Autor Thema: [Hard SF] Redshift - Redux  (Gelesen 735 mal)

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Offline Feuersänger

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[Hard SF] Redshift - Redux
« am: 21.06.2025 | 19:22 »
So, ich habe mir gedacht, ich mach jetzt doch mal hier einen generellen und aktuellen Vorstellungsthread für mein SF Setting.

Vorwort:
Der eine oder andere wird vielleicht eine vage Erinnerung haben, wie lange Redshift bei mir schon köchelt. Sage und schreibe 2008 habe ich angefangen, ein Science Fiction Setting zu schreiben. Über die Zeit hat es so viele und tiefgreifende Änderungen erfahren, dass es jeweils kaum wiederzuerkennen war. Zuletzt hatte ich glaub ich vor ungefähr 9 oder 10 Jahren nennenswert daran gearbeitet, dann rutschte es irgendwie in die Versenkung. Hatte vielleicht mit "The Expanse" zu tun, das viele meiner Boxen abgehakt und somit meinen Hard-SF-Durst erstmal gestillt hatte.

Vor ein paar Wochen habe ich Redshift wieder hervorgeholt. Ich würde sagen, das ist ein bisschen ein eskapistischer Verzweiflungsakt in Anbetracht der immer trostloseren Weltlage. Ich möchte eine Zukunftsvision beschreiben, die zwar nicht bonbonrosa-utopisch, aber dennoch eher optimistisch ist, wenn auch unwahrscheinlich. Es geht also so grob in Richtung Solarpunk.

Lange Zeit war Redshift als FTL-Universum gedacht, weil ich unbedingt außerirdische Freiluftwelten haben wollte. Aber ich wurde immer unzufriedener mit den Implikationen und Ripple Effects, die FTL mit sich bringt, abgesehen von dem großen Blinden Fleck in Hinblick auf die Physik. Darum hatte ich schon vor etwa 10 Jahren umgeschwenkt und es zum rein solaren Setting umdefiniert. Es ist jetzt also eindeutig "Hard SF", und so ungefähr die größte Dosis Handwavium ist, dass das mit der D-3He-Fusion schon klappen wird.

Redshift ist nun ein Setting, in dem es um "Solare Expansion" geht. (Ein anderer Begriff dafür wäre nicht schlecht, um den Ruch der Expanse-Copycat zu vermeiden.) Die Menschheit ist zwar immer noch in mehrere konkurrierende Machtblöcke fragmentiert, aber bei den Meisten hat ein Umdenken auf langfristige Perspektiven stattgefunden. Man scheut sich jetzt nicht mehr, Projekte anzugehen, die über Jahrzehnte oder sogar über ein Jahrhundert skaliert sind. Ich nenne es das "Long Ball" oder "Long Game Mindset".

In-World Historie:

Irgendwann im 21. Jahrhundert zwischen 2025 und 2075 kam der große sozioökonomische Knall. In weiten Teilen der Welt kam es zu Revolutionen, teils friedlich, teils mit Guillotinen. Natürlich wurden die Auswirkungen der Revolution in den Folgejahren teilweise zurückgerollt, aber einige zentrale Änderungen blieben haften. Vor allem wurde der Möglichkeit von Individuen, absolut unbegrenzte, lächerliche, groteske Vermögenswerte anzuhäufen und damit politische Macht auszuüben, eine harte Grenze gesetzt.
Auch setzte sich endlich die Einsicht durch, dass es in einem endlichen System kein unendliches Wachstum geben kann. Wenn man weiteres Wachstum benötigte, so musste man das System erweitern. In diesem Fall auf: das Sonnensystem.
Auf der Erde war es bis dahin nicht gelungen, der Klimakatastrophe Einhalt zu gebieten. Nicht, dass es vor der Revolution konsequent versucht worden wäre, es galt ja immer die Prämisse "Nur solange es die Reichen nicht stört". Als sich auch hier endlich die Einsicht zur Notwendigkeit echter Maßnahmen durchsetzte, war es längst zu spät, das 2°-Limit deutlich gerissen, mehrere Kippunkte überschritten. Um jetzt noch zu retten was zu retten war, mussten drastischere Maßnahmen ergriffen werden. Es reifte ein Long Game Masterplan heran.

Nota: alle Jahreszahlangaben stark ins Unreine geschrieben, können sich noch ändern.

Stage 1
Im ersten Schritt der Solaren Expansion wurden Orbitalstationen um Erde und Mond errichtet. Diese mussten zunächst noch teuer von der Erde aus versorgt werden.
Dann begann planmäßig die Entwicklung des Mondes. Am Mond-Süpdol wurden auf Peaks of Eternal Light Solarkraftwerke errichtet. In dauerbeschatteten Kratern wurde Wasser gefördert. Strukturen wurden aus Regolith-Beton (Lunarcrete) errichtet. Auch Aluminium und andere Ressourcen wurden erzeugt. Es wurde ein Mass Driver errichtet, der Wassereis und Metall in den Mondorbit schoss. Das Eis diente vor allem der Treibstoffherstellung für den beginnenden Weltraumverkehr.

Stage 2
Der nächste Schritt führt uns zur Venus. Hier errichtete man Wolkenstädte auf ca 60km Höhe und orbitale Solarkraftwerke. Mit Hilfe von Solarthermie wird CO2 in seine Bestandteile aufgespalten. Der nun reichlich vorhandene Kohlenstoff wird für diverse Projekte eingesetzt, vor allem zur Herstellung von Supercarbon-Werkstoffen wie CNTs, aber auch als Rohmaterial zur Nahrungserzeugung im All.

Stage 3
Jetzt sollte der Befreiungsschlag für die Erde kommen: eine astronomische Streulinse auf dem Sonne-Erde L1, hergestellt aus modernen Supermaterialien. Diese sollte mit Stützstruktur, Lageregelung etc "nur" etwa 1 Million Tonnen Masse haben - sehr sparsam für ein planetares Klimaregelungssystem. Nachdem die L1-Linse aufgebaut war, sollte Mutter Erde endlich durchschnaufen können. Jedoch wird es über 100 Jahre dauern, bis die Ökosphäre sich einigermaßen erholt hat, irreversible Zerstörungen ausgenommen.

Stage 4
Endlich ist man soweit, dass man die Kernfusion von Deuterium und Helium-3 im Griff hat. Doch bisher ist dies quasi nur in experimentellem Maßstab möglich, da 3He so selten und knapp ist. Um die Menschheit energetisch zu befreien, würde man große Mengen benötigen. Darum wendet man sich jetzt dem Saturn zu.
Auf fliegenden Plattformen über dem Saturn wird seine Atmosphäre gefiltert. Für jedes kg 3He muss man Millionen Tonnen Gas einsammeln und trennen, doch es lohnt sich. Die aus dem 3He extrahierbare Energie übersteigt den zu seiner Förderung notwendigen Aufwand um ein Vielfaches. Die Saturn-Infrastruktur wächst. Nicht nur 3He aus der Atmosphäre, auch Wassereis aus den Ringen wird abgebaut und ins Innere System geschickt.

Stage 5
Jetzt, wo Helium-3 in industriellen Mengen verfügbar ist, ist man von der Sonnenenergie unabhängig. Man kann Energie in nahezu beliebiger Menge überall dort erzeugen, wo man sie braucht. Ab jetzt wächst die Solare Ökonomie exponentiell. Ein Rush im Raumschiffbau setzt ein. Ebenso Asteroidenbergbau von Edelmetallen und Seltenen Erden im Hauptgürtel, versorgt durch Gewächshäuser auf dem Mars.
Weitere Extraktionsoperationen gedeihen im Saturnsystem. Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen vom Titan, Silikate von den Gesteinsmonden. Um den Saturn entsteht ein eigener, nahezu autarker Wirtschaftsraum.

Dies ist nun der Status Quo zur Settinggegenwart, voraussichtlich ca 2250. Der Ausbau ist noch lange nicht abgeschlossen.

Politische Situation auf der Erde

Die Staaten organisierten sich in teils neuen, teils wiederbelebten Bündnissen. Die EU war zersplittert und musste sich in einem Stufenmodell neu aufstellen. Die wichtigste Nachfolgeorganisation ist die Westeuropäische Union (WEU), welche Deutschland, Frankreich, Benelux, Österreich und Norditalien umfasst. Nach der Revolution pendelte sich hier eine Art Staatskapitalismus ein, in dem Sinne dass die größten Unternehmen vom Staat übernommen wurden.

Die USA sind im Lauf des 21. Jahrhunderts an ihren gesellschaftlichen und ökonomischen Scherkräften zerbrochen. Auf ihrem Gebiet bildeten sich mehrere Nachfolgestaaten, unter anderem Pacifica zwischen Westküste und Rockies und Columbia im Nordosten.

