Autor Thema: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!  (Gelesen 5022 mal)

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Offline flaschengeist

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #25 am: 1.09.2025 | 22:14 »
@Topic: Danke für deine Einblicke, Tarinyon. Habe noch keinen DCC Funnel gespielt und lese hier wenig, was Lust darauf macht.


Verstehe zwar, was Du meinst - aber ich finde Abenteurergilden als Konzept ziemlich wenig plausibel und würde dasselbe über eine Spielwelt sagen, welche solche Gilden hat/braucht. Quasi die höchte Stufe der spielweltinternen Widerspiegelung des Gamismus.

Was findest du daran unplausibel? Ich finde Abenteuerergilden sind vergleichbar mit Söldnerkompanien und die gibt es wohl schon mindestens seit der Antike auf unserer äußerst simulationistischen Erde ;).
« Letzte Änderung: 1.09.2025 | 22:18 von flaschengeist »
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittel-crunchiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/download

Offline felixs

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #26 am: 1.09.2025 | 23:14 »
Was findest du daran unplausibel? Ich finde Abenteuerergilden sind vergleichbar mit Söldnerkompanien und die gibt es wohl schon mindestens seit der Antike auf unserer äußerst simulationistischen Erde ;).

Wird schnell ein anderes Thema - aber Abenteurergilden sind mit Söldnerkompanien wohl kaum vergleichbar.

Ein paar Punkte, die dagegen sprechen:
- Falls Abenteurer auf dem Land eines Landesherrn Gewinne aus dem Bestand ziehen (Schätze etc.), dann wird der sicher viel davon sehen wollen.
- "Abenteurer würden wohl selten sein - wäre das eine größere Gruppe, würde sich die Wirtschaftsweise der Spielwelt vollständig ändern.
- Die meisten Fälle, wo Abenteurer angeheuert würden, dürften sehr diskret ablaufen.
- Was ist eine "Gilde"? Im europäischen Sinn ein Zusammenschluss von Kaufleuten - die haben Nutzen von geregelten Abläufen. "Abenteurer" kommen doch eher da ins Spiel, wo die üblichen Regeln eher nicht greifen.
- Sehr viel wahrscheinlicher wäre die Bildung von Geheimbünden, ähnlich von Diebesbanden.

Die Liste ließe sich verlängern - ich bin aber jetzt müde.

Ich sehe ein, dass manche Autoren von Spielwelten deren Unplausibilität erkannt haben und durch Folgeplausibilitäten repariert haben. Abenteurergilden wären so ein Phänomen - wie etwa bei Pathfinder. Ich anerkenne das als legitimen Spielstil, finde es aber absurd und für mich weiterhin zu wenig schlüssig und stimmungsvoll, als dass ich das spielen wollen würde.
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Offline Galatea

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #27 am: 2.09.2025 | 00:50 »
Verstehe zwar, was Du meinst - aber ich finde Abenteurergilden als Konzept ziemlich wenig plausibel und würde dasselbe über eine Spielwelt sagen, welche solche Gilden hat/braucht. Quasi die höchte Stufe der spielweltinternen Widerspiegelung des Gamismus.
Menschen als Spezies tendieren zur Selbstorganisation.

Wandernde Monster sind ein Problem, das mit vorhandenen Mitteln (reguläres Militär) nicht gelöst werden kann.
Alte Abenteurer wollen sich zur Ruhe setzen (oder reiben ein paar Gehirnzellen aneinander und stellen fest, dass eine popelige Gruppe nicht überall sein kann), daher beginnen sie neue Abenteurer auszubilden und ihr Wissen (und teilweise auch Ausrüstung) weiterzureichen bzw. zu verkaufen.
Da die Neulinge die Ausbildung in der Regel nicht bezahlen können zahlen sie die von ihrer Beute ab (Startausrüstung müssen sie selber organisieren), später können sie von ihrem Ausbilder auch dessen Ausrüstung/magische Items kaufen. Wenn sie lange genug überleben und sich selbst zur Ruhe setzen wollen dreht sich das Rad weiter.
Hoppla, wir haben ganz aus Versehen eine Quasi-Gilde erschaffen (Gilde ist hier nur der Name für eine Organisation einer Berufsgruppe, die könnten genauso gut AdventureCorps heißen).


