Autor Thema: "Touristisches Rollenspiel"  (Gelesen 2845 mal)

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Online Kurna

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #25 am: 4.11.2022 | 15:43 »
Eigentlich ist dieser tourismus/Sightseeing desselben wie fanservice, man bringt halt die Elemente ein, die die Spieler aus anderen Publikationen kennen und mögen. Da es aber nur zum angucken ist und nicht um etwas damit zu tun, ist es nur Beiwerk.

Also ich sehe da die Übergänge durchaus fließend. Zumindest in unseren Vampiresabenteuern ist es nicht so, dass wir historische Figuren nur bestaunen, ohne mit ihnen zu interagieren. Albert(us Magnus) und Stephan (Lochner, Kölner Maler) würden da vermutlich vehement widersprechen. Denen hat unsere Truppe schon ganz ordentlich vor die Schienbeine getreten, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Und den hl. Dominikus haben wir in unserer Welt tatsächlich umgebracht. Wobei das natürlich trotzdem den geschichtlichen Ablauf nicht ändert, da wir in der Gegenwart spielen und somit nur die vampirische Version dieser Personen heute kennen.
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Offline ghoul

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #26 am: 4.11.2022 | 15:46 »
Im Eröffnungsbeitrag ging es um Tourismus im Sinne sehenswürdiger Elemente des Milieus vs. generischer Elemente.
Im Laufe des Threads haben viele Teilnehmer sich nun auf die ganz andere Definition "nur anschauen, nicht anfassen" eingeschossen. Ist das noch im Sinne des TE?
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Offline Megavolt

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #27 am: 4.11.2022 | 16:08 »
Im Eröffnungsbeitrag ging es um Tourismus im Sinne sehenswürdiger Elemente des Milieus vs. generischer Elemente.
Im Laufe des Threads haben viele Teilnehmer sich nun auf die ganz andere Definition "nur anschauen, nicht anfassen" eingeschossen. Ist das noch im Sinne des TE?

Diskussionen sind dynamisch, und ich bin definitiv der threadinhaltslibertäre Typ.

Aber dein Gedankengang ist gut, ich hatte mir auch schon gedacht, ob die Unberührbarkeit ein hartes Kriterium ist. Genau wie das Railroading kommt es oft im Doppelpack daher mit touristischem Rollenspiel, auf jeden Fall. Zwingend scheint mir das aber nicht zu sein.

Anekdotische Evidenz: Wir haben 1W3 aventurische Städte eingeebnet (grob angefasst) und fanden es trotzdem cool, einem Heptarchen zu begegnen (ihn touristisch wahrzunehmen).
« Letzte Änderung: 5.11.2022 | 00:14 von Megavolt »

Offline ghoul

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #28 am: 4.11.2022 | 16:11 »
Deshalb frage ich. Das sind orthogonale Kriterien. Du bist ja der, der den Begriff "touristisches Rollenspiel prägen" wollte.  ;D
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Offline Megavolt

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #29 am: 4.11.2022 | 16:12 »
Ich kann den Begriff ja auch als "ganz besonders krumm und unnütz" prägen. Hauptsache geprägt.  ~;D

Offline ghoul

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #30 am: 4.11.2022 | 16:21 »
Fehlprägungen erreichen oftmals einen hohen Sammlerwert!
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Offline Quaint

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #31 am: 4.11.2022 | 16:58 »
Gibt es nicht schon länger den Begriff der Exploration, also gemeinhin der "Erkundung des Settings" im Spiel? Jedenfalls sind in meinen Runden solche Elemente nicht selten, aber man spielt ja immernoch Rollenspiel, bei mir wird da also manchmal durchaus auch angefasst.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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Online Maarzan

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #32 am: 4.11.2022 | 17:03 »
Gibt es nicht schon länger den Begriff der Exploration, also gemeinhin der "Erkundung des Settings" im Spiel? Jedenfalls sind in meinen Runden solche Elemente nicht selten, aber man spielt ja immernoch Rollenspiel, bei mir wird da also manchmal durchaus auch angefasst.

