Autor Thema: Kaufreue bei Brettspielen  (Gelesen 3938 mal)

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Offline Megavolt

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Kaufreue bei Brettspielen
« am: 29.12.2019 | 11:01 »
"Buyers remorse" nennen es die Amis. Man kauft etwas und ärgert sich dann darüber, weil die Kohle weg ist, das Produkt aber nicht so begeisternd, wie man es sich gewünscht hätte. Bei mir ist das besonders stark im Brettspielbereich der Fall. Darüber hinaus bin ich insofern ein bisschen ein Minimalist, als ich Dinge ungerne im Schrank habe, wenn ich sie nicht wirklich viel benutze. Und weil drittens Brettspiele auch imme rirgendwie blödsinnig teuer sind, habe ich es mir angewöhnt, nach Möglichkeit für jedes gekaufte Brettspiel eins zu verkaufen. Wird jetzt nicht so ganz 100% streng durchgezogen, klappt aber an sich ganz gut. Lange Rede kurzer Sinn:

1. Wie hoch ist euer Level an buyers remorse bei Brettspielen?
2. Habt ihr schöne Beispiele, wo ihr erst vorfreudig und dann enttäuscht wart?

Ich finde Listen sexy, also gebe ich hier mal meine Top 3 raus, vielleicht mag ja wer ebenfalls dieses Format verwenden:

1. Legenden von Andor - jeder findet das super, es wirkt wie in cooles Fantasy-Epos -> für mich war es ultra anstrengend, spielerisch unbefriedigend, streng und kleinscheißig, das hat mich echt gefrustet
2. Robinson Crusoe - Abenteuer auf der verlorenen Insel - genau mein Thema, Worker Placement mag ich auch -> aber viel zu lahm und viel zu komplex, hat uns blank entsetzt
3. Root (dieses Tiere-im-Wald - Spiel) - mega cooles Artwork, unkonventioneller Ansatz, ein Kickstarter-Supererfolg -> am Ende hat das Spiel unvermittelbare Regeln, niemand kann wirklich taktisch spielen, die Asymmetrie ist kine Bereicherung, sondern macht nur alles noch schwerer, das Spiel fasse ich mit der Kneifzange nicht mehr an

Offline Gunthar

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #1 am: 29.12.2019 | 11:48 »
Abo. Hatte bis jetzt kein Pech gehabt.
Spieler in D&D 5e: "12 + viel, trifft das?"

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
I propose that we rename the game "The One Ring" to become "The Eleven Ring" ;)
Three Rings for the Elven-kings under the sky,
Seven for the Dwarf-lords in their halls of stone,
Nine for Mortal Men doomed to die,
Eleven Rings to roleplay the one...

Offline JS

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #2 am: 29.12.2019 | 12:11 »
Ich hatte durch viel Vorarbeiten oftmals Glück, aber manchmal leider auch Reinfälle:
- Twilight Imperium 3: Lang, langweilig, klobig, altbacken und nur mit den teuren Erweiterungen dann gut genug, um gegen andere 4X bestehen zu können. Schade.
- Aventuria: Auf der Messe hui, am heimischen Tisch dann pfui. Die Konkurrenz ist einfach so viel besser.
- Arkham Horror: Das einzig horrorige an diesem Spiel war dessen langweilige Länge. Biggest shit ever.
- Zombicide: Lächerliche Designelemente und langweilige Mechaniken. Echt ein Wegwerfer.
- Dragon Dice: Ein teurer Spaß, der keinen Spaß machte. Die 2. Ed. der Regeln soll aber besser sein.
- Descent 2. Ed.: Aus einem großartigen Dungeon Crawl & Brawl wurde ein absurdes Wettrennspiel ohne jeden Anspruch. Verkauft.
- Doom 1. Ed.: Ein guter Invasorenspieler kann gegen 4 Spieler nicht verlieren. Broken. Verstaubt im Regal auf Nimmerwiederspielen.
- Munchkin: Beim ersten Spielen lustig, danach nur noch lang und langweilig. Ab in den Keller damit.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline General Kong

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #3 am: 29.12.2019 | 12:15 »
In den letzten Jahrzehnten? - fast 100%.

