Autor Thema: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen  (Gelesen 17344 mal)

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Offline Christoph

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #125 am: 23.12.2010 | 21:15 »
Die Frage lautet "Ab welcher Mindestpanzerung ?".

Offline Feuersänger

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #126 am: 23.12.2010 | 21:36 »
Okay, der Reihe nach.

Erstmal danke für die Korrektur bzgl 120mm Kanone; das kommt davon, wenn man sich im fortgeschrittenen Alter auf sein Gedächtnis verlässt, anstatt selber nachzuschauen. :/

Zitat
Kannst du / magst du noch grob etwas zur entstehenden Abwärme an der Waffe und Gewicht und Volumen der nötigen Energieversorgung sagen?
Mir schwant da Übles

Also,  was die Abwärme angeht, das ist zumindest von den theoretischen Limits her gar nicht so schlecht! Wie oben schon beschrieben, sind da Wirkungsgrade über 90% erreichbar, mit Supraleitern vielleicht sogar 98-99%, jeweils "ab Steckdose". Also um Größenordnungen besser als eine normale chemische Feuerwaffe, die aufgrund von Reibung und nicht ausgenutztem Gasdruck nur auf etwa 35% kommt.

Für Infanteriewaffen wäre natürlich die Energieversorgung ein Problem, denn wie wir ja alle wissen: elektrischer Strom lässt sich ganz schlecht speichern. Als zusätzliche Schwierigkeit muss der Strom ja in schneller Folge schlagartig freigesetzt werden, man braucht also Kondensatoren.
Die einzige halbwegs erfolgversprechende Methode, die ich mir vorstellen kann, wäre mittels Radionuklidbatterie. Dürfte sich eigentlich ganz gut miniaturisieren lassen. Problem ist hier wieder der ziemlich bescheidene elektrische Wirkungsgrad von 3-8%. Es kommt zwar genug Strom dabei rum, aber halt eben noch mehr Abwärme. Und dass die Dinger radioaktiv sind, versteht sich von selbst, mit allen zugehörigen Folgeproblemen. Strahlenschutz wiegt wieder ne Menge.

Das zieht dann natürlich wieder den Gesamtwirkungsgrad in den Keller, denn ~95% "ab Steckdose" sind halt dann doch wieder nur ~7% insgesamt, wenn deine Stromquelle nur mit ~8% Effizienz arbeitet.

Soweit war ich schon. Die Frage ist mehr, warum das Prinzip für eine Bordkanone gut ist, für eine Infanteriewaffe aber nichts bringt. Liegt das am Vakuum oder an den umsetzbaren Größendimensionen?

Ja, sowohl auch. Also das ist so: im Weltraumkampf hat man es ja schnell mit viel größeren Distanzen zu tun. Darum sind möglichst schnelle Geschosse wichtig (wenn aus irgendwelchen Gründen Laser nicht interessant sind). Und da bieten Coilguns das größte Potential. (Railguns prinzipiell auch, aber die arbeiten nach einem anderen Prinzip und haben ganz andere, meiner Meinung nach schwerwiegendere Probleme, z.B. Reibung und Verschleiss.)
Im atmosphärischen Einsatz hingegen bringen zu hohe Mündungsgeschwindigkeiten nichts, weil das Geschoss sonst schon im Flug verdampft wie eine Sternschnuppe. Also, wesentlich über 3km/s braucht man nicht versuchen.

Zweitens ist beim raumschiffgestützten Einsatz die Baugröße nicht so wichtig. Wenn es sein muss, macht man das Rohr halt meinetwegen 50 Meter lang. Infanteriewaffen hingegen sind qua Definition in ihrer Größe beschränkt; da wäre schon 1 Meter Rohrlänge grenzwertig, aber mehr als das kommt einfach nicht in Frage.

Drittens kommt es ja im Vakuum nicht so auf die Projektilform an. Bei den erreichbaren Geschwindigkeiten von ~15km/s verdampft das Geschoss beim Aufprall zu Plasma und verursacht dadurch eine kleine Explosion - diese kann zwar z.B. durch Whipple-Schilde abgefangen werden, aber in Kombination mit den genannten Kadenzen von mehreren hundert Schuss pro Sekunde ist von dem Schild bald nichts mehr übrig.

