Die Sache mit dem rosa Schleim ist dabei, überall hochzukochen, in allen möglichen New Yorker Nachbarschaften, es ist richtiggehend am Brodeln. In ihren ersten Einsatzwochen nehmen die Ghostbusters Proben davon auf Treppenstufen, in Kellergewölben, in Heizungsräumen, und in einem Fall extrahieren sie das Zeug sogar aus einer öffentlichen Telefonzelle, es kommt aus der Sprechmuschel des Apparats! Ray und Egon ziehen verblüffte und angeekelte Gesichter, als sie die Sodder in einen ihrer Probenbehälter abkippen.
Diesbezüglich machen wir den (dramaturgisch jetzt so langsam mal fälligen) Wurf für ihre Erforschung. Dafür lassen wir Egon seinen
Science-W12 würfeln, und Ray und Jas sollen ihn mit ihren
Research-Würfeln unterstützen. Dr. Spengler kommt auf Anhieb auf eine Acht, und seine Kollegen machen mit ihren Support-Boni eine Zehn daraus. Sauber, Jungs: Fast zwei
Raises!Also, dann spätabendliches Zusammenkommen im Hauptquartier, rund um Peters Schreibtisch, hinten in der Fahrzeughalle: Die eine Hälfte der Belegschaft hat das Ecto-1A gerade wieder abgeparkt, und trägt leicht eingeschleimte Arbeitsoveralls, und hat soeben die dampfenden Geisterfallen im Keller in den Verbannungscontainer entleert. Egon, Jas, und Raymond in ihren weißen Kitteln haben bis eben im Labor über ihren Proben gebrütet, über ihren Nachschlagewerken, den seitlich gelöcherten Computerausdrucken, und über einer Stadtkarte von New York.
Jetzt werden Kartoffelchips und Mini-Salami gefressen und geraucht und schwarzer Kaffee gesoffen als würden sie nach Mengen bezahlt werden! Nervennahrung, und natürlich Sucht!, Koffeinsucht, nach dem guten Koffein!
„… Das alles, meine Lieben, lässt einen einzigen Schluss zu!“, verkündet gerade Raymond mit dramatischer Geste auf seine Kanalisationskarten, „Und jetzt, wo wir endlich alle so schön versammelt sind, wollen wir ihn zum besten geben: …“
„Trommelwirbel, Tusch!“, fällt Jas ihm ins Wort.
„Genau, ähm: Das Zeug wird nicht nur quantitativ mehr, wie in unseren Probengläsern da im Gerichtssaal, es muss auch im Untergrund bestimmte Fließbewegungen begonnen haben, wahrscheinlich über längere Zeit! Das einstmalige Pneumatische Transit-System von Alfred Ely Beach — wie Ihr es hier sehen könnt, wir haben es nachträglich eingezeichnet, so genau es ging — dient mit einigen seiner lange versiegelten Tunnels heutzutage als eine Art Flussbett für den Schmadder!“
„Sekunde mal!“, grätscht Venkman laut dazwischen. Alle gucken.
„Hey“, gibt er warnend zu bedenken, „Da ist was Größeres im Anmarsch, was? Das klingt, als ob dieser Exkurs hier länger dauern könnte. Wollen wir nicht vorher schon mal Pizza bestellen? Oder besser, wir verlegen das Blabla gleich ganz rüber in die Burger-Bräterei!“
„Sehr appetitliches Thema fürs Essen!“, bemerkt Janine.
„Das stimmt …“, bekräftigt Jas, und schiebt sich noch eine Handvoll Erdnussflips rein, den Blick auf die Karten gerichtet.