- Falls Abenteurer auf dem Land eines Landesherrn Gewinne aus dem Bestand ziehen (Schätze etc.), dann wird der sicher viel davon sehen wollen.
Sicher. Dann soll der gute Landsherr doch auch sehen wie er selbst mit dem Problem fertig wird (was er ja offensichtlich nicht kann).

- "Abenteurer würden wohl selten sein - wäre das eine größere Gruppe, würde sich die Wirtschaftsweise der Spielwelt vollständig ändern.
Die müssten nicht mal sooo groß sein, um einen wahrnehmbaren politischen Einfluss zu gewinnen.

- Die meisten Fälle, wo Abenteurer angeheuert würden, dürften sehr diskret ablaufen.
Was vollkommen in Ordnung ist. Dafür gibt es Verträge (über die natürlich Stillschweigen bewahrt wird), deshalb heuert man Profis an.
Der Abenteurer von Welt weiß natürlich, dass der Burgherr nicht vor seinem Erzrivalen blamiert werden möchte, wenn herauskommt, dass er nicht mal mit einer alten Sumpfhexe fertig wird.

- Was ist eine "Gilde"? Im europäischen Sinn ein Zusammenschluss von Kaufleuten - die haben Nutzen von geregelten Abläufen. "Abenteurer" kommen doch eher da ins Spiel, wo die üblichen Regeln eher nicht greifen.
Eine Gilde ist eine Organisation von Personen, die demselben Beruf/derselben Industrie angehören.
Das betrifft nicht nur Kaufleute, sondern z.B. auch produzierendes Handwerk in einer Stadt - zu Beginn ging es dabei hauptsächlich um gemeinsame Absicherung (im Prinzip eine primitive Form der Gemeinschaftsversicherung, falls einem der Händler das Lager/die Produktion abbrennt), später kamen dann immer mehr Organisationsebenen dazu.

Bei einer Abenteurergilde im Vordergrund stehen dürften da unter anderem:
- Informationen/Aushang von Aufträgen (wer braucht wo welche Art von Abenteurer um was zu erreichen?)
- Bündelung von Interessen, um bessere Bezahlung zu erreichen (später auch machtpolitische Interessen)
- Austausch/Weitegabe von Wissen (nicht jeder Abenteurer kennt jedes Monster), Ausbildung, Training, später Spezialisierung
- Irgendeine Form von Berufsunfähigkeitsversicherung/Absicherung von Nachkommen
- Basisversorgung falls es für eine Gruppe mal eine Zeitlang schlecht läuft
- Kauf von hochwertiger Ausrüstung
- Handel mit Waffen und Schätzen, später eigene Produktion (v.a. für Dinge, die Abenteurer regelmäßig brauchen, aber sonst kaum jemand herstellt)


- Sehr viel wahrscheinlicher wäre die Bildung von Geheimbünden, ähnlich von Diebesbanden.
Das wären sehr ungeheime Geheimbünde, die da bis an die Zähne bewaffnet ausziehen, um Dungeons aufzubrechen und Monster zu ermorden.
« Letzte Änderung: 2.09.2025 | 00:53 von Galatea »
We should respect all forms of consciousness. The body is just a vessel, a mere hull.

Offline nobody@home

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #28 am: 2.09.2025 | 01:08 »
Ich denke, in einer Welt, die Abenteurer einigermaßen regelmäßig braucht (warum auch immer -- wo's genug Monster hat, sollte man eigentlich meinen, daß auch die "gewöhnlichen" Berufssoldaten ein paar Dinge über den Umgang mit solchen aufschnappen...), ergibt die Bildung geeigneter Dachorganisationen durchaus Sinn. Die könnten sogar von der einen oder anderen Reichsregierung direkt mit unterstützt werden, weil die sich ihrerseits durch gute Beziehungen ein entsprechendes Mehr an Nutzen versprechen; das hat ja für einige berühmte "Abenteurer" der realen Weltgeschichte auch schon recht gut geklappt, warum also nicht auch hier?

Allerdings wird das vielleicht ein wenig zu einem eigenen Thema abseits des DCC-Funnels an sich. :)

Offline Zanji123

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #29 am: 2.09.2025 | 07:47 »
gerne neuen Thread darüber :) ich verstehe nämlich auch nicht warum das in westlichen PnPs das irgendwie verpöhnt ist aber in japanischen "normal"

für mich sind halt Abenteurer Gilden nix anderes als Fantasy Versionen von Shadowrunnern.
9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline tarinyon

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #30 am: 3.09.2025 | 16:11 »
Schon mal vielen Dank für die ganzen Antworten. Teilweise habe ich mich aber etwas missverstanden gefühlt.

