Autor Thema: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?  (Gelesen 24683 mal)

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Offline Herr der Nacht

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #100 am: 18.02.2010 | 11:32 »
Ah, da fehlten Kommata und so.
Ich meinte das die SLs im freien Spiel keine zwingende Dramaturgie auf Teufel komm raus wollen.
Nicht das die SLs um Teufel komm raus keine Dramaturgie wollen. ^^;
:D Hilfe! Hilfe! Schiesst die Drama Queen ab :D


Wobei ich noch dran zweifel das freies Spiel (gar komplex) dramaturgisch sein kann ^^;
Aber das waere wohl ein Thema fuer einen eigenen Thread,...

Letztens ist bei unserem "freien Spiel" ein SC im Gladiatorenkampf gegen einen NSC verstorben. Die Spieler empfanden das durchaus als dramaturgisch.

Meine NSCs sind fiese Arschlöcher, ebenso wie die SCs, es werden komplexe Verschwörungen geplant und die Verbündeten und Feinde sorgfältig gewählt. Ich sehe nicht was daran nicht dramaturgisch sein sollte.

Manchmal kommt mir der Eindruck unter freiem oder Sandbox-Stil wäre für Unwissende wirklich nur ein Haufen Jungs die sich um eine Zufallstabelle scharren und darauf warten was der SL auf der "Verprügel-Monsterliste" auswürfelt.

Dabei heißt freies Spiel nicht dramafreies Spiel sondern, Nichtspieler-einschränkendes Spiel dass daraus seine Freiheit und Dramaturgie zieht.

Offline Teylen

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #101 am: 18.02.2010 | 11:55 »
Letztens ist bei unserem "freien Spiel" ein SC im Gladiatorenkampf gegen einen NSC verstorben. Die Spieler empfanden das durchaus als dramaturgisch.
Ein Drama umfasst fuer mich mehr als den bewegenden Moment sondern sind Ablaeufe die ueber einen dramaturgischen Bogen verbunden sind und entwickelt werden. Und dabei einen Spannungsbogen haben.

Heisst Romeo und Julia ist, meiner Meinung nach, nicht dramatisch weil beide Charaktere ein Ziel haben und es ist ebenso nicht dramatisch weil es Intrigen gibt, sondern weil die Charaktere neben dem Ziel von der Handlungs- Entwicklung mit gerissen werden.

Nunja und auch bei Buffy ist es doch nicht so das Buffy als eine Figur anfing die das Ziel hatte Monster zu killen und den Wunsch Konflikt "Mag Freunde behalten, Liebe einen Vampire vs. Einzelkaempferische Slayer Tradition, Schwarz Weiss bild" sondern weil die Figur anhand von dramatischen Ereignissen dazu kommt ueberhaupt Ziele zu entwickeln und Sachen zu hinterfragen (zu muessen).

Zitat
Manchmal kommt mir der Eindruck unter freiem oder Sandbox-Stil wäre für Unwissende wirklich nur ein Haufen Jungs die sich um eine Zufallstabelle scharren und darauf warten was der SL auf der "Verprügel-Monsterliste" auswürfelt.
Ich habe eher den Eindruck das man beim Monster of the Week darauf wartet das ein Dramabogen vorbei laeuft, es aber nicht ueber das MoW Thema hinauskommt.

Heisst wo dramaturgie betontes Spiel Buffy ist sehe ich den Sandbox Stil irgendwie so bei der alten Superman Serie.
Klare Motivation der Figur, klare Schwaeche aber effektiv gesehen kein laengerer Spannungsbogen. Was dann im aller besten fall auf TNG Niveau kommt, aber nicht drueber.

