Cormac McCarthy.
So - und jetzt will ich meine Zitrone!
On Topic: klingt ein wenig nach Rollenspieler-Midlife-Crisis. Das kenne ich. Das geht vorbei.
Ist es aber leider nicht wirklich. Überleg`dir mal wie sich ein DSA 4.1 Spielleiter fühlt ... du bist da zum einen auf ein Problem moderner (oder sollte ich sagen: modern vermarkteter) Rollenspiele gestoßen: die werden nämlich mit Dauer der Edition immer unübersichtlicher, regelwustiger und powercreepiger. Wobei der gute alte Pfadfinder ja nun die Messlatte von Anfang an unglaublich hoch gelegt hat. Wird halt langsam aber sicher Zeit für die große Entrümpelung und PF 2.0 - nicht das das langfristige Abhilfe schaffen würde, im Gegenteil, aber zumindest hätte man kurzfristig wieder das Gefühl das System würde sich positiv entwickeln.
Letztlich entwickelt sich aber nur Paizos Bakkonto positiv - so ist das Spiel eben konzipiert. Und das deine Spieler zufriedener sind als du ist nicht fail sondern feat der Edition: die müssen sich ja auch nicht mit dem Verwaltungsscheiß rumschlagen, sondern werden mit jedem weiteren Buch in ihrer Powergamer-Seele (und jeder der D&D spielt hat eine solche) belohnt. Die können sich unter dem Argument der Individualisierung des Charkters immer krankere Charaktere bauen, die den rollenspielerischen break-even-point immer eher erreichen, während du, der Spielleiter (und leider kann man bei diesem D&D-Derivat eben nicht mehr vom GM sprechen, da kein Mensch DIESES Spiel meistern kann) langsam aber sicher in deinen Rollenspieler-Burnout hineinschlitterst.
Und ja! genau das wird geschehen: du brennst als SL langsam aber sicher aus, bis du am Ende deine persönliche rollenspielerische Seelenfinsternis erfährst, das kannst du mir ruhig glauben. Über Psychologie des Spieltisches kenne ich mittlerweile (denke ich) recht gut aus.
Also ... was kannst du tun? Zunächst einmal solltest du dir klar machen, dass es nicht deine Schuld ist, nicht du der einzig Unzufriedene bist und deine lieben Spieler ja auch alle super damit klar kommen. Das - mit Verlaub - ist Bullshit. Im Schritt zwei solltest du deine Probleme ernsthaft mit deinen lieben Mitspielern besprechen. Sollten sie Empatie nicht nur auf dem Charakterbogen stehen haben und solltest du ehrlich deine Probleme schildern und um Ansicht-aus-deiner-Perspektive bitten, tja ... dann sollte ihnen auch recht schnell klar werden wo das Problem liegt.
Und im dritten Schritt wäre dann die Lösungssuche angebracht. und aus deiner Situation führen viele Wege, leider nicht alle dahin, wo du gerne wärest, aber nichtdestotrotz weg von dem jetzt und hier.
a) Ein anderer leitet. Wird schief gehen. Ich führer dir gerne aus warum, aber nur auf Nachfrage. So viel Zeit hab ich im Moment nicht.
b) Der Baum wird zurückgeschnitten, dann wächst er besser. Könnte klappen: ist mit Zeit und Aufwnad verbunden, aber kann laufen. Stutze den Pathfinder so zurecht, dass nur die Dinge übrig bleiben, mit denen du leben kannst, z.B. nur noch GRW. Und lass deine Spieler NICHT mitreden. Das wichtigste für einen GM ist: du musst mit dem System leben können. Wenn du es kannst werden alle deine Spieler es auch können. Wenn du glücklich bist können sie auch glücklich sein. Alles andere ist Bullshit und führt nur wieder zurück zum Anfang.
c) Ein neues System. Könnte klappen, aber nimm dir die Zeit dafür. Spiele erstmal weiter aber sag den Spielern schon klar an "Sobald ich etwas habe, was mich überzeugt ist hier Schluss!". So können die sich zum einen schon an den Gedanken geöhnen und du hast werder Zeitdruck noch Streß am Tag X System Y als die beste Erfindung seit geschnitten Brot bereitzuhaben. Überlege dir was dich glücklich macht und schau dir die entsprechenden Systeme an, wenn du kannst spiele sie in einer Demorunde - als GM nicht als Spieler. Systeme leiten sich IMMER anders, als du sie als Spieler erlebst! Hausregeln sind nur solange gut, solange alle Hausregeln bei Schriftgröße 12 und anderthalbfachem Zeilenabstand auf einer halben A4-Seite unterzubringen sind. Brauchst du mehr: such dir was anderes!
Sei ehrlich: fang lieber dreimal neue Systeme an (eine gute Gruppe erträgt das) als am Ende wieder ein System zu haben, dass sich nach kurzer Zeit schon völlig falsch anfühlt.
d) ein eigenes System. Wird jetzt auch zu lang, kann gut gehen ist aber recht zeitintensiv.
e) Pause. Lass es - dass bringt nichts. Am Ende wirst du nur noch unzufriedener sein, als du ohnehin schon bist.
Solltest du beim heroic-fantasy bleiben wollen würde ich dir spontan empfehlen dir mal 13th Age anzusehen. Hab mich auch lange gesträubt, aber letztlich ist es für epic-battle-D&D wahrscheinlich die vernünftigste Variante am Markt.
Solltest du "weniger ist mehr" wollen, so gehe jetzt direkt über Los ... ähm ... zurück zu BECMI. Pack ein paar einfache Hausregeln drauf (z.B.: Das Skillsystem von 3E) und stelle fest wie viel mehr Zeit man plötzlich für gute Geschichten hat, wenn man nicht mehr die Arbeit eines typischen Verwaltungsfachangestellten in der Behörde für Asylanträge zu bewältigen hat.
Solltest du bewusst mit D&D brechen wollen, schau dir mal Midgard5 an. Ist besser als man glauben dürfte und (obwohl es Midgard ist) heutzutage weit regelärmer als PF, DSA &Co.
Viel Glück