Weitere Blöcke sind zB China, Indien, das Commonwealth (eine Art wiedererstandenes British Empire), und die Nordische Union (klein aber fein von Grönland bis Estland).

[Hier bin ich noch nicht ansatzweise fertig mit dem Design. Mir ist auch klar dass ein Neo-British Empire eher satirisch als realistisch ist. Es wären auch andere Modelle denkbar, zB dass das UK komplett desintegriert und die Reste sich dem nächstbesten Nachbarn anschließen.]


Technologische Entwicklung:

D-T Fusion: wenig relevant für Raumfahrt. Energie steckt fast nur in Neutronen, diese müssen also aufgefangen und in thermische Energie umgewandelt werden, und erst diese kann über die üblichen Stufen wie Dampfturbinen in Strom umgewandelt werden. D-T Reaktoren sind groß und massiv und eignen sich nicht für den Einsatz an Bord von Raumschiffen. Auch auf großen Raumstationen sind sie bestenfalls grenzwertig.

In der Frühzeit der Solaren Expansion wird zunächst noch hauptsächlich mit chemischen Antrieben gearbeitet, dann allmählich ergänzt durch Nuklearantriebe nach dem Fissionsprinzip.

Der große Gamechanger ist die Etablierung der D-3He Fusion, die zunächst die primäre Energiequelle der Raumfahrt wird und mittelfristig den Energiebedarf der Erde decken soll.

Weitere Schlüsseltechnologien sind die großmaßstabige Erzeugung von Supercarbonen wie CNTs sowie von Hochtemperatur-Supraleitern.

Insbesondere die Entwicklung der Raumschifftechnologie habe ich in Generationen eingeteilt:
1st Gen: der Quatsch mit dem wir heutzutage rummachen
2nd Gen: "Atomic Rockets", Fissionsantriebe, zB NTR Gas/Closed
3rd Gen: frühe D-3He Triebwerke, mäßig leistungsfähiger als 2nd Gen, aber deutlich weniger Strahlung
4th Gen: die modernsten D-3He Triebwerke, viel mächtiger als 3rd Gen (ca Faktor 6)

Raumstationen hingegen gibt es in verschiedenen Grundkonzepten. Die wichtigsten sind:
- Orbitale Stadt: Ringhabitat von ca 1,8km Durchmesser, Platz für ca 40.000 Menschen, gute Lebensqualität
- Agri-Ring: Ringhabitat speziell zum Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln, konservativ gerechnet ca 22-25t/ha Jahresertrag
- Asteroidenbasis: in einem ausreichend großen Asteroiden wird ein Zylinder (zB Metall, Carbon) fest verankert; in diesem wiederum magnetisch gelagert ein zweiter Zylinder, welcher rotiert und dadurch im Inneren Schwerkraft erzeugt.



Neue Ökonomische Politik

Nach der Revolution gab es zuerst einiges an Umwälzungen und auch radikaleren, aber gescheiterten Ansätzen. Doch letztendlich setzte sich in den meisten Blöcken ein reformiertes Wirtschaftsmodell durch, das die ungebremste Vermögenskonzentration auf wenige Prozent, ja auf wenige Individuen unterbinden sollte. Milliardäre sollte es nicht mehr geben. Dazu wurde einerseits ein stark progressives Steuersystem (Spitzensteuersatz 90%) und ein Vermögensdeckel (Personal Wealth Cap) eingeführt. Das PWC beträgt nach heutiger Kaufkraft etwa 100 Millionen Euro, was immer noch mehr als genug für ein Leben in unglaublichem Luxus ist, aber nicht ausreicht um ganze Nationen durch politische Einflussnahme zu destabilisieren.
Auch ist die Automatisierung sehr hoch, jedoch wird letzten Endes die Produktivität der Maschinen in Form eines Grundeinkommens wieder ausgeschüttet, quasi eine Maschinendividende.
Mit dem Muster "Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren" wurde ebenfalls Schluss gemacht. Entsprechenden Konzernen wurden die Flügel gestutzt, teilweise wurden diese zerschlagen oder verstaatlicht bzw in öffentlich-rechtliche Gesellschaften überführt.
Die meisten Blöcke haben ihre Steuermodelle entsprechend homologisiert. Staaten und Machtblöcke, die sich über diese Regeln hinwegsetzen, werden mit internationalen Sanktionen belegt. Umgekehrt erfuhren genossenschaftliche Modelle enormen Aufschwung, bei denen alle bei einem Unternehmen Beschäftigten direkt proportional zu ihrer Produktivität am Ergebnis beteiligt werden. Es gibt Regelungen zur maximalen Vergütungsspreizung (Pay Gap) in einem Unternehmen.

Diese Regelungen gelten wohlgemerkt erstmal nur auf der Erde. Im Weltraum sieht das alles etwas anders aus. Jedes Habitat ist hier erstmal ein ökonomischer Mikrokosmos, und es gelten strenge Verteilungsregeln für lebenswichtige Rohstoffe wie Sauerstoff, Energie und Nahrung. So muss der Grundbedarf auf einer Station immer gedeckt sein, auch mit noch so viel Geld kann nicht einer hingehen und zB alles Wasser aufkaufen. Umgekehrt können sich diese Stationen in der Regel nicht leisten, ihren Bewohnern Bedingungslose Grundeinkommen zu garantieren. Es gibt zwar meistens ein Solidarsystem, aber bedarfsabhängig. (Man lässt niemanden ersticken weil er seine Luftrechnung nicht bezahlen kann usw.)

Ein Sonderfall ist die Union der Saturn-Kooperativen, kurz "der Ring" genannt. Der Ring koordiniert die Exporte des Saturns und schüttet deren Erträge aus, kümmert sich um Infrastruktur und Versicherungen, und hat seine eigene Währung (den ₢ Rin). Nutznießer sind alle Bewohner des Ringsystems, aber natürlich erhält der Ingenieur, der direkt auf einer Förderplattform in der Saturnatmosphäre einen riskanten Job macht, einen größeren Anteil als ein Friseur auf der Titan-Raumstation. Im Endeffekt fungiert der Ring als eine richtige kleine Proto-Nation und ist ein heißer Kandidat für die erste formell unabhängige Weltraumnation.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #1 am: 21.06.2025 | 19:51 »
Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, dass zu lesen. Auch wenn ich von den technischen Sachen sicherlich nur 20% verstanden habe :)

Hast Du schon einen Spielansatz? Also was machen die SCs dort? Oder ist es so ein Gesamtwelt-Ansatz und man kann dort quasi alles machen?
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #2 am: 21.06.2025 | 20:28 »
Das sieht alles sehr gut aus, gründlich durchdacht und stimmig.

Nur die Gewichtsangabe der Streulinse macht mich ein wenig stutzig. Wie groß ist das Teil?

Wenn das Material die selbe Dicht hat wie Wasser, dann sind 1 Million Tonnen 1 Million Kubikmeter (oder 1 Billion Kubikzentimeter). Nehmen wir mal an, die Linse wäre im Schnitt 1 Zentimeter dick, dann wäre sie 1 Billion Quadratzentimeter groß - also etwa 10.000 mal 10.000 Kilometer als Quadrat oder ungefähr sowas in der Größenordnung als Durchmesser in Kreisform, und damit wirklich knapp groß genug, um die Erde abzuschirmen.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #3 am: 21.06.2025 | 20:51 »
Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, dass zu lesen. Auch wenn ich von den technischen Sachen sicherlich nur 20% verstanden habe :)

Das ist ja schonmal was. ^^ Was hast du denn zB nicht verstanden? Vielleicht sollte ich auch ein Glossar posten.

Zitat
Hast Du schon einen Spielansatz? Also was machen die SCs dort? Oder ist es so ein Gesamtwelt-Ansatz und man kann dort quasi alles machen?

Erstmal ist es einfach eine Welt. Als Core Story habe ich prinzipiell vorgesehen, dass die Spieler mit einem eigenen (vermutlich auf Pump gekauften) Raumschiff durch die Gegend fliegen, Fracht schippern und bei Bedarf andere Aufträge erledigen. Moderne interplanetare Raumschiffe kommen dank Automatisierung mit einer Crew von 4-6 Mann aus, so ein Zufall. ;)

Im anderen Thread hatte ich auch geschrieben: Es könnte zB auch um Politik gehen, etwa die Unabhängigkeitsbestrebungen einer Kolonie unterstützen (oder unterdrücken), oder eine neue Förderanlage auf dem Saturn aufbauen, oder eine wertvolle Fracht vor Spaaaaaace Pirates beschützen, oder selber Space Pirate sein, solche Sachen.

