Ich tue mich schwer mit Dogmen, weil eigentlich immer irgendwann eine Situation entsteht, wo ein Dogma hinderlich sein kann und überwunden werden muss. Die Überlegung, welche
Richtlinien ("Mehr so eine Art von Richtlinie als eigentliche Regeln") ich in wirklich allen meinen Runden zu leben versuche ist aber eine schöne Denksportaufgabe

So als erster Entwurf könnte ich das wohl auf folgende Aussagen runterbrechen:
I - Wir spielen gemeinsam, damit alle am Tisch eine gute Zeit habenDamit möchte ich nochmal ins Gedächtnis holen, dass sich niemand komplett verbiegen oder sich etwas aufhalsen muss, was im die Zeit am Spieltisch schmälert. Alle sind aber in der Verantwortung kritisch zu prüfen, ob man zu sehr von dem Rest der Gruppe abweicht, dass man sich in jedem Fall zu sehr verbiegen müsste, um nicht anzuecken. Dann ist zu prüfen, ob es an Vorlieben oder Verhalten liegt und ggf. eine klärendes Gespräch zu suchen auch auf die Gefahr hin herauszufinden, dass die Gruppe nicht die Richtige ist.
II - Zeit ist kostbar, verschwende nicht die Spielzeit von AnderenWas "Verschwendung" ist, mag für jeden subjektiv sein aber um (I) gerecht zu werden, ist die nötige Sozialkompetenz mitzubringen zu erkennen, was im Rahmen der Gruppe als hinreichend "wertvolle" Spielzeit zählt oder womit man dafür sorgt, das Teile der Gruppe längere Zeit nicht mehr aktiv teilnehmen. Ein klärendes Gespräch ist nötig, wenn man selbst das nicht zu erkennen in der Lage und daher auf direktes Feedback angewiesen ist.
III - Akzeptiere die Vorlieben der Anderen, werte sie nicht herab und überhöhe nicht deine EigenenEffektiv der "Sei kein Arschloch"-Paragraph. Im Rahmen von (I) und (II) ist ein Spiel auch dann möglich, wenn nicht 100 Übereinstimmung besteht und alle gewisse Kompromisse eingehen. Es ist davon auszugehen, dass man zu einem ausgehandelten Kompromiss auch steht und versucht, den Teil des Spiels, der einem nicht sooo viel Spaß macht zugunsten der eigenen Vorlieben (die eventuell Anderen nicht so gefallen, die sie aber mittragen) mitzutragen und nicht durch dysfunktionales Spiel und/oder Shittalk hinter dem Rücken der Anderen versucht, die unliebsamen Elemente zu tilgen.
Ich habe in meinem Rollenspielleben gegen jeder dieser Richtlinien mindest schon einmal verstoßen und weiß daher um die Folgen, weshalb ich sie mit gutem Gewissen vertreten und trotzdem anstreben kann.
EDIT-Ergänzung: Irgendwie schwingt das Folgende immer mit, ich tue mich aber schwer, das als echte Richtlinie aufzuschreiben. Ich versuche daher, es als "bitte" zu formulieren und als solche ist sie umfassend in Bezug auf (I) - (III) mitzudenken:
IV - Unser Spieltisch soll ein Safe Space seinOder: Bitte sag uns, wenn soziales Normverhalten mit dir zu Problemen führen kann. In dieser Ehrlichkeit ist das ein großer Anspruch und sicher nicht in jeder Konstellation gleich stark umsetzbar. Sollte ich aber mal eine neue Gruppe mit Potential auf langfristiges Spiel anstreben, möchte ich das bedenken. Es geht darum, einer Person bei der die psychosozialen Bedingungen, um I - III ganz gerecht zu werden (zu) große Herausforderungen sind (sei es temporär oder durch chronische Situationen), eine Lösung für das gemeinsame Spiel zu erarbeiten. Das kann im Dialog mit der Gruppe oder ein Mitspieler·in passieren, die entsprechend hilft. Beispiel: Wenn mir die sozialen Antennen fehlen um zu erkennen, dass ich Andere durch sehr lange Monologe nerve und die Gruppe ist offen für wertfreie Transparenz, dann kann ich sagen "Bitte sagt mir, wenn ich nerve". Der Deal ist dann, das man genau das sagt und sich darauf verlassen kann, das ich nicht eingeschnappt bin.
Mit solche sozialen Deals muss man umgehen können, denn das bedeutet auch, gewisse Grundformen der Höflichkeit in Absprach zu brechen. Es soll aber niemand unter Höflichkeit leiden müssen. Passiert das, werden die Folgen schwerer wiegen, als einmal ein tendenziell erstmal forderndes Gespräch.