Zitat
Dabei heißt freies Spiel nicht dramafreies Spiel sondern, Nichtspieler-einschränkendes Spiel dass daraus seine Freiheit und Dramaturgie zieht.
Freiheit und Dramaturgie sind imho in gewisserweise sich ausschliessende Begriffe..
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Offline Glgnfz

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #102 am: 18.02.2010 | 13:38 »
Ah, da fehlten Kommata und so.
Ich meinte das die SLs im freien Spiel keine zwingende Dramaturgie auf Teufel komm raus wollen.

Hast du irgendwo ein Seminar belegt: "Wie schieße ich mit meinem zweiten Satz dem ersten ins Bein"??? ::) Vor allem das "und so" hast du ja genau erwischt!




So! Genug geklugscheißert! Worauf der Dolge hinweist ist natürlich (unter anderer Prämisse) absolut richtig! Aber das habe ich auch schon oft geschrieben, dass im freien Spiel meist automatisch eine gewisse "Ordnung" entsteht, die nicht einer gewissen Dramatik, manchmal sogar einem recht klassischen Aufbau ähnelt. Das sollte aber (meiner Meinung nach) nicht Aufgabe des SL sein, sondern es ergibt sich ganz einfach aus den Gegebenheiten heraus.
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Offline Teylen

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #103 am: 18.02.2010 | 14:08 »
Hast du irgendwo ein Seminar belegt: "Wie schieße ich mit meinem zweiten Satz dem ersten ins Bein"??? ::) Vor allem das "und so" hast du ja genau erwischt!
Klar, das Seminar kam direkt nach "Ironie uebersehen fuer Fortgeschrittene" vor "Die falschen Worten finden" und lief parallel zum "Fettnaeppchen Walzer Tanzkurs". Bei dem engen Terminplan blieb leider kein Platz fuer "Korrekte Grammatik in allen Lebenslagen" und "Allzeit fehlerloses schreiben".  :-[
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ChristophDolge

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #104 am: 18.02.2010 | 14:17 »
Zitat
Aber das habe ich auch schon oft geschrieben, dass im freien Spiel meist automatisch eine gewisse "Ordnung" entsteht, die nicht einer gewissen Dramatik, manchmal sogar einem recht klassischen Aufbau ähnelt. Das sollte aber (meiner Meinung nach) nicht Aufgabe des SL sein, sondern es ergibt sich ganz einfach aus den Gegebenheiten heraus.

Natürlich ist es nicht "nur" Aufgabe des SLs, auch die Spieler sollten sich daran beteiligen, eine Dramaturgie zu erschaffen, wenn sie Wert auf eine legen. Wenn nicht - whatever....

Achamanian

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #105 am: 18.02.2010 | 15:45 »
Natürlich ist es nicht "nur" Aufgabe des SLs, auch die Spieler sollten sich daran beteiligen, eine Dramaturgie zu erschaffen, wenn sie Wert auf eine legen. Wenn nicht - whatever....

Ich weiß nicht ... Bewusst als Gruppe eine Dramaturgie "erschaffen" macht man bei Prime Time Adventures - das ist einerseits ein sehr gutes Beispiel dafür, dass freie Spielformen nicht dramaturgiefrei sein müssen (im Gegenteil können sie evtl. ganz und gar auf Dramaturgie abstellen). Andererseits aber kein gutes Beispiel dafür, wie so etwas bei DSA funktionieren könnte, finde ich, weil die DSA-Regeln ja keine dramaturgische Dynamik unterstützen.

Ich glaube, wenn man versucht, bei einem solcherart klassischen RSP als Spieler eine Dramaturgie "mitzubauen", dann landet man letztlich wieder beim Raten, was der SL sich vorstellt, und das wird leicht öde. Ich vertraue eher darauf, dass dramatische Handlungsbögen sich logisch daraus entwickeln, dass SC und NSC widerstreitenden Zielen nachgehen und dabei miteinander und mit sich selbst in Konflikt geraten. Und daraus, dass Spieler den Mut haben, sich im Zweifelsfall für die dramatisch ergiebigere Handlungsalternative zu entscheiden (also meistens für die, bei der sie für ihre Charaktere mehr  aufs Spiel setzen - und das muss sich nicht immer auf Lebensgefahr beziehen, sondern durchaus auch auf Status, Freundschaft, Idealvorstellungen).