Beispielsweise gehe ich mit der Beobachtung von ghoul mit, dass es sich bei einigen der DCC-Regeln um so etwas wie Ersatzhandlungen für old-school-RPG handelt. Das beobachte ich generell bei einigen Systemen und Praktiken in der OSR-Community. Da dreht sich ganz viel um irgendwelche Features und Subsysteme, die dann mMn aber in der Praxis vollkommen losgelöst von dem eigentlichen Rollenspiel existieren. Das wäre auch einer meiner Hauptkritikpunkte. Hier wurde im Thread wurde viel über "es macht Spaß" oder "es dient zum Einführen in die OSR-Mentalität" diskutiert. Aber das ist nicht mein Punkt. Mein Punkt ist, dass das Funnel-System total losgelöst von dem Rest des Regelwerks ist. Da gibt es z.T. krasse Brüche, wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand oder der Scheißefarmer kann auf einem Zaubern und hat ein Zauberbuch. Das sind nämlich alles Mechaniken, die in den Klassenregeln fixiert sind. Sie werden aber vom Funnel, der ja angeblich ach so wichtig ist, null unterstüzt. Klar, das könnte man leicht in einen Funnel einbauen, aber 1) wird das von den offiziellen Abenteuern bis auf eine einzige Ausnahme nicht unterstüzt und 2) widerspricht das dem Random-Auswürfeln der Charaktere, weil man ja beim Funnel-Design nicht weiß, wer antritt.

Was ich auch für wenig hilfreich halte, ist der Hinweis auf AD&D 1E als Original, das man spielen sollte. 1) emuliert DCC ja mehrere Rollenspiele (vom Style her AD&D 1E, von den Regeln her Basic D&D mit D20-System und vom Format her die Rules Cyclopedia), 2) spiele ich ja selber (wie im Eingangsstatement erklärt AD&D 2E - dass die alten Regelwerke im Endeffekt alles beinhalten, was ich zum zocken brauche, weiß ich schon längst - es ging mir vielmehr darum, dass ich DCC von den Grundregeln her eigentlich für ein cooles Old-School-Rollenspiel mit einer eigenen USP halte. Die Regelmechanik ist einfach, allen bekannt (d20) und schlau erweitert worden (Dice-Ladder). Außerdem konzentriert sich kein anderes RPG so sehr auf den Appendix N (nicht mal AD&D). Hier wurde zwar mehrfach in Frage gestellt, ob wirklich der Appendix N im Fokus steht, aber des steht meines Erachtens außer Frage: DER APPENDIX N WIRD SOGAR IN DER PRÄAMBEL ERWÄHNT! Und auf dem Titelbild steht Sword und Sorcery fett im Untertitel. Wie viel mehr Hinweise braucht es bitteschön?

Letztendlich ist DCC für mich ein gutes Beispiel dafür, wie krass getrennt Regeln als Grundlage für das RSP und die Community als aktive Auslegung und Verwirklichung derselben sind. Wenn ich das Regelwerk lese und noch nie ein DCC-Abenteuer gesehen hab, dann würde ich vollkommen andere Abenteuer erwarten, als das, was mir Goodman Games insbesondere mit den Funnels serviert.

Offline Mr. Ohnesorge

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #31 am: 3.09.2025 | 16:17 »
Was ich auch für wenig hilfreich halte, ist der Hinweis auf AD&D 1E als Original, das man spielen sollte.

Die Kommentare würde ich auch nicht ernstnehmen. ghoul empfiehlt ja eigentlich immer AD&D1, was seine Pflicht als Mitglied des Kultes ist.
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Offline nobody@home

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #32 am: 3.09.2025 | 16:23 »
Die Kommentare würde ich auch nicht ernstnehmen. ghoul empfiehlt ja eigentlich immer AD&D1, was seine Pflicht als Mitglied des Kultes ist.

Gehören Kultisten nicht eigentlich eher nach Call of Cthulhu? :think:

 ~;D

Offline Mr. Ohnesorge

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #33 am: 3.09.2025 | 18:57 »
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Offline Swanosaurus

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #34 am: 3.09.2025 | 19:35 »
Außerdem konzentriert sich kein anderes RPG so sehr auf den Appendix N (nicht mal AD&D). Hier wurde zwar mehrfach in Frage gestellt, ob wirklich der Appendix N im Fokus steht, aber des steht meines Erachtens außer Frage: DER APPENDIX N WIRD SOGAR IN DER PRÄAMBEL ERWÄHNT! Und auf dem Titelbild steht Sword und Sorcery fett im Untertitel. Wie viel mehr Hinweise braucht es bitteschön?

