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Pen & Paper - Spielsysteme => D&D - Dungeons & Dragons => Dungeon Crawl Classics => Thema gestartet von: tarinyon am 31.08.2025 | 21:01

Titel: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 31.08.2025 | 21:01
Da ich gerade eine AD&D 2E-Runde leite, lese ich begleitend durch meine anderen Oldschool/D&D-(Like)-Regelwerke, um Regellücken aufzufüllen. Dabei habe ich nach längerer Zeit auch wieder mein Dungeon Crawl Classics Regelbuch in die Hand genommen. Dabei ist mir eine Sache aufgefallen, die mich schon bei meiner letzten DCC-Runde aufgeregt hat und über die ich jetzt an dieser Stelle kurz abranten möchte. Es geht mir dabei um den Bestandteil von DCC, den viele als zentrales Element erachten, nämlich den "Funnel" (das deutsche Wort "Trichter" finde ich superkomisch und werde ich daher an dieser Stelle genauso konsequent ignorieren wie die historisch komplett falsche Übersetzung des Wortes "Gongfarmer" als "Buttenfrau/-mann").

DCC will ja im Gegensatz zu (fast?) allen anderen OSR oder New-School-RPGs kein Retroklon sein, sondern ein "What-If"-RPG, das ein D&D that-never-was simuliert - nämlich ein RPG, das noch viel konsequenter als D&D von den literarischen Vorlagen des Appendix N inspiriert ist und diese regeltechnisch abzubilden versucht. Das ist für mich die USP von DCC.

Wenn man sich nun die Diskussionen im Internet anschaut (und auch mit Leuten im RL über DCC redet), dann geht es mit wenigen Ausnahmen aber nahezu ausschließlich um die Erfahrung, dass Level-0-Charaktere beim Funnel lustige Tode sterben oder dass durch die vielen Tabellen lustige Dinge passieren. Und hier kommen wir zum Punkt meines Rants. Bei DCC starten alle Charaktere auf Level 0 (Core Rulebook, S. 21). Das kann ich noch teilweise nachvollziehen, weil im Appendix N ja tatsächlich einige literarische Figuren eine Origin-Story haben, bei der sie noch keine krassen Helden sind. Dann wird aber im Regelwerk ausdrücklich empfohlen, mit mehreren zufällig generierten Figuren einen Funnel zu spielen und man spielt dann mit den Überlebendenen weiter. Dies soll Teil der Charaktererschaffung sein und ersetzt sozuagen die Entwicklung des Charakterhintergrunds. Wo sind aber hier die literarischen Vorlagen? Im Appendix N jedenfalls sterben die Protagonisten nicht wie die Fliegen. Aber gut, man könnte hier noch beschwichtigend einwenden, dass das Spielen mehrerer Figuren gleichzeitig das Kennzeichen von Rollenspielen der 70er Jahre in Wargaming-Tradition war (auch wenn ich hier mal ein großes Fragezeichen machen würde, denn ich bezweifle ganz stark, dass das im Mainstream abseits von irgendwelchen obskuren Braunstein-Games wirklich so gespielt wurde).

Was mich nun ABER WIRKLICH AUF DIE PALME bringt, ist die Occupation-Mechanik. Die Charaktere, die hier ausgewürfelt werden, sind teilweise schlimmer als der Zuckerbäcker bei DSA und mindestens genauso stimmungskillend wie die WdV-Regeln von DSA. Ich selbst habe ja fast jeden Funnel von DCC geleitet (sogar einige Third-Party-Module) und hatte dabei zugegebenermaßen großen Spaß. Aber wenn wir mal ehrlich sind: was soll dieser Quatsch? Warum kann ich mir einen Cheesemaker auswürfeln, der einen Stinkekäse dabei hat? Was soll der Barbier mit der Schere im Dungeon? Was tut der Goldgräber bzw. Pappenheimer / Latinengräber (das ist übrigens die korrekte Übersetzung für Gongfarmer, herrgottnochmal!) im Temple des Elementaren Todes? So ziemlich jedes Ergebnis des Occupation-Tables hat bringt entweder einen total lächerlichen Beruf (elfischer Rechtsanwalt, wtf!!) oder wird durch lächerliches Equipment (Rollenspielbuch beim Hafenarbeiter) ins lächerliche gezogen. Das, was eigentlich die Spieler in der Spielwelt verankern soll, nämlich einen Beruf festzulegen, dem der Charakter nachgegangen ist (was ja beim normalen Rollenspiel oft unter den Tisch fällt), führt letztendlich dazu, dass man die Charaktere als totale Clowns spielt, die gerne lustige Tode sterben dürfen, ja sogar sollen. Es geht also nicht mehr um das Erleben von Abenteuern und das bestehen von gefährlichen Herausforderungen. Schon ab Level 0 konzentriert sich alles vielmehr auf die ach so lustige Weirdness (ein Begriff, der mich total abfuckt, in Wahrheit geht es meist um Slapstick). Allein die Gruppenzusammenstellung klingt oft wie ein Witz: gehen ein Bauer, ein Waisenkind, ein Steuereintreiber und ein elfischer Glasbläser in den Dungeon...

Viel schlimmer aber noch ist, dass die Occupations zudem total nutzlos sind. DCC hat ja nur ein rudimentäres Skill-System und die Occupation legt fest, welche Aufgaben ich trained machen kann (d.h., ich würfle mit W20 statt W10). Aber welche Skills bringt denn bitteschön ein Imker mit???? Ist der Totengräber besonders gut darin, Selbstgespräche zu führen? Meiner Meinung nach hat man sich hier keine Gedanken gemacht und einfach nur eine lustige Liste geschrieben. Spielerisch ergibt das aber Null-komma-Null Sinn. Und wer jetzt sagt: ist ja nicht so schlimm - doch, ist es! Denn erstens widerspricht sich DCC im Regelbuch selbst mehrmal, z.B. wenn es fordert, dass man eine mittelalterliche Welt abbilden soll. Da wäre es insofern besser gewesen, man hätte sich entweder an pseudo-mittelalterlichen Berufen orientiert oder von mir aus auch an Vorlagen aus der Literatur. Zweitens verhindern die Occupations einen fießenden Übergang von Level 0 zu Level 1, da die Klassenwahl nicht mit der Occupation zusammenhängt, sondern einzig und allein mit den Attributen. So wird der Gelehrte auch mal zum Krieger oder der Söldner zum Zauberer, und zwar über Nacht. Und drittens wäre die Konsequenz ja sonst zu sagen: "Gut, ignoriere ich den Beruf halt nach Level 0." Aber warum bitteschön gibt es diese Occupations dann überhaupt, wenn sie ihre regeltechnische Funktion nicht erfüllen?

Alles in Allem ist der Funnel für mich derart abturnend geworden, dass ich zukünftig DCC nur noch auf Level 1 beginnen würde. Bezeichnenderweise hat man das z.B. bei DCC Lankhmar gemacht. Da ist ihnen wohl aufgefallen, dass diese lächerlichen Elemente null zu Lankhmar passen (genauso wie Teile des Magiesystems). Entsprechend hat man dort auch ein ganz anderes Feeling auf Level 1 und merkt dabei, dass man Level 0 für ein gelungenes DCC-Erlebnis überhaupt nicht braucht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Tomas Wanderer am 31.08.2025 | 21:19
Würde vermuten, dass Funnel eher dem 1st Level Basic Grind bzw. den Erinnerungen daran entsprungen ist.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 31.08.2025 | 21:48
Glückwunsch! Du hast erkannt, dass DCC viel Cargo-Kult enthält.
IMHO ist das nicht schlimm, so lange es Leuten Spaß macht. Wie du richtig schlussfolgerst, kann man aber auch ganz normal auf Stufe 1 beginnen.

Ich persönlich spiele lieber ganz unironisch das Original (AD&D 1e).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Swanosaurus am 31.08.2025 | 21:53
Ich stimme dem OP bedingt zu: Insofern, dass ich die Kritik im Großen und Ganzen Teile, aber glaube, dass du DCC trotzdem ein bisschen Unrecht tust.

Ich habe auch weitgehend mit den Funnels abgeschlossen - als Spieler finde ich sie gelegentlich ganz lustig, als SL habe ich's jetzt einmal versucht und gemerkt, dass da bei mir nach ner Dreiviertelstunde die Luft raus war; die Dauertode hätten aus dem Geschehen eigentlich einen Horrorfilm für die SC machen müssen, und ich habe gemerkt, dass die Runde - obwohl alle wussten, worauf sie sich einließen - überhaupt keine Ideen hatten, wie sie rollenspielerisch mit dem Szenario umgehen sollten. Das Abenteuer war cool, aber "oh, jetzt ist dem Bäckermeister aus meinem Dorf das Gesicht weggeätzt worden, ähm ... renne ich jetzt schreiend davon? Oder sammle ich seine Ausrüstung ein und durchsuche ich seine Taschen?" Und das lag jetzt nicht an einem schrecklich hohen rollenspielerischen Anspruch, den wir vor uns hergetragen hätten ... es ließ sich einfach nichts auch nur ansatzweise Konsistentes aus diesem Gemenge eines Science-Fantasy-Szenarios, planloser Dörfler und schrecklicher Tode machen. Ich habe das als SL dann abgebrochen, einfach, weil alle irgendwann völlig lustlos waren, eingeschlossen meiner selbst.

Ich glaube aber nicht, das hinter DCC die Absicht steht, ein Appendix-N-treueres "Was wäre wenn?"-RSP zu machen. Es geht doch eher darum, ein Rollenspiel zu machen, das für die Rollenspieler*innen von heute das gleiche Gefühl reproduziert wie die erste Edition D&D für die ersten Rollenspieler von damals. Und dazu gehörte wahrscheinlich schon das regelmäßige: "Oh, mein Charakter ist gerade auf absurde Art zu Tode gekommen, also weiter mit dem nächsten." Ich denke, nicht mehr und nicht weniger soll der Funnel abbilden. Mit dem Appendix N hat dieser Teil von DCC wenig zu tun und soll das wahrscheinlich auch nicht.

Es war ja auch gar nicht von Anfang an selbstverständlich, dass ein Rollenspiel, dass durch bestimmte Geschichten inspiriert ist, das Ziel verfolgt, ähnliche Geschichten spielbar zu machen. Bei MERS hat man ja auch keine Herr-der-Ringe-mäßigen Szenarien bekommen. Die Texte waren Materialsteinbruch, es war aber (vermute ich) den meisten klar, dass das Spiel eine völlig andere und eigene Dynamik hatte.

Ich schätze mal, die Idee, Geschichten wie aus den literarischen Inspirationen erspielen zu wollen, kam eher dann auf, als erkannt wurde, dass man ja auch bei den Fans von Tolkien, Howard, Leiber & Co für D&D werben konnte und dass die dann oft eben diese Erwartungen ans RSP rantragen würden, weil sie eben nicht unbedingt aus der Gamer-Szene kamen. Aber um diese Phase geht es DCC dann ja schon eher weniger ...

Wie gesagt, ich persönlich kann mit dem Funnel auch wenig anfangen, so amüsant er sein mag, bleibt das Grundkonzept für mich verkopft und schwebt auf irgendeiner Metaebene. Ich bin über die Fantasy zum RSP gekommen, nicht übers Spielen, und wir haben alle so ziemlich von Anfang an intuitiv Fantasy-Geschichten nachgespielt. Deshalb knüpft der Funnel einfach nicht an meine Erfahrungswelt an.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 31.08.2025 | 22:24
Würde vermuten, dass Funnel eher dem 1st Level Basic Grind bzw. den Erinnerungen daran entsprungen ist.
Das, was ich darüber lese, einschließlich schon der Bezeichnung "Funnel", lässt es mir fast wie eine Parodie dieser Erfahrung erscheinen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Galatea am 31.08.2025 | 23:01
Klingt für mich eher als ob sich die Autoren gefragt haben "Hm, was ist deine definierende Erinnerung aus alten Fantasy-RPG-Zeiten?", auf "Ah ja, es starben ständig Charaktere!" gekommen sind und beschlossen haben das als primäres Feature des Spiels zu positionieren, ohne zu verstehen, dass das nie der Punkt war.

Ist so ein bisschen wie die Abrissbogen-Cthullhu-Runden, bei denen es nicht mehr darum geht fantastische realitäts- und verstandbrechende Ereignisse zu beschreiben, sondern nur noch darum am Fließband Charaktere zu töten oder in den Wahnsinn zu treiben (gähn).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: postkarte am 1.09.2025 | 00:12
In meinen Augen ist der Trichter einfach das Verkaufsding von DCC. Das wollen die Leute auf Cons sehen, nebst Gong natürlich. Damit hebt es sich aus der Menge der OSR Spiele.

Aber dass es ein richtiges und tolles Rollenspielerlebnis auch auf höheren Stufen bietet, interessiert nur Sammler.

Ich habe diverse der DCC Lankhmar Abenteuer geleitet und für das Spielerleben der Welt Leibers passte DCC als Regelwerk toll. Leider gibt es aber gerade wegen des Trichters und dem darauf abzielenden Marketing genug Leute, die das eigentliche Spiel nicht mal kennenlernen wollen. Entweder weil ja Trichter spielen reicht, oder weil DCC gleich Trichter und deswegen Scheiße.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Settembrini am 1.09.2025 | 05:39
Für realistische Berufe empfehle ich Harnmaster.
Ansonsten, was D&D-artige angeht, probier mal ALRIK es ist für alle!
https://alrik.snafu.zone/wiki/Alrik
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Zanji123 am 1.09.2025 | 09:05
der Funnel und DCC im allgemeinen klang für mich schon immer wie ein Bier und Pretzel RPG

Die ganze Randomness, das "mach dir 10 Charaktere einer wird überleben und DER hat dann voll die KRASSE Hintergrundstory"...
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mithras am 1.09.2025 | 09:09
Der Funnel ist zum lernen da! Das ist zum einen, damit die tödlichkeit gezeigt wird von OSRartigen Spielen und zum anderen damit man seinen Charakter nicht verheizt zu Beginn wenn man einen Fehler macht. Danach hat man hoffentlich kapiert wie es läuft bei OSR und darf nicht mehr jammern.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Raven Nash am 1.09.2025 | 09:39
der Funnel und DCC im allgemeinen klang für mich schon immer wie ein Bier und Pretzel RPG

Die ganze Randomness, das "mach dir 10 Charaktere einer wird überleben und DER hat dann voll die KRASSE Hintergrundstory"...
Moment - das hat SotDL aber auch. Die ganzen Anfänger-Abenteuer sind doch genau das, ein Funnel. Der Char kann nix, hat nix, und soll irgendwie überleben. Daher macht jeder Spieler sich eben drei Chars, und die Gruppe bildet sich dann aus den Überlebenden.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: felixs am 1.09.2025 | 10:04
Ich mag Ironie als Grundkonzept eines Spiels meist auch nicht. Schon bei W. Moers - teilweise gar bei T. Pratchett - stört mich das, selbst wenn die ja immerhin sehr gut erzählen können; viel schlimmer natürlich, wenn gequäte Har-har-har-Ironie dann von Leuten gespielt wird, deren humoristischer Horizont in einem Paralleluniversum zu liegen scheint.

Insgesamt störe ich mich an vielem, was von Afficionados oft als wunderbar "weird" empfunden wird. Passt dann woh nicht zusammen. Für mich sind das fast immer Dinge, die nicht in meine Präferenzen bezüglich Fantasy-Welten passen. Das ist, vermute ich, schlicht Geschmackssache.

Das "Funnel"-Konzept erschließt sich mir auch nicht so recht - einerseits möchte ich ja entscheiden, was für eine Figur ich spielen will, andererseits steigt (für mich) der Reiz einer Figur nicht, weil sie sich schon "bewährt" hat. Soweit das grundsätzliche. Dazu kommt das im Eingangsbeitrag angesprochene Problem, dass die Szenarien und Personagen oft ziemlich abgedreht sind. Das müsste natürlich nicht so sein, gibt vermutlich auch Szenarien, die nicht so abgedreht sind, stört mich dann aber auch, wenn es so ist.

Kann auch sein, dass sich der Wunsch nach diesen Abweichungen und nach dem ironischen Zugang vor allem dann einstellt, wenn man eine gewisse Übersättigung an anderen Dingen erreicht hat. Das ist bei mir (bisher) nicht der Fall.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Seba am 1.09.2025 | 11:31
Ich sehe DCC auch als Spiel für Leute, die das Gefühl haben, schon alles erlebt zu haben, was man in D&D erleben kann.
Da ich gerne die immer gleichen Tropes spiele, weil ich sie einfach liebe, wird sich dieser Zustand bei mir wohl nie einstellen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Swanosaurus am 1.09.2025 | 11:33
Der Funnel ist zum lernen da! Das ist zum einen, damit die tödlichkeit gezeigt wird von OSRartigen Spielen und zum anderen damit man seinen Charakter nicht verheizt zu Beginn wenn man einen Fehler macht. Danach hat man hoffentlich kapiert wie es läuft bei OSR und darf nicht mehr jammern.

Ja, das ist auch einer der Aspekte, mit dem ich am stärksten fremdele beim Funnel ... ich habe auch schon mal ein (anderes) Regelwerk gleich wieder verkauft, weil es eine eigene Kategorie mit "Tutorial monsters" im Bestiarium gab.

Letztendlich hatte ich die coolen Spielerfahrungen in DCC auch im späteren Spiel. Wobei ich dann sehr lange noch 2 SC geführt habe, die ich auch beide toll fand, und die glücklicherweise so unterschiedlich waren, dass ich auch nicht zwischen ihnen durcheinandergekommen bin. Aber ab Level 2/3 war das dann eben ne richtige Gruppe, und wenn dann mal wer starb, dann ließ sich da auch durchaus angemessen reagieren.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Zanji123 am 1.09.2025 | 12:07
Moment - das hat SotDL aber auch. Die ganzen Anfänger-Abenteuer sind doch genau das, ein Funnel. Der Char kann nix, hat nix, und soll irgendwie überleben. Daher macht jeder Spieler sich eben drei Chars, und die Gruppe bildet sich dann aus den Überlebenden.

Moment:

1) man baut sich keine 10 Stück
2) die Berufe die man auswürfelt haben mehr Sinn als das was ich hier lese
3) die besseren Stufe 0 Abenteuer (Dark Deeds in Last Hope z.b.) sind keine meat grinder oder haha du bist tot
4) auch stufe 0 Charaktere können die Helfen Aktion nutzen um jemanden anderes Vorteil zu geben.


Ja bei der Tales of the Demonlord Kampagne hat man es mit dem Stufe 0 Abenteuer übertrieben genauso wie mit "a year without rain" aber Dead by Daylight (was einfach nur ne quasi Neuauflage von nem Warhammer Fantasy abenteuer ist), a slavers lash, Falling tears und besonders Dark Deeds in Last Hope (Missetats letzte Hoffnung glaub ich auf deutsch) sind echt gute Stufe 0 Abenteuer.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Feuersänger am 1.09.2025 | 12:46
So hot finde ich den Take nun auch nicht. ^^
Funnel spielen mag vllt einmal ganz lustig sein, aber als mehr als rollenspielgewordenen Scherzartikel würde ich das nicht ansehen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 1.09.2025 | 13:49
Der Funnel ist zum lernen da! Das ist zum einen, damit die tödlichkeit gezeigt wird von OSRartigen Spielen und zum anderen damit man seinen Charakter nicht verheizt zu Beginn wenn man einen Fehler macht. Danach hat man hoffentlich kapiert wie es läuft bei OSR und darf nicht mehr jammern.

Kann das den Neulingen nicht einfach… weiss nicht… gesagr werden? Das erspart ggf. ein paar Stunden Lebenszeit, die sonst mit einem Funnel verbracht werden würde.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: felixs am 1.09.2025 | 14:17
Kann das den Neulingen nicht einfach… weiss nicht… gesagr werden? Das erspart ggf. ein paar Stunden Lebenszeit, die sonst mit einem Funnel verbracht werden würde.

Denke, die Annahme ist einerseits, dass das Spaß macht (finden einige Leute ja wohl so); andererseits finde ich es auch durchaus überzeugen, dass man sich an Tödlichkeit praktisch gewöhnen sollte. Allerdings würde ich das auch lieber durch "richtiges" Spiel machen. Ggf. mit drei Re-Spawns oder so, damit man "mal sehen kann", wie das System und die Spielwelt funktionieren.
In der Praxis habe ich es bisher mit dem direkten Einstieg ins "richtige Spiel" gemacht. Das funktionierte allerdings mit meinen DSA- und Midgard-sozialisierten Spielern eher mittelmäßig. Es wurde gespielt, wie sonst auch und die erste Erfahrung mit der Tödlichkeit des Systems hat eine Art Schockstarre und dann folgende Blockade bezüglich der weiteren Entwicklung der Handlung hervorgerufen. Es schien dann alles zu gefährlich. Vermute aber, man könnte sich schon an die Andersartigkeit gegenüber dem schon Bekannten gewöhnen; würde halt Zeit brauchen. Denke auch nicht, dass ein "Funnel" Abhilfe geschaffen hätte - aber das ist alles Spekulation.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: schneeland am 1.09.2025 | 15:10
Denke, die Annahme ist einerseits, dass das Spaß macht (finden einige Leute ja wohl so); andererseits finde ich es auch durchaus überzeugen, dass man sich an Tödlichkeit praktisch gewöhnen sollte.

Davon würde ich auch ausgehen. Das Regelwerk ist an dieser Stelle ja auch recht explizit und sagt sinngemäß "das klingt erstmal komisch, aber probiert es doch mindestens einmal aus".
Und, wie postkarte weiter oben erwähnte, ist es halt auch ein USP, den man fürs Marketing nutzen kann.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Xemides am 1.09.2025 | 17:27
Also meine Spieler haben mit den Funnels Spaß gehabt, freuen sich nun aber auch mit Stufe 1+ weiter zu spielen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Galatea am 1.09.2025 | 18:14
Kann das den Neulingen nicht einfach… weiss nicht… gesagr werden? Das erspart ggf. ein paar Stunden Lebenszeit, die sonst mit einem Funnel verbracht werden würde.
Oder man spielt einfach mal 3-4 vordefinierte Testszenarien (sprich Kämpfe) mit Wegwerfcharakteren durch, also eine kurze Tabletoprunde (wenn jemand ein Charaktersetup mag, dann kann es ja immernoch behalten/ausbauen also einen echten Charakter draus machen).
Das ist generell eine gute Idee bei Regelwerken mit höherer Basiskomplexität, ungewöhnlichen Mechaniken oder vergleichsweise hoher Tödlichkeit.


Ich finde das ganze Konzept des Funnels auch aus Ingame-Logikgründen ziemlich dämlich.

Warum sollen Hans der Bauer, Lars der Zuckerbäcker, Friedolin der Steuereintreiber und Bert der Schankwirt denn bitte in den Dungeon des Schreckens gehen?
Das ist so ein bisschen wie wenn man eine Gruppe Steuerfachangestellte in ein Atomkraftwerk schickt, um eine Kernschmelze zu stoppen.

Sind da gerade wirklich überhaupt keine Abenteurer in der Nähe und ist das ganze echt SO dringend, dass man im Prinzip unausgebildete (und vermutlich auch körperlich ungeeignete) Zivilisten in eine Kriegssituation schickt?

Und warum gibt es in den meisten Fantasy-Settings verdammt nochmal keine Abenteurergilden, wenn die SO VIEL SINN machen würden UND dabei noch spielerische Möglichkeiten eröffnen, die weit über das übliche "Gruppe zieht planlos durch die Gegend bis sie zufällig über Plot stolpert" hinausgehen?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 1.09.2025 | 18:17
Oder man spielt einfach mal 3-4 vordefinierte Testszenarien (sprich Kämpfe) mit Wegwerfcharakteren durch, also eine kurze Tabletoprunde (wenn jemand ein Charaktersetup mag, dann kann es ja immernoch behalten/ausbauen also einen echten Charakter draus machen).
Das ist generell eine gute Idee bei Regelwerken mit höherer Basiskomplexität, ungewöhnlichen Mechaniken oder vergleichsweise hoher Tödlichkeit.

Scheint mir eine sinnvolle Idee zu sein, wenn das OSR-Feeling mit mehr als nur Worten vermittelt werden soll. :d
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Arbor am 1.09.2025 | 21:18
Ich habe vor einigen Jahren genau wegen der Funnel mit DCC angefangen.

Bisher habe ich zwei davon geleitet und es hat mir und den Spielern enorm viel Spaß gemacht (alles alte Hasen).
War einfach mal wieder eine andere Erfahrung, wobei wir DCC auch eher Bier und bretzelig spielen.

Zudem hat sich auch in beiden Runden (alles keine OSRler) ziemlich schnell die Spielweise geändert, da die Tode einzelner Charaktere im Funnel für ihre Spieler kleine Schockerlebnisse waren.
So wird auch noch aktuell (die zweite Gruppe ist jetzt Stufe 4) nicht jeder Stein in jedem Dungeon umgedreht und nicht jede Kiste zwanghaft geöffnet, da das Ungewisse die Spieler jetzt wirklich beunruhigt und gefährlich wirkt.
Das bringt einen wirklichen Zuwachs an Immersion für uns.
Zudem hat auch das zufällige Auswürfeln der Figuren dafür gesorgt, dass sie alle ihre Ecken und Kanten haben und wenig optimiert sind.
Auch das bringt für uns mehr Tiefe ins Spiel (gibt es selbstverständlich auch bei anderen Systemen).

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man den Funnels schnell überdrüssig wird, wenn man sie regelmäßig spielt und ihr besonderer Effekt dadurch verfliegt.
Auch als One-Shot funktionieren sie für mich nicht so gut, da sie ja die "Geburt" des späteren Helden darstellen sollen, auf die aufgebaut wird.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: felixs am 1.09.2025 | 21:32
Warum sollen Hans der Bauer, Lars der Zuckerbäcker, Friedolin der Steuereintreiber und Bert der Schankwirt denn bitte in den Dungeon des Schreckens gehen?
Das ist so ein bisschen wie wenn man eine Gruppe Steuerfachangestellte in ein Atomkraftwerk schickt, um eine Kernschmelze zu stoppen.

Sind da gerade wirklich überhaupt keine Abenteurer in der Nähe und ist das ganze echt SO dringend, dass man im Prinzip unausgebildete (und vermutlich auch körperlich ungeeignete) Zivilisten in eine Kriegssituation schickt?