Ray nimmt kommentarlos seinen Faden wieder auf, „Das meiste von diesem Ectoplasma scheint von Norden her aus der Bronx und aus dem Hudson River zu kommen, woraufhin es die First Avenue erreicht, und diese ungesehen unterfließt …!“
Egon tippt auf das Kartenmaterial, und fügt hinzu, „Im ehemaligen Pneumatischen Transitsystem spaltet die Substanz sich in mehrere Ströme auf, weil die stillgelegten Tunnels so verzweigt sind. Es wäre in höchstem Maße interessant, herauszufinden, was sonst noch die Laufrichtung beeinflusst. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten, und der Gravitationsverhältnisse, müsste das Plasma …
hierhin und
hierhin weiter fließen. Jedoch: Unseren bisherigen Annahmen nach bewegt es sich stattdessen vielmehr
hier entlang, und somit möglicherweise unter ganz Manhattan hindurch.“
„Eine wahre Jauchegrube“, ergänzt Ray dramatisch.
„Das einstige Pneumatische Transitsystem“, sagt Egon, „Verläuft hier. Welche der damaligen Gleistunnels vielleicht noch betretbar sind, werden wir erst wissen, wenn wir Gelegenheit hatten für eine Begehung …“
„Für die wir vorerst noch die Erlaubnis seitens der Stadt einholen müssen“, sagt Ray.
„Und die Herrschaften werden nicht eben vor Freude auf und ab springen, weil sie es nicht erwarten können, uns diese auszustellen“, grinst Jas, „Insbesondere nicht unser Freund und Förderer Jack Hardemeyer!“
„Und das ist jetzt plötzlich unter New York City?“, fragt Winston verwirrt, „Wie? Auf einmal? Wo kommt der Schlonz denn her?“
Jas zuckt mit den Schultern, „Es war anfänglich wahrscheinlich nur eine kleine Menge. Dasselbe Zeug, das bei Geister-Materialisationen auch entsteht. Wenn aber die Moleküle dieser Schlabber ionisiert werden, dehnt sie sich aus. Zumindest ist das die Theorie, mit der wir seit Längerem arbeiten.“
Janine bemerkt, „Vor Gericht hast Du so getan, als sei das bereits erwiesen, Jas!“
Der kichert, „Ja, irgendwas musste ich ja sagen! Aber ehrlich gesagt war die Theorie bis neulich noch unerprobt! Jedenfalls: Man darf es nicht wie Klebstoff schnüffeln, oder gar rauchen, das hat mir mein einer Kontaktmann geflüstert! Vielleicht, so Mister Henderman, sei es nämlich nicht nur eklig, sondern obendrein ein Halluzinogen. Genaueres dazu gleich, Leute!“
Egon ergänzt, „Und wir müssen auch davon ausgehen, dass dies alles gar kein
neues Phänomen ist. Manche unserer Kunden und andere Augenzeugen wollen einen rosafarbenen Dunst in den Straßen gesehen haben, über den Kanalisationsdeckeln.“
„Das wird der verdächtige Glupsch sein, wenn er allzu stark verdunstet!“, nickt Jas, „dann steigt er nämlich aus den Gullis empor, in die Straßen hoch!“
Ray fällt aufgeregt ein, „Und das hat Manhattan
schon einmal gesehen, erinnert Ihr Euch? Auf dem Höhepunkt der Gozer-Krise, als die Massenhysterie die Stadt gepackt hatte, bevor wir endlich nach 55 Central Park West rüber geschickt wurden!“
„Ja stimmt, da war lila Nebel in den Straßen“, knurrt Venkman, „Hätte ich gar nicht damit in Zusammenhang gebracht. Hätte eigentlich gedacht, das würde einfach nur so zum gruseligen Ambiente gehören!“
„Sieht so aus, als wäre der Strom aus Schleim damals schon da gewesen, Pete!“, sagt Ray, „Die von Gozers Ankunft freigesetzten, nie dagewesenen Mengen an PKE müssen ihn zur Ausdehnung und teilweisen Verdampfung gebracht haben!“
(Das stimmt, in dieser Version der Story,
und zwar hier!)
„Die Substanz war demnach '84 schon da, und vermutlich auch vorher schon“, erklärt Spengler, „Die Frage, der wir uns in der Hauptsache stellen müssen, ist nun die: Was hat ihre schlagartige Ausdehnung in letzter Zeit bedingt?“
Jas nickt, „Wohl kaum war es nur das Gegifte von Richter Wexler, so wie es neulich im Gerichtssaal aussah! Nicht wahr?“
„Wir zeigen Euch jetzt vielleicht mal den Toaster!“, sagt Ray, und setzt ein breites Lächeln auf.
