfällt.

1. Prämisse: da hatten wir ja schon eigene Threads zu. Letztendlich ist das natürlich eine reine Frage des Beschlusses. Bei den meisten Settings, in denen überhaupt eine Zahl genannt wird, ist diese Zahl meistens "1%".
Es gibt aber auch Ausnahmen; zB ist auf Lorakis (SpliMo) absolut _jeder_ in der Lage, ein paar Zauber zu lernen. Er mag dann nicht _gut_ im Zaubern sein weil sein Mystik-Attribut kacke ist, das ist aber ein Attribut wie jedes andere auch, also wie Stärke, Konsti usw. Also grob gesagt würde ich für Lorakis sagen: etwa jeder Zweite ist in der Lage, ein paar Zauber sinnvoll und halbwegs zuverlässig zu wirken.
Wäre es in D&D-Settings genauso, dass die Zauberfähigkeit ausschließlich vom Attribut abhängt, wäre dort auch praktisch Jeder (statistisch 87,5%) in der Lage, irgendeine Art von Grad-1 Zaubern zu lernen, denn irgendwas von Int, Wis oder Cha wird man schon über 10 haben und mehr braucht es regeltechnisch nicht. Da diese Vorstellung die meisten Leute überfordert, geht man wohl eher von einem versteckten Magietalent aus, das dann eben wieder nur ca 1-2% der Bevölkerung haben.

Achja und da spielt dann auch noch mit rein, ob Magie mit irgendwelchen Kosten, Risiken oder Nachteilen verbunden ist. Wenn Magie dadurch funktioniert, dass man Dämonen bindet, und jeder Fehler dabei dazu führt dass der Dämon freibricht und den Beschwörer zerfetzt, werden die meisten Leute es vielleicht doch lieber sein lassen.

2. Festungen: hängt auch wieder davon ab, was Magie kann und wie verbreitet sie ist. In einer Welt in der es keine Teleportations- oder Flugmagie gibt oder diese ultra selten ist, wird die Antwort anders aussehen als in einer, in der diese Dinge verbreitet sind. Aber auch da haben sich einige Settingautoren Gedanken gemacht, zB gibt es in den Forgotten Realms iirc "Wardstones", die ein Areal gegen Teleportation abdichten.
Ich persönlich mag auch die Idee, dass man mit Flugzaubern nicht über Gewässer fliegen kann, und das ist der Grund für Burggräben. ;)

3. Reaktionen der Mundanen auf Zauberwirker: auch wieder je nach Verbreitung und Fähigkeiten. Wenn es in jedem 300-Seelen-Dorf schon ein Dutzend Zauberer gibt, wird man sich nicht so viel draus machen. Wenn es um die Gefährlichkeit von Magie geht, bietet sich vielleicht ein Vergleich mit den USA an, wo in etlichen Staaten jeder mit einer Knarre rumlaufen kann (in einigen offen, in anderen verdeckt).

4. das ist wiederum eng verknüpft mit "Mitteln gegen Magie". Da sehe ich im Groben drei Varianten:
a) Magie ist von vornherein nicht mächtiger als mundane Mittel. Oder Magie ist an sich schon mächtig, es gibt aber Gegenmaßnahmen - auch wenn diese Volksmagie sind wie "ein Pentagramm am Körper tragen hilft gegen magische Beeinflussung". Ist aber in den meisten Systemen nicht der Fall.
b) Magie ist übermächtig --> bist du kein Magier, bist du ne Wurst. Entsprechend dürfte dies zu einer Welt führen, in der Magier den Ton angeben und die Mundanen zu spuren haben.
c) Magie ist schon mächtig, aber auch relativ selten, sodass die Top 1% der Weltlichen zu den insgesamt 1% der Magier ein Gleichgewicht bilden.

5. Plateau der Entwicklung: ja, das ist so eine typische Fantasy-Sache. Etliche etablierte Welten werden so beschrieben, dass sich dort seit buchstäblich 10000 Jahren technologisch absolut gar nichts getan hat, oder es ein paar Auf und Abs gab mit einem Maximum beim Niveau der Renaissance. Und meistens ohne Feuerwaffen. Gesellschaftlich/sozial sieht es ähnlich aus.
Das alleine ist ein riesen Thema für sich. Da hatte ich schonmal den Ansatz formuliert: moderne demokratische Gesellschaftsformen haben sich aus der Aufklärung entwickelt. Aber kann es so etwas wie Aufklärung in einer Welt geben, in der wirkmächtige Magie und Götter tatsächlich real und beobachtbar sind?

So, da hast du jetzt ganz schön was losgetreten!
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: andymk am 15.09.2025 | 12:47
Weiterhin sehr interessante Diskussion. Wie gesagt, ich bin global immer noch der Meinung, dass die ausreichend lösende Antwort "Die Gesellschaft ist so realistisch strukturiert, wie es für das jeweilige Spielsystem Spaß macht" lautet, aber die theoretische Frage, wie denn unter den Bedingungen eines Fantasy-Settings eine "realistische" Gesellschaftsstruktur aussehen würde, ist halt interessantes Theorycrafting.

Ich denke, man muss sich aber jenseits der breiten, allgemeinen Diskussion massiv fragen, über welches Setting man denn genau redet. Die Prämissen zwischen den Forgotten Realms und Aventurien, oder Golarion und Glorantha sind doch schon recht unterschiedlich. Da werden wir auf keinen grünen Zweig kommen, wenn wir mehrere Settings in einen Topf werden.

Also vielleicht Tochterthreads? "Wie wäre eine realistische Gasellschaft in Toril, Golarion, Dere strukturiert, wenn wir als "realistisch" den Regelstand und die Gegebenheiten der jeweils aktuellen Spieledition von DnD, Pathfinder, DSA annehmen?"

Aber kurz noch mal zu dem "Mittelalter"-Argument, bzw der hier geäußerten Meinung, die meisten zumal amerikanischen Fantasy-Settings seien doch gar nicht mittelalterbasiert.

Sorry, da habe ich weiterhin eine ganz klare Meinung: Natürlich sind sie das. Ebenso natürlich nicht im Detail orientiert am europäischen Mittelalter im Verständnis eines Mediävisten oder auch nur Besitzers des Lexikon des Mittelalters. Aber ganz klar modelliert nach der archetypischen Repräsentation des MAs, die sich in Filmen und Büchern findet (übrigens auch in Büchern aus dem MA selber): Ritter, Rüstungen, Schwerter, Burgen, Könige, Städte mit Mauern drumrum, und dazu dann eben deine Geschmacksrichtung an Monstern, Magie und bisschen selbst für den Laien anachronistischer Technologie. In modernen Systemen gibt's inzwischen eine größere Neigung zur Magitech, die die Settings häufig in eine Steampunk-Richtung abdriften lässt... aber das zugrunde liegende Gesellschafts- und Technologielevel würden vermutlich dennoch die allermeisten Spieler als "mittelalterlich" beschreiben. Schwerter und Könige und Rüstungen und so. Man denke an Eberron, von mit aus noch Shadow of the Demon Lord...

Das ist so offensichtlich, dass alle Fantasy-Systeme, die sich NICHT am (Populär)MA orientieren, dies zu einem klaren und expliziten Selling Point machen. Das schon genannte Glorantha, oder Dark Sun - gibt es sonst noch größere? Numenera vielleicht. Wobei auch da die Vibes in der Gesellschaft der Kern-Spiellandschaft eben mittelalterlich sind.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 12:49
So, da hast du jetzt ganz schön was losgetreten!

Äh, hallo?
Das ist dein Thread  >;D

Aber ja, ich mag das Thema sehr und es treibt mich seit Jahren immer wieder um.
Schön, dass wir zu meinem Neustart hier gleich wieder etwas tiefer in diese Materie einsteigen werden.

Mache mal meine Siebensachen hier flott fertig und schreibe später nochmal mehr dazu.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.09.2025 | 13:22
Ich komme nicht hinterher zu lesen und etwas zu posten. Daher nur ein Nebenschauplatz:

2. Festungen: hängt auch wieder davon ab, was Magie kann und wie verbreitet sie ist. In einer Welt in der es keine Teleportations- oder Flugmagie gibt oder diese ultra selten ist, wird die Antwort anders aussehen als in einer, in der diese Dinge verbreitet sind. Aber auch da haben sich einige Settingautoren Gedanken gemacht, zB gibt es in den Forgotten Realms iirc "Wardstones", die ein Areal gegen Teleportation abdichten.
Ich persönlich mag auch die Idee, dass man mit Flugzaubern nicht über Gewässer fliegen kann, und das ist der Grund für Burggräben. ;)

In meinem Setting habe ich dafür die Gargoyles mit Sinn erfüllt, die zur Abwehr fliegender Bedrohungen auf den Mauerkronen und Dachkanten hocken. Nebst Attrappen, damit Angreifer sich nicht sicher sein können.

Edit: ach ja, das wollte ich auch noch los werden:
Ich denke nicht, dass Herrschaft an "die Macht zu töten" geknüpft ist. Dafür gibt es zu viele Gegenbeispiele. Vielmehr geht es da um Charisma und die Leute davon zu überzeugen, dass man selbst der/die Richtige für den Job ist.

In meinem Setting können Magier prinzipiell Herrscher sein. ABER die meisten agieren in einem globalem Orden und müssen einen magischen Eid schwören, der sie daran hindert, ihre Magie zu verwenden, um sich zur Herrschaft aufzuschwingen. Begründet ist das damit, dass anno dazumal die Magier etwas übertrieben haben und vom Mob gnadenlos verfolgt wurden. Klassische Hexenverfolgung halt. Denn Magier mögen eine gewisse Zahl Gegner einfach per Magie wegbrutzeln oder umdrehen, aber irgendwann ist es auch mit der Magie mal vorbei... und dann haben sie besser mal Freunde  ;)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 15.09.2025 | 13:31
Ich denke so etwas müsste dann vor allem auch mal von Anfang des Settings an gedacht werden, wie eine Gesellschaft (und seien Nachbarn, denn auch diese Interaktion oder eben deren Fehlen) sich dann bis zum "spielfertigen Mittelalterklon" entwickelt haben soll. Der StatusQuo fußt halt auf seiner Geschichte, wie auch immer die dann aussehen sollte.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 15.09.2025 | 14:50
Also vielleicht Tochterthreads? "Wie wäre eine realistische Gasellschaft in Toril, Golarion, Dere strukturiert, wenn wir als "realistisch" den Regelstand und die Gegebenheiten der jeweils aktuellen Spieledition von DnD, Pathfinder, DSA annehmen?"

Ja, wäre vielleicht sinnvoll. Ich Naivling hatte halt gedacht, das könnten wir hier alles in einem Thread sammeln _und_ dann noch parallel über logische Entwicklungen nachdenken, aber das konflationiert wohl zu viele Baustellen.

Und ja, grundsätzlich hast du natürlich Recht, dass die meisten Settings sowas wie das Euro-Mittelalter darstellen _wollen_. In der Praxis wird es halt dann meist etwas... wirr.

(Als erstes fallen mir da die Flusskönigreiche von Golarion ein, also da wo man in Kingmaker sein eigenes Reich aufzieht... mit mittelalterlichen Gepflogenheiten hat das alles wenig zu tun. Angefangen bei einem Volk, das sofort in Unruhe verfällt, wenn der vermeintliche Herrscher es WAGT, sich und seinen Gefährten ein Gehalt oder auch nur Spesen aus der Staatskasse auszuzahlen.)

In meinem Setting habe ich dafür die Gargoyles mit Sinn erfüllt, die zur Abwehr fliegender Bedrohungen auf den Mauerkronen und Dachkanten hocken. Nebst Attrappen, damit Angreifer sich nicht sicher sein können.

Ich erinnere mich, hast du schonmal erwähnt, ja das find ich recht stylisch. ^^

Zitat
Ich denke nicht, dass Herrschaft an "die Macht zu töten" geknüpft ist. Dafür gibt es zu viele Gegenbeispiele. Vielmehr geht es da um Charisma und die Leute davon zu überzeugen, dass man selbst der/die Richtige für den Job ist.

Ja, sowas wollte ich auch schon die ganze Zeit mal geschrieben haben, aber ich kam nicht auf die richtige Formulierung. Das stimmt natürlich.
Auf RPG-Systeme bezogen bevorzugt das also entsprechend Klassen mit CHA als Hauptattribut.  ;)

Zitat
In meinem Setting können Magier prinzipiell Herrscher sein. ABER die meisten agieren in einem globalem Orden und müssen einen magischen Eid schwören, der sie daran hindert, ihre Magie zu verwenden, um sich zur Herrschaft aufzuschwingen.

Das ist glaub ich ziemlich ähnlich wie es für Aventurien erklärt ist. Wobei ich mich nicht erinnere, ob es da sowas wie "Hexen"verfolgungen gab, aber zumindest war es iirc eine direkte Konsequenz der Magierkriege, die weite Teile des Landes in dampfende Schlacke verwandelt hatten. Demnach also eher eine FSK um sowas hinkünftig zu verhindern.

In den Forgotten Realms ist man da nicht so zimperlich. ZB Waterdeep wird von einem Rat regiert, der zumindest teilweise aus mächtigen Magiern besteht (zB Khelben Blackstaff). Rashemen steht unter der Herrschaft eines Hexenzirkels. Von diversen Bösen Gebilden wie Zhent oder Thay mal gar nicht zu reden.

Achja, das möchte ich auch noch kurz wiederholen, hatten wir schonmal in einem älteren Thread:
Wie Magie von der Bevölkerung gesehen wird, hängt natürlich stark damit zusammen, wie die Magie selber so drauf ist. Wenn Magie eine eher düstere Angelegenheit ist, die zB viel auf Opferungen basiert und eher destruktiv ist, wird Max Mustermann auch die Zauberwirker eher fürchten. Wenn Magie eher gutartig ist und sowas bedeutet wie unendlich frisches Wasser, gedeihende Pflanzen und beleuchtete Straßen, wird man froh um jeden sein der solche Künste beherrscht.

Das ist ja auch noch so ein Manko vieler RPG-Magiesysteme, dass Alltagsmagie dort meist komplett ignoriert wird, sodass man nichtmal weiß ob es nun schlicht keine _gibt_, oder ob die zugehörigen Zauber nur nicht im Regelwerk drinstehen weil sie vermeintlich für SC irrelevant sind. So gibt es zB in Splimo zwar "Eis erschaffen" aber nicht "Wasser erschaffen", und man kann eine einzelne Pflanze schnell wachsen lassen, aber mehr ist in Punkto Nahrungserzeugung nicht vorgesehen. Umgekehrt sind zB viele Alltagszauber, die in DSA als eigene Formeln existieren (und separat für teuer Punkte gesteigert werden müssen, wenn man sie haben will), also sowas wie "Ohne Kamm", "Ohne Seife" und dergleichen, in D&D einfach pauschal unter Prestidigitation zusammengefasst.
Und da kann man auch drüber diskutieren, wie plausibel es ist, dass es in der magischen Bibliothek zwar hunderte Möglichkeiten gibt, einem Gegner in den schillerndsten Farben eins überzubrennen, aber keine einzige Formel um daheim gemütlich einzuschüren ohne Holz hacken zu müssen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 15.09.2025 | 15:05
Edit: ach ja, das wollte ich auch noch los werden:
Ich denke nicht, dass Herrschaft an "die Macht zu töten" geknüpft ist. Dafür gibt es zu viele Gegenbeispiele. Vielmehr geht es da um Charisma und die Leute davon zu überzeugen, dass man selbst der/die Richtige für den Job ist.

Nun, auch da kann geeignete Magie prinzipiell helfen. Selbst D&D hat ja heutzutage Klassen, die direkt mit Charisma zaubern, so daß ein einigermaßen talentierter Angehöriger der richtigen Zaubererklasse die Fähigkeit, Andere zuallererst mal "ganz mundan" zu beeindrucken, zwangsläufig ohnehin schon mitbringt und dann mit geeigneten Zaubertricks womöglich noch mal nachlegen kann... ;)

Es ist also auf der einen Seite richtig, daß reines Vernichtungspotential mit Autorität eher wenig zu tun hat -- selbst ein halbwegs gekonntes Verbreiten von Angst und Schrecken braucht mehr als nur die Fähigkeit, Leute nach Belieben tot umfallen zu lassen, und über Leichen läßt sich normalerweise schlecht herrschen (Nekromanten sind dann wieder ein Sonderthema >;D). Auf der anderen Seite mag aber subtiler eingesetzte Magie durchaus auch Herrschern und Diplomaten einige Vorteile gegenüber ihren reinen Muggelkollegen bieten -- je nachdem halt, wozu außer Feuerballwerfen sie sonst noch taugt.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 15:12
Wer schmökern mag: ich habe einige ältere Threads ausgegraben, die zu diesem Thema hier passen.

"Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128563.0.html)

Warum werden die Welten nicht von Magiern Regiert ? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,107812.0.html)

Simulation vs Konsistenz (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,100187.0.html)

Setting/Magieregeln zum Einfangen der Magiewirker (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,117480.0.html)

 [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,61525.0.html)

[Rant] Warum ich keinen Realismus mag (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,77956.0.html)

Wirkung von Magie in der Spielwelt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,86355.0.html)


Letzterer war meiner aus 2013  ;D

Mehr dann später von mir  :d
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 16:09
Um die Threadfrage zu beantworten ein paar Axiome, damit der Kontext auch passt:

- gesellschaftlich hoch entwickelte Zivilisation in klassischem mitteleuropäischen Fäntelalter-Rahmen
- phantastische Völker existieren und sind im Alltag präsent
- Magie existiert und ist im Alltag präsent, ihr Wirken wird mit einer Mischung aus Ehrfurcht und latenter Angst gesehen
- Götter existieren, Glaube wird auch durch "Wissen" getragen, Priester können göttliche Macht kanalysieren, es gibt gute und böse Götter/-Diener
- Alltagszauber existieren in geringem Maße
- magische Gegenstände und Materialien sind vorhanden, aber sehr selten
- die entvölkerten Landstriche sind gefährlich, daher haben sich weniger und dafür größere Communities/Städte gebildet



Eine Gesellschaft in einem klassischen Fantasy-Setting wäre grundsätzlich der Gefahr der "Wildnis da draußen" ausgesetzt. Man findet sich in wenigen, dafür größeren Gemeinschaften zusammen. Daher wird es in den meisten Gemeinschaften auch Zauberwirker arkaner und göttlicher Macht geben. Ebenso wird es sehr kompetente mundane Leute geben (Krieger, Schurken) und einige wenige Hybride (Waldläufer, Paladine).
Diese Leute sind normaler (!) Bestandteil ihrer Gemeinschaft und tragen etwas zu ihrem Bestehen bei (weil gefährliche Wildnis da draußenTM ) und andererseits nutzen einige Individuen ihre außerordentlichen Fähigkeiten für persönlichen Reichtum, Macht, Einfluss und Wachstum.

Könnten/Dürften die Leute wählen, wer würde sie durch diese gefährlichen Zeiten führen?
Gäbe es einen gewählten Rat oder einen Alleinherrscher? Würde man den dreiklang der Professionen dabei berücksichtigen? (Mundan, Göttlich, Arkan)

Gäbe es vererbtes Recht, welcher Profession würden die Herrschenden nachgehen? welche Aus-/Bildung würden die reichen Eltern ihren Sprösslingen angedeihen lassen? Welche Mittel stünden zur Verfügung? (Hofmagier, Klerus in eigener/gesponsorter Kapelle) Welche Probleme könnte Reichtum allein nicht lösen?