Das ist dann eben wieder ein bisschen wie der Unterschied, ob man einen Roman von den Figuren her schreibt oder von der Handlung her ... beides sind geeignete Methoden, Dramatik zu erzeugen. Nur ist als Spielerfahrung das von den Figuren her "schreiben" eben offener.

ChristophDolge

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #106 am: 19.02.2010 | 07:59 »
Zitat
Ich glaube, wenn man versucht, bei einem solcherart klassischen RSP als Spieler eine Dramaturgie "mitzubauen", dann landet man letztlich wieder beim Raten, was der SL sich vorstellt, und das wird leicht öde.

Mitnichten. Gerade beim freien Spiel haben doch auch die Spieler viel direktere Input-Möglichkeiten. Sie können eben selbst Einfluss darauf nehmen, was abgeht. Ich sage ja auch nicht, dass das mit Drama-orientieren Spielen direkt vergleichbar ist, aber es muss sich eben nicht ausschließen.

Achamanian

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #107 am: 19.02.2010 | 10:43 »
Mitnichten. Gerade beim freien Spiel haben doch auch die Spieler viel direktere Input-Möglichkeiten. Sie können eben selbst Einfluss darauf nehmen, was abgeht. Ich sage ja auch nicht, dass das mit Drama-orientieren Spielen direkt vergleichbar ist, aber es muss sich eben nicht ausschließen.

Vielleicht hänge ich mich auch nur an dem Wörtchen "Dramaturgie" auf, weil das ja einen Gesamtbogen vom Anfang bis Ende einer Geschichte bezeichnet. Und wenn die Spieler so spielen, dass sie dauernd einen fiktiven dramaturgischen Gesamtbogen im Blick haben, dann glaube ich halt, dass sie sich selbst sehr einschränken.
Dramatisches Handeln finde ich dagegen ideal für freies Spiel - also Spieler, die ihre Charaktere (natürlich mit Bedacht) auf die Zuspitzung von Konflikten hin agieren lassen.

ErikErikson

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #108 am: 19.02.2010 | 12:00 »
Ein Autor allein hat genug Probleme, in meist mühsamer Arbeit seine gute Story hinzukriegen.

Da würd ich ja lachen, wenn das ein paar RPGler in ihrer Runde improvisieren, Amateure, Gruppenarbeit bei ner kreativen Aufgabe, noch dazu einer, die wohl nicht umsonst max. von zeir Personen gemacht wird.

Wenn ihr sagt, bei euch kommt Dramatik raus, dann meint ihr, dass ihr Konflikte habt, von mir aus auch spannende. Aber die ergeben insgesamt kein Muster, das selbst ne Aussage hat. 

ChristophDolge

  • Gast
Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #109 am: 19.02.2010 | 12:09 »
Alles eine Frage, was für Ansprüche man an seine Dramaturgie hat. Wenn man da z.B. auch die Interpretation im Sinne von Regie reinnimmt (die Inszenierung, also Präsentation von Szenen, Auswahl der relevanten Schauplätze, "Bühnengestaltung", Beleuchtung etc.) ist das durchaus machbar. Auch einen Spannungsbogen bekommt man hin - die meisten Gruppen machen das sogar intuitiv - um eine Einleitung kommt man in der Regel gar nicht vorbei, einen Höhepunkt zu setzen ist jetzt auch nicht so schwer und einen Kampagnenabschnitt ordentlich zu beenden ebenfalls nicht. Wenn man natürlich meint, ein zweiter Goethe zu sein oder von mir aus auch sonstwas für ein toller Filmregisseur, wird es albern, aber es gibt bestimmtes Handwerkszeug, dass völlig unabhängig von der äußeren Form (vorgegebener Plot vs. freies Spiel) funktioniert.