Klar bezieht DCC sich dauernd auf den Appendix N. Aber ich glaube halt nicht, dass der Funnel den Anspruch hat, irgendwas aus der Literatur abzubilden. Der ist ein anderes Ding.
Ehemals Rumpel/Achamanian

Meine Veröffentlichungen:
Season of the Snail für Troika!: https://www.drivethrurpg.com/de/product/524068/season-of-the-snail
Lover's Gaze für Cloud Empress: https://www.drivethrurpg.com/de/product/515643/lover-s-gaze-for-cloud-empress
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Offline D. M_Athair

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #35 am: 3.09.2025 | 19:39 »
Da dreht sich ganz viel um irgendwelche Features und Subsysteme, die dann mMn aber in der Praxis vollkommen losgelöst von dem eigentlichen Rollenspiel existieren.
Genau DAS gehört für mich zu den Kernmerkmalen von D&D-artigen Rollenspielen. Gilt natürlich auch für alle D&D-Versionen von oD&D, 3.X & 4E bis zur aktuellen Version. In der OSR v.a. repäsentiert im separierten Kampfsystem und in der Spielphilosophie "player skill instead of character skill". (Das heißt nicht, dass andere RSP-Familien sowas nicht haben. Das haben sehr viele. Oft auf anderen Ebenen.)

Entsprechend unproblematisch finde ich dieses hier:
Zitat
wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand


Anders gesagt: Wer (möglichst bruchlose) Spielweltsimulation haben will - mit klassischen Regeln - ist bei D&D grundsätzlich falsch.
(Klar. Kann man hinbiegen, aber wo besteht die Option nicht?) Die genannten Anforderungen dagegen finden sich grundsätzlich in der Welt der näheren und weiteren Runequest-Verwandtschaft.


Edit: Das hat jetzt alles nichts direkt mit dem Funnel zu tun. Aber mit den Ansprüchen, die wohl an den Funnel gestellt werden.
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Offline Megavolt

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #36 am: 3.09.2025 | 20:43 »
Die Kommentare würde ich auch nicht ernstnehmen. ghoul empfiehlt ja eigentlich immer AD&D1, was seine Pflicht als Mitglied des Kultes ist.

Persönliche Abwertungen und Derailment (z.B. durch private Händel) sind zu unterlassen. Vielen Dank.
« Letzte Änderung: 3.09.2025 | 20:48 von Megavolt »

Offline unicum

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #37 am: 3.09.2025 | 21:09 »
Ich selbst habe ja fast jeden Funnel von DCC geleitet .... und hatte dabei zugegebenermaßen großen Spaß.

hm ich sehe hier einen ziemlichen widerspruch im eingangspost,...

Dafür ein:  ~;D

Ich hab noch keinen geleitet, noch nicht mal einen gespielt aber ich könnte mir das schon mal entspannend vorstellen, gerade das mit dem Funnel. Ich kenne es seit langen Jahren nicht anderst als das Leute an ihren Figuren hängen und das schlimmste was passieren kann ist das der liebgewordene Char ins Graß beisst.

Ich hab es bisher so verstanden dass im Funnel sowas irgendwie gefeiert wird. Hat für mich etwas von Paranoja wo man auch Klone hochzählt.

Aber wie gesagt ich kann mich ja auch irren, ich hab nur mal ein Regelwerk dazu angelesen.

Offline Skaeg

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #38 am: 3.09.2025 | 21:16 »
Ich hab es bisher so verstanden dass im Funnel sowas irgendwie gefeiert wird. Hat für mich etwas von Paranoja wo man auch Klone hochzählt.
Der Gedanke kam mir auch.

Aber Paranoia ist bewusst als Farce angelegt. (Jedenfalls die Versionen, die ich anno dazumal noch geleitet habe).