Viertens eben wie gesagt die Sache mit dem Magnetfeld. Als Bordwaffe eines Raumschiffes, das womöglich sowieso mit Supraleitern und starken Magnetfeldern arbeitet, um den Antriebsstrahl zu beherrschen, kann man da mit ganz anderen Feldstärken hantieren. Prinzipiell kann man sogar lange Darts verschießen, die im Ziel _erst_ die Hülle durchschlagen und _dann_ verdampfen, wie eine 120mm Panzerkanone -- wenn man nur das Magnetfeld stark genug machen kann, muss dafür nichtmal das Rohr so unhandlich lang werden.

--

Zu Leichtgaskanonen kann ich im Moment noch nicht viel sagen. Das Prinzip erscheint mir relativ komplex; da eine militärische Schnellfeuerwaffe draus zu machen dürfte nicht ganz leicht sein. Am Ende stünde man wahrscheinlich wieder mit großen, schweren Kartuschen da, die Treibladung, Treibgas, Treibspiegel und Treibgeschoss [;)] kombinieren.
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Offline Skele-Surtur

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #127 am: 23.12.2010 | 21:44 »
Ausgezeichnet. So verstehe ich das auch. ;)
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline YY

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #128 am: 23.12.2010 | 22:41 »
Die Frage lautet "Ab welcher Mindestpanzerung ?".

Nein - das ist ja gerade der Witz daran, dass Feuersänger (hoffentlich korrekt  :)) festgestellt hat, dass das Ganze in infanteristisch geeignetem Maßstab noch nicht mal ordentlich Durchschlagsleistung zum Ausgleich für all die Nachteile auf die Bühne bringt, weil entweder die Rohre viel zu lang sein müssen oder wir mit schlicht utopischen Feldstärken jonglieren müssten - die man ja auch erst einmal zustande bringen müsste (mit allem, was da dann wieder dranhängt).



Und auch coil guns entwickeln Rückstoß und Hitze...insbesondere dann, wenn dabei auch ordentlich was rumkommen soll.

Das muss der Infanterist auch irgendwie abgearbeitet bekommen - bei Großgerät wie (Raum)Schiffen hat man da ja ganz andere Möglichkeiten.

Wenn der kleine Stoppelhopser zu seiner coil gun noch eine Feldlafette und Kühlungsmöglichkeiten rumschleppen muss (oder das Ding gleich ein counter-mass- und ein Kühlsystem integriert bekommt und dadurch entsprechend unhandlich wird), sind wir ganz schnell weg von der massentauglichen Standardwaffe und bewegen uns im Bereich spezialisierter schwerer Waffen
(und auch da nehme ich schwer an, dass wir uns mit Rohrlängen von 2-3 m noch nicht in einem Bereich bewegen, wo das Ding mit vergleichbaren existierenden Waffensystemen mithalten kann).


Es hat ja schon Gründe, warum Infanteristen heutzutage auf Raketen zurückgreifen, wenn es um Durchschlagsleistung insbesondere gegen Großgerät geht.

Mit Projektilwaffen ist da einfach recht früh der Punkt erreicht, wo das Ganze zu unhandlich und insgesamt einfach unpraktikabel wird - unabhängig davon, ob nun Waffen mit klassischen Treibladungen oder coil guns verwendet werden.

In der Atmosphäre ist, wie Feuersänger gerade angemerkt hat, ja auch irgendwann einfach Schluss mit noch mehr V0 - dann machts *fizz* und das Projektil löst sich in Wohlgefallen auf.
Aber so weit kommt man wohl nicht, weil Rückstoß und Hitze viel früher unüberwindbare Probleme werden.

Für Infanteriewaffen wäre natürlich die Energieversorgung ein Problem, denn wie wir ja alle wissen: elektrischer Strom lässt sich ganz schlecht speichern. Als zusätzliche Schwierigkeit muss der Strom ja in schneller Folge schlagartig freigesetzt werden, man braucht also Kondensatoren.
Die einzige halbwegs erfolgversprechende Methode, die ich mir vorstellen kann, wäre mittels Radionuklidbatterie. Dürfte sich eigentlich ganz gut miniaturisieren lassen. Problem ist hier wieder der ziemlich bescheidene elektrische Wirkungsgrad von 3-8%. Es kommt zwar genug Strom dabei rum, aber halt eben noch mehr Abwärme. Und dass die Dinger radioaktiv sind, versteht sich von selbst, mit allen zugehörigen Folgeproblemen. Strahlenschutz wiegt wieder ne Menge.