Exploration des Settings war meinem Empfinden da aber deutlich interaktiver, zu guten Teilen auf die Funktionsweisen ausgerichtet, also an der Weltmaschine Knöpfe drücken, Hebel ziehen, Kabel umstecken, ziehen, kappen  ...
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Feuersänger

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #33 am: 4.11.2022 | 17:27 »
Im Eröffnungsbeitrag ging es um Tourismus im Sinne sehenswürdiger Elemente des Milieus vs. generischer Elemente.
Im Laufe des Threads haben viele Teilnehmer sich nun auf die ganz andere Definition "nur anschauen, nicht anfassen" eingeschossen. Ist das noch im Sinne des TE?

Schon witzig, mir ist das gar nicht aufgefallen, dass das nicht unbedingt dasselbe ist. Schließlich haben es IRL Sehenswürdigkeiten so an sich, dass man sie nur angucken, nicht antatschen darf. Aber klar, theoretisch kann man ingame freilich auch die beeindruckende Festungsanlage Neudrakstein erst bewundern, und _dann_ erobern und ausplündern.

Wir haben zB in Forgotten Realms Kampagnen durchaus immer ein wenig Tourismus betrieben -- Orte wie Dalelands, Neverwinter, Waterdeep, Aglarond und deren Lokalkolorit zelebriert und auch mit deren Machthabern interagiert. Auf der Skala würde ich das etwa auf 3, vllt maximal 4/10 verorten. Den Großteil der Zeit ging es immer noch um unseren eigenen Stiefel. Der offizielle Metaplot galt bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir die Kampagne beginnen ließen - ab da war alles offen. So haben wir zB ca 1371/72 Fzoul Chembryl erschlagen und die Rückkehr Banes verhindert, war geil.

Dagegen habe ich bei Golarion wenig bis keine Touristengefühle. Das ist für mich halt ein Flickenteppich aus vielen kleineren Settings, an den Kanten grob zusammengenäht, mit kaum Überlappung. Nur eine Mitspielerin hatte sich da etwas tiefer in die Lore eingelesen und wusste zu manchen Stichwörtern das eine oder andere zu berichten. Kann also sein, dass der Sightseeingfaktor für sie eine 2/10 war, für den Rest von uns maximal eine 1/10.

Und schließlich Aventurien wird für die meisten einen sehr hohen Tourismusfaktor haben, siehe die vorgenannten 9/10. Und hier ist ja das "Nur anschauen, nicht anfassen" auch besonders stark ausgeprägt. In etlichen Abenteuern sind die SC nur als Zaungäste geduldet; entweder wird in neuralgischen Szenen in einen Cutscene-Modus gewechselt, oder man darf von vornherein nur Handlangerdienste für die wahren Helden der Geschichte vollführen.

Damit habe ich jetzt noch das zusätzliche Fass "Metaplot" aufgemacht, denn ich habe den Eindruck, dass Tourismus- und Metaplotfaktor korrelieren. Könnte aber auch Zufall sein. Was meint ihr?
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Eismann

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #34 am: 4.11.2022 | 17:41 »
Zumindest wenn man über längere Zeit hinweg touristisch spielen will, ist ein Metaplot und auch ein "nur gucken, nicht anfassen" fast zwingend, zumindest aber hilfreich. Denn wenn man die Welt selbst auf links drehen kann bzw. es auch keine Definition gibt, wie sie sich entwickeln soll, trifft man nach einer Weile eben auf immer weniger ursprünglich definierte und daher touristisch besuchbare Elemente.

Offline Megavolt

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #35 am: 4.11.2022 | 17:49 »
"Metaplot" und "touristisches Rollenspiel" haben ein bisschen das Henne-und-Ei-Problem, was ihr Verhältnis zueinander angeht.

