Autor Thema: D&D Smalltalk  (Gelesen 87506 mal)

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Online nobody@home

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #525 am: 9.03.2022 | 08:12 »
Ich werd das nie verstehen. Niemand nimmt euch die alten Bücher weg. Klar kann man's schade finden, dass es jetzt eben in eine andere Richtung geht, aber das hat immer diesen Anstrich von Anspruchshaltung. Als ob WotC eine moralische Verpflichtung hätte, die Realms genau so weiterzuschreiben, wie Ihr sie euch wünscht.

Ich meine, natürlich haben die Leute Ansprüche. Wir reden hier immerhin über zahlende Kundschaft auf einem Markt für ausgesprochene Luxusgüter (im Sinne von Dingen, die die Welt nicht braucht) -- was, wenn nicht deren Wünsche und Ansprüche, treibt da wohl die Nachfrage überhaupt erst an?

"Iiiih, ihr Plebejer habt ja 'ne Anspruchshaltung!" ist da, denke ich, schon vom Grundsatz her keine konstruktive Einstellung zum Thema.
« Letzte Änderung: 9.03.2022 | 08:15 von nobody@home »

Offline diogenes

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #526 am: 9.03.2022 | 08:32 »
Ich meine, natürlich haben die Leute Ansprüche. Wir reden hier immerhin über zahlende Kundschaft auf einem Markt für ausgesprochene Luxusgüter (im Sinne von Dingen, die die Welt nicht braucht) -- was, wenn nicht deren Wünsche und Ansprüche, treibt da wohl die Nachfrage überhaupt erst an?

Die Ansprüche hat eine kleine laute Minderheit. Die leise Mehrheit kauft die Bücher einfach und, das ist zugegebenermaßen jetzt Spekulation von mir, hat einfach Spaß damit. Und nochmal, das ist absolut ein legitimer Grund zu sagen, ich kauf das nicht, ich find's schade, dass WotC nicht den Weg gegangen ist, den ich gern gesehen hätte. Was mich stört ist dieser Absolutheitsanspruch, der dahinter steht zu sagen, so sei es falsch.
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Offline caranfang

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #527 am: 9.03.2022 | 08:43 »
Ihr beide liegt da falsch. Es geht nicht um die Ansprüche einer Gruppe von Spielern, sondern es geht darum, dass WotC etwas sagt, nämlich, dass man die alten Bücher benutzen soll, aber gleichzeitig etwas anderes macht, nämlich den Inhalt der besagten Büchern ignoriert. Das ist für mich das Hauptproblem.
Ein Beispiel: Die Änderungen, die man für 5e an Ravenloft gemacht hat, hätte man ganz gut innerweltlich erklären können. Aber das hat man unterlassen. Wodurch sie zum Problem werden, wenn man von den Spielern verlangt, die AD&D-Bücher als Hintergrundmaterial zu verwenden.

Offline Holycleric5

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #528 am: 9.03.2022 | 08:48 »
Ich persönlich finde das ewige Diskutieren, was denn nun Kanon ist und was nicht und warum xyz nicht zum Einzig Wahren (tm) Kanon passt ja schon in anderen Medien eher befremdlich. Dass es die auch im Rollenspiel gibt, das davon lebt dass man die Welten selbst bespielt und anpasst ist naja.
(...)

(...) Es ist aber nicht ihr Job, alles aus den letzten 30+ Jahren FR Publikationen als heilig zu betrachten. Sondern eben Bücher zu schreiben, die Spaß machen. (...)

Diesen Aussagen stimme ich zu.

Irgendwo hatte ich mal in einem englischen Forum die Aussage gelesen, dass der Metaplot schon dann "gestört" wird, wenn die SC in ihrem allerersten Abenteuer die Welt betreten (denn im Metaplot gibt es ja diese x SC nicht - wie denn auch? Die "Geschichtsschreiber" können ja nicht wissen, dass zu Zeit x, in der Abenteuer y / Ereignis z stattfindet, Abenteurer A und seine Freunde in derselben Stadt sind - woher denn auch?)

