Autor Thema: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor  (Gelesen 2153 mal)

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Online Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #25 am: Gestern um 12:14 »
Abend 18 Der große Rat Teil 3

Unheimlich stand es da in der Dunkelheit. Das Waisenhaus in dem sie die entführte Astara vermuteten.

Die Gruppe aus Caryen, Nerestro und Andara– näherten sich vorsichtig. Nicht durch die Tür, sondern über einen Balkon im dritten Obergeschoss drangen sie ein. Aus dem Untergeschoss vernahmen sie Kindergesänge, einen düsteren Reim, gesungen zu Ehren ihres „Vaters“. Dies bestärkte die Helden darin, zunächst im Verborgenen zu agieren. Auch wenn sie nicht so recht wussten, wie sie genau vorgehen wollten, so war ihr Ziel klar: zunächst unentdeckt das Haus zu erkunden. Doch schon wenige Minuten später sollte dieses Vorhaben spektakulär scheitern.

Die Räume, die sie durchstreiften, wirkten zwar bewohnt, und doch lag über allem eine unheimliche Präsenz – als würde das Haus selbst auf seine eigene Art leben. Nein, dies war kein gewöhnliches Waisenhaus. Aber wie hing das mit Astaras Entführung zusammen?

In einem Vorflur des Treppenhauses begegneten sie einem verstörten Mädchen namens Ivetta, die ihren Teddybären im Arm hielt. Sie saß da in einer Ecke an einer Mauer und warnte die Gruppe vor dem Vater. Der Weg zu ihm, so sagte sie, würde durchs Dachgeschoss in die Tiefe führen. Dorthin, wo er alles und jeden verschlingen würde. Weiter kamen sie nicht, denn Caryen spürte eine unheilige Präsenz in einer dunklen Ritterrüstung die hier zur Zierde stand. Doch die Augen des wolfsförmigen Helms schienen ihn anzublicken. Er versuchte, die Rüstung zu zerstören, ehe sie Unheil anrichten konnte. Doch genau damit beschwor er das Unheil herauf. Flammen loderten im Inneren auf, und es kam zum Kampf, der im ganzen Haus nicht unbemerkt blieb.

Schlimmer noch: Caryen wurde schwer verletzt, eine Bürde, die ihn während des gesamten Aufenthalts verfolgen sollte. Kurz vor Ende des Kampfes trafen seine Augen die des Mädchens. Sie blickte ihn seltsam eindringlich an, stand auf – und verschwand einfach durch die Mauer. Nur ihr Teddybär blieb hängen und fiel zu Boden. Erst jetzt begriffen sie, dass sie längst tot war. Ein Geist – gefangen in einem Haus, das Kinder verschlang.



Die Bewohner des Hauses schienen sich auf den Weg zu ihnen zu machen. In Eile untersuchten sie die Mauer durch die Ivetta verschwunden war und fanden eine Geheimtür zu einem Treppengang der ins obere Stockwerk führte. Hierin versuchten sie sich zu verstecken, damit Caryen seine Wunden heilen konnte. Doch die Wesen, es konnten keinen Menschen sein, versammelten sich schon vor der Geheimtür. Um Zeit zu gewinnen, beschwor Andara eine Wand aus Feuer. Es gelang: Die Gruppe floh tiefer in das Haus hinein, suchte Schutz – und fand das Grauen.


Im Dachgeschoss entdeckten sie ein Kinderzimmer indem zwei kleine Skelette lagen – die Überreste von Ivetta und ihrem Bruder Sogred. Wieder erschien Ivettas Geist, trauernd um ihren Bruder saß sie auf einem Bett. Sie erfuhren ein wenig aus der Vergangenheit des Hauses. Der Keller, auf dem das Gebäude errichtet war, existierte schon länger und war verwunschen. Er hatte die Aufmerksamkeit ihres Vaters erregt – und die eines Mannes mit silberner Maske. Dieser Fremde hatte den Vater zu unheiligen Taten verführt.

Mehr noch: Die Helden fanden Hinweise, dass der Mann mit dem „Kommen des Vaters“ – Nomed – in Verbindung stand. Ivetta berichtete, dass dieser und seine Getreuen sich in Monster verwandelt hätten. Ihre Eltern hatten sie und ihren Bruder daraufhin in ihrem Zimmer zum Schutz eingesperrt. Doch es war das letzte Mal, dass sie ihre Eltern sahen. Die Tür öffnete sich nie wieder. Die Kinder verhungerten qualvoll in der Hoffnung, dass ihre Eltern zurückkehren würden.

War mit dem Fremden etwa Valkrist gemeint? Dienten ihm die Bewohner des Hauses? Schon bei der Begegnung in Schloss Varantir hatte er die Hilfe von Dämonen genutzt. War er also mehr als nur Yrons Leibwächter? Mehr Geheimnisse schienen im Haus verborgen. Und das würden sie auch bleiben, da keine Zeit war tiefer zu suchen. Zum Schluss erwähnte Ivetta einen Brunnen, eine Quelle. Der Fremde versprach hieraus Macht aus einer anderen Welt. Doch ihr war klar, dass dieser Ursprung allen Übels war das über ihre Familie kam. Er musste zum Versiegen gebracht werden.