Meinem Eindruck nach bringen viele dieser Spiele eine Spielwelt mit, die so unappetitlich anmutet, dass man ganz gut verstehen kann, dass die Bewohner dieser Welt ziemlich viel zu riskieren bereit sind, um ihrem Dasein zu entkommen.

Und warum gibt es in den meisten Fantasy-Settings verdammt nochmal keine Abenteurergilden, wenn die SO VIEL SINN machen würden UND dabei noch spielerische Möglichkeiten eröffnen, die weit über das übliche "Gruppe zieht planlos durch die Gegend bis sie zufällig über Plot stolpert" hinausgehen?

Verstehe zwar, was Du meinst - aber ich finde Abenteurergilden als Konzept ziemlich wenig plausibel und würde dasselbe über eine Spielwelt sagen, welche solche Gilden hat/braucht. Quasi die höchte Stufe der spielweltinternen Widerspiegelung des Gamismus.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Alexandro am 1.09.2025 | 22:12
Warum kann ich mir einen Cheesemaker auswürfeln, der einen Stinkekäse dabei hat? Was soll der Barbier mit der Schere im Dungeon? Was tut der Goldgräber bzw. Pappenheimer / Latinengräber (das ist übrigens die korrekte Übersetzung für Gongfarmer, herrgottnochmal!) im Temple des Elementaren Todes?

Das ist ein Artefakt der Tendenz mit kreativem Einsatz von "harmlosen" Gegenständen (Murmeln, Spiegel, Hühner o.ä. waren damals sehr beliebt) bestimmte Fallen und Monster des Dungeons auszuhebeln. Mit dem Stinkekäse werden dann halt Riesenratten abgelenkt, oder ein Monster welches die Fährte der SC aufgenommen hat von dieser abgebracht, oder er wird zerrieben, um eine Schmiere zu erzeugen, mit welcher man diesen schweren Felsblock besser zur Seite schieben kann. Und die Anwendungsmöglichkeiten einer Schere sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen. Einige Spielende scheinen Freude daraus zu ziehen, auf diese Weise um die Ecke zu denken, statt spezialisierte Gegenstände und Fähigkeiten für Abenteurer-Anwendungen zur Verfügung zu haben. Wenn ich den Spielenden für Conabenteuer Ausrüstungspakete zusammenstelle, dann gebe ich ihnen gerne solche "nutzlosen" Sachen mit (auch wenn es keine Stufe 0 Charaktere sind), um ihnen die Option zu geben mich zu überraschen - es ist allerdings nicht nötig, und häufig bleiben diese Gegenstände ungenutzt, weil die SC halt genug andere Optionen haben. Bei DCC-Funnels sind diese Gegenstände halt das einzige, was die Stufe0-Charaktere zur Verfügung haben, deswegen lernen sie besser diese einzusetzen (und diese Denkweise können sie dann auch auf höheren Stufen nutzen).

(das Ganze kommt natürlich aus einer unschönen Ecke, wo SL den SC keinen "zu einfachen" Erfolg gegönnt haben, und daher die Verfügbarkeit und Preise von bestimmten "game breaking" Gegenständen künstlich und unrealistisch reguliert haben - da mussten sich die Spielenden dann irgendwie anders behelfen, und Gegenstände "am SL vorbeischmuggeln", damit dieser diese genehmigt, ohne sich über die möglichen Anwendungen Gedanken zu machen - das war eine Art "kalter Krieg" zwischen Spielenden und SL, und dieser Spielstil kann gerne tot bleiben)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 1.09.2025 | 22:14
@Topic: Danke für deine Einblicke, Tarinyon. Habe noch keinen DCC Funnel gespielt und lese hier wenig, was Lust darauf macht.


Verstehe zwar, was Du meinst - aber ich finde Abenteurergilden als Konzept ziemlich wenig plausibel und würde dasselbe über eine Spielwelt sagen, welche solche Gilden hat/braucht. Quasi die höchte Stufe der spielweltinternen Widerspiegelung des Gamismus.

Was findest du daran unplausibel? Ich finde Abenteuerergilden sind vergleichbar mit Söldnerkompanien und die gibt es wohl schon mindestens seit der Antike auf unserer äußerst simulationistischen Erde ;).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: felixs am 1.09.2025 | 23:14
Was findest du daran unplausibel? Ich finde Abenteuerergilden sind vergleichbar mit Söldnerkompanien und die gibt es wohl schon mindestens seit der Antike auf unserer äußerst simulationistischen Erde ;).

Wird schnell ein anderes Thema - aber Abenteurergilden sind mit Söldnerkompanien wohl kaum vergleichbar.

Ein paar Punkte, die dagegen sprechen:
- Falls Abenteurer auf dem Land eines Landesherrn Gewinne aus dem Bestand ziehen (Schätze etc.), dann wird der sicher viel davon sehen wollen.
- "Abenteurer würden wohl selten sein - wäre das eine größere Gruppe, würde sich die Wirtschaftsweise der Spielwelt vollständig ändern.
- Die meisten Fälle, wo Abenteurer angeheuert würden, dürften sehr diskret ablaufen.
- Was ist eine "Gilde"? Im europäischen Sinn ein Zusammenschluss von Kaufleuten - die haben Nutzen von geregelten Abläufen. "Abenteurer" kommen doch eher da ins Spiel, wo die üblichen Regeln eher nicht greifen.
- Sehr viel wahrscheinlicher wäre die Bildung von Geheimbünden, ähnlich von Diebesbanden.

Die Liste ließe sich verlängern - ich bin aber jetzt müde.

Ich sehe ein, dass manche Autoren von Spielwelten deren Unplausibilität erkannt haben und durch Folgeplausibilitäten repariert haben. Abenteurergilden wären so ein Phänomen - wie etwa bei Pathfinder. Ich anerkenne das als legitimen Spielstil, finde es aber absurd und für mich weiterhin zu wenig schlüssig und stimmungsvoll, als dass ich das spielen wollen würde.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Galatea am 2.09.2025 | 00:50
Verstehe zwar, was Du meinst - aber ich finde Abenteurergilden als Konzept ziemlich wenig plausibel und würde dasselbe über eine Spielwelt sagen, welche solche Gilden hat/braucht. Quasi die höchte Stufe der spielweltinternen Widerspiegelung des Gamismus.
Menschen als Spezies tendieren zur Selbstorganisation.

Wandernde Monster sind ein Problem, das mit vorhandenen Mitteln (reguläres Militär) nicht gelöst werden kann.
Alte Abenteurer wollen sich zur Ruhe setzen (oder reiben ein paar Gehirnzellen aneinander und stellen fest, dass eine popelige Gruppe nicht überall sein kann), daher beginnen sie neue Abenteurer auszubilden und ihr Wissen (und teilweise auch Ausrüstung) weiterzureichen bzw. zu verkaufen.
Da die Neulinge die Ausbildung in der Regel nicht bezahlen können zahlen sie die von ihrer Beute ab (Startausrüstung müssen sie selber organisieren), später können sie von ihrem Ausbilder auch dessen Ausrüstung/magische Items kaufen. Wenn sie lange genug überleben und sich selbst zur Ruhe setzen wollen dreht sich das Rad weiter.
Hoppla, wir haben ganz aus Versehen eine Quasi-Gilde erschaffen (Gilde ist hier nur der Name für eine Organisation einer Berufsgruppe, die könnten genauso gut AdventureCorps heißen).


- Falls Abenteurer auf dem Land eines Landesherrn Gewinne aus dem Bestand ziehen (Schätze etc.), dann wird der sicher viel davon sehen wollen.
Sicher. Dann soll der gute Landsherr doch auch sehen wie er selbst mit dem Problem fertig wird (was er ja offensichtlich nicht kann).

- "Abenteurer würden wohl selten sein - wäre das eine größere Gruppe, würde sich die Wirtschaftsweise der Spielwelt vollständig ändern.
Die müssten nicht mal sooo groß sein, um einen wahrnehmbaren politischen Einfluss zu gewinnen.

- Die meisten Fälle, wo Abenteurer angeheuert würden, dürften sehr diskret ablaufen.
Was vollkommen in Ordnung ist. Dafür gibt es Verträge (über die natürlich Stillschweigen bewahrt wird), deshalb heuert man Profis an.
Der Abenteurer von Welt weiß natürlich, dass der Burgherr nicht vor seinem Erzrivalen blamiert werden möchte, wenn herauskommt, dass er nicht mal mit einer alten Sumpfhexe fertig wird.

- Was ist eine "Gilde"? Im europäischen Sinn ein Zusammenschluss von Kaufleuten - die haben Nutzen von geregelten Abläufen. "Abenteurer" kommen doch eher da ins Spiel, wo die üblichen Regeln eher nicht greifen.
Eine Gilde ist eine Organisation von Personen, die demselben Beruf/derselben Industrie angehören.
Das betrifft nicht nur Kaufleute, sondern z.B. auch produzierendes Handwerk in einer Stadt - zu Beginn ging es dabei hauptsächlich um gemeinsame Absicherung (im Prinzip eine primitive Form der Gemeinschaftsversicherung, falls einem der Händler das Lager/die Produktion abbrennt), später kamen dann immer mehr Organisationsebenen dazu.

Bei einer Abenteurergilde im Vordergrund stehen dürften da unter anderem:
- Informationen/Aushang von Aufträgen (wer braucht wo welche Art von Abenteurer um was zu erreichen?)
- Bündelung von Interessen, um bessere Bezahlung zu erreichen (später auch machtpolitische Interessen)
- Austausch/Weitegabe von Wissen (nicht jeder Abenteurer kennt jedes Monster), Ausbildung, Training, später Spezialisierung
- Irgendeine Form von Berufsunfähigkeitsversicherung/Absicherung von Nachkommen
- Basisversorgung falls es für eine Gruppe mal eine Zeitlang schlecht läuft
- Kauf von hochwertiger Ausrüstung
- Handel mit Waffen und Schätzen, später eigene Produktion (v.a. für Dinge, die Abenteurer regelmäßig brauchen, aber sonst kaum jemand herstellt)


- Sehr viel wahrscheinlicher wäre die Bildung von Geheimbünden, ähnlich von Diebesbanden.
Das wären sehr ungeheime Geheimbünde, die da bis an die Zähne bewaffnet ausziehen, um Dungeons aufzubrechen und Monster zu ermorden.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 2.09.2025 | 01:08
Ich denke, in einer Welt, die Abenteurer einigermaßen regelmäßig braucht (warum auch immer -- wo's genug Monster hat, sollte man eigentlich meinen, daß auch die "gewöhnlichen" Berufssoldaten ein paar Dinge über den Umgang mit solchen aufschnappen...), ergibt die Bildung geeigneter Dachorganisationen durchaus Sinn. Die könnten sogar von der einen oder anderen Reichsregierung direkt mit unterstützt werden, weil die sich ihrerseits durch gute Beziehungen ein entsprechendes Mehr an Nutzen versprechen; das hat ja für einige berühmte "Abenteurer" der realen Weltgeschichte auch schon recht gut geklappt, warum also nicht auch hier?

Allerdings wird das vielleicht ein wenig zu einem eigenen Thema abseits des DCC-Funnels an sich. :)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Zanji123 am 2.09.2025 | 07:47
gerne neuen Thread darüber :) ich verstehe nämlich auch nicht warum das in westlichen PnPs das irgendwie verpöhnt ist aber in japanischen "normal"

für mich sind halt Abenteurer Gilden nix anderes als Fantasy Versionen von Shadowrunnern.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 3.09.2025 | 16:11
Schon mal vielen Dank für die ganzen Antworten. Teilweise habe ich mich aber etwas missverstanden gefühlt.

Beispielsweise gehe ich mit der Beobachtung von ghoul mit, dass es sich bei einigen der DCC-Regeln um so etwas wie Ersatzhandlungen für old-school-RPG handelt. Das beobachte ich generell bei einigen Systemen und Praktiken in der OSR-Community. Da dreht sich ganz viel um irgendwelche Features und Subsysteme, die dann mMn aber in der Praxis vollkommen losgelöst von dem eigentlichen Rollenspiel existieren. Das wäre auch einer meiner Hauptkritikpunkte. Hier wurde im Thread wurde viel über "es macht Spaß" oder "es dient zum Einführen in die OSR-Mentalität" diskutiert. Aber das ist nicht mein Punkt. Mein Punkt ist, dass das Funnel-System total losgelöst von dem Rest des Regelwerks ist. Da gibt es z.T. krasse Brüche, wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand oder der Scheißefarmer kann auf einem Zaubern und hat ein Zauberbuch. Das sind nämlich alles Mechaniken, die in den Klassenregeln fixiert sind. Sie werden aber vom Funnel, der ja angeblich ach so wichtig ist, null unterstüzt. Klar, das könnte man leicht in einen Funnel einbauen, aber 1) wird das von den offiziellen Abenteuern bis auf eine einzige Ausnahme nicht unterstüzt und 2) widerspricht das dem Random-Auswürfeln der Charaktere, weil man ja beim Funnel-Design nicht weiß, wer antritt.

Was ich auch für wenig hilfreich halte, ist der Hinweis auf AD&D 1E als Original, das man spielen sollte. 1) emuliert DCC ja mehrere Rollenspiele (vom Style her AD&D 1E, von den Regeln her Basic D&D mit D20-System und vom Format her die Rules Cyclopedia), 2) spiele ich ja selber (wie im Eingangsstatement erklärt AD&D 2E - dass die alten Regelwerke im Endeffekt alles beinhalten, was ich zum zocken brauche, weiß ich schon längst - es ging mir vielmehr darum, dass ich DCC von den Grundregeln her eigentlich für ein cooles Old-School-Rollenspiel mit einer eigenen USP halte. Die Regelmechanik ist einfach, allen bekannt (d20) und schlau erweitert worden (Dice-Ladder). Außerdem konzentriert sich kein anderes RPG so sehr auf den Appendix N (nicht mal AD&D). Hier wurde zwar mehrfach in Frage gestellt, ob wirklich der Appendix N im Fokus steht, aber des steht meines Erachtens außer Frage: DER APPENDIX N WIRD SOGAR IN DER PRÄAMBEL ERWÄHNT! Und auf dem Titelbild steht Sword und Sorcery fett im Untertitel. Wie viel mehr Hinweise braucht es bitteschön?

Letztendlich ist DCC für mich ein gutes Beispiel dafür, wie krass getrennt Regeln als Grundlage für das RSP und die Community als aktive Auslegung und Verwirklichung derselben sind. Wenn ich das Regelwerk lese und noch nie ein DCC-Abenteuer gesehen hab, dann würde ich vollkommen andere Abenteuer erwarten, als das, was mir Goodman Games insbesondere mit den Funnels serviert.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 3.09.2025 | 16:17
Was ich auch für wenig hilfreich halte, ist der Hinweis auf AD&D 1E als Original, das man spielen sollte.

Die Kommentare würde ich auch nicht ernstnehmen. ghoul empfiehlt ja eigentlich immer AD&D1, was seine Pflicht als Mitglied des Kultes ist.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 3.09.2025 | 16:23
Die Kommentare würde ich auch nicht ernstnehmen. ghoul empfiehlt ja eigentlich immer AD&D1, was seine Pflicht als Mitglied des Kultes ist.

Gehören Kultisten nicht eigentlich eher nach Call of Cthulhu? :think:

 ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 3.09.2025 | 18:57
Nur SchERZ-Leute!
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Swanosaurus am 3.09.2025 | 19:35
Außerdem konzentriert sich kein anderes RPG so sehr auf den Appendix N (nicht mal AD&D). Hier wurde zwar mehrfach in Frage gestellt, ob wirklich der Appendix N im Fokus steht, aber des steht meines Erachtens außer Frage: DER APPENDIX N WIRD SOGAR IN DER PRÄAMBEL ERWÄHNT! Und auf dem Titelbild steht Sword und Sorcery fett im Untertitel. Wie viel mehr Hinweise braucht es bitteschön?

Klar bezieht DCC sich dauernd auf den Appendix N. Aber ich glaube halt nicht, dass der Funnel den Anspruch hat, irgendwas aus der Literatur abzubilden. Der ist ein anderes Ding.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: D. M_Athair am 3.09.2025 | 19:39
Da dreht sich ganz viel um irgendwelche Features und Subsysteme, die dann mMn aber in der Praxis vollkommen losgelöst von dem eigentlichen Rollenspiel existieren.
Genau DAS gehört für mich zu den Kernmerkmalen von D&D-artigen Rollenspielen. Gilt natürlich auch für alle D&D-Versionen von oD&D, 3.X & 4E bis zur aktuellen Version. In der OSR v.a. repäsentiert im separierten Kampfsystem und in der Spielphilosophie "player skill instead of character skill". (Das heißt nicht, dass andere RSP-Familien sowas nicht haben. Das haben sehr viele. Oft auf anderen Ebenen.)

Entsprechend unproblematisch finde ich dieses hier:
Zitat
wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand


Anders gesagt: Wer (möglichst bruchlose) Spielweltsimulation haben will - mit klassischen Regeln - ist bei D&D grundsätzlich falsch.
(Klar. Kann man hinbiegen, aber wo besteht die Option nicht?) Die genannten Anforderungen dagegen finden sich grundsätzlich in der Welt der näheren und weiteren Runequest-Verwandtschaft.


Edit: Das hat jetzt alles nichts direkt mit dem Funnel zu tun. Aber mit den Ansprüchen, die wohl an den Funnel gestellt werden.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Megavolt am 3.09.2025 | 20:43
Die Kommentare würde ich auch nicht ernstnehmen. ghoul empfiehlt ja eigentlich immer AD&D1, was seine Pflicht als Mitglied des Kultes ist.

Persönliche Abwertungen und Derailment (z.B. durch private Händel) sind zu unterlassen. Vielen Dank.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: unicum am 3.09.2025 | 21:09
Ich selbst habe ja fast jeden Funnel von DCC geleitet .... und hatte dabei zugegebenermaßen großen Spaß.

hm ich sehe hier einen ziemlichen widerspruch im eingangspost,...

Dafür ein:  ~;D

Ich hab noch keinen geleitet, noch nicht mal einen gespielt aber ich könnte mir das schon mal entspannend vorstellen, gerade das mit dem Funnel. Ich kenne es seit langen Jahren nicht anderst als das Leute an ihren Figuren hängen und das schlimmste was passieren kann ist das der liebgewordene Char ins Graß beisst.

Ich hab es bisher so verstanden dass im Funnel sowas irgendwie gefeiert wird. Hat für mich etwas von Paranoja wo man auch Klone hochzählt.

Aber wie gesagt ich kann mich ja auch irren, ich hab nur mal ein Regelwerk dazu angelesen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 3.09.2025 | 21:16
Ich hab es bisher so verstanden dass im Funnel sowas irgendwie gefeiert wird. Hat für mich etwas von Paranoja wo man auch Klone hochzählt.
Der Gedanke kam mir auch.

Aber Paranoia ist bewusst als Farce angelegt. (Jedenfalls die Versionen, die ich anno dazumal noch geleitet habe).

D&D kann ja auch schon ziemlich abgefahren sein, aber es gibt halt für alles eine Grenze zur (absichtlichen oder unabsichtlichen) Lächerlichkeit. Kann niemandem verübeln, die beim "Funnel" überschritten zu sehen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 4.09.2025 | 06:48
Ich sehe keinen Widerspruch. Es gehört doch zu einer kritischen Analyse dazu, etwas möglichst objektiv zu betrachten und dabei auch die eigenen Einstellungen zu dem betrachteten Objekt zu hinterfragen. Ob ein System Spaß macht oder nicht ist außerdem nicht das einzige Qualitätskriterium. Ich hatte auch viel Spaß mit DSA 3 und DSA 4, aber keines dieser beiden Rollenspiele ist gut.

Und hätte ich nicht so viel Erfahrungen mit den Funneln, könnte ich das System ja kaum beurteilen.

Ich stelle ja nicht in Frage, dass der Funnel Spaß macht, sondern dass er einfach losgelöst existiert von dem restlichen Rollenspiel DCC und mit den anderen Teilen nicht so recht zusammenpasst.

Und ich bin sehr wohl der Auffassung, dass D&D und Derivate simulationistisch sein können. Sogar bei D&D 3E gab es Regeln für Training beim Stufenaufstieg und in jeder Edition bis zur dritten (die anderen kenne ich nur flüchtig), wurde versucht zu erklären, wie man sich das mit XP und Level Up settingtechnisch vorstellen muss.

DCC hat ja seine Wurzeln nicht in A/OD&D sondern in der dritten Edition. Das merkt man dem Regelwerk an und das schätze ich daran. Aber der Funnel wirkt wie drangeflanscht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 4.09.2025 | 08:01
Was ich auch für wenig hilfreich halte, ist der Hinweis auf AD&D 1E als Original, das man spielen sollte.

Das hat hier auch niemand so geschrieben.

DCC ist aber eine große Hommage an AD&D 1e, mit moderneren Regeln.
Im Grunde hast auch du das festgestellt, in anderen Worten ausgedrückt.

Ich bin einverstanden mit deiner Ansicht, dass "Spaß" als Bewertungskriterium unzureichend ist. Allerdings wollte ich mich nicht in das Minenfeld der Spielstilbewertung verirren.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 08:16
Ich würde fast mutmaßen, es gibt eine Menge Leute, welche nur die Funnels spielen, und dann tatsächlich in der Art von Paranoia als absurde schwarze Komödie.

Zu den absolut richtigen Ausführungen bzgl. der Occupations ist noch zu ergänzen: Wenn dein elfischer Rechtsanwalt derjenige ist, der das russische Roulette gewinnt, bist du gezwungen, die Klasse "Elf" zu nehmen. Und wenn, was bei 3D6 in Order schnell mal passiert, du dann auch noch Int 5 ausgewürfelt hast, hast du einen elfischen Rechtsanwalt vor dir, der
a.) nicht lesen und schreiben kann und das nie können wird, so dass durchaus die Frage gestattet sein mag, wie er Rechtsanwalt wurde, und
b.) nach seinem glorreichen Überleben zu einer Charakterklasse abgeschoben wird, deren wichtige Fähigkeiten er kaum anwenden kann.

Alle drei mir ersichtlichen Ansätze. sowas zu goutieren, nämlich...
a.) "Tatää! Tatää! Lustig! Lustig!"
b.) "Voll krasse Hintergrundstory!"
c.) "Das ist halt für harte Rollenspielkerle, die aus Zitronen Limonade machen!"
... sagen mir nicht zu. Also so richtig nicht.

P.S.: Und bei der Hintergrundstory bedient das witzigerweise auch noch in einer durchgeknallten Weise eine - meiner Meinung nach - Unsitte des Rollenspiels nicht der alten, sondern der sehr viel neueren Schule, nämlich solche Hintergründe unbedingt vor dem eigentlich Spielbeginn etablieren zu wollen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 08:48
DCC ist aber eine große Hommage an AD&D 1e, mit moderneren Regeln.
Ist jetzt Trockenschwimmen, da ich DCC nur gelesen, nicht gespielt habe, aber:

Da würde ich beiden Aussagen widersprechen.

Vom Kern her ist es viel näher an B/X+ als an AD&D - Attributsmodifikatoren und ganz besonders "Race as Class" mit den erwähnten "lustigen" Konsequenzen. Letzteres war einer der Faktoren, der bei meinem Stöbern nach einem OSR-System DCC schnell zu "links liegen lassen" geschoben hat.
Es sagt effektiv von sich, eine Hommage an AD&D zu sein, indem es Appendix N lobpreisend zitiert. Aber der ist ja offensichtlich kein AD&D-Spezifikum. Ist nicht so, dass Gygax & co. erst D&D gebastelt hätten und dann später erst anfingen, Fantasy-Literatur zu lesen, woraufhin sie AD&D entwickelt haben.

(Witzige Analogie zu dem, was ich oben schrieb: Appendix N ist sozusagen die Hintergrundstory von D&D. Dass der Spieler sie erst aufgeschrieben hat, als der Charakter schon Stufe 2 war, heißt weder, dass er sie nicht vorher schon im Kopf hatte, noch, dass sie sich in-game erst nach Spielbeginn entwickelt hat.)

Und "moderne Regeln"? Ich weiß ja nicht. Es übernimmt ein paar Elemente aus dem damaligen D20-Paradigma, okay. Aber an alles mögliche wilde Zufallstabellen und mehr Würfelei dranzuflanschen, finde ich nicht besonders modern - vermutlich, weil wir das als picklige Teenager mit DSA und anderen Spielen schon anno dazumal veranstaltet haben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 4.09.2025 | 09:24
"Moderner", nicht "modern"!

Anmerkung: AD&D ist das weiterentwickelte OD&D.
B/X ist das vereinfachte AD&D.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 4.09.2025 | 09:39
Glückwunsch! Du hast erkannt, dass DCC viel Cargo-Kult enthält.
IMHO ist das nicht schlimm, so lange es Leuten Spaß macht. Wie du richtig schlussfolgerst, kann man aber auch ganz normal auf Stufe 1 beginnen.

Ich persönlich spiele lieber ganz unironisch das Original (AD&D 1e).

Mein Take: "Deutsche" (ich sag' das jetzt mal so um in PESA-Diktion zu bleiben) mögen keine OSR, aber mögen Karneval.

Mit Funnels kann man gleichzeitig beweisen, dass man den Trend vom letzten Jahr (OSR) nicht aus Prinzip abgelehnt hat, und trotzdem gleichzeitig Spass nach seiner Fasson haben.

Ich bin pro-funnels, liebe die Berufslisten, spiele aber lieber 1980iger-Teen-Horror- (https://goodman-games.com/store/product/blackout-in-crater-valley-print-pdf/) oder 1970iger-Hippie-Killer-Funnels (https://goodman-games.com/store/product/against-the-cult-of-the-hippie-commune-print-pdf/). Allerdings spielt sich meiner Ansicht DCC auf Level 0 viel zu zufällig. W20 mit +/-1, in ganz wenigen Fällen +/-2. Das Spiel ist halt doch für die Entwicklung in höhere Levels designt, aber das nutzt euchzulande ja fast niemand.

Wenn ich One-Shot-Funnels leite, berechne ich die Attributbonuse wie bei SotDL: 11 ist +1, 12 ist +2, 9 ist -1, usw.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 4.09.2025 | 10:00
Mein Punkt ist, dass das Funnel-System total losgelöst von dem Rest des Regelwerks ist. Da gibt es z.T. krasse Brüche, wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand oder der Scheißefarmer kann auf einem Zaubern und hat ein Zauberbuch. Das sind nämlich alles Mechaniken, die in den Klassenregeln fixiert sind. Sie werden aber vom Funnel, der ja angeblich ach so wichtig ist, null unterstüzt.

