Autor Thema: Rolemaster noch zeitgemäß?  (Gelesen 53460 mal)

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Offline Darius

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #75 am: 29.12.2009 | 12:53 »
Kann natürlich auch sein, dass ich selbst einfach so altmodisch bin und mir es deshalb noch immer gefällt. Ich glaube an mir ist der ganze Trend der neueren Systeme einfach vorbei gegangen.

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Offline Falcon

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #76 am: 29.12.2009 | 12:54 »
@Darius: Das macht nur Probleme, wenn man abwechselnde SLs hat.

Ausserdem shee ich nicht ein, wieso der SL mehr lernen soll, er muss dann ja auch alle Spielerregeln kennen.
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Offline Adrian

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #77 am: 29.12.2009 | 14:48 »
Hmm, so recht versteh ich manche Aussagen/Antworten hier nicht so ganz.
Zum Beispiel die Aussage Rolemaster hätte zu viele Regeln / Tabellen und wäre schwer zugänglich.

Wieviel Regeln gibt es denn bei Rolemaster? Mir fallen zum einem die Nutzung der Würfel ein: 1W100 plus eventueller Bonus/Malus - immer schön hoch würfeln, bei dem es in bestimmten Fällen möglich ist nach "oben" und/oder nach "unten" zu würfeln. Dann gibt es Sonderfälle von unmodifizierten Würfen (zum Beispiel Patzer, oder manchmal 66). Andere Systeme sind durch Verwendung verschiedenster Würfel und Systeme komplexer (AD&D, Earthdawn, Savage Worlds, ...). Auch die Trefferpunkte und Magiepunkte sind nicht übermäßig kompliziert gestaltet, von der Verwendung der Erschöpfungspunkteregel wird vom System grundsätzlich abgeraten, bietet aber in bestimmten Fällen zuverlässige Ergebnisse. Zur Nutzung der Fertigkeiten gibt es den Hinweis das man schauen sollte welche man in seienr Runde verwenden möchte und entsprechend Anpassungen vornehmen. Wie viele bereits geschrieben haben steht Rolemaster als Baukasten zur Verfügung, bereits in der Einleitung steht der Hinweis: "Rolemaster zielt auf Spielleiter die sich Regeln selbst zusammenstellen möchten".
Im täglichen Gebrauch sind 2 Tabellen: die Statische- und die Bewegungsmanövertabelle, im Kampf kommen für die Spieler 2-3 hinzu (Waffe- und Kritische Treffer Tabelle) die man leicht der Gruppe in die Hand drücken kann. Bei Magisch aktiven Charakteren gibts evtl. noch die Risikotabelle und Widerstandstabelle. Alle wichtigen Tabellen sind auf dem SL-Schirm abgebildet.
Solche und andere Tabellen sind auch in anderen Regelwerken in Gebrauch - ob nun Ausrüstungstabellen, Zufallstabellen, Fertigkeitstabellen, Erfahrungstabellen, etc.
Demnach wäre auch Call of Cthulhu ein Tabellenrollenspiel ...

Ich empfinde Rolemaster als recht modernes RPG. Es bietet mir für einfache Runden ein schnell Spielbares System, welches für Anfänger leicht zu erlernen ist, sich aber auch sehr erweiterbar darstellt. Beim einarbeiten in das hochgelobte Savage Worlds hab ich dagegen sehr viel länger gebraucht.
Aber, es ist eher ein "klasisches" RPG, bei dem der SL die Regel-Zügel in der Hand hält und nicht alle Spielteilnehmer gleichberechtigt an der Story mitarbeiten. Man sollte es eher mit dem aktuellen DSA, Shadowrun, Midgard oder D&D4 vergleichen und da schneidet Rolemaster meiner Meinung nach vorzüglich ab. Gegen Western City wirkt keines der von mir genannten RPGs sonderlich modern.
Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht sicher.
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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #78 am: 29.12.2009 | 15:13 »
Och, gerade D&D4 ist sehr modern wie man seinem klaren, zielgerichteten Design erkennt.

Offline Adrian

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #79 am: 29.12.2009 | 16:25 »
Ja, D&D4 ist vom Design her modern, ob es "zeitgemäß" ist muss jder für sich entscheiden.