@Topic:
Insgesamt nochmal meine Einschätzung: Freies Spiel ist nur dann möglich, wenn man sich von den Vorstellungen der Redax löst, was gutes Rollenspiel ausmacht. Es gibt allerdings z.B. einige Aspekte, die sich für freies Spiel sehr gut eignen - z.B. die Suche nach Lehrmeistern für Talente und Sonderfertigkeiten oder auch Zaubersprüche und Rituale, bestimmte Nachteile wie "gesucht", "Verpflichtungen" oder auch bestimmte Charaktertypen, die an bestimmten Zusammenkünften (Elfen und ihre Sala, Hexen etc.) teilnehmen müssen. Selbst was das angeht, ist das Regelwerk also sehr unsauber ausgearbeitet - zum einen hat man unsäglich viel Gängelei, zum anderen aber auch etliche Anknüpfungspunkte für ein sehr freies Spiel ohne Plotfokus.
« Letzte Änderung: 19.02.2010 | 12:16 von Don Dolge »

ErikErikson

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #110 am: 19.02.2010 | 12:15 »
Stimmt. Ich behaupte aber, das selbst das "Die Zwerge" Niveau kaum jemals auch nur annähernd erreicht wird. Rein aus meinen Erfahrungen. Und dieses extrem schlechte "literarische" Niveau irritert mich, weil ich momentan voll auf der "Standartfantasyromanebene" bin. Ich glaub das ist der Punkt bei mir. Ich kriege nicht das, was ich erwarte, gewohnt bin und auch (im Moment) will. Ich bin sogar der Meinung, das freies Spiel anspruchsvoller und intelligenter sein könnte.

Oft hat man ja uach gar nicht den Anspruch. Ich mach auch gern RPG rein wegn Geselligkeit. Aber FS irritiert.

ChristophDolge

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #111 am: 19.02.2010 | 12:17 »
Na gut ich gebs zu. Jetzt kann ich deinen Gedanken einfach nicht mehr richtig folgen.

Achamanian

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #112 am: 19.02.2010 | 12:41 »
Alles eine Frage, was für Ansprüche man an seine Dramaturgie hat. Wenn man da z.B. auch die Interpretation im Sinne von Regie reinnimmt (die Inszenierung, also Präsentation von Szenen, Auswahl der relevanten Schauplätze, "Bühnengestaltung", Beleuchtung etc.) ist das durchaus machbar. Auch einen Spannungsbogen bekommt man hin - die meisten Gruppen machen das sogar intuitiv - um eine Einleitung kommt man in der Regel gar nicht vorbei, einen Höhepunkt zu setzen ist jetzt auch nicht so schwer und einen Kampagnenabschnitt ordentlich zu beenden ebenfalls nicht. Wenn man natürlich meint, ein zweiter Goethe zu sein oder von mir aus auch sonstwas für ein toller Filmregisseur, wird es albern, aber es gibt bestimmtes Handwerkszeug, dass völlig unabhängig von der äußeren Form (vorgegebener Plot vs. freies Spiel) funktioniert.


Da stimme ich voll zu.

@Erik:
Zitat
Ich behaupte aber, das selbst das "Die Zwerge" Niveau kaum jemals auch nur annähernd erreicht wird. Rein aus meinen Erfahrungen. Und dieses extrem schlechte "literarische" Niveau irritert mich, weil ich momentan voll auf der "Standartfantasyromanebene" bin. Ich glaub das ist der Punkt bei mir. Ich kriege nicht das, was ich erwarte, gewohnt bin und auch (im Moment) will. Ich bin sogar der Meinung, das freies Spiel anspruchsvoller und intelligenter sein könnte.