Als möglicher Antagonist bietet sich zB das British Empire an, so wie ich es entworfen habe: dieses versucht, im All wieder kolonialistisch-imperialistische Strukturen aufzuziehen, nach Art des 19. Jahrhunderts. Da es aber leider keine Marsmännchen gibt die man ausbeuten könnte, muss man die Opfer erst selber dort ansiedeln. Eine Blaupause wie so etwas funktionieren könnte bietet die Heinlein-Kurzgeschichte "Logic of Empire": man lockt Arbeiter auf die Kolonie mit Anwerbeprämien und großen Versprechungen, und wenn sie einmal da sind treibt man sie in die Schuldenfalle, sodass sie nie wieder wegkommen.

Nur die Gewichtsangabe der Streulinse macht mich ein wenig stutzig. Wie groß ist das Teil?

Ja das hat mich selber auch erstmal verblüfft. Am L1-Punkt aufgehängt, reden wir hier von so ca 2-3000km Durchmesser. Es kann sich dabei um sehr dünnes refraktives Material handeln. Es könnte sich um eine refraktive oder diffraktive Linse handeln. Laut einem derartigen Vorschlag reden wir da von Mikrometerbereich -- also mit ein paar mm hätte man schon einen mehrfachen Sicherheitsfaktor. Die Linse muss ja lediglich einen Teil des Sonnenlichts um ein paar Bogenminuten streuen, sodass ein paar % der Strahlung die Erde verfehlen. Damit kann man ganz nach Bedarf die globale Durchschnittstemperatur um zB 2-3° absenken.

Die eigentliche Anstrengung dabei ist die Vorarbeit, bis man soweit ist: Mond-Industrie für alles was mit Silizium zu tun hat, Venus-Industrie für alles was mit Kohlenstoff zu tun hat. Immer noch besser als zu versuchen, 1 Million Tonnen +X vom Erdboden ins All zu schießen. Wenn man das erstmal hat, dürfte die eigentliche Konstruktion der Linse in ein paar Jährchen abgefrühstückt sein.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #4 am: 21.06.2025 | 21:00 »
Das ist ja schonmal was. ^^ Was hast du denn zB nicht verstanden? Vielleicht sollte ich auch ein Glossar posten.

Ach die ganzen Abkürzungen für die Antriebe. Und D-T-Fusion. Aber dasd liegt darin, dass ich in diesem Bereich wohl einfach ne Niete bin :) Trotzdem kann ich solchen Szenarien durchaus was abgewinnen :)

Edit: Aber gerade das Gesellschaftsmodell und die Spielmöglichkeiten sind sehr spannend :)
« Letzte Änderung: 21.06.2025 | 21:03 von Der Hasgar »
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #5 am: 21.06.2025 | 21:14 »
Ja das hat mich selber auch erstmal verblüfft. Am L1-Punkt aufgehängt, reden wir hier von so ca 2-3000km Durchmesser. Es kann sich dabei um sehr dünnes refraktives Material handeln. Es könnte sich um eine refraktive oder diffraktive Linse handeln. Laut einem derartigen Vorschlag reden wir da von Mikrometerbereich -- also mit ein paar mm hätte man schon einen mehrfachen Sicherheitsfaktor. Die Linse muss ja lediglich einen Teil des Sonnenlichts um ein paar Bogenminuten streuen, sodass ein paar % der Strahlung die Erde verfehlen.

Ist dieser Bereich des Alls dafür hinreichend frei von umherfliegenden Kleinkram? So intuitiv erscheint mir die Chance, dass da diverse kleinere und größere Steinchen durchfliegen und die Linse beschädigen relativ hoch.

Ansonsten komme ich mit der technischen Entwicklung, glaube ich, ganz gut klar. Am gesellschaftlich-politischen Teil reibe ich mich mehr, aber ich vermute mal, den muss man einfach kaufen, wenn es optimistisch bleiben soll.

Was ich mich allerdings frage: wo siehst Du denn den Spielfokus bei der ganzen Sache? Für mich kommt aktuell noch nicht so ganz raus, was die Spielercharaktere denn so tun würden.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #6 am: 21.06.2025 | 21:43 »
Ach die ganzen Abkürzungen für die Antriebe. Und D-T-Fusion.

Okay, sehr guter Hinweis, das sind wirklich Dinge, die man normalerweise halt erst kennenlernt, wenn man etwas tiefer in die Materie einsteigt.
Fast alles (sagen wir 90%) von dem, was ich über Hard SF weiß, habe ich von Atomic Rockets: https://www.projectrho.com/public_html/rocket/
Also nur falls du Bock hast dich da einzulesen. ;)

D-T-Fusion: Deuterium und Tritium, bezeichnet Wasserstoffisotope mit 1 bzw 2 Neutronen (normaler Wasserstoff hat 0 Neutronen). Das ist die energetisch am einfachsten zu erreichende Fusion, die Sorte die in unseren Wasserstoffbomben stattfindet, und der Prozess an dem unsere Wissenschaftler seit Jahrzehnten forschen und deren kommerzielle Anwendung seit 50 Jahren 30 Jahre in der Zukunft liegt ("Fusionskonstante").
Nachteil: selbst wenn man es hinbekommt, werden über 80% der Energie in Form von Neutronen frei, das ist schlecht, sehr schlecht. Neutronen sind neben Gammastrahlen wohl die ekligste Form der Strahlung.

D-3He Fusion: Deuterium und Helium-3 werden fusioniert. Wesentlich schwerer zu erreichen als D-T, aber dafür steckt die Energie zum Großteil in geladenen Teilchen die man bequem mit Magnetfeldern lenken und ausnutzen kann. Helium-3 bzw 3He bezeichnet einen Heliumkern, der nur 1 statt 2 Neutronen besitzt, was auf der Erde ultra selten ist.

NTR: Nuclear-Thermal Rocket - man benutzt Kernprozesse, um Reaktionsmasse (Treibstoff) aufzuheizen, wodurch diese mit Kawuppdich hinten raus geht und die Rakete antreibt.

Gas/Closed bezeichnet einen bestimmten, nur in Entwürfen existierende Reaktortypus, bei dem der Kernbrennstoff als Gas vorliegt (zB Uranhexafluorid) und in transparenten Quarzröhren eingeschlossen ist; der Treibstoff wird außerhalb dieser Quarzröhren vorbeigeleitet und dadurch aufgeheizt, Wuusch! Der Knackpunkt hier ist dass keine Spaltfragmente in den Abgasstrahl geraten können, es ist also relativ sauber. Aber ein absoluter Albtraum zu engineeren, darum hat man es in echt nie ausprobiert.

Achja und "CNT" kommt noch öfter vor, Carbon Nanotubes / Kohlenstoffnanoröhren, ein wahres Wundermaterial, ca 100x stärker als Stahl. Gibt es sogar schon in echt, aber leider nur in winzigen kurzen Fasern. Wenn wir das mal hinbekommen, das in langen Fäden herzustellen und daraus dann Baumaterial zu weben... ^^

--

Ist dieser Bereich des Alls dafür hinreichend frei von umherfliegenden Kleinkram? So intuitiv erscheint mir die Chance, dass da diverse kleinere und größere Steinchen durchfliegen und die Linse beschädigen relativ hoch.

Ich wüsste jetzt nicht, dass sich am L1 notorisch viel Müll ansammelt -- glaube da sind eher L4 und L5 prädestiniert. Zum Vergleich, JWST hängt ja am L2 und da erwartet man AFAIK auch keine gesteigerte Kollisionsgefahr. Und selbst wenn dort Dinge eingefangen würden, würden die ja wahrscheinlich auch so um den Lagrangepunkt herumtrudeln und hätten gar nicht so viel Bums. Und schließlich meine ich, selbst wenn da der eine oder andere Mikrometeorit durchrauscht -- das ist nach meinem Verständnis der Vorteil einer diffraktiven Linse; da ist halt dann ein kleines Löchlein drin, was aber den restlichen 3 Billionen Quadratmetern Linsenfläche egal ist.

Zitat
Ansonsten komme ich mit der technischen Entwicklung, glaube ich, ganz gut klar. Am gesellschaftlich-politischen Teil reibe ich mich mehr, aber ich vermute mal, den muss man einfach kaufen, wenn es optimistisch bleiben soll.

Tja. Man könnte freilich noch die Differenzen zwischen den verschiedenen Machtblöcken stärker herausarbeiten. Ich suche da noch nach einem vernünftigen Balancepunkt zwischen "erbitterte Konkurrenten mit gegenläufigen Ideologien" und "eigentlich schon quasi eine Vereinigte Erde".