Auch ich finde, dass es im Rollenspiel doch eben darum gehen sollte, dass die Charaktere ihren eigenen Fußabdruck in der Welt hinterlassen, indem sie zum Beispiel Banden aus der Stadt jagen, einer Kirche zu mehr Macht verhelfen, mithilfe von langen Intrigen einen Umsturz bewirken, eine gefährliche Reiseroute wieder sicherer machen.
Und nicht darum, dass sich die Welt genauso entwickelt, wie es in "Geschichtsbuch bla" niedergeschrieben ist. Sonst kann man sich das Rollenspiel auch sparen und eine (Vor)lesestunde daraus machen.

Ähnlich hatte es Feuersänger mal hier formuliert:
(...)
Ja, gerade auf höheren Stufen _will_ ich die Welt beeinflussen können. Das gehört für mich zum A und O des Rollenspiels. Wäre ich damit zufrieden, immer einfach nur das jeweilige mission objective zu erfüllen, könnte ich genausogut ein paar Figuren über das Hero Quest-Spielbrett schubsen. Dazu gehört also auch ganz klar die Option, zu sagen "NSC A können wir nicht leiden; wir arbeiten gegen ihn und pushen NSC B". Ich bin jetzt weißgott nicht der große Intrigenspieler, aber wenn nichtmal das erlaubt ist, kann ich mir die Mühe sparen und einfach nen Shooter auf dem PC anschmeissen.

Wird vom Rollenspiel nicht immer gesagt, dass es deswegen so toll ist, weil man dort seine eigenen Entscheidungen treffen kann?
Wird nicht gerade hier im Tanelorn immer geschimpft, wenn ein Abenteuer zu sehr railroadet, der Metaplot zu sehr einengt (Ich sage nur "Die sieben Gezeichneten")?

Ich habe bisher vor allem zwei Sorten Stimmen zur 7G-Kampagne gehört.
Einmal jene, die die Kampagne größtenteils behämmert fanden: Railroading pur, SCs haben bestenfalls Laufburschenstatus, müssen NSCs um Aufgäblein anbetteln, ansonsten darf man halt gnädigerweise Zaungast spielen während sich der Metaplot entfaltet, immer wenn irgendwo was passiert kommt man zu spät; Einflussmöglichkeiten gleich Null.

Andere jedoch (wir reden hier von 2, 3 Personen) haben mir vorgeschwärmt, wie toll die Kampagne für sie als Spieler gewesen wäre, und auf mein Nachhaken bzgl obiger Kritikpunkte kam dann jeweils verständnisloses Kopfschütteln, nein, also das wäre bei ihnen überhaupt nicht so gewesen, sie wären da voll wichtig gewesen und überhaupt.

(...)


Ihr beide liegt da falsch. Es geht nicht um die Ansprüche einer Gruppe von Spielern, sondern es geht darum, dass WotC etwas sagt, nämlich, dass man die alten Bücher benutzen soll, aber gleichzeitig etwas anderes macht, nämlich den Inhalt der besagten Büchern ignoriert. Das ist für mich das Hauptproblem.
Ein Beispiel: Die Änderungen, die man für 5e an Ravenloft gemacht hat, hätte man ganz gut innerweltlich erklären können. Aber das hat man unterlassen. Wodurch sie zum Problem werden, wenn man von den Spielern verlangt, die AD&D-Bücher als Hintergrundmaterial zu verwenden.

"Wie selbstverständlich" auf out-of-print Uraltmaterial zu verweisen (und es als fast unumstößlichen Kanon anzusehen), hat mich schon von manch anderem Rollenspiel vertrieben (z.B. Midgard 5).
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Offline caranfang

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #529 am: 9.03.2022 | 08:54 »
"Wie selbstverständlich" auf out-of-print Uraltmaterial zu verweisen (und es als fast unumstößlichen Kanon anzusehen), hat mich schon von manch anderem Rollenspiel vertrieben (z.B. Midgard 5).
Nur sind im Fall von D&D so ziemlich alle Bücher früherer Editionen immer noch als PDF erhältlich und somit ist dies heutzutage eigentlich kein Problem mehr.

Offline Sosthenes

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #530 am: 9.03.2022 | 09:03 »
Bei aller Altmaterial-Sammeleidenschaft, wo "verlangt" WotC denn die Verwendung von altem Ravenloft Zeux für CoS?

