Neben dem, was TW bereits dargelegt hat zum Thema Layout bei Rollenspielverlagen allgemein:
Gerade kleine Verlage gehen alles andere als professionell an Layouts heran. Da werden Bücher in der Regel nicht von Fachmännern gesetzt, sondern von Leuten, die über Textgestaltung mit Word nie hinaus gekommen sind und denen Begriffe wie Lesbarkeit, Durchschuss, Spationierung oder optisch ausgeglichener Textfluss einfach unbekannt sind.
Selbst wenn man dann aber einen Layouter für sich gewinnen kann, gibt es noch etliche andere Hürden zu überwinden. Druckkosten spielen hier eine große Rolle - da muss dann Text gequetscht und mit möglichst wenig Seitenrand und Freiraum in ein Layout gepresst werden, damit man statt auf 400 auf 300 Seiten kommt. Illustrationen sind teuer. Lizensierte Schriften sind teuer (und es fehlt bei kleinen Verlagen an Verständnis dafür, wieviel eine gute geschnittene Schrift für die Lesbarkeit ihrer 300-Seiten-Schmöker tun kann). Und gerade bei Verlagen, die über LULU produzieren (wie viele Indie-Anbieter), kommen noch die drucktechnischen Hürden hinzu, die sich in Druckqualität und nicht vorhandener Farbtreue widerspiegeln.
Wenn man das alles bedenkt kann man froh sein, dass es in unserem Hobbymarkt überhaupt einige ansehliche Bücher gibt
Für mich sind folgende Bücher erwähnenswert:
Engel- wurde schon genannt, und zu Recht. Typografisch ein Hingucker, mit Text dem viel Weiß zum atmen gegönnt wird und schönen Illustrationen. Immer noch unerrecht mein Lieblingssystem was die Gesamt-Optik angeht.
Layout*: Sehr gut
Illustration: Sehr gut
Typografie**: Sehr gut
DegenesisDieses Layout ist fürs anschauen und nicht fürs lesen gedacht. Sieht toll aus, vermittelt eine sehr dichte Atmosphäre, aber wenn es ans lesen geht, stehen mir die Haare zu Berge. Der Text ist schlecht gegliedert, steht teilweise auf unruhigem Hintergrund, oft invertiert.
Layout: Mangelhaft
Illustration: Sehr gut
Typografie: Gut – Sehr gut
My Life With MasterFür ein Indie sehr gut gesetzt, kommt in einem ungewöhnlichen (quadratischen) Format daher und ist charmant in Szene gesetzt. Die Illustrationen sind in ihrem Holzschnitt-Charakter sehr stimmungsvoll und ungewöhnlich für ein Rollenspiel, vor allem aber haben sie sehr viel Platz um ihre Wirkung zu entfalten. Der Satz ist schlicht, fast puristisch, glänzt aber durch eine passende Schriftwahl. Einzig die Covergestaltung könnte schöner sein, der Schriftzug und seine unmotivierte Verlauf-Farbgebung sind imho etwas unglücklich gewählt.
Layout: Sehr gut
Illustration: Sehr gut
Typografie: Sehr gut
Burning EmpiresEin Klotz von einem Buch, in Vollfarbe und durchgehend ausgezeichnet illustriert. Das Layout ist in Ordnung, der Text gut und unterscheidbar gegliedert, Tabellen sind sauber gesetzt. Die Kapitel werden mit unterschiedlichen Illustrationen und Symbolen dezent voneinander unterschieden, auch wenn die textliche Kapitelauszeichnung etwas mehr ins Auge springen dürfte.
Layout: Gut – Sehr gut
Illustration: Sehr gut
Typografie: Gut
GrimmIn der aktuellen Version von Fantasyflight Games, farbig/sw. Ein sehr hübsches Buch, sehr gut illustriert und gut gesetzt, wenn auch an der einen oder anderen Stelle nicht so gut lesbar. Der Seitenrahmen ist stimmungsvoll gestaltet, allerdings hätte man ihn vielleicht in den unterschiedlichen Kapiteln etwas variieren können.
Layout: Gut– Sehr gut
Illustration: Sehr gut
Typografie: Gut
PolarisEin Indie, das sich imho vor allem durch den ungewöhnlichen, linear-schwarzweißen Illustrationsstil von anderen Büchern auf dem Markt abhebt; das Layout ist ansonsten solide.
Layout: Gut
Illustration: Sehr gut
Typografie: Gut
Star Warsvon Wizards of the Coast. Neben den Bildern aus den Filmen gibt es auch gute bis sehr gute Illustrationen. Für mich besonders hervorzuheben ist der klare Satz und die einfallsreiche Kapitelunterscheidung sowie die interessant gesetzten Quotes im Text. Das Layout nutzt den Vorteil des Farbdrucks geschickt zur visuellen Gliederung, ohne einen - wie viele andere vollfarbige Machwerke - optisch zu erschlagen.
Layout: Sehr Gut
Illustration: Gut – Sehr gut
Typografie: Sehr gut
Gloranthavon Multisim; sehr schön illustriert, in ungewöhnlichem nicht ganz A5-Format. Leider typografisch nicht ganz gelungen, mit gefällt z.B. die Schrift des Fließtextes nicht sonderlich und die Zeilen laufen einen Tick zu breit (außerdem wirkt die Schrift stark unterschnitten).
Layout: Gut
Illustration: Gut – Sehr gut
Typografie: Befriedigend
CthulhuIn der Fassung von Pegasus finde ich ebenfalls gelungen, da hier teilweise auch liebevoll ins Detail gestaltet wird. Die Lesbarkeit ist mancherorts etwas schwierig, ja, aber ich finde das passt durchaus zum Thema der Bücher. Die Illustrationen sowie andere Bilddokumente sind in der Regel gut und folgen einem durchgängigen Konzept.
Layout: Gut
Illustration: Gut – Sehr gut
Typografie: Gut
Die Liste ließe sich noch erweitern, aber das sind mal so meine persönlichen Highlights.
Flops gibt es wahrscheinlich zu viele, um sie aufzuzählen, aber da es ebenfalls schon erwähnt wurde: Elyrion gehört sicherlich dazu. Das Layout ist sehr unglücklich und verkommt zu reiner Bleiwüste, die obendrein auch noch schlecht lesbar ist. Kein Spaß bei einem so umfangreichen Buch.
D&D4e finde ich übrigens ebenfalls eher mäßig: das Layout ist schlicht bis zur Einfallslosigkeit und die Illustrationen sind zwar gut, aber irgendwie leblos, weil in der Regel totgezeichnet und stilistisch gleichgeschaltet. Da sieht man kaum noch die individuelle Handschrift der Illustratoren, was ich extrem schade finde. Aber auch das ist ein Trend, den man leider zur Zeit häufig beobachten kann.
* [hier bewerte ich Lesbarkeit, Gliederung, Satz, Satzspiegel]
** [hier bewerte ich Schriftwahl, Schriftauszeichnungen]