Wäre ein starker Totalitarismus plausibel? Herrscht der/die Stärkste? Und welche Klasse wäre das? (Vermutung meinerseits: Magier oder Priester!)
Wie schnell könnte sich ein Alleinherrscher mit der Etablierung seiner Gefolgsleute unantastbar machen? (siehe aktuelle Tendenzen in der Realwelt)

Wäre ein Führung durch kontrollierten Handel seltener und mächtiger Rohstoffe denkbar? Sind diese Ressourcen für Zauberwirker obligatorisch? Was verändert sich dadurch?



Für mich kommen hier sehr viele Themen zusammen, die Spaß machen in eine halbwegs plausible Welt zu gießen.

Jetzt habe ich viele Fragen und lose Enden aufgeschrieben.
Später werde ich mich an die Antworten und eine vermeintliche Plausibilität setzen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 16:31
Charisma und Führung.
Heute in der hiesigen Wirtschaftspsychologie kein Novum mehr. Aber Charisma wirkt.
(Links: diabolisches Charisma (https://www.ralf-lanwehr.de/trumps-diabolisches-charisma/) und charismatische Führung (https://wpgs.de/fachtexte/fuehrung-von-mitarbeitern/charisma-charismatische-fuehrung/) als realweltliche Beispiele)

Auf Rollenspiele mit klassischen Attributen bezogen bedeutet das, dass eine Führungspersönlichkeit Charisma überdurchschnittlich ausgeprägt haben sollte. Zudem ist wissenschaftlich gesichert, dass man Charisma auch trainieren kann .. .also schön Punkte aufsparen und investieren. Paladine eignen sich besonders, weil sie auch gleich einen klaren Weg, einen Wertekompass und einen satten Background mitbringen.
Bei den klassischen ADHS-Barden, unsteten Hexern und Co fehlen wichtige Elemente, die ihnen eine objektive Führungsrolle so präsent auf den Leib schneidern, wie es beim Paladin wäre.

Bei Wahlen hätte ein Paladin also gute Chancen zu gewinnen.



Sodele, die kleine Luzibrut ruft - melde mich später mit weiteren Ideen, wie eine Gesellschaft strukturiert sein könnte.
Wollte den Gedanken zu Charisma aber noch dalassen, weils schon angesprochen wurde.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: unicum am 15.09.2025 | 16:33
Und da kann man auch drüber diskutieren, wie plausibel es ist, dass es in der magischen Bibliothek zwar hunderte Möglichkeiten gibt, einem Gegner in den schillerndsten Farben eins überzubrennen, aber keine einzige Formel um daheim gemütlich einzuschüren ohne Holz hacken zu müssen.

Meine Hexe (midgard) hatt einen Zauber "3 Wetter Taft" - Sturm - Regen - Drachen - Orks - Schnee - Die Frisur hält!"
aber der ist natürlich nicht kanon,...
In vorherigen Versionen von Midgard gab es etwa auch "Schreiber beschwören" - der konnte dann Bücher kopieren, fehlerfrei.
Aber das sind so ein paar wenige Ausnahmen.

Schon Goethe war da mit dem Zauberlehrling auf dem richtigen weg,... ein sehr praktischer Gedanken den Besen zum Wasserholen zu schicken.

Zur Sache mit "Mächtigen Zauberern in der Politik": Bei World of Warcraft fand ich Jaina Proodmore anfangs echt als nerfend später aber mit ihrem "Ich wollte immer nur studieren" sah ich aber auch irgendwie wie jemand der eigentlich nicht nach der Macht interessiert ist, da reingezogen werden kann, eben weil die Person einfach etwas kann und es eben sonst keiner macht.

Analog dazu: Stargate SG1 - Commander Jack O'Niel der eigentlich lieber an seinem See angelt als auf Abenteuer zu gehen. (Und sein Schauspieler der hingeworfen hat um sich um seine Familie zu kümmern anstatt weiter fette Kohle zu scheffeln).

In etwa das ist es was ich gerade für ein Setting entwickle - da gibt es eine intelligente Entität auf einer Insel, die überaus mächtig ist, aber absolut keinen Bock auf Politik hat und lieber weiter forscht, Bücher liest und Rosen schneidet. Natürlich kommen trozdem immer wieder Leute zu ihr wegen "Hilfe".

Hat etwas von dem "guten Diktator" - also ein Diktator der als Amtshandlung erstmal die Diktatur abschafft, sich dann aber ggf über die Unfähigkeit der Demokraten ärgert.

Aber ja, es mag solche Leute geben aber über die lesen wir eben nie etwas in den Zeitungen. Wir lesen über Elon Musk und ähnliche Gestallten die "Technomancer" unserer Zeit.

Auf der anderen Seite sind solche Zauber ja für einen Dungeoncrawlenden Zauberer ja wenig wert und wenn er aus dem Dungeon kommt hat er genug Kohle um jemanden zu bezahlen der solche "niederen" Tätigkeiten wie Holzhacken zu verrichten.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Quaint am 15.09.2025 | 16:34
Ich weiß ja nicht. Irgendwie ist das Thema des Threads sehr breit. Ich weiß gar nicht ob sich da allgemeine Aussagen treffen lassen über verschiedene Settings hinweg. Und ich weiß nicht, ob irgendwelche Aussagen zu einzelnen Settings viel helfen.

Ich werf mal ein bissle was zu einem meiner Fantasysettings ein. Niholim heißt das. Dort spielt man normalerweise so göttliche Champions, die weitreichende Befugnisse haben, so bissle Fantasy Judge Dredd. Und die können halt nicht nur selbst tatkräftig sein, sondern eben z.B. auch Truppen kommandieren oder wie ein Richter verschiedene Strafen verhängen und sie gegebenenfalls auch selbst durchsetzen. Eigentlich alle Niholim haben auch Zauberkräfte. Sie sind aber etwas Abseits der normalen Gesellschaft, haben eine Sonderrolle. Die erleben auch Abenteuer, sind aber normalerweise nicht finanziell motiviert.
Es gibt ansonsten so ne art totalitären oder absoluten Adel, aber wenn die sich daneben benehmen, können sie jederzeit durch die Niholim, diese göttlichen Champions, abgesägt werden.
Ansonsten ist die Gesellschaft recht divers, denn das Reich des dortigen Gottkaisers erstreckt sich über mehrere Welten. Man kommt halt mit Weltentoren oder auch so Art fliegenden Segelschiffen vom Fleck (Spelljammer lässt grüßen). Teils gibt es auch Welten, die noch dabei sind, ins Reich eingegliedert zu werden, da kann man auch mal in die Wildnis gehen und einen kriegerischen Stamm oder paar Monster platt machen. Allgemein hat man aber durch hochentwickelte Magie teils Ähnlichkeiten zur modernen Welt - etwa sind Millionenstädte nicht selten.
Alltagsmagie gibt es durchaus. Und die Welt ist in Teilen fast schon utopisch, allerdings gibt es auch schreckliche Bedrohungen, wie etwa Titanen.

Natürlich kann man da auch irgendwelche Vigilanten spielen und auch sowas wie Söldner existieren.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 15.09.2025 | 16:39
Um die Threadfrage zu beantworten ein paar Axiome, damit der Kontext auch passt:

- gesellschaftlich hoch entwickelte Zivilisation in klassischem mitteleuropäischen Fäntelalter-Rahmen
- phantastische Völker existieren und sind im Alltag präsent
- Magie existiert und ist im Alltag präsent, ihr Wirken wird mit einer Mischung aus Ehrfurcht und latenter Angst gesehen
- Götter existieren, Glaube wird auch durch "Wissen" getragen, Priester können göttliche Macht kanalysieren, es gibt gute und böse Götter/-Diener
- Alltagszauber existieren  in geringem Maße
- magische Gegenstände und Materialien sind vorhanden, aber sehr selten
- die entvölkerten Landstriche sind gefährlich, daher haben sich weniger und dafür größere Communities/Städte gebildet



...

Ich denke die "Axiome" sind schon auf 2 Ebenen, die grünen sind wirklich "Physik", die anderen sind dann bereits die mal mehr, mal weniger begründete Annahme, dass sich aus der Physik etwas entsprechendes als Gesellschaft entwickelt hätte.

An Physik fehlt mir noch der mögliche "Preis" und die Grundvoraussetzungen von Magie (beide Arten) , sowie die angesetzten Limitationen und wie die Magie bzw. auch die priesterliche Macht (und ggf die Götter gar selbst) sich über die Zeit entwickelt haben.
Auf der anderen Seite ist zu schauen, was denn die Wildnis und ihre "Monsterbewohner" definiert und im Überlebenskampf anführen können. 

Im Prinzip müsste man auch noch die Landkarte haben und überlegen, wo sich die einzelnen Völker alle mal gebildet haben und dann diese Entwicklung "durchspielen". Dann können denke ich auch verschiedenste "Lösungswege" mal versucht worden sein und sich dann mal besser, mal schlechter gehalten haben.

Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: 1of3 am 15.09.2025 | 16:58
Man müsste dann zuerst mal sagen, was Magie tut und was sie kostet. Und zwar für jeden einzelnen möglichen Effekt.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 15.09.2025 | 17:06
Man müsste dann zuerst mal sagen, was Magie tut und was sie kostet. Und zwar für jeden einzelnen möglichen Effekt.

Yep.

Ich meine, Magie unterscheidet sich ja schon zwischen beispielsweise D&D und Call of Cthulhu ganz gehörig -- und dabei haben beide Systeme immer noch einschlägige Gemeinsamkeiten wie "Für jeden kleinen Scheiß gibt es einen eigenen Zauber, der separat gelernt werden will" und "Magie funzt einfach nur so-und-so-oft am Tag" (halt mit unterschiedlichen Gelegenheitskosten)! ;)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 15.09.2025 | 17:47
@BobbaFett

darf ich all jene hinzufügen wo Chars sozial integriert sind wie wahrscheinlich Glorantha, STA usw

@Luxferre

was können Magier, ich wüsste nicht warum z.b. Deryni Festungen überflüssig machen sollten

@andymk

sagen wir besser glaubwürdig
so glaubwürdig wie Wikinger neben Renaissance Staaten sein können

btw nichts in deiner Liste außer Burgen ist spezifisch mittelalterlich, alles gab es davor und danach
Fäntelalter mit DnD meist Renfair passt da besser

@Feuersänger

Hexenverfolgungen starteten spätestens mit den Priesterkaisern also vor den Magierkriegen

Je nach Spiel und Setting gehe ich ggf davon aus im RW haben wir die SC und ggf noch Abenteuerspielrelevante Magie.
 ansonsten was macht der Magierkönig erhöht die Ernte um 10 Prozent bedeutet er hat gerade das Spiel geändert

@unicum

Cinncinatur vs Sulla
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 18:28
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Luxferre am 15.09.2025 | 18:49
Was ich als plausibel erachte:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)



Ich denke, dass Magiewirker den mundanen Bewohnern einer klassischen Fantasywelt grundsätzlich im Vorteil sind.
Natürlich gilt dies umso stärker, desto simulationistischer System und Setting daherkommen.

Kurze Abrisse zu den 3 Säulen Arkan, Göttlich, Mundan:

ARKAN
Wenn Magiewirker die Arbeit von Mundanen in Bruchteilen erledigen können, dann machen gewisse mundane Berufe wenig bis keinen Sinn mehr.
Wenn Magiewirker Kontrolle über Geist und/oder Körper haben können, dann wäre die Versuchung dies im Alltag zu nutzen immens hoch und würde gesellschaftlich weitreichende Folgen haben.
Wenn Magiewirker unerkannt bei ihren Taten sein können, dann siehe wie vor.

GÖTTLICH
Wenn Götter real sind, dann wäre der Klerus der weltliche Arm der mächtigsten Wesen.
Dies hätte benefalls weitreichende Folgen, wie Macht zB Macht über die Mundanen. Wunderwirken nur gegen Gebühr/Zoll/Glaubensbekenntnis.
Wunderwirken kann für eine sehr gesunde Gesellschaft sorgen. Dies wäre ein starker Wettbewerbsvorteil denen gegenüber, die auf diese Ressource nicht zugreifen können.
Göttliche (gut wie böse) Helferlein zu rufen wäre für die Normalsterblichen mit teils verheerenden Folgen verbunden.

MUNDAN
Mundane Leute würden versuchen mit ihren gegebenen Mitteln mithalten zu können. Sich göttlichem oder arkanen Einfluss zu erwehren oder auch mundane Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Mundane würden versuchen ihre Handwerke einzigartig und für Magie nicht kopierbar zu machen.
Mundane wären sehr erfindungsreich jede Lücke oder Ressource für Zauberei zu nutzen (FS sprach von Fliegen übers wasser nicht möglich - auch mein favorisierter Punkt!) und gegen die arkanen oder Göttlichen zu wenden.
Andererseits würden die Mundanen, die unter einer guten Herrschaft leben und den Luxus genießen können, wenig Anlass sehen sich aufzulehnen.




FAZIT
In meiner persönlichen! Betrachtung hätten die Mundanen den Arkanen und Göttlichen gegenüber das Nachsehen.
Weiterhin wäre mein take aus diesem Diskurs, dass sich die Arkanen und Göttlichen die Macht teilten und wahrscheinlich miteinander im Clinch lägen.
Die Mundanen sind zwar in der Überzahl, aber es ist schlicht sehr gefährlich sich mit den anderen Beiden anzulegen.
Politisch würden die Mundanen wahrscheinlich alles daran legen, dass sich die Arkanen und die Göttlichen gegenseitig kleinhalten.
Gemessen an den realweltlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte würde ich fast vermuten, dass ein übergreifender Krieg dieser Fraktionen fast unvermeidbar wäre.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 15.09.2025 | 19:22
Was ich als plausibel erachte:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Das kann man auch kürzer fassen: "Es ist halt eine klassische D&D-Welt". Was dann wiederum andere Spielarten von Fantasy gleich wieder mehr oder weniger 'subtil' von der Diskussion ausschließt...
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Runenstahl am 15.09.2025 | 19:37
Das alles ist stark vom jeweiligen Setting / Regelwerk abhängig. In der Regel versucht man ja dafür zu sorgen das alle Klassen ungefähr gleich stark sind. Insofern ist eine automatische Dominanz von Magiern oder Priestern mMn nicht automatisch gegeben.

Wenn wir bei D&D bleiben: Toll das der Magier für 50 Gold eine dauerhafte Fackel erstellen kann. Aber der normale Bauer der bei Dunkelheit eh ins Bett geht wird sich das Geld lieber sparen, besonders weil er dafür auch 5000 (!) normale Fackeln kaufen kann (die er nie im Leben aufbrauchen wird). Und das ein sehr hochstufiger Magier in der Lage ist sich und andere 1-2x täglich zu teleportieren wird normale Transportunternehmen (Schiffe, Kutschen etc.) auch nicht überflüssig machen. Und ja, Zauber wie Charm Person etc. sind natürlich gefährlich, aber deren Wirkung ist meist Zeitlich begrenzt und danach dürfte es Konsequenzen seitens der jeweiligen Behörden geben.

Es gibt tatsächlich ein paar Zauber die zwar im Grund harmlos sind aber mMn tatsächlich Auswirkungen auf das Setting haben dürften (Mold Earth ist so ein Beispiel, hier kann man alle 6 Sekunden 2,25m2 Erde bewegen !). Hier haben sich die Designer nur Gedanken über die nützlichkeit im Kampf oder Abenteuer Gedanken gemacht, aber nicht darüber was normale Arbeiter davon halten wenn der Magier ihre Tiefbaufirma kaputt macht.

Welche anderen Zauber sind denn potentiell noch dazu geeignet normales Leben auf den Kopf zu stellen ?
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 15.09.2025 | 19:58
Welche anderen Zauber sind denn potentiell noch dazu geeignet normales Leben auf den Kopf zu stellen ?

Kommt auf die Edition an. In der fünften können ziemlich viele Klassen gleich auf Stufe 1 potentiell den "Mending"-Cantrip nehmen, der sich praktisch beliebig einsetzen läßt (solange man jeweils die Minute Zeit für ihn hat, ansonsten halt "at will") und für viele -- nicht alle, aber eben doch ziemlich viele -- gängige Alltagsreparaturen einen Muggel-Handwerker schlicht ersetzt. Das klingt auf den ersten Blick noch nicht furchtbar revolutionär, ist aber eben etwas, was jeder Barde, Kleriker, Druide, wie-auch-immer-sie-Sorcerer-noch-mal-übersetzt-haben, und Magier gleich als Anfänger aufgeschnappt haben kann.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 15.09.2025 | 20:26
Eine Sache, die in einem der von Lux verlinkten alten Threads als Vorschlag aufkam (ich habe mich da überall mal durchgeklickt zwecks Auffrischung der Erinnerung), zum Thema Mundane/Magic-Balance:
nämlich, dass es Mundane mit besonderer Magieresistenz oder -immunität geben könnte, die quasi weltintern als Gegengewicht zu den Zauberern stellen. Ich habe diese Idee seither nicht weiter verfolgt, finde sie aber eigentlich ganz sympathisch.

Mehr später, grad nur am Handy und es ist mühsam.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.09.2025 | 22:00
Alternativ könnte es simple Antimagie-Effekte geben, die auch Mundane einfsch benutzen können.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Yney am 15.09.2025 | 22:41
Welche anderen Zauber sind denn potentiell noch dazu geeignet normales Leben auf den Kopf zu stellen ?

Magie, die Lügen sicher entdeckt macht viele Ermittler der Stadtwache überflüssig. Gleiches gilt für den Bedarf an Juristen in Strafverfahren.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 15.09.2025 | 23:12
Magie, die Lügen sicher entdeckt macht viele Ermittler der Stadtwache überflüssig. Gleiches gilt für den Bedarf an Juristen in Strafverfahren.

Das ist allerdings hartes Cherrypicking: einerseits nimmst du hier die Stadtwache in der Rolle einer quasi modernen Polizei an, die Ermittlungsaufgaben wahrnähme. So etwas gab es historisch halt einfach nicht. Andererseits nimmst du an, wenn es schon solche Lügen-entdecken-Zauber gibt, dürfe man die auch einfach so anwenden, ohne Schutz vor Selbstbezichtigung oder dergleichen.
Es hat schon seinen Grund, warum Lügendetektoren IRL keine große Rolle bei Ermittlungen spielen -- selbst wenn sie mit 95% Genauigkeit arbeiten, kann es schon bei 20 Verdächtigen halt locker passieren, dass sie bei einem Unschuldigen anspringen. Zack hast du 2 Dringend Verdächtige (den echten Täter und den Falschen), und die Zuverlässigkeit ist damit auf 50% gesunken. Und wehe, der Polygraph gibt beim Unschuldigen ein Falsch-Positiv während der echte Täter durchschlüpft...