Hm...Radionuklidbatterien laufen ja permanent und sind daher immer warm/heiß - das könnte man ja aber noch recht bequem abschirmen, weil da keine plötzlichen Spitzenwerte auftreten, sondern immer die gleiche Abwärme produziert wird
(Da nimmt man das Ding doch auch viel lieber mit in den Schlafsack als so einen arschkalten Metall- und Plastikstock. Scheiß auf Krebs in 10 Jahren, Hauptsache jetzt warm ;D).


Aber da fällt mir noch was Anderes ein:
Wie schnell können denn Radionuklidbatterien Strom bereitstellen bzw. andersrum, wie viel Strom produzieren die gängigsten (Plutonium-238?) in Zeitspanne X?
Wenige Sekundenbruchteile Verzögerungszeit, bis nach der Kondensatorentladung wieder Feuerbereitschaft hergestellt ist, sind ja bereits relevant, u.A. für die erreichbare Kadenz, und einige Sekunden Ladezeit machen die Waffe bereits ziemlich unbrauchbar.

Wenn sich das überhaupt in dem Bereich bewegt - ich weiß es zwar nicht genau, aber ich hab da schwer die Vermutung, dass Radionuklidbatterien dafür recht schlecht geeignet sind.

In kürzestmöglicher Zeit relativ viel Strom bereitzustellen, klingt so gar nicht nach RNB  :-\


Als Bordwaffe eines Raumschiffes, das womöglich sowieso mit Supraleitern und starken Magnetfeldern arbeitet, um den Antriebsstrahl zu beherrschen, kann man da mit ganz anderen Feldstärken hantieren.

Die wohl auch irgendwann Probleme im Schiff verursachen werden...gibts dazu Schätzungen/Theorien?

Zu Leichtgaskanonen kann ich im Moment noch nicht viel sagen. Das Prinzip erscheint mir relativ komplex; da eine militärische Schnellfeuerwaffe draus zu machen dürfte nicht ganz leicht sein.
War auch eher als Alternative zur coil gun für relativ langsam schießende Waffen gedacht, insbesondere (Schiffs-)Artillerie.

Hohe Kadenzen (ich sag mal dreistellig aufwärts) werden sich da wahrscheinlich nicht erreichen lassen, nein.

Für den "Hochleistungsbereich" im Weltraumeinsatz ist das ohnehin wieder nichts, weil die erreichbaren Maximalgeschwindigkeiten aufgrund von Materialverschleiss im Schuss eher theoretisch bleiben.


Und für Raumschiffe wärs ja auch ärgerlich, wenn man nicht mit dem ganzen Strom auf die Kacke hauen kann, den der Reaktor so ausspuckt - da will man dann eh keine Leichtgaskanonen  ;D
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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #129 am: 23.12.2010 | 23:57 »
re Radionuklidbatterie:
großes Problem ist natürlich, dass man hier einen möglichst hohen Wärmegradienten braucht. Man kann also die Hitze nicht beliebig abschirmen, weil die RNB nicht mehr funktioniert, wenn sie ihre Abwärme nicht abstrahlen kann. Wenn sie sie aber abstrahlt, ist man ein gefundenes Fressen für jede Art von Wärmebildgerät, Hitzesuchraketen etc.

Wieviel Strom die bereitstellen, hält extrem vom verwendeten Isotop ab. Üblicherweise umso mehr Strom, je geringer die Halbwertszeit ist. Heisst also, wenn du z.B. 242 Curium nimmst - das stärkste Isotop, das die WP zu bieten hat - hast du bei ner frischen RNB satte 120W/g, aber Halbwertszeit ca. 5 Monate, d.h. nach dieser Zeit nur noch 60W/g.