Die Gründe sind folgende:
1. In meiner Stammgruppe hat ein Spieler auf Brettspiele überhaupt gar keine Lust. Alle anderen (inkl. meinereiner) spielen auch, wenn wir uns dann treffen, lieber Rollenspiele, auch wenn ich schon seit Jahren mal wieder gerne Britannia spielen würde. Aber da sind wir dann einer zuwenig.
2. Zeitlich klappt es mit den eh schon unregelmäßigen Zweierbrettspielrunden mit unserem Gruppenbrettomanen Wulfie und mir auch nicht mehr. Das Scheißleben grätscht da rein.
3. Ich habe von Brettspielen zu wenig Ahnung und greife da eigentlich immer ins Klo: zu kompliziert, zu zeitintensiv.

Hinzu kommt, dass ich mir Rollenspielregeln qua Assoziation ("Aha. Kaufsystem. Ahso. Initiative, drei Aktionen, hoch würfeln. Ahwie? Explodierende Würfel - klar.") leicht erschließen kann.
Brettspielregeln fallen mir da schwerer und die lese ich so gerne wie die Bedienungsanleitung meines Fernsehers oder Blueray-Spielers. Ich lasse die mir lieber erklären.

Fazit:
Das letzte Spiel, das ich mir neu  gekauft habe, war die Monster-Conan-Box.
Und die habe ich nur der Plastikminis wegen gekauft, die man sonst nicht bekommen kann. Ich werde das Spiel zu fast 100% nie spielen.

Gebraucht war das letzte "Samurai Blades" aus der "Cry Havoc"-Reihe von Standrad Games. Da habe ich nun alle - Cry Havoc, Siege, Outremer, Viking Raiders, Samurai Blades und die deutsche Ausgabe Lichtbringer (Fantasy). Cry Havoc und vor allem Siege habe ich früher häufiger (oft wäre zu viel gesagt) gespielt und die Karten und die Figuren kann man auch fürs Rollenspiel gut nutzen.

Fazit des Fazits:
Ich kaufe keine Brettspiele (oder Kartenspiele) mehr. Ich spiel ja schon den eingestaubten Kram nicht. Aber nicht aus genereller Ablehnung - ich habe halt entweder keine Mitspieler oder keine Zeit.

Ich würde auch mal gerne wieder Mühle oder Dame spielen. Tja ...  :(
« Letzte Änderung: 29.12.2019 | 13:40 von General Kong »
A bad day gaming is better than a good day working.

Offline Der Tod

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #4 am: 29.12.2019 | 12:53 »
2. Robinson Crusoe - Abenteuer auf der verlorenen Insel - genau mein Thema, Worker Placement mag ich auch -> aber viel zu lahm und viel zu komplex, hat uns blank entsetzt.
Spricht mir aus der Seele. Zumal die (deutsche) Anleitung so verworren geschrieben ist, dass man nach der Lektüre auch nicht viel klüger ist.

Zombicide war für mich auch eine riesige Luftnummer.

Nur die 1. Version von Villen des Wahnsinns hat uns noch mehr enttäuscht.

(Arkham Horror hingegen geben wir uns mit der morbiden Faszination eines aus dem Ruder gelaufenen Sandbox-Spiels hin. :D)
« Letzte Änderung: 29.12.2019 | 12:56 von Der Tod »

Offline Greifenklaue

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #5 am: 29.12.2019 | 13:13 »
Ja, kenne ich, bei Legenden von Andor schließ ich ich direkt an. Ansonsten geht es mir bei Kickstartgames häufig so, SideQuest und Set a watch wären die Beispiele.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Offline Desch1986

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #6 am: 29.12.2019 | 13:16 »
Mir fallen da direkt zwei Titel ein, deren Kauf ich bereue:

