Autor Thema: Viele distinkte NPCs spielen: Tricks, Methoden, Vorbereitung?  (Gelesen 1888 mal)

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Offline duderino

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Hallo allerseits,

manchmal ergeben sich einfach so Szenarien, in denen man plötzlich 10 bis 30 verschiedene NPCs spielen muss. Oft schnell nacheinander. Oft sind die nicht so völlig verschieden. Oft gehören mal hier und da zwei oder drei zur gleichen Gruppe. Manchmal habe ich dann als SL das Gefühl, dass sich die Charaktere für meine Spieler "alle gleich" anfühlen. Oder zumindest "einige gleich". Ich nutze eine ähnliche Wortwahl, wenn ich sie spiele, weil mir keine 30 verschiedenen Arten Wörter auszuwählen einfallen. Weil ich nicht wirklich weiß, welches Merkmal (bspw. Alter, Stand, Trunkenheit etc) ich für die Spieler am stärksten hervorheben soll, um eben zu verdeutlichen, dass es "dieser" Charakter ist, und dabei eine bleibende Erinnerung zu schaffen.

Kennt ihr das? Habt ihr Methoden mit solchen Situationen umzugehen? Zu jedem Charakter kurz etwas aufzuschreiben habe ich mir angewöhnt, aber wenn ich zu wenig aufschreibe, laufen die Charaktere gefahr zu "gleich" zu werden. Wenn ich zu viel aufschreibe fällt es mir schwer einen Fokus zu setzen und den Charakter, wenn ich ihn mehrmals mit Unterbrechung spiele, auf "die gleiche Art" wieder aufzunehmen.

Offline ghoul

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Du kannst Listen mit ausgewürfelten Kombinationen von 2-3 Eigenschaften vorbereiten und dann im Spiel abarbeiten.
Die DMGs beider AD&D-Editionen bspw. haben ziemlich gute vorgefertigte Tabellen für NSC-Persönlichkeitsmermale.
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Offline Undwiederda

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In manchen Situationen kann man die NSCs auch von Spielern spielen lassen

Offline klatschi

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Die Tabellen im DMG (die gibt es auch noch in der 5E) sind super, ich finde den Generator auf der DonJon Seite cool

https://donjon.bin.sh/5e/random/#type=npc
(da gibts auch noch die AD&D NPCs, falls man die nutzen möchte)

Ich habe vor ein paar Tagen über dasselbe Problem nachgedacht und plane, mir da einfach mal einen Abend lang ein paar hundert zu generieren, in excel zu kopieren und via Seriendruck auf Karteikarten zu drucken (mit sowas) und dann kann man einfach immer schnell einen Char ziehen und auf der Rückseite annotieren, was wichtig war.
Bei den Stats ist in meinen Augen eh erst einmal nur der möchte und niedrigste Wert wichtig.

Offline KhornedBeef

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10 - 30 ? Ist ja nach Länge viel. Meine Gedanken:
- nicht jeder, der physische anwesend ist, muss ausgespielt werden. Wenn z.b. eine Gruppe einen klaren Wortführer hat, würde ich den Rest kurz beschreiben, aber gar nicht in direkter Rede agieren lassen. Das entlastet.
- deine SpielerInnen bekommen die NSC ja nicht als Karteikarte zugesteckt, sie erleben sie in einer Situation. Nutz das. Erinnern tut man nicht nur abstrakte Persönlichkeitsmerkmale, sondern auch, wie die Figur mit ihrem Umfeld interagiert, welche Rolle sie spielt. Wen brüllt der NSC an, als man ihn trifft? Welche Tätigkeit führt ein NSC fast immer aus, wenn man sie sieht? Falls du mit Fate vertraut bist, das ist ähnlich wie das Finden von Aspekten.
So bekommst du ein größeres Repertoire, das du aber trotzdem ganz gut memorieren kannst, und du musst nicht ein Dutzend subtil verschiedene Persönlichkeit nur mit Stimme und Gestik unterscheiden.
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Online tartex

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ich habe vor einigen Jahren einen interessanten Tipp gehört: stelle dir zu jedem der NSCs ein Tierspezies vor und versuche deren Auftreten und Klischees über sie ins Charakterspiel einzubauen. Natürlich nicht übertreiben! (Und vor allem den Spielern gegenüber nicht erwähnen, dass du das machst, oder was deine konkrete Inspiration ist.)
Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
Kumpel von Raven c.s. McCracken

Offline ghoul

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ich habe vor einigen Jahren einen interessanten Tipp gehört: stelle dir zu jedem der NSCs ein Tierspezies vor und versuche deren Auftreten und Klischees über sie ins Charakterspiel einzubauen. Natürlich nicht übertreiben! (Und vor allem den Spielern gegenüber nicht erwähnen, dass du das machst, oder was deine konkrete Inspiration ist.)