Dürfte aber trotzdem reichlich sein. Stell dir eine RNB mit 500g Brennstoff vor, das gibt also selbst nach einer Halbwertszeit noch 30kW. Heisst also - ohne das jetzt im Detail durchzurechnen - wenn wir den einzelnen Schuss auf 1000 Joule aufpumpen, sind da 30-60 Schuss pro Sekunde (!) drin.

Rückstoß: ist nicht so tragisch, weil ja die Projektile meist viel leichter sind. Vergleiche 5,56 Nato - da hat ein längerer (ca 1s) Feuerstoß mit 10 Schuss insgesamt 40N Rückstoß. Eine Coilgun mit 1g schweren Projektilen, 1400m/s V0 und 30kW RNB rotzt in derselben Sekunde eben 28 Schuss raus, und kommt dabei auf etwa denselben Rückstoß.
Schönheitsfehler: um diese Leistung in einen Sturmgewehrrahmen zu packen, brauchen wir kleine 15 Tesla Feldstärke. oÔ

Zitat
Die wohl auch irgendwann Probleme im Schiff verursachen werden...gibts dazu Schätzungen/Theorien?

Nein, keine Ahnung. Da wird auch in der Hard-SF-Ecke relativ viel "durchgewunken", solang man sich Mühe gibt, die Teslas so niedrig wie möglich anzusetzen. Aber da kann man ja auch viele Probleme umgehen, indem man mit amagnetischen Materialien arbeitet, zum Beispiel DLC oder dergleichen.
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Eulenspiegel

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #130 am: 24.12.2010 | 01:35 »
Die wohl auch irgendwann Probleme im Schiff verursachen werden...gibts dazu Schätzungen/Theorien?
Wenn man die Bordwaffen hauptsächlich außen befestigt und das Rohr evtl. ausfährt, kann das Innere des Schiffes durch einen Faradayschen Käfig geschützt sein. (Sprich, man verwendet eine leitende Außenhaut, die zwischen Waffe und Schiffsinnerem ist.)
Wenn man dafür irgendein supraleitendens Material verwendet, erhitzt sich der Faradaysche Käfig auch nicht so sehr. (Normale Faradaysche Käfige würden sich ziemlich schnell erhitzen, wenn man mit sehr großen und schnell wechselnden elektromagnetischen Feldern hantiert.)

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #131 am: 24.12.2010 | 12:28 »
So eine Coilgun könnte doch ganz gut unter Wasser funktionieren, oder?

Kühlmittel sind en masse vorhanden und die Scheibenform könnte einen Stab (damit das Geschoss Masse bekommt) in der superkavitationsblase hinter sich herziehen und die hohe Kadenz hält das Rohr wasserfrei.

MadMalik

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #132 am: 24.12.2010 | 13:05 »
Wie wird die Superkavitätsblase erzeugt? Allein durch die Hitze des Geschosses ohne das selbiges Wasserkontakt hat? Ich bezweifle dass man damit eine brauchbare Blase hinbekommt die ein stabiles, bei Wasserkontakt ist eine recht spezifische Form nötig um die passende Blase zu erzeugen, diese ist auch nicht vollkommen Reibungsfrei aber reibungsärmer und steigt nur Linear zum Geschwindigkeitszuwachs. Wobei diese Leute mit konventioneller Waffentechnick und einer passenden Geschossform 1997 auch schon 1.5km/s unter wasser geschafft hat... wenn auch nur für eine recht überschaubare Strecke. Ein flacher Ring ist allerdings innerhalb eines Gases oder einer Flüssigkeit keine wirklich stabile fliegende Form.

Ob es dem Lauf so gut tut wenn im ständig Kavitationsblasen explodieren ist auch eine interessante Frage, zumindest wenn man aufhört zu feuern ist dies ja umumgänglich.

Ich wil das nicht kaputtreden, dass sind nur ein paar Punkte die mir einfallen, vieleicht habt ihr ja schon was passendes an Lösungen im Kopf.  :)

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #133 am: 24.12.2010 | 13:19 »
Die Blase wird schon durch die Geschossform erzeugt und soweit ich mich erinnere, hatten die Geschosse immer eine T-Form.

