Gedanken zum (zeitlichen) Fortgang der KampagneDa sitze ich nun und arbeite am nächsten Abenteuer. Ein Abenteuer, dass ich eigentlich schon als im Sommer abgeschlossen geplant hatte. Allerdings nutze ich die Zeit auch nochmal einen Schritt zurück zu treten und betrachte alles im Großen. Und da ist aktuell die Frage: Wie lange noch? Aktuell habe ich noch so viele Ideen an Handlungen/Szenen und daraus resultierenden Abenteuern, dass ich mich immer wieder zur Vernunft rufen muss. Ich möchte diese Kampagne beendet bekommen und ich möchte auch das Niveau gerne so lange wie möglich halten. Wir empfinden alle die Kampagne bis hierhin nach 19 Sitzungen als extrem intensiv und spaßig aber auch spannend. Dazu ist es mir bis hierin gelungen immer wieder Fragen aufzuwerfen, die die Spieler grübeln lassen und eigene Gedanken anstellen was das bedeuten würde oder wohin das führt.
Und jetzt spielen wir eben genau 1,5 Jahre und ich habe das Gefühl, dass wir in etwas der Mitte angekommen sind. Es hat sich in den letzten Monaten zu den Initialideen wieder einiges geändert bzw. neue Richtungen haben sich ergeben. Also habe ich die Zeit genutzt und mein ursprüngliches Beziehungs- und Zielgeflecht für die zweite Hälfte überarbeitet. Die Fragen im Kern für jeden NSC und jede Gruppierung war: Welches Ziel verfolgen sie? Wie wollen sie es erreichen? Was sind also ihre nächsten Handlungen bzw. der Gesamtplan zur Erreichung des Ziels? Wie ist ihre Verbindung und Gesinnung zu anderen NSC und den SC? Das war extrem interessant, da wir die ganze Zeit eigentlich mit meinem Beziehungsgeflecht und Konzept gespielt haben, das ich recht früh entwickelt und nur punktuell angepasst habe. Da ich aber merke, dass ich zu viele Ideen bekomme und drohe mich zu zerfransen, war das jetzt ein kleiner Augenöffner.
Hierdurch sind mir einige wichtige Szenen und Handlungspfeiler in den Blick gerutscht, die ich als wesentlich für die Kampagne erachte und die in der ein oder anderen Form vorkommen sollen. Im besten Fall mit Beteiligung der Charaktere oder ohne diese, falls sie sich selbst zeitlich zerfransen oder andere Entscheidungen treffen. Cool ist, dass die Drahtzieher im Hintergrund und die übergeordnete Hauptquest nun nochmal klarer ist bzw. nun auch Fahrt gewinnen soll, nachdem die erste Hälfte der Kampagne ja viel Abhandlung der Hintergründe der Spieler und allgemeine Exposition war. Aber wenn ich mir das so grob skizziere kommen wieder so Gedanken wie "übernehme ich mich da nicht?". Tatsächlich wirkt mir das so, als würden weitere 1,5 Jahre spielen an der Kampagne fast noch etwas eng bemessen sein. Und das sind nur meine Ideen, ohne das was die Spieler noch mitbringen werden. Und dann ist das vermutlich auch etwas gestrafft. Das finde ich jetzt schon krass.
Umgekehrt finde ich es aber auch spannend und faszinierend, dass ich auf dem Weg immer wieder kleine Twists und Überraschungen für die Spieler auf Lager habe. Sie haben längst noch nicht alle Hintergründe erlebt und entdeckt und das ein oder andere wird noch auf sie warten. Hier ist aber auch die Aufgabe nicht zu sehr in den größeren Kontext der alten Kampagne abzudriften. Falls ich - und die Überlegung habe ich schon auch - zwar diese aktuelle Kampagne so beende wir Anfangs geplant, kann es durchaus sein, dass ich das nur nutze um die alte Kampagne noch in er Erzählmontage zu beenden und überhaupt nicht mehr wirklich zu spielen.
Aber ich habe gerade heute festgestellt, dass ich hier eigentlich erstmals in all den Jahren als SL eine Kampagne aus dem Boden gestampft habe, über die ich mir im Vorfeld so viele Gedanken gemacht habe, dass sie wirklich einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende hat. Und in allen Teilen gibt es Dinge zu entdecken und es passiert etwas. Klassischer Weise zwar zum Ende hin mit mehr Kämpfen, aber insgesamt fühlt es sich gerade furchtbar rund und geschlossen an. Früher gab es mal eine Grundüberlegung, eine Grundidee und eine loses Konzept und der Rest entstand dann während des Spielens. Hier ist es jetzt aber tatsächlich so, dass das anfängliche Beziehungs- und Handlungsnetz unfassbar gute Arbeit geliefert hat, eine lebendige Kampagne zu gestalten die nicht nur einen einfachen Aufhänger hat, sondern nun nach 1,5 Jahren eher immer weiter Fahrt aufnimmt, anstatt auf der Stelle zu treten.
Viele Gedanken hierzu möchte ich in den nächsten beiden Wochen noch etwas sortieren und vielleicht weiter reduzieren um eine grobe Richtung und eben das zeitliche Ziel im Blick zu haben. Das wiederum hilft auch jedem der aktuellen Abenteuer, da ich hier dann immer schon Samen für später sähen kann. Schlussendlich bin ich natürlich auch gespannt, in welche Richtung die Spieler sich weiter bewegen möchten bzw. werden. Sie haben bisher die Schwerpunkte recht deutlich für sich gesetzt. Dadurch sind manche von mir angedachten (Neben)handlungen überhaupt nicht zum Tragen gekommen und andere Handlungen wurden intensiviert. Daher bin ich auch wirklich selbst gespannt, wie sich das Land Calanor innerhalb des nächsten Jahres entwickelt haben wird.
Davor werden wir die nächsten schätzungsweise 2-3 Abende ein Abenteuer außerhalb Calanors spielen um auch nochmal etwas Dampf vom Storykessel zu nehmen und nochmal neu Anlauf für die nächsten Dinge zu nehmen die da kommen werden.
Also wenn ich es hier nicht oft genug als Erkenntnis in meinen Beiträgen erwähnt habe: Beziehungs- und Handlungsnetze sind fantastisch! Eine der Entdeckungen in die Rückkehr des Spielleitens. So etwas hatte ich früher nur rudimentär wenn überhaupt