Also erstens geht es doch nicht darum, einen tollen "Roman" zu produzieren, es geht darum eine gut, spaßige, vielschichtige, fordernde Spielerfahrung zu haben. Die "Geschichte" ist ein "Abfallprodukt" - den Zusammenhang zwischen einer guten Spielerfahrung und einer guten Geschichte könnte man jetzt erörtern, wahrscheinlich ist der irgendwie tendenziell da, aber nicht zwingend. Da die Retrospektive ("ah, das haben wir alles erlebt, und das führt jetzt zu dem, cool!"), teil der Spielerfahrung ist, dürfte es jedenfalls eine positive Korellation geben.

Aber ich behaupte mal aus MEINER Erfahrung: Gelungenes freies Spiel produziert tendenziell sehr viel BESSERE Geschichten als das, was man an neuem deutschen Fantasy-Roman-Mumpf um die Ohren gehauen kriegt. Weil die Schema-F-Fantasy nämlich die Tendenz hat, von der Geschichte her zu denken und nicht von den Figuren und deshalb meistens nur platte Figuren, langweilige Konflikte und einen Haufen Klischees aufzubieten hat.

Nennt mich altmodisch, aber ich finde: Ein Roman sollte von den Figuren her funktionieren (es sei denn, er ist in irgendeiner anderne Hinsicht genial und innovativ ...), und eine Rollenspielsitzung sollte von den Charakteren her funktionieren. Und damit sind wir wieder bei DSA, das mit den Abenteuern tendenziell "Romane" vorlegt, die selbst als Romane nicht wirklich gut sein können, weil genau die Hauptfiguren (die SC) ja aus ihnen ausgeklammert werden. Und weil das dann selbst den Fantasy-Mumpflesern auffällt, dass solche Geschichten doch etwas zu Figurenarm sind, kriegt man die NSC-Endlossoap, mit dem Effekt, dass die SC von den Plätzen der Hauptfiguren verbannt werden - was wiederum kontraproduktiv für ein interessantes freies Spiel ist.

All das eigentlich nur, um den nervigen Einwand abzuwehren, dass man mit "freiem Spiel" ja eh keine gute Geschichte hinkriegt. Das ist einfach Unsinn. Können wir uns dann vielleicht auch wieder dem Thema zuwenden, also: (Wie) kann man Aventurien als freies Setting verwenden?
« Letzte Änderung: 19.02.2010 | 12:43 von Achamanian »

Offline korknadel

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #113 am: 20.02.2010 | 10:31 »
Ich habe zudem die Erfahrung gemacht, dass die besten Geschichten in den Bereichen eines Abenteuers herauskommen, wo man Raum hat zu improvisieren. Freilich hat man als SL bei vorgeplotteten Abenteuern das Vergnügen, eine mehr oder weniger gelungene, spannende Dramaturgie vor sich zu haben (zum Beispiel beim Lesen von Kaufabenteuern). Aber beim Spielen entsteht dann oft ein ganz anderer Eindruck. Oft ging es mir so, dass das, was auf dem Papier so wunederbar dramaturgisch erschien, im Spiel dann eher verwirrend und unbefriedigend war, gerade weil die Spieler sich schön entlang gehangelt haben, den Überblick aber nicht hatten, manches übersprungen oder nicht recht verstanden hatten etc.

Auch jüngst bei der Simyala-Kampagne, über die in einem Thread hier berichtet wurde und die ich als Spieler erlebt habe, entstanden die denkwürdigen, romanhaften Geschichten nicht dort, wo wir wie vorgesehen Rätsel ergründet und Finales erlebt haben, sondern dort, wo sich uns Sandkästen auftaten. Von daher glaube ich nicht allein von der Theorie her nicht, dass sich freies Spiel und Geschichten widersprechen, sondern vor allem aus negativer Erfahrung mit vorgeplottetem Spiel heraus. Wenn man mal ehrlich ist.