Natürlich muss man ein wenig mitdenken, dass das Narrativ mit der Mechanik zusammenpasst. Ansonsten ist das schon bewusstes Torpedieren das Spielsystems und damit kann man eigentlich jedes zerstören.

Wenn ich meinen elfischen Anwalt als Level-1-Charakter zum Weiterspielen auswähle, werde ich wahrscheinlich nicht Kämpfer als Klasse wählen - es sei denn es hätte sich im Funnel etwas entsprechendes ergeben, dass es naheliegend macht, oder aber er war immer schon von dem Werten her der Gym-Anwalt. Gibt aber sicher Leute, die ein System bevorzugen, dass eine zusätzliche Riesentabelle beinhaltet, die genau zeigt, die Entwicklung von welchem Beruf zu welcher Klasse erlaubt ist. Die werden mit DCC sowieso nicht glücklich.

"spawned ein Silberschwert in seiner Hand" ist sowieso ein totaler Strohmann. Gibt es irgendein System, dass es als notwendig erachtet klar auszuformulieren, dass zusätzlich erhaltene Ausrüstung nicht plötzlich aus dem Nichts "spawnt"? Ich vermute mal nichtmal Harnmaster tut sich das an.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 10:02
Anmerkung: AD&D ist das weiterentwickelte OD&D.
B/X ist das vereinfachte AD&D.
Eher unwahrscheinlich, angesichts der Tatsache, dass die beiden zeitgleich erschienen (Basic Set ein bißchen früher) und von unterschiedlichen Leuten entwickelt wurden.

Spielt aber keine Rolle für das Argument. Noch mal konzise:
Die aus frühen D&D-Versionen übernommenen Regelkonzepte von DCC sind offensichtlich die von B/X und nicht die von AD&D. Auf dieser Ebene ist also keine Hommage an AD&D zu erkennen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 10:06
Wenn ich meinen elfischen Anwalt als Level-1-Charakter zum Weiterspielen auswähle, werde ich wahrscheinlich nicht Kämpfer als Klasse wählen
Das wirst du in der Tat nicht tun. Du wirst wie erwähnt Elf als Klasse "wählen", weil die Regeln dir das verbindlich vorschreiben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 4.09.2025 | 10:11
Eher unwahrscheinlich, angesichts der Tatsache, dass die beiden zeitgleich erschienen (Basic Set ein bißchen früher) und von unterschiedlichen Leuten entwickelt wurden.

Eher wahrscheinlich. Beide sind aus dem Hause TSR, aber nur eines ist Gygax' Steckenpferd.

Zitat
Spielt aber keine Rolle für das Argument.

Da pflichte ich dir bei.

Zitat
Noch mal konzise:
Die aus frühen D&D-Versionen übernommenen Regelkonzepte von DCC sind erkennbar die von B/X und nicht die von AD&D. Auf dieser Ebene ist also keine Hommage an AD&D zu erkennen.

Eben: Die Regeln sind nicht wie in AD&D und DCC ist eben auch kein Retroklon.
Die Hommage an den 1e DMG ist in DCC aber eigentlich unübersehbar: Nicht nur wird Gygax' Anhang N 1:1 abgedruckt, auch die Comic-Illustrationen, die sich konsequent durch das gesamte Regelwerk ziehen, sind dem DMG von AD&D 1e nachvollzogen (nicht etwa 2e oder 3e oder B/X). Das ist kein Zufall, sondern Liebe.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 10:25
Die Substanz von Rollenspielregelwerken ist für mich wesentlich in den Regeln enthalten. Das Beiwerk zu imitieren - was ich auch nicht so direkt sehe - ist da von geringerem Belang.
Und wie gesagt: Das am Appendix N festzumachen, beschränkt sich wiederum aufs Oberflächliche. Da einfach nur die Tatsache zu bejubeln, dass dieser in AD&D abgedruckt wurde, ohne dass die (ja auch sehr eklektischen) Inspirationen sich wirklich im Spiel wiederfinden, was hier ja gerade bemängelt wurde -  ich sehe da keine starke Hommage.

Eher wahrscheinlich. Beide sind aus dem Hause TSR, aber nur eines ist Gygax' Steckenpferd.
Was hat das jetzt damit zu tun, dass es angeblich eine "vereinfachte Version". Um etwas zu vereinfachen, muss a.) es existieren und b.) vom Schöpfer als Vorlage für die Vereinfachung verwendet worden sein.
Aber mWn hat Holmes das ursprüngliche Basic Set aufgrund der Originalregeln von 1974 entwickelt, und trotz entsprechender Verweise war es weder wirklich voll kompatibel, noch wurden die beiden Linien jemals (vor 3rd Edition) integriert.
Und alle anderen B/X+-Versionen bauen auf Holmes auf...
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 4.09.2025 | 10:27
Eine Frage in Anlehnung an den als "Hot Take" verpackten Rant  (>;D) an alle, die aktiv Erfahrungen mit Funnel-Abenteuern haben (als Spieler oder SL), speziell dem vielgelobten "Segler auf sternenloser See":

Einer von vielen mehreren Frustfaktoren auf meiner Seite als Spieler war der Eindruck, dass man wegen fehlender Kompetenz gepaart mit dem gefühlten "Bestrafen von Neugier durch (meist) Tod" lernt, sich von Allem, was irgendwie gefährlich sein könnte besser fern hält und nur versucht sich auf das Ziel (die Dorfbewohner zu befreien) konzentriert.

So haben wir gespielt, sind letztlich alle gestorben ohne überhaupt irgendwie verstanden zu haben, was das Ganze sollte! Da waren diese komischen Schädel, die man wohl hätte werfen sollen, um Schaden zu mache...weil..warum? Der Obelisk, der Verrückte macht weil..weil isso? Mein Eindruck war so ein bisschen, dass es da eine cool-weirde Hintergrundgeschichte gibt, die aber letztlich nur für den SL ist, weil die Dorfpfosten vom Dienst es eh nicht herausfinden können bzw nur die Spielenden mit Metawissen wenn sie eine Idee haben, wie diese Art von Dungeons so funktioniert und die Referenzen verstehen.

Ist der Eindruck richtig, also gibt es ein übergreifendes, kosmisches Geheimnis, was wir nur nicht gefunden haben (weil wir vielleicht zu doof, unfähig, inkomptent waren oder zu deutsch oder was auch immer man gern aus bestimmter Richtung eingeordnet wird...)  oder ist das tatsächlich alles letztlich hübsch angemalte Randomness?

Oder ist das Spiel tatsächlich nix für Einen, wenn man von einem letztlich so detailiert ausgearbeiteten Dungeon mit einer imho wirklich hübschen, liebvollen Karte gerne auch herausfinden würde, was da passiert ist, warum da jemand genau da das tut, was er tut und was die Geschichte des Ortes ist - sprich: Was den Dungeon narrativ eigentlich zusammen hält.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 4.09.2025 | 10:29
@Skaeg: Irgendwie sehe ich nicht wirklich, dass deine Antwort meine inhaltlich aufgreift. Bin dann erstmal aus diesem Nebenthema raus.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: heja am 4.09.2025 | 12:28
Eine Frage in Anlehnung an den als "Hot Take" verpackten Rant  (>;D) an alle, die aktiv Erfahrungen mit Funnel-Abenteuern haben (als Spieler oder SL), speziell dem vielgelobten "Segler auf sternenloser See":
[...]
Einer von vielen mehreren Frustfaktoren auf meiner Seite als Spieler war der Eindruck, dass man wegen fehlender Kompetenz gepaart mit dem gefühlten "Bestrafen von Neugier durch (meist) Tod" lernt, sich von Allem, was irgendwie gefährlich sein könnte besser fern hält und nur versucht sich auf das Ziel (die Dorfbewohner zu befreien) konzentriert.
Grundprinzip ist: seid mutig und schlau, d.h. entscheidet euch wie ihr ein Hindernis angehen wollt, aber wenn es zum Kampf etc kommt: alle rein. Ein paar mögen sterben, aber fast alles ist besiegbar. Außer wenn nicht
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, dann muss man sich was anderes einfallen lassen.

Zitat
So haben wir gespielt, sind letztlich alle gestorben ohne überhaupt irgendwie verstanden zu haben, was das Ganze sollte! Da waren diese komischen Schädel, die man wohl hätte werfen sollen, um Schaden zu mache...weil..warum?
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Zitat
Der Obelisk, der Verrückte macht weil..weil isso? Mein Eindruck war so ein bisschen, dass es da eine cool-weirde Hintergrundgeschichte gibt, die aber letztlich nur für den SL ist, weil die Dorfpfosten vom Dienst es eh nicht herausfinden können bzw nur die Spielenden mit Metawissen wenn sie eine Idee haben, wie diese Art von Dungeons so funktioniert und die Referenzen verstehen.
Ich habe dutzendfach Trichter mit Einsteigern gespielt. Metawissen ist nicht notwendig, allerdings sollte der SL die Spieler durch die Art der Beschreibungen subtil unterstützen.
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Meine Gruppen haben das eigentlich immer zumindest ansatzweise kapiert, ich habe allerdings immer gesagt sie sollen sich die Mosaike/Handouts genau anschauen. (Das gilt für ziemlich alle DCC Abenteuer.) Also ja, es gibt eine Hintergrundgeschichte, von der die Spieler Bruchstücke erfahren und zusammensetzen können.

Zitat
Ist der Eindruck richtig, also gibt es ein übergreifendes, kosmisches Geheimnis, was wir nur nicht gefunden haben (weil wir vielleicht zu doof, unfähig, inkomptent waren oder zu deutsch oder was auch immer man gern aus bestimmter Richtung eingeordnet wird...)  oder ist das tatsächlich alles letztlich hübsch angemalte Randomness?
Die Grundlagen der Hintergrundgeschichte sollten euch schon in der Einleitung mitgeteilt worden sein: Zwei Chaos-Fürsten wohnten einst in dieser Burg, besiegten viele Feinde, wurden endlich besiegt, aber ihre Leichen nie gefunden.
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Jetzt ist dort irgendwie wieder Aktivität vorhanden und Dörfler werden entführt.

Zitat
Oder ist das Spiel tatsächlich nix für Einen, wenn man von einem letztlich so detailiert ausgearbeiteten Dungeon mit einer imho wirklich hübschen, liebvollen Karte gerne auch herausfinden würde, was da passiert ist, warum da jemand genau da das tut, was er tut und was die Geschichte des Ortes ist - sprich: Was den Dungeon narrativ eigentlich zusammen hält.

Ob dir diese Art von Spiel gefällt kannst natürlich nur du wissen. Aber eine einigermaßen konsistente Geschichte gibt es. Aber nicht zu 100% konsistent oder nachvollziehbar - wohl um immer noch eine Portion Mysterium zu bewahren.

Ich denke mal du hast genau die richtige Nase, aber (sorry) dein Spielleiter hat euch das Abenteuer unzureichend präsentiert.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 4.09.2025 | 12:41
Einer von vielen mehreren Frustfaktoren auf meiner Seite als Spieler war der Eindruck, dass man wegen fehlender Kompetenz gepaart mit dem gefühlten "Bestrafen von Neugier durch (meist) Tod" lernt, sich von Allem, was irgendwie gefährlich sein könnte besser fern hält und nur versucht sich auf das Ziel (die Dorfbewohner zu befreien) konzentriert.

Wir hatten das Problem, dass die cleveren Spieler gerade ihre Lieblingscharaktere aus dem 4er-Pack nicht vorgeschickt haben, um sie zu schützen. Seitdem gebe ich XP für gelungene Aktionen sofort. Und mit 10XP steigt man zu Level 1 auf - so wie es sowieso im Regelwerk steht - nicht (automatisch) am Ende des Funnels.

Dass man sich auf das Ziel konzentriert und sich von vielem besser fernhält ist halt OSR-Low-Level-Weisheit, bzw. -Notwendigkeit. Ich erkläre meine Mitspielern zu OSR (meist OSE) das immer so: "Stelle dir vor, dass du selbst die Situation erlebst. Wie würdest du dich verhalten? Es ist eben nicht so wie bei anderen Rollen- oder gar Computerspielen, dass du ein Held bist, der viel einstecken kann." Da passen die DCC-Alltagsberufe dann ja eigentlich besser dazu als die D&D/OSE-Klassen.

So haben wir gespielt, sind letztlich alle gestorben ohne überhaupt irgendwie verstanden zu haben, was das Ganze sollte! Da waren diese komischen Schädel, die man wohl hätte werfen sollen, um Schaden zu mache...weil..warum? Der Obelisk, der Verrückte macht weil..weil isso? Mein Eindruck war so ein bisschen, dass es da eine cool-weirde Hintergrundgeschichte gibt, die aber letztlich nur für den SL ist, weil die Dorfpfosten vom Dienst es eh nicht herausfinden können bzw nur die Spielenden mit Metawissen wenn sie eine Idee haben, wie diese Art von Dungeons so funktioniert und die Referenzen verstehen.

Ich glaube das ist ein generelles Problem mit Dungeon-Hintergrundgeschichten. Irgendwie auch ein Cthulhu-Phänomen. Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass die Starless-Sea-Backstory irgendwie besonders war. Höchstens wenn man mitkriegt, dass die Dorfbewohner jetzt die Tiermutanten sind, ging das mir ein wenig nahe.

Mein persönlicher Hack zu Starless Sea ist dem Schädel(n) im Pool eine Sprechrolle zugestehen. Muss ja nicht besonders viel sinnvolles dabei rauskommen, aber das ist der ideale Interface zur Backstory und kann auch als Ideengeber, bzw. als In-die-Falle-Locker genützt werden. Kann man nach Wunsch mischen.

Ich schaue mir bei Dungeon-Vorbereitung schon länger immer bewusst an, wo ein Platz für NSC-Interaktion gefunden oder erweitert werden kann. Ohne wird mir Alle-Räume-Abklappern recht schnell zu öd.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Maarzan am 4.09.2025 | 12:53
... Ich erkläre meine Mitspielern zu OSR (meist OSE) das immer so: "Stelle dir vor, dass du selbst die Situation erlebst. Wie würdest du dich verhalten? Es ist eben nicht so wie bei anderen Rollen- oder gar Computerspielen, dass du ein Held bist, der viel einstecken kann." ...

Da sehe ich das Problem darin, dass in diversen OSR-Spielen du auf dieser (Nicht-) Stufe so zerbrechlich bist, dass dich auch Sachen umbringen, welche du im RL als "kann mal wehtun " einstufen würdest, aber bei entsprechender Motivation trotzdem anpacken würdest.

Eine beispielhafte angepisste und erkannte Hauskatze ist für einen erwachsenen Menschen mit einem langen Stock halt doch keine übliche Todesgefahr.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 4.09.2025 | 13:02
Da sehe ich das Problem darin, dass in diversen OSR-Spielen du auf dieser (Nicht-) Stufe so zerbrechlich bist, dass dich auch Sachen umbringen, welche du im RL als "kann mal wehtun " einstufen würdest, aber bei entsprechender Motivation trotzdem anpacken würdest.

Eine beispielhafte angepisste und erkannte Hauskatze ist für einen erwachsenen Menschen mit einem langen Stock halt doch keine übliche Todesgefahr.

Ich habe das Problem 1991 gesehen als ich von DSA2 auf AD&D2 wechselte, aber am Spieltisch ist das bei mir nie aufgetaucht. Es ist halt für mich (Post-)OSR, dass der Spielleiter dafür sorgt bzw. sorgen muss, dass die Handlungen nachvollziehbar bleiben. Wenn ich den Spielern genau diese Tipps gebe, nehme ich mich als Spielleiter auch nicht aus. Es wird halt nicht einfach Kampfrunde 1 angepfiffen und von persönlicher Interpretation auf Punktgenau-den-Regeln-wie-im-Buch-Folgen gewechselt. Eine Katze macht wahrscheinlich gar keinen Angriffswurf.

Ich behaupte aber nicht, dass ich mir nicht teilweise immer noch schwer tue, OSR in allen Aspekten als spielbar wahrzunehmen: Paradebeispiel Dieb (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,90916.msg135201328.html#msg135201328)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Maarzan am 4.09.2025 | 13:07
Bei den paar DCC-Funnels ist es recht regelmäßig so gewesen, dass ich mich gefragt habe: Und davon ist jetzt eine Figur gestorben?!
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Megavolt am 4.09.2025 | 14:01
Es ist ja immer auch die Frage, wo man denn herkommt, wenn man auf einen Funnel trifft.

Zwei Zubringer sind realistisch:
- Man kommt aus der DSA-Tragödie, mit dem ätzendem Regelwerk und den getürkten Kämpfen und dominantem Plot usw. Dann ist der Funnel eine herrliche Abwechlung, weil die Regeln easy sind, die Kämpfe sind echt und im Funnel gibts vielleicht mal einen Twist, aber einen richtigen Plot gibts eigentlich nicht. Bei DSA sind die Figuren immer so ein bisschen unberührbar, im Funnel hingegen kann es passieren, dass sie platzen. Geil!
- Oder man kommt aus der DnD-Monotonie, wo man nix anderes macht, als präzise angepasste Gegner totzuwürfeln, immer und immer wieder. Dann ist der Funnel eine herrliche Abwechslung, weil man plötzlich lösungsorientiert arbeiten muss und alle Erfolge die eigenen Erfolge sind, nicht die Erfolge der Würfel.

Für mich persönlich sind die Funnel klasse, weil sie normalerweise One-Shots sind. Die hohe Tödlichkeit ist erfrischend und sorgt für Lacher. Die Funnel sind griffig und klar und absolut für Neulinge geeignet.

Emotional holen mich die Funnel ab, weil sie einen wilden, rotzigen und rohen Abenteuer-Charme versprühen. Diese Art von Fantasy ist mir persönlich deutlich lieber als die überladene Variante bei DSA und als die übermathematifizierte Variante bei DnD. 
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Blechpirat am 4.09.2025 | 14:06
Es gibt noch eine dritte Variante: Gerade empört erzählt bekommen.

Man erwartet eine (SL gesetzte und gesteuerte) Dramaturgie in der Geschichte und hat nicht verstanden, dass man in konfuses Chaos geworfen wird. Und hat dann zum Schluss keinen "Held" mehr übrig, der die letzte Stunde mitspielen könnte und muss blöd rumsitzen.

Ich habe dann sanft versucht, OSR zu erklären. Lief nicht gut.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Megavolt am 4.09.2025 | 14:09
Man erwartet eine (SL gesetzte und gesteuerte) Dramaturgie in der Geschichte und hat nicht verstanden, dass man in konfuses Chaos geworfen wird. Und hat dann zum Schluss keinen "Held" mehr übrig, der die letzte Stunde mitspielen könnte und muss blöd rumsitzen.

Wir spielen das so, dass der, der noch vier Vögel übrig hat, demjenigen einen abgibt, der gerade seinen letzten verloren hat. Wir sind Softies.

Außerdem kann man in einem guten Funnel auch neue Leute "finden" und Verluste ersetzen, was ebenfalls meistens ein ziemlich guter Gag ist.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: unicum am 4.09.2025 | 14:35
Außerdem kann man in einem guten Funnel auch neue Leute "finden" und Verluste ersetzen, was ebenfalls meistens ein ziemlich guter Gag ist.

hm war das nicht schon irgendwie immer so? Das der ersatz für den verstorbenen Kameraden in der nächsten Kerkerzelle als "der Prominente im Sack" liegt? also wenn man halt dungeoncrawl spielt. Auch schon passiert das der "neue Kamerad" erschlagen wurde bevor er sich vorstellen konnte,...

Ist schon sehr lange her das ich mit D&D Dungeoncrawl spielte,... hatte mir damals spass gemacht heute? hm ich würds sicher nochmal versuchen alleine hab ich so meine zweifel.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Megavolt am 4.09.2025 | 14:37
hm war das nicht schon irgendwie immer so?

Kann ich nicht beurteilen, ich kenne das nur von DCC. Haben die sich aber bestimmt nicht ausgedacht, insofern hast du wohl Recht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 4.09.2025 | 16:23
Aber zeigen die letzten Antworten gerade nicht auch, dass Funnel eben genau das sind, als was sie bereits mehrfach in diesem Thread beschrieben wurden: lustige One-Shots, die in in sich abgeschlossenen Kauf-Modulen gespielt werden. Das ist ja so ziemlich das Gegenteil von dem, wie in den frühen 70er Jahren (und um die geht es doch bei DCC, auch wenn das Regelwerk vom Style her stellenweise an den AD&D 1E DMG erinnert) Rollenspiel betrieben wurde, oder?

Der Funnel in der Form, wie er von DCC bzw. dem Publisher Goodman Games unterstüzt wird, unterstützt nicht den Aufbau einer konsistenten Spielwelt für die Charaktere, die überlebt haben - ich würde sogar sagen, es verhindert das sogar. Und wenn man sich überlebt, dass nach ein zwei weiteren Abenteuern oft überhaupt keine Charaktere vom Funnel mehr übrig sind, verliert dieser ja komplett seinen Sinn. Immerhin müssen nachfolgende Charaktere ja aus Gefolgsleuten rekrutiert werden (für die gibt es sogar explizit Regeln). Aber ich hoffe doch sehr, dass keine Level-3-Abenteurer-Gruppe so blöd ist, eine Gurkentruppe aus Scheißefarmern und Halblingsschuhputzern mit sich rumzuschleppen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 4.09.2025 | 16:34
Das ist ja so ziemlich das Gegenteil von dem, wie in den frühen 70er Jahren (und um die geht es doch bei DCC, auch wenn das Regelwerk vom Style her stellenweise an den AD&D 1E DMG erinnert) Rollenspiel betrieben wurde, oder?

Also noch vor OD&D?  ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Megavolt am 4.09.2025 | 16:37
Der Funnel in der Form, wie er von DCC bzw. dem Publisher Goodman Games unterstüzt wird, unterstützt nicht den Aufbau einer konsistenten Spielwelt für die Charaktere, die überlebt haben - ich würde sogar sagen, es verhindert das sogar.

Man könnte wohl generell die Frage stellen, ob "Konsistenz" bei "weird cosmic horror" so ein belastbarer Aspekt sein kann, aber ich nehme deine Aussage jetzt einfach mal viel hemdsärmeliger, wenn das in Ordnung ist:

Ich empfinde den Funnel als Erstabenteuer sehr gut dazu geeignet, um für die Figuren einen Grund zu generieren, ein zweites Abenteuer gemeinsam anzugehen. Sie kennen sich nun, haben gemeinsam Gefahren durchlitten und ein Abenteuer erlebt und vielleicht sogar bestanden. Ist das nicht etwas, das der Funnel leisten soll? Dann passt das doch und sorgt für eine "konsistente Spielwelt". Oder habe ich das falsch verstanden?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 4.09.2025 | 18:13
Und wenn man sich überlebt, dass nach ein zwei weiteren Abenteuern oft überhaupt keine Charaktere vom Funnel mehr übrig sind, verliert dieser ja komplett seinen Sinn. Immerhin müssen nachfolgende Charaktere ja aus Gefolgsleuten rekrutiert werden (für die gibt es sogar explizit Regeln). Aber ich hoffe doch sehr, dass keine Level-3-Abenteurer-Gruppe so blöd ist, eine Gurkentruppe aus Scheißefarmern und Halblingsschuhputzern mit sich rumzuschleppen.

Der Sinn ist erstmal, dass man Spass hat. Und den haben unzählige Leute, auch - oder gerade - solche, die mit Old School nichts am Hut haben.

Immerhin müssen nachfolgende Charaktere ja aus Gefolgsleuten rekrutiert werden (für die gibt es sogar explizit Regeln). Aber ich hoffe doch sehr, dass keine Level-3-Abenteurer-Gruppe so blöd ist, eine Gurkentruppe aus Scheißefarmern und Halblingsschuhputzern mit sich rumzuschleppen.

Es ist nicht Usus, dass die Leute bei Charaktertod mit einem neuen Level-0-Charakter wiedereinsteigen. Nachfolgende Charaktere müssen nicht aus Gefolgsleuten rektrutiert werden.

Abgesehen davon: hast du schon mal deinen Fackelträger bei "normaler" OSR-Runde gefragt, was er eigentlich so gelernt hat und was seine Wünsche und Träume sind?  8] Das sind vermutlich auch keine Diplom-Fackelträger, sondern stammen eher aus Fäkalienumgraber- und Schuhputzer-Dynastien - oder so.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Blechpirat am 4.09.2025 | 18:44
Ich bin jetzt natürlich wirklich nicht die Zielgruppe, aber habe auch ein paar Funnel durchspielt. Und hatte großen Spaß, obwohl ich ja eigentlich aus der anderen Ecke des Rollenspielspektrums komme. Und ich muss schon sagen, dass gerade so ein Funnel eine starke emotionale Bindung zur überlebenden Figur aufbaut... ich hätte den vermutlich weitergespielt, hätte ich gekonnt - obwohl die Werte als solche unterirdisch waren.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 4.09.2025 | 19:00
Die Regeln für Gefolgsleute sagen, dass Gefolgsleute normalerweise Stufe 0 mit durchschnittlen Attributen und 3 HP sind
Die Ausrüstung ist ggf. besser, als bei Stufe 0-SC.
Rein mechanisch ist zwischen den angeheuerten Soldaten und dem Elfischen Advokaten aber kein großer Unterschied.

Ich habe auch schon auf dem Kerkerkrabbler Discord erlebt, dass bei einem Stufe 2 Modul einer der Spieler mit 4 Stufe 0 Tölpeln mitkam, weil er SC Nachschub brauchte. Fand ich nicht schlimm. Dann spielt eben einer alle Henchmen (ohne Moralwürfe).
Der Unterschied ist, dass man mit 4 SC viel risikofreudiger spielen kann, als mit nur einem.

Race as Class ist natürlich unlogisch. In den Regeln steht aber nicht, dass der elfische Advokat die Klasse Elf nehmen muss, sondern er darf (english: may choose). Wird er Krieger tritt sein Elfsein in den Hintergrund. Ist unlogisch ist aber eben so. Ich mag DCC, aber logisch oder richtig zuende gedacht/ ausformuliert ist da ganz vieles nicht bzw. setzt das Regelwerk ziemlich viel DnD-Tradition als common ground voraus.