Offline Carus

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #36 am: 4.11.2022 | 17:56 »
Zwei Gedankenassoziationen zum Begriff "Touristisches Rollenspiel" aus meiner DSA-Optik:

1. In DSA 5 gibt es zu jeder Regionalspielhilfe ein passendes Begleitabenteuer. Die führen einem durch verschiedenen Teile der Region und stellen einem dabei immer typische Elemente von Land und Leuten vor. Natürlich ist das Ganze in ein Abenteuer eingebettet (mal mehr, mal weniger Weltverändernd) aber die hatten für mich immer Sightseeing-Charakter. Ich mag die immer gerne aber gerade bei Leuten, die schon lange in Aventurien unterwegs sind, wird das teilweise auch negativ aufgenommen.

2. Für neue Regionalspielhilfen sind sogenannte Abenteueraufhänger ein wichtiges Kriterium, das regelmässig eingefordert oder gelobt wird. Ich hab mir mal die DSA 2 RSH zum Bornland angesehen, wo dieses Kriterium offenbar wohl noch nicht so wichtig war und die lesen sich tatsächlich teilweise wie Reiseführer:

Etwa die ersten 90 Meilen verläuft die Straße durch relativ dichtbesiedeltes Gebiet; nahe des Weges erblickt der Reisende üppige Felder, auf denen Hafer, Roggen und Kartoffeln gedeihen und Weiden, von denen Norburger Riesen, Nordmähnen oder Bornische Bunte zu ihm herüberschauen. Vom
Meer wird die Straße meist durch einen bis zu zwei Meilen breiten Dünengürtel getrennt. Ein Ausflug zu einem der schmucken Fischerdörfer an der Küste wird sehr empfohlen.


Ich fand das aus heutiger Sicht sehr charmant und wir haben diesen Tourismus auf der Reise dann auch ausgespielt (In den neueren Büchern sind diese Beschreibungen teileweise nicht mehr vorhanden.) Im Vergleich zum ersten Punkt war das auch wirklich Tourismus, ohne jedes Abenteuerelement. Ob einem sowas gefällt ist sicher auch vom Spielstil abhängig aber als Abwechslung finde ich das ganz nett. Aber gäbe es auch heute noch nur solche Beschreibungstexte, dann hätte ich da wohl meine Mühe damit - so war es für mich ein netter Stilbruch.

Offline 1of3

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #37 am: 4.11.2022 | 19:52 »
Gibt es nicht schon länger den Begriff der Exploration, also gemeinhin der "Erkundung des Settings" im Spiel?

Der Begriff ist ein bisschen anders gelagert, würde ich sagen. Exploration kann auch erspielen bedeuten, experimentieren, sich erzählerische Bälle hin und her spielen. Es hat auch nicht notwendig etwas mit Settinginhalten zu tun. Wir können auch zusammen ein Thema oder gewisse Motive erforschen.

Offline Teylen

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #38 am: 4.11.2022 | 21:23 »
In Bezug auf Tourismus-Arten wäre mein Verständnis der zwei unterschiedlichen:

Pauschaltourismus ist für mich wenn man entweder nur an einem Ort wie bspw. ein Resort ist mit ab und an Exkursionen oder auch wenn man einem Touristenführer, ggf. über mehrere Tage, hinterherdackelt mit ein paar Stunden hier und da wo man Freilauf hat.
In Bezug auf D&D wäre meines Erachtens die Hoard of the Dragon Queen bzw. Rise of Tiamat Kampagne ein gutes Beispiel dafür. Sie führt die Charaktere brav einmal durch die Highlights der Schwertküste, wo die Spieler auch hier und da was machen dürfen, im Grunde ist es aber so ein Highlight-Wheel von WoTC.

Individualtourismus ist für mich wenn man an einen Ort fährt und sich dann selbst entscheidet was man anschauen will oder nicht.
In Bezug auf Höhlen bin ich so in ziemlich jedes offene größere (Höhlen-)Loch in San Antonio gegangen wo man legal rein oder dran darf, dafür habe ich dann, keine Ahnung, da keine Events besucht oder andere Dinge gemacht die ein Touristenführer geplant hätte.
In Bezug auf D&D wäre meines Erachtens da der erste Teil (und nur der erste Teil) der Rime of the Frostmaiden Kampagne ein Beispiel für.