...und dabei liefert auch solche Hellsichtsmagie in den meisten gängigen Systemen keine 100 und auch keine 95%ige Sicherheit. Bspw in D&D 5E ist die Chance, seinen Save zu schaffen, selten schlechter als 35%. Für Ermittlungszwecke - wenn wir mal hinnehmen dass sich ein hinreichend modernes Strafverfolgungssystem etabliert hat - gänzlich unbrauchbar. Da kannst du auch gleich Daumenschrauben benutzen und wer zuerst schreit, der war's.
Ebenso wie sich auch andere "Ermittlungsmagie" in die Irre führen ließe. Selbst wenn man Speak with Dead benutzt um den Toten selber zu fragen wer ihn umgebracht hat -- hat der Täter sich zB mit Disguise Self getarnt, trägt einen die Befragung nur weiter weg von der Lösung des Falls.

--

That said, zur Ausgangsfrage von Runenstahl:

Zitat
Welche anderen Zauber sind denn potentiell noch dazu geeignet normales Leben auf den Kopf zu stellen ?

Wieder je nach System? ^^
Bspw in D&D und Ablegern gibt es "Mending", womit man kostenlos und quasi augenblicklich beschädigte Gegenstände reparieren kann. Das hätte wohlschon einen Einfluss auf entsprechende Wirtschaftszweige (Flickschuster etc).
Das oben angesprochene "Disguise Self" (Grad 1) ermöglicht alles Mögliche an Schindluder. "Ah, Eure Eminenz möchten die Schatzkammer besichtigen, sehr Wohl Eminenz, hier lang Eminenz". --> bei hinreichender Verbreitung dürften freilich solche Tricks bekannt sein und vorbeugende Gegenmaßnahmen erzeugen.

Generell auch hier wieder, aufgrund der Natur der Zauberlisten ist es erstmal wesentlich wahrscheinlicher, mit Zaubern Unsinn zu treiben als das Leben auf ehrliche Weise zu verbessern.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Alexandro am 16.09.2025 | 00:17
GÖTTLICH
Wenn Götter real sind, dann wäre der Klerus der weltliche Arm der mächtigsten Wesen.
Dies hätte benefalls weitreichende Folgen, wie Macht zB Macht über die Mundanen. Wunderwirken nur gegen Gebühr/Zoll/Glaubensbekenntnis.
Wunderwirken kann für eine sehr gesunde Gesellschaft sorgen. Dies wäre ein starker Wettbewerbsvorteil denen gegenüber, die auf diese Ressource nicht zugreifen können.
Göttliche (gut wie böse) Helferlein zu rufen wäre für die Normalsterblichen mit teils verheerenden Folgen verbunden.

Wenn die Götter nicht direkt agieren können, sondern nur über ihre Kleriker (und diese Kleriker durch ihre Macht beschränkt sind, wieviel göttliche Macht sie kanalisieren können), dann wäre es im Interesse der weltlichen Herrscher, dass Kleriker nicht zu mächtig werden.
Magier mögen auch über Macht verfügen, aber sie verfolgen damit nur ihre eigenen Interessen. Götter dagegen sind unsterbliche, extraterritoriale (bzw. sogar extradimensionale) Entitäten, welche sich in die Belange von Menschen einmischen. Das ist um einige Stufen krasser, als wenn z.B. China überall auf der Welt Frachthäfen unter seine Kontrolle bringt: da wird tatsächlich ein moralisches System über die Welt gestülpt, bei dem die Kleriker per definitionem oben stehen (weil sie den direkten Draht zu den Göttern haben), und eben auch ein Gang nach Kanossa nichts bringt, um einen Ausgleich zu schaffen.
Da bleibt den Herrschenden eigentlich nichts anderes übrig, als das Klerikerproblem an der Wurzel zu beseitigen (oder es zumindest zu versuchen).
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Kurna am 16.09.2025 | 00:22
Ist aber auch ein wenig eine Henne-Ei-Frage. Wenn die Götter von Anfang an da sind und ihre Kleriker pushen, werden sich vielleicht nie rein weltliche Herrscher entwickeln können.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Alexandro am 16.09.2025 | 00:28
Ja, das denke ich auch.
Eine Gesellschaft, wo der Klerus nur "Dienstleister" ist, erscheint mir wenig plausibel unter diesen Voraussetzungen, ebensowenig wie eine mittelalterliche Ständegesellschaft.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 16.09.2025 | 01:14
Bei der Frage nach Göttern und deren Bodenpersonal falle ich dank frühjugendlicher Lesegewohnheiten immer mal wieder ganz gerne auf die überlieferten mythischen Geschichten der ollen Hellenen zurück: da sind die Götter absolut aktiv und auch in der Welt selbst präsent, und es gibt definitiv auch eine Priesterschaft als offizielle Vermittler...aber die letzteren beziehen daraus eben keine großartige spezielle "Magie", sondern haben aufgrund ihrer Position und vermutlichen Verdienste beim Opfern, rituellen Verehren, und dergleichen mehr bestenfalls eine bessere Chance als "gewöhnliche" Sterbliche, daß eine vertraute Gottheit doch mal den guten Willen zeigt, eine ihrer Bitten auch zu erhören.

Und wenn man sich so anschaut, was für göttliche Beziehungen ansonsten gar nicht großartig durch die Priesterschule gegangene Helden dort teilweise schon pflegen...dann ist daran eigentlich schon gar nichts mehr groß "magisch" (außer natürlich den Kräften und Möglichkeiten der Götter selbst), sondern dann reden wir wirklich nur noch über Vitamin B. Womit eine Spielwelt natürlich grundsätzlich auch arbeiten kann.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 16.09.2025 | 06:57
Bei dem fantasy typischen Götterreigen graben die sich doch gegenseitig das Wasser ab. Gut möglich, dass das selbstregulierend ist.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Crimson King am 16.09.2025 | 07:32
Bei dem fantasy typischen Götterreigen graben die sich doch gegenseitig das Wasser ab. Gut möglich, dass das selbstregulierend ist.

Das sollte sich dann aber in massive Konflikte bei den Followern übertragen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 16.09.2025 | 07:52
Das sollte sich dann aber in massive Konflikte bei den Followern übertragen.

Nicht zwingend. Bzw. die Konflikte könnten auch eher als "Werbeschlacht" ausgetragen werden. Läuft Missionierung besser mit Schwert oder mit Keksen? Tote Leute können nicht beten... (oder nur zu den Falschen  ;) )
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 16.09.2025 | 09:02
Was heißt da "das Wasser abgraben"? Götter zumindest desselben Pantheons (und wieviele davon es in der Spielwelt überhaupt gibt, kann frei festgelegt werden) stehen traditionell einfach nicht in hochkapitalistischer Erzkonkurrenz um Exklusivansprüche auf den hinterletzten Lohnsklaven Kunden Anbeter, sondern die sind im selben Team und betreiben schlicht Arbeitsteilung, um die Welt am Laufen zu halten...

...ist die Idee von schlichtem Polytheismus wirklich so weit aus der Mode gekommen, daß die Leute schon bei dem reinen Konzept Verständnisprobleme kriegen? :think:
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: 1of3 am 16.09.2025 | 09:27
Magie, die Lügen sicher entdeckt macht viele Ermittler der Stadtwache überflüssig. Gleiches gilt für den Bedarf an Juristen in Strafverfahren.

Ich denke, da kann man tiefer reinschauen. Wenn man Lügen magisch erkennen kann, dann ist das ein Werkzeug von Ermittlern. D.h. entweder ist der typische Ermittler ein solcher Magier. Oder wenn es so komplziert ist diesen einen Zauber zu können, wird das eine sinnvolle Spezialisten-Position. Man heuert also einen Magier an, der Daumen hoch, Daumen runter sagt, und bei diversen Fällen assistiert. Womöglich macht der noch andere Sachen, wenn man automatisch andere Zauber mitbekommt und das Aufkommen am Ort für kriminalistischs Consulting nicht so hoch ist.

Das Vorhandensein spezifischer Zauber ist also auch nur eine Technologie und je nach der Wirkung und den Kosten wird sich die Ökonomie darum herum verschieben. Und wenn zum Feuerballen Fledermaus-Kot gebraucht wird - hallo D&D - dann werden Fledermaus-Kot-Zuliefer ein Wirtschaftszweig, sobald hinreichend viele Magier feuerballen.

Das heißt womöglich fallen gewisse Berufsbilder weg. Aber dafür kommen dann eben neue. Und fünf Schritte weiter gibt es dann Diskussionen über artgerechte Haltung von Fledermäusen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 16.09.2025 | 11:27
Was heißt da "das Wasser abgraben"? Götter zumindest desselben Pantheons (und wieviele davon es in der Spielwelt überhaupt gibt, kann frei festgelegt werden) stehen traditionell einfach nicht in hochkapitalistischer Erzkonkurrenz um Exklusivansprüche auf den hinterletzten Lohnsklaven Kunden Anbeter, sondern die sind im selben Team und betreiben schlicht Arbeitsteilung, um die Welt am Laufen zu halten...

...ist die Idee von schlichtem Polytheismus wirklich so weit aus der Mode gekommen, daß die Leute schon bei dem reinen Konzept Verständnisprobleme kriegen? :think:

Schau dir mal die FR an... erstens sind da mehrere Pantheone parallel vorhanden, und mindestens in dem Hauptpantheon gibt es diverse Feindschaften.

Edit: und wenn deine göttliche Existenz an der Masse deiner Follower hängt, fahren da etliche sicherlich die Ellbogen aus.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Crimson King am 16.09.2025 | 11:30
Das griechische Pantheon ist ein Hort der Zwietracht. Das nordische ist da anders gestrickt. Da hat man aber auch den einen oder anderen äußeren Feind.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 16.09.2025 | 11:49
Schau dir mal die FR an... erstens sind da mehrere Pantheone parallel vorhanden, und mindestens in dem Hauptpantheon gibt es diverse Feindschaften.

Edit: und wenn deine göttliche Existenz an der Masse deiner Follower hängt, fahren da etliche sicherlich die Ellbogen aus.

Aber du brauchst deine Göttergenossen, weil dein Portfolio alleine typischerweise nicht reicht, um deinen Anhängern das gedeihen, ggf gar nur das Überleben zu sichern. Alleine deswegen dürfte es ja Pantheons geben, welche irgendwie zusammen arbeiten. Du musst sie ja nicht mögen, aber du bist halt auch als eben nicht allmächtiger Gott irgendwo auf sie angewiesen.

Entsprechend auch in der Magie sind es die Limitationen, welche letztlich das Bild prägen. Allmächtiges X ist halt allmächtig, Fall abgeschlossen.

Interessant wird es doch da, wo Limitationen ziehen und folglich angefangen werden muss mit und um diese herum zu arbeiten.

Ich versuche Magie folgend zu limitieren:
> Magie kann ohne entsprechend schwierig zu beschaffene Essenzen ähnlich wie Ars-Magika-Vis keine dauerhaften Effekte erzeugen. Damit ist eine dauerhafte Versorgung Industrie alleine auf Evocation-Basis weitgehend raus.
> Die Welt ist ein Flickenteppich von Bereichen mit leicht anderer "Physik", insbesondere was Magie angeht und dort einer Chaos-Ordnung-Diametrie. Die falschen Zauber aber auch mythischen Wesen werden in den entsprechenden "falschen" Gegenden schwächer bzw. unzuverlässig. Aber die Grenzen lassen sich durch entsprechende (mühsame) Aktionen verschieben. Zu sehr in ein Extrem führt aber auch wieder zu unangenehmen Nebenwirkungen.
Gerade Langstreckenzauber werden damit schwierig und unsicher, da sie dann typischerweise mehrere solche Gebiete queren müssten. 
> Magie kann von einer Menge Leute und wesen in unterschiedlicher Stärke und Genauigkeit wahrgenommen werden. Aber damit kann auch ein erfolgreich zaubernder Magiern nie sicher sein nicht genau damit Aufmerksamkeit zu erzeugen.
> Zu einem Zauber gehört auch ein Verständnis des Vorgangs. Wer einen Zauber haben will, welcher ein Kleidungsstück aus Stoff erzeugt sollte Schneidern können oder er braucht einen speziellen Zauber, welcher aus genau vorgegebenen Bahnen genau ein bestimmtes Kleidungsstück erstellt - und das wird typischerweise kein besonders kompliziertes Kleidungsstück sein, da die benötigte Fertigkeit dann unveränderbarer Teil der "Zauberprogrammierung" sein muss. 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 16.09.2025 | 12:06
Schau dir mal die FR an... erstens sind da mehrere Pantheone parallel vorhanden, und mindestens in dem Hauptpantheon gibt es diverse Feindschaften.

Edit: und wenn deine göttliche Existenz an der Masse deiner Follower hängt, fahren da etliche sicherlich die Ellbogen aus.

Das wäre also ein "Ja" -- denn gerade den Machern von D&D unterstelle ich frecherweise schon, daß sie entweder (a) das Konzept selbst nicht recht verstanden haben oder es aber (b) ihrem teils ja schon recht fanatisch-christlichen US-Markt nicht unverdünnt zumuten wollten und deshalb "vertraute" Kirchenapparate, Zank zwischen den Konfessionen, und dergleichen mehr mit dazugepackt haben. ;)

Und was so'n richtiger Gott ist und nicht bloß YouTube-Influencer, dessen Status hängt zumindest aus meiner Perspektive auch gar nicht groß von der Zahl seiner Abonnenten ab, sondern für den ist das bestenfalls ein "Nice to have". In den Realms gibt's durch die Avatarkrise und Aos Neuregelung wenigstens einen metaplotbedingten ausdrücklichen Grund dafür, daß die Dinge dort jetzt so sind, wie sie eben sind, aber das läßt sich nicht einfach beliebig verallgemeinern.

Das griechische Pantheon ist ein Hort der Zwietracht. Das nordische ist da anders gestrickt. Da hat man aber auch den einen oder anderen äußeren Feind.

Die griechischen Götter haben so ihre Familienzwiste, in die auch schon mal persönliche sterbliche Favoriten oder Lieblingsfeinde hineinverwickelt werden können, sicher. Aber in einen großen Knatsch zwischen ihren organisierten Anhängern mündet das zumindest in den Sagen und Mythen nie -- wohl auch deshalb, weil's da über den einzelnen Priester speziell dieser oder jener Gottheit hinaus gar keine großen Einzelgemeinden gibt, sondern eh jeder dieselben unsterblichen Götter und ihre Launen eben ertragen muß.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 16.09.2025 | 12:12
- ad Götter:
Ja, es gibt zB in den FR zwischen einzelnen Göttern teilweise Feindschaften, ebenso aber auch Bündnisse und Freundschaften. Bei den Feindschaften geht es teilweise "nur" um Alignment-Konflikte, teilweise will aber auch der eine Gott dem anderen sein Portfolio wegnehmen.

Dennoch: sich gegenseitig "das Wasser abgraben" fußt wiederum auf einer sehr schrägen Idee von Polytheismus. Dass Fantasy-PT nicht direkt so funktioniert wie historisch hatten wir zwar schon gesagt, aber es ist trotzdem mE in den aller-aller-allermeisten Settings ausdrücklich NICHT so gedacht, dass sich ein Sterblicher eine einzige Gottheit aussucht und dann ausschließlich diese verehrt oder überhaupt anerkennt, so wie das hier teilweise durchklingt.
Zugegben: was so eine Denkweise befeuern könnte, ist die Unart von vielen D&D-Abenteuern, selbst zur Identifizierung simpler Symbole der Hauptgottheiten sowas wie einen DC10 Religion Check zu verlangen. Das würde also bedeuten, der durchschnittliche Commoner kennt 50% der Gottheiten nicht, und zwar komplett random. Man stelle sich einen Bauern vor, der noch nie von Chauntea gehört hat. Aber wie gesagt, das liegt nur an der gamistischen Unart, für jeden feuchten Furz eine Probe zu verlangen.

Also ich stelle mir Fantasy-Polytheismus so vor:
Man hat halt eine Schutzgottheit (Patron Deity), der man sich in Sachen Philosophie besonders nahe fühlt. Dennoch wird auch der Tyr-Anhänger vor einer Reise zu Shaundakul beten, bei einer anstehenden Geburt zu Lathander, und einen wichtigen Handel besiegelt man unter Anrufung Waukeens. Vielleicht schwört er Rache bei Hoar, opfert vor einer Seereise an Umberlee obwohl diese CE ist, und erbietet vielleicht sogar heimlich Beshaba Ehre um Unglück von sich abzuwenden.


--

Zitat
Das Vorhandensein spezifischer Zauber ist also auch nur eine Technologie und je nach der Wirkung und den Kosten wird sich die Ökonomie darum herum verschieben. Und wenn zum Feuerballen Fledermaus-Kot gebraucht wird - hallo D&D - dann werden Fledermaus-Kot-Zuliefer ein Wirtschaftszweig, sobald hinreichend viele Magier feuerballen.

Danke dass du mich erinnerst, auf den Punkt wollte ich auch noch zu sprechen kommen.

In meinem Setting gibt es zumindest die Ansätze einer regelrechten magischen Industrie, also zur Herstellung magischer Gegenstände. nach 3E-Regeln sind diese sehr teuer und verlangen 50% des Listenpreises an Materialien. Das heisst, die Verzauberung eines einfachen +1 Schwertes benötigt so viel Kokolores (in Form von Räucherwerk, Schmiedesalzen, Juwelen, Silberdraht, was weiß ich), dass man damit ein Dutzend Zulieferer einen Monat lang auf Trab hält, obwohl der Verzauberer am Ende für seine Arbeit gerade mal 2 Tage benötigt.

Jetzt wäre vielleicht die vernünftigere Lösung, mal die Kostenberechnung für magische Gegenstände komplett zu überdenken, aber ich wollte mit dem Setting ja gerade durchexerzieren, wie eine nach 3E-Regeln laufende Welt funktionieren würde.

--> das Ganze hat zu einer Art mago-industriellen Revolution geführt, wobei am Anfang der Kette die Ertragssteigerung in der Landwirtschaft steht, um möglichst viele Leute für andere Arbeiten verfügbar zu machen. Ich bin da ungefähr dabei rausgekommen, dass nur noch ca 1/4 bis 1/3 der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig ist, ungefähr 1/3 in "normalen" Berufen, und 1/3 quasi ausschließlich als Zulieferer für Verzauberer arbeitet, zB als Juwelier, Kräutersammler, Goldschmied, Alchemist usw.

--

EDIT:
Gerade mal rausgesucht -- zum Thema Verbreitung von Magie und deren wirtschaftlichem Impact hat vor 5 Jahren mal Der Oger einen sehr guten Vorschlag einer Einteilung gemacht, ich copypaste (ohne Quote-Tags für einfacheres Zitieren):

>>>>>
M0 - Stammeszauberer: Magie steckt in den Kinderschuhen - der Zauberer der Gruppe ist der Schamane oder Hexendoktor des Stammes, oder ein Ausgestoßener. Auf Anhieb fällt mir keine publizierte Kampagne an, die das widerspiegelt <snip>
Die Sicherheitsvorkehrungen sind (gemessen an späteren Epochen) primitiv.

M1 - Verbotene Künste Magie ist - zumindest den Normalsterblichen - Verboten. Das kann sich auf alle oder nur einen Teil der Magie (Kleriker, Magier, Druiden etc) beziehen. Ein Beispiel für eine solche Kampagne ist Dark Sun. Die Wirtschaftsform ist der Schwarzmarkt. Die Sicherheit ist vorwiegend darauf ausgerichtet, nicht erwischt zu werden.

