Autor Thema: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."  (Gelesen 6362 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Alexandro

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 3.635
  • Username: Alexandro
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #250 am: Gestern um 17:32 »
Puuh... Naja. Es ging schon um "fantasy-relevante-erlebbare Dinge". Klar, gibt es noch genug außergewöhnliches, aber es fehlt eben auch schon eine ganze Menge.

Man stelle sich einen Abenteurer vor, der 50 Jahre weg war und dann wiederkommt und zu erzählen beginnt:

"Als ich im Finsterwald alles verloren glaubte, traf ich auf eine Wildkatze. Ich dachte schon, es war um mich geschehen, als sie doch tatsächlich zu sprechen ansetzte..."

Kleines Kind aus dem Dorf: "Die ist wie Lara, die sieht auch aus wie eine Katze und kann sprechen - genau, wie ihre Familie. Die wohnen jetzt bei der alten Mühle. Haben öfter Streit mit den Fröschen, die dort wohnen, weil die sich immer so laut unterhalten. Hast Du auch was Spannendes erlebt?"

Verwunderung stiehlt sich in den Blick des Abenteurers... "Nun...In einer düsteren Burg suchte ich nach dem verbrecherischeren Lord Achsoböse, als sich mir lebende Ritterrüstungen in den Weg stellten...

Das Kind schaut nachdenklich... "Unser Bastler Pegram hat auch sowas gebaut. Es heißt Liara und ist voll nett und es verteidigt uns, wenn es sein muss...Aber was ist denn jetzt daran Besonders?"

Der Abenteuer gibt auf, lässt den Kopf hängen und geht weinen....

Ja gut, aber...

...wenn man sich die Frequenz der Monsterhorte und die Häufigkeit der Abenteuergruppen in der 1e/2e Realms-Sandbox so anschaut, dann kann das durchaus auch bei einer rein menschlichen Gruppe und Dorfzusammensetzung passieren.

Abenteurer: "In der alten, verlassenen Mühle wurden angeblich sprechende Frösche gesichtet...was könnte da nur..."
Dorf-Trudi (menschliches Kind, welches zufällig vorbei kommt): "Oh, das sind sicher Bullywugs. Ein paar von denen haben letzten Monat Händler Ewald bei seinem Weg ins Nachbardorf entführt, wurden dann aber von [andere Abenteuergruppe] vertrieben. Vielleicht ist das sogar derselbe Stamm, der sich einen neuen Unterschlupf gesucht hat."

Ist auch nicht so prickelnd, oder? Aber in den 1e/2e Realms genauso wahrscheinlich, wie dass in einem Dorf der modernen Realms eine Tabaxifamilie lebt und ein Tüftler Warforged zusammenschraubt.

Generell kann man das vermeiden, wenn man sich darauf einigt, dass - unabhängig von der Zusammenstellung der Gruppe- es immer neue Dinge zu entdecken gibt, und Lücken im Wissensstand der Gruppe nicht automatisch durch NSC aufgefüllt werden (selbst wenn das Setting das hergeben würde).
Oder anders ausgedrückt: "Sei ein Fan der Charaktere".
Ohne Dramaturgie gibt es kein Drama.

Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline tartex

  • Titan
  • *********
  • Freakrollfreak und Falschspieler
  • Beiträge: 14.670
  • Username: tartex
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #251 am: Gestern um 18:49 »
Mein Problem sind eher Spieler, die das Monster Manual auswendig gelernt haben, und denken sie sind elitäre D&Dler, wenn sie daraus Taktiken für den Kampf ableiten. Und wer so tut als würde sein Charakter die Schwachpunkte eines Monsters nicht kennen, wird als Taschenlampenfallenlasser angesehen.
Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
Kumpel von Raven c.s. McCracken

Offline Aedin Madasohn

  • Andergast´sche Salzarelenangel
  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.698
  • Username: Aedin Madasohn
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #252 am: Gestern um 19:42 »
...Spieler, die das Monster Manual auswendig gelernt haben, und denken sie sind elitäre D&Dler, wenn sie daraus Taktiken für den Kampf ableiten...

was wie?! das kann ChatGDP einem nicht dezent aufs Smartphone spieken?!
skandalös, sich das alles so richtig oldscholl noch selbst ausklamüsern zu müssen...
 :korvin:

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 14.068
  • Username: nobody@home
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #253 am: Gestern um 19:58 »
Mein Problem sind eher Spieler, die das Monster Manual auswendig gelernt haben, und denken sie sind elitäre D&Dler, wenn sie daraus Taktiken für den Kampf ableiten. Und wer so tut als würde sein Charakter die Schwachpunkte eines Monsters nicht kennen, wird als Taschenlampenfallenlasser angesehen.

