Autor Thema: Michael Moorcock als Schriftsteller  (Gelesen 3070 mal)

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Online General Kong

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Michael Moorcock als Schriftsteller
« am: 2.12.2021 | 10:54 »
Ich setzte das einmal hier hinein, weil cih nicht weiß, wohin es sonst gehören könnte und ich mir hier den größten Widerhall erhoffe.

Ich bin erklärter Fan des Sturmbringer-Settings der Jungen Königreiche. Auch Hawkmoons Tragisches Jahrtausend mit dem bösen Königreich Granbretan in einem postapokalytischen Europa finde ich sehr reizvoll.

aber die Vorlagen von Moorcock dazu - uuugh!

Ich habe zugegebenermaßan noch wenig gelesen (Diener des Runenstabes, den quasihistorischen The War Hound and the World's Pain und Sturmbringer - aber nicht zu Ende), aber daraus ergibt sich dennoch eine Art Schreibstil:
Abgehobene, fast lustlose Beschreibungen.
Kein Gefühl für die Situation:
Da werden 20 Dolche in die Gürtel gesteckt (haben die Bäuche wie der frühere Calmuth?) und als Kletterhilfen benutzt, die Stofffetzen zur Dämpfung des Lärms beim Einschlagen aber erst nach dem Erklimmen angebracht.
Die Kämpfe:
Dauern schon mal eben eine Stunde. Ein Zweikampf. Und das habe ich hier schon vergleichsweise spannend beschrieben.
Plötzlich ist der Raum voll Gegner. Voll wie in VOLL! Unzählbar viele. Tötet man die, dann kommen immer wieder neue "Piraten", die auch nur so beschrieben werden. In meinem Kopf hatten die alle rote Kopftücher, eine Augenklappe und riefen "AAAARRRH!"
Kämpfe sind völlig unrealistisch dargestellt. Da kämpfen Reiter mit Schwertern auf einer Verfolgungsjagd im gestreckten Gallop neben und hintereinander gegeneinander. Wie meisten eine Stunde. Ist bei Moorcock wohl die Einheit für eine Kampfrunde (gut, dass der kein Rollenspiel geschrieben hat!).
Die Geschichten fühlen sich wie Eisenbahnrollenspielabenteuer, bei denen der SL den Spielern immer sagen muss "Das müsst ihr nun machen! Echt! Sonst gehe ich nach Hause!" Natürlich vergallopiert sich der SL dann und schickt die SC in Situationen, die diese nicht meistern können, also - DEUS EX MACHINA - kommt ein mächtiger oder zumindest hilfreicher NSC und rettet den Tag, gibt ihnen einen mächtigen Gegenstand oder DEN TIPP wie es weitergeht auf der Eisenbahnfahrt.
Damit das nicht zu langweilig wird, gibt es dann Zufallsmonster, die entweder
a) nur verkleidete Deus Ex Monster sind und die Sc durch den Überfall auf die richtige Spur bringen wollen (der letzte Tipp war nicht deutlich genug ...) oder
b) sind irgendwelches Füllwerk aus der Zufallstabelle D-2 (Unglaubliche Kreaturen großer Macht und ohne Sinn und Verstand), die meistens SEHR gefährlich sind und von den Sc durch beherztes Wegrennen bezwungen werden können (im Hintergrund höre ich Lachen und den SL rufen: "Wer ist der geilste hier am Tisch?! IIIHIIICH!")

Habe ich nur die faschen Geschichten gelesen?
Ich erwartete nun nicht große Literatur, aber spannende, in sich stimmige Unterhaltung (inkl. der üblichen Klischees). Dann bitte Tipps.

Oder war das so eine 70er-Anti-Welle? - "Fantasy? Nein, Tolkien und Howard, das ist was für Reaktionäre und Protofaschisten. Wenn es schon kein Sci-Fi ist, dann lese ich Moorcock: Der bricht mit allem, was die Fantasy so hat: Klischees, Handlung, Spannungsbogen - und man langweilt sich dabei kolosal!"
« Letzte Änderung: 2.12.2021 | 11:18 von General Kong »
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Sidekick-Kai

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #1 am: 2.12.2021 | 11:05 »
Michael Moorcock. Ich habe vor zig Jahren mal ein paar Storys um Elric angefangen zu lesen und irgendwann entnervt aufgegeben. Vielleicht lag es an der deutschen Übersetzung, aber ich bin mit seiner Schreibe überhaupt nicht warm geworden. Insofern kann ich Deine Anführungen mehr als nur nachvollziehen.