M2 - Verlorenes Wissen Magie ist das Wissen eines untergegangenen Zeitalters. Nicht selten hat Magie etwas damit zu tun, dass es ein untergegangenes Zeitalter gibt. Sie wird als mysteriös, gefährlich und selten angesehen. Greyhawk und die anfänglichen Vergessenen Reiche gehen diesen Weg. Besitzer des Wissens hüten dieses - ihren Vorsprung gegenüber anderen Magiern - eifersüchtig. Wenn es einen Handel gibt, dann vermutlich nur informell und Tauschhandel. Um Zauberbücher oder Artefakte werden auch schon mal Kriege geführt, und die Sicherheitsmaßnahmen richten sich nach der Paranoia und Erfahrung ihres Besitzers. <snip>

M3 - Mystische Renaissance Magie ist hier alltäglicher, und in den Kosmopolen der Welt nichts ungewöhnliches. Die späteren Vergessenen Reiche wären ein Beispiel. Die ersten Gilden und Zünfte tauchen auf, da die Magier glauben, dass sie ihre Kunst so einfacher verbessern können. Reguläre Märkte und Geschäfte für magische Dinge Tauchen auf, wodurch diese häufiger werden. Die Sicherungen sind recht gut, und umfassen magische wie weltliche Fallen und beschworene Monster.

M4 - Magische Industrie Magie ist alltäglich. Es ist ein Handwerk wie viele andere auch, oder zumindest nichts ungewöhnliches. Fliegende Kutschen, Automaten, volle Beleuchtung bei Nacht. Vielleicht gibt es auch schon eine "Magische Umweltverschmutzung". Eberron wäre ein Beispiel für eine solche Welt. Der Markt wird vielleicht zunehmend von großen Gruppen dominiert. Magische Gegenstände sind Massenware, die Sicherungen sind sehr gut und umfassen meist mehrere Ebenen und Maßnahmen.

M5-Extraplanare Zivilisation. Ebenenwanderer, die aus allen möglichen Ebenen alles mögliche Anschleppen und zu Hause verhökern. Es gibt keinen Mangel, alles ist im Überfluss vorhanden (für den, der es sich leisten kann). Es wird vielleicht "1 GM-Läden" für Massenware geben. Die Sicherheit wird ansonsten der einer M4-Zivilisation ähneln.
<<<<<
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 16.09.2025 | 13:46
- ad Götter:
Ja, es gibt zB in den FR zwischen einzelnen Göttern teilweise Feindschaften, ebenso aber auch Bündnisse und Freundschaften. Bei den Feindschaften geht es teilweise "nur" um Alignment-Konflikte, teilweise will aber auch der eine Gott dem anderen sein Portfolio wegnehmen.

Dennoch: sich gegenseitig "das Wasser abgraben" fußt wiederum auf einer sehr schrägen Idee von Polytheismus. Dass Fantasy-PT nicht direkt so funktioniert wie historisch hatten wir zwar schon gesagt, aber es ist trotzdem mE in den aller-aller-allermeisten Settings ausdrücklich NICHT so gedacht, dass sich ein Sterblicher eine einzige Gottheit aussucht und dann ausschließlich diese verehrt oder überhaupt anerkennt, so wie das hier teilweise durchklingt.

Ja und nein. Also bei der Idee irdischer PTs gehe ich mit, aber mit Blick auf gerade D&D Settings sehe ich das da nicht. Auf die konkrete Umsetzung kommt es aber imo an, ob das dann in drm Sinne PT sind oder eher etwas anderes, ist nicht relevant. Deswegen schrieb ich fantasy typischer "Götterreigen". Wir müssten dazu mal verschiedene Settings nebeneinander legen.

Clerics in D&D sind in der Praxis monotheistisch ausgelegt, auch WENN es theoretisch mechanisch anders geht: Begegnet  bin ich dem noch nicht.
Die können ihre Gottheit im Prinzip wechseln, behalten aber ihr Level. Passiert ja auch durchaus in Romanen usw. Gerade für chaotische Götter und Clerics finde ich es daher absolut plausibel, dass die versuchen  sich ihre weltlichen Superstars auszuspannen.

Klar, die Portfolios und Lebensbereiche müsste man im Auge behalten, damit da für die eigenen Anhänger keine Löcher entstehen. Spielt in der Praxis aber imo keine Rolle. Zumindest sieht es für mich so aus.

Aber gut, wenn das für euch anders aussieht, nehme ich das hiermit zur Kenntnis und lasse mich korrigieren  ;)
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 16.09.2025 | 14:29
M0 - Stammeszauberer: Magie steckt in den Kinderschuhen - der Zauberer der Gruppe ist der Schamane oder Hexendoktor des Stammes, oder ein Ausgestoßener. Auf Anhieb fällt mir keine publizierte Kampagne an, die das widerspiegelt <snip>
Die Sicherheitsvorkehrungen sind (gemessen an späteren Epochen) primitiv.

Mal kurz nebenbei: zu ElfQuest beispielsweise würde das passen. Gerade in den ersten zwanzig Originalcomics, zu denen Chaosium seinerzeit das Rollenspiel produziert hat und deren Handlung noch in der Steinzeit spielt, ist das einfach -- Menschen und Trolle haben keine Magie, Elfen schon (wobei die wiederum mehr von Psikräften hat als von Stabwedeln und Ritual), aber auch magische Begabungen sind nicht einfach alle gleich verteilt und so haben die Elfenstämme, die man so trifft, beispielsweise jeweils maximal einen Heiler (und der kriegerischste von allen nicht mal den).
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 16.09.2025 | 14:34
Naja, Clerics sind sicher nochmal ein Sonderfall. Die sind zwar auch nicht monotheistisch -- das würde ja bedeuten, dass sie die _Existenz_ anderer Götter verneinen -- aber vielleicht schon relativ monolatrisch: sie _verehren_ halt nur ihre Sponsorgottheit. Es ist ja quasi ihr Job, möglichst viele Gläubige in ihren Tempel zu ziehen und zu fleissigem Opfern zu animieren. Und die persönliche Schutzgottheit ist auch, soweit ich das im Kopf habe, die bevorzugte Anlaufstelle im Jenseits. Je nach Kosmologie läuft es ja darauf hinaus, dass die Seelen am Ende ihrer Jenseitsreise mit der Gottheit verschmelzen, was für die Gottheit wiederum erstrebenswert ist. Aber auch der Torm-Cleric wird vermutlich nicht versuchen, seine Schäfchen davon abzuhalten, bei Shaundakul um eine sichere Reise zu bitten.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 16.09.2025 | 16:21
Zu Lebzeiten sicher, aber hier geht es ja um Vererbung und wenn die Macht begründende Zauberkraft nicht erblich ist, wird es eben schwierig.

IRL vererben sich Talente auch nicht so gut, Geld und Status aber schon...

Allgemein was Magie angeht sollte man nicht implizit annehmen das Magier eine Fraktion bilden. Entsprechend ist Magier gegen Krieger nicht so wirklich relevant. Die Fraktion der Gewehrträger kloppt sich ja auch nicht mit der Fraktion der Messerstecher.

Cormyr, Amn, Rashemen, Sembia , Aglarond und teilweise mit Adel wie Waterdeep auch

Jupp. In FR gibt es eigentlich alles, inklusive der ganzen anderen Kulturen. Also ist es sicher nicht nur europäisches Mittelalter.
Aber auch wenn man nur die Sword Coast betrachtet: so ungewöhnlich waren Stadtstaaten ja auch nicht.
Wenn ich mir so die Strassen von Waterdeep vorstelle sieht das recht mittelalterlich aus. Bei Eberron dagegen völlig anders.

Ich bin ja der Meinung, dass die Idee von D&D in einer typischen Xianxia-Welt besser funktioniert. Da macht auch Gold = XP Sinn, wenn man sich mit Tränken und Hilfsmitteln die Meditation auf die nächste Stufe erleichert und natürlich kriegen reiche Kinder das Zeug in den Arsch geblasen.

Jaaa, aber Gold = XP gibt es eigentlich nicht mehr seitdem D&D die Borderlands verlassen hat.

Mit Commune können sie ja eben nicht mehr einfach irgendwas erfinden, weil das dann umso leichter widerlegt werden kann. Wenn die Gottheit direkt _sagen_ kann "Lasst jetzt die armen Rothaarigen in Ruhe" hat die Gingers-Have-No-Souls Faction halt absolut keine Legitimation mehr.

Die "Gingers-Have-No-Souls Faction" folgt halt einem Gott der das auch so sieht. Die einzelne Religion mag ein Block sein, die Priesterschaft an sich ist aber genauso zerstritten.

Now you're just making shit up.

Ich hab mir Sachen ausgedacht? In einer Fantasywelt? SKANDAL!  :)

Ich weiss echt nicht, wo du das hernimmst. Die Zauberbeschreibung gibt das mit keiner, aber wirklich absolut keiner Silbe her. Die Beschreibung (PF und 5E jetzt mal nachgeschaut) betont sogar ausdrücklich, dass jede Antwort korrekt ist.

In den unendlichen Weiten der 3E Spruchlisten gibt es etliche Sprüche um Erkenntnisszauber zu täuschen. Nystul sowieso, aber auch False vision gegen Scrying oder False Sending gegen Sending. Und Nein, in der Beschreibung von Sending steht nicht dass man es mit anderen Sprüchen täuschen kann. Das steht bei False Sending.

Also könnte es ein Grad 5 False Commune geben. Ob das so ist kann ein Priester nicht wissen. Und auch wenn nicht, spätestens Miracle macht das.

Hinzu kommt das Fantasygötter fies und fehlbar seien können. Shar (FR) oder Lolth scheien es zu lieben dass sich ihre Anhänger kloppen. Und sterbliche die zu Göttern befördert wurden könnten einfach überfordert sein, wie zum beispiel die Heiligen Crawford & Mearls die auf Communes ihrer Follower auch schonmal widersprüchlich antworten  :) 


Naja, dein erster Satz lässt mich am letzten zweifeln. So eine Art Monolatrie "Weil der König von Gnorkx zu Zempf übergetreten ist, müssen jetzt alle Untertanen auch zu Zempf übertreten" habe ich ehrlich gesagt noch in keinem Setting erlebt, und auch nicht dass _vor_ dem Übertritt alle ausschließlich Anhänger von Gnorkx waren.

Sind sie in einem normalen Fantasyreich auch nicht, insofern ist das "alle" irrelevant. Aber wenn z.B. im FR Pantheon ein Herrscher von Selune zu Shar oder umgekehrt übertritt dann ist davon auszugehen dass es Randale gibt.

Es gibt aber dennoch jede Menge Quatsch, den die Leute über das MA glauben und der zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort wahr war.

"Zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort wahr" ist ja schon eine recht starke Aussage. Häufiger ist eher dass in der allgemeinen Vorstellung einige Aspekte stark über- und andere stark unterrepräsentiert sind. Aber ungeachtet dessen: "das Mittelalter" ist halt eine relativ gut definierte Vorstellungswelt, und vermutlich aussagekräftiger als "die Neuzeit" oder "das 3. Jahrtausend". 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: 1of3 am 17.09.2025 | 07:46
Das mit den Göttern ist ja nun auch so: Religion braucht keine Götter. Siehe Buddhismus, Konfuzianismus und nach den meisten Tests Marxismus.

Wenn die Götter jetzt echt sind könnte es immer noch Religionen geben, die keine oder nicht existente Götter verehren.

Anders herum könnte es auch Götter geben, die sich nicht verehren lassen. Das passiert auch in echt.

Letztlich muss, nur weil jemand in einem polytheististischen Setting ein Priesteramt inne hat, diese Person sich allein auf eine der Gottheit fokussieren. Priester heißt erstmal nur religiöser Spezialist. Das muss kein Fulltime-Job sein, keine besondere Lebensform oder irgendwas sonst. Also nur weil man einmal im Jahr einen Umzug veranstaltet, heißt das nicht, dass man den Rest nicht religiös ist.

Und wenn jetzt echte Gottheiten Leute mit Magie ausstatten, heißt das nicht zwingend, dass die so bedachte Person die Gottheit verehrt, die Gottheit Verehrung verlangt, das Verhältnis der beiden exklusiv ist oder die Person, die Rolle eines religiösen Experten für eine Gemeinschaft übernimmt. Zumindest letzteres ist bei Rollenspiel-Priestern ziemlich üblich.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 17.09.2025 | 11:30
Anders herum könnte es auch Götter geben, die sich nicht verehren lassen. Das passiert auch in echt.

Ääääh, was?
Okay was weisst du, was wir nicht wissen?  ~;D

Zitat
Priester heißt erstmal nur religiöser Spezialist. Das muss kein Fulltime-Job sein, keine besondere Lebensform oder irgendwas sonst.

Also Multiclass Cleric-Dips, quasi. xD

--

Edit: ein weiterer nützlicher Thread, der afaik bisher noch nicht verlinkt wurde, ist dieser hier:
Prävalenz von Magiebegabung in High-Magic Settings (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128557.0.html)

Werd ich mich jetzt gleich auch nochmal durchwühlen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 17.09.2025 | 11:35
Das mit den Göttern ist ja nun auch so: Religion braucht keine Götter. Siehe Buddhismus, Konfuzianismus und nach den meisten Tests Marxismus.

Wenn die Götter jetzt echt sind könnte es immer noch Religionen geben, die keine oder nicht existente Götter verehren.

Anders herum könnte es auch Götter geben, die sich nicht verehren lassen. Das passiert auch in echt.

Letztlich muss, nur weil jemand in einem polytheististischen Setting ein Priesteramt inne hat, diese Person sich allein auf eine der Gottheit fokussieren. Priester heißt erstmal nur religiöser Spezialist. Das muss kein Fulltime-Job sein, keine besondere Lebensform oder irgendwas sonst. Also nur weil man einmal im Jahr einen Umzug veranstaltet, heißt das nicht, dass man den Rest nicht religiös ist.

Und wenn jetzt echte Gottheiten Leute mit Magie ausstatten, heißt das nicht zwingend, dass die so bedachte Person die Gottheit verehrt, die Gottheit Verehrung verlangt, das Verhältnis der beiden exklusiv ist oder die Person, die Rolle eines religiösen Experten für eine Gemeinschaft übernimmt. Zumindest letzteres ist bei Rollenspiel-Priestern ziemlich üblich.

Das wäre neben der Magiephysik halt ebenfalls erst einmal Grundlegend für eine Betrachtung zu klären, da es maßgeblich bestimmt, was denn die Götter von ihren Gläubigen wollen und was sie dann umgekehrt leisten können oder wollen. 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 17.09.2025 | 14:27
Das mit den Göttern ist ja nun auch so: Religion braucht keine Götter. Siehe Buddhismus, Konfuzianismus und nach den meisten Tests Marxismus.

Klar. Aber ein Glaube an Wiedergeburt verliert viel von seinem Flair wenn man beim Totengott nachfragen kann was er mit den Seelen so macht.

Wenn die Götter jetzt echt sind könnte es immer noch Religionen geben, die keine oder nicht existente Götter verehren.

Ja, aber die Priester mit Magie haben die bessere Show. Allerdings können sich Magier natürlich als Priester von X ausgeben (einer meiner Spieler hat das mal gebracht).

Anders herum könnte es auch Götter geben, die sich nicht verehren lassen. Das passiert auch in echt.

Joa, aber die haben dann wenig Einfluss auf die Gesellschaft. Sie wären quasi nicht von Naturgewalten zu unterscheiden.

Letztlich muss, nur weil jemand in einem polytheististischen Setting ein Priesteramt inne hat, diese Person sich allein auf eine der Gottheit fokussieren. Priester heißt erstmal nur religiöser Spezialist. Das muss kein Fulltime-Job sein, keine besondere Lebensform oder irgendwas sonst. Also nur weil man einmal im Jahr einen Umzug veranstaltet, heißt das nicht, dass man den Rest nicht religiös ist.

Das ist ein bisschen wie die Feuerwehr. Auf dem Dorf macht man Freiwillige Feuerwehr als Nebenjob, aber in der Stadt professionalisiert sich das. Und spezialisierte Priester etc. findet man ja nun in sehr vielen Kulturen.
Ich glaube dass es häufiger ist dass Priester Zusatzfunktionen übernehmen (Lehrer, Heiler, Lebensberater) als dass die Pristerfunktion nebenberuflich ausgeübt wird.

Und wenn jetzt echte Gottheiten Leute mit Magie ausstatten, heißt das nicht zwingend, dass die so bedachte Person die Gottheit verehrt, die Gottheit Verehrung verlangt, das Verhältnis der beiden exklusiv ist oder die Person, die Rolle eines religiösen Experten für eine Gemeinschaft übernimmt. Zumindest letzteres ist bei Rollenspiel-Priestern ziemlich üblich.

Wenn man Fantasywelten entwirft ist eigentlich nichts zwingend. Rollenspiel-Priester sind im wesentlichen eine Verschmelzung mittelalterlicher Priester mit Fantasy Pantheonsdas Konzept ist halt relativ zugänglich weil viele Leute sich mittelalterliche Kirche und Antike Götter gut vorstellen können. Antike Priester dagegen sind viel weniger definiert weshalb sich der Fantasy Polytheismus so stark vom Antiken Polytheismus unterscheidet.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 17.09.2025 | 17:59
Nochmal zum Ursprungsthema zurück.

Eine konkrete Frage zu Aventurien:
Dort gibt es - relativ einzigartig unter den Fantasysettings - diskret definierte Akademien nicht nur für Magier, sondern auch für Krieger. Gerade letzteres finde ich eigentlich ganz cool, da es eben ungewöhnlich ist.

Meine Frage: wie finanzieren sich die aventurischen Akademien?
Gibt es Studiengebühren, buttern die Landesherrscher zu, besitzen die Akademien selber Ländereien von denen sie Abgaben einziehen, vermieten sie ihre Dienste?

Es ist ja schließlich (iirc) so, dass ein Absolvent von so einer Akademie frei ist zu tun und zu lassen was er will, er muss keine Darlehen zurückzahlen (das ist wohl eher ein Ding bei Schwertgesellen), ist dem Landesherrn nicht verpflichtet, sondern muss selber sehen wo er bleibt, eine Stelle finden oder Abenteurer werden, wenn er nicht gerade von Hauptberuf Sohn (oder Tochter) ist.

Also das finde ich jedenfalls durchaus interessant.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Quaint am 17.09.2025 | 18:18
Bin kein Aventurienexperte, aber hab es immer wieder mal gespielt. Üblich sind bei Akademien tatsächlich Studiengebühren, die sind auch nicht gering, man kann als Schwäche wählen, dass man da noch was abzustottern hat. Kann aber natürlich diverse Erklärungen im Hintergrund geben, wie man die beglichen hat, bis hin zu Stipendien von nem Herzog, für den man dann ne Weile arbeitet oder sowas. Auch solche Verpflichtungen kann man als Schwäche wählen. Gegebenenfalls werden die dann umgewandelt in sowas wie "Gesuchter Eidbrecher" wenn man sich absetzt. ^^
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: sindar am 19.09.2025 | 11:42
Gerade bei den Magierakademien gibt es grosse Unterschiede. Allgemein bieten die Gilden Dienstleistungen an, haben daher also Einnahmen, die sie gegebenenfalls in ihre Akademien stecken koennen. Studiengebuehren gibt es, wie oben erwaehnt, durchaus. Und wenn eine Akademie dem Land, in dem sie liegt, genehm ist (Beispiele: Schwert und Stab zu Gareth, die Al'Anfaner Akademie oder die Andergaster Akademie), koennen sie auch von der Regierung Unterstuetzung erwarten. Ausserdem bieten manche Akademien selbst Dienstleistungen an (das mir gelaeufigste Beispiel dafuer ist Kunchom).
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 26.09.2025 | 16:45
Da das hier der aktuellste Thread zu diesem Themenkreis "plausible Fantasy-Settings" ist, hier nochmal ein Gedanke zur industriellen Anwendung von Magie:
Es wird ja immer gerne über magische Nahrungserzeugung nachgedacht. Und da kommt man aber halt in der Regel nicht weit, wenn es nur größenordnungsmäßig 1% Zauberer gibt und Nahrungerschaffung nicht ganz trivial ist. Wie zB bei D&D, wo "Create Food" schon ein Grad 3 Zauber ist und es zB nur 1 entsprechenden Caster (Cleric) pro 5000 Einwohner geben mag, der das kann.