D&D kann ja auch schon ziemlich abgefahren sein, aber es gibt halt für alles eine Grenze zur (absichtlichen oder unabsichtlichen) Lächerlichkeit. Kann niemandem verübeln, die beim "Funnel" überschritten zu sehen.
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Offline tarinyon

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #39 am: 4.09.2025 | 06:48 »
Ich sehe keinen Widerspruch. Es gehört doch zu einer kritischen Analyse dazu, etwas möglichst objektiv zu betrachten und dabei auch die eigenen Einstellungen zu dem betrachteten Objekt zu hinterfragen. Ob ein System Spaß macht oder nicht ist außerdem nicht das einzige Qualitätskriterium. Ich hatte auch viel Spaß mit DSA 3 und DSA 4, aber keines dieser beiden Rollenspiele ist gut.

Und hätte ich nicht so viel Erfahrungen mit den Funneln, könnte ich das System ja kaum beurteilen.

Ich stelle ja nicht in Frage, dass der Funnel Spaß macht, sondern dass er einfach losgelöst existiert von dem restlichen Rollenspiel DCC und mit den anderen Teilen nicht so recht zusammenpasst.

Und ich bin sehr wohl der Auffassung, dass D&D und Derivate simulationistisch sein können. Sogar bei D&D 3E gab es Regeln für Training beim Stufenaufstieg und in jeder Edition bis zur dritten (die anderen kenne ich nur flüchtig), wurde versucht zu erklären, wie man sich das mit XP und Level Up settingtechnisch vorstellen muss.

DCC hat ja seine Wurzeln nicht in A/OD&D sondern in der dritten Edition. Das merkt man dem Regelwerk an und das schätze ich daran. Aber der Funnel wirkt wie drangeflanscht.

Offline ghoul

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #40 am: 4.09.2025 | 08:01 »
Was ich auch für wenig hilfreich halte, ist der Hinweis auf AD&D 1E als Original, das man spielen sollte.

Das hat hier auch niemand so geschrieben.

DCC ist aber eine große Hommage an AD&D 1e, mit moderneren Regeln.
Im Grunde hast auch du das festgestellt, in anderen Worten ausgedrückt.

Ich bin einverstanden mit deiner Ansicht, dass "Spaß" als Bewertungskriterium unzureichend ist. Allerdings wollte ich mich nicht in das Minenfeld der Spielstilbewertung verirren.
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Offline Skaeg

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #41 am: 4.09.2025 | 08:16 »
Ich würde fast mutmaßen, es gibt eine Menge Leute, welche nur die Funnels spielen, und dann tatsächlich in der Art von Paranoia als absurde schwarze Komödie.

Zu den absolut richtigen Ausführungen bzgl. der Occupations ist noch zu ergänzen: Wenn dein elfischer Rechtsanwalt derjenige ist, der das russische Roulette gewinnt, bist du gezwungen, die Klasse "Elf" zu nehmen. Und wenn, was bei 3D6 in Order schnell mal passiert, du dann auch noch Int 5 ausgewürfelt hast, hast du einen elfischen Rechtsanwalt vor dir, der
a.) nicht lesen und schreiben kann und das nie können wird, so dass durchaus die Frage gestattet sein mag, wie er Rechtsanwalt wurde, und
b.) nach seinem glorreichen Überleben zu einer Charakterklasse abgeschoben wird, deren wichtige Fähigkeiten er kaum anwenden kann.

Alle drei mir ersichtlichen Ansätze. sowas zu goutieren, nämlich...
a.) "Tatää! Tatää! Lustig! Lustig!"
b.) "Voll krasse Hintergrundstory!"
c.) "Das ist halt für harte Rollenspielkerle, die aus Zitronen Limonade machen!"
... sagen mir nicht zu. Also so richtig nicht.

P.S.: Und bei der Hintergrundstory bedient das witzigerweise auch noch in einer durchgeknallten Weise eine - meiner Meinung nach - Unsitte des Rollenspiels nicht der alten, sondern der sehr viel neueren Schule, nämlich solche Hintergründe unbedingt vor dem eigentlich Spielbeginn etablieren zu wollen.
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Offline Skaeg

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #42 am: 4.09.2025 | 08:48 »
DCC ist aber eine große Hommage an AD&D 1e, mit moderneren Regeln.
Ist jetzt Trockenschwimmen, da ich DCC nur gelesen, nicht gespielt habe, aber:

Da würde ich beiden Aussagen widersprechen.