Und wie ich bereits desöfteren erwähnt habe, es gibt auch Kompromisse zwischen freiem Spiel und Plot, die einem die ganz persönlichen Dramen des freien Spiels erleben lassen, einen gleichzeitig aber auch am "Metaplot" teilhaben lassen, wofür auch wieder unsere Simyala-Kampagne ein gutes Beispiel war.
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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #114 am: 20.02.2010 | 11:22 »
Ein Autor allein hat genug Probleme, in meist mühsamer Arbeit seine gute Story hinzukriegen.

Da würd ich ja lachen, wenn das ein paar RPGler in ihrer Runde improvisieren, Amateure, Gruppenarbeit bei ner kreativen Aufgabe, noch dazu einer, die wohl nicht umsonst max. von zeir Personen gemacht wird.

Wenn ihr sagt, bei euch kommt Dramatik raus, dann meint ihr, dass ihr Konflikte habt, von mir aus auch spannende. Aber die ergeben insgesamt kein Muster, das selbst ne Aussage hat. 

Die Aussage eines Textes liegt immer im Interpretationsraum des Einzelnen, will sagen: Was deiner Meinung nach ein Mustr ergibt, das "Aussage" hat, ist fuer jemand anderen aussage- und belanglos.

Wie schon einige Vorredner geschrieben haben: Du bist im falschen Thema.

Offline Herr der Nacht

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #115 am: 20.02.2010 | 16:42 »
Wenn ihr sagt, bei euch kommt Dramatik raus, dann meint ihr, dass ihr Konflikte habt, von mir aus auch spannende. Aber die ergeben insgesamt kein Muster, das selbst ne Aussage hat. 

Konflikte ergeben Dramaturgie. Punkt.

So einfach ist das.

Vielleicht nicht das klassische Drama nach Freytag, aber dass ist ohnehin nur eine Auslegung, egal was eure Deutschlehrer euch erzählt haben

Vielleicht sollten wir nur noch in kurz schreiben, damit es auch endlich mal verständlich wird. Diese kühnen Behauptungen ohne Beleg sind schon wirklich interessant aber höchstgradig nervig.

Im Endeffekt kann ich nur darüber lachen wenn mir jemand erzählt, solange ich keine vorgebenenen Scripte verwende wäre unser Spiel frei von Dramaturgie.  ::)

ErikErikson

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #116 am: 20.02.2010 | 16:48 »
Wenigstens mal ne Defi, aber jetzt definierst du Dramaturgie nach Freytag, den ich nicht kenn. So ist das doch nur wieder Durcheinander. Wenn ich dann in deiner Runde dabei wär, würd ich vielleicht sagen ja, das issses, oder ja das isses nicht.

Ich habs halt anders erlebt, alles Erfahrungswerte. Noch keine freie Runde gesehen, wo sich ne Story wie in nem "Die Zwerge" Niveau. artigen Fantasyroman entwickelt hätte.

Darum gehts mir übrigens, nen Story wie in nem mittelmäßigen Fantasyroman. Nicht unbedingt Dramaturige.

Außerdem sollte ein Thema, eine Prämisse dasein. Das ist aber im FS und im RR möglich, und fehlt oft genug bei beiden.

Alles natürlich nur mein Stil, wies mir gefällt.

Und ich schätze, das FS meist umso besser wird, je länger die Runde läuft. Ich hatte noch keine langlaufende FS Runde, daher mag ich mich täuschen.






« Letzte Änderung: 20.02.2010 | 16:52 von ErikErikson »

Offline carthinius

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #117 am: 20.02.2010 | 19:48 »
Außerdem sollte ein Thema, eine Prämisse dasein. Das ist aber im FS und im RR möglich, und fehlt oft genug bei beiden.
Warum wirfst du jemandem vor, neue Begriffe einzubringen, die du nicht kennst, wenn du dann selbst einen Begriff wie "Prämisse" in den Raum wirfst, der im Gegensatz zum Freytag-Modell mehrdeutig ist, und dann sagst, sowas würde für dich zum Spiel dazu gehören?
Erklär bitte erstmal, was du meinst, dann sehen wir mal weiter. So, wie ich den Begriff kenne und verstehe, ist das (im "schlimmsten" Fall) die "Moral" von der Geschichte bzw. ein "Grundthema" einer Sitzung wie z.B. in einer Serie wie "Star Trek", die dann auch ein Grundthema hat, das in einer Folge in zwei oder drei parallelen Stories eine Rolle spielt. Meinst du sowas?!
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Achamanian

