So...jetzt geb ich mal meinen Senf dazu
Das Arcane Codex zusammengeflickt erscheint, leuchtet den meisten ein, denke ich.
(In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, das ich >zusammengeflickt< nicht als kritische Formulierung gewählt habe, sondern als nüchternen Ausdruck sehe)
Bestimmte Fragen stellen sich in diesem Zusammenhang:
Wie empfindet sich das Spielgefühl einer solchen Welt? Wie wirkt sich das auf die Gewichtung und Verzahnung der einzelnen Spielelemente der Regeln sowie der Story aus, etc.
Meine Antwort(en):
Am Anfang stand das Bestreben, es vielen Recht zu machen, besonders sich selber (find' ich prinzip. nicht falsch), d.h., die ideale Spielwelt seiner Vorstellung zu kreiieren und ein gelungenes Amalgam der den Autoren liebsten Spielelementen der Fantasy-Szene zu realisieren.
Pate standen hierfür sicherlich in erster Linie Earthdawn und Seventh Sea. Dark-Fantasy war ferner noch einer der essentiellen Bestandteile, die noch "irgenwie aber unbedingt rein" sollten. Da ich persönlich meine Schwierigkeiten habe, "Dark Fantasy" als etwas anderes als einen cleveren Marketing-Ausdruck zu verstehen, gehe ich darauf gleich noch genauer darauf ein.
Einzelne bekannte und in RPGs beliebte Kulturen wurden als Hauptzutaten des Cocktails hiefür in Anspruch genommen.
Die wichtigsten: Ägypten, Rom, Atlantis/Griechenland (als alte Kultur) , Wikinger, mitteleuropäisches Mittelalter, Dumassches Frankreich, Ravenloft,
der Feen&Elfenwald, und natürlich Dunkelelfen. Nun hätten wir schon fast den Hintergrund der Welt Krejior, der sich nach Anordung der Länder quasi von selber ergibt.
Damit hätten wir auch die Achilles-Ferse des des Spiels, denke ich, welche die Zocker so polarisiert. Die einen sind masslos glücklich mit einem Spiel das eben so ein "Best Of" ist, wie sie es sich schon lange gewünscht haben. Andere rümpfen die Nase über eine Welt, die nicht organisch gewachen ist sondern recht artifiziell wirkt.
Was aber meine ich damit: Die Kulturen wurden auf einen riesigen Kontinent einfach platziert, sie sind wohl kaum so entstanden (historisch gesehen unmöglich).
2tens: Die Düsternis der Dark Fantasy als einfach beschlossene Sache. Wenn Dunkelelfen immerzu böse und/oder dekadent sind, so ist das nicht wirklich finster, da es natürlichen Anlagen anscheinend entspricht. Genauso wäre der Herr der Ringe dann ja Dark Fantasy, würde man das "Happy End" wegnehmen.
Wirklich trostlos erscheint mir die Welt nicht. Es gibt technischen Fortschritt, Paladine etc. Wo ist die unausweichliche Dunkelheit, die Korruption, die hinter jeder guten Fassade steckt? Daher sehe ich Arcane Codex mehr als normales Fantasy-Szenario. Dark Fantasy Fans sehen warscheinlich die vielbeschriebene Finsternis als eine Art Bestätigung ihrer persönliche Spielweise.
3tens: Elemente des Hintergrundes hat der Autor als verkaufsfördende Massnahmen integriert. Das bezieht sich vor allem auf Dinge, die ich leider nicht im Detail aufrollen kann, da manche mich dann wieder als Spalter ansehen würden *seufz* (Ihr wisst was ich meine). Auch diese Elemente dienen nicht dazu, die Spielwelt griffiger oder organischer zu gestalten, ausserdem polarisieren sie, wie man hier im Forum sehen kann. Insofern mag man's, schluckt's oder lässt es ganz bleiben.
Noch kurz zum Regelwerk: Das hauseigene 2W10-System fügt sich extrem gut in die gewünschte Welt-Form ein. Es stellt nach eigenem Bekunden auch die Schokoladenseite dar, die ich persönlich sehr gerne mag. Weniger gut gelungen finde ich das anscheinend recht beliebte Degenesis, um ein Beispiele zu nennen, bei welchem ein mM nach unpassendes System auf eine Welt zurechtgemünzt wurde.
Meine Zusammenfassung: Mag jemand Patchwork-Fantasy mit schlanker Regel und potenten (zweideutig gemeint
) Charakteren, so wird er hier fündig.
Sucht jemand explicit nach dem bombigen Hintergrund einer angestrebten Dark-Death-Devour-Malifex-Kampagne, könnte er enttäuscht werden. Oder das Zeugs lieben.
P.S. ich bin hier so ziemlich mit dem Seziermesser an den Hintergrund rangegangen. Das tat ich bloss um die Entstehung und die Gewichtung des Hintergrundes besser zu analysiieren.