So oder so sehe ich den Kern von Tourismus nicht in der Interaktion.
Ich gehe mir Höhlen anschauen, weil ich die jeweilige Höhle nicht kenne, und zu bestimmen wie die Höhle aussieht, würde mir persönlich etwas in meine touristische Erfahrung spucken.
In etwa so wie ich mir in einer Woche Madrid vier (oder drei?) Flamenco Shows angesehen habe, ohne das Bedürfnis zu haben da mitzumischen wie die das mit dem Flamenco so machen sollen; und siehe da,... es gab nur einmal ein sehr, sehr kurzes Kastagnetten Geklapper in einer Show. (wo ich persönlich dachte die klappern eigentlich immer mit den Dingern, wenn sie schon beim Flamenco sind)


So das erleben von historischen Ereignissen oder das beobachten von NSC ist für mich weniger Tourismus sondern mehr oder weniger Theater oder vielleicht noch immersives Theater, eventuell noch Kino.
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Camo

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #39 am: 4.11.2022 | 21:36 »
Tatsächlich gibt es das fast so lange, wie es Rollenspiele gibt, nämlich seit 1975 (eigentlich seit 1974, da kam es im Selbstverlag, 75 wurde es dann noch einmal von TSR herausgegeben): Empire of the Petal Throne von Professor M.A.R. Barker. Eine Welt, in der Fantasy und SF durchaus vermischt sind, mit wunderschön ausgearbeiteten Rassen, darunter auch Insektenarten. Plus Sprachen... ja, das ist vergleichbar mit Mittelerde. War in der ersten Edition derart tödlich, dass man die ersten ein oder zwei Level dazu nutzen musste, in der Stadt sich in die Kultur einzufinden, Kontakte zu knüpfen und Hilfen zu finden, bevor man vorsichtig "auf Abenteuer" ausziehen konnte, vorher wäre das simpel einfach Selbstmord gewesen.
Wahnsinnig schöne und umfassend beschriebene Welt mit Namen Tékumel... kennt aber hierzulande kaum einer, weil es den meisten zu kompliziert ist, sich in die Welt einzuarbeiten, sie sich zu sehr eingeschränkt sehen und nicht schnell genug gekloppt werden kann. Die Welt lebt durch eine kleine und sehr engagierte Fangemeinde aber bis heute fort. Es GAB mal eine deutsche Version des Grundbuches... "Tékumel. Kindheit und Jugendjahre in Tsolyánu" - mehr hat es nie in die Übersetzung geschafft. Leider.

Offline unicum

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #40 am: 4.11.2022 | 22:56 »
Tourismus ist für mich wenn ich mir Orte anschaue die ich nicht kenne und dort ggf neue Leute kennenlerne die ich auch nicht kenne, Neue Gebräuche, neue Sitten, generell ist es "neues kennenlernen" übertragend zum Rollenspiel ist es dann für mich auch wenn ich, oder zumindest meine Spielfigur, eine neue Welt kennenlerne. Aber je mehr es für mich und meine Spielfigur neu ist - umso mehr Tourismusfeeling hätte ich.

Je älter ich werde umso weniger Torismusempfinden hatte ich bei "neuen" Spielwelten,... da war oft genug "Ah das ist wie dies und das oder jenes und welches,..." es wird also immer schwieriger mich dahingehend hinzureisen. Mich mit echter kreativität da aus dem häusschen zu bringen wird immer schwieriger (Leider).

Offline Megavolt

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #41 am: 4.11.2022 | 23:10 »
Tourismus ist für mich wenn ich mir Orte anschaue die ich nicht kenne und dort ggf neue Leute kennenlerne die ich auch nicht kenne, Neue Gebräuche, neue Sitten, generell ist es "neues kennenlernen" übertragend zum Rollenspiel ist es dann für mich auch wenn ich, oder zumindest meine Spielfigur, eine neue Welt kennenlerne. Aber je mehr es für mich und meine Spielfigur neu ist - umso mehr Tourismusfeeling hätte ich.