Andara untersuchte das Puppenhaus und stellte fest, dass es eine exakte Miniatur des realen Gebäudes war. Und darin entdeckte er eine geheime Wendeltreppe, die aus diesem Stockwerk hinab führte. Sie suchten und fanden sie. Schnell eilten sie diese hinunter, den schon wieder hörten sie die krächzenden und sadistischen Stimmen der Wesen die sie verfolgten.

Der Keller roch nach altem Blut, nach nasser Erde und Wahnsinn. Die Dunkelheit war nicht einfach Dunkelheit – sie war hungrig und verschluckte Licht. Um Caryens Herz schloss sich ein Druck - Tharon schien ihn zu warnen. Auch Andara spürte ein Flattern in der Magengrube. Und er roch etwas. Den gleichen Geruch wie damals, als sie den Schattenstein in einer anderen Existenzebene den Schattenwesen übergaben. Schwächer, aber unverkennbar derselbe.

Sie folgten dem Geist eines Jungen, den sie von einem Familienbild erkannten: Sogred. So fanden sie die Familiengruft der Drunors. In der Mitte die Särge der Eltern, daneben die leeren Särge der Kinder. Ivetta und Sogred standen traurig davor, ehe sie flohen. Caryen sprach stumm ein Gebet. Er wusste, was zu tun war – doch es war keine Zeit.

Tiefer drangen sie vor. Sie fanden einen geschändeten Altar Tharons. Verkrustetes Blut überall im Raum. Gelbe Stoffbahnen hingen an den Wänden und überall prangte ein unbekanntes Zeichen. Schließlich erreichten sie eine alte Tür, verziert mit demselben Zeichen und Runen. Nur Caryen und Andara konnten diese entziffern. Es war eine Warnung vor dem König in Gelb. Doch sie waren zu weit gekommen, um jetzt umzukehren.



Egal wie geschwächt sie zu diesem Zeitpunkt schon waren und wie sehr ihr Geist schon in Mitleidenschaft gezogen war - sie betraten einen Raum mit einem großen, seltsam leuchtenden Wasserbecken. In der Mitte ein Wasserspeier.

Hier war der Brunnen, der Riss zwischen den Welten. Plötzlich brodelte das Wasser, Portale öffneten sich, Tentakel brachen hervor und griffen an. Andaras Magie vernichtete die ersten, doch es folgten immer neue. Die Helden flohen durch eine Seitentür in einen großen Saal – und dort erschien er. Nomed, der Dämon – er war zum Avatar des Königs in Gelb geworden – ein Albtraum aus Tentakeln, Stimmen und fremder Magie.



Ein verzweifelter Kampf entbrannte. Caryen, von Tharons Licht erfüllt, stellte sich ihm entgegen, brennend wie eine Fackel in der Dunkelheit. Andara fand in Nebenräumlichkeiten Astara und eine Leiter die zu einer Falltür in der Decke führte. Ein Fluchtweg? Nerestro fand inzwischen den Mechanismus, den Hebel, der hoffentlich den Brunnen versiegeln konnte. Caryen konnte nicht mehr länger widerstehen obwohl Andara ihm zu Hilfe eilte. Schmerzen im ganzen Körper und auch Andara spürte die Wankelmütigkeit der Magie im Moment der eigenen Erschöpfung. Wütend betrachtete der König in gelb den Paladin vor sich, ehe Andara seine Blicke auf sich spürte. „Duuuu!?!?!“ hörte er. Eine Frage, Erstaunen oder einfach nur Wut? Er wusste es nicht.

„Klack“ Der Hebel war umgelegt. Das Wasser versiegte. Alle unheilige Magie zog sich aus den Steinen, dem Gemäuer, der Luft, dem ganzen Gebäude wie eine Implosion zu Hastur hin. Das Wesen schrie – und eine Explosion von Dunkelheit folge, als er in sich zusammenfiel. Die Gruppe atmete durch. Sie hatten ihn vertrieben.

Doch zum Schrecken der Gruppe war es nicht vorbei. Dort wo der König in Gelb zuvor stand, erhob sich jetzt Nomed Garven, der „Vater“. Nicht mehr in der unheilig gesegneten Gestalt des Königs in Gelb, sondern in seiner wahren Gestalt. Kein Mensch mehr, sondern ein Dämon aus einer anderen Welt. Die Helden kämpften erneut – erschöpft, verletzt, doch entschlossen. Und sie siegten, bezwangen den Dämonen mit Stahl und Feuer.



Gemeinsam mit Astara flohen sie über die Leiter, die sie in ein Kinderzimmer im Erdgeschoss des Waisenhauses führte. Doch nun hörten sie wieder die krächzenden Stimmen der Dämonen die scheinbar wieder ihre Präsenz wahrgenommen hatten. Schnell flüchteten sie durch ein Fenster in die Dunkelheit der Nordgasse.

Dort brachen sie zusammen, als das Haus hinter ihnen außer Sicht war. Nie hatten sie solche Schmerzen und geistige Erschöpfung erfahren. Doch sie hatten überlebt. Und Astara war in Sicherheit.

Hinter dem Spielleiterschirm Die beiden Beiträge befassen sich mit dem "technischen" zum Abenteuer.

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