Aber wieder anders mag das aussehen, wenn man entsprechende magische Gegenstände herstellen kann, welche dann täglich Nahrung erzeugen von jetzt auf immerdar.

Beispiel:
In D&D 3.5 gibt es die "Field Provision Box", die einmalig 2000gp Marktpreis kostet und pro Tag Nahrung für 15 Personen erzeugt (wie üblich ist dieses Futter nur 24h haltbar, use it or lose it). Nehmen wir an, eine Tagesration ist 2sp wert - das haut so ungefähr hin mit den Preislisten - sind das also 3gp "Dividende" pro Tag. Es dauert keine 2 Jahre bis so eine Kiste sich komplett amortisiert hat und von da an jedes Jahr ca 50% Rendite ausspuckt.
[Disclaimer: dieser Preis ist eigentlich nach den 3E-Erschaffungsrichtlinien deutlich zu niedrig, aber so steht's halt als Item im MIC drin, I didn't make the rules]

2000gp sind freilich für eine einzelne Familie schwer zu stemmen, aber denken wir mal in Städten. Nehmen wir eine kleine Stadt mit 1500 Einwohnern an, davon 500 mit Craft/Profession Skill, 500 ungelernt und 500 nicht erwerbstätig (Kinder, Alte). Nach 3E-Mechaniken ergibt sich für die Gelernten ein Jahreseinkommen von je ca 500gp, die Ungelernten die Hälfte davon und der Rest eben nichts; macht also insgesamt ein "BIP" von 375000gp. Da reicht bereits ~1% dieses BIP, um pro Jahr 2 solcher Kisten anzuschaffen. Nach 10 Jahren haben wir 20 Kisten, die 300 Leute = 20% der ganzen Stadt ernähren.

Das sind also entsprechend weniger Nahrungsmittel, die der Ort für den Eigenbedarf produzieren oder importieren muss. Man kann also die landwirtschaftlichen Erzeugnisse gegen Bargeld exportieren - so machen sich die Kisten also bezahlt.
Wenn freilich alle Städte auf die gleiche Idee kommen, sinkt der Bedarf an angebauter Nahrung -- kein Problem; dann müssen umso weniger Leute in der Landwirtschaft arbeiten, und man kann sie in der industriellen Produktion einsetzen. Ein gewisser Grundstock an konventioneller Nahrungserzeugung wird bestehen bleiben, um höhere kulinarische Ansprüche als "macht satt" zu bedienen.

In der Endstufe hätten wir dann also ein Netzwerk aus Städten, deren Bürger sich zum Großteil aus magischen Kisten ernähren, und selber andere Güter und Dienstleistungen anbieten; nicht zuletzt freilich auch als Zulieferer für die Produktion weiterer magischer Gegenstände.

Dieser Gedanke geht dabei tatsächlich über meine bisherigen Gedanken zu dem Thema hinaus; bisher bin ich auch für mein High Magic Setting von weitgehend konventioneller Landwirtschaft ausgegangen, halt etwas effizienter als im nichtmagischen MA, aber immer noch mit dem Bild von Bauern hinter von Pferden gezogenen Pflügen. Aber wenn es solche magischen Essenskisten gibt, wird das eigentlich recht schnell unplausibel. Da muss ich also nochmal in mich gehen und überlegen, wie ich es haben will.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 26.09.2025 | 17:59
Man kann also die landwirtschaftlichen Erzeugnisse gegen Bargeld exportieren - so machen sich die Kisten also bezahlt.

Ist natürlich eine grundsätzlich fragwürdige Rechnung, da die Preislisten nicht dermaßen durchdacht sind, dass man darauf gesellschaftliche Überlegungen anstellen sollte.

Aber weil das Spaß macht würde ich selbige harmlose Überlegungen gleich noch weiter führen.

Denn wenn man auf der Straße magische Gegenstände rumstehen lässt welche 2000GM wert sind stellt sich die Frage wie lange diese dort tatsächlich stehen.

Darum würde ich in deine Rechnung noch die Kosten für Wachen einbeziehen, und natürlich auch ein Haus, damit sie nicht schon allein durch Wind und Wetter oder Herrmann dessen Pferd nicht bremst kaputt gehen.

Drei Wachen die diese Dinger im Schichtdienst bewachen kosten 9 Silber, brauchen aber natürlich auch selbst wieder 2 Silberstücke Nahrung pro Tag.

Trotzdem bleibt ein Gewinn von 15 Silberstücken übrig, und damit ließen sich die Dinger abbezahlen. Ein wenig länger dauert es allerdings schon, vor allem wenn man überlegt, dass so etwas wertvolles wohl eher in einer speziellen Einrichtung aufbewahrt werden sollte, beispielsweise einem Haus.

Ein kleines Haus kostet in 3.5 1000 Goldmünzen, was immer noch ganz gut im Budget liegt.

Unsere Verpflegungskiste würde sich damit immer noch in knapp sechs Jahren amortisieren, vorausgesetzt man bräuchte keine weiteren Reperaturen.

Trotzdem sind sechs Jahre schon ein Wort. Die Chance das innerhalb von sechs Jahren mal ein Feuer das Haus erfasst, eine Wache mit der Kiste durchbrennt oder ein Dieb unsere arme niedrigstufige Wache beraubt ist zwar nicht bei 100%, aber auch nicht gerade zu vernachlässigen. Ob jemand den vergleichsweise bescheidenen Gewinn bei hoher Anfangsinvestition tatsächlich eingehen würde? Klingt nach etwas, das in einzelnen Fällen gemacht wird, aber selten ist.

Zumal man für vergleichbare Preise wohl auch einen Bauernhof finanzieren könnte und in den meisten Fantasysettings die Besiedlungsdichte dort auch nicht gerade große Platzprobleme bereitet.

Man kann um diese Dinge ein wenig drum rum arbeiten. Vielleicht hat die Stadt schon leerstehende Häuser oder es ist legitim Wachen von anderen Orten abzuziehen? Etwas mehr Risiko was Diebstahl angeht kann auch den Gewinn erhöhen, oder man macht halt schneller Verlust. Man kann auch die Verpflegungsboxen an einem gut gesicherten Ort lagern und die Nahrungsmittel verteilen, aber natürlich erhöht dies die Zahl der Hände die man zum verteilen braucht und bei einem Einbruch sind dann alle Boxen weg.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 26.09.2025 | 19:09
Ist natürlich so 'ne Sache. Wenn Magie mächtig, aber teuer ist, dann werden eben in erster Linie die Reichen und Mächtigen von ihr profitieren und das gemeine Volk darf weiter ackern wie schon immer. Irgendwie soll sich der Statusunterschied ja auch auszahlen, oder warum sonst sollte sich irgendwer die Mühe machen? >;D

Das gilt dann, denke ich, auch für die angesprochenen Futterkästen. Die findet man dann vermutlich nicht so sehr da, wo man damit den Armen und Bedürftigen helfen könnte, sondern beispielsweise auf Handelsschiffen reicher Reeder, wo sie zusätzlichen Platz für Ladung und damit direkt Profit freischaufeln können, weil man durch sie ja Proviant spart. Oder vielleicht auch als Bequemlichkeit fürs adlige Familienpicknick...natürlich nur, wenn die magisch produzierte Nahrung den verwöhnten Gaumen nicht zu sehr abstößt. Sonst ist sie eher was fürs Personal, das die eigentlichen Leckereien tragen darf.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 26.09.2025 | 19:33
Ehrlich gesagt glaube ich sogar: In den meisten Fällen wäre es lukrativer für einen Investor sich stattdessen etwas Land zu kaufen (oder dieses dem Orkstamm nebenan wegzunehmen) und darauf Bauern anzusiedeln als diese Dinger zu holen. Die oben genannten Kosten sind eigentlich ja wahrscheinlich nur ein Anteil, es gibt noch viel mehr was man einpreisen müsste.

Aber trotzdem ist es plausibel, dass sie existieren denn für manche Anwendungszwecke ist der Preis egal. Beispielsweise im Krieg. Es macht einen großen Unterschied ob die Soldaten zur Ernte wieder daheim sein müssen oder nicht. Auch Festungsanlagen würden in dem Maße wichtiger in welchem Belagerungen aussichtsloser werden.

Insofern würde ich solche Magie in erster Linie in den Händen von Militärs erwarten.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 26.09.2025 | 19:49
Ist natürlich eine grundsätzlich fragwürdige Rechnung, da die Preislisten nicht dermaßen durchdacht sind, dass man darauf gesellschaftliche Überlegungen anstellen sollte.

Naja, wie will man's sonst machen. Immerhin hat zB diese Kiste überhaupt ein Limit (15 pro Tag). Noch krasser sind da ältere Erfindungen aus einer noch naiveren Zeit, etwa den "Everfull Larder" aus dem Stronhold Builder's Guidebook (2002), eine magische Speisekammer die theoretisch _unbegrenzt_ viele Rationen pro Tag produziert -- und in der Praxis wenn man es rundenweise abrechnet, etwa 15000 Personen durchfüttern kann, bei einmaligen Kosten von 15000gp. Das ist natürlich absolut grotesk. Dagegen ist die Kiste geradezu maßvoll und konservativ berechnet.

Zitat
Drei Wachen die diese Dinger im Schichtdienst bewachen kosten 9 Silber, brauchen aber natürlich auch selbst wieder 2 Silberstücke Nahrung pro Tag.

Es gibt natürlich keinerlei Grund, diese Kisten entweder auf offener Straße stehen zu lassen oder eigens ein Haus für sie zu bauen und Wachen nur für sie einzustellen. Das bindet man halt in vorhandene Infrastruktur ein, zB eine Kirche, Rathaus oder dergleichen.

Linguistisches Tidbit: das englische Wort "Lord" kommt ja bekanntlich von altenglisch hlaf-weard, buchstäblich "Laibwart", also der Brot-Wächter. Also klarer Fall -- so wie man in Spätantike und Frühmittelalter der Lord auf das Futter aufgepasst hat, kommt der magische Brotkasten im Fäntelalter halt hinter die dicken Mauern des Bergfrieds. Dann haben wir wieder einen Brotwächter im ureigentlichen Sinne des Wortes. ^^

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Ein kleines Haus kostet in 3.5 1000 Goldmünzen, was immer noch ganz gut im Budget liegt.

Zwischenfrage: wo hast du diese Zahl her? Ich hab mich immer schwer getan, offizielle Preise für Immobilien in D&D zu finden, aber ich meine mich zu erinnern, dass ein ordentliches Haus in einer großen Stadt bei 500gp liegt (iirc auch Stronghold Builder's). Ich habe auch schon versucht, da historische Preise mit überlieferten Einkommen abzugleichen, aber da liegen die Ergebnisse all over the place, auf D&D-Werte umgerechnet irgendwo zwischen 150 und 1500gp für ein Stadthaus. :/

Zitat
Zumal man für vergleichbare Preise wohl auch einen Bauernhof finanzieren könnte und in den meisten Fantasysettings die Besiedlungsdichte dort auch nicht gerade große Platzprobleme bereitet.

Tatsächlich eher umgekehrt: wie du richtig andeutest, sind die meisten Fantasysetting so gut wie ausgestorben - wir hatten schon eigene Threads dazu - und _gerade das_ erhöht eigentlich eher den Druck, möglichst wenige Leute in der Landwirtschaft zu binden, wenn man noch _irgendeine_ nennenswerte Industrie haben will. Stichwort industrielle Basis für Stahlproduktion usw. Historisch hatten wir da halt keine Wahl: bei niedriger Bevölkerung gab es eben nur sehr wenig Produktion. In einem magischen Setting würde sich da vielleicht ein Ausweg eröffnen.

Zitat
und bei einem Einbruch sind dann alle Boxen weg.

Du denkst da extrem einseitig. Wenn es magische Möglichkeiten gibt solche Boxen zu bauen, gibt es auch magische Möglichkeiten sie vor einem Diebstahl zu schützen, und schlußendlich auch magische Möglichkeiten einmal weggefundene Boxen wiederzufinden (Locate Object). Die Dinger lösen sich ja durch Diebstahl nicht in Luft auf, sie sind nur woanders, und sind durch simpelste Hellsichtzauber auch sehr gut trackbar.

Zitat
beispielsweise auf Handelsschiffen reicher Reeder

Wenn ich mir so die historischen Verlustraten von Schiffen anschaue, wäre dies vermutlich eher der aller-allerletzte Ort an dem ich eine teure magische Kiste aufbewahren wollen würde.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 26.09.2025 | 20:09
Da muss ich also nochmal in mich gehen und überlegen, wie ich es haben will.

Aventurien kennt hierfür Wunder, nicht nur, dass da plötzlich Travia-Tischlein-deck-dich (dann hat man als Gastgeber  aber auch die Pflicht, jeden mit ranzulassen an Travias Gaben) ist, sondern dass die Pflanzenmutter Peraine "Sonderernten" gewährt, wo sich etwa Getreide aus einem Wurzelballen mehrfach mit besten Ähren verzweigt.
Dies erfordert natürlcih Andacht und Frömmigkeit durch die Menschen. Und Pereine-frömmigkeit umfasst auch Arbeitsethos.
Einfach drei Gebete Kanonkonform in den Tempel-Briefkasten geworfen und dann Füße hoch reicht nicht für DSA-Nahrungswunder.
(das unterscheidet ja den römischen magistratsbestellten Priester (aus der Optimatenklasse), welcher für die beamtenkorrekte Huldigungsabarbeitung zuständig war von den "echten Fäntel-Clerics, die ein direkterDraht Midyeargespräch mit Zielvereinbarung mit ihrem Karmageber haben")

natürlich könnte man jetzt die Regelengine quälen, was ein EinfachGeweihter mittlere Stufe mit einer frommen Kleinstadt im Gottesdienst hinter sich (erhöhen seine Verzückung bis hin zur Entrückung) nicht alles an Hochstufigen Liturgien schaffen könnte.

Halte ich aber nicht für zielführend, weil dafür waren diese Regeln nie gedacht und werden dementsprechend im oberen Levelbereich mistig.

..................

DSA arbeitet mit dem Begriff kritische Essenz, wenn zu viel magische Macht (Astralenergie) an einem Ort sich versammelt (etwa bei einem magischen Konvent, wo massig Artefakte gedealt werden sollen) hat. Dann kann es zu bösen Eruptionen kommen, sprich, deine Foodboxen können sich nach dieser Begrenzung nur begrenzt stapeln lassen, bevor sie sich gegenseitig schädigen.
Weiter kennt DSA mit einzelnen Astralernergiepunkten und deren Regeneration pro Ruheeinheit weitere Begrenzer. Je nach Vor- oder Nachteilen ist nämlich jemand, welcher nach seinen anderen Skills und Talentpunkten ein taffer Magotheoretiker wäre, ein schlechter Zaubererparktiker, da sofort leergezaubert.
Daraus habe ich mir für den Hausgebrauch einen 3/4 Magier geschnitzt, welcher als Spruchzauber (Vollzauberer) über seine ASP-Pipeline gehandicapt ist und daher als Kleinstadtmagier präsent, aber nicht gleich der angehende Magierdiktator ist.

Als Erwerbsquelle dann die Zauberzeichen mit magischen Licht, magischer Heizung und magischem Kühlschrank als geplanter Basis
("...also, zum 3.Hesinde fache ich bei den Buddenbrocks die magische Fußbodenheizung bis zum nächsten Frühjahr an und kann dann erst zum 10.Hesinde im Rathaus das Licht anhexen, da so leergezaubert..."), ein bissel adhoc-Heilmagie, ein bissel magisch aufgeladene (Heil)Tränke und vielleicht mal ein Analys und schon steht das Jahresgehalt wie bei einem angesehenen Zunftsmeister beim Kleinstadtmagus. Reicht mir und lässt den Spielermagiern ihr spotlight.

- der Ratskeller ist mit leuchtendem Zeichen so weit ausgeleuchtet, dass er noch bis in die dunkle Nacht hinein Ausschank machen darf, da ja kein "Gemunkel im Dunkel"

- im Sommer sorgt der Eiskeller (Elementare Attraktion Eis) in der Schlachterei für eine hohe Verwertungsquote bei dem Schlachtvieh
  (gefrorenes Fleisch ist für Maden, Bakterien und Rattenverbiss etwas undankbar...)
  (im Mittelalter keine kleine Münze, noch heute gilt für die 3.Welt, dass die Vermeidung von Nahrungsverderbnis billiger ist als die Steigerung der Erzeugung)

- im Winter sorgt der magische Durchlauferhitzer (Elementare Attraktion Feuer) im städtischen Badehaus für genügend warmes Wasser für die Volksgesundheit
- magische heizende Teekanne, Herdplatte, Heizkissen, Wärmmantel, protzige Messing-Heizdrachen, Ballsaalgroße Warmluftzonen mit Zugluftstopp, da geht was

.................

Golems - Magomechanische Konstrukte

die Tiefe beim Pflügen hängt von der zur Verfügung stehenden Zugkraft ab. Urbarmachung mit Tiefpflügerei wäre Golem-Arbeit.
Volumenarbeit auf einem Großgut wäre ebenfalls mit einem angeschierrten Golem machbar.
Bliebe die Frage nach den soundso viel Landarbeiterjahresgehältern, die ein solcher Golem kostet sowie die frage, wie häufig er neu magisch geladen werden muss.
Die typischen "einmal und nie wieder" Formlen sind ja eher Dungeon-zentrische Überlegungen, warum der Wächtergolem noch immer aktiv ist und nicht
Magomaschinen im Setting-Überlegungen.
Hier könnten wiederkehrende Aktivierungen durch ASP-Renegations-limitierte 3/4 Magier das Kosten-balancing wahren.

Ob im Steinbruch (Schotter für Römerklasse-Straßenunterbau), Kanalbau oder halt in der Agrarsteppe, das würde sich schon sinnvoll darstellen lassen, ohne gleich ein Schlaff-Affenland-aber-alle-Arbeiter-sind-wagrationalisiert-Setting zu bekommen.
 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 26.09.2025 | 20:32
Du denkst da extrem einseitig. Wenn es magische Möglichkeiten gibt solche Boxen zu bauen, gibt es auch magische Möglichkeiten sie vor einem Diebstahl zu schützen, und schlußendlich auch magische Möglichkeiten einmal weggefundene Boxen wiederzufinden (Locate Object). Die Dinger lösen sich ja durch Diebstahl nicht in Luft auf, sie sind nur woanders, und sind durch simpelste Hellsichtzauber auch sehr gut trackbar.