Offline Raven Nash

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #531 am: 9.03.2022 | 09:05 »
Die Ansprüche hat eine kleine laute Minderheit. Die leise Mehrheit kauft die Bücher einfach und, das ist zugegebenermaßen jetzt Spekulation von mir, hat einfach Spaß damit.
Warum erinnert mich das jetzt so stark an StarWars?  >;D
Aber das Internet macht es halt möglich, seine Meinung lautstark zu äußern.
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Offline caranfang

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #532 am: 9.03.2022 | 09:13 »
Bei aller Altmaterial-Sammeleidenschaft, wo "verlangt" WotC denn die Verwendung von altem Ravenloft Zeux für CoS?
ich sprach nicht von CoS, sondern vom aktuellen Ravenloft-Quellenband mit seinen sehr vielen Änderungen am Hintergrund.

Offline Feuersänger

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #533 am: 9.03.2022 | 09:15 »
Kleine Anmerkung, dass sich die Realms auch damals zwischen 2E und 3E schon änderten... uns ist das besonders bei den offiziellen Bevölkerungsdichten aufgefallen. In 2E-Quellen sind zumindest die Talländer fast komplett entvölkert (sowas wie "Daggerdale 10.000 Einwohner"), in 3E haben sich die Zahlen so ungefähr verzehnfacht (müsste gucken). Dabei liegen da offiziell im Metaplot nur - wieviel, 10-15 Jahre dazwischen?
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Online nobody@home

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #534 am: 9.03.2022 | 09:18 »
Auch ich finde, dass es im Rollenspiel doch eben darum gehen sollte, dass die Charaktere ihren eigenen Fußabdruck in der Welt hinterlassen, indem sie zum Beispiel Banden aus der Stadt jagen, einer Kirche zu mehr Macht verhelfen, mithilfe von langen Intrigen einen Umsturz bewirken, eine gefährliche Reiseroute wieder sicherer machen.

Dazu muß die Welt aber auch erst mal wenigstens ansatzweise da sein -- im reinen Vakuum lassen sich schlecht Abenteuer erleben.

Sicher: ein speziell vom Systemanbieter hausgemachtes und kleinteilig ausgearbeitetes Kanonsetting braucht es dazu nicht. Die meisten Rollenspieler werden ja vermutlich nicht gerade deswegen zum Hobby gekommen sein, weil sie an einem akuten Mangel an Fantasie leiden, und der "Hier kommt noch mal 'ne neue Fuhre ganz offizielle Spielweltdetails..."-Fall ist denn auch eher die Ausnahme als die Regel, auch wenn natürlich gerade die "dicken" Spiele wie D&D und DSA dazu neigen (mit irgendwas will das ganze zu verkaufende Papier ja bedruckt sein). Zumindest ein paar grobe Umrisse für den Anfang kriegt eine halbwegs motivierte Spielleitung auch selber an einem Nachmittag zusammen, und mehr läßt sich dann im Laufe der Zeit dazuerfinden wie nötig.

Damit stellt sich dann aber umgekehrt die Frage, an wen sich solche Kanonwelten überhaupt richten, wenn sie doch eigentlich so überflüssig sind...und spätestens ab da läßt sich die Kategorie "Leute, die nun mal Fans genau dieser Settings sind" nicht mehr so einfach als vernachlässigbar beiseitehandwedeln.

Offline aikar

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #535 am: 9.03.2022 | 09:40 »
Damit stellt sich dann aber umgekehrt die Frage, an wen sich solche Kanonwelten überhaupt richten, wenn sie doch eigentlich so überflüssig sind...und spätestens ab da läßt sich die Kategorie "Leute, die nun mal Fans genau dieser Settings sind" nicht mehr so einfach als vernachlässigbar beiseitehandwedeln.
Gibt halt die Fans ausgearbeiteter Kanon-Settings und die freien Weltenbauer. Und alles dazwischen. Das ist ja nun nichts neues.

In 2E-Quellen sind zumindest die Talländer fast komplett entvölkert (sowas wie "Daggerdale 10.000 Einwohner"), in 3E haben sich die Zahlen so ungefähr verzehnfacht (müsste gucken). Dabei liegen da offiziell im Metaplot nur - wieviel, 10-15 Jahre dazwischen?
So was ist ja überhaupt lustig, wenn der "heilige Kanon" sogar verhindert, dass Blödsinn korrigiert wird. Das merkt man ja auch bei DSA. Manche Setzungen aus der Vergangenheit sind einfach unsinnig, aber wenn man versuchen würde, die zu retconnen, schreien die Altfans auf, dass ja was mal geschrieben wurde jetzt nicht geändert werden darf.
« Letzte Änderung: 9.03.2022 | 09:43 von aikar »
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Offline Sosthenes

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #536 am: 9.03.2022 | 10:07 »
ich sprach nicht von CoS, sondern vom aktuellen Ravenloft-Quellenband mit seinen sehr vielen Änderungen am Hintergrund.

