Autor Thema: [offen] Wozu braucht man Farbe?  (Gelesen 12975 mal)

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Offline Dom

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[offen] Wozu braucht man Farbe?
« am: 20.07.2008 | 09:27 »
So, um mal eine offene Diskussion loszutreten, die (hoffentlich) nicht in einer Definitionsschlacht endet:

Wozu braucht man Farbe im Rollenspiel?

Kurze Erläuterung, was ich mit Farbe meine: Im Spiel tauchen irgendwelche Dinge in der Vorstellung der Spieler auf. Jede Einzelheit möchte ich als Fakt bezeichnen; denn das ist etwas, worauf sich die Spieler geeinigt haben und was in der Spielrunde gültig ist. Manche Fakten sind direkt für die Spielhandlung relevant (z.B. eine verschlossene Tür), andere Fakten sind nicht relevant (z.B. ob die Tür braun oder grün lackiert ist). Die irrelevanten Fakten bezeichne ich als Farbe, die relevanten Fakten möchte ich mal Essenz nennen. Da ich das Wort "Fakt" nicht so genau definiert habe, kann es auch Fakten geben, die einen Farb- und einen Essenzanteil haben (z.B. eine runenverziertes Schwert, bei dem die Runen tatsächlich reine Verzierung sind).

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass Fakten ihren Status wechseln können. So ist die Anzahl der Zinken einer Gabel (und auch die Gabel selbst) so lange Farbe, bis sie aufgrund der Zinkenanzahl auf einmal als Beweisstück in einem Modfall gilt. Umgekehrt wird nach der Mordaufklärung die Gabel wieder zur Farbe – dieses Faktum ist für den weiteren Verlauf des Spieles uninteressant.

Jetzt habe ich festgestellt, dass man beim Rollenspiel praktisch immer Farbe hat, oft ist der Anteil deutlich über 50%. Aber wozu eigentlich? Was bringt uns die Farbe?

EDIT: Die hier definierten Wörter Farbe, Essenz und Fakt fett hervorgehoben.
« Letzte Änderung: 20.07.2008 | 12:37 von Dom »

Crazee

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #1 am: 20.07.2008 | 09:57 »
Spaß, Spannung, Immersion, Vertrautheit, Geschichte...

Offline 1of3

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #2 am: 20.07.2008 | 10:01 »
Dazu hat sich Settembrini irgenwann mal geäußert. Der nannte das nicht Fakt/Farbe, sondern Crunch/Fluff.

Offline Greifenklaue

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #3 am: 20.07.2008 | 10:11 »
Farbe macht das Spiel für mich erst interessant. Ein Eintauchen in die Atmosphäre, kurz Immersion.

Außerdem, als Spieler weißt Du ja nicht, ob der SL Dir gerade Farbe oder Essenz in die Hand gibt bzw. oft ist die Essenz in Farbe getaucht. Daher gilt es dann im Laufe des Abenteuers herauszufinden, welche Fakten Essenz sind oder welche Farbe. Es kann ja sogar soweit kommen, dass die Spieler bestimmte, als Farbe geplante Fakten benutzen und diese in einem kreativen Lösungsansatz benutzen, sozusagen zur Essenz werden.

(Um ein einfaches Beispiel zu geben. Der gut gedeckte Tisch in der Taverne ist eigentlich Farbe. Dann kommt es zur Schlägerei und der Tisch wird als Deckung, das Tablett als Schild oder das Stuhlbein als Keule benutzt.)
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Offline DennisC81

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #4 am: 20.07.2008 | 10:21 »
Vor allem eins......Atmosphäre, und die trägt stark zum Spielspass bei.

Hierbei muss natürlich darauf geachtet werden, dass die Farbbeschreibung nicht Überhand nehmen und zum Stil des Spiels passen. Weder der Spielleiter noch die Spieler sollten durch Farbbeschreibungen das Spiel dominieren. Meistens sind hierbei kurze und prägnante Beschreibungen besser als ausufernde Monologe.