Ich glaube, das ist im schauspielerischen Ergebnis sehr lustig.
Allerdings würde mich das als SL wohl total rausreißen.
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Offline Krazuul

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Ich glaube, das ist im schauspielerischen Ergebnis sehr lustig.
Allerdings würde mich das als SL wohl total rausreißen.

Ich finde dies ist ein sehr wertvoller und gut umzusetzender Tipp, falls man denn in Fabeln gut bewandert ist. Ansonsten gerne mal ein Wochende darauf verwenden die gängigsten Tierfabeln lesen und die (meist sehr einfach einzuordnenden, schablonenhaften) Eigenschaften der verschiedenen Tiere kennenzulernen und dann im Rollenspiel umsetzen. Dann neben dem Namen des entsprechenden NPC einfach nur das passende Tier aufschreiben und schon hat man ein passendes "Profil".  :d

Offline Dreamdealer

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Da ich weder Dialekte kann, noch Akzente versuche ich jedem Charakter eine Besonderheit zu geben, die nicht unbedingt etwas mit Sprache zu tun hat.
Z.B. spielt immer mit seiner Kette / leerer Blick / Geruch nach X usw.

Die Tieridee finde ich klasse, das bleibt einem als SL gut im Gedächtnis und die Umsetzung ist auch vielfältig.
Ein Tanzbein und ein Arschtreter!

Offline aikar

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Meine Empfehlung: Lass es. Konzentriere dich auf die Handvoll wirklich wichtiger und erinnerungswürdiger NSCs und beschreibe den Rest nur oberflächlich. Oder verteil die NSCs an die Gruppe und führ es als Gruppendiskussion, wenn sie das wollen.

Aber es ist ohnehin schon blöd, wenn der SL sich mit sich selbst unterhält und noch blöder, wenn es in so einem Umfang geschieht.
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline Issi

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 NSC sollten unterhaltsam sein und im Gedächtnis bleiben.
Also überlege ich mir idR. vor dem Spiel was das für "Typen" sind.

Am markantesten sind Schwächen aber auch bestimmte Klischees mit denen man spielen kann.

Ein wirksames Mittel ist die Übertreibung.
Beispiel: "Der zerstreute Professor."
Kann zwar die absurdesten Theorien durchdenken, vergisst aber seine Brille ( die ihm auf der Nase sitzt), hat seit Monaten nicht mehr aufgeräumt, vielleicht sogar Jahren, und kann mit profanen Menschen, und ihren Vorstellungen eigentlich nichts anfangen.
Die Unterhaltung mit ihnen wird daher als überaus anstrengend empfunden, und hält ihn von wichtigeren Dingen ab.

Oder der Klischee Bruch.
Bsp. Der super muskulöse Barbar, der mit seiner riesen Axt und Lendenschurz durch die Gegend stapft, ist in Wahrheit keine "harte Sau" sondern super empfindsam.
Jedes kleine Tier wird gerettet, er isst nur vegetarisch und außerdem kann er nicht alleine im Dunkeln sein.
Töten will er als Pazifist auch niemanden.
Die Axt trägt er eigentlich nur, damit niemand ihn angreift.
(Wer den Film "Sternenwander" kennt, erinnert sich sicher an Robert Der Niro als  "
furchteinflösenden Piratenkapitän")

Für ausgewogenere, ernstzunehmendere Charaktere braucht es die richtige Dosis aus Archetyp/Klischee aber auch Menschlichkeit/Schwächen.
Für Persönlichkeits Typen finde ich
sowas wie introvertiert/ extrovertiert.
Oder auch sanguinisch/ melancholisch/cholerisch/phlegmatisch gar nicht schlecht.
(Wodurch zu reizen? Was sind die Werte der Figur? Was will sie? Was lehnt sie ab? Wie geht sie mit Stress um? Kann sie sich unterordnen oder nicht? Wie spricht sie mit anderen? Wie aggressiv kann sie werden? Was ist ihre Schwachstelle? Wo hat sie Traumata? Wem gegenüber zeigt sie sich wie? ( Wo spielt sie eine Rolle wo ist sie echt ?) etc.)