Das schwierigste an Rolemaster ist allerdings die Charerstellung und somit eine gewisse Hürde vor dem Spiel. Bei Anfängern sollte man diese Arbeit evtl. vom SL übernehmen lassen.
« Letzte Änderung: 30.12.2009 | 01:38 von Adrian »
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Offline Nachtfrost

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #80 am: 29.12.2009 | 18:21 »
Aber gerade dieses Charaktererstellen - ja, zugegeben dauert es SEHR lang - macht mir besonders viel Spaß. Bei den meisten Systemen ist es eben so, dass nach einer Zeit alle Krieger, alle Raumpiloten, alle Revolverhelden sich sehr gleichen. Bei Rolemaster mit seinen breit gefächerten Skills kann ich meinen Charakter auch regeltechnisch individuell ausgestalten. Und jeder kann alles lernen. Ich kann einen leichten Hang zum PowergamingTM nicht verleugnen und daher tüftele ich gerne an meinen Charakteren.
Das schafft für mich eine besser Bindung zu meinem alter ego, als so 5 hingeklastschte Stats und dann noch 7/5/3 Skillpoints verteilt...

Ich rede hier übrigens rein über das Regelsystem. Das hat nichts mit rollenspielerischer Ausgestaltung zu tun und ersetzt natürlich nicht, sich Gedanken über seinen Charakter zu machen. Und ich schreibe auch hin und wieder mal mehrere Seiten lange Hintergrundgeschichten. Aber diesen Charaktergintergrund kann ich eben durch die Flexibilität des Systems gut wiederspiegeln.
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Offline Drantos

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #81 am: 29.12.2009 | 18:53 »
Aber gerade dieses Charaktererstellen - ja, zugegeben dauert es SEHR lang - macht mir besonders viel Spaß. Bei den meisten Systemen ist es eben so, dass nach einer Zeit alle Krieger, alle Raumpiloten, alle Revolverhelden sich sehr gleichen. Bei Rolemaster mit seinen breit gefächerten Skills kann ich meinen Charakter auch regeltechnisch individuell ausgestalten.

Das kann ich so unterschreiben. Wir spielen zur Zeit Rolemaster und WFRP2. Für mich ideal. Bei Warhammer hab ich einen Char in 5 Min. erstellt und kann loslegen.

Bei Rolemaster kann ich stunden-/tagelang über einer Charaktererschaffung brüten. Je nach Laune hab ich also das richtige System bereit.

Bezüglich der "komplizierten" Regeln hat Adrian eigentlich alles gesagt. Ich hab schon ne Menge Rollenspiele ausprobiert und von der Erlernbarkeit rangiert Rolemaster eher bei den Leichten.

Ich würde es so umschreiben: Leicht zu spielen - etwas schieriger zu leiten.


cu Drantos


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Offline Maarzan

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #82 am: 29.12.2009 | 18:56 »
Gibt es Leute hier die Rolemaster längerfristig gespielt haben und dazu kein Programm oder Excelsheet gebastelt haben?
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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #83 am: 29.12.2009 | 19:57 »
Ich. Damals gab es noch kein Excel.

Offline Hector

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #84 am: 29.12.2009 | 20:02 »
MERS, Rolemaster, Spacemaster, alles ohne Excel, damals hatte ich noch einen Atari 800XL, der konnte sowas nicht.  ;)
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Offline Nachtfrost

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #85 am: 29.12.2009 | 20:20 »
Nein, ganz ohne Netz und doppelten Boden. RM2 damals komplett ohne Excel, nur pen & paper.
Und man muss ja nur die Grundrechenarten beherrschen  ;D
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Offline Darius

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #86 am: 30.12.2009 | 06:47 »
Ich selbst hatte nie einen Excel Character. Bis heute wird alle schön per Hand geschrieben. Ist doch viel sytlischer. ;)
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Offline Nachtfrost

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #87 am: 30.12.2009 | 10:30 »
JA, sich die Skills schön aus dem Buch raussuchen und dann mit dem Stift auf dem Bogen notieren ist doch gleich was anderes als in einer Komplettliste ein paar Häkchen machen. Und ich suche mir nach 15 Jahren Rolemaster immer noch chronisch zu viele Skills aus ;D
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Online tartex

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #88 am: 30.12.2009 | 11:01 »
Ich muss mal irgendwas falsch gemacht haben, aber bei uns ging die Charaktererschaffung immer ganz flott:
Werte auswürfeln und ein paar Skills ankreuzen. Das war's doch, oder?
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Offline Darius

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #89 am: 30.12.2009 | 11:51 »
Naja. Also alleine die jeweiligen Skill Kosten, Berufsboni usw. ausrechnen und aufschreiben. Dann noch die Backroundoptionen machen und alles. Wir lassen uns aber auch gut Zeit dabei, weil es den Leuten echt auch ziemlich viel Spaß macht den Charakter zu machen. Ist immer ein Highlight.