Ohne Farbbeschreibungen kommt kein schönes Spiel zustande.
Wir könnten auch anstatt einmal gut Essen zu gehen am selben Abend Bundeswehrkekse mit Leitungswasser "genießen". Ernähren tuts uns an dem Abend auch.......Spass bringt es denk ich nicht soviel ;)
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Offline der.hobbit

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #5 am: 20.07.2008 | 10:27 »
Die Atmosphäre ist sicherlich der zentrale Punkt. Farbe macht die Welt lebendiger, interessanter und spannender. Ohne Farbe kann ich auch ADOM spielen, aber mit einer fetten 3D Engine hinten dran macht's mehr Spaß. und sogar ADOM hat Farbe in Form von Beschreibungen.

Ein wesentlicher Aspekt ist aber auch die Verschleierung. Wer kennt sie nicht, die PC Adventures, bei denen man sogar den Stein am Wegesrand mitnahm, weil man es konnte und ihn daher sicherlich irgendwann benötigt.
Wenn in der Taverne ncihts beschrieben wird, aber der SL explizit darauf hinweist, dass die Gabel 4 Zinken hat, dann weiß ich sofort, dass das wichtig ist. Wird die Taverne ausführlich beschrieben, nehme ich das Gabel-Detail viel einfacher hin und muss bei der Lösung des Kriminalfalls mehr nachdenken - Anspruch steigt -> Spaß steigt (oder auch nicht, wenn der Anspruch zu hoch ist...)
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Offline Purzel

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #6 am: 20.07.2008 | 11:01 »
Farbe fördert die Fantasie, so dass man sich eine Situation besser (leichter) vorstellen kann.

Farbe füllt die Vorstellung (den "Gemeinsamen Vorstellungsraum" meinetwegen) mit konkreten Elementen. Was anfangs noch schwammig und undefiniert in den Köpfen der Spieler herumschwirrt, nimmt so in der Verhandlung und gemeinsamen Ausschmückung eine von allen akzeptierte Gestalt und Form an. Farbe macht eine Situation plausibler und glaubhafter.

Farbe macht eine Situation oder einen Gegenstand im Spiel wichtiger. Selbst wenn z.B. "die Axt, mit der das Schaf Melinda im Freudentaumel niedergestreckt wurde" im Spiel keine besonderen mechanischen Vorteile (z.B. gegen andere Schafe) erbringt, so setzt dieses doch trotzdem entscheidene Akzente. Vielleicht ist die Farbe auch nur eine andere, in-character Art und Weise zu sagen, dass Melinda eine Keen Greataxe +3 ist. Zudem bleibt so ein mit Farbe ausgeschmücktes Faktum leichter in der Erinnerung. Wichtige (weil besonders farbige) Elemente sind schwerer aus der Story zu entfernen und haben u.U. in späteren Verhandlungen mehr Gewicht.

Farbe ist eines der Merkmale, das Rollenspiel von vielen anderen Spielen unterscheidet.

Farbe ist auch ein Potential. Was eben noch unwichtig und reines Beiwerk war, kann plötzlich (je nach Laune der Spieler und wenn der Plot es braucht) grosse Bedeutung bekommen (siehe die Beispiele meiner Vorredner, die Gabel, der Stein vom Wegesrand). Das ist seltsam, macht aber sicher auch einen Reiz beim Rollenspiel aus.

Zusammengefasst:
  • Farbe ist ein Hilfsmittel, eine Methode
  • Es ist in allen Verhandlungen zwischen den Spielern ein starkes Argument
  • Und für mich ist es ein definierendes Merkmal des Rollenspiels