Vom Kern her ist es viel näher an B/X+ als an AD&D - Attributsmodifikatoren und ganz besonders "Race as Class" mit den erwähnten "lustigen" Konsequenzen. Letzteres war einer der Faktoren, der bei meinem Stöbern nach einem OSR-System DCC schnell zu "links liegen lassen" geschoben hat.
Es sagt effektiv von sich, eine Hommage an AD&D zu sein, indem es Appendix N lobpreisend zitiert. Aber der ist ja offensichtlich kein AD&D-Spezifikum. Ist nicht so, dass Gygax & co. erst D&D gebastelt hätten und dann später erst anfingen, Fantasy-Literatur zu lesen, woraufhin sie AD&D entwickelt haben.

(Witzige Analogie zu dem, was ich oben schrieb: Appendix N ist sozusagen die Hintergrundstory von D&D. Dass der Spieler sie erst aufgeschrieben hat, als der Charakter schon Stufe 2 war, heißt weder, dass er sie nicht vorher schon im Kopf hatte, noch, dass sie sich in-game erst nach Spielbeginn entwickelt hat.)

Und "moderne Regeln"? Ich weiß ja nicht. Es übernimmt ein paar Elemente aus dem damaligen D20-Paradigma, okay. Aber an alles mögliche wilde Zufallstabellen und mehr Würfelei dranzuflanschen, finde ich nicht besonders modern - vermutlich, weil wir das als picklige Teenager mit DSA und anderen Spielen schon anno dazumal veranstaltet haben.
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Offline ghoul

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #43 am: 4.09.2025 | 09:24 »
"Moderner", nicht "modern"!

Anmerkung: AD&D ist das weiterentwickelte OD&D.
B/X ist das vereinfachte AD&D.
« Letzte Änderung: 4.09.2025 | 09:29 von ghoul »
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Offline tartex

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #44 am: 4.09.2025 | 09:39 »
Glückwunsch! Du hast erkannt, dass DCC viel Cargo-Kult enthält.
IMHO ist das nicht schlimm, so lange es Leuten Spaß macht. Wie du richtig schlussfolgerst, kann man aber auch ganz normal auf Stufe 1 beginnen.

Ich persönlich spiele lieber ganz unironisch das Original (AD&D 1e).

Mein Take: "Deutsche" (ich sag' das jetzt mal so um in PESA-Diktion zu bleiben) mögen keine OSR, aber mögen Karneval.

Mit Funnels kann man gleichzeitig beweisen, dass man den Trend vom letzten Jahr (OSR) nicht aus Prinzip abgelehnt hat, und trotzdem gleichzeitig Spass nach seiner Fasson haben.

Ich bin pro-funnels, liebe die Berufslisten, spiele aber lieber 1980iger-Teen-Horror- oder 1970iger-Hippie-Killer-Funnels. Allerdings spielt sich meiner Ansicht DCC auf Level 0 viel zu zufällig. W20 mit +/-1, in ganz wenigen Fällen +/-2. Das Spiel ist halt doch für die Entwicklung in höhere Levels designt, aber das nutzt euchzulande ja fast niemand.

Wenn ich One-Shot-Funnels leite, berechne ich die Attributbonuse wie bei SotDL: 11 ist +1, 12 ist +2, 9 ist -1, usw.
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Offline tartex

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #45 am: 4.09.2025 | 10:00 »
Mein Punkt ist, dass das Funnel-System total losgelöst von dem Rest des Regelwerks ist. Da gibt es z.T. krasse Brüche, wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand oder der Scheißefarmer kann auf einem Zaubern und hat ein Zauberbuch. Das sind nämlich alles Mechaniken, die in den Klassenregeln fixiert sind. Sie werden aber vom Funnel, der ja angeblich ach so wichtig ist, null unterstüzt.

Natürlich muss man ein wenig mitdenken, dass das Narrativ mit der Mechanik zusammenpasst. Ansonsten ist das schon bewusstes Torpedieren das Spielsystems und damit kann man eigentlich jedes zerstören.

Wenn ich meinen elfischen Anwalt als Level-1-Charakter zum Weiterspielen auswähle, werde ich wahrscheinlich nicht Kämpfer als Klasse wählen - es sei denn es hätte sich im Funnel etwas entsprechendes ergeben, dass es naheliegend macht, oder aber er war immer schon von dem Werten her der Gym-Anwalt. Gibt aber sicher Leute, die ein System bevorzugen, dass eine zusätzliche Riesentabelle beinhaltet, die genau zeigt, die Entwicklung von welchem Beruf zu welcher Klasse erlaubt ist. Die werden mit DCC sowieso nicht glücklich.