Je älter ich werde umso weniger Torismusempfinden hatte ich bei "neuen" Spielwelten,... da war oft genug "Ah das ist wie dies und das oder jenes und welches,..." es wird also immer schwieriger mich dahingehend hinzureisen. Mich mit echter kreativität da aus dem häusschen zu bringen wird immer schwieriger (Leider).

Ich muss gestehen, das geht jetzt genau in die Gegenrichtung zu dem, was ich mit dem Begriff "Tourismus" an Assoziationen zu erzeugen versuche. :)

Aber du hast völlig Recht, man fährt als Tourist nach Irland, weil man Irland nicht kennt und es erleben will.  :d

Gegenargument:
Man fährt nach Irland, weil man ahnt, dass Irland sehr schön ist (was es auch ist), weil man gewisse Bilder im Kopf hat. Man fährt aber nicht nach Turkmenistan, u.a. weil man damit gar nix verbindet und weil es ein bisschen gefährlich klingt (und wohl auch ist).

Aber hey - ich bin auch ein Spießer. Ich fahre an einen Ort, auf den ich mich freue. Ich fahre nicht ins kontextlose Nirgendwo.

Ich hoffe, wir landen jetzt nicht beim Begriff "Heimattouristisches Rollenspiel".  ~;D
« Letzte Änderung: 4.11.2022 | 23:18 von Megavolt »

Online schneeland (N/A)

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #42 am: 4.11.2022 | 23:22 »
Man fährt nach Irland, weil man ahnt, dass Irland sehr schön ist (was es auch ist), weil man gewisse Bilder im Kopf hat. Man fährt aber nicht nach Turkmenistan, u.a. weil man damit gar nix verbindet und weil es ein bisschen gefährlich klingt (und wohl auch ist).

Ich das trifft den speziellen Reiz des touristischen Spiels schon ganz gut - es gibt eine Art Sightseeing in so einer bekannten Welt. Für mich selber und die vergessenen Reiche gesprochen: wo die einzelnen Händler in Tiefwasser stehen und was das Bier kostet ist ziemlich egal, aber dass es Luskan gibt und das ein Piratennest ist, oder dass da Barbarenstämme im Eiswindtal leben oder man tief im Süden Calimport findet, das ist schon relevant, weil es eben so einen angenehmen Wiedererkennungseffekt hat (analoges ließe sich z.B. auch für das Seattle der 2050er und Umgebung anführen). Da kann es dann immer noch viel Neues rundherum geben oder man setzt auch vielleicht mal "aus Versehen" irgendwas in Brand, aber es gibt insgesamt schon ein paar feste Bezugspunkte, bei denen es Freude macht, wenn sie im Abenteuer auftauchen.
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Offline Rorschachhamster

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #43 am: 4.11.2022 | 23:48 »
Als Gegensatz dann Exploratives Rollenspiel, also anstatt bekannte Orte zu sehen, völlig neue Gegenden zu erkunden? In einer unbekannten Kampagnenwelt? Frage so als alter Sandboxer... Obwohl... meine Spieler suchen gerde nach Atlantis ~;D, damit ist das dann - eine Mischform?  :think:

EDIT: Jetzt sehe ich eine Kasse und Fremdenführer für Atlantis vor meinem Inneren Auge...  ~;D
« Letzte Änderung: 4.11.2022 | 23:53 von Rorschachhamster »
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Online schneeland (N/A)

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #44 am: 5.11.2022 | 00:53 »
Exploratives Spiel als anderer Endpunkt der Skala passt, glaube ich, ganz gut. Und alle Mischformen dürfen sich dann, wie schon im Eingangsbeitrag vorgeschlagen, dazwischen einsortieren.
Bei einem Tourismus-Wert von 10 sind dann natürlich sowohl die Öffnungszeiten von Atlantis bekannt wie auch die Eintrittspreise, die Aufschläge für Individual- und Gruppenführungen und ob es Rabatt für Studenten gibt ;)
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Offline Eismann

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #45 am: 5.11.2022 | 01:31 »
Ich würde sagen, es geht also im Kern um das Ziel des Erlebens (auch als Gegenstück zu "gestalten") einer detailreich ausgestalteten (und gegebenenfalls dem Spieler schon teils bekannten) Spielwelt.