Offline Merlin Emrys

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #7 am: 20.07.2008 | 11:30 »
Ich bezweifle, daß eine Trennung in Farbe und irgendwas anderes überhaupt sonderlich viel Sinn ergibt. Du schreibst selbst:
Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass Fakten ihren Status wechseln können.
Das heißt, von einem Faktum ist im Grunde nicht bekannt, was für einen Status es hat; jede Zuscheribung kann in jedem Moment falsch sein. Der Spieler weiß nicht, ob es auf ein Faktum ankommt, und der Spielleiter weiß nicht, ob nicht irgendein Spieler gerade auf ihm etwas aufbaut. Er kann dann natürlich immer sagen:  "Das ist 'nur' Farbe, mit dem Detail darfst Du gar nichts machen, weil es ja schließlich nicht essentiell ist."
Die Nichttrennung der Fakten nach ihrer "Wichtigkeit" dagegen erlaubt eine große Offenheit für Zugriffe, Eingriffe, Ausgriffe und Gestaltung des gemeinsamen Vorstellungsraums (was ja von zumindest manchen Leuten für wichtig gehalten wird).

Offline reinecke

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #8 am: 20.07.2008 | 11:45 »
Am Anfang ist alles FARBE.

Erst solche Dinge wie die Festlegung der Regeln, die Vorbereitung des Spielleiters, der Fokus des Spiels oder auch der Gruppenvertrag nehmen manchen Dingen den Status FARBE und machen ESSENZ daraus.

Das zeigt DOM ja schon seinem Startpost.

Farbe ist also das wichtigste, der Äther des Rollenspiels.

Offline Dom

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #9 am: 20.07.2008 | 11:56 »
@Merlin und @Reinecke: Wenn ich eine Attacke würfele und treffe, dann entsteht beim Gegner eine Wunde. Die ist von Anfang an als Essenz vorgesehen und damit nicht Farbe… von daher ist "Am Anfang ist alles Farbe" sicherlich nicht so ganz richtig.

Aber ansonsten scheint mir der Ansatz, dass Farbe ziemlich zentral ist, schon sinnvoll zu sein. Auch und gerade als Potenzial, was der SL seinen Spielern "hinwirft" bzw. was auch die Spieler dem SL "hinwerfen". Denn beispielsweise eine Charaktervorgeschichte (oder sollte ich sagen: Charaktervorerzählung  ::)) ist ja zumindest am Anfang reine Color.

Offline reinecke

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #10 am: 20.07.2008 | 12:00 »
@Merlin und @Reinecke: Wenn ich eine Attacke würfele und treffe, dann entsteht beim Gegner eine Wunde. Die ist von Anfang an als Essenz vorgesehen und damit nicht Farbe… von daher ist "Am Anfang ist alles Farbe" sicherlich nicht so ganz richtig.
Quatsch, Dom.

Die Wunde ist nur deshalb ESSENZ und nicht FARBE, weil in den Regeln steht, dass eine Wunde zu Lebenspunkteabzug/Würfeldezimierung/Herpes/whatever führt.
Würdest du ein Spiel mit Conflict-Resolution spielen, wäre jede Wunde FARBE und nicht ESSENZ.

Es kommt also auch aufs Regelwerk an, was FARBE und was ESSENZ ist. Das meinte ich mit meiner Aussage: AM ANFANG WAR DIE FARBE!

(steht da auch, wenns man es genau liest: "Festlegung der Regeln, die Vorbereitung des Spielleiters, der Fokus des Spiels oder auch der Gruppenvertrag")

Offline Arbo

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #11 am: 20.07.2008 | 12:03 »
Was bitte ist ESSENZ?
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Offline Dom

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #12 am: 20.07.2008 | 12:26 »
Arbo, lies mein erstes Posting.

Offline Arbo

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #13 am: 20.07.2008 | 12:34 »
O.K., sorry, überlesen.
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Offline Dom

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #14 am: 20.07.2008 | 12:41 »
@Reinecke: Quatsch würde ich nicht sagen. Ich habe mich bei meiner Betrachtung bereits im Spiel befunden, d.h. die Regeln sind schon da. Wenn man das Ganze vor dem "Instanziieren" der Regeln betrachtet, magst du vielleicht Recht haben.