Der Lauf müsste vor jeder Salve natürlich erst wieder geleert/evakuiert? werden. Dafür könte man ja einfach ein spezielles Projektil nehmen, das langsamer beschleunigt wird und im Wasser sofort zur Seite trudelt.

ist ja nur eine Idee. ;)

MadMalik

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #134 am: 24.12.2010 | 13:31 »
Sie haben eine flachere Nase sind danach aber meist konisch, jedenfalls die welche ich bisher gesehen habe. Bei einer T-Form würde die Blase wahrscheinlich gleich hinter der Nase wieder explosionsartig kolabieren. Und das Problem sehe ich nicht darin die Läufe zu leeren, das kann man notfalls auch mit Pressluft sondern wenn das Geschoss den lauf verlässt zu verhindern das die Blase explodiert und dadurch den Lauf beschädigt. Bei Schiffsschrauben minimiert man dieses Problem mit den passenden Formen, der Lauf ist allerdings technisch nicht in der Lage seine Grundform diesem Problem anzupassen. Wobei ich auch nicht weiss welchen Kräften der Lauf selbst eh standhalten muss und daher das Problem sich nicht vieleicht einfach mit simplen Laufwechsel nach der Mission beheben lässt.

Offline Feuersänger

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #135 am: 24.12.2010 | 13:46 »
Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass Coilguns besonders gut für den Unterwasserbetrieb geeignet sind. Eben aus den genannten Gründen, dass man das Rohr wasserfrei haben muss und so weiter. Auch mit Kavitationsblase ist man meines Erachtens auf maximal die Schallgeschwindigkeit im Wasser beschränkt (eben knapp 1,5km/s), weil sich die Blase nicht überschallschnell ausbreiten kann. Und ohne Blase macht einem der Widerstand des Wassers alles kaputt.

Also kurz und gut würde ich verallgemeinern: je dichter das Medium, desto mehr spricht für raketenartige Geschosse, die vergleichsweise langsam beschleunigen und ihren Antrieb selber dabeihaben.
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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #136 am: 24.12.2010 | 15:26 »
re Radionuklidbatterie:
großes Problem ist natürlich, dass man hier einen möglichst hohen Wärmegradienten braucht. Man kann also die Hitze nicht beliebig abschirmen, weil die RNB nicht mehr funktioniert, wenn sie ihre Abwärme nicht abstrahlen kann. Wenn sie sie aber abstrahlt, ist man ein gefundenes Fressen für jede Art von Wärmebildgerät, Hitzesuchraketen etc.
Dann hieße "Klar zum Gefecht" mit RNB-coil guns eben Abdeckung auf und erste Ladung auf die Kondensatoren  :)


Vor Wärmebildgeräten kann man sich bei "ungeschützter" direkter Sichtlinie auf den eigenen Körper sowieso nicht großartig verbergen - und wenn geeignete Tarnmittel zur Verfügung stehen, tarnen die auch die RNB-Abwärme ab, solange das Ding die Umgebung nicht zu sehr aufheizt. Andererseits: Es muss ja nur "laufen" bzw. nicht abgeschirmt sein, wenn auch (demnächst) geschossen wird, dann ist Tarnung ohnehin zweitrangig, weil nicht 100% machbar.

Über praxistaugliche hitzesuchende Raketen im Infanteriemaßstab mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist  ;D

Wenn die vom Esbitkocher bis zur RNB alles auffassen (können), kann man sich da vor sauteuren (in vielerlei Hinsicht) Fehlschüssen ja gar nicht mehr retten  ;)

Wieviel Strom die bereitstellen, hält extrem vom verwendeten Isotop ab. Üblicherweise umso mehr Strom, je geringer die Halbwertszeit ist. Heisst also, wenn du z.B. 242 Curium nimmst - das stärkste Isotop, das die WP zu bieten hat - hast du bei ner frischen RNB satte 120W/g, aber Halbwertszeit ca. 5 Monate, d.h. nach dieser Zeit nur noch 60W/g.

Und 242 Curium ist abartig selten und teuer...das ist für Sturmgewehrbatterien absolut utopisch, genau wie 210 Polonium mit (lt. Wiki) einer Weltjahresproduktion von 100 g  :o ;D
Die geringen Halbwertszeiten machen das nicht besser, auch im Hinblick auf militärische Logistik/Vorratshaltung - da ist ein halbes Jahr ja gar nichts.