Offline Teylen

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #46 am: 5.11.2022 | 03:00 »
Tourismus ist für mich wenn ich mir Orte anschaue die ich nicht kenne und dort ggf neue Leute kennenlerne die ich auch nicht kenne, Neue Gebräuche, neue Sitten, generell ist es "neues kennenlernen" übertragend zum Rollenspiel ist es dann für mich auch wenn ich, oder zumindest meine Spielfigur, eine neue Welt kennenlerne. Aber je mehr es für mich und meine Spielfigur neu ist - umso mehr Tourismusfeeling hätte ich.
Hm, ich persönlich merke in Bezug auf meine Reisen das es mich bei Reisen zu Orten zieht die ich schon kenne.
Heißt, von Rund 7 Urlauben in den USA war ich 3x in San Antonio. Ich mag die Stadt, ich fühl mich da halbwegs wohl und ich finde jedesmal auch etwas neues.
Wobei ich alle 3x im selben Streichel-Aquarium-Zoo war, wobei die tatsächlich immer neue Tiere da hatte.

In Bezug auf das Rollenspiel,.. also ich würde behaupten die World of Darkness in Bezug auf Vampire recht gut zu kennen.
Daneben sind so gefühlt etwa 80% meiner Charaktere vom selben Vampir-Clan, also quasi selbe Klasse.
Dennoch mag ich da immer wieder in die Welt und meinen Lieblings-Clan zurück kehren, um halt davon mehr zu sehen.

Ansonsten reist man in der Regel nicht überall einfach so hin, weil Reisen ja Kosten. Sowohl Geld als auch Zeit.
Da zieht es mich mehr zu Orten die ich interessant finde, wo ich erwarte halbwegs gut zurecht zu kommen (bspw. in Bezug auf Sprache) und wo ich mich nicht in Gefahr wäge.
Der Aspekt der Gefahr, ob real oder nicht, in Tunesien war ich eher sehr eingeschüchtert, gibt es so im Rollenspiel nicht. Heißt gerade da kann man gern auchmal nach Turkmenistan (oder Australien wo es ja angeblich mega viel giftige Tiere gibt), obwohl man es nicht kennt, gerade weil einem da, so als Person, nichts geschehen kann.
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Offline DerEskapist

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #47 am: 5.11.2022 | 08:07 »
Vor langer Zeit habe ich mal Pendragon 1ste Edition geleitet und ich war mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Es war Tourismus durch die Artussage mit vielen bekannten Figuren, wie Merlin, Gawain oder Ginevra. Leider ist mir das im Spielgefühl auch zu sehr nach Tourismus im negativen Sinne geraten. Die Spieler laufen durch diese wumdervolle Welt, sind aber leider eher Nebenfiguren oder Statisten und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Eigentlich war ich ursprünglich von diesem Tourismus als Spielleiter begeistert,  aber im Nachhinein  hätte ich mir eine interaktivere Spielerfahrung für die Spieler gewünscht und sie stärker in den Mittelpunkt stellen sollen. Dazu hätte ich abkommen müssen vom Modus "Begehen eines Museums". Das habe ich mir für künftige Rollenspiele auf die Fahne geschrieben,  weil Tourismus in dem in Pendragon erlebten Sinne hat halt viel zu wenige Facetten ausgeschöpft die im Rollenspiel in seiner gesamten Bandbreite möglich sind.

