Hírngar, auf der Hochzeit, mit Gylfi und Aeryn
Die Kiefer mahlten, die Wangenknochen schauten hervor. Hírngar war angespannt und sein Kopf schwirrte nur so von den guten Ratschlägen und Maßregelungen seiner beiden Gefährten. Er hatte sich auf vieles eingestellt, er hatte sich bemüht, aber die Tatsache, dass es spezielles Besteck für gewisse Speisen geben könnte, hatte den Holzfäller dann doch in seiner Meinung bestärkt: Ich bin ein einfaches Kraut. Das alles ist nicht meine Welt. Seine Laune war miserabel, das pochende Schmerzen in seinem Daumen unterstrich das nur. Hírngar hatte des öfteren in den Wäldern geschnitzt und sich an die beruhigende meditative Tätigkeit mit einem Sehnen zurückerinnert. Er malte sich selbst auf einem Baumstamm voll Moos aus, mit einem Stück Holz in der Hand, wissend, dass es einen solchen Moment nie gab. Hírngar fürchtete den Wald, das Alter, die Geister, die Kräfte dieser Welt, die sich in den Schatten der Bäume wohl fühlten. Und doch merkte er, dass er ein Teil davon war. Das hier ist nicht meine Welt. Die Hand zuckte zu seinem bronzenen Armband, den durch Gewohnheit blank gewetzten Stellen .
Ihn schauderte, kurz nur und er blickte sich verstohlen um, um zu sehen, ob es jemand bemerkte.
Er schämte sich so sehr. Er hatte versucht, ein Kleinod zu schnitzen und konnte es sich genau vorstellen. Das Holz, die Linien und Gravuren, die Runen, verschnörkelt, der Wunsch nach langem Leben und Gesundheit, der sich in den Windungen zeigte. Jedoch... Nun, seine Auswahl des Holzes war zwar tadellos, Hírngar spürte immer noch eine gewisse Befriedigung, dass er dieses Stück Holz ausfindig machen konnte. Dass er es in Blut getränkt vor Frust einfach weggeworfen hatte, reute ihn immer noch. Der Alte Skwilde muss in mir ein kleines, wütendes Kind sehen... Hírngar wusste, dass es dumm gewesen war, aufzugeben, dass er hätte mehr herausholen können. Aber er wusste auch, dass er sich selbst nie gerecht hätte werden können, seinen Ideen, seinen Vorstellungen. Es frustrierte ihn, dass er nur ein Holzfäller war. Ein Niemand, der sich in einer Geschichte wiederfand, die den Helden seiner Erinnerung entsprangen.
Und doch: Dieser Moment des Frustes, der Moment der Wut über sein fehlendes Fingergeschick und der Frust über das fehlende Verständnis für Herrn Gylfis und Frau Aeryns Ratschläge - dieser Zorn auf sich selbst änderte etwas ihn Hírngar. Er besann sich darauf, eine Rolle zu spielen. Er hatte lange darüber nachgedacht und gemerkt, aber all die Regeln und Ratschläge und Belehrungsversuche des skwilden und der Dyfir am Ende des Tages doch nur verschwendet waren, denn er konnte sich zwar dazu zwingen, sie nachzuahmen - aber er verstand sie nicht. Du bist im Dreck geboren. Du wirst das auch nie ganz verstehen. Aber eine Rolle, die konnte das Verstehen. Ein Ritter aus den Legenden konnte das.
Heute würde Hírngir versuchen, eine Gestalt aus den Sagen zu sein. Nicht nur, um Gylfi und Frau Aeryn Schmach zu ersparen. Sondern weil er wusste, dass ein Ritter wüsste, wie man sich benimmt!