"spawned ein Silberschwert in seiner Hand" ist sowieso ein totaler Strohmann. Gibt es irgendein System, dass es als notwendig erachtet klar auszuformulieren, dass zusätzlich erhaltene Ausrüstung nicht plötzlich aus dem Nichts "spawnt"? Ich vermute mal nichtmal Harnmaster tut sich das an.
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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #46 am: 4.09.2025 | 10:02 »
Anmerkung: AD&D ist das weiterentwickelte OD&D.
B/X ist das vereinfachte AD&D.
Eher unwahrscheinlich, angesichts der Tatsache, dass die beiden zeitgleich erschienen (Basic Set ein bißchen früher) und von unterschiedlichen Leuten entwickelt wurden.

Spielt aber keine Rolle für das Argument. Noch mal konzise:
Die aus frühen D&D-Versionen übernommenen Regelkonzepte von DCC sind offensichtlich die von B/X und nicht die von AD&D. Auf dieser Ebene ist also keine Hommage an AD&D zu erkennen.
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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #47 am: 4.09.2025 | 10:06 »
Wenn ich meinen elfischen Anwalt als Level-1-Charakter zum Weiterspielen auswähle, werde ich wahrscheinlich nicht Kämpfer als Klasse wählen
Das wirst du in der Tat nicht tun. Du wirst wie erwähnt Elf als Klasse "wählen", weil die Regeln dir das verbindlich vorschreiben.
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Offline ghoul

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #48 am: 4.09.2025 | 10:11 »
Eher unwahrscheinlich, angesichts der Tatsache, dass die beiden zeitgleich erschienen (Basic Set ein bißchen früher) und von unterschiedlichen Leuten entwickelt wurden.

Eher wahrscheinlich. Beide sind aus dem Hause TSR, aber nur eines ist Gygax' Steckenpferd.

Zitat
Spielt aber keine Rolle für das Argument.

Da pflichte ich dir bei.

Zitat
Noch mal konzise:
Die aus frühen D&D-Versionen übernommenen Regelkonzepte von DCC sind erkennbar die von B/X und nicht die von AD&D. Auf dieser Ebene ist also keine Hommage an AD&D zu erkennen.

Eben: Die Regeln sind nicht wie in AD&D und DCC ist eben auch kein Retroklon.
Die Hommage an den 1e DMG ist in DCC aber eigentlich unübersehbar: Nicht nur wird Gygax' Anhang N 1:1 abgedruckt, auch die Comic-Illustrationen, die sich konsequent durch das gesamte Regelwerk ziehen, sind dem DMG von AD&D 1e nachvollzogen (nicht etwa 2e oder 3e oder B/X). Das ist kein Zufall, sondern Liebe.
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Desweiteren: Alle deine Probleme wurden bereits in AD&D 1e gelöst.

Offline Skaeg

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Re: Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!
« Antwort #49 am: 4.09.2025 | 10:25 »
Die Substanz von Rollenspielregelwerken ist für mich wesentlich in den Regeln enthalten. Das Beiwerk zu imitieren - was ich auch nicht so direkt sehe - ist da von geringerem Belang.
Und wie gesagt: Das am Appendix N festzumachen, beschränkt sich wiederum aufs Oberflächliche. Da einfach nur die Tatsache zu bejubeln, dass dieser in AD&D abgedruckt wurde, ohne dass die (ja auch sehr eklektischen) Inspirationen sich wirklich im Spiel wiederfinden, was hier ja gerade bemängelt wurde -  ich sehe da keine starke Hommage.

Eher wahrscheinlich. Beide sind aus dem Hause TSR, aber nur eines ist Gygax' Steckenpferd.
Was hat das jetzt damit zu tun, dass es angeblich eine "vereinfachte Version". Um etwas zu vereinfachen, muss a.) es existieren und b.) vom Schöpfer als Vorlage für die Vereinfachung verwendet worden sein.
Aber mWn hat Holmes das ursprüngliche Basic Set aufgrund der Originalregeln von 1974 entwickelt, und trotz entsprechender Verweise war es weder wirklich voll kompatibel, noch wurden die beiden Linien jemals (vor 3rd Edition) integriert.
Und alle anderen B/X+-Versionen bauen auf Holmes auf...
« Letzte Änderung: 4.09.2025 | 10:44 von Skaeg »
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