Gut, dann schauen wir uns mal Abenteuer Nummer 2 an:
The Mark of the BeastVorsicht, Spoiler.
Wir haben ja bereits Ludo und Belun kennengelernt. Der Rest ihrer Truppe, die den Schädel vom Symbarischen Magierdude Hurian-Lo Apak mit seiner Kupferkrone aus Davokar entfernt haben, ist in Thistle Hold und hat ein Problem: Gorak verwandelt sich langsam auch in ein Blight Beast und Alahara, sein Geliebter, will das verhindern, indem er Leute umbringt, dann ihre Haut anzieht und sich mittels Blood Shrouding quasi als seine Opfer tarnt und seinen Opfern Drüsen entnimmt, die Gorak braucht, um seine Wandlung herauszuzögern. Alahara sucht eine Möglichkeit, die Bindung zwischen Gorak und dem Schädel zu brechen.
Also das Setup mag ich, bis auf
zwei Details:
- Warum die Drüsen und nicht irgendwas, was auch Spielende schneller checken können, zum Beispiel das Gehirn. Die ist nach Galens Humoralpathologie verbunden mit phlegmatischem Verhalten und könnte dann genutzt werden, dass die Korruption verlangsamt wird. Um das mit den Drüsen zu checken, braucht man halt einen Cunning ist und die Fähigkeit Medicus. Ohne das, versteht man das gar nicht und weiß gar nicht, wonach man fragen soll. Ist etwas offensichtliches entfernt, wie das Gehirn, kann man dann immer noch in den Nachforschungen diesen Umstand thematisieren - „wir haben keine Ahnung, aber da fehlt irgendwie das Gehirn“.
- Zweitens: Alahara ist ein Changeling und hat die Fähigkeit „Shapeshift“. Auf der zweiten Stufe liest der kundige Regelfuchs hier: „Free. The character may, for a short period of time and with a successful Resolute test, adopt the form of specific individuals that the character has met, and can include clothes and attributes in the image.“ Aha. Auf der höchsten Stufe kann das im Übrigen auf eine Szene ausgeweitet werden. Was macht Blood Shrouding? „The mystic flays a dead person and dresses in its skin, one sliver at a time. After that, the mystic looks exactly like the dead person but has his own voice and his own eyes, which limits its uses. […] The effect lasts for 24 hours, then the dead skin falls off.“ Wir haben also dasselbe mit Einschränkung und dafür länger und mit mehr Body horror. IRGENDWIE erscheint mir das für das Spiel absolut unnötig, da ein neues Ritual einzuführen, wenn die Person gleichzeitig ein Changeling ist. Wenn es kein Changeling wäre: Fein. So könnte Alahara einfach jederzeit chillig als Master Vernam posieren und reinspazieren, wenn er will. Was ein unnötiger und leider auch verwirrender Quatsch.
Das wird geändert!
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Thistle Hold is cool!
Kommen wir zum Abenteuer, das hat mehr oder minder drei große Themenkomplexe:
A)
Die Spielergruppe trifft auf dem Weg zu Master Vernam, einen Gelehrten vom Ordo Magica, auf ein Mädchen, das von einem Mob im Auftrag des Hexenjägers Baumelo als Hexe und als Häuter bezichtigt wird und sie bittet die Helden um Hilfe. Nach diesem stimmungvollen Intermezzo, das die latente Gefahr in der Stadt andeutet, kommen sie bei Master Vernam an und sehen, dass der Häuter schon da war. Meister Vernam war nicht nur Mitglied des Iron Pacts, sondern weiß Bescheid über den Fluch der Kupferkrone und hat einen Brief an den Bürgermeister von Thistle Hold, Lasifor Nightpitch verfasst, der das andeutet. Man kann den Spuren des Häuters in den Norden der Stadt folgen, dann hat man schonmal eine Andeutung.