Was das tracken angeht wäre ich vorsichtig, dagegen gibts einfach zu simple Schutzmaßnahmen. Aber vor allem kostet so etwas ja auch und steht nicht jedem als Möglichkeit offen.

Und gerade wenn wir halt über so etwas wie "20 Boxen, die werden in einer Kirche aufbewahrt" reden würden ist die Versuchung sowas zu klauen ziemlich groß. Das sind 40.000 Goldmünzen, ohne Wachen sind die schlicht weg.

Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 26.09.2025 | 20:59
Bei 20 Boxen (erst recht bei 50 oder 100) kann man freilich auch schon ganz andere Sicherheitsvorkehrungen einkalkulieren. Die 20 generieren schließlich 60gp pro Tag, oder fast 22000gp im Jahr. Da kann man schon andere Tricks realisieren als 3 müde Wachen die sich abwechseln, ohne allzu tief in den Nutzen einzuschneiden.

Es gibt ja schließlich auch Banken und Geschäfte vom Jubilier bis zu Ye Olde Magic Shoppe. Da wird ja im Spiel auch nicht erwartet, dass man für jeden Laden das Sicherheitskonzept bis ins Kleinste durchdekliniert, sondern gibt sich auch eher mit der Überlegung zufrieden, dass es schon irgendwie zuverlässig abgesichert sein wird. Oder wie oft werden bei dir im Spiel Läden ausgeplündert? Wieso man das jetzt ausgerechnet bei der hier postulierten städtischen Lebensmittelausgabe in Frage stellen muss, kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Mal davon abgesehen: so eine Kiste hat für einen Dieb nur einen eher geringen Nutzen; 20 Stück davon noch umso weniger. Wie gesagt ist die damit erzeugte Nahrung nicht haltbar, man kann den damit erzeugten Überfluss also nicht horten. Verhehlen dürfte schwierig bis unmöglich sein, da sie ja ohne weiteres physisch markiert sein werden und vermutlich auch magisch. Es macht einfach insgesamt so wenig Sinn wie einen Milchlaster auf dem Weg zum Edeka zu klauen.

Nebenbei: auch wenn die MIC-Version der Kiste als Gewicht 1 Pfund angibt, was ein sehr kompaktes Maß nahelegt, würde ich als städtischer Auftraggeber die Dinger lieber so groß wie eine Kleidertruhe und 50 Kilo schwer bauen lassen, und mit ein paar starken Ösen zum Verankern im Boden. Umso schwieriger wird es, sie verschwinden zu lassen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 26.09.2025 | 21:05
Wenn ich mir so die historischen Verlustraten von Schiffen anschaue, wäre dies vermutlich eher der aller-allerletzte Ort an dem ich eine teure magische Kiste aufbewahren wollen würde.
Wenn der Reeder reich genug ist, um sich so ein Ding zu leisten, dann ist er vermutlich auch reich genug, einen Wetterzauberer mitzuschicken oder die Galionsfigur passend gegen Sturm und Riff verzaubern zu lassen -- das hätte im Zweifelsfall sogar eher Priorität. ;)

In jedem Fall betrachten wir hier "Magie im Fantasysetting" schon recht eng durch die D&D-Brille und dann gleich noch speziell die 3.x-Fassung davon. Was eben so ziemlich die Fantasyrollenspielversion von "Magie für Millionäre" ist -- anderswo ist Zauberei oft zunächst mal überhaupt im jeweiligen Einzelfall weniger heftig, dafür geht sie aber auch nicht so oft gleich in die Tausende von Goldstücken.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 26.09.2025 | 21:55
Bei 20 Boxen (erst recht bei 50 oder 100) kann man freilich auch schon ganz andere Sicherheitsvorkehrungen einkalkulieren. Die 20 generieren schließlich 60gp pro Tag, oder fast 22000gp im Jahr. Da kann man schon andere Tricks realisieren als 3 müde Wachen die sich abwechseln, ohne allzu tief in den Nutzen einzuschneiden.

Es gibt ja schließlich auch Banken und Geschäfte vom Jubilier bis zu Ye Olde Magic Shoppe. Da wird ja im Spiel auch nicht erwartet, dass man für jeden Laden das Sicherheitskonzept bis ins Kleinste durchdekliniert, sondern gibt sich auch eher mit der Überlegung zufrieden, dass es schon irgendwie zuverlässig abgesichert sein wird. Oder wie oft werden bei dir im Spiel Läden ausgeplündert? Wieso man das jetzt ausgerechnet bei der hier postulierten städtischen Lebensmittelausgabe in Frage stellen muss, kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Mal davon abgesehen: so eine Kiste hat für einen Dieb nur einen eher geringen Nutzen; 20 Stück davon noch umso weniger. Wie gesagt ist die damit erzeugte Nahrung nicht haltbar, man kann den damit erzeugten Überfluss also nicht horten. Verhehlen dürfte schwierig bis unmöglich sein, da sie ja ohne weiteres physisch markiert sein werden und vermutlich auch magisch. Es macht einfach insgesamt so wenig Sinn wie einen Milchlaster auf dem Weg zum Edeka zu klauen.

Nebenbei: auch wenn die MIC-Version der Kiste als Gewicht 1 Pfund angibt, was ein sehr kompaktes Maß nahelegt, würde ich als städtischer Auftraggeber die Dinger lieber so groß wie eine Kleidertruhe und 50 Kilo schwer bauen lassen, und mit ein paar starken Ösen zum Verankern im Boden. Umso schwieriger wird es, sie verschwinden zu lassen.

Na da häufst du aber doch durchaus Zusatzkosten für die Infrastruktur an. Und Hehlerei kannste nicht einfach ausklammern, funktioniert ja in der echten Welt auch mit Dingen wie Kunstwerken usw.  Wenn es ein Wirtschaftsfaktor ist, wird es auch Handel damit geben und dann auch Schwarzmarkt.

Plus die Distribution, das Zeug verteilt sich ja micht von alleine. Bei einer Kapazität von 15 pro Box muss das ja auch irgendwie verwaltet ubd koordiniert werden. Und auch Streit um das Zeug muss irgendwie kontrolliert werden. Da genügt es ja oft, dass irgendwer nicht so schnell an der Reihe ist, wie er möchte.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 26.09.2025 | 22:32
Bei 20 Boxen (erst recht bei 50 oder 100) kann man freilich auch schon ganz andere Sicherheitsvorkehrungen einkalkulieren. Die 20 generieren schließlich 60gp pro Tag, oder fast 22000gp im Jahr. Da kann man schon andere Tricks realisieren als 3 müde Wachen die sich abwechseln, ohne allzu tief in den Nutzen einzuschneiden.

Klar, aber es ging ja auch darum zu sagen, dass schon die drei Wachen (welche das ja im Schichtdienst machen, eigentlich wäre immer nur eine Wache da) den Gewinn halbieren.

Besserer Schutz würde nochmal mehr kosten.

Ist aber alles auch nur ein Gedankenspiel. Letztlich denkt man bei solchen Aktionen oft aus der Abenteurerperspektive. Und diese haben natürlich Möglichkeiten einen 2000Gm Gegenstand zu schützen und dabei auch selten Probleme den Schutz zu finanzieren.

Ob das so für jede Kleinstadt gilt halte ich durchaus für fraglich. Manche können das machen, insbesondere halt Militäreinrichtungen und Festungen, weil dort die Kosten legitim sind und die anderen Vorteile (Verfügbarkeit im Konfliktfall) wichtiger sind als die Frage ob es billigeres Essen gibt.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 26.09.2025 | 23:06
Wenn der Reeder reich genug ist, um sich so ein Ding zu leisten, dann ist er vermutlich auch reich genug, einen Wetterzauberer mitzuschicken oder die Galionsfigur passend gegen Sturm und Riff verzaubern zu lassen -- das hätte im Zweifelsfall sogar eher Priorität. ;)

Wenn man den Zirkus noch weiter durchkaspert, gibt es gar keinen Reeder mehr weil sämtlicher Fernverkehr sowieso über Teleportation erledigt wird.

Plus die Distribution, das Zeug verteilt sich ja micht von alleine.

Es ist aber auch wirklich mehr als albern, die doch ziemlich simplen Aufgabe, bereits verzehrfertig zubereitete Nahrung zu verteilen, zu einem derartigen logistischen Problem aufplustern zu wollen. Die wirklichen Probleme, nämlich die Erzeugung der Nahrung von Aussaat über Ernte bis Verarbeitung, sind da um ein Vielfaches größer und hier bereits komplett erledigt. Insofern, sorry, wirklich absolut lachhaft diese Mücke zu einem Elefanten aufblasen zu wollen.

Mal davon ab, wieso sollte man sich um das Zeug streiten? Wenn eine Tagesration 2sp wert ist, wird sie entsprechend von der "Zentrale" für 2sp verkauft. Zu zahlen an die "Verwaltung" die auch die Beschaffung der Kisten organisiert hat, bezahlt mit dem Geld, das der Käufer verdienen konnte weil er keine Nahrung anbauen musste. Eher ist wichtig, dass von dem magisch erschaffenen Zeugs nix übrig bleibt, weil es ja wie gesagt nicht haltbar ist. Das Gescheiteste könnte sein, eine Art Dorfkantine einzurichten, wo sich alle ihre Mahlzeiten abholen können.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 26.09.2025 | 23:41
Es ist aber auch wirklich mehr als albern, die doch ziemlich simplen Aufgabe, bereits verzehrfertig zubereitete Nahrung zu verteilen, zu einem derartigen logistischen Problem aufplustern zu wollen.

Ist "albern" nicht genau das was wir hier gerade machen? Kulturelle Auswirkungen einer Preisliste in einem Rollenspielregelwerk auf eine Spielwelt zu münzen ist naturgemäß albern, denn dafür sind diese Werte nicht gedacht.

Insofern: Skurrile Auswirkungen sind Teil der Fragestellung. Und Teil des Spaßes doch auch, es ist lustig zu schauen wie weit man mit den Preislisten so kommt, gerade auch in Bezug auf Alltagsfragen.

Und letztlich muss man sich auch entscheiden? Sind die Preislisten das worüber wir reden wollen oder nicht? Wenn das so ist, so zählen halt auch andere Dinge. Und ja, die Leute welche Essen ausfahren, die Wagen und Tiere die dafür benötigt werden, die Wachen und Gebäude und die Möglichkeit etwas könnte kaputt gehen, gestohlen werden sind nun einmal plausible Kosten und kommen wenn die Gewinnmarge im niedrigstelligen Goldmünzenbereich ist zum tragen.

Man kann immer sagen: Na dann geb ich dem noch Schutzzauber, bau es in einen Felsen und außerdem sind Häuser und Leute ja frei. 

Und das kann es geben. Spielwelten sind ja groß und abwechslungsreich. Aber gegeben ist es nicht. Schau, du schreibst oben du würdest als jemand der sowas macht den Gegenstand anders machen. Weniger leicht zu klauen.

Und das ist eine kluge Idee. Aber um dich zu zitieren: Nach den Regeln für magische Gegenstände würde der eigentlich mehr kosten und letztlich wäre das was du dort tust genau dies: einen neuen Gegenstand erschaffen und zusätzliche Dinge wie Zauber darauf oder Magiewirker die etwaigen Dieben hinterherjagen oder gegen Stürme helfen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 27.09.2025 | 00:05
Und ja, die Leute welche Essen ausfahren, die Wagen und Tiere die dafür benötigt werden, die Wachen und Gebäude und die Möglichkeit etwas könnte kaputt gehen, gestohlen werden sind nun einmal plausibel.

Weiss jetzt nicht von was für Wagen und Tieren du da redest. Und warum ich es von vornherein für wenig plausibel halte, dass auf einmal ausgerechnet ein Nahrungsautomat, der eine begrenzte Menge leicht verderblichen Papf produziert (im Wert von 3gp/Tag, aber nur wenn man alles bis zum letzten Krümel aufisst), das Numero Uno Ziel für die gesamte Unterwelt sein soll, habe ich ja auch schon weiter oben geschrieben.

Okay klar, ein solches Risiko sähe ich dann, wenn wir von einer Tyrannei reden in der die Chefs das Volk aus purer Boshaftigkeit hungern lassen und die Leute zuhauf in die Wälder fliehen müssen, wo sie sich von Eicheln und Wurzeln ernähren. Klar, dann sind solche Kisten sicher heiß begehrt und man würde sie klauen wo immer es ginge. Aber wenn die von ihnen produzierte Nahrung von vornherein dazu verwendet wird, die Volksernährung zu sichern? Siehe oben.

Zitat
Schau, du schreibst oben du würdest als jemand der sowas macht den Gegenstand anders machen. Weniger leicht zu klauen.

Und das ist eine kluge Idee. Aber um dich zu zitieren: Nach den Regeln für magische Gegenstände würde der eigentlich mehr kosten

Wieso sollte der (nennenswert) mehr kosten? Im Gegenteil dürfte er nach spielmechanischen Gesichtspunkten eher noch billiger sein, weil schlechter transportabel und somit weniger nützlich für Abenteurer. Das ist im Prinzip als ob man die Standardkiste in einer Wanne Estrich eingießt - so dass man gerade noch so den Deckel auf und zu kriegt - das wird die Basiskosten von 2000gp auch nicht mehr nennenswert erhöhen. Genausogut kann der Verzauberer seinen Verzauberungszauber auf eine größere Kiste zaubern, kostet exakt dasselbe Geld.

Dass es entsprechend des Mottos "Gelegenheit macht Diebe" sinnvoll sein mag, ein paar grundlegende Diebstahl-Erschwernisse einzubauen, klar. Aber so wie das von einigen hier zerredet wird, als würde es ab sofort im ganzen Reich nichts besseres mehr zu klauen geben als die Futterkiste, oder dass die Verteilung von Kistennahrung irgendwie schwieriger, aufwendiger und teurer wäre als exakt dieselbe Aufgabe bei mühsam natürlich erzeugter Nahrung, das wirkt halt auf mich einfach nur nach Widerspruch um des Widerspruchs Willen und nicht nach konstruktiver Exploration eines Themas.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 27.09.2025 | 00:14
Tja, also dass man einen Gegenstand stehlen kann halte ich für kein gutes Argument gegen seine Existenz. Da müsste der schon besonders diebstahlgefährdet sein. Die Boxen würde ich am ehesten in einem Tempel vermuten, und der wird tendentiell eh bewacht.

Andererseits halte ich das ableiten Gesellschaftlich-wirtschaftlicher Fakten aus Spielregeln für völlig nutzlos. In derselben Spielwelt ändert sich z.B. mit jeder Edition die genau Zahl an Leuten die ein Priester speisen kann. Umgekehrt hat man z.B. bei D&D etliche Welten die ganz unterschiedlich aussehen aber alle dasselbe Magiesystem haben. Das passt hinten und vorne nicht.

Ich würde eher umgekehrt vorgehen. Erst entscheiden wie die Welt aussehen soll und dann schauen welche Zauber etc diese Welt kaputtmachen könnten. So ein Teleportationskreis dürfte beispielsweise Handelsschiffsrouten obsolet machen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 27.09.2025 | 00:22
[...] oder dass die Verteilung von Kistennahrung irgendwie schwieriger, aufwendiger und teurer wäre als exakt dieselbe Aufgabe bei mühsam natürlich erzeugter Nahrung, [...]

Nun, in einer Hinsicht ist sie das -- die einmal erzeugte Nahrung läßt sich eben nicht weiter verteilen, als sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden transportiert werden kann, während die meisten natürlichen Nahrungsmittel schon ein bißchen länger transport- und lagerfähig bleiben. Heißt im Klartext, daß man, um Kistennahrung brauchbar zu verteilen, eben auch die Kisten selbst geeignet verteilt aufstellen muß.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 01:08
Nun, in einer Hinsicht ist sie das -- die einmal erzeugte Nahrung läßt sich eben nicht weiter verteilen, als sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden transportiert werden kann, während die meisten natürlichen Nahrungsmittel schon ein bißchen länger transport- und lagerfähig bleiben. Heißt im Klartext, daß man, um Kistennahrung brauchbar zu verteilen, eben auch die Kisten selbst geeignet verteilt aufstellen muß.

Gleichzeitig sind diese Kosten halt bei "regulär" hergestellter Nahrung bereits inbegriffen. Die Preislisten stellen ja den Preis dar den ein Abenteurer in der Taverne bezahlen müsste. Da sind all diese Dinge schon eingeflossen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Kurna am 27.09.2025 | 01:09
Dafür muss die aus der Landwirtschaft kommende Nahrung erst noch geerntet/geschlachtet, gewaschen und zubereitet werden. Und ist außerdem in der Menge sehr stark schwankend (gute/schlechte Ernte, Wetter, Naturkatastrophen, Krankheiten bei Pflanzen/Tieren, durch Seuchen ausfallende Landarbeiter, Wildschäden ...).

[Edit: bezogen auf nobody@home]
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 01:21
Weiss jetzt nicht von was für Wagen und Tieren du da redest. Und warum ich es von vornherein für wenig plausibel halte, dass auf einmal ausgerechnet ein Nahrungsautomat, der eine begrenzte Menge leicht verderblichen Papf produziert (im Wert von 3gp/Tag, aber nur wenn man alles bis zum letzten Krümel aufisst), das Numero Uno Ziel für die gesamte Unterwelt sein soll, habe ich ja auch schon weiter oben geschrieben.

Ich denke nicht, dass es das Nummer 1 Ziel wäre. Diebe würden halt alles klauen was wertvoll ist. Und wenn etwas 2000 Goldmünzen wert ist umso mehr. Du kannst das auch problemlos selbst feststellen: Gewiss hast du schonmal ein Diebesabenteuer gespielt oder geleitet, oder einen Quest bei dem niedrigstufige Abenteurer etwas klauen sollten. War es mehr wert als 2000 GM?

Ich hab schonmal ein paar Diebe für einen Bruchteil dieser Beute wo einbrechen lassen. Warum auch nicht?

Wieso sollte der (nennenswert) mehr kosten?

Sagst du oben ja selbst. Es gibt Regeln zur Herstellung magischer Gegenstände und nach diesen würde ein "Custom" magischer Gegenstand der ungefähr das gleiche macht wie die Box halt teurer sein.

Und ja, natürlich geht es um konstruktive Diskussion. Aber zu der gehört halt auch, zu sagen: Eigentlich müsste man da noch viel mehr berücksichtigen.

Und das zu tun ist doch durchaus auch interessant, weil es zu ganz praktischen Problemen führt. Beispielsweise der Frage wie viel Lohn man Wachen zahlen sollte die einen Tempel mit kostbaren magischen Gegenständen bewachen sollen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Quaint am 27.09.2025 | 02:26
Ich hatte mal ne von bösen, aber rationalen Lichs beherrschte Stadt. Die hatten wenig Lust auf Revolte, aber sie haben sich da nach dem Motto "voller Bauch revoltiert nicht gern" beholfen - und so Art Nahrungsbrunnen aufgestellt. Die waren eher für Armenspeisung, weil das Zeug ned so mega schmeckt, aber ja. Und sie waren quasi einbetoniert und schwer, damit sie nicht jeder Narr wegträgt.
Wir hatten auch mal ein Abenteuer wo ein Viehzüchter (bzw. Schweinezüchter IIRC) dann quasi seine Schweine damit gefüttert hat und die Armen und Ärmsten dann leer ausgingen. Musste man dann gucken wie man es dreht.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 27.09.2025 | 02:27
Ich würde eher umgekehrt vorgehen. Erst entscheiden wie die Welt aussehen soll und dann schauen welche Zauber etc diese Welt kaputtmachen könnten. So ein Teleportationskreis dürfte beispielsweise Handelsschiffsrouten obsolet machen.