Online General Kong

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #2 am: 2.12.2021 | 11:18 »
The War Hound habe ich auf Englisch gelesen - war kein Unterschied festzustellen.

"In 2008, The Times named Moorcock in its list of "The 50 greatest British writers since 1945" - laut Wiki.

Ich bin wirklich nicht der größte Literaturkenner unter Gottes weitem Himmel, aber waren die Zeiten im UK seit 1945 schreibtechnisch wirklich so bitter?!
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Offline ghoul

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #3 am: 2.12.2021 | 11:21 »
Uninformierte Ghoul-Frage: Wurde Elric für Groschenhefte geschrieben? War meine Eindruck, einfach vom dramaturgischen Aufbau her.

Moorcock hat aber auch Romane geschrieben. Gloriana ist ziemlich genial und inspiriert mich nachhaltig. Da kann ich immer wieder was fürs RPG-Hobby rausziehen.
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Online tartex

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #4 am: 2.12.2021 | 11:22 »
Großer Moorcock-Fan hier - besonders in meiner Jugend.

Meiner Ansicht nacht merkt man extrem, wenn er motiviert ist ein Buch zu schreiben und wenn er nur schreibt, um was fertig zu kriegen, oder meinetwegen mit späteren Elrics ein wenig Geld zu verdienen.

Habe letztes Jahr wieder mal die "Der Ewige Held"/"The Eternal Champion"-Trilogie gelesen und während ich Band 1 immer noch liebe und mein All-Time-Favorit ist, hat Band 2 einige Schwächen und Band 3 ist dann so katastrophal, dass ich mich erinnert habe, warum danach für mich mit Moorcock Schluß war. (Hatte vorher als Teenager den fetten Elric-Sammelband gelesen und Das ebenso dicke Buch Corum.)

Und natürlich ist Elric eine bewußte Conan-Dekonstruktion - hat mich aber genau deshalb mit 15 angesprochen.
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Sidekick-Kai

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #5 am: 2.12.2021 | 11:23 »
Ich bin wirklich nicht der größte Literaturkenner unter Gottes weitem Himmel, aber waren die Zeiten im UK seit 1945 schreibtechnisch wirklich so bitter?!

Puh, ich würde tatsächlich frech lügen, wenn ich Dir darauf irgendeine Antwort geben würde, daher:  :-X . Die einzigen Autoren, die ich da nämlich gelesen haben, waren Pratchett und D. Adams - und zumindest Pratchett halte ich (nicht nur poshum) für einen routinierten Wortakrobaten (es geht hier jetzt nur ums 'Technische'; von seiner Brillianz als Humorist muss ich hier wohl kaum ein Wort verlieren...).

Offline Hotzenplot

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #6 am: 2.12.2021 | 11:24 »
Ich bin kein Literaturkenner, aber ja, Moorcock ist schon speziell. Ich mochte es damals (Anfang der 90er habe ich den ganzen Kram gelesen, allerdings nur alles, was es an deutschem Material gab). Corum war mein erster Fantasyroman und ich liebte das Ende, dessen schlichten letzten Satz ich auswendig kann:
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Ich hatte vor ein-zwei Jahren mal vor, auf dem Tanelorntreffen Sturmbringer zu leiten (mit PDQ#) und habe deshalb die Elric-Sammelausgabe nochmal aus dem Schrank geholt. Auch für mich ist das nicht besonders gut gealtert, aber die Geschichte darin fand ich immer noch toll, auch das Setting, insbesondere die Art der Magie, die Elric anwendet. Großartig.
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Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #7 am: 2.12.2021 | 11:36 »
Ja, Moorcock war damals tatsächlich eine Art Kontra-Tolkien. Sein Stil lässt sich als "spartanisch" beschreiben - alles auf das Mindestmaß reduziert, insbesondere die Szenerien. Dazu kommt eine absolute Zentrierung auf den jeweiligen Hauptcharakter, sei das Elric, Corum oder Hawkmoon (Erekose, ppp.), sodass alle Nebenfiguren extrem blass bleiben. Der Heldengefährte kriegt ein wenig mehr Farbe, aus.

Das kann man mögen, oder nicht. Es ist aber tatsächlich sein Stil, künstlerischer Ausdruck, was-auch-immer. Er hat sich ja auch insbesondere für seine Kosmologie begeistert und weniger für die Stories an sich - die sind oft Mittel zum Zweck, um die Kosmologie zu "erforschen".
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #8 am: 2.12.2021 | 11:46 »
Meines Wissens hat ja Moorcock selbst keinen Hehl daraus gemacht, zumindest einige seiner Romane und Geschichten einfach mal schnell fürs Geld heruntergetippt zu haben. Ich denke, das merkt man hier und da auch durchaus...andererseits unterscheidet sich seine Arbeitsweise darin vermutlich auch nicht großartig von der früherer Pulp- und späterer Groschenromanautoren, und die waren auch nicht alle durch die Bank völlig katastrophal.