Ich hab schon von Funnel bis Level 4 gespielt und geleitet und ja der Funnel nutzt sich ab, aber für den Einstieg ist der imho schon gut.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 19:13
Race as Class ist natürlich unlogisch. In den Regeln steht aber nicht, dass der elfische Advokat die Klasse Elf nehmen muss, sondern er darf (english: may choose).
Hm, nö? Also zumindest nicht in der Version, die ich habe - was eine relativ neue sein sollte, da ich die mit dem Lankhmar-Bundle abgegriffen habe. Must advance. Da ist nichts dran zu rütteln, und das Beispiel macht es nochmal extra deutlich.
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=131309.0;attach=38794)

Also kurz gesagt, wenn du als 0-Stufler einen elfischen, zwergischen oder halblingischen Charakter erwürfelst, dann nimmst du in der ersten Stufe die entsprechende Race-Class. Betrifft insgesamt 30% der Charaktere.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 4.09.2025 | 20:11
Ich beziehe mich auf die 8th Auflage im Englischen und die 2. Auflage im Deutschen.

Dann haben wir wohl Beide recht  ;D

Edit: In meinen Quickstartrules von keine Ahnung steht es wieder so wie bei Dir, spannend.

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Xemides am 4.09.2025 | 20:48
Bei Original DnD bis BEMC war die Rasse auch eine Klasse. Das kommt original daher.

Die Trennung zwischen Rasse und Klasse kam erst mit ADnD.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 4.09.2025 | 21:10
Ja, das ist mir bekannt. Nur war es bei diesen alten D&D-Versionen halt so:
1. Du würfelst deine Attribute zufällig aus.
2. Du suchst dir deine Klasse aus, vermutlich passend zu deinen Attributen.

Bei DCC ist es so (mWn war das schon immer so; ohne Ma tetz zu nahe treten zu wollen, glaube ich, er hat nur nicht an der richtigen Stelle nachgelesen):
1. Du würfelst deine Attribute zufällig aus.
2. In 30% der Fälle kriegst du eine (zukünftige) Klasse zufällig zugewiesen, egal, ob die zu deinen Attributen passt. (Und ob sie zu deinem erwürfelten Beruf passt, ist noch einmal eine ganz andere Frage.)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 4.09.2025 | 21:26
Also noch vor OD&D?  ;)
Ich weiß natürlich, auf was du anspielst  ;D Aber ich werfe hier jetzt einfach mal Blackmoore und Braunstein in den Raum und sage, ja, noch vor OD&D  8]

Man könnte wohl generell die Frage stellen, ob "Konsistenz" bei "weird cosmic horror" so ein belastbarer Aspekt sein kann [...]

Das ist ein wichtiger Punkt mit dem "cosmic horror". Das regt mich ja bei Lovecraft auch auf, wenn seine Protagonisten so krasse Hohlbirnen sind und nix checken. Insbesondere der "weird"-Aspekt ist es aber, der für mich an der Konsistenz der Spielwelt rüttelt. Wenn alles so random und crazy ist, dann tue ich mich schwer damit, dass ernst zu nehmen. Und wenn die Charas alle nur Spielfiguren in einem kosmischen Megagame sind, dann ist das irgendwie auch das Gegenteil von den frühen, heroischen RPGs. Da sind natürlich haufenweise Charaktere gestorben, aber es war nicht so Grindhouse-mäßig. Und wie gesagt: ich kann es nicht ernstnehmen, wenn der Rübenfarmer auf einmal ein heroischer Recke ist. Das ist für mich auch Teil einer konsistenten Spielwelt, wenn Abenteuer von Abenteurern bestanden werden.

Abgesehen davon: hast du schon mal deinen Fackelträger bei "normaler" OSR-Runde gefragt, was er eigentlich so gelernt hat und was seine Wünsche und Träume sind?  8] Das sind vermutlich auch keine Diplom-Fackelträger, sondern stammen eher aus Fäkalienumgraber- und Schuhputzer-Dynastien - oder so.

Fackelträger gab es bei BX/AD&D nicht. Das ist eine Erfindung der OSR. Hirelings hatten in den frühen D&D-Editionen einfach ganz normale Berufe. Ich weiß, du meinst das ja auch ein bisserl ironisch und ich verstehe, worauf du hinaus willst. Aber genau die Tatsache, dass moderne OSR-Spiele den Dungeon zum Fetisch erheben, anstatt diesen settingintrinisch bespielbar zu machen, regt mich ja an so Sachen wie dem Funnel auf. Die Level 0er sollten eben nicht in den Dungeon laufen, weil sie dumme Vollidioten sind, die es nicht besser wissen, sondern weil sie Erfahrung und Gold brauchen, um mächtiger zu werden. Immerhin ist der Status eines Charakters ja in die Höhe des Klassenlevels eingeschrieben. Insofern besteht die einzige Möglichkeit, in einem Setting Einfluss und Macht zu erlangen, darin Abenteuer zu bestehen.

P.S. @tartex - deine Beobachtungen zu den Vorlieben der Deutschen (von der vorherigen Thread-Seite) finde ich spannend und würde da zustimmen!
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 4.09.2025 | 21:32
Ja, das ist mir bekannt. Nur war es bei diesen alten D&D-Versionen halt so:
1. Du würfelst deine Attribute zufällig aus.
2. Du suchst dir deine Klasse aus, vermutlich passend zu deinen Attributen.

Das ist ein superwichtiger Hinweis!!! Man braucht eben diese 4-Dummpi-Dödel-Volldeppen nicht erstellen, weil ja schon das random Auswürfeln der Stats einen Background und eine Klasse impliziert. Man kann sich den Funnel also einfach sparen und sich passend zu den Attributen einen Hintergrund überlegen. Von mir aus würfelt man auf einer Tabelle, wie bei HârnMaster (darauf hat ja Settembrini schon verwiesen). Dort wird ja auch durch die soziale Schicht, in die man geboren wird, einiges festgelegt - ob es einem gefällt, oder nicht. Und dann gab es bis zu HM2 noch das Pregame. Der Unterschied zu DCC ist, dass das alles ohne lächerliche Occupations und eigene Funnel-Module auskommt. So etwas wie "Sailors on the Starless Sea" kann man doch locker einfach als Level 1-Abenteuer spielen. Immerhin leben ja in jedem 70er-Jahre-Dorf-aus-einem-RPG-Modul nicht nur Level-0-Volldeppen, sondern Fighter, Clerics, Druids etc. Warum sollten im namenlosen Dorf unter der düsteren Festung nicht auch Level 1 Warrior, Thiefs und Clerics leben? Elfen, Zwerge und Halblinge gibt es dort ja anscheinend auch...
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 4.09.2025 | 21:44
@ Skaeg:
Ich bezog mich auf Seite 27 "choosing a class". Du Dich auf Seite 21 "Occupation".
Hast gewonnen  :)
Genau sowas (verstreuen zusammengehöriger Infos über das ganze Buch) stört mich aber viel mehr an DCC, als der Funnel.

Und mich stört auch nicht, wenn der Ottonormalbürger (Rübenbauer) zum Abenteurer wird.

Ich finde Konsistenz der Spielwelt bei allen DnD-artigen Spielen eigentlich sehr schwierig, weil der Powercreep in der Regel so steil ist, sich jede Menge Logikprobleme daraus ergeben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 5.09.2025 | 09:33
Fackelträger gab es bei BX/AD&D nicht. Das ist eine Erfindung der OSR. Hirelings hatten in den frühen D&D-Editionen einfach ganz normale Berufe. Ich weiß, du meinst das ja auch ein bisserl ironisch und ich verstehe, worauf du hinaus willst. Aber genau die Tatsache, dass moderne OSR-Spiele den Dungeon zum Fetisch erheben, anstatt diesen settingintrinisch bespielbar zu machen, regt mich ja an so Sachen wie dem Funnel auf. Die Level 0er sollten eben nicht in den Dungeon laufen, weil sie dumme Vollidioten sind, die es nicht besser wissen, sondern weil sie Erfahrung und Gold brauchen, um mächtiger zu werden. Immerhin ist der Status eines Charakters ja in die Höhe des Klassenlevels eingeschrieben. Insofern besteht die einzige Möglichkeit, in einem Setting Einfluss und Macht zu erlangen, darin Abenteuer zu bestehen.

Also meine Sichtweise ist, dass die Spielmechaniken für die Charaktere nicht sichtbar sind. Die OSR-Charaktere wissen nicht, dass sich ihre Hitpoints evtl. verdoppeln, wenn sie an die 2000 Goldmünzen aus dem Kerker schleppen. Das sind alles nur Abstraktionen einer organischen Spielwelt um das leicht handhabbar und vor allem spaßig zu machen. Habe ehrlich gesagt keine Erinnerung mitgekriegt zu haben, dass das wer anders sieht.

Die DCC-Level-0er laufen folglich auch nicht in den Dungeon "weil sie dumme Vollidioten sind", sondern z.B. bei Sailor/Starless Sea um Dorfbewohner zu retten und zu verhindern, dass noch mehr so enden. Manchmal geht es aber auch nur am Schätze.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Galatea am 5.09.2025 | 15:36
Ich finde Konsistenz der Spielwelt bei allen DnD-artigen Spielen eigentlich sehr schwierig, weil der Powercreep in der Regel so steil ist, sich jede Menge Logikprobleme daraus ergeben.
Der Powercreep über Level ist ja noch das harmloseste am Regelwerk.
Einige magische Items (unendliche Wasserkaraffe, Instant-Popup-Wachturm) sind so dermaßen broken, dass man damit ganze Landstriche entmonstern und terraformieren kann.
D&D geht weder mit dem Levelsystem noch mit der Magie sonderlich konsequent oder konsistent um - da reicht eine einzelne Abenteurergruppe, die mal ihre Gehirnzellen zusammenschrubbelt und damit beginnt Magie und magische Items bis zum Rand ihrer Möglichkeiten auszunutzen, um langfristig das ganze Setting auf den Kopf zu stellen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 5.09.2025 | 15:51
Ist dann der Hot Take im Endeffekt einfach: D&D ist Quatsch?

Denn Take fand ich schon 1992 eher abgestanden.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 5.09.2025 | 15:53
Der Powercreep über Level ist ja noch das harmloseste am Regelwerk.
Einige magische Items (unendliche Wasserkaraffe, Instant-Popup-Wachturm) sind so dermaßen broken, dass man damit ganze Landstriche entmonstern und terraformieren kann.
D&D geht weder mit dem Levelsystem noch mit der Magie sonderlich konsequent oder konsistent um - da reicht eine einzelne Abenteurergruppe, die mal ihre Gehirnzellen zusammenschrubbelt und damit beginnt Magie und magische Items bis zum Rand ihrer Möglichkeiten auszunutzen, um langfristig das ganze Setting auf den Kopf zu stellen.

Daß die meisten D&D-Settings trotz Magie ziemlich "konventionell" daherkommen, kann ich mir noch so erklären, daß die Leute, die in erster Linie den Daumen auf der Magie haben (also die etablierten höherstufigen Zauberer und die konventionell Reichen und Mächtigen, die sich "zahme" Zauberwirker und magische Gegenstände eher leisten können als Max Musterbauer), entsprechend konservativ eingestellt sind und in erster Linie nach dem Erhalt und dann wenn möglich noch Ausbau ihrer eigenen Macht schielen -- die haben also sowohl erst gar kein großes Interesse daran, den Status Quo auf den Kopf zu stellen, als auch die Mittel, entsprechende Möchtegern-Revoluzzer weitgehend klein zu halten.

Aber das ist dann langsam ein etwas anderes Thema. :)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 5.09.2025 | 16:23
Hö? Was wird denn hier bitte insinuiert? Ich hab nirgends gesagt, dass D&D Quatsch ist. Ich finde D&D megageil! Und ich bin auch nicht der Auffassung, dass die Sachen, die ich am Funnel kritisiere, auf D&D zutreffen.

Ganz im Gegenteil. Ich habe an verschiedenen Stellen in diesem Forum gesagt, dass mMn ab 1990 außerhalb von D&D keine nenneswerten Innovationen mehr kamen im Rollenspielbereich. Bitte legt also niemanden hier Worte in den Mund. Ich habe absolut nix gegen D&D.

P.S. Wenn ich D&D sage, meine ich damit alles inklusive D&D 3. Later editions didn't happen in my world.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Galatea am 5.09.2025 | 16:38
Ist dann der Hot Take im Endeffekt einfach: D&D ist Quatsch?
Nö, der Take ist, dass man sich über die Spielweltlogik von D&D am besten keine großen Gedanken machen sollte, weil die bei genauerer Betrachtung überhaupt keinen Sinn macht und komplett auseinanderfällt.
Manchmal muss man einfach das Hirn abschalten und mit dem Flow gehen, um das Spiel/den Film/das Buch genießen zu können.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 5.09.2025 | 16:43
Nö, der Take ist, dass man sich über die Spielweltlogik von D&D am besten keine großen Gedanken machen sollte, weil die bei genauerer Betrachtung überhaupt keinen Sinn macht und komplett auseinanderfällt.
Manchmal muss man einfach das Hirn abschalten und mit dem Flow gehen, um das Spiel/den Film/das Buch genießen zu können.

Nein. Ganz im Gegenteil: tarinyon will ja mit DCC möglichst Braunstein-mäßig spielen, wenn ich richtig verstanden habe.
Da sind Spielweltkonsistenz und aktives Mitdenken im Wargame-Modus besonders wichtig.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 5.09.2025 | 19:57
Das ist ein superwichtiger Hinweis!!! Man braucht eben diese 4-Dummpi-Dödel-Volldeppen nicht erstellen, weil ja schon das random Auswürfeln der Stats einen Background und eine Klasse impliziert. Man kann sich den Funnel also einfach sparen und sich passend zu den Attributen einen Hintergrund überlegen.
Korrekt.
Aber: Selbst wenn man den Funnel im Sinne von "Mit einer Horde 0-Stufen-Kanonenfutter antreten und schauen, wer übrig bleibt" unbedingt haben will, muss man nicht das dysfunktionale Auswürfeln der Occupation dranflanschen. Entweder lässt man sie ganz weg, oder lässt die Spieler sie frei ausgestalten (mit ein paar Richtlinien, was man als Waffe und nützliches Zeug dabei haben darf) oder lässt sie aus einer Liste was passendes auswählen.
Aber selbst wenn man unbedingt das zufällige Auswürfeln als Element drinhaben will, wäre es trivial, statt einer komplett random W100-Tabelle z.b. sieben W20-Tabellen je nach angepeilter Klasse zu haben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Alexandro am 5.09.2025 | 20:33
Ich hab noch keinen geleitet, noch nicht mal einen gespielt aber ich könnte mir das schon mal entspannend vorstellen, gerade das mit dem Funnel. Ich kenne es seit langen Jahren nicht anderst als das Leute an ihren Figuren hängen und das schlimmste was passieren kann ist das der liebgewordene Char ins Graß beisst.

Ich hab es bisher so verstanden dass im Funnel sowas irgendwie gefeiert wird. Hat für mich etwas von Paranoja wo man auch Klone hochzählt.

Hmm, ich denke diese Annahme beruht auf einem Missverständnis. Im Spiel habe ich noch nie gesehen, dass Spielende darauf "hinfiebern", dass ihre Charaktere ins Gras beißen. Weder bei DCC, noch bei anderen Systemen (noch nichtmal bei Paranoia).
Wenn man allerdings Spielberichte zu DCC-Runden liest, dann drängt sich - zumindest bei einigen von denen - der Eindruck auf, dass das Sterben bei diesen Systemen "zelebriert" wird.

ABER: das sind halt Spielberichte, kein richtiges Spiel. Wenn ich mir Berichte zu den großen D&D-Abenteuern durchlese (Tomb of Horrors, ToEE, Hidden Shrine, sogar die Caves of Chaos), dann kommt ebenfalls der Eindruck auf, dass sich auf die "lustigen Tode" konzentriert wird (und nicht erst bei aktuelleren Runden, die das ganze "ironisch" spielen - wenn man sich alte Leserbriefe z.B. im Dragon durchliest, dann entsteht der gleiche Eindruck). Hier im Forum gibt es ein Thread mit etlichen Seiten namens "OSR Friedhof". CoC ist auch als das System bekannt, in dem man dauernd stirbt (trotzdem legen es die wenigsten Spielenden darauf an).
Kurz: ich denke da gibt es einen Disconnect zwischen der Art wie über das Spiel geredet wird, und wie es tatsächlich gespielt wird. Und das ist nichts neues.


Ein Problem, welches ich mit DCC-Abenteuern (ob nun Funnel oder nicht) habe, ist eine gewisse Linearität der Beschreibung. Die Abenteuer sind nicht wirklich railroadig (man hat schon die Freiheit sich zu entscheiden...theoretisch), aber wenn man nicht die von den Autoren präferierten Lösungsmöglichkeit einschlägt, dann wird die Beschreibung sehr, sehr dünn. Oft wird eine Referee vom Abenteuer ziemlich allein gelassen, wenn es darum geht zu entscheiden, was passiert wenn die SC etwas anderes machen.
Das ist zugegebenermaßen kein alleiniges Problem von DCC (auch bei LotFP ist das sehr häufig, ebenso bei ToEE und Castle Amber) und kann auf mangelhafte Spieltests (oder Spieltests mit unkreativen Gruppen) hindeuten. Für Spielende welche durch die "Funnel" an OSR herangeführt werden sollen, halte ich das allerdings nicht für besonders zielführend (gerade das vielgelobte "Segler auf sternenloser See" ist furchtbar in dieser Hinsicht).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 5.09.2025 | 21:06
Nö, der Take ist, dass man sich über die Spielweltlogik von D&D am besten keine großen Gedanken machen sollte, weil die bei genauerer Betrachtung überhaupt keinen Sinn macht und komplett auseinanderfällt.
Manchmal muss man einfach das Hirn abschalten und mit dem Flow gehen, um das Spiel/den Film/das Buch genießen zu können.
Auch bei sowas gibt's Abstufungen und...

 "Jetzt bin ich Magier, aber bis vor zwei Wochen war ich noch Latrinenleerer, bis ich zusammen mit einem elfischen Rechtsanwalt, der nicht lesen konnte, einem zwergischen Minenarbeiter, der zu schwach war, seine Spitzhacke zu heben und einem Dutzend anderer Typen beschlossen hatte, gegen eine Horde grauenhafter Mutanten anzutreten. Die meisten sind dabei draufgegangen, aber ich persönlich hatte großen Erfolg damit, die Bösewichter mit Kacke zu bewerfen. Ich hab' dann auch noch so ein Zauberbuch gefunden, das die anderen Überlebenden nicht haben wollten, vermutlich weil es aus irgend einem Grund mit Kacke beschmiert war, aber ich hab' drin gelesen und das klang alles sehr passig und irgendwie hat es mir eine Erleuchtung verschafft, dass der eine Mutant auf der Kacke, die ich geworfen hatte, ausgerutscht ist und sich grauenhaft den Schädel aufgeschlagen hat und jetzt bin ich wie gesagt Magier!"

... ist ein bis zwei Stufen hirnloser als das meiste, was man in anderen D&D-Spielen so tut.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 5.09.2025 | 21:43
Ich muß auch ehrlich sagen: x-beliebige, womöglich gar (wie's hier gelegentlich anzuklingen scheint) betont auf "lustig" getrimmte Zufallshintergründe für den eigenen Charakter sind meine Sache nicht -- zumal, wenn sie dann mit der späteren Klasse oder sonstwie definierten Gruppenrolle so gar nicht zusammenhängen. Normalerweise gehe ich nämlich bei der Charaktererschaffung schon davon aus, daß Kindheit, Jugend, und sonstige Vergangenheit meiner Neuschöpfung sie einigermaßen logisch zu dem Punkt geführt haben, an dem sie dann ins "richtige" Spiel kommt...gerade dem scheint sich der Funnel so wie beschrieben aber schon regelrecht aktiv zu verweigern.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Prisma am 5.09.2025 | 22:01
Leute... DCC ist Satire.  ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 5.09.2025 | 22:28
Ich muß auch ehrlich sagen: x-beliebige, womöglich gar (wie's hier gelegentlich anzuklingen scheint) betont auf "lustig" getrimmte Zufallshintergründe für den eigenen Charakter sind meine Sache nicht -- zumal, wenn sie dann mit der späteren Klasse oder sonstwie definierten Gruppenrolle so gar nicht zusammenhängen.
Zugegebenermaßen haben andere OSR-Spiele (wie OSE) das auch. Aber da ist es halt mehr 'ne Fußnote.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Blechpirat am 5.09.2025 | 22:29
So langsam driftet das ins off topic...
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 5.09.2025 | 22:57
Also die Auflistung der Berufe ist eine w100-Tabelle auf der überiegend ganz normale genretypische Berufe stehen (Wahrsager, Bauer,  Bettler, Soldat, Knappe, Gassenkind, Zauberlehrling usw). Passend zum Beruf bekommen sie eine Waffenfertigkeit eine passende Waffe und ein Handelsgut.
Und ja der Notdurftsammler hat einen Eimer Ihr Ahnt es dabei. Aber der Soldat hat einen Schild der Hirte einen Schäferhund usw.
In sich ist das also schon eine normale bodenständige Tabelle.
DCC geht explizit davon aus, dass normale Menschen zu Helden werden. Stufen haben nur Individuen im Prozent bzw. Promillebereich Der Funnel soll Ihr erstes Abenteuer sein, dass Sie auf den Geschmack des Abenteurerlebens bringt.
Wem diese Setzung nicht nicht gefallen, kann all das ignorieren und DCC funktioniert ganz normal weiter.

Wohl dosiert eingesetzt mag ich den Funnel. Ein wichtiger Aspekt ist dabei für mich gewesen, dass er meine Hürde abgebaut hat Henchmen mitzunehmen, also mehrere Figuren gleichzeitig zu verwalten. Etwas das in meinem Umfeld absolut verpönt war/ist.

Für mich präsentiert ein guter Funnel ganz vielen Konzepte, die DCC und - ja steinigt mich - OSR ausmachen in einer Nusschale.  Der Funnel ist quasi ein Teaser.

Ob das ins lächerliche kippt liegt schlicht an der Gruppe. So lächerlich, wie es hier einige darstellen, habe ich die meisten Abenteuer, die ich gespielt habe nicht empfunden.



 
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 5.09.2025 | 23:17
Also die Auflistung der Berufe ist eine w100-Tabelle auf der überiegend ganz normale genretypische Berufe stehen (Wahrsager, Bauer,  Bettler, Soldat, Knappe, Gassenkind, Zauberlehrling usw). Passend zum Beruf bekommen sie eine Waffenfertigkeit eine passende Waffe und ein Handelsgut. [...]
In sich ist das also schon eine normale bodenständige Tabelle.
Das ist alles bekannt. Die Kritikpunkte sind wie gesagt, dass...
a.) Die Tabelle komplett random ist, mit den Attributen und der avisierten Wahl der Klasse nix zu tun hat, und sogar...
b.) In manchen Fällen aufgrund ihrer Verbindung mit Race-as-Class die Klassenwahl völlig zerschießt.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 6.09.2025 | 01:06
O.k. es ist ein Rant-Thread. Dann ranted. Ich teile die Kritk eben nicht. :)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 6.09.2025 | 09:07
Ich hab nirgends gesagt, dass D&D Quatsch ist. Ich finde D&D megageil! Und ich bin auch nicht der Auffassung, dass die Sachen, die ich am Funnel kritisiere, auf D&D zutreffen.

Ganz im Gegenteil. Ich habe an verschiedenen Stellen in diesem Forum gesagt, dass mMn ab 1990 außerhalb von D&D keine nenneswerten Innovationen mehr kamen im Rollenspielbereich.
Magst du das mal in einem separaten Thread erläutern?

Den Gedankengang kann ich nicht nachvollziehen, oder wir haben sehr unterschiedliche Ansichten darüber, was "Innovationen" sind.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 6.09.2025 | 09:10
Magst du das mal in einem separaten Thread erläutern?

Den Gedankengang kann ich nicht nachvollziehen, oder wir haben sehr unterschiedliche Ansichten darüber, was "Innovationen" sind.

+1.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Jiba am 6.09.2025 | 09:12
Den Gedankengang kann ich nicht nachvollziehen, oder wir haben sehr unterschiedliche Ansichten darüber, was "Innovationen" sind.

Ja, das musst du wirklich erläutern. Ich würde sogar das Gegenteil behaupten: Es gab seit den 1990er-Jahren in keinem Rollenspiel im Mainstream (D&D, Shadowrun etc.) keine Innovation mehr: Die kam quasi komplett von den kleineren Systemen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Aedin Madasohn am 6.09.2025 | 09:28
 :think:
Würfel sind schon aus grauen Vorzeiten überliefert, da war die Schrift für ein GRW noch gar nicht erfunden...
 :think:
und schaue ich mir den Henchmenverschleiß aus Profession Ruderer Level Null des Odysse-Funnels an...

...es gibt nichts neues unter der Sonne!  ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 6.09.2025 | 11:10
Aber selbst wenn man unbedingt das zufällige Auswürfeln als Element drinhaben will, wäre es trivial, statt einer komplett random W100-Tabelle z.b. sieben W20-Tabellen je nach angepeilter Klasse zu haben.

Als Spieler will ich ja gerade den höchstmöglichen Zufallsfaktor bei der Charaktererstellung haben. Gerne auch mit auf den ersten Blick abstrusesten Kombinationen. Nach 40 Jahren Rollenspiel hat sich das eindeutig als die beste Art herausgestellt noch an für mich unverbrauchte Charakterkonzepte zu kommen. Ich peile sicher keine Klasse an.

Bin überrascht, dass irgendwelche Old Schooler hier im Thread gegen Zufallscharaktererschaffung argumentieren.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 6.09.2025 | 11:18
Normalerweise gehe ich nämlich bei der Charaktererschaffung schon davon aus, daß Kindheit, Jugend, und sonstige Vergangenheit meiner Neuschöpfung sie einigermaßen logisch zu dem Punkt geführt haben, an dem sie dann ins "richtige" Spiel kommt...gerade dem scheint sich der Funnel so wie beschrieben aber schon regelrecht aktiv zu verweigern.

Ich behaupte dann hast du dir einfach nicht die Mühe gemacht dir darüber für 3 bis 5 Minuten Gedanken zu machen.

Das ist ziemlich genau dieselbe Diskussion wie zur DSA1-Havena-Zufallstabelle, die Oger und Trolle enthält, und wo der Klischee-DSAler "voll unlogisch" sagt, anstatt überhaupt einen Versuch der Interpretation zu wagen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,82666.msg134341219.html#msg134341219).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 6.09.2025 | 11:43
Ich behaupte dann hast du dir einfach nicht die Mühe gemacht dir darüber für 3 bis 5 Minuten Gedanken zu machen.