Klar, so kann man auch vorgehen. Ursprünglich war aber halt bei mir gerade der Ursprung des Gedankenspiels, sich zu überlegen wie eine Welt aussehen müsste (könnte), wenn eben bspw explizit das 3.5 bzw PF System gilt, inkl. seinen Preisen für magische Gegenstände usw. Dass das dann alles in einer 5E-Welt nicht mehr unbedingt gilt, ist davon ja völlig unbenommen.

Das mit dem Teleportationskreis ist zugegeben ein bisschen ein Stretch, da es sich da ja um sehr mächtige Magie handelt - iirc Grad 9? Da braucht man also entsrprechend mächtige NSCs. Aber da kommt es dann halt auf die Welt im Detail an. Im Endeffekt braucht es zumindest in PF1 nur einen entsprechend hochstufigen Magier, der entsprechend motiviert ist (oder werden kann) und eine Menge Gold, und Schwupp hast du in einer Woche ein 1A Teleporternetzwerk das alle Städte im Königreich verbindet.

Anyway, umgekehrt ist auch klar: wenn ich nicht möchte, dass mir die Möglichkeiten magischer Nahrungsproduktion das Bild einer mittelalterlichen Welt zerschießen, in der der Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebt und Ackerzucht und Viehbau betreibt, dann darf ich in der Tat keine billigen magischen Futterdispenser haben.

Nun, in einer Hinsicht ist sie das -- die einmal erzeugte Nahrung läßt sich eben nicht weiter verteilen, als sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden transportiert werden kann

Nun, warum sollte man das auch wollen? Ich habe weiter oben ja schon explizit von einer Stadt gesprochen - wobei, 1500 Einwohner ist ja eher noch ein besseres Dorf, und selbst da könnte man schon dutzendweise Kisten gebrauchen, ohne dass irgendjemand mehr als 10 Minuten zu Fuß gehen muss. Aber okay, die Einwände in Punkte Diebstahlverlockung etc könnten schon durchaus dazu führen, dass so ein Kistenprogramm zuförderst von größeren, befestigten Städten mit einer soliden Burg, Kirche oder dergleichen im Zentrum angestoßen würde, um Schmu zu verhindern. Meinetwegen sagen wir: 5000 Einwohner.
Umso weniger Grund gibt es dann aber, das Futter umständlich mit Wagen durch die Weltgeschichte zu kutschieren -- die Leute sind doch alle da, in der Stadt, auf einem Haufen, und können sich ihre Rationen bequem fußläufig abholen.

Und dann hätte so eine 5000-Ew-Stadt halt schon theoretisch Verwendung für über 300 solcher Kisten. Und während sie vielleicht Jahr für Jahr ihren Kistenbestand erweitert, wird sie aber wahrscheinlich auch weiter wachsen, weil mehr Leute dorthin ziehen. Das gäbe es sowohl Pull- als auch Push-Faktoren: einerseits attraktives Pflaster für Zuwanderer, weil blühende Wirtschaft, andererseits werden vielleicht durchaus über kurz oder lang umliegende Bauern "arbeitslos", weil halt weniger Bedarf für konventionelle Nahrung besteht. Und als erstes werden, ähnlich wie zur Zeit der Pest, die Höfe mit den schlechteren Äckern aufgegeben; der durchschnittliche Ertrag pro Hektar steigt also.

Ich nehme mal an, es wäre sowieso "von oben her" nicht gewünscht, dass quasi die ganze Nahrung nur noch aus Kisten kommt. Aber sagen wir mal eine Quote von max 50% könnte schon attraktiv sein. Das würde entsprechend die Hälfte -- oder genau genommen mehr als die Hälfte -- der Bauern einsparen, welche dann eben wie gesagt in anderen Wirtschaftszweigen arbeiten können. Und man hätte einige Resilienz in beide Richtungen: wenn es mal Ernteausfälle oder dergleichen gibt, kann man die Kistenrationen etwas strecken. Und wenn mal mit den Kisten was falsch laufen sollte, hat man ja noch einen Grundstock an natürlicher Nahrung.

Ich denke nicht, dass es das Nummer 1 Ziel wäre. Diebe würden halt alles klauen was wertvoll ist. Und wenn etwas 2000 Goldmünzen wert ist umso mehr.

Wie gesagt: dieses Etwas ist zunächst mal maximal 3gp pro Tag wert, und auch das nur wenn du zufällig 15 Leute zusammenbekommst die du damit durchfüttern willst. Wenn du nur 10 Leute hast, sind es 2gp. Dafür soll man sich diesen Stress antun? Erst irgendwo einbrechen, dann in ständiger Angst vor Entdeckung durch Hellsichtzauber und dergleichen leben? Für 2gp pro Tag? Das ist irgendwie, als ob du in den Tresorraum der Bank einbrichst, um dort einen Zigarettenautomaten zu klauen.

Zitat
Sagst du oben ja selbst. Es gibt Regeln zur Herstellung magischer Gegenstände und nach diesen würde ein "Custom" magischer Gegenstand der ungefähr das gleiche macht wie die Box halt teurer sein.

Nein, das habe ich so nicht gesagt. Ich sagte, die Box selber müsste nach den Guidelines eigentlich teurer sein (nämlich 3000gp statt 2000). Keine Ahnung warum sie sie billiger gemacht haben; vermutlich weil man sich dachte, dass es sich sonst für Abenteurer nicht lohnt. Kleinigkeiten wie Form oder Gewicht - insbesondere wenn unpraktischer - machen das Ding nicht zum "Custom" Gegenstand. "Custom" wäre, wenn ich ihn so verändern würde, dass er 3x am Tag benutzt werden kann (also 45 Personen pro Tag) oder was auch immer.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Ainor am 27.09.2025 | 08:48
Klar, so kann man auch vorgehen. Ursprünglich war aber halt bei mir gerade der Ursprung des Gedankenspiels, sich zu überlegen wie eine Welt aussehen müsste (könnte), wenn eben bspw explizit das 3.5 bzw PF System gilt,

Also müsste ist eher schwierig. IRL haben alle Länder dieselben technischen Möglichkeiten, sehen aber sehr unterschiedlich aus. In einer unzivilisierten Welt würden die Futterdispenser vielleicht nicht gestohlen, aber vermutlich geplündert oder geraubt.

Das mit dem Teleportationskreis ist zugegeben ein bisschen ein Stretch, da es sich da ja um sehr mächtige Magie handelt - iirc Grad 9? Da braucht man also entsrprechend mächtige NSCs. Aber da kommt es dann halt auf die Welt im Detail an.

Wenn es einen Teleportationskreis gibt, dann ist die Handelsschiffsroute tot. Aber auch wenn du bei D&D 3E bleiben willst: Rechne mal aus was z.B. der antike Getreidehandel zwischen Alexandria und Rom (800 Schiffe pro Jahr) mit Verlustrate gekostet haben muss. Da dürfte der Teleportationskreis schnell zu einer der besten möglichen Investitionen werden...

Anyway, umgekehrt ist auch klar: wenn ich nicht möchte, dass mir die Möglichkeiten magischer Nahrungsproduktion das Bild einer mittelalterlichen Welt zerschießen, in der der Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebt und Ackerzucht und Viehbau betreibt, dann darf ich in der Tat keine billigen magischen Futterdispenser haben.

Hier ist das Problem mit dem "müsste": wenn die Leute nicht zu 90% Bauern sind, was machen die den ganzen Tag?
IRL gab es ja eine solche Freisetzung der Arbeitskraft während der Industrialsierung (und es könnte durch KI bald eine neue geben). Ich glaube nicht dass man damals die Industriegesellschaft vorhergesehen hat. Und es gab damals Maschinenstürmer die ihre angestammten Produktionsformen robust verteidigt haben.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: nobody@home am 27.09.2025 | 09:07
Also müsste ist eher schwierig.

Zumal ja auch immer das menschliche (elfische, drachische, was auch immer...) Element eine entscheidende Rolle spielt und damit schon in der Realität die scheinbar logischsten Das-müßte-doch-aber-Pläne schnell mal über den Haufen wirft. Alles, was es zu einer Welt braucht, in der trotz magischer Nahrungsproduktionsmöglichkeiten immer noch weitgehend Ackerzucht und Viehbau betrieben werden, sind ja genügend Leute, die erstere hinreichend eifersüchtig für sich horten und sich vielleicht auch noch überlegt haben, daß ihnen persönlich eine soziale Revolution, wie sie ein Überflüssigwerden der letzteren samt Freisetzung von Arbeitskraft und dergleichen wohl lostreten würde, eigentlich so gar nicht in den Kram paßt...
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 27.09.2025 | 09:11
Wie gesagt: dieses Etwas ist zunächst mal maximal 3gp pro Tag wert, und auch das nur wenn du zufällig 15 Leute zusammenbekommst die du damit durchfüttern willst. Wenn du nur 10 Leute hast, sind es 2gp. Dafür soll man sich diesen Stress antun? Erst irgendwo einbrechen, dann in ständiger Angst vor Entdeckung durch Hellsichtzauber und dergleichen leben? Für 2gp pro Tag? Das ist irgendwie, als ob du in den Tresorraum der Bank einbrichst, um dort einen Zigarettenautomaten zu klauen.

Es ist 20.000 wert. Und wenn es eine leichte tragbare Box ist, ist das für die organisierte Kriminalität und den Schwarzmarkt ein Business Case.
Jetzt hast du schon modifiziert: groß, schwer, einbetoniert. Plus eine magische Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörde. Aber die organisierte Kriminalität hält da natürlich mit ihren eigenen Magiern dagegen. Und das Nachbarreich interessiert es nicht, wo die Kisten herkommen, bzw. unterstützt vielleicht die Sabotage.

@Distribution: jetzt bist du doch schon einen Schritt weiter. Jetzt gibt es so etwas wie Kantinen. Die lohnen sich aber erst für mehrere Kisten. Oder man implementiert das in Gasthäuser oder andere Infrastruktur der Grundversorgung.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 09:54
Man muss sich halt auch immer klarmachen: alle Zusatzsachen kosten Geld. In der obigen Rechnung bin ich von einfachen Häusern ausgegangen in denen die Dinger stehen, mit einer einfachen Wache davor die alle acht Stunden abgelöst wird. Bei diesem Szenario würden 15 Silberstücke Gewinn übrig bleiben.

Magischer Schutz, Transportkapazitäten oder Söldner die etwaige Diebe verfolgen sind da nicht mal dabei. Die müssten aber ebenfalls daraus finanziert werden.

Gleichzeitig muss man eigentlich auch die Grundannahme hinterfragen ob die Mahlzeiten aus der Box wirklich einen Gegenwert von 30 silber pro Tag darstellen.

Laut 3.5 entspricht ein "poor Meal per Day" nur einer Silbermünze, also 15 davon nur 15 sp. Aber das ist halt eigentlich der Preis in der Taverne, nicht der Preis für die Zutaten welche Knecht Rudi verbraucht wenn er das gleiche Mahl auf dem Bauernhof seines Bauern zubereitet. Es ist was der typische Abenteurer an Kosten rechnen muss der sich einquartiert, nicht der Gegenwert der Zutaten. Da sind der Wirt und die Schankmaid also schon mit drin.

Eine Stadt würde bei ihrer Kalkulation aber nicht fragen: "Was wären die Kosten wenn alle Bürger in der Taverne speisen?" sondern "wie viel kostet das Getreide". Eigentlich ist der Gegenwert der Mahlzeiten für eine Stadt wesentlich geringer als 30 Silber pro Tag, auch noch unter den 15 pro Tag. Schaut man auf die Versorgungskosten für Reittiere so kommt man dem schon näher. Denn das Getreide für ein Pferd kostet 5 Kupfer, also nur ein Sechstel des oben kalkulierten Wertes.

Und das macht die Kalkulation natürlich schwieriger, denn nun würde die Stadt schon bei minimalen Sicherheitsvorkehrungen Verlust machen.

Das soll nicht heißen diese Dinger gäbe es nicht. Im Gegenteil, ich glaube sie würden existieren. Aber eben nicht zur Armenspeisung, sondern eher als Notfallvorrichtung in Burgen und Festungen die dadurch wesentlich schwerer zu belagern und auszuhungern wären.

Und als das als was sie im Buch stehen. Versorgungsboxen für Abenteurer denen die Kostenkalkulation egal sein kann.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2025 | 10:00
Ich frage mich gerade was in einer z.B. Kirche, die sich so eine Kiste leistet, da so noch mit an mobilem Inventar drin ist, was dann eh mehr wert ist als 2000Gm und daher ebenfalls eh bewacht werden muss.

Und bei der Anzahl immer wieder auftretender Monster in typischen Settings ist eine Handvoll Bewaffneter an der Hand zu haben eh sinnvoll, oder?
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 27.09.2025 | 10:26
@Distribution: ...Jetzt gibt es so etwas wie Kantinen. Die lohnen sich aber erst für mehrere Kisten. Oder man implementiert das in Gasthäuser oder andere Infrastruktur der Grundversorgung.

 :think:
im alten Mesopotamien lieferten die Landpächter Nahrung&Wolle
Arbeiter(familien) für die Wolle zu Garn zu Tuch zu Kleidung wurden mit Rationen bezahlt
der Handel mit Kleidung ermöglichte es den Sumerern, im Gegenzug Schmucksteine und Metalle ins rohstoffarme Sumer zu importieren
 :think:
alle Jubeljahre erließ dann der Lugal von Habtmichlieb (etwa wenn seine Bevölkerung tapfer im Krieg gekämpft hatte und er jetzt "der Siegreiche" war) seinen Arbeitern die krankheitsbedingten Ausfälle an abzuliefernden Wolle-Produkten (den Rationen hatten sie während der Krankheitszeit ja bezogen) und schwupps, war dieser Kreislauf ein Beherrschungsinstrument.
 :think:
ersetze vorne Landpächter Nahrungsproduktion durch magic-Lunch-Box MLB
= mehr Hände frei für Veredelungsarbeiten für den Tauschhandel gegen lokal nicht vorhandene Veredelungsprodukte (Metalle etwa)

..................
gemäß Zunftsatzung von Kleinkleckersstadt ist die "Meisterstelle" an ein Haus innerhalb der Mauern und eine solche MLB gekoppelt.
Der Haushalt des Meisters mit allen Familienmitgliedern und untergestellten Gesellen&Lehrlingen ist damit auf 15 vorgegeben, was schon eine ordentliche Ansammlung an Arbeitskräften darstellt.
Etwa als Schneidermanufaktur
als Dachstuhl-Zimmerleute-Kolonne
Maurerkolonne
etc.pp.

je nach "Wartungsaufwand" läuft so eine MLB in "Meisterfamilien" durch Generationen
je nach "Bedarf an Erzeugnissen&Dienstleistungen" streckt ein Stadt/Zunft/Bürgerschafts-Kollektiv so eine MLB "vor", etwa damit Shake&Spear Schaustellerei mit Schauwerten sich dauerhaft in Kleinkleckersstadt niederlässt  >;D
oder bei aufziehender Orkensturmgefahr neben dem Grobschmied auch ein Waffenschmied angesiedelt wird
die prosperierenden Kleiderschneider sich durch eine stadteigene eine Knopfschnitzer-Manufactur die Lieferkette absichern
...und was noch an neuzeitlicher Rückübertragung euch stimmig vorkommen mag.

so wie der "Meister" seinen Notgroschen unter dem Kopfkissen, sein ererbtes Werkzeug und seine schriftlichen Privelegien sichern musste, so muss er jetzt auch seine MLB sichern.
Diebstahl und seine Vorbeugung ist keine Erfindung von D&D - das hatten die mittelalter Menschen deutlich mehr im Blut als die heutige Gesellschaft mit ihrer puhhh-mir-zu-aufwendig-kann-das-nicht jemand-anderes-für-mich-erledigen Einstellung
...........
abgelegene Edelsteinminen hätten ebenfalls Interesse an so einer MLB
ja, wären sogar der grund, warum diese Schmucksteine überhaupt wirtschaftlich förderbar wären, den die MLB reduziert das unkalkulierbare Risiko von Räuberreien an den Proviantkarawanen (und wenn es keine Zwischensnack Proviantkarawanen mit Kamel-Döner-satt für die 24/7-lauernden Räuber gibt, kann das Warten auf die Edelsteinkarawane seeehr unkomfortabel werden....)

Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 27.09.2025 | 12:29
Ich muss ja sagen, ich finde diese zwei unterschiedlichen Stoßrichtungen, die hier eingeschlagen werden, schon lustig. In Kombination landen wir da bei "Die magisch produzierte Nahrung ist in Wirklichkeit nur ein paar Kupferlinge wert und außerdem wird eine Mafia mit allen Mitteln magisch aufrüsten um sich diese drei Kupferlinge unter den Nagel zu reißen". Warum beides Quatsch ist, habe ich oben schon ausgeführt, muss ich nicht wiederholen.

Laut 3.5 entspricht ein "poor Meal per Day" nur einer Silbermünze, also 15 davon nur 15 sp. Aber das ist halt eigentlich der Preis in der Taverne, nicht der Preis für die Zutaten welche Knecht Rudi verbraucht wenn er das gleiche Mahl auf dem Bauernhof seines Bauern zubereitet.

Die Nahrung ist aber nicht "poor", sondern gemäß Create Food "simple fare of your choice – highly nourishing, if rather bland". Ich würde das als "common" interpretieren. Nachwürzen kann man immer noch. Zweitens ist das Essen bereits konsumfertig und muss nicht erst noch extra zubereitet werden (abgesehen vielleicht vom Nachwürzen). Essen aus Rohzutaten zuzubereiten kostet auch Zeit, und Zeit ist ebenfalls Geld.

Zitat
Das soll nicht heißen diese Dinger gäbe es nicht. Im Gegenteil, ich glaube sie würden existieren. Aber eben nicht zur Armenspeisung, sondern eher als Notfallvorrichtung in Burgen und Festungen die dadurch wesentlich schwerer zu belagern und auszuhungern wären.

Die Dinger waren von vornherein nie zur Armenspeisung vorgesehen.

Ich frage mich gerade was in einer z.B. Kirche, die sich so eine Kiste leistet, da so noch mit an mobilem Inventar drin ist, was dann eh mehr wert ist als 2000Gm und daher ebenfalls eh bewacht werden muss.

Und bei der Anzahl immer wieder auftretender Monster in typischen Settings ist eine Handvoll Bewaffneter an der Hand zu haben eh sinnvoll, oder?