Zitat
Was ich mich allerdings frage: wo siehst Du denn den Spielfokus bei der ganzen Sache? Für mich kommt aktuell noch nicht so ganz raus, was die Spielercharaktere denn so tun würden.


Siehe ein paar Beiträge weiter oben -- kannst du dir da echt nichts drunter vorstellen? ^^ Wie gesagt kann ich mir da ein recht breites Spektrum von einer simplen Trampfrachterkampagne bis zu einem abgefeimten politischen Intrigenspiel vorstellen.
Mal ein Beispiel in den Weltraum geworfen: ihr habt einen Auftrag an Land gezogen, schweres Bergbaugerät nach 16 Psyche zu transportieren. Da tritt ein shady wirkender Typ an euch heran, ob ihr nicht Lust hättet euch etwas dazu zu verdienen - nur eine kleine Extraladung, aber der Zoll darf nichts davon mitbekommen...
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #7 am: 21.06.2025 | 22:02 »
Siehe ein paar Beiträge weiter oben -- kannst du dir da echt nichts drunter vorstellen? ^^ Wie gesagt kann ich mir da ein recht breites Spektrum von einer simplen Trampfrachterkampagne bis zu einem abgefeimten politischen Intrigenspiel vorstellen.
Mal ein Beispiel in den Weltraum geworfen: ihr habt einen Auftrag an Land gezogen, schweres Bergbaugerät nach 16 Psyche zu transportieren. Da tritt ein shady wirkender Typ an euch heran, ob ihr nicht Lust hättet euch etwas dazu zu verdienen - nur eine kleine Extraladung, aber der Zoll darf nichts davon mitbekommen...

Ja, sowas konnte ich mir schon vorstellen, aber ich find's jetzt nicht besonders spannend ;)

Das politische Intrigenspiel könnte interessanter sein, aber dazu bräuchte ich gedanklich mehr Informationen und v.a. mehr Reibungsfläche zwischen den verschiedenen Fraktionen. Fiese Großunternehmen und größenwahnsinnige Einzelpersonen mit noch größerem Portemonnaie fallen ja als Protagonisten schon eher raus, wenn ich das richtig verstehe (wobei natürlich denkbar wäre, dass es da zahlreiche Bestrebungen gibt, sich um die Limits herumzuarbeiten). Es wäre dann also interessant, wo die Machtzentren innerhalb der einzelnen Staaten liegen. Und ob es noch größere Fraktionen neben den Staaten gibt (z.B. Nachfolgeorganisationen der aktuellen OK, oder neue Gruppen in der Richtung).
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #8 am: 21.06.2025 | 22:23 »
Ja das stimmt prinzipiell schon -- aber es ist natürlich kein System perfekt, darum kann es schon sein dass es einer geschafft hat, zB durch mehrere Schein-Personae das PWC-System zu unterlaufen. Allerdings liegen ja zwischen dem angedachten Limit von zB 0,1Mrd€ und absolut groteskem Superreichen-Vermögen à la 409Mrd$ so viele Größenordnungen, dass es schwer vorstellbar ist, wie einer das System dermaßen gründlich ausgetrickst haben sollte. Vielleicht ist beim PWC sogar eingerechnet, dass man mit Tricksereien ein Vielfaches davon horten kann -- aber halt vielleicht mit viel krimineller Energie das 10fache, und nicht das 2000fache.

Außer, es gibt Villain Nations, die bei dem internationalen Konkord nicht mitmachen, aber auch das dürfte ja wieder Konsequenzen nach sich ziehen - Handelsembargo und so, einmal individuell für die Person und einmal für den Staat der sie schützt.

Einstweilen steht wie gesagt zumindest das British Empire für fiesen Neokolonialismus zur Verfügung. Da kann ich mir schon vorstellen, dass sich eine Intimfeindschaft zwischen einem versnobten Gouverneur und den SC herauskristallisiert. ^^

Aber sei es wie es sei: Ja, die Konflikte sind im Großen und Ganzen durchaus eher Lowkey. Hochdynamische Raumschlachten zwischen einer weggefundenen Fregatte und einem Schlachtkreuzer, die sich mit Atomtorpedos und Railguns beharken während sie mit multi-G Beschleunigungen Kreise umeinander drehen -- sowas hat, fürchte ich, eher keinen Platz in diesem Setting.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #9 am: 21.06.2025 | 22:40 »
Aber sei es wie es sei: Ja, die Konflikte sind im Großen und Ganzen durchaus eher Lowkey. Hochdynamische Raumschlachten zwischen einer weggefundenen Fregatte und einem Schlachtkreuzer, die sich mit Atomtorpedos und Railguns beharken während sie mit multi-G Beschleunigungen Kreise umeinander drehen -- sowas hat, fürchte ich, eher keinen Platz in diesem Setting.

An große Flottenschlachten hatte ich jetzt noch nicht mal gedacht, aber selbst wenn man mal das Protomolekül weglassen und annehmen, dass da auch eine bodenständigere Alternative möglich ist, gibt's ja auch in Expanse das Spannungsfeld Erde<->Mars<->Belter. Und entsprechend sind sowohl kleinere Scharmützel "zu Fuß" und mit einzelnen Raumschiffen als auch größere Sachen möglich.

Jetzt ist es natürlich völlig legitim, wenn Du sagst: hier geht's zentral um den Aufbruch der Menschheit ins All und im Zweifelsfall eher um Logistik, Weltraumökonomie, Terraforming/Habitatkonstruktion weiter draußen etc - also quasi ein Schuss "Terraforming Mars" im Rollenspiel - und nicht um freiberuflernde Problemlöser (und -schaffer). Aber ich war mir halt nicht sicher, ob das wirklich Deine Intention ist oder es doch noch einen Twist gibt, den ich vielleicht übersehe/den Du noch nicht ausformuliert hast.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #10 am: 21.06.2025 | 23:26 »
Ja, um Freiberufler geht es schon, aber halt mit nicht so viel Geballer. ;)

Ich möchte eigentlich den Weltraum möglichst entmilitarisiert halten -- gerade weil realistische Raumschlachten extrem lanchestrianisch sein dürften, anders gesagt, das größere Schiff gewinnt, Vorhang. Darum soll es quasi auch so eine Grundprämisse sein, dass es (zumindest zunächst) keine echten Kampfschiffe gibt und keine schweren Waffen im All. Die Schiffe dürften ein paar PDCs zur Meteoritenabwehr haben und fertig. Wenn es mal zu einem Kampf zwischen zwei Raumschiffen kommt, wird dieser sich ganz anders anfühlen als man von den gängigen Franchises so kennt.

Auch habe ich halt die Leistungsfähigkeit solcher Fusionsantriebe sehr genau durchgerechnet, und bei mir wird auch die realistisch zu erwartende Verlustleistung berücksichtigt und ordentlich gemanaged, was eben der Grund ist warum es in Redshift keine 100-Terawatt-Antriebe geben kann, die man benötigen würde um wie in Expanse in drei Tagen quer durchs Sonnensystem zu ballern.

Wenn du jetzt Ideen für trotzdem actionlastigere Szenarien hast, meinetwegen mit Power Armour und Handwaffen - be my guest. ^^

Wie gesagt, mir schwebt durchaus vor, dass sich Unabhängigkeitsbewegungen bilden, und Kolonien vom jeweiligen Mutterland lossagen, und dann mag es durchaus mal scheppern im Gebälk. Gerade der Belt und Mars sind da exzellente Kandidaten. Da kann ich mir die SC natürlich sehr gut als Freiheitskämpfer vorstellen. Aber da ist dann meine Vorstellung eher, dass beide Seiten relativ "improvisiert" kämpfen - es kommt dann also mehr auf Köpfchen an, was man aus so einer Situation macht.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #11 am: 21.06.2025 | 23:40 »
Ein bißchen stellt sich mir ja die Frage, inwieweit privater Raumschiffbesitz in diesem Setting überhaupt Sinn ergibt. Ich meine, so ein Teil ist wahrscheinlich auch hier noch einigermaßen teuer -- reichen da die PWCs einer Handvoll Pappnasen überhaupt, um eins als ganz persönliches Eigentum erwerben und einigermaßen sinnvoll betreiben zu können, und wenn ja: kann dann der Rest der Gesellschaft auch darauf vertrauen, daß sie damit keinen Blödsinn anstellen, wenn mal gerade niemand hinguckt? Oder ist die Wahrscheinlichkeit nicht vielleicht doch höher, daß Raumfahrerei Auftragsarbeit bleibt und man eben je nach Bedarf sein "Dienstschiff" direkt gestellt bekommt, dafür aber auch weisungsgebunden ist?