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #118 am: 21.02.2010 | 09:48 »
Ich wusste schon mal, wie das ging, habe es aber wieder vergessen. Kann mir jemand eine absolute Kurzfassung geben, wie man bei Prime Time Adventures Dramaturgie "erschafft"?

Zum einen haben die Folgen Aktstrukturen, weiß nicht mehr genau, wie die vorgeschlagen werden, aber üblicherweise geht es um Einführung eiens Hauptkonflikts, Zuspitzung, evtl. Wendepunkt und Auflösung oder Überleitung in den nächsten Konflikt. Zum anderen sind die Regeln darauf ausgelegt, dass nur in entscheidenden Situationen über Erfolg und isserfolg entschieden wird - und zwar ganz makromäßig anhand der Intentionen der Protagonisten (also: Wer erreicht, was er will und wer nicht?). Ich denke, das leitet einen mehr zum Bau einer Dramaturgie hin, weil man sich ständig fragen muss, was jetzt gerade eigentlich der entscheidende Konflikt ist, der in der Szene bearbeitet wird.

ErikErikson

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #119 am: 21.02.2010 | 10:02 »
@Carthinius:

Sorry, du hast recht. Ich hab den Begriff eher für mich eingeführt, meine eigenen Gedankengänge durchs Schreiben klarer gemacht.

Mir ist das Thema aber einfach zu kontrovers, um weiter zu posten, sorry, also will ichs auch nicht länger erläutern. Da käm wieder zuviel Streit bei raus.

Achamanian

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #120 am: 21.02.2010 | 11:11 »
AH, herzlichen Dank.

Und das von mir zitierte wird so vorgegeben? Also alle Spieler wissen "jetzt geht es um die Zuspitzung unseres Konflikts (nämlich dass wir beide die selbe Frau lieben)" und dann spielt das jeder freiwllig und von sich aus? Also jeder Spieler verhält sich dann so, dass sich der Konflikt zuspitzt?

Oder wie muss ich mir das vorstellen?


(Sorry für OT, nur um die FRage zu beantworten):
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Offline Glgnfz

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #121 am: 27.09.2010 | 16:18 »
Wo gerade das Voodoo-Abenteuer so gut ankommt, ist mir dieser Thread eingefallen.

Ich weiß leider nicht mehr welchen beiden Diskussionsteilnehmern ich LARM als PDF geschickt hatte, aber es würde mich doch interessieren, ob es mal mit DSA-Spielern gespielt wurde.


... ich habe nämlich als Feedback von Vulcano aus dem Blutschwerter-Forum, dass er sich schwer tat und einfach die Abenteuer der Reihe nach runtergspielt, die Dorfbeschreibung aber größtenteils ignoriert hat. Es ist auch eher DSA-/midgard-geprägt, daher könnte ich mir ähnliche Probleme vorstellen.
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Coldwyn: "Hach, was haben die Franzosen für schöne Produkte, wir haben irgendwie nur Glgnfz. Wie unfair."

Offline Gwynplaine

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Re: DSA und ein freies Setting - würde es funktionieren?
« Antwort #122 am: 27.09.2010 | 23:54 »
Schön, dass dieser Thread wieder aufgetaucht ist (hatte ihn seiner Zeit gar nicht mitbekommen).

