Ein Dilemma, das ich sehr interessant fand - bei einer Gruppe die unnötiges Blutvergießen vermied, versteht sich - war: wie gehen die Spieler mit stark unterlegenden NSC um, die ihnen halt im Weg stehen?
Ein konkretes Beispiel war zB mal ein Stamm Lizardfolk, der sehr territorial war und die SC nicht in ihrem Tal tolerieren wollte, weil sie eben keine Fremden da haben wollen. Entweder die Spieler schaffen einen sauharten Diplomacy-Check (der je nach Gruppensetup schon mechanisch unmöglich sein kann), oder die Einheimischen werden darauf bestehen, dass die SC ihr Tal verlassen und somit ihre Quest aufgeben. Es wäre für die SC ein Kinderspiel, das ganze Dorf mit Stumpf und Stiel auszurotten um freie Bahn zu haben, aber was, wenn sie aus irgendeinem merkwürdigen Grunde keinen Genozid an ihren Händen kleben haben wollen?
Da sehe ich zwei Punkte. Erstens, wie kompromißlos sind ihrerseits die NSC? Sind beispielsweise die Echsenleute bereit, spontan anzugreifen und ihrerseits die Gruppe mit Stumpf und Stiel auszurotten zu versuchen, wenn die sich nicht schon geradezu fluchtartig zurückzieht? Denn deren Einstellung entscheidet ja über die Möglichkeit, einen Kompromiß überhaupt erst zu finden, dann doch auch wieder mit...
Und zweitens, was bieten die
Regeln eigentlich so an Möglichkeiten an, einen Kampf notfalls zu gewinnen, ohne dazu gleich ein Blutvergießen "totaler und radikaler, als ihr euch das jetzt noch vorstellen könnt!" veranstalten zu müssen? Realistisch betrachtet werden schon so einige Kämpfe -- kann schon beim Duell anfangen, spätestens ab einer gewissen Gruppengröße zeigt es sich aber definitiv -- ja in erster Linie dadurch gewonnen, daß die schlichte Kampfmoral der einen oder anderen Seite zuerst ins Wanken gerät, und zugegebenermaßen etwas weniger realistisch gibt's im einen oder anderen Heldengenre auch die Option, daß man mehr KO-Schläge und Gefangennahmen als direkt tödliche Treffer sieht...wenn das System dergleichen aber nicht abbilden will oder kann und entsprechende Versuche womöglich noch durch so was wie kräftige Abzüge unter Strafe stellt, dann muß es sich auch seinen Teil der Verantwortung auf die Fahne schreiben.
Streng genommen gibt's natürlich noch einen dritten Punkt zum Thema: irgendwann sollte die Spielwelt eigentlich schon anfangen, darauf zu reagieren, daß so eine Gruppe herumstreunender "Abenteurer" praktisch
überall, wo sie auftaucht, reichlich Leichen hinterläßt. Selbst wenn sie dafür im Setting so etwas wie einen hochoffiziellen Freischlachtschein haben sollten und also vielleicht
formell nicht belangt werden könnten...die Existenz und Identität einer neuen Bande von psychopathischen Totschlägern spricht sich unter Menschen wie Monstern gleichermaßen schon früher oder später herum, und die sollten darauf entsprechend reagieren (potentielle Verbündete gehen auf Abstand, Autoritäten werden argwöhnisch, "normale Leute" wollen mit diesen Typen schlicht möglichst nichts zu tun haben, und Feinde...na ja, bleiben halt Feinde, nur sind sie jetzt schon mal vorgewarnt), wenn sie denn tatsächlich
als Menschen bzw. Monster überzeugen sollen. Geschieht das nicht -- und da ist dann in der Tat die SL in der Pflicht, denn die "ist" ja die Spielwelt --, dann merken die Spieler natürlich recht schnell "Oh, guckt mal, wir kommen damit problemlos durch und die NSC sind allesamt nur Pappkameraden!" und machen dann entsprechend weiter.