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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #12 am: 22.06.2025 | 00:43 »
Das ist tatsächlich mit Teil des Gedankengangs, warum die Schiffe so dimensioniert sind wie sie sind: dass sie einerseits leistbar und andererseits auch sicherheitstechnisch im Privatbetrieb vertretbar sind.
Natürlich wird man sich kein neues Schiff aus der Portokasse kaufen können, sondern entweder
A) altes, bereits abgeschriebenes Schiff zu einem Bruchteil des Listenpreises, oder
B) neues oder junges Schiff auf Pump. Dazu kann es vielleicht sein, dass man Connections braucht, um den Kredit zu kriegen.
Im Rahmen der "Neuen Ökonomie" denke ich schon, dass es stringent ist: wenn das Wirtschaftsmodell so gedacht ist, dass die Wirtschaft großteils von kleinen Kooperativen und Genossenschaften getragen wird, muss auch dafür gesorgt sein, dass es sowas wie eine KfW oder Raiffeisenbank gibt, die kleinen Kooperativen und Genossenschaften Kredite gibt. Sonst kann man sich das ganze Wirtschaftsmodell ja sparen.

Fürs praktische Spiel tendiere ich da eh zu einer Charaktergenerierung à la Traveller: der SC hat zu Spielbeginn schon eine Reihe von Laufbahnen hinter sich, und das trägt auch dazu bei dass er entweder Cash oder Leumund hat, um sich ein Schiff leisten zu können.

Zum Zweiten, "Unsinn anstellen", das kann man IRL auch mit jedem Vehikel. Wenn ich eine 747 in ein Hochhaus fliegen will, kann ich das auch als angestellter Pilot, dem die 747 nicht selber gehört. 

Natürlich muss man Jon's Law bedenken: "Every interesting space drive is an interesting weapon". Das habe ich aber bei meinen Triebwerken schon so ausgetüftelt, dass die Abgasstrahlen so grob eine 10km-Todeszone haben mögen - aber halt nicht 100km. Die Schiffe sind im interplanetaren Betrieb ziemlich flott (delta-V grob 100-300km/s je nach Generation), sind aber noch lange keine Planetcracker. Aber ja, man darf wohl davon ausgehen dass insbesondere im Erd-Orbit die Verkehrskontrolle ziemlich anal bis paranoid sein wird, auf dass man seine vorgeschriebenen Anflugvektoren genau einhalten möge.

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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #13 am: 22.06.2025 | 00:49 »
Ich find Redshift und die Überlegungen dazu spannend. Ich meine, ich hätte da auch früher schon was zu gelesen. Und was die Raumfahrerei betrifft: Man weiß ja nicht, wie sich das entwickelt. Sowas wie ein Privatflugzeug kommt uns immer super-luxuriös und teuer vor. Aber tatsächlich gibt es da heute auch einfache Modelle, die man (mit Nachweis eines Geschäftsmodells und Anmeldung einer Firma) sicher finanziert bekäme. Also unter 100k.
Und was den Mißbrauch betrifft: ja kann sein, dass die nen Gutachten machen, wenn man seinen Pilotenschein kriegt und erneuert. Aber ganz verhindern kannst du das auch mit Konzernpiloten und co nicht.

Bei meinem eigenen SciFi Setting Warpspace ist es so, dass es eben auch kleine Aussenposten und sowas gibt. Und die sind halt auf kleinere Schiffe angewiesen, die ihnen so das nötigste bringen. Und in diesem Markt hast du als unabhängiger Typ halt Chancen. Die großen Hauptrouten werden von Konzernen mit Megafrachtern bedient, die unterbieten dich bei den Frachgebühren so hart, da siehst du kein Morgen. Und wenn du die Routen doch fliegst, denken alle, du hast irgendwas kriminelles am köcheln, was dir diese Aktivität finanziell aufhübscht. Das könnte ich mir ähnlich auch hier vorstellen.

Generell gibt es mit Traveller ja auch ein recht großes System mit ähnlicher Core Story. Zumindest mitunter. Da kann man sich vielleicht auch inspirieren lassen, was eine Crew nebst Raumschiff so erlebt.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #14 am: 22.06.2025 | 01:47 »
Zum Zweiten, "Unsinn anstellen", das kann man IRL auch mit jedem Vehikel. Wenn ich eine 747 in ein Hochhaus fliegen will, kann ich das auch als angestellter Pilot, dem die 747 nicht selber gehört.

Sicher, und das haben gewisse Leute ja auch demonstriert. Aber wieviele Menschen kennst Du, die heutzutage mal eben so eine Privat-747 nicht nur haben, sondern damit auch noch einfach frei Schnauze spazierenfliegen?

Unterhalb zumindest sehr grob vergleichbarer Mittel wird nämlich, denke ich, mit privater Raumfahrt nicht viel sein. Ein hinreichend primitives Flugzeug ist ja noch relativ einfach und billig, sonst hätten die Gebrüder Wright ihren Flyer nie praktisch in der Garage zusammengeschraubt bekommen -- aber ein "Fusionsdampfer" Marke Einmal-Mars-und-zurück? Der wird vermutlich auch im 23. Jahrhundert nicht viel billiger zu haben sein als ein heutiges "Raumfahrt"unternehmen (muß ja nicht gleich SpaceX sein, kleinere gibt's ja auch) als Ganzes und auch unter ähnlichen Auflagen operieren.

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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #15 am: 22.06.2025 | 02:29 »
Ich find Redshift und die Überlegungen dazu spannend. Ich meine, ich hätte da auch früher schon was zu gelesen.

Jap, wie gesagt, ich habe - das klingt total schräg - vor sage und schreibe 18 Jahren die ersten Überlegungen zu einem SF Setting angestellt, und natürlich viel hier im Forum besprochen. Allerdings hat sich das ganze Projekt über die Zeit mehrmals komplett verändert. Ganz am Anfang war es mehr oder weniger sowas wie Star Trek mit etwas mehr Newton. Dann wurde es mit der Zeit immer solider. Wie gesagt, jahrelang war es ein FTL Setting, bis ich das irgendwann auch rausgeschmissen habe, und so ist jetzt eben ein rein solares Setting übrig.

Wer mal was zu lachen haben will, hier der ganz alte Thread:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,39467.0.html
Aber Vorsicht, aus meiner heutigen Perspektive ist das echt cringe. xD

Beim Wühlen in der Forensuche habe ich übrigens ausgebuddelt, dass der Name "Redshift" anscheinend vom User Chaos gestiftet wurde.  :d

--

Zitat
ein "Fusionsdampfer" Marke Einmal-Mars-und-zurück? Der wird vermutlich auch im 23. Jahrhundert nicht viel billiger zu haben sein als ein heutiges "Raumfahrt"unternehmen (muß ja nicht gleich SpaceX sein, kleinere gibt's ja auch) als Ganzes und auch unter ähnlichen Auflagen operieren.

Sehe ich komplett anders. Entweder ist es eine Frage des Maßstabs: brauche ich dedizierte Produktionsanlagen, dann rechnen die sich wenn ich viele viele Exemplare herstelle. Die ISS ist deswegen so teuer, weil sie de facto ein Prototyp und Einzelstück ist. Gäbe es einen Markt für 1000 ISSen, sähen da auch die Preise ganz anders aus.
Oder alternativ, brauche ich _keine_ hochspezialisierten Produktionsanlagen, weil in unserer Epoche sowieso fast jedes Bauteil aus dem 3D-Drucker kommt, wird es entsprechend noch billiger. Spule CNT-Garn rein, Open Source CAD Blueprints laden, schwuppdiwupp ein Struktursegment.

Heutzutage scheint ein typischer spezifischer Preis für ein Verkehrsflugzeug ca $2,5M pro Tonne Leergewicht zu sein (habe nur mal eine G6 und einen Airbus verglichen, allerdings Listenpreise ohne Rabatte). Das könnte man nun als Maßstab nehmen. Oder man könnte auch sagen, aus obigen Gründen wird es noch viel billiger und wir kommen mit $1M pro Tonne weg - oder sonst irgendeine Summe, eine Ansage ist wirklich so gut wie die andere.

--

Das bringt mich nebenbei noch eben zum Thema Währung -- auch das hatten wir vor X Jahren schonmal diskutiert. Ich denke da, am meisten Sinn macht eine energiegedeckte Währung. So in der Art, 1 Rin ist 1 GJ wert oder welche Zahl auch immer, aber freilich nicht frei konvertierbar außerhalb des Saturnsystems.