Das ist ziemlich genau dieselbe Diskussion wie zur DSA1-Havena-Zufallstabelle, die Oger und Trolle enthält, und wo der Klischee-DSAler "voll unlogisch" sagt, anstatt überhaupt einen Versuch der Interpretation zu wagen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,82666.msg134341219.html#msg134341219).

Wilde Behauptungen in die Welt setzen kannst du natürlich viele, wenn der Tag lang ist. ::)

In der Praxis ist einfach "Der Zufall sagt dir, daß dein Charakter sein ganzes bisheriges Leben lang unbelesener Bauernbursche war und ein Abenteuer später urplötzlich Magier ist" gerade bei der SC-Erschaffung schlicht nicht mein Ding. (Wenn ich so einen Typen doch mal bauen will, dann kann ich das schließlich auch einfach bewußt.) Das hat auch mit den Chancen, in einer Hafenstadt irgendwelchen wilden NSC zu begegnen, nicht wirklich etwas zu tun, denn die soll ich dann ja normalerweise nicht den ganzen Rest der Kampagne spielen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Xemides am 6.09.2025 | 12:01
Ja, das musst du wirklich erläutern. Ich würde sogar das Gegenteil behaupten: Es gab seit den 1990er-Jahren in keinem Rollenspiel im Mainstream (D&D, Shadowrun etc.) keine Innovation mehr: Die kam quasi komplett von den kleineren Systemen.

Das halte ich für Quatsch.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 6.09.2025 | 12:54
Magst du das mal in einem separaten Thread erläutern?

Den Gedankengang kann ich nicht nachvollziehen, oder wir haben sehr unterschiedliche Ansichten darüber, was "Innovationen" sind.

Ich führe das gerne beizeiten aus, wenn ich wieder mehr Luft zum digitalen Ablabern habe. Aber es ist höchst subjektiv und wird daher niemanden überzeugen, der etwas anderes unter Rollenspiel versteht als ich.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 6.09.2025 | 19:58
Bin überrascht, dass irgendwelche Old Schooler hier im Thread gegen Zufallscharaktererschaffung argumentieren.
Du würfelst demzufolge auch in anderen Systemen deine Klasse zufällig aus, egal was für Attribute du gewürfelt hast?  ::)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 6.09.2025 | 20:09
Du würfelst demzufolge auch in anderen Systemen deine Klasse zufällig aus, egal was für Attribute du gewürfelt hast?  ::)

...was nebenbei auch noch so eine interessante Frage ist, ja. Denn im "alten" Original gab's ja bei der Charaktererschaffung soviel Zufall eigentlich gar nicht: Attribute, Trefferpunkte (nix mit automatischem Maximum auf Stufe 1!), Startgold, das war's. :) Vielleicht noch beim Magier die Startsprüche, aber das wüßte ich nicht verbindlich.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 6.09.2025 | 21:08
Du würfelst demzufolge auch in anderen Systemen deine Klasse zufällig aus, egal was für Attribute du gewürfelt hast?  ::)

Haben die Spieler meiner letzten D&D5-Runde gemacht. War witzig - und so relevant sind die Attribute eh nicht. Ob +1 oder +2 (als Beispiel) auf einen Wurf kommt, ist echt egal.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 6.09.2025 | 23:18
Haben die Spieler meiner letzten D&D5-Runde gemacht. War witzig - und so relevant sind die Attribute eh nicht. Ob +1 oder +2 (als Beispiel) auf einen Wurf kommt, ist echt egal.
Ob +2 oder -1 auf alle Angriffs- und Schadenswürfe des Kriegers kommt (als Beispiel) ist auch "echt egal"?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Johann am 6.09.2025 | 23:44
"Jetzt bin ich Magier, aber bis vor zwei Wochen war ich noch Latrinenleerer, bis ich zusammen mit einem elfischen Rechtsanwalt, der nicht lesen konnte, einem zwergischen Minenarbeiter, der zu schwach war, seine Spitzhacke zu heben und einem Dutzend anderer Typen beschlossen hatte, gegen eine Horde grauenhafter Mutanten anzutreten. [...]

... ist ein bis zwei Stufen hirnloser als das meiste, was man in anderen D&D-Spielen so tut.

Hmm. Also ich meine mich an Filme zu erinnern, wo jemand plötzlich ein riesiges Talent für Magie entdeckt oder sich unter Druck als der geborene Krieger erweist! *Elfische* Rechtsanwälte haben die Präzedenzfälle natürlich alle im Kopf - sie waren ja dabei  ;) - und der Zwerg hatte einen Arbeitsunfall und ist seitdem nicht mehr der Gleiche... Eine ordentliche Motivation für den Funnel und zumindest ich habe kein Problem damit.

Aber die Geschmäcker sind verschieden -- aber das "hirnlos" muss doch nicht sein, oder?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 7.09.2025 | 00:00
Hmm. Also ich meine mich an Filme zu erinnern, wo jemand plötzlich ein riesiges Talent für Magie entdeckt oder sich unter Druck als der geborene Krieger erweist!
Da wäre ich ehrlich neugierig, welche du meinst und wie du die mit dem DCC-Konzept in Deckung bringst.

Zitat
*Elfische* Rechtsanwälte haben die Präzedenzfälle natürlich alle im Kopf
Elfische Rechtsanwälte mit Int 5 (weswegen sie nicht lesen können) wohl eher nicht.

Zitat
Aber die Geschmäcker sind verschieden -- aber das "hirnlos" muss doch nicht sein, oder?
... was eine Antwort auf einen Post war, indem Galatea folgendes schrieb? (Betonung durch mich.)
Zitat
Manchmal muss man einfach das Hirn abschalten und mit dem Flow gehen, um das Spiel/den Film/das Buch genießen zu können.

Ich muss ehrlich sagen, es ist ein wenig ermüdend, die regeltechnischen Aspekte des Funnels zu diskutieren, auch zu kritisieren und - Gott bewahre - vielleicht sogar darüber zu reden, ob man da etwas verbessern könnte, wenn nicht nur der Zusammenhang der DCC-Regeln, sondern auch der Zusammenhang der beantworteten Postings einfach ignoriert wird.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: gunware am 7.09.2025 | 00:17
Da wäre ich ehrlich neugierig, welche du meinst und wie du die mit dem DCC-Konzept in Deckung bringst.
Elfische Rechtsanwälte mit Int 5 (weswegen sie nicht lesen können) wohl eher nicht.
"In Sachen Henry". Da hast du die Sache mit dem Nicht-Lesen-Können. Er ist zwar kein Elf, aber immerhin Rechtsanwalt. Ich bin zwar nicht Johann, aber als ein Beispiel dürfte es im Sinne der Frage reichen, oder?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 7.09.2025 | 00:35
"In Sachen Henry". Da hast du die Sache mit dem Nicht-Lesen-Können. Er ist zwar kein Elf, aber immerhin Rechtsanwalt. Ich bin zwar nicht Johann, aber als ein Beispiel dürfte es im Sinne der Frage reichen, oder?
EDIT: Antwort sinnlos.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: gunware am 7.09.2025 | 00:46
Das ist keine Antwort wert. So unaufrichtig zu posten, ist einfach nur dreist und ganz ehrlich beleidigend.
Entschuldigung, falls es beleidigend ankam. Das war auf gar keinen Fall meine Intention.
Ich lese hier nur mit und es wurde nach Filmen gefragt, die bestimmte Punkte erfüllen. Und zwei Punkte waren Rechtsanwalt und nicht lesen können. Und da ich zufälligerweise einen Film kenne, der diese zwei Punkte erfüllt, habe ich den gepostet. Mehr habe ich mir dabei nicht gedacht und am wenigsten, dass die Information dreist und beleidigend sein könnte. Das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Deshalb nochmal, sorry.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 7.09.2025 | 00:54
Entschuldigung, falls es beleidigend ankam. Das war auf gar keinen Fall meine Intention.
Ich lese hier nur mit und es wurde nach Filmen gefragt, die bestimmte Punkte erfüllen. Und zwei Punkte waren Rechtsanwalt und nicht lesen können.
Nein, waren sie nicht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: gunware am 7.09.2025 | 01:06
Dann welche Filme waren gefragt? Mara und der Feuerbringer? Rubinrot? Solche Filme?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 7.09.2025 | 07:20
Welche Zauber wirkt Harrison Ford im Film denn so?

Sorry, kann das nicht ernst nehmen... Ich glaube, die Argumente sind ja weitestgehend ausgetauscht. Es gibt halt eine Seite der Rollenspielerschaft, die eher Richtung Suspension of Disbelief geht und das Ausspielen von Charakteren über die Regeln stellt. Auf der anderen Seite sind die, die erst auf die Mechanik schauen und daraus dann den Spielstil ableiten. Für die erstere Gruppe kann der Funnel funktionieren. Für zweitere wohl nur eingeschränkt.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 7.09.2025 | 07:34
Wir möchten darum bitten, auch in diesem Thread die Emotionen zu zügeln.

Und fragt euch im Zweifelsfall, ob ihr gerade wohlwollend lest und/oder achtsam schreibt.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 7.09.2025 | 08:55
Persönlich kann ich jedenfalls rein für mich sagen, daß mir so ein Funnel zur allgemeinen Fantasy-SC-Erstellung schlicht schon viel zu spezialisiert wäre. Ich bin schon kein großer Freund von Lifepath-Systemen an sich, da brauche ich eins, das mir sinngemäß "Jeder einzelne Spielercharakter muß erst mal als Zivilist eine Runde Hunger Games absolviert haben -- keine Ausnahmen!" vorschreiben will, ungefähr so nötig wie ein Fisch ein Fahrrad.

(Und ja, daß DCC den Funnel anscheinend wenigstens nur als Option vorschlägt, nehme ich zur Kenntnis. Nützlich finde ich ihn trotzdem nicht.)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 7.09.2025 | 09:58
Du würfelst demzufolge auch in anderen Systemen deine Klasse zufällig aus, egal was für Attribute du gewürfelt hast?  ::)

Es ist keine Klasse, es ist ja hauptsächlich Color. Aber ja: Color ist mir beim Rollenspiel total wichtig.

Ich bin auch sehr euphorisch die Klasse zufällig auszuwürfeln, bzw. das zu nehmen, was noch gebraucht wird - was ja aufs selbe hinausläuft - solange der Charakter nicht ineffizient ist.

Das Thema: Zufallswerte bei altem D&D haben im Gegensatz zu D&D3+ kaum Auswirkung auf die Klasse, hatten wir ja schon öfters durch, glaube ich.

Sollte ich wirklich einen Anwalt mit INT 5 erschaffen haben, denke ich mir halt was aus, warum das so ist. Was mir jetzt in 15 Sekunden spontan einfällt: er kommt aus eine Familie, wo der Beruf erwartet wird, auch wenn er ganz offensichtlich kein Talent dafür hatte. Oder: er war den Großteil seines bisherigen Lebens intelligent, aber dann ist was passiert, bevor er auf Abenteuer auszog: entweder ein Unfall mit Kopfverletzung oder besser irgendwelche Drogenexperimente oder für Fantasy wohl am besten ein Fluch.

Wenn er dann Level 1 wird, disponiert er wohl um.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Zed am 7.09.2025 | 09:59
Ich schließe mich nobody@home an.

Erfüllung könnte ich in einem Funnelabenteuer nicht finden, denn ich mag das Große und Epische im Rollenspiel - lieber lange Kampagnen als kurze, taktische, überwiegend tödliche Herausforderungen ohne echten Kontext.

Ein Funnel-Spieltag könnte mir vielleicht als kurzer Ausflug Spaß machen, wenn ich ihn als Parodie aufs Rollenspiel nehme.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 7.09.2025 | 10:29
Ein Funnel-Spieltag könnte mir vielleicht als kurzer Ausflug Spaß machen, wenn ich ihn als Parodie aufs Rollenspiel nehme.

+1. Ich habe in den 90ern einmal mit guten Freunden eine Marathon-Session Paranoia gezockt (da hat jeder Charakter eine ganze Reihe Klone), in der unsere Charaktere wie die Fliegen gestorben sind. Wir hatten Megaspaß (zugegeben waren auch größere Mengen Alkohol im Spiel ;D). So ähnlich stelle ich mir einen DCC-Funnel vor, der von von zwei bis vier Met flankiert wird.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 7.09.2025 | 23:30
Ich bin auch sehr euphorisch die Klasse zufällig auszuwürfeln, bzw. das zu nehmen, was noch gebraucht wird - was ja aufs selbe hinausläuft - solange der Charakter nicht ineffizient ist.
Bei DCC würfelst du effektiv mit W10: Bei 8 wird deine Klasse definitiv Halbling, egal welche Attribute. Bei 9 definitiv Zwerg. Bei 10 definitiv Elf. (Zehn... Elf... get it?)

Und auch egal, wie ineffizient. Stärke 6, Kon 8? Fuck-egal, wirst trotzdem Zwerg (= Unterklasse des Kriegers). Int 5, kann praktisch keine Zauber benutzen? Wumpe, trotzdem Elf (= Magienutzerklasse).

Zitat
Das Thema: Zufallswerte bei altem D&D haben im Gegensatz zu D&D3+ kaum Auswirkung auf die Klasse, hatten wir ja schon öfters durch, glaube ich.
DCC ist kein "altes D&D". In dieser Hinsicht ganz definitiv nicht.

Zitat
Wenn er dann Level 1 wird, disponiert er wohl um.
Nein, tut er nicht. Der elfische Rechtsanwalt wird Charakterklasse: Elf. Und nichts anderes. Da wird weder um- noch sonstwas disponiert.

Und der Int-5-elfische Rechtsanwalt  hat als Ausrüstung eine Schreibfeder, obwohl er nicht schreiben kann, und ein Buch, obwohl er nicht lesen kann. Tolle Wurst.  Da kann man mir auch aufhören mit "kreativ erklären". Das ist so wie bei diesem einen 80er-SF-RPG (Namen vergessen), das wie Traveller ein Welterschaffungssystem hatte, aber alles halt komplett random, so dass man dann auch mal einen Wüstenplaneten hat, der von Fischwesen bewohnt wird.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 7.09.2025 | 23:34
+1. Ich habe in den 90ern einmal mit guten Freunden eine Marathon-Session Paranoia gezockt (da hat jeder Charakter eine ganze Reihe Klone), in der unsere Charaktere wie die Fliegen gestorben sind. Wir hatten Megaspaß (zugegeben waren auch größere Mengen Alkohol im Spiel ;D). So ähnlich stelle ich mir einen DCC-Funnel vor, der von von zwei bis vier Met flankiert wird.
Der Vergleich zu Paranoia drängt sich offenbar (auch mir) auf, und unter der Prämisse wär's ja auch okay (in Maßen), aber wenn's einem dann als cooler Hintergrundgeschichtengenerator verkauft werden soll...

Mit der Aussage "Der DCC-Funnel ist Quatsch... der spaßig sein kann" hätte ich kein Problem, tarinyon mutmaßlich auch nicht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 8.09.2025 | 01:59
Nein, tut er nicht. Der elfische Rechtsanwalt wird Charakterklasse: Elf. Und nichts anderes. Da wird weder um- noch sonstwas disponiert.

Und der Int-5-elfische Rechtsanwalt  hat als Ausrüstung eine Schreibfeder, obwohl er nicht schreiben kann, und ein Buch, obwohl er nicht lesen kann. Tolle Wurst.  Da kann man mir auch aufhören mit "kreativ erklären".

Oh nein! Dann spiele ich schon 10 Jahre lang DCC falsch, weil ich nicht lesen kann, und bin anscheinend nicht der einzige.

Da hilft es ja nichtmals mehr mir die Rollenspielpolizei ins Haus zu schicken. Da muss die Rollenspiel-Zeitpolizei ran!

Und jetzt das Unverschämte: ich werde auch weiterhin so spielen.

Ich glaube du bläst da sehr unwahrscheinliche Ausnahmefälle zu Gamebreakern auf. Wirkt als wäre das Problem hier das recht viele Leute Badwrongfun haben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 8.09.2025 | 07:13
Ob +2 oder -1 auf alle Angriffs- und Schadenswürfe des Kriegers kommt (als Beispiel) ist auch "echt egal"?

Ja.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 8.09.2025 | 07:20
Ja.
Statistisch und langfristig gesehen: Eindeutig nein.

Selbst in einem Einzelkampf kann sowas entscheidend sein. Ich erinnere mich an einen Kampf, wo der Troll recht früh einen Schwächezauber abbekommen hatte und dadurch 2 Punkte weniger Schaden gemacht und um 2 Punkte schlechter getroffen hat. In der Analyse stellte sich raus, dass das der Unterschied zwischen Sieg und TPK gewesen war.

Und langfristig macht sich das SEHR bemerkbar.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 8.09.2025 | 08:51
Mag sein, aber mich nervt dieser Fetisch auf Builds und "mit Str 16 kannst du doch keinen Fighter bauen!!!111elf" so dermaßen, dass mir das egal ist.

Im Zweifel einfach besser würfeln. ;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 8.09.2025 | 09:12
Im Zweifel einfach besser würfeln. ;D

Ja, das sagst du so in deinem jugendlichen Leichtsinn. Bis wir das tatsächlich machen, und dann bricht das Gezeter von wegen "Schummeln!" wieder los... >;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Luxferre am 8.09.2025 | 09:15
Im Zweifel einfach besser würfeln. ;D

 :headbang:

Sehe ich genauso. Die Wahrscheinlichkeit auf einem W6 eine 6 zu würfeln ist ja auch nicht 16,66%, sondern 50%.
Entweder Du würfelst sie, oder nicht  :korvin:

Alles eine Frage des Optimimus, der Perspektive und der Fähigkeit Würfel zu werfen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 8.09.2025 | 11:37
Da haben wir den Bereich des Argumentativen verlassen und sind bei "mein Gefühl".

Also mein Gefühl besagt ja eindeutig, dass ein +1 Schwert ungefähr 90% besser trifft als ein normales Schwert.

Und ein Fighter mit ST 16 wischt mit einer Kompanie ST 11 Kämpfer den Boden auf.

Prove me wrong!  ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 8.09.2025 | 12:14
Sehe ich genauso. Die Wahrscheinlichkeit auf einem W6 eine 6 zu würfeln ist ja auch nicht 16,66%, sondern 50%.
Entweder Du würfelst sie, oder nicht  :korvin:

Nach der Logik sollte ich dringend anfangen, Lotto zu spielen - 50% Gewinnchance klingt super ;).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Raven Nash am 8.09.2025 | 12:19
Nach der Logik sollte ich dringend anfangen, Lotto zu spielen - 50% Gewinnchance klingt super ;).
Sind aber nur 25%. Jackpot, hoher, niedriger oder gar kein Gewinn.  ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 8.09.2025 | 12:25
Sind aber nur 25%. Jackpot, hoher, niedriger oder gar kein Gewinn.  ~;D

Ach Mist, dann kaufe ich wohl doch keinen Lottoschein. 25% Chance auf einen Millionengewinn ist mir für 10 € zu niedrig aber bei 50% Chance bin ich definitiv dabei ~;D ;).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Luxferre am 8.09.2025 | 13:29
Alles im Leben ist fiffty-fiffty  ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Luxferre am 8.09.2025 | 13:31
Sind aber nur 25%. Jackpot, hoher, niedriger oder gar kein Gewinn.  ~;D

Nee, das sind 4x 50% Chance, mein Bester  :headbang:

50% Jackpot
50% hoher
50% niedriger
50% gar kein Gewinn.

Wenn Ihr darüber hinaus weiterführende Fragen habt, immer her damit. Ich bin schließlich diplomierter Kaufmann und verstehe mein Handwerk.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Namo am 8.09.2025 | 13:31
Ich feier die Logik gerade. Finde ich super geil. Auf den Gedanken bin ich noch nie gekommen. Gefällt mir sehr. Ab sofort gehe ich anders durchs Leben ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Luxferre am 8.09.2025 | 13:35
Da haben wir den Bereich des Argumentativen verlassen und sind bei "mein Gefühl".

Also mein Gefühl besagt ja eindeutig, dass ein +1 Schwert ungefähr 90% besser trifft als ein normales Schwert.

Und ein Fighter mit ST 16 wischt mit einer Kompanie ST 11 Kämpfer den Boden auf.

Prove me wrong!  ~;D

Fast alles richtig, aber ein +1 Schwert trifft 50% besser, als ein normales Schwert.
Aufpassen in binären Integralzahlen Du musst, junger Paravant.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 8.09.2025 | 13:37
Ich feier die Logik gerade. Finde ich super geil. Auf den Gedanken bin ich noch nie gekommen. Gefällt mir sehr. Ab sofort gehe ich anders durchs Leben ~;D

Und diese bahnbrechende Erkenntnis gab es sogar frei Haus ;D. Stell dir mal vor, Luxferre würde uns hier die üblichen Life-Coaching Seminarpreise berechnen ;)....


Wenn Ihr darüber hinaus weiterführende Fragen habt, immer her damit. Ich bin schließlich diplomierter Kaufmann und verstehe mein Handwerk.

Irgendwie wird doch kein Schuh draus - als diplomierter Kaufmann bist du für Life-Coaching eindeutig überqualifiziert ~;D.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 8.09.2025 | 15:20
Ergo: dieses Fetischisierung der einzig wahren Attributsverteilung muss aufhören. Mehr Power für Zufall und Würfelglück!

Der Barbar mit Str 13 und Kon 11 hatte viel Spass in meiner letzten Runde.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 8.09.2025 | 15:52
Naja, ich bin da bei Sashael. Es geht augenscheinlich nicht mehr um Argumente, sondern um Gefühle. Das bestätigt iwie auch die Ausgangsthese: der Funnel ist Quatsch, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich finde es aber schade, dass so viele Leute Old-School-RPG als wenig ernsthaft definieren und anscheinend alte Systeme mit schlechtem Balancing oder random Mechaniken gleichsetzen. Das Gegenteil ist doch der Fall. Wenn ich mir moderne Heartbreaker wie Daggerheart oder Shadowdark anschaue, dann ist das ein Flickwerk aus drölfzig verschiedenen Mechaniken - ein krasser Gegensatz zu Old-School-Spielen. Und das kritisiere ich auch nach wie vor bei DCC mit meinem Take. Der Funnel ist unausgegoren und passt nicht zum Rest des mMn durchdachten Systems. Spaß hat damit nix zu tun. Aber das wurde hier ja schon so oft betont, dass es müßig ist, weiterzudiskutieren. Stellenweise hat man den Eindruck, dass sich manche Leute angegriffen fühlen, wenn man DCC kritisiert. Bestimmte Spiele und Publisher kriegen hier wohl einen Community-Bonus, wohingegen andere Spiele wie DSA, die auch von nicht wenigen mit großem Genuss gezockt werden (trotz komplett unausgegorener Regeln) in dutzenden Threads genüßlich zerlegt werden. Das verstehe, wer will...
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: schneeland am 8.09.2025 | 15:59
Na ja. Umgekehrt könnte man auch den Eindruck gewinnen, dass es in diesem Thread darum geht, anderen Leuten zu erklären, warum es falsch ist, dass sie am Funnel Spaß haben oder sich zumindest nicht übermäßig daran stören. Klar, kann man machen. Und manchmal hat so ein Rant ja auch was Befreiendes. Aber die Chance, dass man damit dann irgendjemanden überzeugt, ist vermutlich eher gering.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: flaschengeist am 8.09.2025 | 16:12
Ich finde es aber schade, dass so viele Leute Old-School-RPG als wenig ernsthaft definieren und anscheinend alte Systeme mit schlechtem Balancing oder random Mechaniken gleichsetzen. Das Gegenteil ist doch der Fall. Wenn ich mir moderne Heartbreaker wie Daggerheart oder Shadowdark anschaue, dann ist das ein Flickwerk aus drölfzig verschiedenen Mechaniken - ein krasser Gegensatz zu Old-School-Spielen [...].

Hast du Daggerheart schon mal am Spieltisch erlebt? Ich finde es gibt an dem System einiges zu kritisieren (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130539.msg135299772.html#msg135299772) und noch mehr, was an meinen Präferenzen vorbei geht. Aber dass es unnötig viele Subsysteme und zueinander inkohärente Mechaniken hat, kann ich gar nicht nachvollziehen. Im Gegenteil läuft fast alles über eine Kern-Mechanik, nämlich dem "hoch ist gut" Wurf mit 2W12 + Boni + ggf. W6 für Vorteil/Nachteil, der mit "Hope" oder "Fear" ausgehen kann. Wenn ich das mit altem D&D vergleiche, wo es W20 Proben neben x aus W6 neben Prozenfähigkeiten für Diebe gibt...

PS
Antwort gerne auch im Daggerheart-Faden, um hier nicht allzu sehr zu derailen. Alternativ vielleicht auch in diesem (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131309.msg135303823.html#msg135303823) Rahmen - würde mich sehr interessieren.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 8.09.2025 | 16:22
Wenn ich mir moderne Heartbreaker wie Daggerheart oder Shadowdark anschaue, dann ist das ein Flickwerk aus drölfzig verschiedenen Mechaniken - ein krasser Gegensatz zu Old-School-Spielen.

Ich bin ja überzeuger OSRler, aber wo ist denn bitte altes D&D nicht "Flickwerk aus drölfzig verschiedenen Mechaniken"?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 8.09.2025 | 23:06
Oh nein! Dann spiele ich schon 10 Jahre lang DCC falsch, weil ich nicht lesen kann, und bin anscheinend nicht der einzige.
Wenn du einen elfischen Level-0-Charakter auswürfelst und dann in Level 1 eine andere Klasse als Elf nimmst (analog: Halbling, Zwerg) spielst du nunmal rein objektiv nicht nach DCC-Regeln. (Und nebenbei: Nur wenige Spiele sagen so penetrant "Ihr solltet das echt genau so machen, wie wir hier sagen!" wie DCC.)

Damit passiv-aggressiv zu kokettieren ändert das nicht, ist dir aber unbenommen. Sehe allerdings Leute, die das so handhaben, nicht in der Position, sich über andere Leute zu erheben, die mit den DCC-Regeln, wie sie nun einmal existieren, in dieser Hinsicht Probleme haben.

TL;DR: So toll können die DCC-Regeln wohl nicht sein, wenn selbst ihre eingefleischten Verteidiger offen sagen, dass sie sie nach Gusto ignorieren.  8)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 8.09.2025 | 23:07
Ergo: dieses Fetischisierung der einzig wahren Attributsverteilung muss aufhören. Mehr Power für Zufall und Würfelglück!

