Ich habe inzwischen den Podcast gehört. Für den Kernpunkt der Kritik, soweit ich ihn verstanden habe, müssen wir als erstes feststellen, dass es Robin hier um den Aspket des Abenteuerdesigns geht. Und da, sagt er, ist Reise einfach keine nützliche Struktur, um über ein geplantes Abenteuer nachzudenken. Eine Reise ist automatisch eine Eisenbahn. Sie ist eigentlich immer linear, weil wir die Dinge linear erleben. Eine Reise ist also höchstens das, was sich als Ergebnis des Spiels im Rückblick darstellt. Eine Reise vorzubereiten ist dasselbe, wie einen Plot vorzubereiten. Wer Railroading mag und akzeptiert, kann das machen. Alle anderen werden sich als Spieler eher Gedanken machen, wie sie bloß aus diesem Zug (oder Schiff oder Flugzeug) aussteigen können. Alle anderen sollten als Spielleiter lieber über Strukturen nachdenken, wie sich eine interessante Reise ergeben kann. Diese ist letztlich gegeben durch ihren Startpunkt, meistens ein Ziel und eine Reihe von Entscheidungspunkten. Und die bekommt man eben eher, wenn man ein Dungeon designt, oder eine Survival-Herausforderung oder eine Menge von Kampfbegegnungen oder vielleicht sogar ein Intrigenspiel oder ein Mystery. Insofern würde ich Robin voll zustimmen. Ich kann mir vornehmen, dass das Thema meines Abenteuers eine Reise ist, aber ich sollte mir eine Struktur überlegen, die ich dafür verwenden will.
Das deckt sich grob mit meinen Überlegungen: eine Reise ist ein potentielles Abenteuer
thema, aber nicht automatisch eine bestimmte
Struktur. Nur, scheint mir, fällt Robin dann ein Stück weit auf dieselbe Verwechslung herein, wenn er Reiseabenteuer als praktisch "automatisch" linear betrachtet...denn natürlich können sie das zwar durchaus sein,
müssen aber nicht, und der Vergleich mit der Odyssee und dem Herrn der Ringe hinkt schon allein deshalb, weil wir bei diesen beiden literarischen Beispielen ja, sinngemäß ins Rollenspielerische übersetzt, auch wieder nur das letztendliche
Ergebnis des Spiels einer ganz bestimmten Gruppe sehen, nicht aber die ursprünglichen Abenteuernotizen der Spielleitung. Davon läßt sich aber die Frage, wie offen das Ganze theoretisch mal angelegt gewesen sein mag, nicht beantworten.