Aber nein! Wir lernen doch hier gerade, dass man niemals auf so eine Idee käme, sondern so eine Kiste natürlich in ein eigens errichtetes kleines Haus stellen würde und von eigens angestellten Wächtern bewachen lassen würde. Auf keinen Fall würde man sie in bestehende Infrastruktur integrieren, dann könnte man den Nutzen ja nicht mehr infinitesimal klein rechnen, um nur ja nichts im Status Quo ändern zu müssen. Und dann wird auch noch eine Mafia aus dem Hut gezogen, die ab sofort nichts anderes mehr zu tun hat als wie Gargamel tagein, tagaus Pläne zu schmieden wie man an diesen tinzigwinzigen Wert herankommen kann.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 15:51
Ich muss ja sagen, ich finde diese zwei unterschiedlichen Stoßrichtungen, die hier eingeschlagen werden, schon lustig. In Kombination landen wir da bei "Die magisch produzierte Nahrung ist in Wirklichkeit nur ein paar Kupferlinge wert und außerdem wird eine Mafia mit allen Mitteln magisch aufrüsten um sich diese drei Kupferlinge unter den Nagel zu reißen". Warum beides Quatsch ist, habe ich oben schon ausgeführt, muss ich nicht wiederholen.

So sehr Quatsch ist es nicht, denn der Marktpreis der Kiste selbst ist halt hoch, auch wenn sie sich selbst nicht besonders gut eignet damit reich zu werden. Aber Abenteurer, Militärs und dergleichen hätten sicher interesse so etwas zu kaufen, weil bei diesen halt der Preis weniger wichtig ist.

Diebe dieser Boxen würden sich halt nur nicht hinstellen um mit diesen Kisten die nächsten funf Jahre Snacks herzustellen und diese verhehlen. Sondern die Kiste.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 16:15
Essen aus Rohzutaten zuzubereiten kostet auch Zeit, und Zeit ist ebenfalls Geld.

Ganz genau. Und nicht nur dies, auch eine Küche zu betreiben, Köche zu beschäftigen und die Waren zu transportieren kostet Geld, genauso wie einen Ort zum Speisen bereit zu stellen.

Der Punkt ist, das dies in den Preisen in der Taverne bereits einberechnet ist. Das eigentliche Essen kostet weniger als der Abenteurer am Ende bezahlt.

Wenn wie in deinem Beispiel oben es jedoch darum ginge die Stadtbevölkerung zu versorgen so zählt der Wert der Waren, dies ist was am Ende eine Stadt dem Händler zahlen würde der sie beliefert.

Und nein, es geht nicht darum den Nutzen klein zu rechnen. Nur: Wenn man alle zusätzlichen Kosten außen vor lässt aber dafür den Ertrag hoch rechnet wird die Rechnung nicht stimmen.

Und das mindert die Aussagekraft. Das war doch am Ende das Ziel deiner Aussage, oder? Zu überlegen wie solche Gerätschaften Fantasywelten verändern.

"Nicht sehr viel, am nützlichsten sind sie für Abenteurer und Militärs" ist einfach eine legitime Antwort. Muss ja nicht die Antwort sein die du am besten findest.

Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 27.09.2025 | 17:08
Der Punkt ist, das dies in den Preisen in der Taverne bereits einberechnet ist. Das eigentliche Essen kostet weniger als der Abenteurer am Ende bezahlt.

Wenn wie in deinem Beispiel oben es jedoch darum ginge die Stadtbevölkerung zu versorgen so zählt der Wert der Waren, dies ist was am Ende eine Stadt dem Händler zahlen würde der sie beliefert.

Zum Einen: ich weiß nicht, wo ich mich da so unklar ausdrücke. Die Bürger können ja die Grundstoffe nicht roh runterwürgen. Getreide muss gemahlen und irgendwie zubereitet werden. Das alles kostet Zeit, Geld und Energie. Ja, das ist im Tavernenessen eingepreist -- aber die Bürger haben ja die Kosten (an Zeit und zB Geld für Feuerholz) ebenfalls, wenn sie ihr Essen from scratch zubereiten müssen. Nach dem Gedanken der sozialistischen Arbeitsteilung ist es halt uU gescheiter, lieber eine Stunde zu arbeiten und von dem Stundenlohn eine fertige Mahlzeit zu kaufen, als eine Stunde selber in der Küche zu stehen. Darum ist es auch gerechtfertigt, für eine fertige Mahlzeit einen Preis zu verrechnen, der über dem der Zutaten liegt.

Davon abgesehen sind die Tavernenpreise andere, als du anscheinend glaubst. Schau mal: ein "common meal" ist da 3sp - _pro Mahlzeit_. Da wärst du also bei zwei Mahlzeiten pro Tag schon bei 6sp. Also das Dreifache von dem, was ich für die Kistennahrung pro Tag veranschlage. Und selbst zwei "poor meals" - was ich wie gesagt nicht für deckungsgleich mit "simple fare" halte - bist du zwar bei 2x1sp Tavernenpreis, aber auch einzeln gekauft und addiert sind die Einzelkompenenten nicht wesentlich billiger. Auch das Holz zum Kochen muss ja erstmal gehackt und der Holzfäller bezahlt werden; alles das ist Arbeitskraft die in anderen Branchen produktiver eingesetzt werden kann, was der ursprüngliche Gedanke bei dieser Art der Versorgung war (und nicht etwa Armenspeisung).

Zitat
"Nicht sehr viel, am nützlichsten sind sie für Abenteurer und Militärs" ist einfach eine legitime Antwort. Muss ja nicht die Antwort sein die du am besten findest.

Find ich halt nicht nur "nicht am besten", sondern schlicht sachlich falsch. Das Ironische an der ganzen (Futter)Kiste ist ja, dass sie sich gerade für Abenteurer eher niemals lohnt. So eine Truppe ist ja meist eher 5 als 15 Mann stark, macht einen Nutzen von 1gp/Tag, und eine Abenteurerkarriere währt meist wesentlich kürzer als 2000 Tage im Felde.
Militär, okay, ja man kann damit auch eine Garnison versorgen, falls es so eine gibt (da kommen wir wieder zu Fragen nach Gesellschaftsstruktur, stehende Heere und dergleichen) - damit gibt sich das aber wieder rein gar nichts mit meiner vorherigen Rechnung, da ja dann auch wieder die Kiste Lebensmittel spart, die man sonst hätte kaufen und zubereiten müssen.

Da kommt es nun also wieder drauf an: haben wir fäntelaltermäßig eine Garnison von zB 100 Mann, die dauerhaft durchgefüttert werden wollen -- oder rekrutiert sich die Streitmacht einer Stadt nicht vielmehr direkt aus ihren Bürgern, und das nur im direkten Bedarfsfall.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 17:29
Davon abgesehen sind die Tavernenpreise andere, als du anscheinend glaubst. Schau mal: ein "common meal" ist da 3sp - _pro Mahlzeit_. Da wärst du also bei zwei Mahlzeiten pro Tag schon bei 6sp.

Also im SRD steht dort "per Day"

https://www.d20srd.org/srd/equipment/goodsAndServices.htm
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 27.09.2025 | 17:37
lol, so steckt manchmal der Teufel im Detail: ich schaue per Default immer im PRD nach und da steht nicht "per day", sondern "Unless otherwise specified, the amount received for the listed price is presumed to be a standard meal serving for a single person." (und bei den Mahlzeiten wird nicht "otherwise specified").

P.S., bei beiden fehlt die im PHB eingefügte Klammer bei "chicken stew (easy on the chicken)".  ;D
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Arldwulf am 27.09.2025 | 18:26
Ist ja auch nix schlimmes. Ganz generell: Ich glaube nicht, dass es darum gehen kann derlei Ideen kleinzureden. Den Gegenstand gibt es und in D&D ja ganz allgemein Möglichkeiten Nahrungsmittelproduktion magisch zu unterstützen.

Mir ging es also nicht drum zu sagen: "sowas kanns ja gar nicht geben" als zu sagen: je nachdem wie das gestaltet ist kann es schon eine knappe Kalkulation sein die zwar manch einer für sinnvoll hält aber gewiss nichts für jede Stadt ist.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 27.09.2025 | 18:36
haben wir fäntelaltermäßig eine Garnison von zB 100 Mann, die dauerhaft durchgefüttert werden wollen

Fortificationen mit einer handvoll Burgmannen sind verbürgt. Diese "typischen" Massenaufläufe sind übrigens blankes Hollywood, in den ganzen Burgus-Contracten geht es erstaunlich "lean" zu - und muss irgendwie dann doch gereicht haben  :think: teilweise wurden ganze Burgen mit 15 Invaliden gegen Heere verteidigt Tor zugemacht und mit Armbrüsten aus den Schießscharten mehr gedroht als Hollywoodbolzenhagel ausgesendet.

sprich, wenn einfacher Mampf den Kalorien-Grundbedarf einer Limesturmbesatzung&Familienanhang samt Wachhund deckt, ist jeder "Jagderfolg" im herkynischen Walde gleich "der" Verbesserer für das Menü.

So können "Türme" an langen-langen Königsstraßen unterhalten werden, wo das Herankarren von Verpflegung(süberschuss der Dörfer wohlgemerkt) bis zur "Belagerungsfestheit" (nicht zuletzt durch Steilheit des Zuwegs) das sonstige handicap wären. 
Hier würde die magic lunch box "überschaubares" leisten, das dann aber ordentlich.

wenn am Brenner strategischer Verkehr und Veredelungsprodukte rauf-und-runter gefahren werden müssen, wäre eine Passtaverne mit so welchen MLB bestens aufgestellt. Denn der Aufwand, den ganzen Mampf für die Fuhrleute auf den Berg hochzuwuchten, steht ja in Konkurrenz zu dem Transportraum, welcher renditeträchtige Ware (oder Kriegsleuteausrüstung) beinhaltet bzw. beinhalten könnte.
Dem Kilo ist es egal, ob es Mehl oder Pfeffer war, die Mühsal rauf zum Brenner bleibt gleich. Nur den Pfeffer kann man zu einem besseren Kilopreis auf der anderen Gebirgsseite verhökern, wo das Mehl schon längst wieder verstoffwechselt wurde  >;D 
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2025 | 18:42
Wie teuer wären denn schon Bauernhof und Lohn um eine Netto-Jahresverbrauchsmenge von 15 Leuten manuell zu erzeugen?
So als unterste Ebene der Rechnung bevor Fuhrwerker und Koch mit Utensilien oben drauf kommen.

Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Feuersänger am 27.09.2025 | 19:30
Jap, also das ist natürlich völlig korrekt: wenn solche Kisten üblich sind, dann sind Burgen / Befestigungen praktisch nicht belagerbar. Letztendlich liefen ja Belagerungen in der Regel mit dem Zweck, die Besatzung durch Aushungern zur Aufgabe zu zwingen, und das hat man gemacht weil ein direkter Angriff keinen Erfolg versprach.

Ich habe jetzt nicht im SBG nachgeschaut, aber ich würde mal schätzen dass eine ordentliche Burg schon mindestens 100.000gp zu bauen kostet. Da wäre es dann absolut naheliegend, noch ein paar Tauis obendrauf zu packen um einige Futterkisten einzukellern. Für eine ordentliche Fantasy-Burg braucht man ja sowieso auch einen Teleportations-, Burrowing- und Flug-Schutz, um nicht vom nächstbesten 3.- oder 4.-Grad-Zauber komplett ausgehebelt zu werden.

Wie teuer wären denn schon Bauernhof und Lohn um eine Netto-Jahresverbrauchsmenge von 15 Leuten manuell zu erzeugen?

Da gibt es verschiedene Rechenmethoden, entweder Top Down (ausgehend vom verwendeten RPG-System) oder Bottom Up (ausgehend von RL Werten für Ertrag usw). Und es kommt natürlich drauf an, wie groß der Bauernhof sein soll, wie fruchtbar der Boden und so weiter.

Bspw Top Down nach 3E/PF Regeln: da erwirtschaftet ein einzelner Bauer (mit Profession: Farmer und Skill Focus) übers Jahr ungefähr 500gp - das beinhaltet dann aber auch Holz und Vieh und so weiter. Nehmen wir an, die Hälfte dieser Summe sind Cash Crops. Als Handelsgut ist Weizen (ungemahlen) 1cp/lb wert. Das bedeutet also dann 25000 lbs Weizen Jahresertrag. Daraus bekommt man ca 75% des Gewichts an Mehl, macht auf metrisch umgerechnet ca 8400kg. 1kg Mehl hat ca 3400 kcal. D.h. ein körperlich arbeitender Mensch braucht pro Tag das Äquivalent von so etwa 900g Mehl (zufälligerweise wieder 2 Pfund). Das bedeutet, der Ertrag unseres wackeren Bauern ernährt ca 25 Menschen(große Kreaturen) 1 Jahr lang. Oder anders gesagt, für 15 Leute braucht man etwa 0,6 Bauern.

Bottom Up und systemneutral könnte man es auch ausrechnen: Ertrag soundsoviele dz/ha, Hufe zu soundsoviel ha, da kommt es jetzt halt drauf an welche Effizienz man den Fäntelbauern zugestehen will. Wenn zB die Hufe 60 Morgen hat und ein Morgen 4000m² groß ist, sind das 24 Hektar, bei einem historischen Nettoertrag von 4dz/ha also sagenhafte 96dz = 9600kg --> tatsächlich eine recht ähnliche Summe wie im Top-Down Beispiel (aber doch kleiner), was sich zufällig durch die gewählte Hufengröße so ergeben hat, welche auf Durchschnittswerten basiert aber regional enorm variiert hat. Bläst du den(das?) Morgen auf 5000m² auf, hast du quasi die gleichen Zahlen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: manbehind am 28.09.2025 | 11:45
@OP: Tharun in a nutshell ^^

Üblicherweise agieren Charaktere ja relativ "frei" innerhalb ihrer Spielwelt.

Einen anderen Weg ist man seinerzeit bei Tharun gegangen:

Hier agieren Charaktere innerhalb der offiziellen Machthierarchie oder versuchen, sich ihr als Ausgestoßene zu entziehen - oder sich in ihr erneut einen Platz zu erobern.

Die Welt ist wesentlich durch ihre Geographie geprägt, deren Grenzen grob der Machthierarchie der Welt entspricht:

Lokale Macht- und Herrschaftsbereiche sind Inseln unterschiedlicher Größe , wobei mehrere Inseln ein Archipel bilden, mehrere Archipele ein Reich, und die Gesamtheit der Reiche dann die Welt Tharun.

Damit ist der Fähigkeit einer Gruppe, aus eigener Kraft zu reisen, zunächst ein enger Rahmen gesetzt, der durch die Geographie der Insel, auf der sie sich befindet, gesetzt ist. Ähnlich wie in SF-Welten, in denen Reisen von Planet zu Planet und Galaxie zu Galaxie stattfindet, benötigen die Helden entsprechende Machtmittel, um reisen zu können, also Schiffe, einen fähigen Kapitän und Ruderer.

Aufgrund ihrer Größe, Rohstoffe oder anderen Gründen wichtige Inseln werden von einem lokalen Herrscher kontrolliert, die wiederum allesamt formell dem Herrscher des Archipels (einer Gruppe relativ nah beieinanderliegender Inseln) unterworfen sind, die wiederum allesamt formell dem Herrscher des Reiches unterstehen, die wiederum allesamt formell dem Herrscher Tharuns unterworfen sind.

Die Gesellschaft Tharuns ist sehr einfach organisiert: es gibt eine Kaste von Kriegern, die Waffen tragen und gegen andere Lebewesen erheben dürfen, und es gibt den großen Rest, der das nicht darf und dem es bei Todesstrafe verboten ist, Waffen zu führen, ihren Gebrauch zu erlernen oder sie gegen andere Lebewesen zu richten. Die Kriegerkaste selbst ist stark von zwei widerstreitenden Konzepten geprägt, der schwertmeisterlichen Ehre einerseits und dem Machtstreben innerhalb der Kaste andererseits.

Das Konzept der schwertmeisterlichen Ehre reguliert beobachtbares Verhalten, weil offene Verstöße gegen den Verhaltenskodex zu Statusverlusten, d. h. zu Verlusten von Ansehen und Einfluss und vermehrtem Widerstand innerhalb der Kaste oder gar zum Ausschluss führen. Andererseits können Naivität und das Festhalten am Verhaltenskodex schnell dazu führen, Opfer einer Intrige zu werden, was zur Minderung des eigenen Status, zum Verlust des Lebens oder auch zum Ausschluss aus der Kaste führen kann. Sprich: man kann sich dem Machtkampf nicht ohne weiteres entziehen.

Die Seefahrt liegt in den Händen weniger dazu befähigter Kapitäne, die allesamt der offiziellen Machthierarchie entstammen, also besondere Amtsinhaber am Hof eines Herrschers sind. Seeungeheuer werden im Allgemeinen als heilige Wesen des Meeresgottes angesehen, so dass sie nicht bekämpft, sondern mit Menschenopfern "befriedet" werden.

Das Volk ist in Kasten organisiert, in die man hineingeboren wird, während der eigene Status unveränderlich ist. Innerhalb dieser Kasten gibt es einen ähnlichen Kampf um Macht und Ansehen, wie in der Kriegerkaste, der allerdings ebenfalls im Verborgenen geführt wird.

Die Gesetze der Welt sind göttergegeben, jedenfalls behaupten das ihre Priester, während die Kriegerkaste großes Interesse daran hat, ihr eigenes Machtmonopol zu erhalten und den Aussagen der Priester gesellschaftliche Geltung zu verschaffen.

Alle Magie Tharuns wird durch Runensteine ermöglicht, so dass magische Macht auch vom Besitz von Runensteinen abhängt, die auf diesem Wege eben auch ganz profan geklaut werden kann.

Runemagische Fähigkeiten werden üblicherweise n. M. geheimgehalten, um potentiellen Gegnern und Konkurrenten nichts über die eigenen Fähigkeiten zu verraten (die ja ggf. genau gegen diese Gegner und Konkurrenten eingesetzt werden sollen).

Abenteuergruppen setzen sich hier üblicherweise zunächst aus unterschiedlichen Mitgliedern eins herrschaftlichen Hofes zusammen, die gemeinsam im Auftrag ihres Herrschers handeln und sich hierbei im Regelfall auch erstmals kennenlernen. Erfolg oder Misserfolg von Missionen entscheiden haben Folgen für den eigenen gesellschaftlichen Status und schaffen oder nehmen Machtoptionen.
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: Skaeg am 1.10.2025 | 10:54
Tharun in a smaller nutshell:

Hadmar hat a.) von Schmidt Spiele die Runensteine in die Hand gedrückt bekommen und b.) kurz vorher James Clavells Shôgun gelesen.  ;D
Titel: Re: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?
Beitrag von: manbehind am 1.10.2025 | 11:15
Tharun in a smaller nutshell:

Hadmar hat a.) von Schmidt Spiele die Runensteine in die Hand gedrückt bekommen und b.) kurz vorher James Clavells Shôgun gelesen.  ;D

Das ist so nicht ganz richtig ^^ (https://web.archive.org/web/20041027171225fw_/http://www.luzifer.at/hadmar/schwertmeister.htm) Sprich: Ja, die sollten mit untergebracht werden, waren aber für die Entscheidung zur Entwicklung des Spiels nicht ausschlaggebend, sondern lediglich für die Gestaltung bestimmter Aspekte (Hintergrund, Magiessystem). Ich finde, dass die Integration ins Spiel gerade mit Blick auf's Thema ziemlich gut gelungen ist. Aber das gehört wohl in ein einen anderen Thread :)