Hier der Artikel eines 3PP, der selbst US-Anwalt ist (nein, nicht mit Schwerpunkt intellectual property), mit einigen Voraussagen.Meine Zusammenfassung seines Artikels:
- 1.1 ist ein Verrat (aber das bedeutet nichts)
- Die Frage "Können sie das wirklich tun?" hilft nicht weiter, denn WotC tut es ja schon
- Die richtige Frage ist also
"Kann sie jemand aufhalten?" Seine Antwort: Wahrscheinlich nicht.
- Er hat einen IP-Anwalt gefragt, was eine Klage gegen die 1.1 kosten würde, weil er über ein GoFundMe nachgedacht hat, bei dem wir als Community die Kosten spendieren. Die Antwort ist schockierend: 500.000$ für eine "summary judgment" (Eilentscheidung?), und
$4 Millionen für ein Gerichtsverfahren.
"In echten Gerichtsdramen gewinnen nicht die Guten. Die reichen Jungs gewinnen."
- Das schränkt die Zahl derer, die das durchkämpfen können, sehr ein:
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Paizo reicht eine Klage gegen Wizards ein. Ein Jahr später, nachdem sie etwa 500.000 Dollar für Anträge ausgegeben haben, kommt es zu einem Prozess. Ihre Anwälte schätzen, dass sie eine 70%ige Chance haben, zu gewinnen. An diesem Punkt bietet WOTC nun einen Vergleich an und bietet Paizo eine unbefristete, unwiderrufliche Lizenz für das 3.5E SRD im Austausch für Paizos Einverständnis, das 5.1 SRD in keiner Weise zu nutzen, und andere kleinere Zugeständnisse. Wenn Sie Paizo sind, geben Sie dann weitere 3,5 Millionen Dollar und 3 Jahre Prozesszeit für einen 70%igen Gewinn aus - oder gehen Sie auf diesen Deal ein?
Die meisten Unternehmen nehmen diesen Deal an.
- Hasbro wird sich mit Disney wegen des Spiels KOTOR nicht streiten, das legen sie im Direktgespräch bei.
- Aber WotC wird doch nicht jeden kleinen 3PP verklagen (können), oder?
WOTC muss nicht jeden verklagen. Sie müssen lediglich die Gatekeeper - Kickstarter, IndieGoGo, DriveThruRPG, Amazon und eine Handvoll anderer Unternehmen - davon überzeugen, dass es für sie besser ist, mit WOTC zu kooperieren als sich ihm zu widersetzen. Dann werden die Gatekeeper uns die Plattform entziehen, wenn WOTC sie dazu auffordert.
- WotC haben diesen Vorstoß nicht dahingeschludert, die haben
Expertise:
Der Vizepräsident und Stabschef von Hasbro ist ein Mann namens Nicholas Mitchell. Er war 11 Jahre lang Leiter der Rechtsabteilung von Wizards of the Coast. Davor war er 11 Jahre lang Juraprofessor, spezialisiert auf die Lizenzierung von geistigem Eigentum. Und davor war er 3 Jahre lang Anwalt bei der Hughes Media Law Group. Das sind 25 Jahre Erfahrung im Recht des geistigen Eigentums. Kurz gesagt, Herr Mitchell ist alles andere als ein "Idiot", wie es scheint. Was auch immer für ausgefallene Rechtsansprüche auf Reddit auftauchen mögen (Promissory Estoppel usw.), wir können sicher sein, dass er bereits darüber nachgedacht hat, wie er damit umgehen wird.
- Ist die neue Lizenz denn wirklich so schlimm? Seine Antwort: ja. Beispiel altes SRD-Material:
Lesen Sie den ersten Satz: "Sie können kein Einkommen aus SRD-basierten D&D-Inhalten erzielen, die Sie am oder nach dem 13. Januar 2023 erstellen." Nun lesen Sie den letzten Satz: "Wenn Sie SRD-basierte Inhalte am oder nach dem 13. Januar 2023 veröffentlichen wollen, ist Ihre einzige Möglichkeit, zuzustimmen."