Ein durchschnittlicher Typ bleibt SPL idR. nicht im Gedächtnis. (Wichtige NSC sollten aber in Erinnerung bleiben)

Was kann Figuren besonders machen?
1. Ihre Erscheinung ( Körper/ Kleidung)
(Schön/Hässlich/ Klischeehaft/ Größe/Statur/ Gewicht/ Ohrenform/Besondere Haarfarbe/Augenfarbe/Hautfarbe- Beschaffenheit/ Schuppen/Fell/ Frisur/ Narben/ Brille/Hörner/Schwänze/Zähne/Klauen/Tattoos/Flügel/Fell/ Fehlende Körperteile/ Prothesen/ Kiemen/ Schwimmhäute etc. - Style/ Outfit)

2.Ihr Auftreten (Verhalten/ Ausdrucksweise)
(Begabt/ Geschickt/Tollpatschig/ Ängstlich/Zurückhaltend/ Von sich selbst eingenommen/ Wortkarg/ Starker Redefluss/ Sarkastisch/ Schmeichelnd/ Arrogant/ Belehrend/ Gönnerhaft/ Überheblich/ Selbstlos/ Entrückt/ Rücksichtslos/ Mitfühlend/ Ehrgeizig/Stolz / Bestimmend/ Unterwürfig/ Eitel/ Verhalten/Forsch / Verrückt/ Verachtend gegenüber X/  etc.)

3. Ihr Umfeld ( wie man sie behandelt)

4.Ihr Equipment ( Ausrüstung/ Besitz)
5. Ihre Fähigkeiten (Körperlich/Geistige)

« Letzte Änderung: 27.06.2022 | 10:38 von Issi »

Offline takti der blonde?

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Für meine D&D-Kampagnen,  notiere ich mir meine semi-wichtigen NSCs folgendermaßen (fiktives Beispiel von anderen Leuten zur Übung im Rahmen eines "workshops" befüllt):

Name Graf Sänd-Witch
Aussehen/Auftreten Sehr jung, temperamentvoll, unerfahren
Stimme Junge Stimme, betont Wörter falsch (Bsp: Blumento-Pferde, Gespen-Sternchen), aber: seine Betonung ist die Richtige!
Begehren Will staatsmännisch auftreten und ernst genommen werden
Intelligenz Verträumt, interpretiert oft falsch, naiv, Buchwissen
Moral schwarz-weiß-Denken, rassistisch (anerzogen: Kobolden)
Wissen Weiß davon dass einer der Anführer der Händlergilde nett zu alten Menschen ist und ihnen über die Straße oder um die Ecke bringen
Schätze Ring des Schutzes
Orte Schloss, Landanwesen, Schlosspark: auf ‘nem Baum
Spielwerte Noble; Butler-Bestfriend: einziger Berater, auf den er hört (sehr weise)

Erfunden habe ich das natürlich nicht, sondern es basiert auf der Darstellung der NSCs in "Kidnap the Archpriest".

Für weniger wichtige NSCs benutze ich folgende Struktur:

Name, (soziale) Funktion/Beruf, Charaktereigentschaft. Findet sich so auch in "Kidnap the Archpriest". Ein Beispiel direkt aus der Vorlage:

"Richard, painter, pretentious"

Starforce

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Zu viel Vorbereitung kann oft zusätzlich überfordern. Wenn es keine NPC sind, die du "kennst" und schon irgendwie intus hast, würde ich auch zu Random Tables raten:

https://www.reddit.com/r/BehindTheTables/comments/3zr0h4/npc_appearance_personality_faith_and_flaws/
https://www.reddit.com/r/BehindTheTables/comments/4q6c0h/npc_motivation_and_rumor_mill/
https://homebrewery.naturalcrit.com/share/BJxuMnFMV

Und generell für alles andere: https://www.reddit.com/r/BehindTheTables/wiki/index

Offline Haukrinn

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Da ich weder Dialekte kann, noch Akzente versuche ich jedem Charakter eine Besonderheit zu geben, die nicht unbedingt etwas mit Sprache zu tun hat.

Dito, das mache ich auch meist. Und bei unwichtigen NSCs auch gerne gruppenweise.

Allerdings habe ich auch selten so viele NSCs im Einsatz wie der Threadersteller. Dass da bei mir am Abend mehr als 5 Personen zusammen kommen, die wirklich eine gewisse Relevanz haben, ist die absolute Ausnahme. Die Konfliktkarte von meiner schon ewig laufenden WoD-Kampagne enthält zwar knapp 50 NSC, über die Hälfte davon kommt aber mitunter schon über Jahre nicht mehr zum Einsatz...
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Loduanor

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Ich hatte das gleiche Problem, als ich Out of the Abyss geleitet habe. Da zieht man mit einer Horde NSCs durch die Gegend.