Dann versteh' ich's immer noch nicht. Oder meinst du die Inkonsistenz wird zum Problem wenn DU von den Spielern verlangst die alten Bände als Hintergrundmaterial zu benutzen, bei gleichzeitigem Up-to-Date bleiben?

Als Teilzeit-Pedant und Setting-Leser versteh' ich ja die Wünsche nach Konsistenz sehr gut und bin da auch schon aufgefstoßen worden von all den Editionswechseln der letzten Jahrzehnte bei (A)D&D. Wobei ich halt auch sagen muss, dass ich die Arten wie sie das manchmal so erklärt haben kaum besser finde. Du bekommst immer einen Stromschlag, und manchmal sieht man halt die Drähte.

Ich glaub "Wir haben jetzt keine Assassinen mehr" wär mir lieber gewesen als der ganze 2E Schwurbel damals.

Und reden wir erst gar nicht von Dark Sun 2E… ("Hier ist euer Setting. Hier sind die ersten Romane. Ooops.")

Offline caranfang

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #537 am: 9.03.2022 | 10:08 »
Warum erinnert mich das jetzt so stark an StarWars?  >;D
Aber das Internet macht es halt möglich, seine Meinung lautstark zu äußern.
Es gibt da bloß einen gewaltigen Unterschied: Disney hat bei Star Wars gleich zu beginn gesagt, dass sie das gesamte Extended Universe ignorieren werden, weil es halt voller widersprüche und Probleme war, die selbst die späteren Buchreihen nicht lösen konnten. hier war ein neuanfang wirkloich notwendig. Dies stieß natürlich bei den Fans des SWEU auf massive Ablehnung, obwohl sie eigentlich von den Problemen des SWEU wussten.
Daher ist der Vergleich unpassend.
Kleine Anmerkung, dass sich die Realms auch damals zwischen 2E und 3E schon änderten... uns ist das besonders bei den offiziellen Bevölkerungsdichten aufgefallen. In 2E-Quellen sind zumindest die Talländer fast komplett entvölkert (sowas wie "Daggerdale 10.000 Einwohner"), in 3E haben sich die Zahlen so ungefähr verzehnfacht (müsste gucken). Dabei liegen da offiziell im Metaplot nur - wieviel, 10-15 Jahre dazwischen?
Das ist etwas ganz anderes. Bevölkerungszahlen werden gerne angepasst, um die Welt realistischer zu machen. Es sind eher andere Details, die man nicht so einfach ändern kann. Man kann z.B. die Geografie einer Welt nicht von einer Edition zur nächsten ändern. Auch wie man nicht Rasse, Klasse oder Geschlecht eines NSCs ohne innerweltliche Erklärung ändern kann. Und es gibt noch viele weitere Details, die man nicht so einfach ändern kann, ohne die Konsistenz der Spielwelt zu gefärden. Bevölkerungszahlen gehören aber nicht dazu.
Dazu muß die Welt aber auch erst mal wenigstens ansatzweise da sein -- im reinen Vakuum lassen sich schlecht Abenteuer erleben.
Es gibt aber genug Gruppen, die in ihren eigenen Welten spielen, aber die brauchen dann auch keine Hintergrundbände.

Sicher: ein speziell vom Systemanbieter hausgemachtes und kleinteilig ausgearbeitetes Kanonsetting braucht es dazu nicht. Die meisten Rollenspieler werden ja vermutlich nicht gerade deswegen zum Hobby gekommen sein, weil sie an einem akuten Mangel an Fantasie leiden, und der "Hier kommt noch mal 'ne neue Fuhre ganz offizielle Spielweltdetails..."-Fall ist denn auch eher die Ausnahme als die Regel, auch wenn natürlich gerade die "dicken" Spiele wie D&D und DSA dazu neigen (mit irgendwas will das ganze zu verkaufende Papier ja bedruckt sein). Zumindest ein paar grobe Umrisse für den Anfang kriegt eine halbwegs motivierte Spielleitung auch selber an einem Nachmittag zusammen, und mehr läßt sich dann im Laufe der Zeit dazuerfinden wie nötig.