  • Everdell - Preview-Videos, die ich gesehen habe, sahen sehr spaßig aus und auch das Spiel selber ist illustrativ und vom Spieplan her sehr schön aufgemacht. Allerdings packt mich die Mechanik nicht so wie gedacht und auch das niedliche Setting ging mir komischweise nach kurzer Zeit etwas auf die Nerven. Daher habe ich es nur ein paar Mal gespielt und nun verstaubt es im Schrank. Ärgerlich, da ich es mir auf der SPIEL bei einem Reseller zu einem unnötig hohen Preis geholt habe.
  • Doom - Das Spiel ist schlicht und einfach regeltechnisch kaputt (wie JS schon schrieb), dreimal gespielt und seitdem ganz unten im Regal.
  • Legenden von Andor - Mit Einschränkungen. Mit weniger als drei Spielern finde ich das Spiel zu schwierig. Mit mehr Spielern kann es schon Bock machen. Allerdings haben Leute in meinem Umkreis da nicht viel Lust drauf.

Es gibt zwar noch ein paar Spiele, die jetzt nicht meine erste Wahl wären, aber so richtig keinen Bock mehr habe ich auf keines davon :).
Leitet gerade: The Fall of London (Vampire V5), eigene Sternenfall-Kampagne (DSA5)
Spielt gerade: Descent into Avernus (DnD5e)

Kampagnen-Tagebücher unter: pnp.dschiavo.net

Hellstorm

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #7 am: 29.12.2019 | 13:16 »
Die Zwerge Saga...diese Erweiterung ist "disfunktional" holy shit. Niemand...NIEMAND hat das getestet. Es ist eine eingedampfte Version des Grundspiels. Alle Spieler sind gezwungen, wie die besengten, dem gleichen Plot hinterher zu laufen...Das Spiel ist schlimmer als Kniffel. (Zwerge Grundspiel ist definitiv OK).



Offline Megavolt

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #8 am: 29.12.2019 | 13:45 »
Nur die 1. Version von Villen des Wahnsinns hat uns noch mehr enttäuscht.

Wow, absolute Zustimmung! Das hatte ich schon verdrängt. Ging in mein Gedächtnis ein, als das Spiel, bei dem der arme Spielleiter nicht weniger als 30 Minuten lang ultra konzentriert irgendwelche Karten sortieren und hinlegen muss, während um ihn herum alle entweder gelangweilt in die Luft stieren und ihr Leben überdenken oder aber Schnaps trinken und ihn unablässig mit Minibretzeln bewerfen. Und wenn eine Karte falsch liegt, was total leicht passiert, dann ist das ganze Spiel broken, was man aber erst 90 Minuten später bemerkt.

Ein rundherum katastrophales Spiel, ich glaube, ich habe es irgendwann verschenkt.

Offline Megavolt

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #9 am: 29.12.2019 | 13:50 »
- Descent 2. Ed.: Aus einem großartigen Dungeon Crawl & Brawl wurde ein absurdes Wettrennspiel ohne jeden Anspruch. Verkauft.

Ja. Viele gute Ansätze im Spiel aber irgendwie nervt der Grundmechanismus, wie du ihn beschreibst, total. Darüber hinaus ist das Terrinoth-Artwork für mich einfach ganz schlimm. Diese Kombination aus kinderfreundlich und so dumm-lustig, das ist einfach anti-immersiv. Die Welt müsste ein bisschen so sein, dass man sie auch ernst nehmen kann. Imperial Assault ist ja auf der Skala zwischen putzig und gritty auch sehr viel weiter im düsteren Bereich, was dem Spiel sehr gut tut.

Es fehlt einfach noch der große HeroQuest Killer, den gibts nach wie vor noch nicht.

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #10 am: 29.12.2019 | 14:34 »
Es fehlt einfach noch der große HeroQuest Killer, den gibts nach wie vor noch nicht.

Da hoffe ich ja auf Altar Quest (https://www.kickstarter.com/projects/blacklistgames/altar-quest), welches im Juni kommendes Jahres erscheinen soll.