Ich gebe aber zu bedenken, dass mich nur die Regel "Attackewurf machen" überhaupt dazu gebracht hat, den einzelnen Schlag, die einzelne Wunde, als Fakt einzubringen. Man könnte sogar sagen, dass ich das gar nicht war, sondern dass das Faktum von den Regeln automatisch "vorgeschlagen" wird. Und wenn ich es annehme (und nicht sage: "ach, der Wurf war doof, ich würfele noch mal"), dann ist es Essenz.

killedcat

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #15 am: 20.07.2008 | 12:45 »
Ich will einfach mal auf die Grundfrage "Wozu braucht man Farbe" antworten:

Die Farbe ist der Grund, warum ich Rollenspiele spiele.

Offline Arbo

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #16 am: 20.07.2008 | 13:13 »
O.K., dann ich noch einmal ... ich denke, dass schon die Grundannahme - es gäbe Fakten - nicht richtig ist. Der Punkt ist doch, dass jede Spielerin und jeder Spieler "etwas Gesagtes" interpretieren müssen und da dieses "Interpretieren" etwas Selbstbezügliches und Subjektives ist, wird es wohl "Fakten" zunächst nur in subjektiver Form geben ...

Was hat das nun mit "Farbe" zu tun? Nun, aus dem eben gesagt resultiert das Problem, aneinander vorbei zu reden. "Farbe" vermag es m.E. alle Spielparteien etwas (!) näher an jenes heranzuführen, was Dom als (den!) "Fakt" bezeichnet. Einerseits, weil sich die Gruppe etwas länger mit einem "Ding" in der Spielwelt aufhält (dabei u.U. mehr Zeit hat, das eigene Bild zu denken, revidieren usw. usf.). Andererseits auch deshalb, weil die Informationen über das beschriebene "Ding" mittels Kommunikation etwas "unverzerrter" werden.

Warum Farbe? Ganz einfach deshalb, weil es a) die Informationen über ein Spielgeschehen komplettiert und b) gerade das vielleicht auch Spaß macht (weil es ein Kernelement des RS ist).

Ansonsten möchte ich noch darauf hinweisen, dass natürlich alles erstmal spielrelevant ist. Also auch die Farbe. Was oben als "Essenz" bezeichnet wird, ist i.G. "nur" Erzählungsrelevant. Insofern macht die Unterscheidung vielleicht (!) Sinn. Aber wer entscheidet, ob etwas relevant ist oder nicht? Typischerweise vielleicht der SL. Aber es gibt vielleicht auch Dinge, an die ein SL nicht denkt und die dann - kurioserweise - von den SpielerInnen ins Spiel getragen werden (was meiner Erfahrung nach nicht selten ist). Insofern ist der SL auch darauf angewiesen, "Farbe" zu bieten, weil sich gerade daraus die kreativen Ideen seiner MitspielerInnen speisen. Vorausgesetzt, der SL will nicht von seinem autistischen Elfenbeintürmchen aus die Spieler durch "seine" Geschichte (!) scheuchen. Ich meine, es ist schon ein seltsames Verständnis von Rollenspiel, wenn nur einEr am Tisch bestimmt, was "erzählungsrelevant" ist. Denn das unterschlägt ja, dass auch SpielerInnen etwas für "erzählrelevant" halten können.

Kurz: Farbe gebiert Kreativität und Innovation.

Allerdings: Farbe kann auch Spaß "töten" und nerven. Der ein oder die andere wird das vielleicht kennen, dass sich ein SL in Beschreibungen verliert und es einen eigentlich nur noch anödet. Auch sind SpielerInnen-Typen denkbar, die ein bestimmtes Maß an Farbe für kreative Impulse benötigen. Sprich: Es werden Grundinformationen benötigt, die "dekodiert" ausreichen sollen, den bitteschön eigenen Film zu schieben. "Labert" der SL dann aber weiter, wird das als störend empfunden, weil damit "weiße Flecken", die sonst durch das eigene "Interpretieren" besetzt werden, einen Angriff seitens des SLs erfahren.

Insofern keine einfache Sache.

