Autor Thema: Was ist typisch Cthulhu?  (Gelesen 2662 mal)

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Sidekick-Kai

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Was ist typisch Cthulhu?
« am: 16.10.2022 | 11:04 »
Hey ho, falls das Thema hier schon besprochen wurde, verzeiht mir. Ich habe die Forensuche in Anspruch genommen, aber kein ähnliches Thema gefunden.

Ich war gestern mal wieder auf einem der monatlich stattfindenden Treffen des Rollenspielvereins Freiburg und habe an einer Cthulhu-Runde teilgenommen. Die Spielleiterin hatte das Szenario selbst geschrieben und vorab angemerkt, dass es für Cthulhu recht atypisch sei. Genau diesen Eindruck gewann auch ich, was jetzt aber nicht bedeuten soll, dass das Abenteuer nicht gut gewesen sei. Es war halt irgendwie nicht Cthulhu.
Und da stellte sich sowohl der Autorin als auch mir die Frage, was überhaupt Cthulhu zu Cthulhu macht.  :ctlu: Was ist für Euch typisch Cthulhu?

Online ghoul

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #1 am: 17.10.2022 | 10:48 »
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Sidekick-Kai

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Offline GornOfDagon

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #3 am: 17.10.2022 | 13:04 »
Typisch Cthulhu? - Spaß daran zu haben, den eigenen Char langsam aber unaufhaltsam in Richtung physischem oder psychischem Untergang zu spielen...

Offline Hotzenplot

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #4 am: 17.10.2022 | 13:09 »
Hey ho, falls das Thema hier schon besprochen wurde, verzeiht mir. Ich habe die Forensuche in Anspruch genommen, aber kein ähnliches Thema gefunden.
Die Forensuche ist halt typisch Cthulhu  ~;D

Ich war gestern mal wieder auf einem der monatlich stattfindenden Treffen des Rollenspielvereins Freiburg und habe an einer Cthulhu-Runde teilgenommen. Die Spielleiterin hatte das Szenario selbst geschrieben und vorab angemerkt, dass es für Cthulhu recht atypisch sei. Genau diesen Eindruck gewann auch ich, was jetzt aber nicht bedeuten soll, dass das Abenteuer nicht gut gewesen sei. Es war halt irgendwie nicht Cthulhu.
Und da stellte sich sowohl der Autorin als auch mir die Frage, was überhaupt Cthulhu zu Cthulhu macht.  :ctlu: Was ist für Euch typisch Cthulhu?
Typisch Cthulhu? - Spaß daran zu haben, den eigenen Char langsam aber unaufhaltsam in Richtung physischem oder psychischem Untergang zu spielen...
Beim klassischen Cthulhu ist das für mich auch ein wichtiger Aspekt. Ansonsten ist für mich noch Investigation wichtig, am Ende meistens verbunden mit dem Gefühl von Ohnmacht.
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Offline nobody@home

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #5 am: 17.10.2022 | 14:19 »
Generell, würde ich sagen, ist auf jeden Fall das Detektivspiel ein praktisch nicht wegzudenkender Teil von Cthulhu in allen seinen Rollenspielinkarnationen (auch den actiongeladeneren). Erst mal gilt es herauszufinden, was eigentlich Sache ist, und gegebenenfalls auch, daß es überhaupt eine Sache gibt -- nicht nur ist das Voraussetzung, um (hoffentlich) noch selber etwas ausrichten zu können, sondern ohne geeignete erschröckliche Erkenntnisse wird sich auch die Gruselstimmung an sich etwas schwer tun.

In welchem Ausmaß man im Rahmen eines "typischen" Abenteuers auf Mythosmagie und -monster stößt, kann variieren. Irgendetwas ist natürlich so ziemlich immer, aber es ist nicht immer gleich eine Gefahr für die ganze Welt (obwohl's das insbesondere in Kampagnen auch gibt) -- Horror geht auch gut im Kleinen und Persönlichen, wo wir ja alle letztendlich verwundbar sind und bleiben.

Ach ja, und allen Klischees zum Trotz sind Tentakel nicht ausdrücklich Pflicht. :ctlu:

Offline Jiba

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #6 am: 17.10.2022 | 14:37 »
Generell, würde ich sagen, ist auf jeden Fall das Detektivspiel ein praktisch nicht wegzudenkender Teil von Cthulhu in allen seinen Rollenspielinkarnationen (auch den actiongeladeneren). Erst mal gilt es herauszufinden, was eigentlich Sache ist, und gegebenenfalls auch, daß es überhaupt eine Sache gibt...