Was stört euch an Zombicide?
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Offline gilborn

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #11 am: 29.12.2019 | 14:47 »
Dark Souls
Dem für mich interessanten Bosskampfteil geht ein unerträglich-langweilig-anspruchslos-ausufernder grindingmarsch vorraus

Offline Chobe

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #12 am: 29.12.2019 | 14:54 »
Das sind bei mir (glücklicherweise) echt wenige Spiele, da ich sauviele für mich persönliche Totalausfälle erstmal bei jemandem oder auf der Essener Messe mitspielen konnte, bevor ich es mir selbst gekauft habe. :) Ein paar bleiben aber dennoch:

BattleLore - Das Spiel sah so grandios aus und die ersten Runden machten tierisch Spaß. Aber erst, nachdem ich alle möglichen Erweiterungen zusammen gekauft hatte, schimmerte mehr und mehr die taktische Anspruchslosigkeit durch bzw. die so starke Würfelabhängigkeit, die man durch nichts kompensieren konnte, dass ich irgendwann wirklich genervt und kopfschüttelnd alles zusammen verkauft habe.

Dark Darker Darkest - Einer der ersten teuren Kickstarter, die ich je mitgemacht habe.. und AUWEIA, wie sehr sich doch eine Ahnung oder Idee im Vorfeld, wie sich ein Spiel spielt, von der bitteren Realität unterscheiden können.. ich habe noch nie etwas so teures nach so wenigen Spielen so schnell wieder verkauft.

Mush! Mush! Snow Tails 2 - Relativ schwer zu bekommen und erst hatte ich mich gefreut, die neuere Version ertauschen zu können.. leider wurde für meinen Geschmack fast alles verschlimmbessert.. Das Spiel SOLL simpel sein, okay.. aber dass das minimalste Bißchen an "interessanter Entscheidung" rausgenommen wurde und tolle Baum-Meeples durch alles vollkrümelnde Modellbau-Bäumchen ersetzt wurden, ging für mich gar nicht. :-\

Ninja Sen So - Ein programmierter Nahkampf, quasi Wings of War mit Ninjas und verschiedenen Waffen und Fähigkeiten, noch dazu ausbaubar in alle möglichen Genres und Richtungen.. KANN nur gut sein und hatte ich deswegen aus dem USA bestellt.
...war es leider aber nur theoretisch, in jeder Runde achteckige Karten in Plastikfolien fummeln zu müssen und das generelle Pacing machten in der Praxis schlichtweg keinen Spaß.

Rush'n'Crush - Wipeout als Brettspiel! Gegenseitiges Rammen und Zerlegen, toller Geschwindigkeitsmechanismus, der gut rüberbrachte, dass hier man nichts mit einem normalen Antrieb oder Reifen steuert.. tja, aber irgendwas fehlte einfach. Heute würde wohl einfach eigene Regeln dazu schreiben und nötigenfalls Karten o.ä. designen und ausdrucken, aber vor 10 Jahren habe ich es einfach weiterverkauft.

Offline Crimson King

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #13 am: 29.12.2019 | 15:03 »
Pathfinder ACG - Erwachen der Runenherrscher: tut so, als wäre es ein Abenteuerspiel, ist aber in Wahrheit ein Random Bullshit Generator, der thematisch vollkommen unzusammenhängenden Mist produziert

Zephyr: Winds of Change: tut so, als wäre es ein Abenteuerspiel mit Steampunk-Lugtschiffthems, ist aber in Wahrheit ein maximal unfairer Random Bullshit Generator

Herr der Ringe - das Brettspiel: man spielt die Story der Fellowship nach. Wieder und wieder. Coop mit Player Elimination ist schon eine miserable Combo. Hier kommt erschwerend hinzu, dass es Situationen gibt, die nicht mal theoretisch gewinnbar sind. Historisch dürfte das Spiel bedeutsam sein, weil es eines der ersten Coops mit Euro-Mechaniken war, 8 Jahre vor Panedemie. Es ist aber definitiv miserabel gealtert
« Letzte Änderung: 29.12.2019 | 15:45 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline YY