Wer von ihm nun aber ausgesprochene literarische Meisterwerke erwartet...puh. Der mag in der Tat zumindest mit den bekannten Geschichten um den Ewigen Helden den falschen Baum anbellen. :)

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #9 am: 2.12.2021 | 12:13 »
Ich würde empfehlen Mother London zu lesen und Miss Brunners letztes Programm.

I.N.R.I oder Die Reise mit der Zeitmaschine schadet sicher auch nicht.
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #10 am: 2.12.2021 | 12:15 »
Anti-Tolkien beschreibt Moorcock ziemlich gut. Moorcock betreibt meines Erachtens ein herausragendes Soft Worldbuiling, im Gegensatz zu Tolkien, der vermutlich das beste Hard Worldbuilding einer Einzelperson abgeliefert hat. Bei Moorcock darf man nicht nach logischer Konsistenz und struktureller Plausibilität suchen, entscheidend für ihn ist die Konsistenz zwischen dem was er beschreibt und wie er es beschreibt und der Stimmung, die er transportieren will. Gleichzeitig beschreibt Moorcock sehr detailarm, zielt auch hier auf emotionale Wirkung ab und überlässt die visuelle Vorstellung weitgehend dem Leser, wo Tolkien seine Welt in gigantischer Breite und Tiefe beschreibt. Bei beiden gibt es dementsprechend natürlich Fans und Menschen, die weniger begeistert sind. Ich finde Moorcock größtenteils großartig. Der hat was Subversives, das ich bei den Autoren seiner Generation so sonst nur bei Fritz Leiber oder Robert Zelazny gelesen habe.

Zu Elric, der anfangs tatsächlich, wie der ghoul identifiziert hat, als Fortsetzungsroman geschrieben wurde, habe ich eine besondere emotionale Beziehung. Die begründet sich sicherlich auch auf den Zeitpunkt, zu dem ich das Buch gelesen habe. Die Mutter aller Weltschmerz-Angsties trifft wohl den Nerv unglücklich verliebter Jugendlicher deutlich besser als den von Mittvierzigern.

Ich würde empfehlen Mother London zu lesen und Miss Brunners letztes Programm.

I.N.R.I oder Die Reise mit der Zeitmaschine schadet sicher auch nicht.

End of Time/Am Ende der Zeit wird gerne empfohlen. Die Reihe habe ich noch nicht gelesen. Die Colonel Pyat-Romane gelten auch als besonders gelungen (Byzantium endures, The Laughter of Carthage, Jerusalem commands, The Vengeance of Rome), gibt es aber glaube ich nicht vollständig auf deutsch. Persönlich würde ich noch die Zeitnomaden-Reihe empfehlen.
« Letzte Änderung: 2.12.2021 | 12:43 von Crimson King »
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #11 am: 2.12.2021 | 12:16 »
Michael Moorcock. Ich habe vor zig Jahren mal ein paar Storys um Elric angefangen zu lesen und irgendwann entnervt aufgegeben. Vielleicht lag es an der deutschen Übersetzung, aber ich bin mit seiner Schreibe überhaupt nicht warm geworden. Insofern kann ich Deine Anführungen mehr als nur nachvollziehen.

Oh, und ich habe immer gedacht, ich bin der einzige, der Elric mehrfach angefangen und wieder aufgegeben hat. Ich lebe bis heute mit einem schlechten Gewissen deswegen. Vielleicht hilft mir ja dieser Thread, das Trauma endlich zu überwinden?

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #12 am: 2.12.2021 | 12:18 »
Wobei man bei "Miss Brunners letztes Programm" vorwarnen sollte: Da wird er (wie in der gesammten Reihe um Jerry Cornelius) sehr, sehr...wie formuliert man das am Besten? Tja...1960er.

Das oben bereits erwähnte Gloriana ist ebenfalls sehr zu empfehlen!

Zitat
Bei Moorcock darf man nicht nach logischer Konsistenz und struktureller Plausibilität suchen
Ne, auf keinen Fall - solche Sachen bricht Moorcock gerne mal vorsätzlich und nachhaltig. (Das schlägt im Übrigen auch bei Miss Brunner voll durch.)
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #13 am: 2.12.2021 | 12:50 »
Ich mag da Cornelius Quartet, einfach weil das wunderbar psychedelisch ist. Und ich mag schlicht die IDEE des Ewigen Heldens, die mit den Elric Büchern eben auf das Tragischste heruntergebrochen wurde. Stil und Inhalt ist aber.. naja.