Die anderen im WP-Artikel genannten Isotope haben deutlich geringere Leistungen, teils so gering, dass das Ganze wirklich sinnlos wird, und/oder sie sind schwer abzuschirmen.

Praxistauglich ist das also jeweils aufgrund von Preis/Verfügbarkeit oder Leistung nicht.

Dürfte aber trotzdem reichlich sein. Stell dir eine RNB mit 500g Brennstoff vor, das gibt also selbst nach einer Halbwertszeit noch 30kW. Heisst also - ohne das jetzt im Detail durchzurechnen - wenn wir den einzelnen Schuss auf 1000 Joule aufpumpen, sind da 30-60 Schuss pro Sekunde (!) drin.

Da gehen doch noch irgendwo ca. 92% Verlust ab wtf?

Dann sind wir wieder so weit, wie konventionelle Munition schon lange ist, und das mit viel weniger zugehöriger Abwärme.


Und umgekehrt: Wenn wir mit unserer Leistung wesentlich über konventionelle Munition hinausgehen, wird die Abwärme ein enormes Problem.
Die Batterie ständig abzuschirmen und wieder freizulegen, wird ja im laufenden Gefecht eher nicht praxisnah möglich sein, und das bedeutet, dass die ihre volle zugehörige Abwärme für die jeweils spezifizierte Feuerkraft kontinuierlich in die Weltgeschichte föhnt, auch wenn nicht geschossen wird.

Das wird ziemlich schnell ziemlich scheiße...

Rückstoß: ist nicht so tragisch, weil ja die Projektile meist viel leichter sind. Vergleiche 5,56 Nato - da hat ein längerer (ca 1s) Feuerstoß mit 10 Schuss insgesamt 40N Rückstoß. Eine Coilgun mit 1g schweren Projektilen, 1400m/s V0 und 30kW RNB rotzt in derselben Sekunde eben 28 Schuss raus, und kommt dabei auf etwa denselben Rückstoß.
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Selbst wenn wir die 15 Tesla aus dem Ärmel schütteln und praxistauglich beherrschen könnten:

Zu leichte Projektile sind nichts - irgendwo muss ja auch noch ein bisschen Schmackes (techn. Fachbegriff  ~;D) herkommen.

« Letzte Änderung: 24.12.2010 | 15:31 von YY »
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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #137 am: 24.12.2010 | 17:19 »
RNB:
In einem SF-Setting mit leicht verfügbaren Supraleitern usw kannst du evtl auch solche heute seltenen Elemente vergleichsweise billig herstellen oder zur Not auf anderen Planeten abbauen.
Aber egal. Die Betastrahler kannst gleich ganz vergessen, und die anderen Alphastrahler sind leistungstechnisch uninteressant.

Aber: die 92% Verlustleistung _sind_ da schon abgerechnet. Das heisst, auf 30kW elektrische Leistung fallen, richtig, über 330kW Wärme an. Das vergleiche man jetzt mal mit einem Porsche... kurz, die RNB wird wirklich _verdammt_ heiss und braucht bestimmt einen extra Kühlkreislauf.
Das Poloniumisotop kannst du aufgrund des niedrigen Schmelzpunktes aus demselben Grund komplett vergessen.

Also wie du schon sagst: man macht sich unnötig einen Haufen Ärger, den man mit "Gasgewehren" einfach nicht hat.

Aber nochmal zu Coilguns im Allgemeinen, ich hab da nämlich grad wieder was gelernt:

meine vorherige Berechnung, die die Wärmekapazität des Projektils voll ausschöpft, ist leider hinfällig.
Für die angestrebten Wirkungsgrade von >99% muss nämlich das Projektil _selbst_ ein Supra- oder mindestens Hyperleiter sein. Das heisst, das Projektil bzw. der Konduktor darf nur bis wenige Kelvin über dem absoluten Nullpunkt aufgeheizt werden. Aluminium 1,5K, das ist ein kompletter Witz, etwas rosiger schaut es mit Späén wie MgB2 aus, supraleitend bis ca. 39K.
Lichtblick 1: es ist gar nicht gesagt, dass die Hälfte der Abwärme ins Projektil geht. Es wird auch der Rest der Kanone erwärmt. Nun weiss keiner so genau, wieviel nun wirklich im Projektil landet, aber solange dieses supraleitend bleibt, dürfte das sogar machbar sein.
Also etwa: wenn der Wirkungsgrad 99% ist, von von dem 1% Verlustleistung wiederum nur 1% ins Projektil geht, geht da was auch ohne nennenswerte Erwärmung des Projektils.