Arbo
« Letzte Änderung: 20.07.2008 | 13:16 von Arbo »
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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #17 am: 20.07.2008 | 13:31 »
Ein Spieler benötigt neben der Essenz im Spiel die Farbe um sich die Spielwelt plastischer vorstellen zu können.

Ein Schwert ansich ist Essenz und abstrakt. Ein mit orientalischen Gravuren versehenes Schwert, das eine silberne Parierstange und einen mit einer schwarzen Perle besetzten Lederknauf hat ist durch die Frabe plastisch besser vorstellbar.

SW mag seine eigene Ästetik haben, die man gezielteinsetzen kann aber Farbfotos vermitteln einfach mehr Informationen.

Farbe ist also ein wichtiger Informationsträger.
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Offline Falcon

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #18 am: 20.07.2008 | 13:38 »
Farbe sollen hier ja irrelevante Fakten(!) sein.
Wieso erreichen denn ungültige Informationen (also nicht abgesprochene) nicht das was irrelevante Fakten erreichen?

Ich kann mir das Schwert doch auch so mit Gravuren vorstellen, auch wenn es kein Fakt ist.
Die Welt wird dadurch nicht weniger plastisch, es ist halt nur nicht mehr genau die, die die restlichen Spieler im Kopf haben.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #19 am: 20.07.2008 | 13:48 »
Ich neige im ersten Moment dazu Reinecke größtenteils Recht zu geben. Farbe ist zentral, ganz zentral, wenn aber auch nicht alles. Die Spieler selbst bestimmen natürlich was Essenz ist, indem sie ihre Handlungen darauf aufbauen.
Als wir diese Begriffe das erste mal vor einiger Zeit definiert haben, war Essenz das was den Unterschied für den Spielverlauf ausmacht. Wenn man also eine Gruppe in zwei unterschiedlichen Situationen betrachtet und das Spiel verläuft aber in beiden Situationen gleich, dann unterschieden sich die Situationen nur in der Farbe, verlaufen sie anders ist das die Essenz. Das ganze ist also in jedem Fall eine hypothetische Momentaufnahme.

Man könnte nun Essenzen als Klassen definieren und Farben als Instanzen dieser Klassen, wobei es auch sowas wie eine leere Klasse (für nicht-Essenz) gäbe. Wenn man das so macht laufen Essenzen und Farben natürlich im Spiel immer parallel, d.h. es gibt immer beides eine Essenz und dazu mindestens eine, bis unendlich viele, mögliche Farben. Die Essenzklassen bilden dann quasi die System-Sicht auf das Spiel (Werte, Entscheidungen etc.) und die Farben die Spieler-Sicht (natürliche Sprache, Beschreibung, etc.). Beides schließt sich nicht aus, im Gegenteil.
Das hatten wir glaube ich damals auch diskutiert.
Danach wäre es richtig das für die Spieler immer Farbe notwendig ist und alles von Farbe ausgeht (weil ja alles von den Spielern ausgeht).

So hat Dom es nun oben aber nicht definiert. Es ist danach nur das Farbe was explizit unwichtig ist. Damit kann auch sowas wie ein Treffer mit dem Schwert in den meisten Systemen keine Farbe sein, weil das Spiel immer anders verlaufen wird als ohne Treffer. Allerdings ist es dann schwer Aussagen zu unterscheiden. Was ist wichtig an dem Schwerttreffer? Nun eigentlich erstmal nur der Schwerttreffer. Ob nun der SL sagt:  "Getroffen", oder "Mit einem Pfeiffen kracht das Schwert auf dich nieder" enthält die gleiche Essenz, aber offensichtlich sind es zwei unterschiedliche Aussagen und auch unterschiedlich definierte Vorstellungen (= anderer SIS).
Essenzen können also keine realen Beschreibungen oder Äußerungen der Spieler sein (und damit keine konkreten Vorstellungen), sondern nur deren Wertungen bzw. Bedeutungen für das Spiel. Deshalb muss man es eigentlich so betrachten, dass es immer beides parallel gibt und kein Ausschluss vorliegt.
Wobei man dann natürlich wieder verkürzen kann von "Es unterscheidet sich nur in der Farbe bei gleicher Essenz" zu -> "Es ist (beides) nur Farbe". Und mit "Es ist Essenz" meint man dann "Es unterscheidet sich in der Essenz (und wahrscheinlich auch in der Farbe muss es aber nicht)"