Der Barbar mit Str 13 und Kon 11 hatte viel Spass in meiner letzten Runde.
Mach da mal 5 und 8 draus, dann können wir reden.

Ich fühle mich durchaus an den Attribute-Thread erinnern, wo es massenweise heroische 3D6-in-Order-Ritter gab (Order... Ritter... get it?), aber keinen, der mal ein Beispiel für einen daraus resultierenden absoluten Attributsknilch nennen konnte - der rein statistisch gar nicht so selten aus sowas mal resultiert - den er wirklich gespielt hätte.

Und hier haben wir jetzt halt Leute, die die DCC-Regeln bis aufs Messer verteidigen, aber den Nonsens, den selbige Regeln statistisch noch sehr viel häufiger erzeugen, einfach samt besagter Regeln ignorieren.

Es ist immer ein wenig schwierig, wenn man über Regeln eines Spiels und deren Probleme reden will, und dann hauptsächlich mit Leuten diskutieren muss, welche ebendiese Regeln entweder gar nicht kennen oder nicht anwenden.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 8.09.2025 | 23:33
Aber es ist doch genau der Sinn des Trichters die Nulpen als Opferanode zu Nutzen und die 1-2 guten bis Level 1 zu bringen.
Das man jetzt 4 SC erwürfelt die alle zu nichts taugen,  ist schon sehr unwahrscheinich auch mit 3w6 in Reihenfolge.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 8.09.2025 | 23:41
Aber es ist doch genau der Sinn des Trichters die Nulpen als Opferanode zu Nutzen und die 1-2 guten bis Level 1 zu bringen.
Wenn das nicht in dem Sinne läuft, dass man die Attribtusnulpen und/oder per Occupationwurf versaubeutelten demi-Humans absichtlich ins Messer laufen lässt, sehe ich nicht, wie das funktionieren soll. Ist ja nicht so, dass man in den Funnels nicht unabhängig von solchen Dingen andauernd random draufgeht.

P.S.: Übrigens nur nebenbei. Von keinem, der diesen Quatsch (zit. OP) spielt, möchte ich persönlich jemals wieder Geömmel über Traveller bzgl. "Haha, da kann man während der Charaktererschaffung sterben" hören.  :P
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 8.09.2025 | 23:43
TL;DR: So toll können die DCC-Regeln wohl nicht sein, wenn selbst ihre eingefleischten Verteidiger offen sagen, dass sie sie nach Gusto ignorieren.

Ich bin kein Verteidiger der DCC-Regeln, vgl. mein erstes Post in diesem Thread auf Seite 1 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131309.msg135303425.html#msg135303425) (und auch in einigen anderen).

Aber ich bin ein Verteidiger des Konzepts Funnel, sowie des Konzepts Zufallsgenerierung.

Und wie gesagt: ich habe die Regeln nicht nach Gusto ignoriert, sondern so verwendet wie ich sie verstanden habe.

Ich bin auch generell ein Fan des Konzepts Rasse als Klasse. Ich kann Rollenspielcharaktere so weit abstrahieren, dass ich nicht in Versuchung gerate eine wie auch immer geartete Wirklichkeit im Spiel überall im gleichen Maßstab nachbauen zu wollen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 9.09.2025 | 00:03
@Skeag: Also viele gefährliche Situationen kündigen sich an bzw. man erkennt aus Erfahrung, das man in einer risk vs. reward Situation ist und schickt dann eben ne Nulpe vor. Und wenn es nicht klappt spiele ich eben noch nen Trichter. So what.
Bei 3W6 in Reihenfolge mit nur einem Start-SC wäre ich voll bei Dir. Da wäre mir meine Lebenszeit zu schade.

DCC will keine Build-Mentalität bei der Charaktererschaffung. Das muss man nicht mögen, aber ich kann den Gedanken dahinter nachvollziehen.
Ich verstehe den scharfen Ton ehrlich nicht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 9.09.2025 | 06:50
Die Build-Mentalität ist halt das Einzig Wahre.  :D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 9.09.2025 | 07:20
"Build-Mentalität" ist doch eine Nebelkerze (und nebenbei in meinen Augen auch stark abwertend).

Wenn ich einen Kämpfer spiele, dann möchte ich auch, dass der das auch rüberbringt und nicht einen Hänfling mit dürren Armen spielen müssen, der um 20% schlechter trifft und merkbar weniger Schaden macht, als eine Figur, die hier als "Build" verunglimpft wird.

In Film und Literatur (und das ist nunmal die Inspiration für SC) kommen solche schwachbrüstigen Protagonisten in zwei Varianten vor:
Als Parodie oder als "das gewitzte Kerlchen", der mit seiner Schlauheit seine stärkeren Gegner austrickst.

Das ist dann nach so ziemlich sämtlichen Regeln halt keine Kämpferklasse, deren regeltechnischer Unterbau auf "Brute Force" aufsetzt. Der schwache Schlaumeier ist nicht das, was ich spielen will, wenn ich einen "Kämpfer" spiele(n muss).

Für alle anderen Klassen gilt das Gleiche.

Klar, als Cola&Chips Oneshot mit Paranoia-Stil ist das mal witzig, aber als langfristiges SC-Konzept verdirbt mir sowas schnell den Spaß.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 9.09.2025 | 07:46
Wenn ich einen Kämpfer spiele, dann möchte ich auch, dass der das auch rüberbringt und nicht einen Hänfling mit dürren Armen spielen müssen, der um 20% schlechter trifft und merkbar weniger Schaden macht, als eine Figur, die hier als "Build" verunglimpft wird.

Das ist dann nach so ziemlich sämtlichen Regeln halt keine Kämpferklasse, deren regeltechnischer Unterbau auf "Brute Force" aufsetzt. Der schwache Schlaumeier ist nicht das, was ich spielen will, wenn ich einen "Kämpfer" spiele(n muss).

Aber was hat das jetzt mit DCC zu tun?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 9.09.2025 | 08:27
Aber was hat das jetzt mit DCC zu tun?
Gegenfrage: Was hat der Vorwurf "Build-Mentalität" mit DCC zu tun?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 9.09.2025 | 08:32
Aber was hat das jetzt mit DCC zu tun?

Vielleicht nur die Erkenntnis, dass DCC das falsche System ist, wenn man bestimmte Erwartung an Charaktere hat? Ist ja legitim, war ja auch meine Erkenntnis aus der Runde  8)
Fairerweise habe ich aus dem Faden hier gelernt: Man muss (leicht) differenzieren zwischen "DCC als Funnel" und "DCC als Kampagne" - Wobei, wenn man sich die Produktvorstellung bei System Matters (https://www.system-matters.de/spiele/dungeon-crawl-classics/) ansieht:

Zitat
Dungeon Crawl Classics bringt dir dieses Gefühl zurück. Dieses erste Gefühl ein Rollenspiel zu spielen, bei dem du wirklich etwas Neues erlebst. Diese Gefühl, das du verloren geglaubt hast.

Dungeon Crawl Classics ist unterhaltsam. Es ist das unterhaltsamste Rollenspiel, das wir kennen. Nur selten haben wir anderswo gespielt, in denen laut gerufen wurde: „Drück den Knopf! Drück den Knopf!“ Und ja, der Knopf wurde gedrückt. Und ja, die intelligenten Tiermenschen waren nicht erfreut!

dann wirkt das auf mich schon "Bier & Bretzelig" - dazu kommt, dass die angebotenen Abenteuer sich auf Stufe 0 - 2 beschränken. Kann ein Hinweis sein, dass man nicht damit rechnet, deutlich länger zu spielen bzw überhaupt lange genug zu überleben. Und ich persönlich habe "Dieses erste Gefühl ein Rollenspiel zu spielen, bei dem du wirklich etwas Neues erlebst. " bei verdammt vielen Rollenspielen gehabt, die deutlich später als 1974 entstanden.  ;)

Also: Nix für mich. Ist aber auch okay, muss ja nicht alles für Alle was sein  8)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 9.09.2025 | 08:42
Also das Zitat von System Matters wirkt nicht einmal Bier&Bretzel'ig auf mich. Das wirkt wie pure Satire auf Rollenspiel. Eine Satire, die den ersten Absatz ad absurdum führt.

Der Funnel ist in meinen Augen als Erschaffung meines SCs, den ich dann weiterspielen soll, noch zufälliger als ein einfaches "3w6 in Reihe". Völlig unbrauchbar.
Das ist, als würde ich erst mal ne Runde Paranoia spielen, um meinen Cyberpunk-SC zu ermitteln.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 9.09.2025 | 08:57
Ich finde, First Orko hat das gut zusammengefasst (bzgl. DCC als Funnel vs. DCC als Kampagne). Aber man muss auch sagen, dass DCC zwar schon viele niedrig-Level-Abenteuer anbietet, das Regelwerk aber 1. bis zum Level 10 geht und 2. doch auch enige Module für höhere Level auf dem Markt sind (halt nicht auf Deutsch). Wahrscheinlich gibt es aber wohl fast Niemanden, der bis Level 10 gespielt hat, weil es 1) sehr lang dauert und 2) es ab Level 5 fast keine offiziellen Abenteuer mehr gibt.

Edit: Ich halte die Beschreibung von System Matters auch für nicht so gut. Das klingt nach Taschenlampenfallenlasser-Rollenspiel^10. Es handelt sich dabei soweit ich weiß auch um keine Übersetzung, sondern um eine originär deutsche Beschreibung. Wieder ein Hinweis auf das komödiantische Rollenspiel deutscher Prägung.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 09:36
Edit: Ich halte die Beschreibung von System Matters auch für nicht so gut. Das klingt nach Taschenlampenfallenlasser-Rollenspiel^10. Es handelt sich dabei soweit ich weiß auch um keine Übersetzung, sondern um eine originär deutsche Beschreibung. Wieder ein Hinweis auf das komödiantische Rollenspiel deutscher Prägung.
Wenn das so ist, dann ist das hier...

Nur selten haben wir anderswo gespielt, in denen laut gerufen wurde

... wohl kein maschineller Übersetzungsfehler, sondern verunglückter Satzbau. Sollte wohl "in anderen Runden... in denen" werden?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 9.09.2025 | 09:43
@ Sashael die Built-Mentalität war von mir nicht als Vorwurf gemeint. Sie entspricht nur nicht der Designphilosophie von DCC.

Im Regelwerk steht dazu im Abschnitt the character creation funnel (Seite 17):

"There are enessentially no opportunities for min-max play and yet players find themselves attached to their
plucky little serfs who have done such amazing deeds at low levels."

Darauf allein bezog sich meine Aussage.

Im übrigen gibt es auch auf deutsch bereits Abenteuer für mittlere Stufen z.B. Ring der Livthrasir, Panik auf dem Purpurplaneten.

Sowohl das Artwork als auch der Brauch auf Cons einen Gong zu schlagen, wenn ein SC stirbt, sprechen für mich dagegen, das die selbstironische Spielweise von DCC etwas spezifisch deutsches wäre.

Die Grenze zur Lächerlichkeit oder gar Absurdität ist freilich individuell und folglich DCC nicht jedermanns Sache. Ich persönlich empfinde das Spiel als heiter aber nicht lächerlich. Das empfinden einige hier anders und das dürfen sie auch.

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Maarzan am 9.09.2025 | 09:59
Ich denke DCC - oder eher seine Anhänger - müssen sich entscheiden, ob das ein "ernsthaftes" Rollenspiel sein soll oder eben etwas abgefahrenes.

Wenn es abgefahren sein soll, dann läuft Kritik wegen solcher Probleme ins Leere, weil diese Perspektive gar nicht so abgedeckt werden sollte.

Wenn es ernsthaft gedacht ist, dann kann das nicht mit "war doch nur Spaß" abgebogen werden.

Zu versuchen solche seltsamen Regeleffekte dann halbgar wegdiskutieren zu wollen fällt meiner Einschätzung nach für beide Perspektiven zu kurz und wirkt auf mich nach gewollt und nicht gekonnt.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 9.09.2025 | 10:05
Ich denke DCC - oder eher seine Anhänger - müssen sich entscheiden, ob das ein "ernsthaftes" Rollenspiel sein soll oder eben etwas abgefahrenes.

Müsste ich es nach meinem Spieltest und dem Lesen dieses Fadens irgendwie pseudo-genremäßig einordnen würde ich wohl sowas antworten wie: Cosmic-weirde Retro-Fantasy mit nem leichten Augenzwinkern

Und dann wäre die Antwort auf den Ausgangs-Take: "Ja ein bisschen Quatsch soll ein Funnel auch sein, der Ernst beginnt danach, wenn der liebgewonnen SC auch weiterhin überleben soll"

Passt so?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 9.09.2025 | 10:09
Ist halt so ein bißchen Geschmacksfrage, ob jemand nun unbedingt "plucky little serfs" spielen will oder nicht.

Aber ich denke, der Von-ganz-unten-nach-ganz-oben-Ansatz ist tatsächlich schon alte D&D-Schule...und wenn ich mir den alten amerikanischen Traum vom Self-made Man Marke "Auch du kannst vom Tellerwäscher zum Millionär werden, wenn du nur willst und dich hart genug reinhängst!" angucke, dann kann ich auch nachvollziehen, woher nicht nur, aber gerade auch beim ja nicht ganz unwichtigen US-Publikum wenigstens ein Teil seiner Popularität kommt. Meine persönliche Sache ist so was dieser Tage nicht so, aber ich bin halt auch schon etwas älter und entsprechend desillusioniert. ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: schneeland am 9.09.2025 | 10:31
Passt so?

Ja, finde ich gar nicht so schlecht einsortiert.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 10:44
@Skeag: Also viele gefährliche Situationen kündigen sich an bzw. man erkennt aus Erfahrung, das man in einer risk vs. reward Situation ist und schickt dann eben ne Nulpe vor. Und wenn es nicht klappt spiele ich eben noch nen Trichter. So what.
Okay, also man erschafft gar keine 4 Charaktere? Man erschafft 4 lebende Ausrüstungsgegenstande für den körperlosen Spieler-Avatar? :think:
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 9.09.2025 | 10:46
Edit: Ich halte die Beschreibung von System Matters auch für nicht so gut. Das klingt nach Taschenlampenfallenlasser-Rollenspiel^10. Es handelt sich dabei soweit ich weiß auch um keine Übersetzung, sondern um eine originär deutsche Beschreibung. Wieder ein Hinweis auf das komödiantische Rollenspiel deutscher Prägung.

Die wissen halt, was der deutsche Markt hergibt...

In den USA ist DCC ein System, das in der Konkurrenz zu OSR-Systemen steht und versucht eine Spielerschaft anzusprechen, die sich für OSR-Kampagnen begeistert.

In Deutschland hat es als Bier&Bretzel-System eine Marktnische gefunden. Auf dem deutschen PnP-Markt werden ja schon "ernsthafte" Dungeoncrawls oft nur bei Bier&Bretzeln akzeptiert.

Da hätte man dann aber auch nicht den ganzen, riesigen Ziegelstein übersetzen müssen, da tun es die Quick Start Rules mit 48 Seiten (https://www.drivethrurpg.com/en/product/220858/dcc-rpg-quick-start-rules), die bis Level 2 gehen, auch.

Aber man wäre als Verlag natürlich dumn, wenn man nicht den Sammlermarkt in Deutschland genauso bedient.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 9.09.2025 | 10:57
Okay, also man erschafft gar keine 4 Charaktere? Man erschafft 4 lebende Ausrüstungsgegenstande für den körperlosen Spieler-Avatar? :think:

Kannst Du gerne so überspitzt formulieren. Auch wenn ich verneinen würde, dass im Trichter kein Rollenspiel stattfindet.
Aufgrund der allgemein hohen Sterblichkeit ist mein persönliches Invest in Level 0 Charaktere aber nahe 0. Ehrlich gesagt erschaffe ich mir die einfach per Knopfdruck via Zufallsgenerator.
Der Trichter ist für mich noch Teil der Charaktererschaffung. Die Herausforderung besteht für mich darin mindestens einen Level-0 SC auf Level 1 zu bekommen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 9.09.2025 | 11:03
Okay, also man erschafft gar keine 4 Charaktere? Man erschafft 4 lebende Ausrüstungsgegenstande für den körperlosen Spieler-Avatar? :think:

Du klingst jetzt schon so wie das Stereotyp des 1990iger-DSA-Spielers, wenn er über D&D lästert. 8]

Arrière-garde stößt auf die Avantgarde. ~;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 9.09.2025 | 11:09
Okay, also man erschafft gar keine 4 Charaktere? Man erschafft 4 lebende Ausrüstungsgegenstande für den körperlosen Spieler-Avatar? :think:

Sagen wir, einen Charakter mit drei Extraleben. So wie in den guten alten Atari-Zeiten. ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 11:10
Du klingst jetzt schon so wie das Stereotyp
Diese Aussage ist eigentlich nie eine besonders schlaue, egal, wie's weiter geht.

Lustigerweise habe ich sowohl häufig DSA wie auch ein paar Mal (A)D&D (und 3.x dann exzessiv) gespielt. Ich habe nie einen (A)D&D-Spielleiter oder -Spieler getroffen, der gegenüber DSA hohe Tödlichkeit, hohe Zufälligkeit und "Weirdness" als Vorteile gepriesen hat. Interessantere Kämpfe, mehr und mächtigere Magie, weniger Kleinhalten der SC, das waren so die selling points.

Und erheiternd wird der Anwurf dann, wenn er erfolgt, um etwas zu verteidigen, das fast buchstäblich "Bauergaming" ist.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 11:15
Kannst Du gerne so überspitzt formulieren. Auch wenn ich verneinen würde, dass im Trichter kein Rollenspiel stattfindet.
"Der Typ geht jetzt vor, weil ich ihn loswerden will/er am wenigsten taugt!" ist zumindest nach meiner Definition keins.

Und ehrlich, mir wäre diese Abreißzettel-Art auch in der Charaktererschaffung zu mühselig. Dann doch lieber OG Traveller, da dauert das potzenziell tödliche Erschaffungsminigame wenigstens nicht den ganzen Abend lang.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 9.09.2025 | 11:28
Dann.... bleib doch einfach bei Traveller?  :P
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Zanji123 am 9.09.2025 | 11:39
Sagen wir, einen Charakter mit drei Extraleben. So wie in den guten alten Atari-Zeiten. ;)

würde nur passen wenn die Charaktere exakt gleich sind... was sie ja nicht sind da die ja random sind.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 9.09.2025 | 11:48
würde nur passen wenn die Charaktere exakt gleich sind... was sie ja nicht sind da die ja random sind.

Oh, das paßt schon. An dem Punkt kommt es einfach noch gar nicht darauf an, wer genau die Charaktere sind -- am Ende sind wahrscheinlich ohnehin mindestens zwei von ihnen tot, ohne daß man sicher vorhersagen könnte, welche. (Und wenn man es im Lauf des Trichters tatsächlich schafft, sie in der "der Schwächste zuerst"-Reihenfolge zu opfern, dann waren sie eben offensichtlich die Extraleben des Stärksten, das paßt also auch wieder.) ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Maarzan am 9.09.2025 | 12:01
Müsste ich es nach meinem Spieltest und dem Lesen dieses Fadens irgendwie pseudo-genremäßig einordnen würde ich wohl sowas antworten wie: Cosmic-weirde Retro-Fantasy mit nem leichten Augenzwinkern

Und dann wäre die Antwort auf den Ausgangs-Take: "Ja ein bisschen Quatsch soll ein Funnel auch sein, der Ernst beginnt danach, wenn der liebgewonnen SC auch weiterhin überleben soll"

Passt so?

Oben ja - dann würde ich sagen mit solchen Seltsamkeiten muss man leben.
"Ernst" aus einsetzende Selbsterhaltungstrieb kann sich dann sicher entwickeln, aber ich fürchte die bis dahin aufgekommenen Seltsamkeiten würde Leuten, die mehr auf Immersion und Charakterspiel zielen, den Spaß dann doch wohl weiter verleiden, auch wenn es danach etwas gesetzter zugehen sollte.

Aber mit Weird-Fun wären sie dann nie die Zielgruppe gewesen, also alles OK.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 9.09.2025 | 12:22
Es gab sogar mal einen Abreißblock Level 0-Charakterbögen, wo man die Werte wie bei einem Rubbellos freigelegt hat.  ~;D

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 9.09.2025 | 16:13
Die wissen halt, was der deutsche Markt hergibt...

In den USA ist DCC ein System, das in der Konkurrenz zu OSR-Systemen steht und versucht eine Spielerschaft anzusprechen, die sich für OSR-Kampagnen begeistert.

In Deutschland hat es als Bier&Bretzel-System eine Marktnische gefunden. Auf dem deutschen PnP-Markt werden ja schon "ernsthafte" Dungeoncrawls oft nur bei Bier&Bretzeln akzeptiert.

Da hätte man dann aber auch nicht den ganzen, riesigen Ziegelstein übersetzen müssen, da tun es die Quick Start Rules mit 48 Seiten (https://www.drivethrurpg.com/en/product/220858/dcc-rpg-quick-start-rules), die bis Level 2 gehen, auch.

This! Du hast damit natürlich recht und das ist genau der Gedanke, wo ich mich frage, ob man das nicht generell so machen hätte sollen bei DCC im Original. Aber auch dort werden ja DCC Core Rulebooks (mit identischem Inhalt) in der Community gesammelt wie sakrale Objekte. Ich nehme mich da nicht aus. Ich hatte auch mal überlegt, ein zweites Exemplar anzuschaffen. Aber eigentlich ist das irre. Jedem sein Hobby, aber es hat nix mehr mit zocken zu tun, sondern ist dann ein Lifestyle-Produkt. Und das finde ich schade, weil wie ich bereits mehrfach gesagt habe, hat DCC einzigaritge und gute Regelansätze (Dice-Ladder, D20-System als Grundlage, Zaubertabellen). Schade, dass das von der Community nicht nachgefragt wird. Wobei man da auch mal nachschauen müsste, welche Stufen mit D&D 5 und anderen D&D-artigen Systemen bespielt werden. Ich vermute, abseits von Pathfinder wird da nicht viel über Level 10 laufen, insbesondere im OSR-Bereich.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 9.09.2025 | 17:16
Ich drucke einfach aus, was ich wirklich zum Spielen brauche. Die Seiten zerschneide ich dann auch und verteile Schnipsel an die Spieler: z.B. Zufallstabelleneinträge.

Aber allein schon das Format verhindert, dass mein DCC-Regelwerk für den wöchentlichen Spieltisch gebrauch freigegeben wird. Weil es einfach viel zu unhandlich ist.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 22:06
This! Du hast damit natürlich recht und das ist genau der Gedanke, wo ich mich frage, ob man das nicht generell so machen hätte sollen bei DCC im Original. Aber auch dort werden ja DCC Core Rulebooks (mit identischem Inhalt) in der Community gesammelt wie sakrale Objekte.
Ach du heiliger Night Soil. Ich hab' ja bei den PDFs, die ich in dem Lankhmar-Bundle gekauft habe, schon Buyer's Remorse. (Weswegen ich u.a. hier abfruste).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 22:09
Dann.... bleib doch einfach bei Traveller?  :P
Genau, ich "bleibe" für Old-school-ishe Fantasy bei Traveller, weil das eine generelle Aussage über die universale Tauglichkeit des Systems für absolut alles war, und nicht nur eine spezifische Aussage über den Komplex "Charakter-Erschaffungs-Pregame mit Sterbemöglichkeit".  :d
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Alexandro am 9.09.2025 | 22:19
"Der Typ geht jetzt vor, weil ich ihn loswerden will/er am wenigsten taugt!" ist zumindest nach meiner Definition keins.

Wenn das stimmen würde, dann wäre auch "Ich schicke meine Mietlinge los, um den Gang nach Fallen zu 'durchsuchen'.", "Das Monster sieht aus wie in Film XY, probieren wir mal, ob es die gleiche Schwäche hat" oder "Diese Kiste ist sicher ein Mimic, kitzelt sie mal mit einer Feder an einer 10-Fuß-Stange." kein Rollenspiel, weil diese Entscheidungen nicht aus der Immersion erfolgen.
Bei Old School ist es aber so, dass die Figuren halt die "Avatare" der Spielenden sind, und dass sämtliche Entscheidungen aus dem erfolgen, was die Spielerperson will. Nachträglich kann man es sicherlich rechtfertigen (der Zwerg mit den schlechten Kampfwerten war eben am neugierigsten darauf, was es da in dem Brunnen zu entdecken gibt), aber wir sind hier nicht bei DSA und "warum sollte mein Charakter das tun?".
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: schneeland am 9.09.2025 | 22:34
Aber allein schon das Format verhindert, dass mein DCC-Regelwerk für den wöchentlichen Spieltisch gebrauch freigegeben wird. Weil es einfach viel zu unhandlich ist.

Das wäre eine Kritik, bei der ich dann auch mitgehen würde. Mein ideales Präsentationsformat für DCC wäre eine Box (ähnlich der für DCC Lankhmar) mit einem Heft mit Grundregeln, schmalen Heften für Krieger und Zwerge sowie Diebe und Halblinge, und umfangreicheren Heften für Kleriker und für Zauberer (der Elf ist vorerst ein ungelöster Problemfall) und dann noch ein bis drei Heften für den Spielleiter (Weitere Regeln, Monster, Anhänge). Das würde m.E. die Handhabung am Spieltisch deutlich verbessern, und Boxen verströmen für mich auch klar ein Old-School-Gefühl.
Und dann könnte man in der Tat auch noch ein bisschen Inhalt einsparen und bei Stufe 6 aufhören (selber habe ich auch noch nichts über Stufe 4 gespielt) - im Zweifelsfall bleibt Raum für Advanced DCC :)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 9.09.2025 | 22:52
Wenn das stimmen würde, dann wäre auch "Ich schicke meine Mietlinge los, um den Gang nach Fallen zu 'durchsuchen'." ,
Wenn die Mietlinge dabei als willenlose Objekte gedacht werden und funktionieren: Jo. Ist in meinen Augen keins. 

Zitat
"Das Monster sieht aus wie in Film XY, probieren wir mal, ob es die gleiche Schwäche hat"
Findest du, eine solch krasse Vermischung von Spieler- und Charakterwissen ist Rollenspiel?
Gygax selber war ja der Ansicht, Spieler sollten noch nicht mal den DMG lesen, auch wenn wir seine diesbezüglichen Bestrafungsvorschläge als humoristisch begreifen dürfen.