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #14 am: 29.12.2019 | 15:16 »
Ich bin davon bislang weitestgehend verschont geblieben, weil ich 1. gefühlt als Nebenjob damit beschäftigt bin, mir Let's Play-Videos und Rezensionen von zunächst interessant aussehenden Brettspielen reinzuziehen, 2. in meinem Umfeld ganz gute Möglichkeiten habe, mir die Kaufkandidaten vorher mal anzuschauen und 3. einige Spiele recht günstig aus zweiter Hand habe, die mich für den vollen Neupreis wohl geärgert hätten (die ich mir dann aber wohl auch nicht geholt hätte).

Hauptsächlich wegen 2. bin ich von den hier mehrfach genannten Spielen verschont geblieben, wobei da auch einige dabei sind, die mir zwar grundsätzlich gefallen haben, aber nicht unbedingt bei mir im Regal stehen müssen (Descent 1, Zombicide).

Doom (2004) hat einer von uns damals irgendwo gewonnen oder in ähnlicher Weise abgestaubt, weiß ich nicht mehr genau. Ich erinnere mich aber noch, dass wir uns damals einig waren, dass man sich geärgert hätte, wenn mans gekauft hätte.
Das hat dann auch den Grundstein für unsere bis heutige gültige Bewertung von FFG gelegt, dass die Spiele zwar schick aussehen, aber beim Design fast immer recht deutliche Schwächen haben.

Es fehlt einfach noch der große HeroQuest Killer, den gibts nach wie vor noch nicht.

Ich fürchte, da wird auch so schnell nichts mehr kommen.
Der Fluch der modernen Kickstarter-Spiele ist der, dass sie meist schwer überfrachtet sind.
Da traut sich keiner mehr, ein eher minimalistisches, aber rundes Design anzupeilen.
Von der Artworkfrage ganz abgesehen.

Bleibt nur noch ein Retroklon, aber bei GW als "Hausherr"...daran ist schon so mancher gescheitert.
Und GW selbst hat da anscheinend kein Interesse dran, obwohl das eine Lizenz zum Gelddrucken wäre, wenn man sich anschaut, wie sich die Space Hulk-Neuauflagen verkauft haben (wobei mir ein neues Starquest lieber gewesen wäre).
Die "offiziellen" Heroquest-Nachfolger sind alle zu Age of Sigmar konvertiert worden.

2019 hätte man Heroquest zum 30jährigen neu auflegen können... :-\
Aber mal schauen - die Alte Welt kommt ja offiziell wieder (obwohl sie nie richtig weg war), vielleicht hat da mal einer bei GW den richtigen Gedanken ;)
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Megavolt

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #15 am: 29.12.2019 | 15:30 »
Herr der Ringe - das Brettspiel: man spielt die Story der Fellowship nach. Wieder und wieder. Coop mit Player Elimination ist schon eine miserable Combo. Hier kommt erschwerend hinzu, dass es Situationen gibt, die nicht mal theoretisch gewinnbar sind. Historisch dürfte das Spiel bedeutsam sein, weil es eines der ersten Coops mit Euro-Mechaniken war, 8 Jahre vor Panedemie. Es ist aber definitiv miserabel gealtert

Krass, das ist eines meiner Lieblingsspiele, sofern wir über das selbe Spiel reden. Aber ich liebe auch Rogue-likes und solche Sachen, und der Genuss am Spiel bei Eldrich Horror steckt für mich zu einem Großteil darin, gemeinsam zu verlieren.