Das Erstellen von Inhalten und die Veröffentlichung von Inhalten sind nicht dasselbe. So wie diese Aussage formuliert ist, hat WOTC es sehr unklar gelassen, ob Spielstudios weiterhin Werke veröffentlichen können, die unter OGL 1.0 gemacht wurden. Der erste Satz suggeriert "ja, sie können", aber der letzte Satz sagt "nein, sie können nicht". Solange WOTC seine Absicht nicht klarstellt, können wir es nicht sicher wissen. Wenn man bedenkt, wie ungeheuerlich der Rest der Klauseln ist, bin ich allerdings nicht geneigt, ihnen den Vorteil des Zweifels zuzugestehen. WOTC könnte den Standpunkt vertreten, dass niemand in der Lage ist, selbst bestehendes OGL 1.0 Material nach dem 13. zu veröffentlichen.
- Aber ... altes Material?
WotC behaupten, dass die bestehenden 3.0E, 3.5E und 5.0 SRDs keine offenen Spielinhalte mehr sind! Wie dies mit der Deautorisierung der OGL 1.0 zusammenhängt, ist nicht klar, aber es deutet darauf hin, dass sie eine harte Haltung planen. Sie nennen auch ausdrücklich "Inhalte, die ... von ... ihren Vorgängern produziert wurden", z.B. das alte Material von TSR, als nicht lizenzierte Inhalte. Dies ist eine Salve, die auf Pathfinder und die gesamte OSR-Bewegung abgefeuert wurde.
- Zur
Crowdfunding-Klausel, wenn man die 1.1 unterschrieben hat:
In der 1.1 steht nicht: "Wenn Ihre Crowdfunding-Kampagne lizenzierte Werke enthält, gilt das Folgende". Die Bedingungen hier sind in ihrem Geltungsbereich unbegrenzt. Stellen Sie sich vor, Sie hätten diese Vereinbarung unterzeichnet und wollten später eine Crowdfunding-Kampagne für ein Kartenspiel, einen Film oder eine bessere Musikbox starten. Tut mir leid, das dürfen wir nicht mehr: Sie dürfen nur die Produktion von lizenzierten Werken per Crowdfunding finanzieren.
-...und dann natürlich die Rechte, die man mit Unterschrift den WotC an den eigenen Werken einräumt...
- Fazit:
Die OGL 1.1 ist ein absolutes No-Go. Von der unverschämten Beanspruchung des geistigen Eigentums der Lizenznehmer bis hin zu den grotesken Kündigungsbestimmungen ist sie für uns völlig inakzeptabel. Autarch wird seinen Bedingungen nicht zustimmen. Wenn das der Berg ist, auf dem wir sterben, dann soll es so sein.
Die OGL 1.0 ist unzuverlässig. Was bewirkt die Deautorisierung eigentlich? Niemand weiß das, und nur ein Gericht kann das mit Sicherheit sagen. Was meint WOTC, wenn es sagt, dass wir nach dem 13. Januar 2023 keine Arbeiten mehr unter der ursprünglichen OGL veröffentlichen können - bedeutet es, neue Arbeiten zu veröffentlichen oder alte Arbeiten zu veröffentlichen? Das weiß niemand außer Nick Mitchell, und der schweigt. Eine unzuverlässige Lizenz ist keine Basis, auf der man ein Geschäft aufbauen kann.
Daher besteht die einzige Möglichkeit darin, die OGL vollständig aufzugeben. In Zukunft wird Autarch kein Material mehr unter der Open Game License produzieren.
- Ein Lichtblick um zwei Ecken und vom Hörensagen:
Ich war erfreut zu erfahren, dass eine Reihe unabhängiger Entwickler bereits an einem 5E-kompatiblen, aber WOTC-freien SRD arbeiten, das unter den Creative Commons verfügbar sein wird. Diese feinen Leute haben die richtige Idee, und ich hoffe, dass sie Ihre Unterstützung finden werden.
...
Mit der Deautorisierung der OGL 1.0a und der Veröffentlichung der OGL 1.1 hat Wizards of the Coast versucht, der Bewegung des offenen Spiels, die unser Hobby populärer denn je gemacht hat, ein Ende zu setzen. Aber wenn unsere Bewegung zusammenhält, muss dies nicht das Ende des offenen Spiels sein. Dies kann ein neuer Anfang sein.