„Nein, ich sag‘ doch, lieber Pizza, oder zum Burgerschuppen!“, widerspricht Venkman.
„Nicht zur Zubereitung von Nahrung“, sagt Spengler, „Kommt mit ...“
Sie marschieren also allesamt hoch in den oberen Stock, in die Küchenecke.
Wenig später macht die Mikrowelle ihr ‚ping‘, und Egon holt mit größter Vorsicht ein Gefäß mit ein wenig von dem Ectoplasma heraus.
„Wir haben bisher nur Zeit gefunden für oberflächliche Experimente!“, sagt Ray, „Aber was wir entdeckt haben, wollen wir Euch keinesfalls vorenthalten!“
Ray, Jas, und Egon setzen sich um das Probenbehältnis herum an den Küchentisch, und sehen sich in die Augen, nicken sich zu. Eine gewisse freudige Erwartung ist in ihren Blicken zu sehen.
Abwechselnd pampen sie die Substanz an, beschimpfen und beleidigen sie, machen Witze über ihr Aussehen und ihre Mudder. Jedes Mal blubbert es heftig im Gefäss, und das Zeugs wirft Blasen und wird mehr!
Ray steigert sich so in seine Schimpfkanonade hinein, dass Winston ihm eine warnende Hand auf den Arm legt, um ihn zu stoppen, bevor das Behältnis noch überläuft. (Hat nur er den Schleim beeinflusst, oder im Gegenzug der Schleim auch ihn ...?)
„Gentlemen: Es handelt sich hier tatsächlich um eine psychomagnotherische Substanz“, sagt Egon, „die im Zusammenspiel steht mit dem pschomagnotherischen Energiefeld der Stadt, das wir seit Längerem genauer zu erforschen suchen.“
„Das macht Ihr drei Jungs also mit Eurer Freizeit?!“, witzelt Peter.
„Kapierst Du nicht, Pete?“, fragt Ray, „Das ist ein unglaublicher Durchbruch, was für eine Entdeckung: Eine psychoreaktive Substanz!“
Jas fügt hinzu, „Was auch immer dieses Zeug wirklich ist: Es lässt sich ionisieren durch menschliche Gefühlszustände!“
Sie schweigen. Ein paar der aufgeworfenen Blasen in dem Behälter platzen wieder, mit effektvollem Geräusch.
„… Also Romantik-Schleim, was?“, fragt Peter zynisch.
Egon verdreht genervt die Augen.
„Ihr meint, dieses Zeug ernährt sich tatsächlich von schlechten Vibes?“, fragt Winston.
„Hier in New York? Wie ein Cop in einer Donutfabrik!“, nickt Ray.
„Und wir haben einen Testlauf gemacht, um zu sehen, ob wir eine gleichermaßen positive Reaktion hervorrufen können!“, sagt Jas.
„Was für Tests?“, fragt Janine.
„Na ja …!“, grinst Jas.
Egon schweigt bedröppelt, und sein Blick wandert auf die Tischplatte.
Ray sagt lapidar, „Wir reden mit ihm, singen ihm Lieder vor, na ja, was man so macht, reden ihm gut zu, bauen es einfach ein bisschen auf!“
Peter grinst, „Ihr schlaft aber nicht mit ihm, oder, Ray?“
Egon schweigt ertappt weiterhin.
„Oh, Du Schlimmer!“, kommentiert Peter mit breitem, doofen Lächeln, und Winston bestätigt, „Es sind immer die ganz Stillen, was? Stille Wasser sind tief … und dreckig!“
Egon räuspert sich, „Nun! Zum Projektions-Test?“
Sie treten rüber zum Billiardtisch, und Jas schaufelt ein paar Löffel voll lila Schleim in ein neu aussehendes Küchengerät: „Ein handelsüblicher Haushalts-Toaster!“, erklärt Egon.