Lichtblick 2: anscheinend ist es gar nicht so schwer, eine effektive Abschirmung zu realisieren; die Rede war sogar von einem langen Wolfram-Penetrator, der abgeschirmt und von einem supraleitenden Konduktur umgeben werden könnte. So würde das natürlich viel mehr Laune machen.

So, jetzt muss ich los, Fest der Liebe und so.
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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #138 am: 24.12.2010 | 17:26 »
Aber: die 92% Verlustleistung _sind_ da schon abgerechnet.

Ahso...ich hatte die Wiki-Tabelle so verstanden, dass die Leistungsdichte die insgesamt abgegebene Energie ist - aber macht nix, wir haben ja beide Fälle behandelt  :)

Lichtblick 2: anscheinend ist es gar nicht so schwer, eine effektive Abschirmung zu realisieren; die Rede war sogar von einem langen Wolfram-Penetrator, der abgeschirmt und von einem supraleitenden Konduktur umgeben werden könnte. So würde das natürlich viel mehr Laune machen.
Ja, Wolframpfeile klingen doch gleich viel besser als Aluminiumscheiben  ;D
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Offline Voronesh

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #139 am: 25.12.2010 | 22:39 »
Naja, Fakt ist nunmal, das Krieg in den meisten Fällen keine Lösung ist und es sehr, sehr selten in den lezten paar Jahrhunderten erfolgreiche Angriffskriege gab, die sich auch nachhaltig ausgezahlt haben - bestenfalls im kolonialen Zeitalter, und auch da fast nur für England und nur mit verbündeten Truppen aus den Kolonialgebieten. Selbst die USA, die zwei Kriege fast spielend gewonnen hat, schafft es nicht, ihre Siege dauerhaft abzusichern.

Farbe durch mich.

Das ist gerade der Knackpunkt bei Heinlein. Krieg IST eine Lösung. Damit ist jedoch nichts über deren Qualität gesagt worden. Sich jedoch völlig dagegen zu verschließen, führt eben zu der Problematik Chamberlains. Es geht nicht darum selbst einen Angriffskrieg zu führen, der nicht unbedingt etwas bringt, sondern darum, die Möglichkeit eines gegnerischen Angriffs in Betracht zu ziehen.

Im Studium wurde uns immer um die Ohren gehauen: Gehen sie nicht davon aus, dass der Patient irgendetwas weiß/kennt.

Analog dazu in der Politik: Man sollte nicht Krieg als Null-Lösung betrachten, da der "andere" Staat da vielleicht anders denken würde.

Reales Beispiel Israel. Die beweisen fortdauernd, dass Krieg eine Lösung ist. Eine sehr kurzfristige und meiner Meinung nach subobtimale. DIe Lösung muss ja nicht immer für 1000 Jahre sein.

Wird auch permanent in der Wirtschaft unter Beweis gestellt. Da wird gerne Raubbau betrieben, aber keiner denkt an die Folgen 20 Jahre später. Nur ist Raubbau eine Möglichkeit zur Erschließung natürlicher Ressourcen. Keine Gute.
Was manchmal nervt ist, das die Leute realistische Sachen fordern, aber viel unrealistischere Sachen, an die sie sich gewöhnt haben, völlig ignorieren. Wie wenn der Drache im Kino hockt und schreit "Voll unrealistisch, es gibt keine Orks."

ErikErikson

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Re: SF-Waffen: Erwartungshaltung und Vorstellungen
« Antwort #140 am: 25.12.2010 | 22:41 »
Krieg ist übrigens häufig eine recht gute Lösung gewesen (für manche leute). Vereinigung Chinas, Eroberung amerikas, Eroberung Südamerikas, Eroberung des 3. reiches.