EDIT: Ich möchte noch darauf hinweisen dass natürlich die Definitionen von Dom und mir äquivalent sind wenn man es richtig versteht.
In einem Schwerttreffer-Beispiel kann man entweder sagen die (gleiche) Essenz ist bei beidem der Schwerttreffer und (unterschiedliche) Farben sind die beiden Aussagen, bzw. einmal gewissermaßen sowas wie weiß oder grau als Farbe ->"Getroffen" und einmal eine etwas "buntere" Beschreibung mit Geräuschen. Man kann aber genauso sagen die eine Aussage ist Essenz (=auf ihre Essenz reduziert, nämlich den Treffer) und die andere enthält die Elemente Treffer (Essenz), Pfeiffen und Krachen (Farben).


Im Wesentlichen gibt es also zwei Gründe für Farbe. Einen habe ich jetzt ganz ausgelassen, aber er wurde schon von ganz vielen als zentraler Punkt angeführt: Der ästhetische Wert.
Die Farbe ist das was die Vorstellung der Spieler interessanter macht. Die Farbe ist ganz entscheidend auf der individuellen Ebene der Spieler, was das Erleben des Geschehens als Darstellung oder Geschichte angeht.
Der zweite Grund ist aber das was Rollenspiel von anderen Geschichten unterscheidet: Im Rollenspiel entscheidet man selbst was bedeutend und was unbedeutend ist. Das ist ein ständiger Vorgang der nie abgeschlossen ist.
Die Farbe richtet sich dabei an die Spieler, und es ist ganz entscheidend wie diese Farbe auf den einzelnen Spieler wirkt, dafür wie er reagiert, und dadurch ob und wie die Farbe essentiell wird.
« Letzte Änderung: 20.07.2008 | 14:00 von Dr.Boomslang »

Offline reinecke

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #20 am: 20.07.2008 | 14:13 »
Fakten, die ich bei WUSHU einbringe, und Würfel dafür bekomme (das können auch Wunden an mir oder Gegnern sein) zählen zu FARBE oder zu ESSENZ?

Offline Dr.Boomslang

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #21 am: 20.07.2008 | 14:31 »
@ Reinecke
Wenn man noch nichts über den weiteren Spielverlauf weiß ist natürlich erstmal nur Essenz dass überhaupt jemand etwas erzählt hat. Ansonsten muss man auf den Moment warten wo Spieler aufeinander eingehen, dieser Punkt ist bei Wushu nicht anders als bei jedem anderen Rollenspiel, er ist nur bei Wushu der einzige wirkliche Anhaltspunkt.

Die nicht-exklusive Sichtweise wäre dass alle Fakten bei Wushu erstmal die gleiche Essenz haben, nämlich dass sie als Würfel zählen. Da es nur eine echte Essenzklasse gibt kann man diese in allen möglichen Farben einfärben. Die anderen Essenzen werden nur von den Spielern in der Interaktion geschaffen, sie sind also nicht vordefiniert.

Offline Merlin Emrys

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #22 am: 20.07.2008 | 19:03 »
Und wenn ich es annehme (und nicht sage: "ach, der Wurf war doof, ich würfele noch mal"), dann ist es Essenz.
Ist ein Stil, den ich mit der richtigen Gruppe von Zeit zu Zeit so pflege. Was nicht passt, kann revidiert werden; Würfel haben immer nur Vorschlagsrecht :-) . Woraus ich genau den umgekehrten Schluß gezogen hätte - wenn es mir wichtig genug ist, es nochmal zu ändern, kommt es doch viel näher ans "Essentielle" als etwas, das nur so mal ausgewürfelt wird ;-) . (Ich kann ja auch auswürfeln lassen, wie dicht der Wald ist, durch den die Gruppe reitet... wenn ich Grenzwerte im Kopf habe und jemand fragt, ist es kein Problem, daß auf beliebige Würfelwürfe zu verteilen.)
« Letzte Änderung: 20.07.2008 | 19:07 von Merlin Emrys »