Damit stellt sich dann aber umgekehrt die Frage, an wen sich solche Kanonwelten überhaupt richten, wenn sie doch eigentlich so überflüssig sind...und spätestens ab da läßt sich die Kategorie "Leute, die nun mal Fans genau dieser Settings sind" nicht mehr so einfach als vernachlässigbar beiseitehandwedeln.
Sie sind nicht überflüssig, weil es nun einmal viele Spieler gibt, die in einer ausgearbeiteten Spielwelt spielen wollen. Es gibt aber auch Spieler, denen die Spielwelt egal ist, hauptsache sie können ihren Lieblings-SC spielen, egal wie seltsam er sein mag. Natürlich gibt es dann auch noch jene Gruppen, die in ihren eigenen Welten spielen. Von den drei Gruppen, gehört eigentlich nur die erste zu den Käufern von Quellenbüchern. Und somit ist das Verhalten von WotC eher fragwürdig.
So was ist ja überhaupt lustig, wenn der "heilige Kanon" sogar verhindert, dass Blödsinn korrigiert wird. Das merkt man ja auch bei DSA. Manche Setzungen aus der Vergangenheit sind einfach unsinnig, aber wenn man versuchen würde, die zu retconnen, schreien die Altfans auf, dass ja was mal geschrieben wurde jetzt nicht geändert werden darf.
Nein. Wie ich oben schon schrieb, kann man den von Dir angesprochenen Bödsinn nur in einen geringen Maße korrigieren, ohne dass es dafür innerweltliche Erkärungen geben muss. Alles andere muss auch gleichzeitig innerweltlich begründet werden, selbst wenn die ursprüngliche Setzung absoluter Schwachsinn war oder nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Sonst geht nämlich die Konsistenz der Spielwelt verloren.

Offline Raven Nash

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #538 am: 9.03.2022 | 10:09 »
aber wenn man versuchen würde, die zu retconnen, schreien die Altfans auf, dass ja was mal geschrieben wurde jetzt nicht geändert werden darf.
Genau da liegt der Hase im Pfeffer (und wieder die Parallele zu StarWars): Altfans.
Es gehört nunmal zum Alterungsprozess dazu, geistig weniger flexibel zu werden und sich daran festhalten zu wollen, was "schon da ist".  Wenn ein Setting also eine gewisse Lebenszeit hinter sich hat, gibt es entsprechend auch Leute, die damit "aufgewachsen" sind und eine fixe Vorstellung davon haben.

Darum kann (und sollte IMHO) man sich als Autor/Verantwortlicher/Verlag aber nur bedingt kümmern. Setzungen, die irgendwann mal getätigt wurden, können für aktuelle Entwicklungen hinderlich sein - also weg damit. Man konnte damals ja nicht in die Zukunft sehen. Ansonsten hat man einen konservierten Status Quo, der weder weiterbringt noch neue Fans anzieht.
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Offline caranfang

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #539 am: 9.03.2022 | 10:18 »
Dann versteh' ich's immer noch nicht. Oder meinst du die Inkonsistenz wird zum Problem wenn DU von den Spielern verlangst die alten Bände als Hintergrundmaterial zu benutzen, bei gleichzeitigem Up-to-Date bleiben?
Es wird zum problem, wenn WotC von den Spielern verlangt, die alten Bücher für weitere Informationen zu verwenden, während man selbst den inhalt dieser Bücher ignoriert. VRGtR ist dafür ein gutes Beispiel, da die doch massiven Änderungen an der Halbebene des Schreckens und ihrer Bewohner an KEINER Stelle erklärt wurden.
Genau da liegt der Hase im Pfeffer (und wieder die Parallele zu StarWars): Altfans.
Es gehört nunmal zum Alterungsprozess dazu, geistig weniger flexibel zu werden und sich daran festhalten zu wollen, was "schon da ist".  Wenn ein Setting also eine gewisse Lebenszeit hinter sich hat, gibt es entsprechend auch Leute, die damit "aufgewachsen" sind und eine fixe Vorstellung davon haben.