Ich habe jetzt gar nicht alles gelesen, aber möchte noch ein paar Dinge zum Szenario "Der Falke kämpft um seinen Horst" aus "Hinter dem Thron" loswerden:

In meiner damaligen Gruppe kam dieser Teil der Kampagne wahnsinnig gut an und ist heute noch das Highlight aller von uns gespielten DSA-Abenteuer.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Was Glgnfz in seinem langen Beitrag jedoch dazu sagt ist vollkommen richtig: sieben Seiten sind für das Szenario eindeutig zu wenig und vieles ist noch zu schwammig formuliert.

Folgendes habe ich damals gemacht:
Ausgehend von den kurzen Beschreibungen der Orte auf der Minikarte habe ich jeden Ort einzeln mittels Hârnmanor erstellt. Ich hatte also für jedes Dorf die genauen Ressourcen (Geld, Nahrung,...), Arten von NSCs (welche Handwerker, Geweihte, Bewaffnete usw.) und passende Gebäude zur Verfügung (gibts nen Müller so gibts auch ne Mühle etc.). Auf der Basis habe ich für jedes Dorf eine Karte gezeichnet und den NSCs per Zufallstabelle ein Adjektiv zugeordnet (etwa "mürrisch", "rothaarig", "lispelnd").
Schritt 2 war dann die Timeline.
Hierzu habe ich mehrere Kalender erstellt, der für jeden Tag bis zum im Abenteuer angegebenen Stichtag die Ereignisse vorgibt (einen Kalender für die ganze Region und jeweils ein Kalender für jedes Dorf). Auch hier halfen mir sehr die Zufallstabellen von Hârnmaster (einmal fürs Wetter, dann für Ereignisse wie z.B. Überfälle, Feuer usw.). Auch trug ich hier ein, wann welcher NSC wo eintrifft (es gibt da ja z.B. diesen Typen, der sich verkleidet; eine Hexe usw.). Auch wann eine Karawane wo eintrifft, wann Holz- und Silberlieferungen wo unterwegs sind etc.

Den Spielern habe ich dann erstmal erklärt, wie das ganze Szenario abläuft (sie waren mit solch einem Abenteuerablauf nicht vertraut). Geron stand zwar mit Rat und Tat zur Seite, die gesamte Planung haben aber die Spieler übernommen.
Sie haben erstmal eine Kriegskasse eingeführt und diese nach und nach gefüllt. Es konnten Söldner angeworben werden und Dörfer wurden erobert. Die Gefechte haben wir auf Basis der Dorfkarten mit einem einfachen Massenkampfsystem abgehandelt (nicht das von DSA). Manche Gefechte wurden gewonnen, manche verloren.
Wenn Dörfer nicht vernünftig gesichert wurden, so hat der Gegner sie gnadenlos wieder in Beschlag genommen.
Es wurde intrigiert, geraubt und erpresst und geblufft (auf Seiten der SC wie auf Seiten der NSC).
Sogar durch eine Heirat sicherten sich die Spieler wichtige Ressourcen.

Wichtig war mir, den Spielern immer freie Hand zu lassen. So traf z.B. das Söldnerheer der SCs zufällig auf das Heer ihres Widersachers und die Schlacht sollte bei Tagesanbruch stattfinden. Ich legte mir also einen Schlachtplan zurecht, nur um von den Spielern völlig überrumpelt zu werden, die es mit List (und nem fliegenden Teppich  :o ) schafften, den feindlichen Heerführer (und einen der Hauptkonkurrenten) in der Nacht vorher auf der Latrine in Gras beißen zu lassen...

Das ganze Szenario war richtig genial (aber durch den Platzmangel im AB mit viel Eigenarbeit verbunden).
Wichtig war hier, dass die Spieler zig Stränge hatten, die sie abarbeiten mussten (die Liste wurde mit jedem Spielabend länger) und sich hier und da auch nur für Eines (von vielleicht zwei oder drei Dingen) entscheiden konnten. Der zeitdruck und die knappen Ressourcen spielten eine extrem wichtige Rolle, so dass jede Entscheidung strategisch abgewägt werden musste.