Das ist halt so eine systematische Schwäche von offiziellen Monsterstatblöcken -- man kann sie auswendig lernen. ;)

Ist dann allerdings nicht mehr so unbedingt FR-spezifisch, wenn der Spieler nicht gerade anfängt, darauf zu pochen, daß "Manshoon diesen Zauber, den er da gerade verwendet, überhaupt nicht in seiner Spruchliste hat!". ;D

Offline bestseb

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 116
  • Username: bestseb
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #254 am: Gestern um 20:12 »
Ich bin absolut nicht der Ansicht das die Bilder im heutigen D&D schöner sind als früher. Moderner ja, aber schöner? Nicht in meinen Augen. Ich verorte die visuelle Hochzeit von D&D im Zeitraum 0E bis 2E. Die Illustrationen dieser Editionen hatten eine Seele und luden zum Träumen ein. Larry Elmore und auch andere haben damals absolut ikonische Kunst geschaffen. Das D&D Artwork von heute wirkt auf mich generisch, seelenlos und austauschbar. Da gibt es nichts zu träumen, das ist Verpackungsmaterial.
Nicht wirklich eine Antwort auf deinen Beitrag, aber daran anknüpfend: auf Reddit stellt ein User in einer mittlerweile schon länger gehenden Serie von Posts das Artwork der Editionen nebeneinander.

Aktuelles Beispiel:


Link zum Archiv der Posts.

Offline Skaeg

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 808
  • Username: Skaeg
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #255 am: Gestern um 20:17 »
Puuh... Naja. Es ging schon um "fantasy-relevante-erlebbare Dinge". Klar, gibt es noch genug außergewöhnliches, aber es fehlt eben auch schon eine ganze Menge.

Man stelle sich einen Abenteurer vor, der 50 Jahre weg war und dann wiederkommt und zu erzählen beginnt:

"Als ich im Finsterwald alles verloren glaubte, traf ich auf eine Wildkatze. Ich dachte schon, es war um mich geschehen, als sie doch tatsächlich zu sprechen ansetzte..."

Kleines Kind aus dem Dorf: "Die ist wie Lara, die sieht auch aus wie eine Katze und kann sprechen - genau, wie ihre Familie. Die wohnen jetzt bei der alten Mühle. Haben öfter Streit mit den Fröschen, die dort wohnen, weil die sich immer so laut unterhalten. Hast Du auch was Spannendes erlebt?"

Verwunderung stiehlt sich in den Blick des Abenteurers... "Nun...In einer düsteren Burg suchte ich nach dem verbrecherischeren Lord Achsoböse, als sich mir lebende Ritterrüstungen in den Weg stellten...

Das Kind schaut nachdenklich... "Unser Bastler Pegram hat auch sowas gebaut. Es heißt Liara und ist voll nett und es verteidigt uns, wenn es sein muss...Aber was ist denn jetzt daran Besonders?"

Der Abenteuer gibt auf, lässt den Kopf hängen und geht weinen....
Fantasy overload. Wenn überall fantastische Sachen passieren, ist nichts mehr fantastisch, sondern alles nur noch mundan. Ist aber kein Realms-spezifisches Problem IMHO.
The Lord does not stand with those who are b*tch-like!

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 14.068
  • Username: nobody@home
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #256 am: Gestern um 21:27 »
Ganz allgemein kann ich jedenfalls zu länger laufenden und von anderen verfaßten Settings meiner Erfahrung nach sagen, daß sie so lange "meins" bleiben, wie sie mir nach ihrer Entdeckung ausreichend gefallen, um regelmäßig am Ball zu bleiben. Dabei dürfen sie sich ruhig auch verändern, solange die Veränderungen mich ihrerseits nicht kraß übertrieben frustrieren.