Offline Dom

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #23 am: 20.07.2008 | 19:13 »
Zitat von: Falcon
Farbe sollen hier ja irrelevante Fakten(!) sein.
Wieso erreichen denn ungültige Informationen (also nicht abgesprochene) nicht das was irrelevante Fakten erreichen?

Gute Frage. Eine wichtige Funktion von Farbe scheint ja zu sein, dass Stimmung und Genre-Informationen übertragen werden können, die sich zwar nicht direkt auf das Spiel auswirken, trotzdem was bei den Spielern etwas bewirken: Spannung, Heiterkeit usw.

Der wesentliche Unterschied zwischen Farbe und nicht abgesprochener Information ist ja, dass bei dir eine gewisse Unsicherheit über nicht abgesprochene Dinge herrscht. Und du musst sie dir selbst ausdenken; bei Farbe kannst du dich von anderen überraschen lassen.

Offenbar ist es also wichtig, dass Farbe (auch) von den anderen kommt und dass sich die Gruppe darauf einigt. Das sind aber alles bloße Vermutungen. Weiß jemand näheres?

@Arbo:
Zitat von: Arbo
ich denke, dass schon die Grundannahme - es gäbe Fakten - nicht richtig ist. Der Punkt ist doch, dass jede Spielerin und jeder Spieler "etwas Gesagtes" interpretieren müssen und da dieses "Interpretieren" etwas Selbstbezügliches und Subjektives ist, wird es wohl "Fakten" zunächst nur in subjektiver Form geben ...

Auch spannend. Klar, die Fakten, auf die man sich einigt, sind immer subjektiv – auch in der realen Welt hat ja jeder irgendwie seine eigene Wahrheit. Trotzdem gibt es was, auf das sich die Spieler geeinigt haben, denn schließlich beziehen sie sich darauf. Ohne das würde wohl kaum ein Spiel zustande kommen. Und das dabei Farbe helfen kann, glaube ich gerne. Je genauer etwas beschrieben ist, umso sicherer stimmen die einzelnen Vorstellungen überein.

Zur Spielrelevanz von Essenz und Farbe: Ja, ich glaube, Farbe ist essenziell. Den Unterschied habe ich ja auch nicht in Spielrelevanz, sondern in der Spielhandlungs-Relevanz definiert. Damit meinte ich das, was die Charaktere tun, also: Wenn ein Detail mit einer anderen Farbe beschrieben wird, dann ändert sich die Reaktion der Spielfiguren (durchgeführt natürlich durch die Spieler) darauf nicht.

@Merlin: Ok, wenn ihr in eurer Runde Würfelergebnisse nur als Vorschläge annehmt, die man auch problemlos ablehnen kann, muss das, was durch einen Wurf kommt, auch erstmal als Essenz bestätigt werden. Meiner persönlichen Erfahrung nach spielen aber die wenigsten Gruppen so – gerade in genau geregelten Gebieten wie Kampf sind die Würfelergebnisse Gesetz. Zumindest für die Charakterspieler.

Offline Falcon

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Re: [offen] Wozu braucht man Farbe?
« Antwort #24 am: 20.07.2008 | 20:00 »
@Dom: das klingt logisch aber im Endeffekt ists wohl Geschmackssache ob man sich die Dinge selber ausdenkt oder von anderen Personen erhält (dazu zählen ja auch Autoren von Fluff).

ich spiele zumindest grundsätzlich lieber mit Infos, auf die sich alle geeinigt haben und ziehe das unsicherer Vorstellung vor. Da scheint hier ja den meissten so zu gehen, wenn man guckt wieviel Bedeutung sie Farbe beimessen.
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