Dann könnte ich zB setzen, dass auf der Erde der Börsenpreis für Energie auf dem Niveau des Ölpreises bis ca 2000 ist - das war $20 pro Barrel. 1 Barrel hat einen Heizwert von ca 5,8GJ. 1kg 3He hat einen brutto Energiewert von ca 580TJ, das ist praktisch weil es sich leicht rechnen lässt: 1 kg 3He ist 100.000 Barrel Öl wert, also $2M. Natürlich kann ich genausogut sagen, der Energiepreis soll halb so hoch sein, also $1M/kg, das dürfte gut für die Wirtschaft sein.

Das lasse ich jetzt erstmal so stehen, da kann ich dann morgen mit weiter rechnen.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #16 am: 22.06.2025 | 03:04 »
Ja, um Freiberufler geht es schon, aber halt mit nicht so viel Geballer. ;)

Ich möchte eigentlich den Weltraum möglichst entmilitarisiert halten -- gerade weil realistische Raumschlachten extrem lanchestrianisch sein dürften, anders gesagt, das größere Schiff gewinnt, Vorhang. Darum soll es quasi auch so eine Grundprämisse sein, dass es (zumindest zunächst) keine echten Kampfschiffe gibt und keine schweren Waffen im All. Die Schiffe dürften ein paar PDCs zur Meteoritenabwehr haben und fertig. Wenn es mal zu einem Kampf zwischen zwei Raumschiffen kommt, wird dieser sich ganz anders anfühlen als man von den gängigen Franchises so kennt.
Möglicherweise interessanter Hinweis an dieser Stelle - die Hauptwaffe von Piraten im Golden Age of Piracy war nicht die Kanone, sondern die Muskete. Häufig wurden Handelsschiffe in einem Passiermanöver mit Gewehrsalven bombardiert, bis deren Besatzung aufgab. Versenken wollten die Piraten ihre Opfer ja nicht (abgesehen von ein paar Psychopathen, die es aber meist nicht allzu lange gemacht haben). Auch waren die allermeisten Opfer von Piraterie kleine Schiffe (oft sogar Fischerboote) und nur selten große Händler mit riesigen Laderäumen voller wertvoller Waren (das war eher das Gebiet der staatlich subventionierten Pira... ähm Freibeuter).

Point-Defense-Kanonen würden denen vollkommen reichen, solange man dem Ziel damit Funkantennen, Antrieb und Kühlfinnen abschießen kann. Anpirschen wäre eher das größere Problem, verstecken im offenen Weltraum ist eher schwer (selbst im Saturn-Asteroidengürtel sind die einzelnen Felsbrocken oft dutzende Kilometer voneinander entfernt).
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #17 am: 22.06.2025 | 03:46 »
Ja, das mit der Weltraumpiraterie ist so ein Thema. Du musst ja als Pirat was davon haben. Zu Trümmern zerblasene Raumwracks geben aber normal nix. Aber ein bewegliches Raumschiff kannst du nicht entern, wenn es da nicht eine Wundertechnologie gibt. Das heißt du musst entweder eine Aufgabe herbeiführen oder irgendwie die Beweglichkeit entfernen. Je nachdem wie man da die Parameter setzt kann das einfach oder sehr schwer sein. Und wenn jeder "PDCs" hat, muss man denen auch irgendwie Herr werden.
Und wenn du dann Schiff/Crew/Fracht hast, musst du daraus ja irgendwie Geld machen. Da wäre auch die Frage, wie das passiert. Lösegeld a la Somali-Piraten? Irgendwelche Tortuga-Häfen, wo skrupellose Hehler deine Ware kaufen? Ganz anderst?
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #18 am: 22.06.2025 | 04:20 »
Echte Piraterie im großen Stil gibt es eigentlich nur in politisch hochgradig instabilen oder sehr schwach kontrollierten Umgebungen - Tortuga beispielsweise hatte bevor sich die Piraten dort eingenistet haben mehrfach den Besitzer hin- und hergewechselt. Verkauft (oder versoffen) wurde die Beute oft in den Häfen kleinerer Kolonien oder Entwicklungsländer, die das Geld dankend annahmen (New York war einst ein zentraler Umschlagplatz für Piratenbeute, v.a. im "zweiten goldenen Zeitalter der Piraterie" als die Piraten von Madagascar aus im indischen Ozean operierten).
Die Piraten, die fett Beute machten und nach ihren Raubzügen noch alle Schrauben im Kopf hatten, haben sich davon oft Land in der neuen Welt gekauft und einheimische/eingewanderte Frauen geheiratet, einige haben es sogar auf Gouverneursposten geschafft oder sind selbst Piratenbekämpfer im Auftrag der Kontinentalregierungen geworden. Andere haben fett Beute gemacht und sind danach so gekonnt von der Bildfläche verschwunden, dass bis heute niemand herausfinden konnte, wo sie sich niedergelassen haben (looking at you, Henry Avery).
Auch gab es immer wieder Begnadigungswellen, weil es einfacher war eine Menge Piraten zum Ruhestand zu bewegen, als sie mit teuren Kriegsschiffen ewig durch die ganze Karibik zu jagen.

In einem eher optimistischen-utopischen Setting mit generell kompetenter Staatsmacht ist halt fraglich, ob es für Piraterie überhaupt einen Nährboden (und Zufluchtsort) gibt.


Edit: Religion spielte bei der Piraterie auch eine große, oft extrem unterschätzte Rolle (v.a. bei den Anglikanern). Die erzkatholischen Spanier haben zudem viele Siedler anderer Nationen (insbesondere Engländer und Franzosen) aus ihrer neuen Heimat in der Karibik vertrieben und damit Rebellengruppen geschaffen, die gezielt die spanischen Schiffe und Kolonien ins Visier genommen haben.
Auch waren die Piraten oft topmodern ausgerüstet und haben innovative Schlachtfeldtaktiken benutzt, die in kontinentale Kriege erst mit dem amerikanischen Bürgerkrieg Einzug hielten (hochmobile Einheiten ohne starre Formation, Hit-&Run-Angriffe, gezielte Schüsse statt einfach massierte Salven Richtung Gegner pumpen und hoffen dass was trifft, Täuschungsmanöver um den Gegner glauben zu machen dass man das Vielfache an Manpower hätte, etc.).
« Letzte Änderung: 22.06.2025 | 06:16 von Galatea »
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #19 am: 22.06.2025 | 09:07 »
@Schiffe

eine Möglichkeit ist ja auch immer noch der Einsatz von Transitzeit:
- ein für Meere gebautes Schiff muss Stürmen trotzen, ein Jet Luftturbulenzen sowie ein paar G-Beschleunigungskräften beim Start und Landen

wenn ein Spacefrachter gemütlich durch die Orbit-Häfen pendelt, dann sind 9,81 Meter Beschleunigung im Sekundenquadrat (es muss am Zielort ja auch gebremst werden  ;) )
schon gute Rechengrößen. ein paar Stunden mit 1 G beschleunigt, X Wochen mit dieser erreichten Geschwindigkeit gefahren, danach wieder gebremst und im Orbit am SpacePort angelegt.
so leer ist der Space mal gar nicht und der Impakt von einem Silicium Staubkorn (nachdem man den Krümmel zerblasen hat) beim Reinbrettern mit 100.000 km/sec Ionentriebwerken ist auch nicht ohne. Außerdem, wie läuft das dann mit der Radarortung, wenn man selbst schon so schnell ist? Was bleiben dann da noch an Aktorenzeiten, damit die Meteorabwehr sich ausrichten konnte zum Abschuss?

1 h mit 1 G = 35 km/sec
angenommen eine Milliarde Kilometer für genau diese Auslieferung quer durch die Plantenumlaufbahnen sind das danach 330 Tage
zu Segelschiffzeiten waren 6 - 18 Wochen ja auch akzeptabel, also 330 Tage durch 12 Wochen = Faktor 4 schneller sein
also 4 h mit 1 G = 141 km/sec macht aus 1 Milliarde km rund 82 Tage
und so fort skaliert
dann sind 200 Millionen Kilometer mit 6 h 1 G beschleunigt 11 Tage und so fort...

ist halt tote Zeit, verhindert aber, dass gleich jemand behördliche Unterstützung rufen kann und daher müssen halt auch mal die schrägen Vögel mit eigenem Raumschiff um Hilfe gebeten werden, einfach weil sie gerade vor Ort waren...