Zitat
"Diese Kiste ist sicher ein Mimic, kitzelt sie mal mit einer Feder an einer 10-Fuß-Stange."
Hm, wieso sollte das kein Rollenspiel sein? Wenn es Mimics in der Welt gibt, ist das eine nachvollziehbare Vorsichtsmaßnahme.

Zitat
Bei Old School ist es aber so, dass die Figuren halt die "Avatare" der Spielenden sind, und dass sämtliche Entscheidungen aus dem erfolgen, was die Spielerperson will.
Auch hier wiederum: Kenne niemanden, der (A)D&D jemals so angepriesen hätte. Kenne auch keine einschlägige Literatur, die das so propagiert hätte. Du? Wenn ja, wo und wann?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Fuchs am 9.09.2025 | 22:54
Ihr könnt DCC mögen oder nicht, wie jedes andere System aber die hier Aufgestellte Behauptung, es wären auf deutsch nur Abenteuer für die Stufen 0, 1 und 2 erschienen, ist Unfug.

https://bloggeraufsternenlosersee.wordpress.com/dungeon-crawl-classics-ubersicht-uber-alle-deutschprachigen-abenteuer/
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: rillenmanni am 9.09.2025 | 23:17
Kann ich noch irgendetwas Kluges zu dieser Diskussion beisteuern? Nein? - Check! Na, dann mal los!

Mein Kontext:

Meine Schlussfolgerung: Ich kann ganz befreit von schummelnden Spielleitern und dramaturgischen Zwängen versuchen, in Kooperation und mit Köpfchen meine Wahrscheinlichkeiten zu beeinflussen. Und im Zweifel muss ich nicht so streng mit mir in der Kooperation sein, wie ich es in einer der tollen AddKon-Runde wäre. Wobei "Taschenlampenfallenlasser" nochmal ein ganz anderes Level Nicht-Auf-Sieg-Aus-Verhalten ist, als die punktuell bewusst eingesetzte Minderkollegialität, wie ich sie dann in den Trichtern erlebt und gelebt habe. Ich würde die erlebte Kooperation auf ca 90% AddKon-Level sehen. Und natürlich sei jedem Trichtermodul entgegengerufen: "Glaube ja nicht, dass ich hier mit nur einem Eumel rauskomme!" (Ich tue mich mit dem Begriff "Bier & Bretzel" traditionell schwer. Meiner Meinung nach ist ein Trichter ganz klar Combat as War - inwieweit stehen CAW und B&B qua definitionem in einem Widerspruch?)

Ich habe bislang vier (fünf?) Trichter gespielt, darunter freilich den grandiosen Segler auf Sternenloser See. (Was für ein geiles Ding!) Der Spaß war jeweils immens. Unterm Strich würde ich tarinyon (First Orko) aber zustimmen, dass es einen gewissen (individuell unterschiedlich stark definierbaren) Bruch zwischen Trichter und Standard gibt. Geben könnte, denn Standard habe ich noch nicht gespielt. Daher ist meine Idee wahrscheinlich mau: Ich habe noch immer die Idee, dass ich mit meinen Überlebenden eine für mich sinnvolle Stufe1-Karriere beginnen könnte, also dass ich einen hinreichenden Kontext zur Spielwelt herstellen könnte. (Naja, das gilt wahrscheinlich nur sehr bedingt für meine überlebenden Steinzeitmenschen. :)) Ich würde das gern selbst für mich erfahren, bevor ich voll auf die "Quatsch!"-Spur abbiege. So oder so muss man nicht später Standard spielen, um jetzt einen Trichter vollwertig erleben zu können.

Wobei ich nicht mitgehe: Trichter seien Satire, Farce, Parodie oder wie Paranoia. Bei Paranoia hat man den SL als Gegner (vs Referee), Willkür scheint Programm. Willkür sollte man in einem Trichter aber vergebens suchen. Letztlich geht es ums Überleben und um den Sieg, der gemeinhin mit den klassischen Mitteln versucht wird (--> Meide das Würfeln in Gefahrensituationen. Oder verbessere die Wahrscheinlichkeiten.) Das gewisse Augenzwinkern, das sich mE meist im "Zelebrieren" der vielen Charaktertode äußert, sollte nicht mit Satire/Farce/Parodie velwechsert werden. (Das "Zelebrieren" fiel in dieser Diskussion aber auch nicht in dem Kontext, glaube ich.) Ich sehe da zumindest keinen Zsmhang. Und ernstes Rollenspiel kann man mE nur bedingt gegen Quatsch am Spieltisch ausspielen. Wenn alle hoffen, dass jemand "den Knopf drückt" (in meinem Steinzeit-Trichter gab es eine prototypische Szene, die uns mindestens zwei Eumel gekostet hat), dann ist das noch keine Farce, es ist Ausdruck des Umstands, mehrere Eumel am Start zu haben und dass die anderen Nasen am Tisch auch vier davon haben und dass es noch ein bisschen mehr Spaß macht, wenn einer von denen ins Gras beißt. Du kannst mit so vielen Leben einfach mehr ohne einen großen Bruch erleben, und ein Tacken Schadenfreude ist wie das Salz in der Suppe.

Wie habe ich die Trichter denn erlebt?

Ich halte einen Trichter für eine an sich ziemlich ernste Angelegenheit, die aber den gewissen Twist hat, um (bei begeisterungsfähigen und hinreichend vielen Mitspielern) zu einem richtigen Event zu werden. Dieser Event-Charakter prädestiniert durchaus zu einem einmaligen Spiel, von dem niemand eine Fortsetzung erwartet, das aber gern in Form eines anderen Trichters wiederholt wird. Ich würde - mit meiner lückenhaften DCC-Erfahrung - daraus nicht ableiten, dass ich mit einem meiner Überlebenden nicht später in einer Standardrunde mitspielen könnte. Aber ich glaube im Zweifel einfach tarinyion, wenn er das (also den Trichter in Beziehung zum Standard) für Quatsch hält.

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 10.09.2025 | 08:23
Kann ich noch irgendetwas Kluges zu dieser Diskussion beisteuern?
Ja, du hast halt 'nen Textwall geschrieben, der auf das, was im OP an den Trichtern kritisiert wurde - womit du auch keine Erfahrung hast - kaum, auf die spezifischen regelmechanischen Punkte gar nicht eingeht. Daher her  nur eine Sache noch:

OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 10.09.2025 | 08:48
Vielen Dank, rillenmanni für deinen ausführlichen Beitrag, der entgegen deiner selbstironischen Beteuerung zumindest für mich ja nun doch ein paar wichtige Erkenntnisse mitbringt  :d

Da ist zum Einen das Wörtchen "Schadenfreude" - ein Emotion, die mir tatsächlich (und das ist jetzt keine Social Standing-Aussage oder so!) maximal fremd ist und die ich extrem selten und nur ggü sehr ausgewählten Personen verspüre. Ich sehe aber, dass das in einer sich ernstnehmenden Trichter-Runde als eine Art "Spannungsabbau" dienten kann, um quasi für den Moment der maximalen Eskalation einer Situation (zum Tod) abzumildern. Das verstehe ich, fühl ich aber nicht - und genau deshalb sehe ich Trichter entweder als reine Tragödie oder Komödie, ein dazwischen ist mangels diesen Modus wirklich schwer. Spannend!  :think:

Dann kommt da wieder diese eine Aussage, die ich so oder in Varianten immer wieder in OSR/Oldschool-Diskussionen gelesen habe und die mich immer wieder nachhaltig verwirrt:
Zitat
(--> Meide das Würfeln in Gefahrensituationen. Oder verbessere die Wahrscheinlichkeiten.)
Meine Frage: Wie hat man sich das konkret vorzustellen?

Ich komme ja nun aus der narrativen (Pfui pfui!) Forge-Ecke, wo wir gelernt und verinnerlicht haben, dass jede relevante Aktion einen Würfelwurf erfordert. Relevant ist eine Aktion dann, wenn das Spielgeschehen sich danach signifikant verändert (quasi die Ko-Regeln von GO  ;D)  und/oder der SC in ernsthafte Gefahr gerät. Insbesondere in einem Trichterszenario wimmelt es ja nun von relevanten Situationen - genau dort eben nicht zu würfeln bei gleichzeitiger Wahrung der Neutralität des "Referee" erzeugt bei mir einen Widerspruch.
Hast du da vielleicht konkrete Beispiele aus deinen DCC-Runden?
Wenn Andere dazu was beizutragen haben wäre das eventuell aber auch ein eigenes Thema wert  :think:


Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: 6 am 10.09.2025 | 09:45
@Orko: Zu Deiner Frage kann ich was beisteuern. Bei den OSRs ist es so, dass Du unheimlich viele Situationen hast bei dem ein verpatzter Würfelwurf direkt den Charakter kostet. Damit Dir das nicht passiert, versuchst Du Aktionen zu finden, die am besten garantiert zum Erfolg führt.
als Beispiel: Wenn Du vor einer Tür im Dungeon stehst, stürmst Du nicht rein, um gegen die möglichen Monster zu kämpfen, weil ein Treffer bereits den Charakter killt. Du horchst z. B. An der Türr und wenn da was zu hören ist, Molotow Cocktail anzünden, Tür aufmachen, 3 oder 4 Teile reinwerfen, Tür wieder zumachen und mit vollen Gewicht gegen die Tür. Wenn die Hilfeschreie verstummen, kann man dann vorsichtig die Tür öffnen.
Voila! Gefahr beseitigt ohne Würfelwurf. Außer Dein SL ist ein Pedant und will unbedingt den Feuerschaden für die Gegner auswürfeln.
Hattest Du sowas gesucht?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Sashael am 10.09.2025 | 10:30
Und was tust du, wenn du nicht das perfekt passende Werkzeug (im Beispiel 3-4 Molotovcocktails) da hast?

Oder wenn dir nach 2 Türen die Mollies ausgehen, du aber noch 12 Türen vor dir hast?

Oder wenn in dem Raum nicht nur Monster, sondern auch 1w6 entführte Dorfbewohner waren? In dem Fall würde ich mich ja weigern, einfach so in den nächsten Raum Mollies zu schmeißen, nur weil man da Stimmen hört.

Das ist so ein kurzfristiges Spezialbeispiel, wo das funktioniert, aber langfristig wird man um Würfeln in tödlichen Situationen nicht herumkommen. Ausser der SL passt die Welt an die Ideen der Spieler an, aber das ist ja eigentlich bei CaW untersagt.  ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 10.09.2025 | 11:05
Wenn Du vor einer Tür im Dungeon stehst, stürmst Du nicht rein, um gegen die möglichen Monster zu kämpfen, weil ein Treffer bereits den Charakter killt. Du horchst z. B. An der Türr und wenn da was zu hören ist, Molotow Cocktail anzünden, Tür aufmachen, 3 oder 4 Teile reinwerfen, Tür wieder zumachen und mit vollen Gewicht gegen die Tür. Wenn die Hilfeschreie verstummen, kann man dann vorsichtig die Tür öffnen.
Voila! Gefahr beseitigt ohne Würfelwurf. Außer Dein SL ist ein Pedant und will unbedingt den Feuerschaden für die Gegner auswürfeln.
Hattest Du sowas gesucht?

Wenn es genau so in einer deiner Runde passiert ist, ja. Sonst ist es halt wie Sashael schrieb, natürlich ein sehr optimales Beispiel - aber ich leite trotzdem mal ab: Es geht also darum, die Akzeptanz eines ausreichend hohen Erfolgsgrades einer Situation auszuhandeln, damit die SL einen potentiellen Wurf spart? Im Grunde also eine Art "Freeform" mit expliziten Ausnahmen (wie zBsp: "wenn sich Leute mit Waffen im direkten Kampf gegenüber stehen wird gewürfelt"). In letzter Konsequenz hat man dann sowas wie der Mann ohne Zähne eins als "Free Kriegsspiel" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120118.msg135012370.html) bezeichnete - ist das so ungefähr die Herleitung?

Aus der narrativen Ecke kommend wäre die Situation eben gar nicht so eindeutig: Bei jemanden, der noch nie einen Molotov-Cocktail gebaut hat und damit mehrere Leute in einem unbekannten Raum mit einem Wurf umbringen will, kann halt schon noch sehr viel schief gehen*. Das würde man zBsp bei PbtA-Likes mit einer einzigen, passenden, "dramatischen" Probe lösen und am Ende reicht der mögliche Ergebnisraum von "Alles still, alle tot" über "Einer der Gegner reißt den Wandteppich ab und klopft die anderen aus. Die schwer Verletzten warten still und verzweifelt neben der Tür, um die SC mit Waffen zu erwarten" bis zu "Wurf geht schief und die Flasche zerbirst am Türpfosten, SC bringt sich selbst um" 

Mein "Problem" ist, dass mir in Rollenspielsituationen regelmäßig viele Möglichkeiten einfallen, eine Herausforderung anders als durch "simple Gewalt" zu lösen. Dein obiges Beispiel bedient dabei komplett das, was ich als "Filmlogik" verstehe: Coole Idee mit genug Gefahrenpotential für die Gegner und maximalen Outcome für (Actionfilm-)Protagonisten. Lege ich dieselbe Filmlogik an andere Situationen, kommen mir SEHR viele Ideen, die zu lösen, ohne dass man würfeln müsste. Indes, sehr viele SL sind dann trotzdem der Ansicht, dass man ja ein System nutzt, um es zu.. naja nutzen  ;D Andererseits kollidierten in der Vergangenheit auch oft genug unterschiedliche Vorstellung dessen, was "eindeutig" sei mit Vorstellungen, was SL als eindeutig versteht. Und dann sind die allermeisten Situationen eben nicht so glasklar. In der letzten Mausritter-Runde beispielsweise konnte man Pilze finden, die leicht berauschende Dämpfe ausstießen. Diese galt es nun gegen einen Hirschkäfer einzusetzen, der aber sehr sehr viel größer war als wir. In Verhandlung mit dem SL kamen wir überein, dass wir zu viert jeweils einen Pilz am Stock verbrennen und der Rauch daraus zumindest verwirrend für den Käfer ist - gekämpft wurde trotzdem, aber zu unseren Gunsten.

In MEINEM Kopf wäre es aber genauso drin gewesen, sich ein Tuch vor die Schnauze zu binden, so eine Pilzfackel mit dem Wind Richtung Käfer zu halten um ihn einzuschläfern (das war vorher die Wirkung beim Ausprobieren als Maus!) und dann im Schlaf den Kopf abzuschlagen, ganz ohne Wurf. Die Entscheidung, dass das eben NICHT so möglich, wird dann doch vom "Referee" gefällt - also letztendlich reine Spielleiterwillkür, wenn man sich mal ehrlich macht - oder eben Verhandlung! Letzteres steht in meinen Augen aber dem "Combat as War"-Gedanken entgegen, wo doch Referee und Gruppe sich antagonistisch gegenüberstehen.

Und dieses Paradox bekomme ich ums Verrecken nicht aufgelöst.

*: Wer glaubt, dass der Wurf eines potentiell tödlichen Geschosses eine 100% sichere Sache sei, möge mal nachlesen, warum die Feldwebel-Boldt-Kaserne so heißt, wie sie heißt (https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/kasernennamen-unter-der-lupe-erich-boldt-ein-vorbild-fuer-die-soldaten).
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 11:06
@Orko: Zu Deiner Frage kann ich was beisteuern. Bei den OSRs ist es so, dass Du unheimlich viele Situationen hast bei dem ein verpatzter Würfelwurf direkt den Charakter kostet. Damit Dir das nicht passiert, versuchst Du Aktionen zu finden, die am besten garantiert zum Erfolg führt.

Ich würde es vielleicht eher so formulieren: bei OSR gibt es viele Situation, wo dir die Regeln einen sehr geringe Erfolgswahrscheinlich geben. Deshalb versuchst du Aktionen zu finden, die nicht über Würfeln geregelt sind.

Beispiel: ich kann entweder auf Fallen Entschärfen würfeln (10% Chance für Level-1-Dieb) würfeln oder aber ich beschreibe genau, wie ich mit der entsprechenden Fallenmechanik interagiere, welche Vorsichtsmaßnahmen ich ergreife um dabei von einer sicheren Distanz vorzugehen, usw. Meinetwegen überlege ich mir auch eine Ziege vorangehen zu lassen, um die Falle auszulösen, etc.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 10.09.2025 | 11:15
Ich würde es vielleicht eher so formulieren: bei OSR gibt es viele Situation, wo dir die Regeln einen sehr geringe Erfolgswahrscheinlich geben. Deshalb versuchst du Aktionen zu finden, die nicht über Würfeln geregelt sind.

Beispiel: ich kann entweder auf Fallen Entschärfen würfeln (10% Chance für Level-1-Dieb) würfeln oder aber ich beschreibe genau, wie ich mit der entsprechenden Fallenmechanik interagiere, welche Vorsichtsmaßnahmen ich ergreife um dabei von einer sicheren Distanz vorzugehen, usw. Meinetwegen überlege ich mir auch eine Ziege vorangehen zu lassen, um die Falle auszulösen, etc.

Das ist interessant! Aus anderen Diskussionen habe ich bisher entnommen, dass das (manchmal auch ausschweifende..) Ausspielen von Gesprächen, um NSC zu übertölpelt/übervorteilen/An der Nase herumzuführen usw. eher verpönt ist, weil es dafür ja Regeln gibt! Dabei ist das ja genau dasselbe, wie die "Abkürzung" der Entschärfung einer Falle durch den Wurf. Wie passt das denn zusammen? Also dass die Wahrscheinlichkeit sich ändert, weil man exakter beschreibt?
Meine implizite (yet again: Aus dem narrativ-regelbindenen Spiel!) Annahme ist ja immer, dass der Würfelwurf eines SC die im Rahmen seiner Möglichkeiten möglichst kompetente Herangehensweise umfasst.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 11:16
Findest du, eine solch krasse Vermischung von Spieler- und Charakterwissen ist Rollenspiel?
Gygax selber war ja der Ansicht, Spieler sollten noch nicht mal den DMG lesen, auch wenn wir seine diesbezüglichen Bestrafungsvorschläge als humoristisch begreifen dürfen.

Ich glaube das passt gut zu meinem Fallen-Beispiel: wenn ich nicht auf die Diebesfertigkeit würfle, sondern detailiert beschreibe wie ich mit einer Falle umgehen, setze ich Wissen über Mechanik, usw. ein, die mein Charakter vielleicht gar nicht besitzt. Vgl. auch Old School Primer (https://friendorfoe.com/d/Old%20School%20Primer.pdf).

Auch hier wiederum: Kenne niemanden, der (A)D&D jemals so angepriesen hätte. Kenne auch keine einschlägige Literatur, die das so propagiert hätte. Du? Wenn ja, wo und wann?

Der oben genannte Old School Primer (https://friendorfoe.com/d/Old%20School%20Primer.pdf). Kannst natürlich sagen, dass OSR gar nicht AD&D ist.

Zitat
Second Zen Moment: Player Skill, not Character Abilities
Original D&D and Swords & Wizardry are games of skill in a few areas where modern
games just rely on the character sheet. You don’t have a “spot” check to let you notice
hidden traps and levers, you don’t have a “bluff” check to let you automatically fool a
suspicious city guardsman, and you don’t have a “sense motive” check to tell you when
someone’s lying to your character. You have to tell the referee where you’re looking for
traps and what buttons you’re pushing. You have to tell the referee whatever tall tale
you’re trying to get the city guardsman to believe. You have to decide for yourself if
someone’s lying to your character or telling the truth. In a 0e game, you are always
asking questions, telling the referee exactly what your character is looking at, and
experimenting with things. Die rolls are much less frequent than in modern games.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 11:20
Das ist interessant! Aus anderen Diskussionen habe ich bisher entnommen, dass das (manchmal auch ausschweifende..) Ausspielen von Gesprächen, um NSC zu übertölpelt/übervorteilen/An der Nase herumzuführen usw. eher verpönt ist, weil es dafür ja Regeln gibt! Dabei ist das ja genau dasselbe, wie die "Abkürzung" der Entschärfung einer Falle durch den Wurf. Wie passt das denn zusammen? Also dass die Wahrscheinlichkeit sich ändert, weil man exakter beschreibt?

Wenn ich eine Ziege die Fallen auslösen lasse, sparen ich mir doch den Wurf, oder? Oder würdest du dann fürs Ziegen vorschicken auch noch eine Fallen-Entschärfen-Wurf verlangen, allerdings modifiziert für die Verwendung des Tools Ziege? Wäre konsequent new school, aber ist mir echt noch nie in der freien Wildbahn untergekommen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 10.09.2025 | 11:43
Wenn ich eine Ziege die Fallen auslösen lasse, sparen ich mir doch den Wurf, oder? Oder würdest du dann fürs Ziegen vorschicken auch noch eine Fallen-Entschärfen-Wurf verlangen, allerdings modifiziert für die Verwendung des Tools Ziege? Wäre konsequent new school, aber ist mir echt noch nie in der freien Wildbahn untergekommen.

Na ja, woher wissen wir, daß eine Ziege tatsächlich jede Falle mit Sicherheit auslöst und nicht vielleicht an einer vorbeiläuft? Und wie ist das mit Fallen, die für mehr als einen "Schuß" gut sind -- sind die nach der spontanen Produktion eines Ziegenkadavers wirklich schon entschärft, oder warten sie einfach nur aufs nächste Opfer, das sich jetzt sicher wähnt? ;)

Also, ganz so einfach ist das mit "Mach halt dies und das und dann ist der Erfolg ganz ohne Würfelei automatisch garantiert!" auch wieder nicht.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: First Orko am 10.09.2025 | 12:06
Wenn ich eine Ziege die Fallen auslösen lasse, sparen ich mir doch den Wurf, oder? Oder würdest du dann fürs Ziegen vorschicken auch noch eine Fallen-Entschärfen-Wurf verlangen, allerdings modifiziert für die Verwendung des Tools Ziege? Wäre konsequent new school, aber ist mir echt noch nie in der freien Wildbahn untergekommen.

Ja gut ich kann auch alles so hinargumentieren, dass es möglich dämlich wirkt  ::) Aber da du ja von "freier Wildbahn" schreibst kann ich da auf beiden Ebenen tatsächliche Erfahrung beisteuern:

Zum Einen haben wir kürzlich in einer "New School" -Runde (Space 1889) kleine Wildtiere in einem Dungeon vorgeschickt in eine Art "Zeitfalle". Natürlich waren die kein "Tool zum Fallenentschärfen" - dass das Schwachsinn ist, weißt du ja selbst oder? - sondern halt nicht abgerichtete Lebewesen, die man motivieren will, in eine (potentiell tödliche) Richtung zu laufen - also wurde die passende Fertigkeit dazu benutzt.

Und wie es der Zufall so will war ich kürzlich erst in der Situation, eine lebende Ziege in eine Richtung (zurück ins Gatter) schicken zu wollen. Und selbst mit landwirtschaftlichen Hintergrund war das eine Herausforderung und hat mehrere Anläufe gebraucht, am Ende hab ich sie dann doch hochgehoben (gibt ein Beweisvideo ;D)

Wir merken also: Aufgrund unterschiedlicher Lebenserfahrung bewerten wir ein und dieselbe Aktion mit völlig unterschiedlichen Ausgangsgrad. Und das bei einem eher abwegigen Beispiel, bei Dingen wo wir beide praktische aktive Erfahrung auf unterschiedlichen Graden haben, wird das nochmal viel differenzierter! Die Bewertung von möglichen Ausgängen ist letzten Endes eben doch genau das: Willkürlich auf Basis subjektiver Einschätzung und kaum neutral möglich. Entweder wir verhandeln (Kollidiert mit CaW) oder der Referee ist letzte Instanz - dann ist es eine Form akzeptierter Spielleiterwillkür.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: 6 am 10.09.2025 | 12:33
Zuerst: Meine beschriebene Situation kommt direkt aus dem Spiel. Die Spieler hatten extra für so einen Einsatz im Dorf versucht so viele Molotow Cocktails aufzutreiben wie nur irgend möglich und der SL wusste natürlich wofür die Gruppe die Teile einsetzen wollte und hatte daher die Anzahl stark begrenzt.(Er kannte ja schließlich seine Pappenheimer)
Logischerweise ist das keine Lösung für JEDE Situation mit Tür, sondern ein Beispiel für eine Lösung ohne Würfeleinsatz. Wenn Du das jedesmal einsetzen könntest um eine Begegnung zu beenden, wäre nen bisschen langweilig.
Der Ansatz mit free Kriegsspiel passt sehr gut. Zum Rest von Deinem Text, Orko, werde ich heute Abend antworten. Im Moment schreibe ich vom Handy aus und das ist sch**.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 12:45
Zum Einen haben wir kürzlich in einer "New School" -Runde (Space 1889) kleine Wildtiere in einem Dungeon vorgeschickt in eine Art "Zeitfalle". Natürlich waren die kein "Tool zum Fallenentschärfen" - dass das Schwachsinn ist, weißt du ja selbst oder? - sondern halt nicht abgerichtete Lebewesen, die man motivieren will, in eine (potentiell tödliche) Richtung zu laufen - also wurde die passende Fertigkeit dazu benutzt.

Ich habe das mit "Tool" schon bewußt ambivalent gesagt, weil es sich ja bei allen SCs und NSCs um Abstraktion handelt, die Interfaces zum Regelsystem bilden. Das ist nicht so schwachsinning wie du denkst, finde ich, denn die Ziege in deinem Kopf ist ja nicht wirklich ein Lebewesen.

Wir merken also: Aufgrund unterschiedlicher Lebenserfahrung bewerten wir ein und dieselbe Aktion mit völlig unterschiedlichen Ausgangsgrad. Und das bei einem eher abwegigen Beispiel, bei Dingen wo wir beide praktische aktive Erfahrung auf unterschiedlichen Graden haben, wird das nochmal viel differenzierter! Die Bewertung von möglichen Ausgängen ist letzten Endes eben doch genau das: Willkürlich auf Basis subjektiver Einschätzung und kaum neutral möglich. Entweder wir verhandeln (Kollidiert mit CaW) oder der Referee ist letzte Instanz - dann ist es eine Form akzeptierter Spielleiterwillkür.