Ich hab mich da total aufgerieben und das hat mir absolut keinen Spass gemacht.

Wenn ich das nochmal leiten würde, dann würde ich mir für jeden NSC eine Karteikarte mit Bild machen, was die jeweils wollen und wie die sich in der Interaktion mit den Spielern verhalten (freundlich, aggressiv, unterwürfig, enthusiastisch usw.) sowie eine Situation, in der es im Laufe der Abende der NSC mit der Gruppe interagiert.

Wenn die Gruppe dann bestimmte NSC selber einbindet, dann arbeite ich die stärker aus, der Rest der. NSC verschwimmt dann im Hintergrund, wie das ja auch in Fernsehserien passiert wo in verschiedenen Folgen andere Figuren Spotlight kriegen, und im Zweifel sterben langweilige NSCs dann sang- und klanglos in Kämpfen wenn die niemanden interessieren.

Tödlich ist es, wenn NSC minutenlang miteinander interagieren, im schlimmsten Fall führt der SL dann Selbstgespräche, da sind die Spieler nach 20 Sekunden geistig ausgestiegen.

Ich finde es reicht normalerweise Dinge zu sagen wie: NSC 1 und 2 kabeln sich wie jeden Abend darüber, ob das Essen richtig gewürzt ist, wer die erste Wache übernehmen muss, NSC 3 packt die Karten am Lagerfeuer aus und sucht Mitspieler, aber keiner will mehr seit sie vorgestern allen die Hosen ausgezogen hat. Da setzt sich für die Gruppe von allein ein Bild der Figuren zusammen, das Gehirn füllt das aus.

Es gibt bestimmt Leute, die das viel besser hinkriegen als ich, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich mir da als SL viel mehr den Kopf zerbrochen und vorbereitet habe als wirklich nötig ist, damit alle Spass haben.

Offline Sashael

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Bißchen spät zur Party, aber ich hab hier noch ne Dose Senf. ;D

Mehr als 10 sprechende einzigartige NSCs an einem Abend sind für die allermeisten Spieler ebenfalls schlicht Überforderung, nicht nur für die SL.

Wichtig: Du musst wissen, was der NSC will und was diese Person bisher dafür getan hat, das zu bekommen, was sie will. Wenn du nicht sicher bist oder überhaupt nicht weißt, was die aktuelle Agenda eines NSC ist, dann ist diese Person nicht wichtig genug, um sie auszuspielen. Tonlage etwas verschieben, damit die Person nicht wie du selbst klingst, und fertig. Deine Spieler merken sich diese Person entweder, oder halt nicht. Konzentrier dich auf die NSCs, bei denen du dich in sie hineinversetzen kannst, weil du weißt, was ihre Pläne und Erfahrungen sind. Meiner Erfahrung nach spielt man solche Leute intensiver und das verringert in meinen Runden die Roten Heringe, die sich die Spieler selbst angeln, weil man dem improvisierten Dorfschmied zu viel Farbe gegeben hat.

Tips: Atmung ist ein extrem wichtiger Teil des Sprechens. Klingt selbstverständlich, hat aber immense Auswirkungen.
Emotional aufgespeitschte Menschen atmen einfach schneller. Hyperventiliere ein wenig beim Reden und rede durchaus schneller, als du eigentlich kannst. Ja, man verhaspelt sich dabei, aber das tun panische/wütende/begeisterte Menschen ebenso.

Bei sehr ruhigen und gefassten Menschen verlangsame deine Atmung merklich und mache längere Pausen zwischen Sätzen als normalerweise. Also 1-2 Sekunden statt 1/4-1/2. Nicht dass die Spieler denken, der NSC wäre gerade eingeschlafen. :D
Berechnende und/oder weise Personen überlegen sich gut, was sie sagen und reden bedächtig, was dem Inhalt mehr Gewicht zu verleihen scheint. Ob das tatsächlich so ist, liegt meist im Auge des Beholders. ;)
Vermeide aber, die Worte lang zu ziehen. Worte lang ziehen erzeugt nämlich oft den Eindruck von niedriger Bildung oder Intelligenz. "Uuund daann hat Jaaason deem Pfeerd eeins miit der Geeerte geegeeben!"