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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #20 am: 22.06.2025 | 10:53 »
Das mit der Piraterie ist wirklich alles andere als trivial - jedenfalls für den Piraten. Da hat man es in einem FTL-Setting leichter.
In einem solaren Setting sind die Probleme mannigfalt:
- There Is No Stealth In Space. So ein Haupttriebwerk ist quasi quer durchs Sonnensystem detektierbar, mit rein passiven Sensoren. Daraus kann man Leistung, Beschleunigung, Masse und Kurs des Schiffes messen bzw ableiten. Das ist insbesondere ein Problem, wenn man sich nach getaner Tat verpissen will -- es sieht halt jeder wo du hinfliegst.
- es ist generell nicht leicht, mit einem potentiellen Opfer zu matchen. Entgegenkommen bringt nichts, da hat man einen kurzen Encounter und saust mit einigen 100km/s aneinander vorbei. Man kann es eigentlich nur verfolgen, und sich schnappen wenn es zwecks Capture in den Zielorbit abbremsen muss. Nachteil: dann ist man schon relativ nah am Ziel dran.

--> Es ist nicht primär ein Piratensetting.

--

Noch ein kleines Dossier in Sachen Antriebstechnologie:

Die typischen interplanetaren Antriebe bei mir liefern so zwischen 6 und 40GW Schubleistung. Man lässt dazu nicht einfach Fusionsasche ins All blasen, sondern spritzt ein vielfaches an Wasser ein, was den Schub enorm erhöht und Energie spart. Nun ergibt sich aus den physikalischen Formeln, dass der Treibstoffdurchsatz quadratisch zum Schub steigt. Da man nur eine begrenzte Menge Treibstoff mitnehmen kann, bedeutet das, dass man aus sanfter Beschleunigung mit niedrigem Schub viel mehr delta-V herausholen kann als aus einem brachialen Manöver mit 1G oder mehr. Und zwar wirklich um Größenordnungen, was auch die Transitzeiten entsprechend beeinflusst.

Zur Veranschaulichung mal einen extremen Vergleich:
Clipper mit 40GW Schub (State of the Art), 1000t Trockenmasse (also Leermasse plus Ladung), und 3000t Treibstoff (also Masseverhältnis R=4).

Modell A: Beschleunigung mit konstant 1G
Benötigte Ausströmgeschwindigkeit v_e : je nach Flugphase 2 bis 8km/s
resultierende delta-V: 6km/s
--> damit sind quasi nur Hohmann-Transfers möglich, wir kommen gerade mal von der Erde zum Mars, wir müssen das genaue Transferfenster abwarten (Startfenster alle 2 Jahre) und die Reise wird ca 9 Monate dauern
Vorteil: Energiebedarf nur 30TJ

Modell B: Beschleunigung mit konstant 500kN Schub
benötigte v_e : 160km/s konstant
resultierende delta-V: 222km/s
--> die delta-V übersteigt die Bahngeschwindigkeiten um ein Vielfaches, wir sind nicht an irgendwelche Startfenster gebunden, und wenn der Mars dann gerade zB 1,5AU von der Erde entfernt ist, dauert der Transit in diesem Fall ca 26 Tage. Davon etwa 12 Tage unter Schub und 14 Tage im freien Drift.
Die Beschleunigung beträgt hier nur 0,01 bis 0,05G, trotzdem sind wir zehnmal schneller.
Nachteil: Energiebedarf ca 51000TJ. Ja, das 1700fache. Das sind etwa 34kg Helium-3. Wenn wir wie weiter oben angeschnitten mit etwa ca 1M€ pro kg 3He rechnen, kommt da ganz schön was zusammen. (Der Preis ist noch nicht fix, da muss ich mal gucken wie weit man den drücken kann)

In der Praxis wird man also mit spitzem Bleistift rechnen, wo der beste Kompromiss aus Reisezeit und Brennstoffkosten liegt, und so einen Express-Transfer nur durchziehen wenn es einen dringenden Grund dafür gibt oder man extrem wertvolle Ladung hat. Wenn ich mir dreimal so lange Zeit lasse (also 75 Tage), sinkt mein Brennstoffverbrauch auf 5000TJ.

Für die sehr wichtige Linie Erde-Saturn (mittlere Distanz 9,5AU) gelten grob folgende Reisezeiten:
6GW (3rd Gen): 240 Tage (20.000TJ)
40GW (4th Gen): 120 Tage (80.000TJ)
Hohmann-Transfer: 6 Jahre, Startfenster 1x im Jahr (ca 400TJ)

Aufgrund der langen Transitzeiten bei Hohmann-Transfers will man kein ganzes Schiff so lange binden, man nutzt dies also nur für billige Nutzlasten wie Eispakete, die man anschubst und dann alleine driften lässt, bis sie am Ziel jemand einsammelt.

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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #21 am: 22.06.2025 | 12:26 »
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Autonomie- bzw. Sezessionsbewegungen hast Du ja schon genannt. Eventuell gibt auch quer dazu noch Volksgruppen, die entweder von Unterdrückung betroffen sind - durch Hautfarbe, Religion, sexuelle Identität, etc. - oder deren Vorstellungen inkompatibel zu denen der Restgesellschaft sind (Maschinenstürmer, Ayn Rand Fans, o.ä.). In allen Fällen könnten die SC entweder auf Seiten der Ordnungsmacht oder für die "Rebellen" tätig werden und es ginge wohl, zumindest anfangs, um kleinere Einsätze.

Was mir gestern Abend auch noch in den Sinn kam: wenn ich Dich richtig verstehe, soll es keine so starke Kapitalakkumulation in einzelnen Unternehmen/bei einzelnen Personen mehr geben. Das wirft aber für mich relativ schnell die Frage auf, wo die notwendigen Investitionssummen für technologischen Fortschritt herkommen. Aktuell gibt z.B. TSMC ungefähr 30-40 Milliarden pro Jahr für Chip-Forschung und Fertigung aus (siehe z.B. Computerbase), Tendenz mit weiterer Strukturverkleinerung steigend. Wenn das Unternehmen selbst jetzt nicht mehr so viel Geld anhäuft (weil u.a. an die Angestellten ausgeschüttet), dann stellt den Großteil vermutlich der Staat bereit. Und wenn dem so wäre, gäbe es möglicherweise verschiedene Machtblöcke innerhalb des Staates, die gerne ihren Einfluss auf die Verteilung dieser Gelder vergrößern möchten - vielleicht auch mit "weniger legalen" Mitteln.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #22 am: 22.06.2025 | 15:40 »
Eventuell gibt auch quer dazu noch Volksgruppen, die entweder von Unterdrückung betroffen sind - durch Hautfarbe, Religion, sexuelle Identität, etc. - oder deren Vorstellungen inkompatibel zu denen der Restgesellschaft sind (Maschinenstürmer, Ayn Rand Fans, o.ä.).

Im Prinzip ja, aber da muss man realistisch sein: Ludditen werden Schwierigkeiten haben, ins All zu gelangen, wenn sie die Technologie ablehnen die sie dorthin bringen könnte. Libertarier / Ayn Rand Fans haben fast noch schlechtere Karten, da in der lebensfeindlichen Umgebung des Alls feste Strukturen und kollektive Anstrengungen absolut unabdingbar sind zum überleben. So lustig ich auch ein "Libertarian Space Alamo" fände, es wäre einfach nicht glaubwürdig. Beide Gruppierungen würde ich daher eher in Enklaven auf der Erde verorten, zB in den amerikanischen Flyover States wo man heute schon nicht tot überm Zaun hängen will.

Zitat
Was mir gestern Abend auch noch in den Sinn kam: wenn ich Dich richtig verstehe, soll es keine so starke Kapitalakkumulation in einzelnen Unternehmen/bei einzelnen Personen mehr geben. Das wirft aber für mich relativ schnell die Frage auf, wo die notwendigen Investitionssummen für technologischen Fortschritt herkommen. Aktuell gibt z.B. TSMC ungefähr 30-40 Milliarden pro Jahr für Chip-Forschung und Fertigung aus (siehe z.B. Computerbase), Tendenz mit weiterer Strukturverkleinerung steigend. Wenn das Unternehmen selbst jetzt nicht mehr so viel Geld anhäuft (weil u.a. an die Angestellten ausgeschüttet), dann stellt den Großteil vermutlich der Staat bereit. Und wenn dem so wäre, gäbe es möglicherweise verschiedene Machtblöcke innerhalb des Staates, die gerne ihren Einfluss auf die Verteilung dieser Gelder vergrößern möchten - vielleicht auch mit "weniger legalen" Mitteln.

Wenn ich mir das Datenblatt auf Wikipedia so ansehe, ist "30-40Mrd für Forschung und Produktion" sehr irreführend. Das ist als ob du ein Auto und eine Kugel Eis kaufst und in dein Haushaltsbuch notierst: "Auto und Eiscreme 40002€", und dann gefragt wirst warum du 40002€ für Eiscreme ausgegeben hast. Kurz, aus den Zahlen geht NULL hervor, wieviel davon auf die laufende Produktion und wievien auf F&E entfällt.