Interessant wird die Betrachtung des Vorgangs, der dazu führt, daß ich so ein Setting dann ggf. doch mal wieder fallenlasse -- und das hat sich durchaus mehrfach ereignet, wenn auch nicht so sehr im Bereich "konkrete Rollenspielwelt" an sich. Das ist nämlich normalerweise kein spontanes Von-Jetzt-Auf-Gleich, sondern ein Prozeß, in dem mir erst mal auffällt, daß mich das Material zum Setting (meist eine Serie der einen oder anderen Art) eigentlich schon länger nicht mehr wirklich so abholt wie früher einmal, und daß ich dafür auch einigermaßen klare Gründe finden kann. Dann kommt die Abwägung, wie lange ich das Spiel auf dem aktuellen Stand noch mitmachen will -- es könnte ja auch wieder besser werden --, oder auch einfach eine gewisse Verzögerung, weil ich natürlich immer noch wenigstens aus sentimentalen Gründen am Setting hänge...und erst dann kommt irgendwann später, während wahrscheinlich schon wieder ein paar Wochen oder Monate ins Land gegangen sind, die Entscheidung, die Verbindung definitiv wieder zu kappen. Die ist dann aber generell tatsächlich endgültig; nur von Magic und dem damit verbundenen Multiversum habe ich mich zweimal trennen müssen. :)

Das heißt dann im Klartext in den aktuellen Fall "moderne Realms" zurückübertragen, daß, wenn ich Toril spontan und spezifisch anhand der Veränderungen anläßlich D&D 5.5 den Abschied hätte geben wollen (in der Praxis kam halt mein Abschied von D&D insgesamt "für zumindest diese Edition" früher), ich eigentlich mit dieser Welt schon vorher unzufrieden gewesen sein müßte und die bewußten Änderungen dann nur noch der Tropfen wären, der das Faß eben zum Überlaufen brächte. Wie sieht das anderswo aus?

Offline Prisma

  • Hero
  • *****
  • Paperpunk
  • Beiträge: 1.733
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Prisma
Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #257 am: Gestern um 21:59 »
Nicht wirklich eine Antwort auf deinen Beitrag, aber daran anknüpfend: auf Reddit stellt ein User in einer mittlerweile schon länger gehenden Serie von Posts das Artwork der Editionen nebeneinander.

Aktuelles Beispiel:


Link zum Archiv der Posts.
Da ich keinen Reddit-Account habe, kann ich das Archiv nicht sehen. Bei der 0 bis Second Edtition gibt es Bilder die weit weit besser sind als das Beispiel hergibt. Viele Coverbilder sind einfach großartig. Allein wenn ich an die Gazetterserie denke, da gibt es kein einziges welches nicht phantastisch ist und Abenteuer verspricht. Allein nur mit dem Cover könnte man ein Abenteuer schreiben. Und da gibt es noch viel viel mehr! Ravenloft (Abenteuer für 1E, aber auch die Settingbox für 2E), Temple of Elemental Evil, Heroes Lorebook und Villains Lorebook (2E). Die vielen Settingboxen von 2E mit ihren wirklich großartigen Covern. Oder settingspezifische Boxen wie Menzoberranzan oder Assassin Mountain. Auch die inneren Illus überzeugen oft: wieder Ravenloft, oder die Lorebooks. Bei der ersten Edtition von Darksun ist das innere Artwork wirklich sehr cool und stimmungsvoll, von den phantastischen Brom Covern ganz zu schweigen. Viele andere Bücher haben auch gute oder zumindest evokative Innen-Illustrationen. Die ruhende Elfe aus dem Book of Elves. Der Ranger der mit dem Baum spricht usw. Selbst das spärlich bebilderte Spielerhandbuch der 2E (erste Edition, nicht die Revised) hat tolle Illus. Und so ziemlich alle sprühen vor Abenteuer. Bei 5E sehe ich das nicht. Selbst das Beisammensitzen ... bei 5E scharen sich die Tieflinge um einen Tisch. Bei Tales of the Lance (2E) sitzen die Helden um ein Lagerfeuer und man möchte sich am liebsten dazusetzen. Bei den Tieflingen habe ich das Gefühl nicht. 
Mit einem 7er-Set, stehen ganze Universen offen.