Es dauert schon meistens ne halbe Stunde bis die Leute sich für einen Beruf entschieden haben. :D
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oliof

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #90 am: 30.12.2009 | 15:37 »
Ich hatte auch Spaß meinen Charakter zu bauen. Aber nervig wurde es als ich ihn ansah und merkte, dass das mehr eine "wish list" im Sinne von "soll er mal können" war. Als ich das durchgeholt hatte, wurde die Skill-Auswahl deutlich kürzer.

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #91 am: 12.01.2010 | 18:55 »
Kurz der Grund für diese Frage: Ich soll die Neuauflage von Rolemaster aus dem Hause 13Mann rezensieren und tue mich damit schwer. Das System wirkt sperrig, bleiern und sinnlos. Es wirkt altertümelnd und spröde. Gut, ich denke, es ist für Menschen geschrieben, die die absolute Simulation suchen und auch eine Tabelle für kritische Erfolge beim Schuhe-Anziehen suchen. Daher meine verzweifelte Frage an diejenigen, die das Spiel schon gespielt haben: Wer ist die Zielgruppe und spielt man das aus Nostalgie oder wird es noch als zeitgemäß erachtet?

Aus gegebenem Anlaß hätte ich großes Interesse daran, diese Rezi auch zu lesen und zu erfahren, wie sie zustande kam.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Darius

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #92 am: 31.01.2010 | 23:46 »
Folgende Rezension zu Rolemaster kam mir beim rumstöbern unter die Augen. Ich kann mich dieser Rezension nur anschließen. Ist aber eben nur meine persönliche Meinung, hat aber viel Wahres und richtiges in sich.


Edit. Hatte falschen Text kopiert...Berichtigung folgt. Sorry.

Hier die Kritik die ich eigentlich meinte:

Rezension von Stratos
Autor: Charlton, Coleman; Curtis, John

Aus der Reihe "Rolemaster"

Es zeugt schon von Mut, im Jahr 2007 - und das in einer Ära der Rollenspielkrise - "Rolemaster" auf Deutsch neu herauszubringen. Denn gerade dieses Rollenspiel steht für alles, was das "moderne" Rollenspiel eher nicht sein will: kompliziert, regelintensiv, tabellenlastig, komplex, ernsthaft und frei von atmosphärischer Begleitprosa. Kein Wunder, stammt doch die Erstausgabe aus dem Jahr 1980 - also noch aus der Anfangszeit des Hobbies. Man kann und muß deshalb die Frage stellen: was hat Rolemaster dem heutigen Rollenspieler noch zu sagen? Ist das Spiel gar nur noch aus historischen Gründen interessant?