...nur um sie dann explizit nicht zu verstehen. Ehrlicherweise halte ich das Detektivische nur insofern für relevant, dass die Charaktere auf das Geheimnis zugehen anstatt davon lassen wollen. In den Lovecraft-Geschichten widerfahren ja den Menschen auch gerne einmal einfach so monströse Sachen, ohne dass sie versuchen, einen Fall zu lösen.

Ich finde Investigator:innen sind für Lovecraft-Geschichten nicht zwingend. Ich finde "Lovecraftesque" trifft es da ganz gut, indem es den Protagonisten als "Witness" bezeichnet und nicht als "Investigator".
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Sidekick-Kai

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #7 am: 17.10.2022 | 14:44 »
Ich finde Investigator:innen sind für Lovecraft-Geschichten nicht zwingend.

Seh' ich ähnlich und verweise auf den Unterschied zwischen beispielsweise Private Eye und Cthulhu Gaslight.

Offline nobody@home

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #8 am: 17.10.2022 | 14:56 »
...nur um sie dann explizit nicht zu verstehen. Ehrlicherweise halte ich das Detektivische nur insofern für relevant, dass die Charaktere auf das Geheimnis zugehen anstatt davon lassen wollen. In den Lovecraft-Geschichten widerfahren ja den Menschen auch gerne einmal einfach so monströse Sachen, ohne dass sie versuchen, einen Fall zu lösen.

Ich finde Investigator:innen sind für Lovecraft-Geschichten nicht zwingend. Ich finde "Lovecraftesque" trifft es da ganz gut, indem es den Protagonisten als "Witness" bezeichnet und nicht als "Investigator".

Kommt halt drauf an, was mit "typisch Cthulhu" so gemeint ist. "Typisch Cthulhu: Das Rollenspiel (tm)" ist nun mal eine etwas andere Nische als "typisch für den gängigen Lovecraft-Mythos allgemein".

(Und über das explizite Nichtverstehen könnten wir uns auch noch herrlich streiten. Da gibt's schließlich selbst beim ollen HPL persönlich schon Gegenbeispiele. ;))

Offline First Orko

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #9 am: 17.10.2022 | 14:58 »
Was ist für Euch typisch Cthulhu?

Dass die Wenigsten, die es spielen die ausschlaggebende Geschichte (oder vielleicht auch überhaupt eine von Lovecraft) gelesen haben, in der allein die Geistesgegewart eines Sterblichen und sein robuster Dampfer verhindert, dass etwas Altes Großes heute über die Welt kommt!

Stattdessen wird sich wohlig räkelnd in machtlosen Defätismus ergeben und feixend erzählt, wie herrlich der letzte Charakter doch wieder durchgedreht ist beim Anblick eines alten Buches  ::)

Siehe:

Typisch Cthulhu? - Spaß daran zu haben, den eigenen Char langsam aber unaufhaltsam in Richtung physischem oder psychischem Untergang zu spielen...

Ehrliche Frage: Wozu dann überhaupt spielen, wenn man schon beschlossen hat, dass es wohl so "enden muss"? Vor allem: Warum dann mit dem klassischen System, was außer "du verlierst Stabilitätspunkte" und ein paar enzyklopädisch ausformulierten, psychischen Erkrankungen gar nichts darüber zu erzählen hat, wie das denn genau passiert, auf persönlicher Ebene?

--
So zumindest habe ich es leider zu oft erlebt, als dass ich mich jemals wieder in eine typische Cthulhu-Runde setzen würde.
Dabei gäbe das Setting sooo viel mehr her, wie zBsp der durchaus ermächtigende Ansatz von Fate of Cthulhu.
« Letzte Änderung: 17.10.2022 | 15:01 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Online ghoul

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #10 am: 17.10.2022 | 16:29 »
@First Orko:
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Noir

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #11 am: 17.10.2022 | 16:44 »
Ehrliche Frage: Wozu dann überhaupt spielen, wenn man schon beschlossen hat, dass es wohl so "enden muss"? Vor allem: Warum dann mit dem klassischen System, was außer "du verlierst Stabilitätspunkte" und ein paar enzyklopädisch ausformulierten, psychischen Erkrankungen gar nichts darüber zu erzählen hat, wie das denn genau passiert, auf persönlicher Ebene?