Nicht falsch verstehen : Greg Stafford hat ein tolles System geschaffen, aber für meinen Geschmack darf man nicht eine endlos lange Artuskampagne by the book im reinen Tourismus-Mous abziehen damit. Das wird auf Dauer zu langweilig...
« Letzte Änderung: 5.11.2022 | 08:09 von DerEskapist »
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Offline Dimmel

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #48 am: 5.11.2022 | 11:16 »
Also ich sehe da die Übergänge durchaus fließend. Zumindest in unseren Vampiresabenteuern ist es nicht so, dass wir historische Figuren nur bestaunen, ohne mit ihnen zu interagieren. Albert(us Magnus) und Stephan (Lochner, Kölner Maler) würden da vermutlich vehement widersprechen. Denen hat unsere Truppe schon ganz ordentlich vor die Schienbeine getreten, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Und den hl. Dominikus haben wir in unserer Welt tatsächlich umgebracht. Wobei das natürlich trotzdem den geschichtlichen Ablauf nicht ändert, da wir in der Gegenwart spielen und somit nur die vampirische Version dieser Personen heute kennen.

Wenn man einen Begriff prägen möchte, dann ist meine Meinung sollte man dieses was man da benennt möglichst strikt von anderen Sachen abgrenzen und dann möglichst präzise benennen.  In diesem konkreten Fall geht es um eine Spassquelle. Die wird in Wirklichkeit nie einzig und alleinig vorkommen sondern in den allermeisten Fällen in Verbindung mit anderen Spassquellen.

Meine Interpretation von euerem Fall:
Es halt ein "Sightseeing beim Aufdecken einer Vampirverschwörung" oder so (je nachdem was in euerem Abenteuer halt los war). Anderherum: Das Aufdecken, dass irgendeine Persönlichkeit einer Region in Wahrheit ein Vampir ist und diesen dann das Handwerk zu legen, wäre vermutlich ein amüsantes Abenteuer auf vielerlei Welten. Ihr habt es euch aber noch versüsst, das es halt eine realweltliche Persönlichkeit war, damit hat das eine ganz andere Dimension bekommen.


Ich denke, "Sightseeing" triffts auf den Kopf.

Ehrlich, wenn dem so ist, dann sollte man das auch so nennen. Sonst bekommt man so Begriffe wie "Powergamer" oder "Railroad", die jeder anders versteht.

(Ich möchte aber bitte keine Nebendiskussion über die Definition dieser beiden Begriffe starten, wer sich dafür interessiert findet sicherlich genug andere Stränge darüber auch in diesem Forum :) )

Offline Olibino

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Re: "Touristisches Rollenspiel"
« Antwort #49 am: 5.11.2022 | 11:18 »
Ich erinnere mich gerade an eine Monster of the Week-Runde in New Orleans während des berühmten Mardi Gras-Faschings. Die Spielleiterin hatte das sehr lebhaft beschrieben mit vielen Bilder. Und wir haben am Ende den kompletten Faschings-Umzug gesprengt. Das hat bei mir durchaus Lust erzeugt, selber mal nach New Orleans zu reisen.

Wäre das touristisches Rollenspiel?

Allerdings kenne ich ein ähnliches Gefühl innerhalb von Fantasy-Welten nicht.
Es ist ein Unterschied, ob du in einen von mir hingefrittelten namenlosen Dungeon mit Vulkanquelle hineinsteigst (kein Sightseeing), oder aber in Ingerims Schlund im Rashtulswall in Aventurien, bei dem es sich um das abgeschlagene Haupt eines Giganten handeln soll (usw.), und wo bereits 3 Abenteuer zu erschienen sind (Sightseeing).
Für mich wäre das kein Unterschied. Ein selbst ausgedachtes Abenteuer vs. ein Kaufabenteuer, das ist alles.

Auch bei Romanen/Filmen. Es haben ja nie alle Spieler die selben Erfahrungen gemacht. Manche sind großer Fan eines Filmes und andere kennen ihn gar nicht. Für mich hat das nie einen spürbaren Unterschied gemacht, ob ich ein Setting aus einem Film kannte oder nicht.

Ich persönlich mag es sehr, wenn sich der Spielleiter oder alle Spieler gemeinsam etwas kreativ ausdenken, anstatt nur gekaufte Dinge nachzuspielen. Insofern kann ich vielleicht dieses Sightseeing-Gefühl nicht nachempfinden?

Darf ich mal fragen: Was ist denn genau am Spielgefühl anders, ob ich in Ingerims Schlund oder einem namenslosen Dungeon bin?