„Vertrauen wir Dir mal!“, sagt Peter, und kaut amüsiert auf Erdnussflips herum.
Ray sagt, „Es reagiert auf Musik, also haben wir ein wenig damit weiter experimentiert. Mainstream-Zeug. Ihr wisst schon, Paul Young, ‚Dust In The Wind‘, sowas. Das klappt!“
Egon und Jas stellen einen Kassettenrekorder neben dem Billiardtisch auf.
„Aber es liebt Jackie Wilson!“, sagt Egon.
Soundtrack: Jackie Wilson,
Higher And Higherhttps://www.youtube.com/watch?v=mzDVaKRApcg„Kann mir plastisch vorstellen, wie Ihr drei Knalltüten nachtsüber mit dem Toaster abfeiert, wenn ich nicht da bin!“, spottet Venkman.
Janine macht schmale Lippen, und guckt stur auf den Toaster herab. (Sie verbietet sich, eifersüchtig auf das blöde Gerät zu sein.)
„Lasst mich raten, das Ding beginnt gleich zu singen?“, fragt Pete über die Beats der Musikkassette hinweg, „Oder zu tanzen? Ein tanzender Toaster! Oder beides, ja?“
„Tanzen?“, grinst Jas, „Sei‘ doch nicht
albern!“Aber eine Ecke des Geräts zuckt, es schwankt leicht, beinahe im Takt der Musik!
Dann geschieht etwas Unerwartetes: Ein zweiter Toaster löst sich aus dem metallenen Gehäuse, dieser blässlich und durchscheinend! Schwankend und hüpfend bewegt sich die Erscheinung über den Billiardtisch! Ein durchscheinendes Stromkabel führt zurück zum eigentlichen, stofflichen Toaster, wie eine Art Nabelschnur.
„Was ist
das denn?“, fragt Janine, „Haben Küchengeräte etwa auch eine Seele?!“
„Es handelt sich um eine Astralprojektion!“, strahlt Jas, „Jimbo Henderman hat sich nämlich geirrt: Der Schleim
ist kein Halluzinogen. Aber man könnte diese Effekte dafür halten, wenn man nicht weiß, womit man es zu tun hat!“
Ein recht ungewöhnliches Verhalten für ein reputierliches HaushaltsgerätSie sehen dem ätherischen Toaster dabei zu, wie er über das grüne Billiard-Filz tanzt, jetzt macht er eine anmutige Drehung um sich selbst. Alle müssen lachen. Jas klatscht ein paarmal den Takt, was die Erscheinung noch mehr zu animieren scheint.
„Wir sind also nicht high geworden durch das Zeugs?“, hakt Winston nach.
Egon sagt, „Wir schließen Psychoaktiva mittlerweile aus. Die Sinneseindrücke kommen aus dem kollektiven Unterbewussten — oder aus einer abstrakteren,
fremden Welt. Der Psychomagnotherische Schleim kann nur eine Möglichkeit sein, sie sichtbar zu machen.“
Jas fügt hinzu, „Mit Ectoplasma manifestieren sich Geister ja immerhin in der stofflichen Welt. Das Zeug dürfte ein Mittel zur Überbrückung sein. Ein Schmiermittel zwischen der Realität wie wir sie kennen, und anderen, feinstofflichen Wirklichkeiten ...“
Ray sagt, „Es gibt hier Parallelen zu unseren erfolgreichen Experimenten letztes Jahr beim Vordringen in jenes Traumreich der Analogien, das der Boogeyman sich zunutze gemacht hatte!“
Der Track nähert sich seinem Finale, und der stoffliche Toaster ruckelt heftig erneut, zwei fertige Toastscheiben fliegen in die Luft, und Egon fängt sie schmunzelnd auf.
„Bärenstark, Leute!“, lacht Peter unternehmungslustig, und zieht eine alte Musikkassette aus seiner Overalltasche, „Hey, jetzt schmeißen wir Fear rein, und gucken, was es
dann macht! Als nächstes kommt, 'I Don't Care About You'!“
Winston und Ray schnappen ihn sich, bevor er seine Drohung wahr machen kann.