Für mich war es immer ein extrem starker Moment, wenn mein Charakter wieder mal ein Abenteuer überlebt hat. Das war für mich sogar noch stärker als "wow, mein Charakter ist ein Level aufgestiegen" bei D&D oder "wow, ich bin eine Karriere aufgestiegen!" bei Warhammer. Dieses Gefühl, ich habe einer unmenschlichen Aufgabe getrotzt und doch überlebt um am nächsten Tag die Sonne zu sehen, war so heftig für mich, dass allein dieses Gefühl antrieb genug war, genau diesen Charakter immer und immer wieder "ins Feld" zu führen, bis er schließlich sehr ruhmlos draufgegangen ist. Das Ziel dieses Spiels ist für mich eben nicht "den Charakter wachsen zu sehen" ... sondern "diesen Charakter überleben zu lassen" ... egal ob durch physische oder psychische Herausforderungen.

Offline Settembrini

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #12 am: 17.10.2022 | 16:52 »
Oberschichtnostalgie ist typisch Cthulhu als Rollenspiel.
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

Abenteuerpunkt. das fanzine des autorenkollektivs.
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Offline GornOfDagon

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #13 am: 17.10.2022 | 16:55 »
Ehrliche Frage: Wozu dann überhaupt spielen, wenn man schon beschlossen hat, dass es wohl so "enden muss"? Vor allem: Warum dann mit dem klassischen System, was außer "du verlierst Stabilitätspunkte" und ein paar enzyklopädisch ausformulierten, psychischen Erkrankungen gar nichts darüber zu erzählen hat, wie das denn genau passiert, auf persönlicher Ebene?

Einfache Antwort auf Ehrliche Frage: Nur aus Lust am Characterplay, nichts weiter. Rollenspiel halt. ;)

Leider hast du wohl schlechte Erfahrungen mit deinen Runden gemacht. Ich spiele sogar sehr gern das "klassische" Cthulhu und die Regeln dienen mir lediglich als Korsett. Die Spieler machen den schleichenden Wahnsinn aus. Das geht deutlich über Werte auf dem Charbogen hinaus. Von der persönlichen Interpretation der Geisteskrankheit des eigenen SCs und dem entsprechenden Ausspielen bis hin zu tiefer Immersion und damit am eigenen Leib empfundenen Emotionen, die durch die Mitspieler getragen und unterstützt wurden, habe ich alles selbst erlebt und genossen.

Natürlich braucht man dazu Mitspieler, die das mögen und können und auch verkraften. IT-/OT-Trennung ist extrem wichtig.

Offline GornOfDagon

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #14 am: 17.10.2022 | 16:57 »
@The Forlorn Poet:
Genau das...

Offline unicum

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #15 am: 17.10.2022 | 17:37 »
Ehrliche Frage: Wozu dann überhaupt spielen, wenn man schon beschlossen hat, dass es wohl so "enden muss"? Vor allem: Warum dann mit dem klassischen System, was außer "du verlierst Stabilitätspunkte" und ein paar enzyklopädisch ausformulierten, psychischen Erkrankungen gar nichts darüber zu erzählen hat, wie das denn genau passiert, auf persönlicher Ebene?

Ehrliche Antwort: Weil man spass daran hat.
Retorische Gegenfrage: Warum gab es schon in der Antike Tragödien?
(Alternativ - warum gibt es Leute die DSA gut finden? (Das ist nämlich so ein Punkt der sich mir nicht erschliesst))
Ist doch gut das es unterschiede gibt in den Rollenspielern, ansonsten wäre doch alles ... öde

Offline General Kong

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #16 am: 17.10.2022 | 18:25 »
Oberschichtnostalgie ist typisch Cthulhu als Rollenspiel.

Da ist was Wahres dran.
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Offline Megavolt

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #17 am: 17.10.2022 | 18:35 »
Typisch Cthulhu vom Grundfeeling her sind für mich vor allem die Zwanziger, und die finde ich auch immer wieder recht erfrischend.