Ansonsten: Moorcock hat tatsächlich einen Leitfaden verfasst, wie er ein Buch in 3 Tagen schreibt. Das sagt einiges über die Geschichten aus... :) http://www.ghostwoods.com/2010/05/how-to-write-a-book-in-three-days-1210/
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #14 am: 2.12.2021 | 13:18 »
Ansonsten: Moorcock hat tatsächlich einen Leitfaden verfasst, wie er ein Buch in 3 Tagen schreibt. Das sagt einiges über die Geschichten aus... :) http://www.ghostwoods.com/2010/05/how-to-write-a-book-in-three-days-1210/

Ich denke, den Artikel werde ich mir mal aufheben -- und sei es nur zur gelegentlichen Inspiration beim Abenteuerbasteln. ;)

Sidekick-Kai

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #15 am: 2.12.2021 | 13:24 »
Ich denke, den Artikel werde ich mir mal aufheben -- und sei es nur zur gelegentlichen Inspiration beim Abenteuerbasteln. ;)

Wie? Jetzt ist doch der Moment gekommen, um ein großer und berühmter Schriftsteller zu werden.  ~;D

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #16 am: 2.12.2021 | 13:38 »
Wie? Jetzt ist doch der Moment gekommen, um ein großer und berühmter Schriftsteller zu werden.  ~;D

Ach, man lebt ja genügsam und bescheiden und begnügt sich mit Rinderviertelchen statt Rinderhälften... 8)

Swafnir

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #17 am: 2.12.2021 | 14:00 »
Um Michael Moorcock bin ich immer herumgeschlichen, hab aber noch nichts von ihm gelesen. Wenn ich das hier so lese, bin ich auch nicht sicher ob ich das ändern möchte.
Wobei mein Problem war immer, dass ich die Reihenfolge der Bücher nicht so ganz nachvollziehen konnte.

Offline Sosthenes

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #18 am: 2.12.2021 | 14:06 »
Ansonsten: Moorcock hat tatsächlich einen Leitfaden verfasst, wie er ein Buch in 3 Tagen schreibt. Das sagt einiges über die Geschichten aus... :) http://www.ghostwoods.com/2010/05/how-to-write-a-book-in-three-days-1210/

Wenn ich mich recht erinnere, hat Moorcock ja auch den Begriff "Sword & Sorcery" geprägt. Und in dem Genre glaub' ich hat niemand sehr viel mehr Zeit aufgebracht. Ich seh' ihn bei seinen Elric Werken da jetzt nicht in einem anderen Feld als z.B. REH oder Leiber.
Muss man im Kontext sehen, im Feld der Bahnhofsromane ist das schon sehr hochwertig.

Ich fand' die Romane immer recht amüsant und auch ganz passabel geschrieben. Nicht so seitenschindend wie die 80er Tolkien-Kopie/Hohlbein-Welle die ich sonst so kannte. Eben mehr Pulp.
Und inhaltlich mitunter auch etwas reflektierter/ironischer. Insbesondere für die Zeit natürlich, in neueren Dekaden ist Dekonstruktion ja wiederum schon fast die Regel.

Die Kritik oben liest sich schon sehr rollenspiel-zentriert. Würd' mich literatur-theoretisch interessieren wie man aus der Perspektive andere Romane verarbeitet. Pride & Prejudice bitte. ;)
« Letzte Änderung: 2.12.2021 | 14:09 von Sosthenes »

Online Raven Nash

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #19 am: 2.12.2021 | 14:12 »
Wobei mein Problem war immer, dass ich die Reihenfolge der Bücher nicht so ganz nachvollziehen konnte.
Sehr einfach: Es gibt keine. Innerhalb einer Reihe gibt es zwar eine Chronologie, die ist aber nichtmal gleichbedeutend mit dem Erscheinungsdatum. Ansonsten stehen die einzelnen Zyklen nebeneinander.
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #20 am: 2.12.2021 | 14:14 »
Wenn ich mich recht erinnere, hat Moorcock ja auch den Begriff "Sword & Sorcery" geprägt.