That said, natürlich braucht man für ein SF Setting dringend Innovation, hier zB um die Fusionstechnologie und CNTs etc zu realisieren.

Grundsätzlich darf es ja weiter große Unternehmen geben. Diese dürfen auch weiter Gewinne machen. Es müssen sich halt die Beteiligten einigen, wieviele dieser Gewinne ausgeschüttet und wieviel reinvestiert werden soll. Bleiben wir beim TSMC-Beispiel: Total assets 205 Mrd, 73000 Mitarbeiter. Das sind _im Schnitt_ 2,8M Aktiva pro Mitarbeiter; heisst aber in unserem Modell nicht, dass sich jeder einfach diesen Betrag auszahlen lassen kann. Das würde beim Ausscheiden aus dem Unternehmen anhand seiner Zugehörigkeitsdauer und Leistung berechnet werden. Was jedoch wohl eher nicht passieren wird, ist dass die Firma mal eben beschließen kann 3000 Leute zu feuern. Muss sie auch gar nicht, weil es ja keine Aktionäre zu befriedigen gilt.

Wie weiter oben schon angedeutet, halte ich für die Stellen der Wirtschaft, wo riesige Investitionen erforderlich sind, eine Umstellung auf Gesellschaften des öffentlichen Rechts für denkbar. Der Prozess könnte zB so ablaufen: wenn mal wieder so ein Großkonzern in Schieflage gerät und einen Bailout benötigt, gibt der Staat nicht einfach Geld, sondern er kauft den Laden halt. Und um nicht in die Versuchung zu geraten, als Staat die Bürger als Kunden zu schröpfen (siehe RWE), werden diese Firmen ins ÖR überführt, was man salopp zusammenfassen kann als "die gehören sich selber".

Wichtig dabei auch: es wird nicht möglich sein, jemandem dessen Unternehmensanteile einfach abzukaufen. Das haben wir ja an der Ex-Sowjetunion gesehen was dann passiert. Sprich, wenn sich ein Mitarbeiter auszahlen lassen will, geschieht dies durch das Unternehmen selber.

Es ergeben sich freilich noch etliche weitere Fragen, zB:
- gibt es überhaupt noch sowas wie eine Börse? Wenn ja, wie funktioniert sie?
- Wie genau sehen Kredite aus? Gibt es noch Zinsen und Zinseszinsen?
- wie funktioniert die Absicherung für den Ruhestand?
usw

Gerade das mit den Krediten finde ich einigermaßen spannend, da ja beim heutigen Modell das verliehene Geld vor der Aufnahme des Kredits gar nicht existiert; es wird einfach auf Knopfdruck erzeugt. Und obwohl es den Kreditgeber nichts weiter kostet als einen Knopfdruck, muss ich Zinsen darauf zahlen.
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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #23 am: 22.06.2025 | 15:52 »
Im Prinzip ja, aber da muss man realistisch sein: Ludditen werden Schwierigkeiten haben, ins All zu gelangen, wenn sie die Technologie ablehnen die sie dorthin bringen könnte.

Ludditen - und Populisten entlang der Schiene "warum einen Haufen Geld in Raumfahrt investieren, wenn es hier auf der Erde genug zu tun gibt" (völliger Schwachsinn, aber das Populisten ja noch nie von Behaupten und Idioten noch nie vom dran glauben abgehalten) - werden es vor allem die Raumfahrt-Infrastruktur auf der Erde abgesehen haben.

Gerade bei den Populisten - nennen wir sie mal MEGA aka "Make Earth Great Again" - kann ich aber durchaus auch vorstellen, dass sie anderer Leute Raumfahrttechnologie nutzen, um außerhalb der Erde verwundbare Punkte zu attackieren. Man muss den Feind schließlich da treffen, wo er ist, und außerdem ist keine fanatische Weltanschauung komplett ohne einen gehörigen Schuss kognitive Dissonanz (oder schlichte Heuchelei).
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Offline Aedin Madasohn

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Re: [Hard SF] Redshift - Redux
« Antwort #24 am: 22.06.2025 | 16:28 »
Gerade das mit den Krediten finde ich einigermaßen spannend, da ja beim heutigen Modell das verliehene Geld vor der Aufnahme des Kredits gar nicht existiert; es wird einfach auf Knopfdruck erzeugt. Und obwohl es den Kreditgeber nichts weiter kostet als einen Knopfdruck, muss ich Zinsen darauf zahlen.

bitte einmal korrekt den Sachverhalt darlegen, wie Geldschöpfung duch Einlage-Kredit-neue Einlage - nächster Kredit funktioniert (dein Knopfdruck-Geld ist übrigens die zentrale Geldschöpfung der Zentralbank und die führt ihren Zinsgewinn naaa...wohin ab? upps Öffentlicher Haushalt, sprich ist ja dein Kommunardenmodell) und schwupps hast du dein Redshift Modell

Gruppe Saturn 3001 sucht DICH als SeniorTech-MasterChief-FacilityManager und bezahlt dich mit "Saturn3001 Firmenanteilen"
je nach persönlicher Neigung versäufst, verspielst und/oder verhurst du gleich am Zahltag-Freitag alle Saturn3001 Firmenanteile
oder aber behälst ein paar als Rücklage, etwa für ein Sabbatical-10-Jahre-Rentenphase, bevor du aus leonisierter Langweile  >;D wieder was schaffen möchtest
klingt jetzt noch nach "nur Geld als Konzernskripts"

jetzt hast du noch "nicht in Waren und Dienstleistungen umgesetzte Firmenanteile" rumliegen: Potenzial zum Konsum = PzKs
Guthaben also
und der Anbau an der Saturn3001 benötigt aber die Bezahlung eines StahlFrachter-Kohlenstoffstringsflechter wie auch immer...
...und dann will doch auch dieser Materiallieferant doch nur? Gut essen, einen über den Durst trinken, ein neues Smartphone für die Tochter oder ein Haustier mit durchfüttern oderoder...= Konsum.
und du hast noch PzKs rumliegen, also dass, was der eigentlich auch nur gerade will/braucht/akzeptiert

wenn du jetzt deine noch nicht aufgebrauchten PzK deiner Saturn3001 Gemeinschaft  vorstreckt, damit diese PzKs für Ausbaumaterial eintauschen (Geld wird übrigens in den unaufgeregten Gesellschaftskreisen nur als universales Tauschmittel definiert und nicht neoreligös vergötzt oder verteufelt)...
...dann ist das Kredit (Vorstreckung auf Vertrauen)

Und eine PzK-Schöpfung  ;D, den du denkst ja, dass dein verliehenes Potenzial zum Konsum "sicher" sei, während es in Wahrheit ja vom Lieferanten aufgebraucht wurde.
Doch wenn genügend ihre verliehenen PzKs als sicher empfinden und ruhig zuschauen, wie aus dem Saturn3001 Ausbau die viel leistungsfähigere Saturn3001XL wird, die dann noch mehr PzKs abwirft (etwa weil du jetzt eine größere Kabine mit einer Zimmerpflanze bekommst), dann streichst du elender Kuponschneider das doch grinsend als "Zinsen" ein, nicht wahr?  ;D

tja, und dann kommen ein paar Traumtänzer und verballern deine PzKs in einer Investitionsruine SaturnverteilerHubB2K und du schreibst all deine "vom Munde abgesparten" PzKs ab. Renteneintritt wieder um 45 Beitragsjahre nach hinten verschoben  >;D, aber du hast ja Zeit, nett? also halb so wild.

Also, arbeiten für Konsum, den man sich dann doch verkneift für die Hoffnung, später dann aber noch mehr konsumieren zu können, weil der aufgeschobene Konsum erstmal von einem Zuarbeiter verkonsumiert wird, dessen abgelieferte Mehrwert-PzKs aber dann dir zugute kommen.
Da aber Konsum in Form von gutem/besseren Essen, Unterhaltungsporgrammen, Kleidung, schönere Quartiere etc.pp. im Saturn3001 Binnenmikoökonomie zirkuliert, kann das durch Produktivitätsfortschritte gemeinschaftlich vermapft/versoffen, in der Mediathek wegegesehen oder aufgewohnt werden.

Kein Superreiches Nadelöhr, wo erst über Mantarochenlederbezüge für die MegaYacht dir als Lederschneider Makroökonomisch auch was umgewechselt wird

bleibt natürlich die Frage nach Schwarzen Löchern im System. Wie viel Verschwendung und Fehlplanung gibt es? wie viel Korruption und Bürokratie?