Atmung pressen oder sehr flach atmen wird auch deine Sprechweise merklich ändern und kann auch schnell improvisierte NSCs diverser erscheinen lassen.
Wenn Gruppen durcheinander reden, sage einfach jeden Satz mit einer anderen Tonhöhe und ignoriere bestimmte Sprechweisen auch von eventuell anwesenden "wichtigen" NSCs. Deine Spieler/innen können sich eh nicht merken, von wem jetzt gerade welcher Satz kommt und es wird aber der Eindruck von vielen unterschiedlichen Personen erweckt. Sobald sie auf eine oder mehrere Informationen anspringen, kannst du ja wieder etwas mehr Einsatz bei der Darstellung zeigen. ;)

Zungenspiel ist ebenso ein hilfreiches Werkzeug. Versuche mal, beim Sprechen die Zunge am Gaumen und merklich hinter den Zähne zu halten. Dann lisple, also halte die Zunge beim Reden die ganze Zeit zwischen den Schneidezähnen. Voila, zwei komplett unterschiedliche NSC.

Und schlussendlich: Deine Spieler sind keine Theaterkritiker und vergessen eh meist die Hälfte, also sei nicht so hart mit dir selbst und versuche nicht drölfzig NSCs mit authentischem Leben darzustellen. Ein halbes Dutzend wichtige Leute reichen den allermeisten Spielern als Anlaufpunkt eh schon aus und deren Agenden (s.o.) kann man sich auch gut merken. Es muss nicht JEDER NSC ein besonders herausstechendes Merkmal haben. :D
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Offline klatschi

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Ich fand dieses Video für die Stimmen auch nett und hab angefangen, das ein bisschen im Auto zu üben wenn ich auf dem Weg in die Arbeit bin 😂

https://youtu.be/FVmAEezr6ao

Offline Sashael

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Ich fand dieses Video für die Stimmen auch nett und hab angefangen, das ein bisschen im Auto zu üben wenn ich auf dem Weg in die Arbeit bin 😂

https://youtu.be/FVmAEezr6ao
Pretty cool!

Ich benutze diverse Techniken schon  selbst, aber ich finde es immer wieder faszinierend, wenn Dinge, die ich intuitiv benutze, Definitionen und Erklärungen bekommen, warum sie diese und jene Effekte haben.

Sehr nice!
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Offline klatschi

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Ich benutze diverse Techniken schon  selbst, aber ich finde es immer wieder faszinierend, wenn Dinge, die ich intuitiv benutze, Definitionen und Erklärungen bekommen, warum sie diese und jene Effekte haben.

Sehr nice!

Ja, sehr. Viele der Ansätze sind bei mir auch schon intuitiv dagewesen, aber ich finde es nicht schlecht, mal explizit darüber nachzudenken. Dein Beitrag hat mich daran erinnert :-)
Ich finde die Kombinationen auch nicht immer leicht und eingängig, aber es reicht definitiv, wenn man sich ein wenig Gedanken darüber macht, bleibt ja genügend Spielraum.

Offline ArneBab

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Ich habe mir eine Liste mit prägnanten Darstellungsweisen gebaut:

|   | 1: Haltung  | 2: Gestik       | 3: Sprechen | 4: Gimmick    |
|---+-------------+-----------------+-------------+---------------|
| 1 | Überheblich | Pistole/Pfeil   | Samtig      | Stift rauchen |
| 2 | Schüchtern  | Merkelraute     | Schroff     | Stift kauen   |
| 3 | Aufrecht    | Gefaltete Hände | Hoch        | Notizblock    |
| 4 | Aufmerksam  | Geballte Fäuste | Tief        | Würfel        |
| 5 | Hochnäsig   | Hände kneten    | Langsam     | Ein Schal     |
| 6 | Verspielt   | Ausladend       | Schnell     | Tee trinken   |

|   | 5: Tick                             | 6: Tick                     |
|---+-------------------------------------+-----------------------------|
| 1 | Räuspern                            | Mit Münzwurf entscheiden    |
| 2 | Bart streicheln/Mit Strähne spielen | An Hut/Mütze tippen         |
| 3 | Krawatte/Kragen/Bluse zurechtzupfen | Nägel reinigen/lackieren    |
| 4 | (Sonnen-)Brille hochschieben        | Haustier streicheln/füttern |
| 5 | An die Nase greifen                 | Fingerknöchel kauen         |
| 6 | Faust in die Handfläche schlagen    | Am Kopf kratzen             |

Ansonsten verwende ich inzwischen Tabellen mit Zufälligen Werten und Listen min zufälligen Personen, um schnell was zur Hand zu haben.



Das ist eine Weiterführung von Ideen zu „Was brauchen NSCs mindestens?“: https://www.1w6.org/deutsch/sl-tipps/interessante-charaktere-darstellen/was-brauchen-nscs
« Letzte Änderung: 6.07.2022 | 18:23 von ArneBab »
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«