Bisher alles schick, man muss nur daran denken, dass die SC wirklich einen Grund haben sollten, mit Meister Vernam Kontakt zu suchen. Hier schlägt das Abenteuer auch verschiedene Möglichkeiten vor, man könnte also die ganze Iron Pact Sache gleich im ersten Abenteuer „The Promised Land“ transparent machen und die Elfen weisen darauf hin, dass man da hingehen sollte. Was mir sehr sehr gut gefällt, ist, dass man einige Hinweise darauf findet, wie man mit magischen Mitteln (zum Beispiel Nekromantie oder Rituale) an Infos von Meister Vernam kommen könnte.
B)
Die SC verfolgen nun den Häuter und es werden verschiedene Möglichkeiten aufgebaut, wie man das machen kann - man könnte mit Lasifor Nightpitch sprechen, man kann mit dem alkoholbenebelten Medikus der Wache sprechen, der die Leichen (nur sehr „sloppy“) analysiert hat - wobei da aus meiner Sicht etwas zu viele Hürden eingebaut sind -, man kann den Ordo Magica untersuchen, es wird eine weitere Mordszene geben, etc.
Was mir hier gut gefällt ist die Tatsache, dass man mit Baumelo zusammentreffen kann, der Hilfe anbietet. Der ist aber gar nicht Baumelo, sondern gibt sich nur als solcher aus, um an die Krone zu kommen. Was mir hier wiederum nicht gefällt: Das wird so als Twist am Ende revealed, die Spieler brauchen davor dringend eine Möglichkeit, zu enttarnen dass das nicht Baumelo ist, sonst ist mir das zu billig.
Was mir auch gefällt: Hier wird viel vorgedacht und ich hab das Gefühl, dass man da schon mit vielen Infos eine Geschichte erkennen und nachvollziehen kann.
C)
Der Showdown. Die SC haben Alaharas Versteck ausfindig gemacht, wo der Schädel und Gorak in einem versunkenen symbarischen Turm untergebracht sind und können das nun zu einem Abschluss bringen. Baumelo taucht eventuell/sehr wahrscheinlich auch auf und will den Schädel für sich haben. Oder vielleicht wollen ihn auch die SC behalten? Hier werden definitiv coole Elemente vorgestellt, die man so einbauen kann.
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Meine Meinung: Investigativabenteuer sind sowieso schwer genug, je mehr zusätzliche Schwierigkeiten eingebaut werden, desto schlimmer. Bei meinem letzten Versuch mussten wir hier abbrechen, weil die SC nicht weitergekommen sind und dann soviel Frust hatten, dass es unschön wurde und sie nicht mehr wollten (wir hatten aber auch nur einen Spielabend pro Monat und eine lange Pause, der Tod für Investgativabenteuer!!) Ich werde das also etwas geradliniger gestalten und dann schauen, dass das auf 2-3 Spielabende durch ist. Vieles wird bei mir eindeutiger sein und ich denke, dass das dennoch für ein rundes Spielerlebnis sorgen wird.
Was ich gar nicht mag, sind so „Schachtelteufel“-Momente wie die Baumelo-Sache. Klar, die SC können nicht alles wissen, aber es sollte Möglichkeiten geben, dass man das vorher entdeckt. Was mir da doppelt nicht gefällt, ist die Möglichkeit, dass Baumelo als Deus Ex Machina genutzt wird. Die SC stecken fest? Baumelo kommt und bietet an, die Sache zu lösen.
„To let Baumelo track Alahara can look like a classic Dues ex Machina, meaning that the Game Master uses non-player characters to solve a challenge which the characters cannot handle themselves. Do let the players believe that is the case. This “help” comes at a high cost, aside from the characters not getting Experience for tracking Alahara. When Baumelo exposes himself for what he really is, the characters will have to pay.“Das Abenteuer ist aber definitiv ne coole Möglichkeit Thistle Hold kennenzulernen und die Stadt ist es wert, entdeckt zu werden!!! Sie können sich hier ein bisschen einen Namen zu machen, auch bei wichtigen „Playern“. Mir gefällt, dass hier wieder Factions aufgegriffen werden und dass die letzte Szene mit dem versunkenen Turm auf die Vergangenheit der Gegend schließen lässt.
Kann man also mit ein bisschen Adaption machen!