Typisch Cthulhu vom Rollenspielfeeling her ist für mich die Kombination aus Railroading + undurchschaubarer (= lamer) Plot + bis ins Detail vorprogrammierte und wie Zinnsoldaten aufgezogene Zwangsfiguren, und dann kommt trotz dieser Überfülle an mächtigen Spielleiterwerkzeugen am Ende trotzdem nix Gescheites bei rum. Kann diese Nägel nicht mal irgendjemand sauber einschlagen bitte? Ich meine, wenn sie eh schon ins Brett gesteckt sind?

Typisch Cthulhu vom Lovecraft-Feeling her ist für mich ein endloser Buildup, bei dem man nach 25 Seiten ziemlich genau weiß, was am Ende rumkommt, es sich aber trotzdem noch 200 Seiten lang zieht.


Offline Megavolt

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #18 am: 17.10.2022 | 18:38 »
Retorische Gegenfrage: Warum gab es schon in der Antike Tragödien?

Das ist ein sehr guter Punkt, so habe ich das noch gar nicht gesehen.  :d

Camo

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #19 am: 17.10.2022 | 19:25 »
Das "typische" am klassischen Cthulhu ist, dass man grundsätzlich nicht gewinnen kann, nur ein wenig mehr Zeit erkaufen. Die meisten Mythosviecher SOLLEN gar nicht bekämpfbar sein im direkten Kampf, aber man kann ihre Kulte ausschalten und ihre Pläne damit verlangsamen. Ist nicht D&D, wo man alles bekämpft, was Werte hat, sondern ein Gegenstemmen gegen etwas Übermächtiges, das man im besten Fall nur aufhalten kann. Ist nicht für jeden geeignet, schon gar nicht für Liebhaber von Hack& Slay, aber Charakterspiel gibt es da ohne Ende. Ist für diejenigen Spieler, die auch prima ohne Kämpfe leben können und statt dessen geistige Herausforderungen suchen gedacht. Und wenn man Gebäude einebnet oder Blutbäder anrichtet, kann man durchaus in den Knast oder doe Geschlossene kommen, denn seien wir mal ehrlich... Kreaturen des Bösen existieren doch gar nicht, das muss ein Wahn sein. Und wer das trotzdem öffentlich behauptet, der macht sich im Normalfall nur lächerlich und wird weggesperrt. Wobei das in den 20ern nicht unbedingt angenehm war. Weder der Knast noch die Anstalt.

Neuerdings scheint es aber auch Fangarme in Richtung "Blut spritzt, Gedärme fliegen" und "normalen" Horror auszubilden, was mir persönlich nicht so liegt.

Online ghoul

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #20 am: 17.10.2022 | 19:48 »
Also die alten Sachen von Chaosium, bspw. Shadows of Yog-Sothoth, sind schon recht Action-orientiert. Eine Shotgun ist das mindeste, was man sich eingepackt hat für die Ermittlungen.

Edit:
"Sanity is a sawed-off shotgun" - Field Manual of the Theron Marks Society
« Letzte Änderung: 17.10.2022 | 19:55 von ghoul »
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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #21 am: 17.10.2022 | 19:51 »
Also, Defätismus und unausweichlicher Wahnsinn gehören für mich definitiv nicht zu den Kernelementen von Cthulhu. ;) Ersteres nicht, weil ich auch nicht der Typ Mensch bin, der sich mit der Ausrede, daß er gegen die wahrscheinliche Unbewohnbarkeit der Erde in ein paar hundert Millionen Jahren eh nix tun kann, heute schon davor zu drücken versucht, seinen Abwasch zu machen...und Letzteres nicht, weil mir schon der bloße Gedanke verdächtig katholisch und damit zum Mythos eigentlich thematisch überhaupt nicht passend vorkommt. Bei aller Anerkennung der Tatsache, daß für Figuren im Horror Streß, gelegentliche Nervenzusammenbrüche, und das eine oder andere zurückbleibende Trauma praktisch zum Job gehören mögen, ist ein "Wahrlich, ich sage euch, lasset ab von der Suche nach verbotener Erkenntnis, auf daß ihr nicht Schaden nehmet an eurer unsterblichen Seele euren Stabilitätspunkten!", wie's klassischerweise gerade CoC predigt, in diesem Zusammenhang einfach nicht meins.

Außerdem stirbt sich's beim Angehen gegen alles mögliche von Gangstern mit Tommyguns über Ghule und Mi-Go bis hin zu dem wirlich gruseligen Mythoszeugs auch ohne diese Fisimatenten schnell genug.

