@Skaeg: na das ist ja der Punkt: in realen Strukturen gibt es keine Archmages, die einen unbotmäßigen Konkurrenten in einen Fliegenpilz verwandeln können.
-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
-...aber mit Magie...
-...und real existierenden Göttern...
-...und häufig noch mit anderen intelligenten Spezies...
-...und zumindest einer gewissen Form von moderner Befindlichkeit (Stichwort Gleichberechtigung zB)...
QFT. Ist halt dann die Frage was man daraus macht. Ich persönlich mag es, die Konsequenzen und Implikationen möglichst stringent durchzuexerzieren.
-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen? <snip>
Zum Einen Zustimmung: ich finde es auch recht erwartbar, dass in so einer Welt die realen Machtpositionen früher oder später von Magiekundigen besetzt werden, seien sie nun Göttlich oder Arkan, um bei der klassischen D&D-Dichotomie zu bleiben.
Dass es in einer Magokratie keinen Feudalismus gäbe, nunja denkbar aber nicht zwingend. Es kommt halt auch drauf an, wieviele Zauberer es gibt und was sie konkret auf der Pfanne haben. Unter Umständen gibt es schlicht nicht genügend von ihnen, dass sie das Land alleine regieren könnten. Dann müssen sie halt bis zu einer gewissen Ebene Verantwortung an die
dirty mundane peasants delegieren.
Statt erblichem Feudalismus finde ich in so einer Welt eine Meritokratie plausibel. Somit dürfte dann auch durchaus die spielmechanische Stufe mit der gesellschaftlichen Stufe korrelieren.
-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich.<snip>
Auch mein Reden seit immer. Wie ich zu sagen pflege: viele Leute (von Spielern bis Autoren) verinnerlichen sich nicht richtig, dass wir da nicht von einer realen Welt mit Phantasiegöttern reden sondern von einer Phantasiewelt mit realen Göttern.
Allerdings gilt für gängige Fantasywelten auch: die Götter sind nicht allwissend und erst recht nicht allmächtig. Deswegen benötigen sie ja andere Wesen, zB Sterbliche als Instrumente, um die materielle Welt zu beeinflussen. ABER grundsätzlich muss man über den Willen einer Gottheit nicht lange rätseln: einmal Commune gezaubert und man wird informiert.
Noch in dem Zusammenhang zu nennen:
Apotheose: vor allem in den FR, aber auch in Golarion ist es möglich bis üblich, dass Sterbliche zu Göttern werden, und ich weiß nicht in welchen Settings noch. In den FR sind soweit ich weiß etwa ein knappes Dutzend der Götter ehemalige Sterbliche, oft sogar Abenteurer.
Drolliges Tidbit am Rande: schon oft bin ich der Auffassung begegnet, sowohl von Spielern als auch Autoren, dass Priester, Paladine etc enthaltsam und zölibatär leben müssten. Das finde ich wirklich wirr wenn man bedenkt, dass es von all den Religionen und Konfessionen auf unserer Welt so ziemlich genau _eine_ gibt, die ihren Geistlichen das auferlegt. (Und selbst die katholische Kirche bezahlt für Pfarrerskinder ohne groß zu murren Alimente)
Und was bedeutet die reale Existenz göttlicher Heilmagie für eine Gesellschaft? Wenn Wunden, Krankheit und Versorgung nicht mehr der Natur überlassen sind <snip>
Siehe dazu den weiter oben von Zed verlinkten Thread, der sich speziell mit dieser Frage beschäftigt.
-Wie kann Gleichberechtigung in einer Welt ohne funktionierende Geburtenkontrolle auch nur ansatzweise funktionieren?
Wo steht denn geschrieben, dass es keine funktionierende Geburtenkontrolle gibt?
In den meisten mir geläufigen Settings wird das Thema in der Tat nur angedeutet, da ist mal hie und da vage die Rede von Kräutermischungen oder dergleichen.
In Golarion haben sie es endlich mal ausformuliert: Für die Damen gibt es "Night Tea", funktioniert bei regelmäßiger Einnahme wie die Pille und in hoher Dosis wie Mifepriston. Und für die Herren "Bachelor's Snuff", eine Dosis macht 3 Tage lang unfruchtbar ohne die Performanz zu beeinträchtigen, wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt auf Risa.
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Um das mal mit zwei Beispielen aus meinem Homebrew-Setting zu unterfüttern:
- einerseits gibt es da "Das Imperium", welches unter der Schirmherrschaft einer Götterallianz steht, hat also leicht theokratische Züge. Posten und Ämter werden nach meritokratischen Prinzipien vergeben. Man erbt also nicht einen Grafentitel weil der Papa Graf war, sondern wenn man sich verdient gemacht hat, wird man zB in das Amt eines Exarchen befördert. Das tut natürlich der Sache keinen Abbruch, dass der Nachwuchs des Exarchen bessere Startbedingungen hat als Alrik Holzfällersohn aus dem nächsten Dorf, aber möglich ist alles. [vgl dazu auch diverse Karrieren im römischen Reich, wo eben auch durchaus Bauernkinder zu Imperatoren wurden]
Ganz oben stehen vier Tetrarchen, die so gut wie immer auch irgendeinen Zugang zur Magie haben, zB Kleriker, Magier, Paladin oder dergleichen. Die Amtszeit der Tetrarchen ist variabel; auf diesem Machtniveau ist die natürliche Lebenserwartung meist kein limitierender Faktor mehr, aber dennoch gehen sie halt zuweilen einfach in den Ruhestand, nachdem sie ihre Nachfolger benannt haben.
Das einfache Volk ist (weitgehend) frei und wird mit relativ moderaten Steuern belegt, daraus wird sogar eine Art Solidarsystem finanziert. Nach Magiebegabten wird aktiv gesucht und diese entsprechend gefördert. Also recht idyllisch-utopisch das Ganze.
Auf religiöser Seite gibt es zwei Dinge zu bemerken: erstens hat die Kirche jeder Gottheit eine Inquisition, deren Job es aber primär ist im eigenen Laden für Ordnung zu sorgen. Allerdings werden die Kulte Böser Gottheiten durchaus unterdrückt.
- andererseits haben wir als einen der führenden Antagonisten das "Drachenreich", welches wie der Name befürchten lässt von einem Großen Wyrm und einer Handvoll mächtiger Drachen beherrscht wird. Aber die Anzahl der Drachen ist halt sehr begrenzt, sodass da ab spätestens mittlerer Ebene eben auch an Sterbliche delegiert wird. Aber da Drachen faul sind

und keine Lust haben, sich alle Furz lang um Nachbesetzungen zu kümmern, gibt es hier einen erblichen Adelsstand, der schalten und walten darf wie er will solange die Schätze in Richtung Drachenhort rollen. Das Volk muss das natürlich ausbaden.
Kulte von Guten Überzeugungstäter-Gottheiten à la Tyr werden unterdrückt, und dafür fürs gemeine Volk die Verehrung einer Mater Dolorosa toleriert bis gefördert - "ertrage dein Los auf Oerden, dann wird dir im Jenseits das Paradies zuteil", so in der Art. Wer Karriere machen will, hängt eher einer Bösen Gottheit an, die Ambition und Skrupellosigkeit belohnt.