Ja, da ist schon ewig lange meine Hauptkritik am klassischen Rollenspiel, bzw an Combat as War. Gerade, weil ich in meiner Jugend in einer dysfunktionalen Runde mitgespielt habe, wo der 16jährige Spielleiter die unglaublich reifen 20jährigen Uni-Studenten mit jedem blödsinnigen Plan durchkommen hat lassen, weil er sie anhimmelte, während die gleichaltrigen meist durchgefallen sind. Jemand wie ich, der zusätzlich auch auf passende Genrekonventionen setzten wollten, wurde sowieso ins Unrealistisch!-Eck geschoben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Eismann am 10.09.2025 | 12:49
Nur so vom Spielfeldrand aus: Es läuft also darauf hinaus, dass ein zentraler Teil des Spiels sich darum dreht nicht die Regeln zu verwenden?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 13:26
Nur so vom Spielfeldrand aus: Es läuft also darauf hinaus, dass ein zentraler Teil des Spiels sich darum dreht nicht die Regeln zu verwenden?

Ja, aber das sind jetzt nicht so die Breaking News. Die ganze OSR-Debatte ist ja auch schon zwei Jahrzehnte alt und mit DCC hat das jetzt nicht mehr soooo viel zu tun.

Ich würde da als Einstiegslektüre wirklich den Old School Primer (https://friendorfoe.com/d/Old%20School%20Primer.pdf) empfehlen.

Randbemerkung: einige Leute im Thread wollen mich anscheinend auch einem bestimmten Lager zuordnen, aber ich spiele eigentlich alles und finde auch alle Strömungen irgendwie schlecht.  >;D
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: gunware am 10.09.2025 | 14:24
Nur so vom Spielfeldrand aus:
Mir kommt es eher so vor, dass absichtlich nach Bereichen gesucht wird, die von den Regeln nicht abgedeckt werden. So ist mein Eindruck.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: rillenmanni am 10.09.2025 | 14:50
Präambel: Für mich kommst Du aus keiner Pfui-Ecke, Orko.
So viel könnte man antworten, aber weil bestimmt gleich wieder jemand weint, nur weil Orko anfangs eine einfache Frage gestellt hatte, und weil uns die böse Moderation dann wieder über Tage die Diskussion schließt, ... und weil ich eigtl auch arbeiten muss:

Zitat
"'Meide das Würfeln in Gefahrensituationen. Oder verbessere die Wahrscheinlichkeiten.' [...] Wie hat man sich das vorzustellen?"

Dazu wurde ja schon geantwortet und natürlich dauerte es nicht lange, bis die zitierte Maxime von anderen in ihrer Sinn- und Anwendbarkeit angezweifelt wurde.  Dieses nachgeschobene Anzweifeln hilft dem Verstehen nicht weiter. Es handelt sich auch nicht um eine große Weisheit, sondern um eine Faustregel, die das Überleben in gefährlichem Terrain wahrscheinlicher machen soll. Als Faustregel schließt sie natürlich die situative bzw teilweise Nichtausführbarkeit ein, zum Beispiel, wenn sich ein Kampf / ein Kampf zu eigenen Bedingungen mal partout nicht vermeiden lässt. (Kampf = viel Würfeln). Ein "Trichter" mit vielen eintagsfliegigen Beteiligten ist aufs Sieben ausgelegt, also wird man eher auf Unvermeidbarkeiten stoßen. (Das müsste mir ggf jemand bestätigen. Aber das wäre ein Punkt, der gegen die weiter oben in die Diskussion gebrachte Tauglichkeit von Trichtern als Oldschool-Einführung spräche.) Von 24 Eumeln sollen in einem Trichter nicht 16 überleben, aber es steht den Teilnehmern zu, die Anzahl gegen alle Modulwiderstände hochzuhalten.
Und die Faustregel behält dabei Gültigkeit: Selbst wenn die Konfrontation mit den Beastmen an Ort X unausweichlich sein sollte, so tut man doch gut daran, sich an die Faustregel zu halten, wo immer dies möglich ist. 6 hat das Türbeispiel gebracht (Molotows hat man eben jetzt, für nachfolgende Situationen benötigt man eine andere kreative Lösung), tartex das Fallenbeispiel (Falls es am Tisch klar zu sein scheint, dass Ziegen gewiss nicht als Fallendummy taugen, dann darf die arme Ziege eben keine Funktion haben. Ist ja im Zweifel egal, ein hinreichend langer Stecken (Beispiel!) kann ebenfalls im Sinne der Faustregel eingesetzt werden.) In Segler in Sternenloser See stehen zu Beginn die (?) Sonnenblumenviecher (?) Rankenopfer (?) (Es ist lange her!) herum. Das ist so eine Anfangsszene, bei der "die Neuen" idR trotz vorheriger Einweisung - und trotz der akuten Warnung in der Szene - lernen müssen, wie es im Abenteuer zugehen wird: Gehe ich da einfach hin, dann werde ich angegriffen. Bei hauchzarten HP stirbt dabei wahrscheinlich jemand (nämlich ich und/oder die arme Seele, dir mir spontan helfen möchte). Lasse ich Vorsicht und Übersicht walten - am Ende gar Kooperation - dann ist die Situation weniger gefährlich. Wenn ich später - eigtl hinreichend vorgewarnt - einen Pfad aus einzelnen Steinen in verdächtigem Terrain vorfinde und dennoch einfach rübergehe, dann habe ich die Faustregel nicht beachtet. Wahrscheinlich passiert mir etwas, auf das ich dann keinen Einfluss mehr habe. Weitere Beispiele sind dann ja Legion.

Bitte lasst uns keine Sinndiskussion führen. :)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: 6 am 10.09.2025 | 18:37
Eigentlich wollte ich ja noch Orko antworten. Aber der rillenmanni hat ja schon besser geantwortet als ich es hinbekommen hätte.
Ich schliesse mich also einfach mal dem rillenmanni an! :d
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Xemides am 10.09.2025 | 18:37
dann wirkt das auf mich schon "Bier & Bretzelig" - dazu kommt, dass die angebotenen Abenteuer sich auf Stufe 0 - 2 beschränken. Kann ein Hinweis sein, dass man nicht damit rechnet, deutlich länger zu spielen bzw überhaupt lange genug zu überleben. Und ich persönlich habe "Dieses erste Gefühl ein Rollenspiel zu spielen, bei dem du wirklich etwas Neues erlebst. " bei verdammt vielen Rollenspielen gehabt, die deutlich später als 1974 entstanden.  ;)
Also: Nix für mich. Ist aber auch okay, muss ja nicht alles für Alle was sein  8)

Es gibt auch Abenteuer auf Stufe 5+
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Xemides am 10.09.2025 | 18:41
Genau, ich "bleibe" für Old-school-ishe Fantasy bei Traveller, weil das eine generelle Aussage über die universale Tauglichkeit des Systems für absolut alles war, und nicht nur eine spezifische Aussage über den Komplex "Charakter-Erschaffungs-Pregame mit Sterbemöglichkeit".  :d

Traveller ist weder Fantasy noch Oldschool. Traveller war eine ganz eigene Richtung an Rollenspiel, genau wie Runequest und seine Ableger.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 10.09.2025 | 20:00
Traveller ist weder Fantasy noch Oldschool.
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=131309.0;attach=38880)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tarinyon am 10.09.2025 | 20:24
Nur so vom Spielfeldrand aus: Es läuft also darauf hinaus, dass ein zentraler Teil des Spiels sich darum dreht nicht die Regeln zu verwenden?

Das ist auch mein zentraler Kritikpunkt. Warum kaufe ich mir nen fetten Riesenwälzer, wenn ich die 90 Prozent (oder mehr?) davon nie anwenden werde, weil a) fast nur Funnel gespielt werden und b) Old-School-Spiel angeblich wenig Regeln braucht. Ich weiß ja nicht recht... Insgesamt habe ich in diesem Thread viel über Emotionen gelesen, aber wenig handfeste Regelargumente.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 20:36
Das ist auch mein zentraler Kritikpunkt. Warum kaufe ich mir nen fetten Riesenwälzer, wenn ich die 90 Prozent (oder mehr?) davon nie anwenden werde, weil a) fast nur Funnel gespielt werden und b) Old-School-Spiel angeblich wenig Regeln braucht. Ich weiß ja nicht recht... Insgesamt habe ich in diesem Thread viel über Emotionen gelesen, aber wenig handfeste Regelargumente.

Weil du verpasst hast, dass es das sowieso gratis gibt?

(https://i.ibb.co/hFKMn5Jh/PXL-20250910-183050735.jpg)

Habe das 32-Seiten-Heft hier eben aus meinem Regal gezogen und schnell abphotographiert.

Zu den Regeln habe ich schon auf Seite 1 alles gesagt, was ich zu sagen habe. Kann noch hinzufügen, dass ich die Tabellen pro Zauberspruch cool finde.

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 10.09.2025 | 20:43
Das ist auch mein zentraler Kritikpunkt. Warum kaufe ich mir nen fetten Riesenwälzer, wenn ich die 90 Prozent (oder mehr?) davon nie anwenden werde, weil a) fast nur Funnel gespielt werden und b) Old-School-Spiel angeblich wenig Regeln braucht. Ich weiß ja nicht recht... Insgesamt habe ich in diesem Thread viel über Emotionen gelesen, aber wenig handfeste Regelargumente.

Und wenn du dir den oben schon mal angesprochenen Old School Primer anschaust, wirst du möglicherweise entdecken, daß genau das Die-Regeln-möglichst-wenig-benutzen (in Tateinheit mit "Die Regeln sind eine Ressource für den DM, nicht für die Spieler!") dort als mit zum Kern des ganzen Old-School-Konzepts gehörend beschrieben wird; ich hab' das Teil mit seinen ganzen dreizehn Seiten wenigstens mal kurz überflogen, und wenn ich mich nicht sehr verlesen habe, steht das da buchstäblich so drin.

Inwieweit das tatsächlich der historische Spielstil aus der Zeit um Anno Dave & Gary ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich persönlich damals einfach noch nicht dabei war und DSA1 aus dieser Perspektive recht eindeutig schon "neue" Schule sein dürfte. ;)
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 10.09.2025 | 20:47
Inwieweit das tatsächlich der historische Spielstil aus der Zeit um Anno Dave & Gary ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich persönlich damals einfach noch nicht dabei war und DSA1 aus dieser Perspektive recht eindeutig schon "neue" Schule sein dürfte. ;)

Klar! DSA1 hatte schon eine durchgehend eingesetzte Universalregelmechanik. (DCC übrigens auch. Schau mal die Diebesskills da an!) Voll respektlos gegenüber den Vorvätern!
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Ma tetz am 10.09.2025 | 21:28
Also auf dem DCC-Server laufen mehr reguläre Runden als Funnel und ich habe auch deutlich mehr Abenteuer als Funnel gespielt. Mein Zwerg dürfte jetzt fast Level 4 haben.

Aber es ist eben auch nur mein Drittsystem, weil ich keine Leute habe, die das engagiert längerfristig spielen möchten. Also spiele ich nur sporadisch Online-Runden.

Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Alexandro am 16.09.2025 | 00:04
Auch hier wiederum: Kenne niemanden, der (A)D&D jemals so angepriesen hätte. Kenne auch keine einschlägige Literatur, die das so propagiert hätte. Du? Wenn ja, wo und wann?

Neben dem schon erwähnten Matt Finch... was glaubst du denn, warum Gygax nicht will, dass Spielende den DMG oder das MM lesen?

Weil er das Spiel als "an endless challenge to the imagination and intellect" betrachtet, und davon ausgeht, dass Spielende alles Wissen welches ihnen zur Verfügung steht auch nutzen. Eine "Trennung von Spieler- und Charakterwissen" war bei Gygax nicht vorgesehen, deswegen ist das Lesen des DMG auch bereits mit einer "fee" belegt, um das zusätzliche Wissen In-Game zu rechtfertigen (statt dem Spielenden zu sagen, dass sie dieses Wissen nicht nutzen sollen).

Ebenso war es bei Abenteuern: wenn ein Charakter durch eine bestimmte Falle oder ein Monster starb, dann wusste natürlich der nächste Charakter der da reinging über diese Falle oder dieses Monster Bescheid (selbst wenn es ein TPK war, und niemand aus der ersten Gruppe diese Information rausgetragen hat) - viele der alten Abenteuer waren nur durch trial-and-error zu bewältigen, das Outgame-Wissen zu ignorieren und so zu spielen, als wüsste der Charakter das nicht, hätte dazu geführt, dass niemand den ToEE oder White Plume Mountain beendet hätte.
Ebenso lernten die Spielenden durch ihre Abenteuer, welche Monster es in der Spielwelt gibt: wenn Bobs Magier durch einen Mimic getötet wurde, dann schauten in Zukunft alle von Bob gespielten Charaktere nach, ob ein Gegenstand ein Mimic sein könnte (selbst wenn sie ein Stufe 1 Krieger mit Intelligenz 4 waren) - einfach weil die Spielenden ihrer Möglichkeiten voll ausschöpfen wollten und sollten.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 16.09.2025 | 01:09
Und wenn du dir den oben schon mal angesprochenen Old School Primer anschaust, wirst du möglicherweise entdecken, daß genau das Die-Regeln-möglichst-wenig-benutzen (in Tateinheit mit "Die Regeln sind eine Ressource für den DM, nicht für die Spieler!") dort als mit zum Kern des ganzen Old-School-Konzepts gehörend beschrieben wird; ich hab' das Teil mit seinen ganzen dreizehn Seiten wenigstens mal kurz überflogen, und wenn ich mich nicht sehr verlesen habe, steht das da buchstäblich so drin.

Genau deswegen rate ich immer davon ab, irgendwelche Primer zu lesen. Es entsteht zu leicht ein falscher Eindruck, wenn man diese OSR-Ratgeber ohne den Spielkontext liest - einzelne Prinzipien werden dann gerne mal irrtümlich ins Absolute gehoben.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: nobody@home am 16.09.2025 | 01:17
Neben dem schon erwähnten Matt Finch... was glaubst du denn, warum Gygax nicht will, dass Spielende den DMG oder das MM lesen?

Weil er das Spiel als "an endless challenge to the imagination and intellect" betrachtet, und davon ausgeht, dass Spielende alles Wissen welches ihnen zur Verfügung steht auch nutzen. Eine "Trennung von Spieler- und Charakterwissen" war bei Gygax nicht vorgesehen, deswegen ist das Lesen des DMG auch bereits mit einer "fee" belegt, um das zusätzliche Wissen In-Game zu rechtfertigen (statt dem Spielenden zu sagen, dass sie dieses Wissen nicht nutzen sollen).

Ebenso war es bei Abenteuern: wenn ein Charakter durch eine bestimmte Falle oder ein Monster starb, dann wusste natürlich der nächste Charakter der da reinging über diese Falle oder dieses Monster Bescheid (selbst wenn es ein TPK war, und niemand aus der ersten Gruppe diese Information rausgetragen hat) - viele der alten Abenteuer waren nur durch trial-and-error zu bewältigen, das Outgame-Wissen zu ignorieren und so zu spielen, als wüsste der Charakter das nicht, hätte dazu geführt, dass niemand den ToEE oder White Plume Mountain beendet hätte.
Ebenso lernten die Spielenden durch ihre Abenteuer, welche Monster es in der Spielwelt gibt: wenn Bobs Magier durch einen Mimic getötet wurde, dann schauten in Zukunft alle von Bob gespielten Charaktere nach, ob ein Gegenstand ein Mimic sein könnte (selbst wenn sie ein Stufe 1 Krieger mit Intelligenz 4 waren) - einfach weil die Spielenden ihrer Möglichkeiten voll ausschöpfen wollten und sollten.

...aber bei der 4. Edition von D&D, da haben sich plötzlich alle aufgeregt, sie wäre zu sehr "wie ein Computerspiel". :bang:
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 16.09.2025 | 01:28
...aber bei der 4. Edition von D&D, da haben sich plötzlich alle aufgeregt, sie wäre zu sehr "wie ein Computerspiel". :bang:

War es auch, hat aber glaube ich nichts mit DCC zu tun.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: ghoul am 16.09.2025 | 01:33
Neben dem schon erwähnten Matt Finch... was glaubst du denn, warum Gygax nicht will, dass Spielende den DMG oder das MM lesen?

Weil er das Spiel als "an endless challenge to the imagination and intellect" betrachtet, und davon ausgeht, dass Spielende alles Wissen welches ihnen zur Verfügung steht auch nutzen. Eine "Trennung von Spieler- und Charakterwissen" war bei Gygax nicht vorgesehen, deswegen ist das Lesen des DMG auch bereits mit einer "fee" belegt, um das zusätzliche Wissen In-Game zu rechtfertigen (statt dem Spielenden zu sagen, dass sie dieses Wissen nicht nutzen sollen).

Ebenso war es bei Abenteuern: wenn ein Charakter durch eine bestimmte Falle oder ein Monster starb, dann wusste natürlich der nächste Charakter der da reinging über diese Falle oder dieses Monster Bescheid (selbst wenn es ein TPK war, und niemand aus der ersten Gruppe diese Information rausgetragen hat) - viele der alten Abenteuer waren nur durch trial-and-error zu bewältigen, das Outgame-Wissen zu ignorieren und so zu spielen, als wüsste der Charakter das nicht, hätte dazu geführt, dass niemand den ToEE oder White Plume Mountain beendet hätte.
Ebenso lernten die Spielenden durch ihre Abenteuer, welche Monster es in der Spielwelt gibt: wenn Bobs Magier durch einen Mimic getötet wurde, dann schauten in Zukunft alle von Bob gespielten Charaktere nach, ob ein Gegenstand ein Mimic sein könnte (selbst wenn sie ein Stufe 1 Krieger mit Intelligenz 4 waren) - einfach weil die Spielenden ihrer Möglichkeiten voll ausschöpfen wollten und sollten.

Im Prinzip stimme ich dir zu, halte aber die trial-and-error-These für übertrieben. Schlaue Spieler verlieren nicht ständig Charaktere, und erreichen höhere Stufen, auf denen es viele neue Problemlösungsoptionen gibt.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 16.09.2025 | 09:55
...aber bei der 4. Edition von D&D, da haben sich plötzlich alle aufgeregt, sie wäre zu sehr "wie ein Computerspiel". :bang:

Alle nicht. Es gab und gibt auch immer noch genug Fans von D&D4. Außerdem gibt es sehr viele unterschiedliche Arten von Computerspielen.

Aber Bard's Tale z.B. war schon ziemlich geradlinig AD&D1 runterprogrammiert - mit den Beschränkungen, die es in den frühen 80igern so gab.

Für mich spielt sich Low-Level-OSR (natürlich mit Spielleiter) aber deutlich eher wie die frühen Text-Adventure-Spiele. Die sind ja auch direkt von D&D abgeleitet (https://de.wikipedia.org/wiki/Adventure_(Computerspiel,_1976)).

Es kommt eben im Gegensatz zu Bard's Tale nicht auf die Stats und Kämpfe an, sondern auf die Ideen und Lösungsansätze.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 16.09.2025 | 17:26
Neben dem schon erwähnten Matt Finch...
Was hat der in den 90ern oder früher denn so geschrieben?  wtf?

Zitat
was glaubst du denn, warum Gygax nicht will, dass Spielende den DMG oder das MM lesen?
Damit die Spieler sich nicht den "Sense of wonder" zerstören, der mit der Nichtkenntnis einhergeht. Das wiederum mindere ihren Spielspaß und sei nicht in ihrem Interesse, dachte er.

Und das glaube ich nicht, das weiß ich.

Und warum weiß ich das? Weil er es in dem selben Absatz, in dem er die "fee" erwähnt, exakt so schreibt.

Gygax sagt sehr strikt: Spieler sollten das DMG-Wissen nicht haben, und wenn sich im Spiel herausstellt, dass sie es doch haben und es IC anwenden, sollten sie bestraft werden (wie ernst letzteres gemeint war, ist noch eine andere Frage). Also ganz klar gegen Anwendung von OOC-Wissen im Spiel.

Daraus jetzt zu machen, die Anwendung von OOC-Wissen im Spiel sei sein Spielstil-Leitbild... ernsthaft? Wenn ich ein Verhalten offen als unerwünscht erkläre und sogar mit Sanktionen belegen will, heißt das, ich fördere dieses Verhalten? Das ist ja völlig absurd. Und das zerbricht ja auch sofort an einer auch regelmäßig in vielen, wenn nicht den meisten Rollenspielen gegebenen Anweisung, dass nämlich die Spieler Abenteuer/Szenarios/Module nicht lesen sollen. Oder ist dann damit auch gemeint, dass sie das doch sollen?  :P
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: tartex am 16.09.2025 | 17:44
Daraus jetzt zu machen, die Anwendung von OOC-Wissen im Spiel sei sein Spielstil-Leitbild... ernsthaft? Wenn ich ein Verhalten offen als unerwünscht erkläre und sogar mit Sanktionen belege, heißt das, ich fördere dieses Verhalten? Das ist ja völlig absurd.

Die Frage ist halt - jetzt konkret zu AD&1:
1.) Soll es Charakterspiel geben - im Gegensatz zu klar erfolgsorientierem Spiel? (Spoiler: ich meine ja, deshalb gibt es ja die 9 Gesinnungen und Einschränkungen z.B. für den Paladin)
2.) Wo fängt das Taschenlampenfallenlassen an?

Wenn der Spieler ein Buch über militärische Kriegsführung gelesen hat, soll er so tun als hätte er keine Ahnung davon, wenn er nicht gerade einen Kämpfer spielt?
Wenn der Spieler eine Falle dank Wissen über Hebelgesetze aushebeln kann, sollte man da prüfen, ob der Charakter dieses Wissen auch besitzt. Oder wenn er z.B. brennendes Öl NICHT mit Wasser löschen will?
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Zed am 16.09.2025 | 18:32
Spannende Fragen - die in einen eigenen Thread gehören, meine ich.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Skaeg am 16.09.2025 | 20:35
Die Frage ist halt - jetzt konkret zu AD&1:
1.) Soll es Charakterspiel geben - im Gegensatz zu klar erfolgsorientierem Spiel? (Spoiler: ich meine ja, deshalb gibt es ja die 9 Gesinnungen und Einschränkungen z.B. für den Paladin)
2.) Wo fängt das Taschenlampenfallenlassen an?

Wenn der Spieler ein Buch über militärische Kriegsführung gelesen hat, soll er so tun als hätte er keine Ahnung davon, wenn er nicht gerade einen Kämpfer spielt?
Wenn der Spieler eine Falle dank Wissen über Hebelgesetze aushebeln kann, sollte man da prüfen, ob der Charakter dieses Wissen auch besitzt. Oder wenn er z.B. brennendes Öl NICHT mit Wasser löschen will?
Natürlich gibt es da Abwägungen. Ich denke mal, für die meisten Rollenspieler wird die Antwort auf die Frage "Wie viel Spielerwissen sollte man auch IC nutzen" weder "alles" noch "gar keins" sein, sondern irgend etwas dazwischen.

Aber in Bezug auf diese spezifische Passage ist es halt so, dass man die schon direkt gegen ihre Aussagen lesen muss, um zu "alles" zu gelangen.
Titel: Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
Beitrag von: Alexandro am 18.09.2025 | 20:15
Für mich spielt sich Low-Level-OSR (natürlich mit Spielleiter) aber deutlich eher wie die frühen Text-Adventure-Spiele. Die sind ja auch direkt von D&D abgeleitet (https://de.wikipedia.org/wiki/Adventure_(Computerspiel,_1976)).

Ja, in dem Kontext "Computerspiel" ist Quatsch wie "Du siehst einen Brunnen im Dungeon. Trinkst du daraus? Evtll steigt dadurch deine Stufe um W6, oder du lernst alle Grad 9 Zauber die es gibt - es könnte aber auch sein, dass alle deine Attribute auf 3 gesenkt werden, oder du direkt tot bist. Du hast keine Möglichkeit das herauszufinden, außer du versuchst es.", wie er in zahlreichen alten D&D-Abenteuern vorkam, noch vertretbar.

Aber mir kann keiner erzählen, dass man da nicht mit einer gewissen Distanziertheit an den eigenen Charakter herangegangen ist.

"Build-Mentalität" ist doch eine Nebelkerze (und nebenbei in meinen Augen auch stark abwertend).
Wenn ich einen Kämpfer spiele, dann möchte ich auch, dass der das auch rüberbringt und nicht einen Hänfling mit dürren Armen spielen müssen, der um 20% schlechter trifft und merkbar weniger Schaden macht, als eine Figur, die hier als "Build" verunglimpft wird.
In Film und Literatur (und das ist nunmal die Inspiration für SC) kommen solche schwachbrüstigen Protagonisten in zwei Varianten vor:
Als Parodie oder als "das gewitzte Kerlchen", der mit seiner Schlauheit seine stärkeren Gegner austrickst.
Das ist dann nach so ziemlich sämtlichen Regeln halt keine Kämpferklasse, deren regeltechnischer Unterbau auf "Brute Force" aufsetzt. Der schwache Schlaumeier ist nicht das, was ich spielen will, wenn ich einen "Kämpfer" spiele(n muss).
Für alle anderen Klassen gilt das Gleiche.
Und wo ist bitte der Unterschied, zu Magiern die auf Stufe 1 nur einen einzigen Zauber haben? (ich hatte auf einer Con eine S&W-Runde, wo ein Spieler sich die ganze Runde nur darüber aufgeregt hat, und gesagt hat „Ich kann mich nicht als Magier fühlen, wenn ich nur einmal pro Abenteuer etwas zaubern kann“). Das was du beschreibst ist nicht der „regeltechnische Unterbau“, sondern die Erwartung, was die Figur in der Fiktion machen soll (jedes Problem mit einem Cantrip ausschalten, bzw. auf jedes Problem mit gezogener Waffe zustürmen). Und das ist halt nicht die einzige Möglichkeit, das „gewitzte Kerlchen“ ist als Kämpferklasse genauso möglich, wie der tumbe Haudrauf, es gibt ABSOLUT NICHTS an den Werten, welches das eine oder andere nahelegt.
Ein Kämpfer mit niedriger Stärke mag weniger häufig treffen, als ein Kämpfer mit hoher Stärke… aber er trifft immer noch deutlich besser, als ein nicht-Kämpfer mit niedriger Stärke (und mit steigender Stufe wird das Attribut auch deutlich weniger wichtig, und der Kämpfer mit niedriger Stärke steckt mühelos nicht-Kämpfer mit deutlich höherer Stärke in die Tasche). Solange die Bedrohungen nicht "mitleveln" kann auch ein Kämpfer mit niedriger Stärke, wenn er sich schlau genug anstellt und lange genug überlebt, in der Spielwelt durchaus etwas reißen.