Offline Bospa

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #22 am: 17.10.2022 | 20:12 »
Vom Gefühl her hat Cthulhu für mich persönlich vier Eck-Punkte:

  • Aufdecken von Geheimnissen, die so schrecklich sind, dass man es sich gar nicht vorstellen kann
  • Angst im Quadrat, so wie als Kind mit dem dunklen Zimmer war ...
  • Fast gelähmt-panisches Vorgehen, dagegen ist jedes tödliche D&D Dungeon ein SPA
  • Unbändige & unvernünftige Neugier, man macht einfach weiter, obwohl einem alles sagt "Lass es! Lauf!"

Es ist halt ein wenig so wie bei der Faszination des Grauens ... aber wenn man es so viel / oft spielt, dann nutzt es sich sehr schnell ab.
Aktuell bespielte RPG-Systeme: Eigenentwicklung D20 basiert, Rolemaster 2nd Ed., D&D 5ed.
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Offline Hotzenplot

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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #23 am: 18.10.2022 | 07:29 »
Dass die Wenigsten, die es spielen die ausschlaggebende Geschichte (oder vielleicht auch überhaupt eine von Lovecraft) gelesen haben, in der allein die Geistesgegewart eines Sterblichen und sein robuster Dampfer verhindert, dass etwas Altes Großes heute über die Welt kommt!
Also da oute ich mich mal. Bin ja relativ neu beim klassischen Cthulhu (Pulp Cthulhu Varianten und Fate of Cthulhu hatte ich mal vereinzelt vorher eingestreut). Ich habe nie eine Lovecraft Geschichte gelesen, werde ich wohl auch nie (in einer perfekten Welt mit ganz viel Zeit würde ich es wohl tun). Ich kenne aber einige Settingbücher von Cthulhu. Mir wurde von den jeweiligen Spielleitungen und Mitspielern immer gesagt, dass das kein Problem wäre - und die Runden waren dann ja auch gut, sonst wäre ich wohl nicht dabei geblieben. Aktuell spiele ich in einer Runde "Die Masken des Nyarlothep" (oder so ähnlich :D) mit. Das ist ne Mischung aus Cthulhu-Experten und Laien wie mir. Ist bisher kein Problem.

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Mmh, also ich beschließe nicht, dass es "so enden muss". Ich spiele aber einen Charakter durchaus gerne, der sich in Richtung Untergang bewegt (wie auch in einem guten Mafia-Setting z. B.). Heißt ja nicht, dass er untergeht. Aber wenn es eine Konfliktlösung für meinen Charakter gibt, in der es hypothetisch zwei Auswege gibt, wobei der eine eher in ruhige Fahrwasser führt und der andere den Konflikt eskaliert oder später nochmal anders aufleben lässt, dann wähle ich tendenziell eher letzteres bei einer klassischen Cthulhu-Runde.
Mir macht es jedenfalls so Spaß.
Warum mit dem klassischen System? Weil es angeboten wird :D. Ich würde vermutlich lieber Fate of Cthulhu spielen (hatte da mal eine Runde beim Blechpirat, die ich aus gesundheitlichen Gründen leider größtenteils verpasst habe).
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Re: Was ist typisch Cthulhu?
« Antwort #24 am: 18.10.2022 | 09:27 »
Ich habe nie eine Lovecraft Geschichte gelesen, werde ich wohl auch nie (in einer perfekten Welt mit ganz viel Zeit würde ich es wohl tun). Ich kenne aber einige Settingbücher von Cthulhu. Mir wurde von den jeweiligen Spielleitungen und Mitspielern immer gesagt, dass das kein Problem wäre - und die Runden waren dann ja auch gut, sonst wäre ich wohl nicht dabei geblieben.

Der Witz ist allerdings das die meisten Lovecraft-Stories sehr kurz sind. "Ganz viel Zeit" ist also sicher nicht nötig. Sicher weniger als für Settingbücher.

Call of Cthulhu, das Rollenspiel wie es normalerweise gespielt wird, hat mit Lovecraft auch gar nicht soooo viel zu tun. Da hat sich ein ziemlich anderes Mindset darum entwickelt. Vor allem bei den sogenannten "Cthulhu-Puristen".
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