Darum kann (und sollte IMHO) man sich als Autor/Verantwortlicher/Verlag aber nur bedingt kümmern. Setzungen, die irgendwann mal getätigt wurden, können für aktuelle Entwicklungen hinderlich sein - also weg damit. Man konnte damals ja nicht in die Zukunft sehen. Ansonsten hat man einen konservierten Status Quo, der weder weiterbringt noch neue Fans anzieht.
Wie ich schon schrieb, hinkt Dein Star Wars-Vergleich. Und deine Schlussfolgerung ist einfach nur falsch.
Die bekannten Rollenspielwelten leben doch regelrecht von ihrer Vergangenheit und Tradition. Daher ist es auch die Pflicht der Verantwortlichen, die auch zu Pflegen und zu beachten. Oder sie müssen explizit sagen, dass sie einen Neustart machen, so wie man ihn bei Dark Sun für 4e gemacht hat oder bein Star Wars oder bei Midgard 6 machen wird. Aber Setzungen zu ändern, weil man dadurch in einer Welt eine Abenteueridee nicht umsetzen kann, obwohl diese in einer anderen Welt funktionieren würde, ist einfach nur erbärmlich.

Offline Sosthenes

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #540 am: 9.03.2022 | 10:27 »
Ich war noch nie ein RL-Fan, auf welche Weise verweist denn das aktuelle Setting auf Alt-Bände? Tatsächlich ein "for further information, see XXX"?

Offline aikar

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #541 am: 9.03.2022 | 10:27 »
Nein. Wie ich oben schon schrieb, kann man den von Dir angesprochenen Bödsinn nur in einen geringen Maße korrigieren, ohne dass es dafür innerweltliche Erkärungen geben muss. Alles andere muss auch gleichzeitig innerweltlich begründet werden, selbst wenn die ursprüngliche Setzung absoluter Schwachsinn war oder nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Sonst geht nämlich die Konsistenz der Spielwelt verloren.
Und genau das hab ich gemeint. Ich finde es sinniger, eine neue Version herauszubringen, die innerhalb der aktuellen Edition in sich schlüssig ist, als irgendwelche obskuren innerweltlichen Begründungen finden zu müssen, nur damit die Zeitlinie mit der alten Edition konsistent ist, die die meisten aktuellen Spieler eh nicht kennen (und oft sind solche Begründungen auch gar nicht möglich, weshalb Altlasten ewig mitgeschleppt werden). Und das scheitert eben oft an Meinungen wie deiner. Aber sie sind halt Meinungen. Und ich habe eben eine andere.
Ich habe höchsten Respekt vor Autoren, die die alten Details beachten und versuchen, sinnvolle Begründungen zu finden. Ich finde aber halt, oft wird dem zu viel Gewicht beigemessen und eigentlich sinnvolle Überarbeitungen damit verhindert.

Es wird zum problem, wenn WotC von den Spielern verlangt, die alten Bücher für weitere Informationen zu verwenden
Wo hätte WotC eine entsprechende Aussage getroffen?
« Letzte Änderung: 9.03.2022 | 10:29 von aikar »
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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #542 am: 9.03.2022 | 10:33 »
Die bekannten Rollenspielwelten leben doch regelrecht von ihrer Vergangenheit und Tradition.

Sieht man ja daran, daß die 5. Edition gerade wieder recht stark speziell auf die Forgotten Realms als "voreingestellte" Spielwelt setzt. Wenn da die Absicht tatsächlich wäre, gezielt einen Neuanfang zu setzen, anstatt mehr oder weniger offen von all dieser etablierten Vergangenheit nach wie vor profitieren zu wollen, dann wäre es doch wohl am einfachsten, sich mal wieder eine völlig neue D&D-Welt aus den Rippen zu leiern, die eben noch gar keinen "Moment, das war doch aber früher anders!"-Erwartungsballast mit sich herumschleppt...

Offline Arldwulf

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #543 am: 9.03.2022 | 10:36 »
Und genau das hab ich gemeint. Ich finde es sinniger, eine neue Version herauszubringen, die innerhalb der aktuellen Edition in sich schlüssig ist, als irgendwelche obskuren innerweltlichen Begründungen finden zu müssen, nur damit die Zeitlinie mit der alten Edition konsistent ist

Aber sind es in den konkreten Fällen nicht gerade die bewusst aus anderen Settings mitgeschleppten Altlasten welche stören? Schließlich hätte irgendein anderer Lich genauso funktionieren können. Niemand würde sich daran stören wenn ein neuer Bösewicht auftaucht.