Offline Megavolt

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #16 am: 29.12.2019 | 15:33 »
2019 hätte man Heroquest zum 30jährigen neu auflegen können... :-\
Aber mal schauen - die Alte Welt kommt ja offiziell wieder (obwohl sie nie richtig weg war), vielleicht hat da mal einer bei GW den richtigen Gedanken ;)

Die 25-Jahre-Anniversary Edition von 2014 von HeroQuest ist ja ein berüchtigtes Crowdfunding-Fail-Projekt. Vielleicht kommt die ja dann zum 35. Geburtstag irgendwann mal raus.  ~;D

Oh, und den Nebenjob Spielerezis anschauen, den kenne ich. :D Ich arbeite mich gerade durch die ganz alten Shut Up and Sit Downs, das sind so krasse Künstler ihres Metiers. Solche liebevollen, intelligenten und aufwändigen Rezensionen bräuchte unser Hobby auch.
« Letzte Änderung: 29.12.2019 | 15:34 von Megavolt »

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #17 am: 29.12.2019 | 16:04 »
Falls Du mit SUSD durch bist, kannste mir No Pun Included weiter machen. :)
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Urias

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #18 am: 29.12.2019 | 22:32 »
Bei mir wars der erste Kickstarter bei dem ich jemals mitgemacht hab: Darklight - Memento Mori. Also rein vom Design her und den Überlegungen dahinter wirklich nicht schlecht aber es war schlichtweg unbalanciert und zum Teil einfach unfair schwer, quasi unmöglich zu zweit. Meine damalige Freundin und ich haben Darklight ein paar Chancen gegeben aber es kamen immer wieder schlichtweg unnötige Frustmomente auf so dass es jetzt im Kasten vergammelt (mitsamt quasi allen Erweiterungen). Ich weiß es gab mal ein Rebalancing der Monster aber das ganze Ausdrucken hat mich dann auch nicht gebockt. Schade drum
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Offline Hewisa (gone for good)

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #19 am: 29.12.2019 | 22:40 »
Bei mir war's auch ein Kickstarter - "The Others". Thematisch super, klang auch erstmal witzig vom Spiel her.

3x gespielt mit unterschiedlichen Gruppen. Einmal "gut mit Luft nach oben", einmal "nicht gut, aber nicht total verschwendete Zeit", einmal "Katastrophe". Greifenklaue hat's mir dann zum Glück abgekauft - ich hoffe, dass es dem besser taugt (gibt ja auch hier noch andere Leute, denen das Spaß macht).
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Offline Derjayger

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #20 am: 29.12.2019 | 22:41 »
Glücklicherweise kaufen drei Freunde von mir unabhängig voneinander wie die Irren Brettspiele, sodass ich alles vorher testen kann. Deshalb ist in meinem schlanken Regal alles paletti. Dafür hab ich sowas wie Fremdreue, weil die meisten der Spiele meiner Freunde doch nur im Regal stauben und sie tun es umso mehr, je mehr Nachschub kommt.
Seltsam, bei Couch-Coop PC-Spielen hab ich so ne Reue gar nicht, obwohl es prinzipiell fast gleich ist. Wahrscheinlich liegts daran, dass kein Regal sichtbar totgestellt wird.

P.S. Robinson Crusoe ist mein Lieblingsspiel, also psst! :P
« Letzte Änderung: 29.12.2019 | 22:44 von Derjayger »
D&D 5E Quick-Combat (Mechanik, um Kämpfe erzählerisch und schnell als Group-Check abzuhandeln) -> wieder online

D&D 5E Buying Magic Items (Wie man 1. Inventar von Magiegeschäften generieren und 2. mit der Suche nach spezifischen magischen Gegenständen umgehen kann)

Offline Darius der Duellant

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #21 am: 29.12.2019 | 23:45 »
So wirklichen Buyers Remorse hatte ich nur beim Herr der Ringe Tabletop von 2002 rum.
Talisman würde allerdings darunter fallen wenn ich es gekauft hätte anstatt es geschenkt zu bekommen.
Kann mir Freude daran nur mit verklärter Nostalgie erklären.
Zufallsfaktor viel zu hoch und Endgame einfach nur nervig.
Wer das mag, spielt wahrscheinlich auch gerne Risiko und das Siedler von Catan Grundspiel, die kratzen bei mir ähnliche Problemfelder an.
Bei Brettspielen kenne ich mittlerweile zum Glück viele Leute die da extrem viel Geld reinstecken, muss mir also quasi nichts mehr selbst kaufen, erst recht nicht blind im Sack.