In der Tat muß man dem jungen Verlag 13Mann/Sonnenfeste Respekt zollen für seine Entscheidung, die dritte Auflage von "Rolemaster" in deutscher Sprache herauszubringen. Sie ist mutig, sie ist selbstbewußt - und sie ist richtig. Denn "Rolemaster" weiß auch heute noch zu begeistern, mit seinem - zugegeben - schroffen Charme, der eine ganz andere Herangehensweise an das Rollenspiel erfordert. "Rolemaster", ein offenes System für alle denkbaren Fantasy-Kampagnenwelten (das Rules-Only-Grundregelwerk verzichtet nämlich auf einen Hintergrund), ist sehr viel mehr als Spielsimulation angelegt, er versucht mit durchdachten und in sich logischen Mechanismen alle denkbaren Situationen des Abenteuerspiels zu erfassen. Das System hat sich auch in seiner dritten Verkörperung nicht wirklich verschlankt, aber die Regeln wirken konsistenter und konsequenter. Die Charakterentwicklung glänzt mit vielen Optionen zur Hintergrundgestaltung, zur Ausbildung und Weiterentwicklung der neun vorgegebenen Klassen (Krieger, Dieb, Schurke, Magier, Kleriker, Mentalist, Waldläufer, Trickser und Barde). Die Fertigkeiten sind clever in Fertigkeitsgruppen zusammengefasst und damit gut zu handhaben, die Kampfregeln sehr gut in die allgemeinen "Aktionsregeln" eingebettet. Übrigens ein erstaunlicher Ansatz: ein eigenes Kapitel zum Thema Kampf gibt es nicht. Kämpfe werden nicht auf einer höheren Simulationsebene abgehandelt als Bewegungen, Fertigkeitsproben und andere Manöver - was freilich nichts daran ändert, daß "Rolemaster" mit unzähligen Angriffsoptionen, Schadenstabellen und Kampfmanövern aufwartet.
Damit wären wir also bei den Tabellen, seit jeher der Zankapfel von "Rolemaster" und "Rolemaster"-nahen Spielen wie MERP/MERS. Auch in dieser Ausgabe finden sich wieder einmal reichlich davon: die Tabelle "Kritische Treffer gegen große Wesen" (S. 270), die "Angriffstabelle Rammen & Umklammern" (S. 259) nebst den vielen Zauber- und Patzerlisten. Die einen werden bei dieser Tabellenflut stöhnen, die anderen jubeln; denn tatsächlich läßt sich mithilfe dieser Tabellen nahezu jede Situation regelnah klären. Der Spielleiter wird dadurch freilich einiger Macht beraubt, er wird in vielerlei Hinsicht zum Regel- und Tabellenverwalter. Diese Spielweise (die man mit Abstrichen auch bei Harnmaster vorfindet) ist heute ziemlich verpönt, und die Spielautoren (Coleman Charton, John Curtis, Pete Fanlon und Steve Marvin) wissen das. Sie präsentieren und progagieren das neue "Rolemaster" deshalb immer wieder als Baukastensystem, dessen Elemente sich leicht voneinander lösen und miteinander kombinieren lassen - frei nach dem Motto: mach dein Spiel so komplex, wie du es willst. Und das klappt dank der in sich stimmigen Regeln vorzüglich. Wer sich an "Rolemaster" versuchen will, kann dank des logischen Aufbaus erst mit kleinen Brötchen backen und sich dann nach und nach mehr in die Materie einarbeiten. Und wer das nicht will? Nun, der kann das "Rolemaster"-Buch noch immer als Ideensteinbruch verwenden. Das macht diesen Klassiker (vor allem nach seiner Frischzellenkur) auch für Spieler anderer Systeme interessant, sofern sie sich nicht von der gelegentlich trockenen Sprache abschrecken lassen. Hier hätte eventuell auch die Übersetzung (Bernd Blecha, Thomas Eigen, Sebastian Witzmann) etwas spritziger sein können. Im Groben und Ganzen aber ist sie gelungen, was man auch vom Layout (die Seiten sind im herben Beige gehalten, der Text läßt an den Rändern genug Raum, um das Auge nicht zu ermüden) sagen kann. Sauber lektoriert ist das Buch ebenfalls - ein dicker Pluspunkt. Und die Illustrationen, eigens für die deutsche Ausgabe angefertigt, wirken modern und sorgen für Flair. Allenfalls über das doch recht dünne Papier muß man meckern, das für ein Grundregelwerk zu fragil wirkt. Schließlich erfordert ja gerade "Rolemaster" heftiges Blättern ... ob die Bücher das lange überleben werden?

Es bleibt der einzige Minuspunkt dieser wirklich gelungenen Ausgabe. "Rolemaster" ist kantig, klassisch, konservativ, ist sich in wesentlichen Elementen treu geblieben und schielt nicht auf heutige Standards, sondern setzt ganz auf seine Stärken. Kein Spiel für jeden, kein Massenprodukt und ganz bestimmt kein Einsteigersystem - doch für passionierte Rollenspieler, experimentierfreudige Gruppen und simulationsfreudige Menschen eine Offenbarung. Eine gelungenes Revial für ein großes Rollenspielsystem, und ein nicht minder gelungener Einstieg für 13Mann. Die haben übrigens noch einiges vor mit "Rolemaster": das Kampfhandbuch und ein Spielleiterschirm sollen noch im Oktober 2007 folgen, zwei Zauberbücher und - ganz wichtig - unterstützende Abenteuer ebenfalls. Die Jungs von der Sonnenfeste meinen es ernst. Der Erfolg ist ihnen zu wünschen.
« Letzte Änderung: 31.01.2010 | 23:49 von Darius »
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Offline Drantos