Aber WotC möchte halt die alten Sachen drin haben weil dies Altspieler anspricht. Und dann muss man auch bewerten können wie gut sie dies machen.

Online schneeland (N/A)

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #544 am: 9.03.2022 | 10:57 »
Es hat schon ein bisschen was von "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!" - sie möchten anscheinend gern alle möglichen bekannten Namen aus der Historie irgendwie in eine neue Form von "incorrectly remembered realms" einbauen, ohne sich groß Mühe mit der Kontinuität zu geben. Vermutlich auch ein Stück weit als Fazit aus den durch kataklysmische Ereignisse begleiteten und durchaus klar beschriebenen Änderungen von 3e auf 4e, die ja, um das mal vorsichtig zu formulieren, nicht überall positiv aufgenommen wurden.
« Letzte Änderung: 9.03.2022 | 11:59 von schneeland »
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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #545 am: 9.03.2022 | 11:49 »
Das Problem ist wohl, dass man zwar ein festgelegtes Setting hat, aber mit den meisten Abenteuerbänden alle Setting bedienen will. Das kann aber nicht funktionieren. Das führt früher oder später zu Problemen, weil die verschiedenen Settings sich nun einmal nicht nur in der Geografie unterscheiden.

Offline Arldwulf

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #546 am: 9.03.2022 | 12:46 »
Es hat schon ein bisschen was von "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!" - sie möchten anscheinend gern alle möglichen bekannten Namen aus der Historie irgendwie in eine neue Form von "incorrectly remembered realms" einbauen, ohne sich groß Mühe mit der Kontinuität zu geben. Vermutlich auch ein Stück weit als Fazit aus den durch kataklysmische Ereignisse begleiteten und durchaus klar beschriebenen Änderungen von 3e auf 4e, die ja, um das mal vorsichtig zu formulieren, nicht überall positiv aufgenommen wurden.

Es ist halt Teil der Strategie "wenig Aufwand, gutes Marketing, viel Ertrag"

Wie oben schon von einigen gesagt gäbe es ja durchaus Möglichkeiten die alten Settings weiter zu nutzen und dennoch solche Abenteuer hineinzubringen. Es kostet nur eben Geld.

Offline aikar

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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #547 am: 9.03.2022 | 13:02 »
Das Problem ist wohl, dass man zwar ein festgelegtes Setting hat, aber mit den meisten Abenteuerbänden alle Setting bedienen will. Das kann aber nicht funktionieren. Das führt früher oder später zu Problemen, weil die verschiedenen Settings sich nun einmal nicht nur in der Geografie unterscheiden.
Von den meisten kann wohl keine Rede sein. Bei Geister von Salzmarsch und Geschichten aus dem klaffenden Portal (Also den Abenteuersammlungen) gibt es ein paar Absätze, wie man es optional in anderen Settings verorten könnte.
Alle anderen sind klar in den FR verortet (Bis auf Fluch des Strahd, der halt in Ravenloft spielt), zum absolut überwiegenden Teil an der Schwertküste.

Diese Aussage ist genauso falsch wie das Wizards von den Spielern "verlangt", alte Bücher zu nutzen um die Abenteuer spielen zu können.
Klar kann man aus den alten Bänden noch ein paar zusätzliche Infos zum Ausschmücken ziehen, aber die Kampagnenbände sind alle auch Settingbände und eigenständig spielbar. Ich wage zu behaupten, die wenigsten 5e-Gruppen schauen sich die AD&D/D&D3-Bände jemals an.
« Letzte Änderung: 9.03.2022 | 13:04 von aikar »
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Online schneeland (N/A)

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« Antwort #548 am: 9.03.2022 | 13:15 »
Es ist halt Teil der Strategie "wenig Aufwand, gutes Marketing, viel Ertrag"

Ja, da würde ich nicht widersprechen.
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Re: D&D Smalltalk
« Antwort #549 am: 9.03.2022 | 14:41 »
Nette Analyse zu den Problemen mit Lore in D&D.
Kann ich so unterschreiben
https://pocgamer.com/2022/02/16/dds-lore-struggle/