Bleiben eigentlich nur noch Spiele die mir zwar gefallen, aber nicht ausreichend vielen Leuten am Tisch (Nightfall, Illuminati).
Butt-Kicker 100% / Tactician 83% /Power Gamer 83% / Storyteller 83% / Specialist  75% / Method Actor  50% / Casual Gamer 33%

Offline JS

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #22 am: 29.12.2019 | 23:46 »
Rush'n'Crush - Wipeout als Brettspiel! Gegenseitiges Rammen und Zerlegen, toller Geschwindigkeitsmechanismus, der gut rüberbrachte, dass hier man nichts mit einem normalen Antrieb oder Reifen steuert.. tja, aber irgendwas fehlte einfach. Heute würde wohl einfach eigene Regeln dazu schreiben und nötigenfalls Karten o.ä. designen und ausdrucken, aber vor 10 Jahren habe ich es einfach weiterverkauft.

Das Spiel ist DER Partybringer, wenn man es niemals als Rennspiel, sondern rein als Baller- und Knallerspiel betrachtet und spielt. Wir zocken es seit Ewigkeiten an Silvester und haben ganz selten mal jemanden gesehen, der es tatsächlich in der 1. Runde in Ziel schaffte.
 ;D
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Megavolt

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #23 am: 30.12.2019 | 10:09 »
Talisman würde allerdings darunter fallen wenn ich es gekauft hätte anstatt es geschenkt zu bekommen.
Kann mir Freude daran nur mit verklärter Nostalgie erklären.

Talisman hat halt einen sehr hohen Sense of Wonder und eine sehr hohe Weirdness, um mal Rollenspieltermini zu bemühen. Und es ist halt außerdem ein Rollenspiel im Gewand eines Brettspiels. Und dieses 80er Jahre Roll & Move - Ding (da gibts nen Fachbegriff, der mir gerade entfällt, auch für die Zufallskämpfe), das hat halt auch ne gewisse Sexyness. Und Talisman ist ein Random-Story-Generator, das ist auch nicht grundsätzlich schlecht.

Man muss nur die Erweiterungen weglassen, die nervige Mechaniken einführen oder das Spiel verlangsamen, dann ist Talisman super lustig und einfach schön blöd.

Tegres

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Re: Kaufreue bei Brettspielen
« Antwort #24 am: 30.12.2019 | 10:17 »
Zu Talisman: Ich hab neulich mit dem Gedanken gespielt, das Spiel zu kaufen. Dann hab ich vorgestern nochmal Talisman gespielt und muss sagen: Ja, es hat Spaß gemacht, aber es ist zäh und viel, viel zu glücksabhängig (dabei hatten wir schon die Hausregeln eingeführt, dass man sich alternativ zum Würfelwurf um ein Feld bewegen konnte, um wenigstens etwas Entscheidungsgewalt zu haben). Die Klassen sind außerdem nicht gerade ausbalanciert, wobei ich darüber noch hinwegsehen könnte. Im Oldschool-Rollenspiel spielt Balancing ja auch keine Rolle. Kaufen werde ich mir das Spiel aber definitiv nicht. Ich bin also einer Kaufreue zuvorgekommen.
Das Cover der alten Ausgabe ist aber immernoch der Hammer.

Zum Thema: Ich kaufe selten Brettspiele, meine Eltern aber häufiger. Richtige Fehlgriffe hatten wir in den letzten Jahren nie. Ich denke, eine fundierte Beratung in einem Spieleladen ist hier das A&O. Meine Eltern haben da das Glück, wirklich kompetente Verkäufer zu haben und auch hier in Kassel habe ich Vertrauen in die Verkäufer.