Das war laut Wikipedia Fritz Leiber. Moorcocks Vorschlag war "Epic Fantasy, der originellerweise eher mit dem Herrn der Ringe in der Verbindung gebracht wird.
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #21 am: 2.12.2021 | 14:18 »
Wenn ich mich recht erinnere, hat Moorcock ja auch den Begriff "Sword & Sorcery" geprägt. Und in dem Genre glaub' ich hat niemand sehr viel mehr Zeit aufgebracht. Ich seh' ihn bei seinen Elric Werken da jetzt nicht in einem anderen Feld als z.B. REH oder Leiber.
Eben mehr Pulp.
Weshalb ich ja auch BRP&Co immer als das absolut ungeeignetste System dafür erachtet habe. Das Zeug ist heroisch-episch und das System dazu ist kleinteilig pseudo-realistisch. Da wäre (damals) ja D&D noch besser gewesen (hätte Chaosium das d20-Ding nicht verbockt).
Mittlerweile würde ich dafür Genesys, BoL oder sogar die 5e (mit einigen Anpassungen) nehmen.
Ist so ähnlich wie bei Jackals, wo man versucht, die bronzezeitlichen Heldenepen mit einem System darzustellen, dass dafür hinten und vorne nicht passt.
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Offline AndreJarosch

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #22 am: 2.12.2021 | 14:20 »
Raven-Nash und Crimson King haben es schon sehr gut wiedergegeben.

Moorcock ist nicht der tolle Schreiber.
Er hatte FÜR SEINE ZEIT Ideen und Konzepte umgesetzt die bahnbrechend waren.

Ich selbst habe die frühen Eternal Champion-Geschichten und Gloriana gelesen. Um alles andere mache ich einen Bogen drum.

Elric besteht für mich nur aus den ersten 6 Büchern ("Die Festung der Perle" & "Die Rache der Rose§ ignoriere ich), und da würde ich am liebsten Band 1 lesen, Band 2 bis 5 überfliegen (oder zusammenfassen) und Band 6 lesen.

Hawkmoon besteht aus 7 Romanen, wobei es reicht die ersten vier gelesen zu haben und die späteren drei zu überfliegen.

Corum besteht aus zwei Trilogien, auch hier ist die erste gut und die zweite eher zum überfliegen.

Mit der Eternal Champion Trilogie handhabe ich es ebenso: Band eins ist gut, Band zwei gerade noch lesbar, Band drei ist vernachlässigbar.

Mit Jerry Cornelius werde ich überhaupt nicht warm.

Und alles war er ausserhalb dieser Reihen geschrieben hat und (VOR ALLEM) alles was er nach 1990 zu diesen Reihen geschrieben hat interessiert mich nicht.


 

Offline Crimson King

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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #23 am: 2.12.2021 | 14:21 »
Wobei mein Problem war immer, dass ich die Reihenfolge der Bücher nicht so ganz nachvollziehen konnte.

Es gibt meines Wissens sogar eine Empfehlung von Moorcock selbst.

Der Ewige Held braucht im Kern aus meiner Sicht die sechs originalen Elric-Bände, die Ewige-Held/Erekose-Trilogie und die Roman der Herzog von Köln/Runenstab-Reihe. Es gibt aber noch einen Haufen weiterer Romane, vor allem Corum, die sich konkret mit Inkarnationen des Ewigen Helden befassen und auch mal andere Konklusionen beschreiben als im Runenstab. Darüber hinaus gibt es noch einen Haufen eher lose mit dem Ewigen Helden verbundener Romane im Multiversum und ein paar eigenständige, z.B. die hier schon genannten Gloriana und I.N.R.I. - Die Reise in der Zeitmaschine. Generell kann aber jede Romanreihe für sich alleine stehen und braucht keine anderen, um zu funktionieren.


("Die Festung der Perle" & "Die Rache der Rose§ ignoriere ich),

Großartige Bücher meines Erachtens, die wieder vor originellen Ideen strotzen.
« Letzte Änderung: 2.12.2021 | 14:23 von Crimson King »
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Re: Michael Moorcock als Schriftsteller
« Antwort #24 am: 2.12.2021 | 14:31 »
Das war laut Wikipedia Fritz Leiber. Moorcocks Vorschlag war "Epic Fantasy, der originellerweise eher mit dem Herrn der Ringe in der Verbindung gebracht wird.
Danke, Brief ging *an* Moorcock, nicht *von* ihm. Da hatte ich was verdreht. Ist ja auch wurscht.

Weshalb ich ja auch BRP&Co immer als das absolut ungeeignetste System dafür erachtet habe. Das Zeug ist heroisch-episch und das System dazu ist kleinteilig pseudo-realistisch.

Meh. Wir reden hier zum einen von 1981, zum anderen halte ich persönlich nur begrenzt was von Genre-Emultion. Eine Spielrunde ist keine Kurzgeschichte. Aber jetzt auch ein bisschen themenfremd hier in diesem Thread.