Ich habe den Eindruck, dass sich der Rollenspielmarkt in den kommenden Jahren noch stark verändern wird, und zwar in einem Ausmaß, das wir uns vielleicht heute noch gar nicht richtig vorstellen können.
Schon jetzt ist absehbar, dass die Zahl der verschiedenen Settings, Regelwerke und Systeme weiter wächst und dadurch schnell unübersichtlich wird. Das ist aber kein Zufall, sondern eine logische Folge der technischen Entwicklungen, die wir erleben.
Vor 30 Jahren hätten wir davon nur träumen können: Heute ist es problemlos möglich, Bücher mit Software-Tools zu übersetzen, Layouts professionell zu gestalten, Artworks mithilfe von KI oder digitalen Künstlern zu generieren und Texte schnell zu korrigieren. Auch „Print on Demand“ wird immer besser und hochwertiger.
Spannend finde ich auch, dass es mittlerweile viel unkomplizierter geworden ist, selbst einen Verlag zu gründen. Immer wieder stoße ich auf neue 1- oder 2-Mann-Verlage, die mit viel Leidenschaft tolle Sachen auf die Beine stellen. Dinge, die vor einigen Jahren noch deutlich komplizierter und aufwendiger umzusetzen gewesen wären. Diese Entwicklung zeigt sehr schön, wie stark die Szene von den neuen Möglichkeiten profitiert.
Man braucht also keinen großen Verlag mehr im Rücken, jeder kann theoretisch sein eigenes Rollenspiel entwickeln, veröffentlichen oder bestehende Werke an seine eigenen Wünsche anpassen. Und wir sind dabei noch längst nicht am Ende: In den nächsten Jahren werden diese Möglichkeiten sicherlich noch einfacher, schneller und günstiger werden.
Dass technische Fortschritte ein Hobby völlig verändern können, sieht man auch in anderen Bereichen. Nehmen wir als Beispiel die Metalszene: In den 80er-Jahren war das Spektrum an Bands noch einigermaßen überschaubar. Heute ist es schier unmöglich, auch als Experte alle neuen Bands und Subgenres zu kennen, die Vielfalt ist überwältigend.
Genau diese Entwicklung erwarte ich auch für den Rollenspielbereich. Für Spieler und Fans bedeutet das einerseits eine riesige Auswahl und kreative Vielfalt. Andererseits wird es vermutlich auch schwieriger werden, den Überblick zu behalten oder „das eine“ System zu finden, das zu einem passt. Beides zusammen macht die Szene aber unglaublich spannend.
Wir leben in einer Zeit, in der Rollenspiele so zugänglich und vielfältig sind wie noch nie.