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #93 am: 1.02.2010 | 00:10 »
Hinzuzufügen sei, dass die "dünnen" Blätter ausgezeichnet halten. Hab das GRW seit Erscheinen in reger Benutzung und es macht immer noch einen erstklassigen Eindruck  :d


cu Drantos


P.s. Rolemaster ist schon allein deswegen zeitgemäß, weil wir jetzt in 2 verschiedenen Runden mit 2 verschiedenen SL neu anfangen.
« Letzte Änderung: 1.02.2010 | 00:12 von Drantos »
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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #94 am: 1.02.2010 | 00:29 »
Ja ich hatte auch nicht den Eindruck, dass die Blätter zu dünn wären.

Die Aufmachung an sich fand ich nämlich ziemlich ziemlich gut. Die Illustrationen gefallen mir. :d
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Offline Nachtfrost

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #95 am: 1.02.2010 | 00:36 »
Das GRW hält und hält und hält. Nur die anderen Bücher mit dem dicken PApier gehen am Rücken langsam ein wenig aus dem Leim. Vor allem bei der Menge an "schwerer Literatur" hätte ich mir im Nachhinein gewünscht, sie wären beim dünnen (aber WIRKLICH stabilen) Papier geblieben. Mit GRW, Kampfhandbuch, Zauberbuch, Charakterhandbuch und Erweiterung: Leitmagie kann der Weg zum Spielabend schon mal mit nem Bandscheibenvorfall beginnen...
« Letzte Änderung: 1.02.2010 | 00:38 von Nachtfrost »
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #96 am: 7.02.2010 | 00:26 »
[...] hätte ich mir im Nachhinein gewünscht, sie wären beim dünnen (aber WIRKLICH stabilen) Papier geblieben.
Bis auf die 2 Tage direkt nach dem Kauf des GRWs war ich immer für das dünne Papier.
Mit der Umstellung auf die gravierten Holzplatten war ich von Anfang an unzufrieden.
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Offline Darius

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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #97 am: 3.03.2010 | 10:45 »
So! Ich war jetzt auf dem Treffen und konnte auch mal andere Systeme ausprobieren.

Das waren D&D 4, Song of Ice and Fire, The Riddle of Steel und Ars Magica.

Jetzt muss ich mal sagen, dass Rolemaster gar nicht so veraltet ist und auch nicht länger braucht, um Kämpfe oder so abzuhandeln. Eine Kampfrunde bei D&D 4 dauert auch nicht kürzer bsi alles gewürfelt ist. TRoS würde ich sagen dauert noch länger. Ice and Fire ebenso.

Ich dachte bei den ganzen Kritiken zu Rolemaster wäre das alles viel schneller in anderen Systemen und es gäbe weniger Regeln. Ist aber nicht so muss ich sagen.

Für den Spieler gibt sich das nicht viel. Der SL mag ein anderes Thema sein.

All unmodern empfinde ich Rolemaster nun also nicht mehr.
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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #98 am: 3.03.2010 | 10:53 »
Vielleicht sind einfach all diese Systeme unmodern?
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Re: Rolemaster noch zeitgemäß?
« Antwort #99 am: 3.03.2010 | 11:10 »
Das sind jetzt alles Systeme, mit denen ich mich nicht so auskenne -- D&D hab ich nur bis 3.5 gespielt; TRoS kenne ich flüchtig, die anderen beiden gar nicht.
Allerdings habe ich von TRoS einen ziemlich gräßlichen Eindruck gewonnen; insofern gebe ich dir Recht: moderner oder zeitgemäßer als RuleMonster ist es wohl nicht. So wie ich das sehe, bricht das System sofort zusammen, sobald man keine klare 1:1-Duellsituation hat; dann hat man auch wieder diese völlig bescheuerten Tabellen, auf denen man sorgfältig nachsehen muss, ob der auf den Hals gezielte Schlag nicht etwa den Kopf, die Schulter oder den Arm getroffen hat, damit man auch genau weiß, woran man genau stirbt. Ist ja schließlich von allerhöchster Wichtigkeit.

Kurzum, RM durch TRoS zu ersetzen, ist wohl ungefähr so sinnvoll wie den Teufel mit dem sprichwörtlichen Beelzebub auszutreiben.
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